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wisse Beschraͤnkungen beabsi tigte, von 188 gegen 108 timmen verworfen. Das Hans vertagte sich m 3 uͤhr orgens.
London, 22. Juni. Die neuesten uͤber den Gesund⸗ heits⸗Zustand Sr. Majestaͤt erschienenen drei Bulletins lau⸗
ten wie folgt: Schloß Wind sor, den 20. Juni. Des Koͤnigs Nachtruhe wurde durch Husten mit Aus— wurf unterbrochen, indessen beklagten sich Se. Majestaͤt die⸗ sen Morgen weniger. Schloß Wind sor, den 21. Juni. Der Schlaf des Koͤnigs wurde wieder durch Husten mit Auswurf unterbrochen, und Se. Majestaͤt fuͤhlten sich heute fruͤhe ermattet.
der ihn seit Kurzem befallen
it dem Husten verbundenen Aus—
iterung von Lungen-Geschwuͤren
adurch zwar gemindert, aber die
Patienten sehr erschoͤpft worden.
Beide Aerzte verlassen Se. Majestaͤt nicht, und jede Nacht
bringt Herr Brodie wachend zu. Der Herzog von Dorset
und der Graf Catheart erkundigten sich persoͤnlich nach dem
Befinden des Koͤnigs, wurden jedoch nicht bei Sr. Majestaͤt vorgelassen.“
Der Herzog und die Herzogin von Cumberland und Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen speisten ge⸗ stern . Mittage beim Prinzen Leopold in Elaremont.
n der heutigen Sitzung des Unterhauses will der Oberst Sibthorp darauf antragen, daß 1) die Fremden auf der Gallerie bei den Abstimmungen des Hauses sich nicht mehr zu entfernen brauchen, und 2) den Zeitungs⸗Bericht⸗ erstattern größere Bequemlichkeiten als bisher zugewiesen wer— den. Die Times bemerkt, das Erstere sey recht zweckmaͤßig, weil von den Verhandlungen des Hauses nichts als noth— wendig geheim betrachtet werden solfte; das Letztere jedoch sey ganz uͤberfluͤssig, da durch die Gefaͤlligkeit des gegenwaͤr⸗ tigen Sprechers (Herrn M. Sutton) den Zeitungs⸗Bericht⸗ erstattern alle moglichen Erleichterungen gewaͤhrt worden seyen. Sie (die Times) muͤsse sich aber gegen diese angeb— lich wohlmeinende Absicht um so mehr erklaͤren, als damit den Berichterstattern die Bedingung auferlegt werden folle, Alles, was im Parlamente vorgehe, vollstaͤndig zu publieiren. Dies sey jedoch ganz unmoglich, denn abgesehen von ver— mehrten Arbeiten und Kosten, habe keine Zeitung Raum ge— nu die 10 bis 12stuͤndigen Unterhaltungen jeder Sitzung vollstaͤndig aufzunehmen.
Die Times nennt die von der Pariser Quotidienne gegebene Nachricht, daß unter andern Kabinetten auch das Englische dem Kaiser von Brasilien zu erkennen gegeben habe, daß es niemals die Einsetzung einer constitutionnellen Regierung in Portugal gestatten werde, eben so unwahr als ungereimt. .
