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Deutschlan d.
— — Hamburg, 29. Juni. Die Umsaͤtze in Fonds waren in den letzten Tagen nur unbedeutend, daher uͤber die in dieser Zeit gemachten Geschäfte an unserer Boͤrse nichts besonders Bemerkenswerthes zu berichten ist. Auch heute war nur wenig am Fonds-Markt zu thun. 5proc. Metalliques ind ganz ohne Umsatz, fuͤr proc. Metall. zeigte sich Behufs . zum Ultimo einige Frage a 96 pCt., 4proc. Partial a 1347 bis 135 zu lassen; Actien pr. Cassa begehrt a 1340 Fl. und pr. Juli 1346 Fl. bezahlt; 3proc. Daͤnische a 7i17 zu lassen, a 713 zu haben; Russisch⸗Englische Anleihe a 1963 Käufer und Verkaͤufer; Russische Anl. Hamb. Cert. a 102 ohne Begehr; Polnische Part. pr. Cassa a 126 zu las⸗ sen, pr. Juli 126 bezahlt; Neapolit. bei Falconet a S5; pr. Cassa und 8657 auf Zeit zu lassen; Englisch-Neapolit. a g24 und 92 zu haben. Auf London Brief und Geld; Amsterdam zu lassen; Paris zu haben; Petersburg und Breslau Geld; Deutsche Valuta ohne Frage; Louisd'or 2 11. 53 zu lassen; Gold in Barren begehrt; Disconto 41 pCt.
— — Frankfurt a. M., 27. Juni. Waͤhrend der letzten acht Tage ereignete sich im Staatspapier-Handel un— sers Platzes wenig Bemerkenswerthes. Die Nachrichten von der Pariser Boͤrse lauteten keinesweges guͤnstig, obschon die Rente⸗-Notirung nur geringe Schwankungen erlitt, und diese eher zum Steigen neigten. Von Wien wurden ebenfalls nur unbedeutende Aenderungen der Course gemeldet. An der Am⸗ sterdamer Boͤrse herrschte ungewohnliche Geschäftsruhe, waͤh— rend sich alle Effekten eher ausgeboten als begehrt zeig ten. Diese verschiedenen Umstaͤnde wirkten auf hiesigen Platz zuruck und laͤhmten die Speculation. Doch fanden in Bank— Actien und Partialen zu steigenden Coursen ziemlich beden— tende Umsaͤtze statt; erstere gingen um 13 Fl. pr. Stuͤck, letztere um 15 pCt. in die Hoͤhe. Es waren zu diesen bei— den Effekten-Gattungen Einkaufs-A Auftrage von außen am Platz. Die fernere Steigerung ward indessen gehemmt, da mehrere Augsburger Haͤuser ansehnliche Partieen gedachter Papiere, die sie erst vor Kurzem eingekauft hatten, zum Ver— kauf an den Markt brachten. In 5⸗ und 4proe. Metalliques ging nur wenig um; zu ersteren war keine Kauflust, und auch letztere waren auf fixe Lieferung eher zu haben als anzubrin— gen. Unsere Haupt-Geschaͤftsleute haben seit Kurzem starke Posten 4proc. Metalliques realisirt. Die zum Abtrag bezeich— neten 5proc. Metalliques werden fortwährend als Rimessen nach Wien verwendet. In 4. und 41proc. Bethmannischen Obligationen, 23 und 1proc. Metalliques, Stadt⸗Banko und Domestikal⸗Obligationen war es ganz still; es zeigten sich in allen diesen Sorten eher Geber als Nehmer. Die 4proe. Preußischen Staats,Schuldscheine halten sich begehrt; es sind darauf aus den Rheingegenden ansehnliche Auftraͤge eingelau— fen, waͤhrend solche hier wenig offerirt sind und meist in festen Haͤnden zu ruhen scheinen. Auch Polnische Loose wa— ren pr. comptant und auf Ende Juli und August willig be— gehrt und im Cours anziehend. Man schreibt dies theils der besseren Notirung an der Berliner Boͤrse, theils dem Um— stande zu, daß der Vorrath effektiver Stuͤcke nur klein am Platze ist. In Hollaͤndischen und Spanischen Fonds ist die Speculation ganz unthaͤtig; viele Inhaber der letzteren las— sen solche zu Amsterdam ünd Paris verkaufen. Ungeachtet sich das baare Geld dieser Tage her momentan etwas an— genehm hielt, erwartet man doch einen guͤnstigen Ausgang der nahen Monats-Abrechnung, wenn anders keine besonders
nachtheiligen Berichte von Paris doz vischen kommen. — Alle Wechsel auf fremde Plaͤtze waren vergangene Woche ausge,
boten, mit Ausnahme von Berlin k. S, das ziemlich gesucht blieb und nicht viel zu haben war. Diskonto steht 4 bis 4 pCt. fuͤrs Jahr.
Portugal.
Pariser Blätter enthalten Nachrichten aus Lissa— bon bis zum 9. Juni. Die Volksstimmung war durch die von Terceira aus verbreiteten Proelamatlonen in einen gereiz— ten Zustand versetzt. In dem Viertel von Belem, demjeni— gen, wo Dom Miguel zuerst als Koͤnig proklamirt wurde, waren Unruhen ausgebrochen, in deren Folge mehrere Per— sonen, unter ihnen auch ein Priester, verhaftet wurden. — Am ö5ten hatte eine Feuersbrunst einen großen Theil der Straße dos Pretas in Asche gelegt. Am 7ten waren die Besitzungen des General Saldanha verkauft worden.
Turkei.
Der Courrier de Smyrne, dessen neueste Blaͤtter (vom 23. und 30. Mai) heute eingegangen sind, meldet aus
Konstantinopel vom 195. Mai: „Am 15ten d. fand in der TZösten d. enthauptet.
Ebene Daud⸗Pascha, außerhalb der Stadt, eine große PJa -
rade statt, bei welcher der Sultan ein Corps von S000 Ma manoeuvriren ließ. Graf Orloff wohnte ane, G r , aber nicht, wie gewohnlich die fremden Gesandten pflegen,
nur aus der Ferne zusehend, sondern den Sultan bei Evolutionen der Truppen zu Pferde begleitend. Der gr. herr zeichnete den Grafen so sehr aus, daß er ihn Orloff Dostumuʒ (unser Freund Orloff) nannte und ihn um Nach—⸗ sicht fuͤr neue und ungeuͤbte Truppen bat. Beim Abschiede aͤußerte er sogar gegen den Grafen die Hoffnung, ihn nach Konstantinopel wiederkehren zu sehen. Zwei chismatische Armenische Priester oder Derders waren auf Befehl des Patriarchen verhaftet worden und sollten in die Verbannung geschickt werden. Auf die Verwendung der Botschafter von Rußland und Frankreich sind sie jedoch gestern freigelassen werden. — Der Kaiserl. Oesterreichische Internuntius hat sich mit seiner Gemahlin nach Brussa begeben, um dort die Badezeit zuzubringen.“ myrna, 30. Mai. Drei Englische Reisende von Rang, die Herren King, Sohn des , . Davidson und Capitain Henvey, welche zwei Jahre lang Ober⸗A Aegypten durchwandert haben, sind hier angekommen, um sich zu Lande nach Konstantinopel zu begeben. Graf Heyden, der sich gegenwartig in Agina befindet, schickt sich, dem Vernehmen nach, zu einer Reise nach Paris an. Contre⸗Admiral Ricord wuͤrde dann an seine Stelle
als Befehlshaber der Russischen Seemacht in der Levante, so
wie in der Versammlung der Admiraͤle der verbuͤndeten Mächle treten, in der die Griechische Angelegenheit definitiv geordnet . .
m (6ten d. ist Herr Esperonniers, Artillerie- Offizier von der Franzoͤsischen Armee, in Morea von ,, mit Depeschen des Grafen Guilleminot an den Admiral von Nigny hier angekommen und am andern Morgen auf der Kriegs-Brigg „l'Aleyone“ dem Admiral nachgereist.