Ihrer Meldung von der gluͤcklich vollbrachten Landung der Franzosen an der Kuͤste von Algier fügt die Times Fol⸗ gendes hinzu: „Man kann diese Ankunft, die ohne alle die— jenigen Unfaͤlle, die man von einer See⸗ Expedition gegen die Afrikgnische Kuͤste besorgen mußte, so wie ohne den auf einem feindlichen Ufer gewaͤrtigten Widerstand bewirkt worden ist, einem Siege gleich betrachten. Das Fehlschlagen verschiede⸗ ner fruͤher bewirkten Kriegsruͤstungen gegen die Macht der Barbaresken war immer zumeist der Schwierigkeit beim Lan- den der Invasions-Armee, ihrer Unkenntniß des Bodens, nachdem sie gelandet hatte, ihren Verlusten zur See oder durch Stuͤrme und dem hieraus entstandenen Man⸗ gel an Unterstuͤtzung von der sie begleitenden Flotte, nicht sowohl aber den maͤchtigen Fortificationen oder dem Wiyerstande der Truppen von Algier zuzuschreiben. Dieses Element, der Ungewißheit hat die ranzoöͤsische Expedition gluͤcklich uͤberwunden; denn war auch ihre Ueber— fahrt etwas langwierig, so ist doch kein Grund vorhanden,
zu glauben, daß sie von Ünfaͤllen begleitet gewesen sey, und
die Ausschiffuug des groͤßten und best⸗disciplinirten Truppen Corps, das jemals in? der neueren Zeit die Kuͤste von 6
Geschichte der Afrikanischen Invasionen angesehen werden. Es wird einige Zeit währen, ehe die Artillerte, die Feld⸗ Equipage, die Mundvorraͤthe und der sonstige Truppen ⸗Be⸗ darf an das Ufer geschafft werden konnen. Ist dies jedoch er st geschehen, so kann von dem Landungspunkte der Marsch nach Algier höͤchstens 24 Stunden bis zwei Tage dauern, so daß wir mit der naͤchsten Post schon von eiker Schlacht, einer Ue⸗ bergabe oder dem Beginn einer Belagerung hoͤren koͤnnen. Was nun aber auch das Resultat dieser merkwuͤrdigen Expedition seyn mag — ihre rasche Ausruͤstung, ihre vollständige Herstellung und ihre gewaltige Macht muüssen Europa eine hohe Idee von den Hulfsmitteln, die Frankreich sowohl fur den See— als für den Land-Krieg besitzt, so wie von der Thaͤtigkeit der Franzoͤsischen Kriegs Departements, beibringen.“ — Schließlich meint die Times, daß die Sieges“ achrichten aus Algier eben so wenig auf die Wahl⸗Kollegien einwirken duͤrften, als sie bisher auf die Fonds⸗Boͤrse eingewirkt haͤtten.
Der Devonport⸗ Telegraph aͤußert: „Wir haben aus mehrfachen Ursachen guten Grund, zu glauben, daß alle uns in der letzten Zeit uͤber Land zugekommenen Briefe von
erreicht hat, kann als der Anfang einer neuen Aera in der
unserm Geschwader im Mittellaͤndischen Meere, bei ihrer Passage durch das suͤdliche Europa, regelmaͤßig eroͤffnet worden und, wenn sie Nachrichten uͤber Algier oder sonst etwas po— litisch Wichtiges enthielten, gar nicht weiter geschickt worden sind. Unbezweifelt wird hieruͤber die Marseiller oder Pariser Polizei sehr guten Aufschluß geben koͤnnen.““
Neuerdings ist uͤber die Zeugen ⸗Aussagen vor dem Co— mité zur Untersuchung des Handels mit 9Ostindien und China ein Bericht im Druck erschienen. Herr Rickards, ein Zeuge, dessen Aussage von unseren Zeitungen sehr hoch gestellt wird, hat die Meinung abgegeben, daß die Ostindischs Compagnie ihren Handel in Ostindien nur mit Verlust betreibe, den das Territorial-Einkommen decken muͤsse. Auch sagte er, werde der Vortheil, den sie vom Chinesischen Handel ziehe, fuͤr weit groͤher gehalten, als es wirklich der Fall sey, und die fruͤher daruͤber gegebenen Berichte seyen saͤmmtlich un⸗ vollstandig. ĩ
Von unserer Kolonie am Schwanen flusse sind Depeschen eingegangen, die bis zum 30. Januar reichen und zufrieden⸗ stellender als alle fruͤheren lauten.
Aus Bengalen sind Caleutta, Zeitungen bis zum 4. Febr. eingelaufen In Salgaria und Burrhampore nahe bei Moorspedabad war die Pest ausgebrochen und hatte alle von ihr angesteckten Personen in 2 oder 3 Tagen hingerafft. Es starben mehr Manner als Frauen und fast jede Familie hatte einen Todesfall zu beklagen. Ein Ort, welcher die beste Seide lieferte, war fast ganz menschenleer, indem Einwohner und Fremde sich gefluͤchtet hatten. — Nach Berichten vom Persischen Meerbusen war die Cholera⸗Krankheit von Herat allmaͤlig durch Khorassan nach Tscheran vorgeruͤckt, wo Kong Mahomood und Prinz Kamoran, die letzten Glieder der Koö— niglichen Sudda-Familie in Afghanistan, Opfer derselben ge⸗ worden waren. — Die Ober⸗Verwaltung hat der Ackerban— Gesellschaft in Caleutta 20,000 Rupien bewilligt, um diese in Praͤmien fuͤr die beste Kultur von Taback, Zucker, Seide und Baumwolle zu vertheilen.
Aus Neufoundland schreibt man, daß 300 Schiffe
mit mehr als 2400 Mann an Bord in diesem Fruͤhjahr aus den verschiedenen Haͤfen von Neufoundland auf den Robben⸗ fang ausgelaufen waren. Siebzehn von diesen Schiffen wa— ren bis Ende Maͤrz mit 38,9683 Robben zuruͤckgekommen. Die Spanische Regierung soll den Zoll auf Kabliau um bei— nahe einen Viertel Dollar erhoͤht haben. Der Trinidad Guardian bis zum 2. Mai enthalt eine Proclamation des dortigen Gouverneurs Lewis Grant, welche die Errichtung von Sparbanken fuͤr die Sklaven der Ranzen Insel anordnet. Diese Banken sollen zu gewisfen Stunden des Tages offen stehen und Einlagen von nicht we— niger als einen und nicht mehr als zwanzig Dollars entge— gen nehmen; bevor die eingelegten Gelder nicht 5 Dollars betragen, werden keine Zinsen gezahlt. Die den Einlegenden zukommenden Zinsen werden ihnen einmal im Jahre als ein Kassen⸗Depositum gutgeschrieben. Der Kolonial⸗Schatzmeister revidirt alle 3 Monate die eingetragenen Summen und er— theilt darüber dem Gouverneur ein Certifikat, das alsdann dem Protektor der Sklaven zugefertigt wird. — Der Ge— burtstag des Königs war in Port d' Espagne mit großer Pracht gefeiert worden. ;
In Portsmonth ist das Königl. Schiff „Forte“ von 6 Kanonen aus Valparaiso mit 1,510, 6060 Dollars ange⸗ kommen, von denen indessen nichts fuͤr Rechnung der Berg⸗ werks Gesellschaften ist. Dasselbe hatte in Rio Janeiro an,
Beilage
Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Æ 179.
— 2 daher sehr wuͤnschenswerth, durch die Geistlichkeit und durch
elegt und daselbst die Herren Pinto und Gomez, deren er⸗ . Kammerherr und letzterer Seecretair des Kaisers von Brasilien ist, an Bord genommen; Beide sind bereits hier eingetroffen. — Der „Seringapatam“ von 46 Kanonen war
von Valparaiso nach den Gesellschafts- und Freundschafts— elt und wurde im Juni wieder zuruͤckerwartet,
ln gese . der Capitain Waldegrave den Ober-Befehl
ir tillen Meere uͤbernehmen sollte. 9 5 . n bis zum 5ten d. M. enthalten
ĩ ekanntmachung der Bank von Lissabon, daß 50 Mil— i, Reis von , e r . von 2 Millionen Milreis, dem Gesetz vom 15ten Oet. 1823 gemaͤß, vernichtet werden sollten, ferner einen auf die Besitzungen der Krone und der Ordens— Kapitel sich beziehenden Beschluß und ein Edikt hinsichtlich des von den Einnehmern, Schatzmeistern u. s. w. als Zahlung entgegen zu nehmenden Papiergeldes. .
Der Kapellmeister Hummel hat gestern Vormittags sein letztes Konzert hier gegeben. Der Andrang dazu war so groß, daß man sich gendͤthigt gesehen hat, einen Theil des Orchesters den Zuhoͤrern abzutreten. Am meisten hat auch diesmal wieder sein Zusammenspiel mit Hrn. Moscheles und seine freie Phantasie gefallen. Der Berichterstatter der Times sagt: „Es laͤßt dieser Abschied einen dauernden Ein druck in dem Andenken aller derjenigen zuruͤck, die das Gluͤck hatten, Zeugen so ausgezeichneter Künstleistungen zu seyn.“
Nied er lande.
Aus dem Haag, 24. Juni. Der heutige Staats— Courant enthaͤlt einen vom 2lsten d. datirten Königl. Be— schluß, wonach der hohe Gerichtshof seinen Sitz in hiesiger Residenz haben wird. Auch der Provinzial-Gerichtshof von Holland wird hier residiren. Zu Sitzen der uͤbrigen Pro⸗ vinzial-Gerichtshoͤfe sind die Hauptstaͤdte der einzelnen Pro— vinzen bestimmt.
Deutschlan d.