Am 1gten d., um 3 Uhr 53 Minuten Morgens, wurde hier und in der Umgegend ein Erdbeben verspürt. Es be— stand in einem Stoße, der die Richtung von Rordwest nach 2 hatte und nur 10 Sekunden dauerte, aber sehr stark
ar.
Aus Magnesia erfaͤhrt man, daß acht Raͤuber von der Bande, die mehrere Karavanen mit bewaffneter Hand beraubt hatte, in die dortigen Gefaͤngnisse gebracht worden sind, wo sie uͤber die Anzahl und den Schlupfwinkel ihrer Genossen verhoͤrt wurden. Vier von ihnen wurden in Nym⸗ fio verhaftet.
Unsere Stadt ist der Schauplatz eines eben so betruͤ— benden als ungewöhnlichen Ereignisses gewesen. Ein junger Grieche von Kandien, Namens Matteo, fruͤher Sklave eines Turkischen Schlachters, hatte im Alter von 12 Jahren die Muhamedanische Religion angenommen. Nach zwei Jahren entfloh er seinem Herrn, ging nach Konstantinopel und von da nach Rußland, wo er mehrere Jahre blieb. Vor Kurzem fuͤhrte ihn die Sehnsucht, sein Vaterland wieder zu sehen, nach Konstantinopeh zuruͤck, und er schiffte sich auf einem Jo— nischen Schiffe nach Smyrna ein, wo er eine Gelegenheit nach Kandien zu finden hoffte. Wahrend der Ueberfahrt unterhielt sich ein Griechischer Priester mit ihm uͤber die Religion, und der junge Mann gestand diesem, daß er als Kind die Griechische Religion abgeschworen habe, seit— dem aber innerlich wieder zum Glauben seiner Vaͤter zuruͤck—⸗ gekehrt sey. Der Geistliche fand aber diese stille Bekehrung nicht genugend, schilderte dem Ungluͤcklichen mit schrecklichen Farben die Qualen der Hoͤlle und ließ ihn nur dann auf die Gnade Gottes hoffen, wenn er sein Leben an dem Orte sei— nes Abfalls vom wahren Glauben aufopfere. In Smyrna angekommen, begab sich der junge Matteo zu seinem fruͤheren Herrn und uͤberhaͤufte denselben in seinem Laden mit Schmaͤhungen und Drohungen. Der Tuͤrke hoͤrte anfangs ruhig zu, Matteo aber, daduͤrch nur noch mehr ge— reizt, forderte ihn auf's neue heraus, bis die Nachbarn sich vor der Thuͤre des Schlaͤchters sammelten, die Wache ge— rufen und der Ruhestoͤrer verhaftet wurde. Vor den Mollah gefuͤhrt, stieß er dieselben Aeußerungen gegen ihn und Ver— , ,, . gegen die mahomedanische Religion aus. Der Mollah berichtete daruͤber an den Pascha, vor welchen Matteo gefuͤhrt wurde. Nachdem der Pascha alle Ver— wuͤnschungen angehoͤrt hatte, die Matteo gegen ihn und die mahomedanische Religion ausstieß, ließ er ihn nach dem Gefaͤngniß abfuͤhren und gab ihm drei Tage Bedenkzeit. Hierauf wurde Matteo aufs neue vor den Pascha gefuͤhrt, und da er sich in gleicher Weise aussprach, wie fruͤher, so gab der Pascha ihn seinem Schicksale preis, und er wurde am Der Jonische Capitain, der ihn her—