Baireuth, 21. Juni. Heute Nachmittag 5 Uhr sind Ihre Majestaäten der Koͤnig und die Koͤnigin unter Kanonen— donner, Glockengelaͤute und, dem Jubel einer aäͤußerst zahl— reichen Volksmenge in diese Stadt eingezogen und haben sich durch die festlich geschmuͤckten Straßen nach dem neuen Schlosse begeben. .
Muͤnchen, 24. Juni. Gestern sind Ihre Maj die verwitwete Koͤnigin mit Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Prin— zessin Marie von hier nach Wien abgereist. .
Die Münchner Zeitung berichtigt heute den in ih⸗ rem vorigen Blatte enthaltenen (gestern von uns mitge— theilten) Artikel uͤber die Abreise der Durchlauchtigsten Koͤnig⸗ lichen Familie dahin, daß JJ. KK. Hoheiten die Prinzen Otto und Luitpold den 2isten und J. K. Hoh. die Prinzessin Mathilde mit JJ. KK. Hoheiten den Prinzessinnen Adel— gunde, Hildegarde und Alexandra gestern von hier nach Bruͤckenaun abgereist sind, wohin sich auch heute das Perso⸗ nal des Köoͤnigl. Kabinets begeben wird Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Otto wird in 14 Tagen wieder hierher zuruͤckkom⸗ men und sodann nach Italien abreisen, um, wie im vorigen Jahre, die Seebaͤder daselbst wieder zu gebrauchen.
Außer Sr. Exxeellenz dem Koͤnigl. Staatsminister des
auses, des Aeußern und der Finanzen, 8 Grafen von . hat auch der Koͤnigliche Gberst-Kaämmerer,
Hr. Karl Graf von Rechberg, von Sr. Maj. dem Kaiser von Brasilien das Großkreuz des Kreuzordens (OCroceira), so wie Hr. Graf Tascher de la Pagerie, als gewesener Uebergabs-Kommissaͤr, und Hr. Graf von Mejean jun. das Ritterkreuz des besagten Ordens erhalten.
An alle Praäͤsidien der Koͤnigl. Kreis- Regierungen ist unterm 11. d. M. folgende Allerhöͤchste 6 ergangen:
„Waͤhrend in den saͤmmtlichen Kreisen des Koͤnigreiches auf Anregung Sr; Maj. des Königs der geschichtliche Sinn und Forschungsgeist neu erwachten und bereits zahlreiche erfreuliche Ergebnisse gewaͤhrten, zeigte sich doch auch (und zwar erst kuͤrzlich wieder an mehreren Orten) die Erfahrung, daß die von den Landleuten, nach Umstaͤnden auch von Weibern und Kindern, beim Feldbau, Fischfang und verschiedenen haͤuslichen Arbeiten und Gewerbsbetrieben aufgefundenen Roͤmischen und Germanischen Alterthuͤmer unbeachtet weggeworfen oder vollends zertruͤmmert worden sind. — Die Ausgrabung von Fundamenten, die Anlegung von Brennereien, der Betrieb von Sandgruben und Steinbrüchen fuhrt am haͤufigsten auf derlei unerwarteten Fund, und Muͤnzen, Geraͤthe und Waffen hat der Pfiug in großer Menge wieder ans Licht heraufgewuͤhlt. Es wäre
die Schullehrer eine groͤßere Aufmerksamkeit bei der Jugend und bei dem Volke auf dergleichen Gegenstaͤnde zu bewirken, damit sie wenigstens vor unbeachtetem Wegwerfen oder vor gedankenloser oder muthwilliger Zerstoͤrung bewahrt blieben. — Selbst das eigene Interesse muß die Finder hierzu auffor⸗ dern, da in jedem Kreise Liebhaber und Sammler und in mehreren Kreisen Antiquarien und historische Vereine beste⸗ hen, wichtigere Ausgrabungen aber, durch die Behoͤrden ein⸗ gesendet, in der Hauptstadt und in der kraͤftig hierauf hinge⸗ richteten Willens-Meinung Sr. Koͤnigl. Majestaͤt ihren loh⸗ nenden Absatz zu finden gewiß seyn durfen. — Die nach den Lokal⸗Umstaͤnden zweckmaͤßigste dies fallsige Verfuͤgung zu tref— fen, wird dem bewaͤhrten Eifer und der Sachkenntniß des Königl. Regierungs⸗Praͤsidiums anheimgestellt.“