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cbracht hatte, wollte ihn retten, indem er ihn als einen sei⸗ 4 . abforderte. Juffuf⸗Pascha willigte in . Mittel, ihn zu retten, aber Matteo, fest ,, . em Tode zu weihen, verschmaͤhte jedes Rettungsmittel. . große Anzahl von Griechen war auf dem Hinrichtungs⸗ P atze bin sammengestroͤmt und stuͤrzte sich, der Anstrengungen 2 Wache ungeachtet auf den Leichnam, um einige Tropfen B 9. tes aufzufangen, oder in den = Stuͤckes seiner fuͤr ili n Kleidung zu gelangen. n ö 2 wird gemeldet, daß der Sohn des Elez-Aga, der erfahren hatte, daß ein von Samos kom⸗ mendes Boot haufig beim Vorgebirge Dip burnu anlege, einige Soldaten sich in nn. legen ließ, um dieses ver— daͤchtige Fahrzeug zu beobachten. Dasselbe kam auch in der That bald an, ging vor Anker, und 18 Mann von demsel⸗ ben stiegen sogleich an's Land, indem sie sich, stark bewaffnet, nach verschiedenen Punkten des Landes wendeten. Die in Hinterhalt gelegte Mannschaft umringte sie und nahm 9 derselben gefangen. Die anderen wollten nach dem Boote zuruͤck eilen, das sich vom Lande entfernte; aber das wohlun— terhaltene Feuer der am Ufer stehenden Tuͤrken noͤthigte sie, sich in's Meer zu werfen, um das gegenuͤber liegende Ufer durch Schwimmen zu erreichen. Sieben ertranken, und die beiden anderen wurden todt im Boote gefunden, das am an— deren Tage von den Wellen an die Kuͤste geworfen wurden. Die gefangenen neun Missethaͤter wurden enthauptet und drei ihrer Kopfe in den hiesigen Bazars ausgestellt; die an— deren Koͤpfe sind 4 er,, zum Paschalik Smyrna ge— ige Orte vertheilt worden. 99 g Irc . Kandien vom 6. Mai berichten, daß ein mit Lebensmitteln, Waffen, Kriegsmunition und Kleidern beladenes Aegyptisches Kriegsschiff am 4. in den dortigen Hafen eingelzufen sey; am 5. kam ein eben solches Fahrzeug in Kanea an, dessen Kapitain noch zwei andere ankuͤndigte, von denen das eine nach Retino, das andere nach Kandien be— stimmt sey. Der Pascha war seit einigen Tagen drei Stun— den von Kandien gelagert. Die Griechen versahen sein Lager reichlich mit Proviant, wo sie puͤnktlich bezahlt und gut be⸗ handelt wurden. Auf der Insel ging das Geruͤcht, der Sultan wolle 4000 Mann regulairer Truppen dahin senden,
um die Ruhe wiederherzustellen.
Columbäüien.
In Betreff der (gestern mitgetheilten) in Briefen aus Bog m Nachrichten uͤber Columbien heißt es in der Times: „Privatschreiben, die wir aus Bogota und Car- thagena erhalten haben, geben von dem Bunde, dessen andere Berichte erwaͤhnen, eine etwas abweichende Schilderung. Ein foͤrmlicher Bund, um Bolivar zu stuͤrzen, hat nicht stattge⸗ funden, gewiß aber ist es, daß sich alle Provinzen mit raschen Schritten seiner Autoritaͤt entzogen und er nahe daran war, als Praͤsident ohne Republik dazustehen. Die Provinz Casa⸗ nare erklaͤrte sich, dem Beispiele von Venezuela und Caraccas folgend, unter der Leitung des Obersten Peirera für unab⸗ haͤmgig. Diese Provinz war hoͤchst wichtig fuͤr die Columbi— sche Republik, weil in derselben alle großen Ebenen von dem Fuße der Äuben nahe bei Bogota an, bis zu den Graͤnzen Vene⸗ zuela's liegen und ihre Bewohner aus einer Menschengattung bestehen, welche die Spanier nicht besiegen konnten. Zu der⸗ selben Zeit sandte die suͤdliche Provinz Callea unter Oberst Obando eine Denkschrift an den Kongreß, mit der Bitte um Erlaubniß, einen besondeten Staat bilden zu duͤrfen. Sich solchergestalt von Verrath umringt sehend, mit keiner an—⸗ deren AÄussicht vor sich, als einer gaͤnzlichen Zerstuͤckelung der Republik, verlor Bolivar alle seine Kraft und sei⸗ nen Muth und beschloß, die Dinge ihrem Schicksale zu uͤberlassen und sich nach Europa einzuschiffen. Der interimistische Praͤsident Caicedo hatte wirklich schon dem
Wunsche des Obersten Obando, in Neu-Granada einen be⸗
sondern Kongreß zusammenzuberufen, nachgegeben und in die Trennung der andern Provinzen eingewilligt, als die Ge⸗ sandten von Großbritanien, Brasilien und den Vereinigten Staa⸗ ten dem Kongreß amtlich erklaͤrten, 7 wenn dergleichen Maaß⸗ regeln in Ausfuͤhrung gebracht werden sollten, ihre Functionen auf⸗ hoͤren und sie um ihre Paͤsse anhalten muͤßten, indem von dem Augenblicke an keine Coͤlumbische Republik mehr beste⸗ hen und keine Autoritaͤt vorhanden seyn wuͤrde, mit der man
ünterhandeln koͤnnte. Wie es heißt, soll sich unser Gesandte,
Herr Turner, in Person in den Kongreß begeben und seine Rote und die Noten seiner Kollegen mit etwas energischen Ausdruͤcken begleitet haben. Diese Schritte hemmten die be—
Neigung entgegen, noch einmal die
uͤgel der Rt een , zu ubernehmen. Man glaubte, daß na en,
dem, was vorgefa
Bolivar die Nothwendigkeit einsehen wuͤrde, nicht länger sich mit temporairen Maaßregeln zu begnuͤgen, sondern ein kräͤf⸗ tiges Verfahren anzunehmen, durch welches allein eine dauernde Ordnung der Dinge eingefuhrt und erhalten werden kann.“
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Berlin, 1. Juli. Gestern Abend um 93 Uhr endete an den Folgen eines seit dem 12. Juni eingetretenen hefti⸗ gen Schmerzes in der Gegend der Leber, welcher in den letz⸗ ten Tagen einen zerstoͤrend nerveusen Charakter angenommen hatte, seine eben so thäͤtige als segensreiche irdische Laufbahn der Koͤnigl. Wirkliche Geheime Staats- und Finanz⸗-Minister, err Friedrich Christian Adolph von Motz. Geboren zu Erf. am 18. Nov. 1775, wo sein Vater Geheimerath und Praͤsident des Ober-Appellationsgerichts war, erhielt derselbe den ersten Unterricht durch Privatlehrer und auf dem Paͤda— gogium zu Kassel. Bis 1795 studirte er zu Marhurg vor— zuͤglich Rechts- und Sr , , ,, Darauf trat er in Preußische Dienste, als Auscultator, damals Referenda— rius bei der Regierung zu Halberstadt, von welcher er zur Kriegs- und Domainenkammer uͤberging, deren wirkliches Mitglied er wurde, als er 13801, nach gemachtem dritten Examen, durch die Wahl der Halberstaͤdtischen Landstaͤnde Land⸗ rath wurde. Schon im Jahre 1799 verheirathete er sich mit der Tochter des Landraths v. Hagen auf Nienburg. Seine Stelle vertauschte Hr. v. M. schon im naͤchsten Jahre, als das Eichsfeld unter Preuß. Herrschaft organisirt wurde, mit der gleichen Stelle des Muͤhlhaͤuser Kreises, wo er das Rittergut Vollenborn erwor— ben hatte. Dort, auf dem Eichsfelde, war er der Schutz der