Im Eingange des (letzthin bereits erwahnten) im neuesten Regierungs- Blatte enthaltenen Armee? Befehls Seiner Masestaͤt heißt es: „Wir haben Uns bei ver— schiedenen Gelegenheiten in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, das Rang⸗-Verhaͤltniß mehrerer Unserer sehr wuͤrdi⸗ gen — lange und mit Auszeichnung gedienten Militairs zu umgehen. Wenn nun gleich jede Befoͤrderung lediglich von Unserer Koͤnigl. Gnade abhaͤngt, sohin Rang -⸗Verhaͤltnisse keinen Anspruch hierauf begruͤnden konnen, fo haben Wir Uns dennoch veranlaßt gefunden, zur Beruhigung jener Bra— ven, welche die Ueberzeugung in sich tragen, daß nicht eigenes Verschulden, sondern allein nur hoͤhere Ruͤcksichten — zunaͤchst in physischer Beziehung — ihre Umgehung geboten haben, hiermit zu erklären, daß Wir denselben noch keinen Augen⸗ blick Unsere Königl. Huld und Gnade entzogen haben, daß es Uns vielmehr zum wahren Vergnuͤgen gereichen wird,
wenn Wir Gelegenheit finden, ihre Uns wohl bekannten
Verdienste um Thron und Vaterland durch Einräumung ei⸗ nes sowohl ihren physischen Kraͤften als ihrem Rang⸗Ver⸗ haͤltnisse entsprechenden Wirkungskreises im vollen Maße wuͤrdigen zu konnen.“
Schweiz.
. Schaffhausen, 22. Juni. In Bern werden große Vorkehrungen zu dem bevorstehenden eidgenöfsischen Schuͤtzen⸗ fest, das am 12. Juni beginnen soll, getroffen.
Dem großen Rath des Kantons St. Gallen ist in sei⸗ ner Sitzung am 14ten d. die Frage vorgelegt worden: ob er unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden der Publizitaͤt seine eigenen Verhandlungen noch ferner ganz ungebunden und ohne Vorsicht (auch der Anonymitaͤt) preiszugeben gedenke, oder ob er Maaß und Weise bestimmen wolle, wo dieselben sein aber wahr und unentstellt, zur Oeffentlichkeit gelangen moͤgen. Am 12ten d. M. hat der Staats⸗Rath von Tessin dem großen Rath ein Reforin-Projekt vorgelegt, das von den be— triebenen Volks⸗-Adressen nur im Gerichtlichen wenig abweicht und sogar die Sanction der Steuergesetze durch die Kreise aufgenommen hat. Eine sogleich ernannte Kommission von neun Mitgliedern sollte am Iten rapportiren. Der Staats Rath hatte am 11ten die Einfuͤhrung der neuen Verfassung auf die gewohnliche Zeit der Kreis-Versammlungen im Spaͤt⸗ herbst angenommen; kaum war es bekannt, so schrie man von allen Seiten auf Verraͤtherei, und es erschollen so entsetzliche Drohungen, daß der Beschluß am 12ten zuruͤckgenommen und die Kreis-Versammlungen auf den 18. Juli vorgerückt wurden. Die Haupt⸗Momente des Aenderungs-Vorschlags sind: der große Rath wird auf 114 Glieder vermehrt; der Staats-⸗Rath von 11 und das Appellations⸗ Gericht von 13 Mitgliedern auf g vermindert; ein Revisions Tribunal fuͤr Faͤlle, worin beide Instanzen nicht gleicher Meinung sind, errichtet; kein Mitglied des großen Raths darf eine Stelle oder ein Amt bekleiden; wenn ein Mitglied des Stgats-Raths zweimal hinter einander gewaͤhlt ist, muß es zwei Jahre vaci⸗ ren; das Standeshaupt heißt nicht mehr Landammann, son⸗ dern Praͤsident, und ist solches nur fur einen Monat; der große Rath waͤhlt seinen Praͤsidenten selbst; wer Mitglied des Staats,Raths ist, sitzt nicht mehr im großen Rath; der Staats-Rath wohnt insgesammt oder durch Kommisstonen den Sitzungen des großen Rathes bei, zieht sich aber bei den Abstimmungen zuruͤck; die Sitzung des großen Rathes findet bei offenen Thuͤren statt; die Staats⸗Rechnung und der Ver— waltungs⸗Bericht wird öffentlich bekannt gemacht; es herrscht
Preßfreiheit unter gesetzlichen Bestimmungen sammt dem Pe— titions⸗Recht u. s. w.
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