Einwohner, besonders gegen Mißbraͤuche und Bedruͤckungen des neueingefuͤhrten Militair-Kantonwesens. Bei Errichtung des Koͤnigreichs Westphalen lehnte er anfänglich die Stelle eines Unterpraäfekten, spaͤter auch die eines Praͤfekten des Werra⸗-Departements ab, uͤbernahm aber den Posten eines Direktors der direkten Steuern im Harz Departement und war Mitglied der Reichsversammlung.. Mit der Befreiungs— Periode bot sich ihm Gelegenheit dar, die Richtigkeit seiner Ge⸗ schaͤftsansichten und die vorurtheilsfreie Wuͤrdigung aller Ver⸗ hältnisse zu bethäͤtigen. Er gehoͤrte zu den ersten westphaͤlischen Beamten, welche sich zu Halle, dann zu Halberstadt, um das neu errichtete Preuß. Gouvernement versammelten, wo er sich durch eine weise Ruhe und gediegene Festigkeit auszeich— nete. So wirkte er sehr lobenswerth als erster Direk— tor der Gouvernements Commission, bis er 1815 die Preuß. Landes-Verwaltung Fulda's uͤbernahm und zugleich die Ver—⸗ handlungen mit Kurhessen wegen gegenseitiger Laͤnder⸗Cessio⸗ nen leitete. Als diese Geschaͤfte beendet waren, wurde er 1816 zum Vice⸗Praͤsioenten, 1818 zum Chef⸗-Praͤsidenten der Regierung zu Erfurt ernannt und bekleidete diese Posten mit dem Ruhme, zum Besten der seiner Aufsicht anvertrauten Provinz gewirkt und, wo er konnte, Edles, Schoͤnes und Ruͤtzliches befoͤrdert zu haben. Unermuͤdet thaͤtig war er fuͤr öͤffentliche Anstalten der Erziehung und des Unterrichts und glich, insbesondere durch persoͤnliche Selbststaͤndigkeit und, wo es Noth that, auch durch RNaschheit, manche Mißverhaͤltnisse aus. Dem Köoͤnige naͤher bekannt, wurde Herr von Motz, als der Ober-Praͤsident v. Buͤlow, vom Schlage geruͤht, von oͤffent⸗ lichen Geschaͤften sich zuruͤckziehen mußte, unter Beibehaltung des Regierungs-Praͤsidiums zu Erfurt, mit der Uebernahme gleicher Verhaͤltnisse zu Magdeburg, 1821 zum interimistischen Ober⸗-Praͤsidenten der Provinz Sachsen und 1824 zum wirk—⸗ lichen Ober-Praͤsidenten ernannt. In diesen ausgebreiteten Dienst⸗Verhaͤltnissen hatte er mehrfache Gelegenheit, seine richtigen Der walt g., ern fte selbst fuͤr das ganze Koͤnig⸗ reich geltend zu machen. m 1. Juli 1825, mithin gerade vor 5 Jahren, trat er als wirkl, Geh. Staats- und Finanz— Minister an die Stelle des Hrn. v. Klewitz, welcher dagegen seine Stelle als Ober -Praͤsident der Provinz Sachsen uͤber⸗ nahm. Als Finanz⸗Minister hat derselbe mit weiser Vorsicht keine Radikal⸗Reformen vorgenommen, aber mit großartiger Wirksamkeit in der Leitung des Staatshaushaltes, der Aus—⸗ bildung des Finanz-Kredits und der Vereinfachung des Re⸗ gierungs-Mechanismus seine Tuͤchtigkeit bewährt. Hierbei war unerläßlich, dem Finanz⸗Ministerium alle nothwendigen Befugnisse zu verschaffen, weshalb die Aufhebung der Ge— neral-Staatskontrolle, die ganz vom Finanz⸗Ministerium ge⸗ trennt war, um so erwuͤnschter seyn mußte, da des Koͤnigs Maj. in der deshalb erlassenen Kabinets“ Ordre aus druͤcklich
absichtigte Zerstuͤckelung und bewogen Bolivar, seiner eigenen