1382
erklart hatten, daß jene General⸗Kontrolle bereits ihren Zweck erfüllt habe. Fuͤr Hrn. v. Ms. Geschaͤfts⸗Verwaltung tra⸗ ten unvorhergesehene schwierige Umstande ein: der unerhoͤrte Fall so vieler Banguierhäͤuser, der schwankende Kredit aller Staatspapiere, der Ausfall der Domainen⸗Einnahme, veranlaßt durch niedrige Korn⸗ und Wollpreise u. s. f. Der Verewigte zeigte sich jedoch seinem Berufe vollkommen gewachsen. Sein Ministerium bezeichnen mehrere wohlthaͤtige Einrichtungen, vor⸗ zuͤglich die Vereinfachung der gesammten Finanz / Verwaltung und des Kassenwesens, die Verbesserung des indirekten Steuer⸗ Systems durch die urspruͤnglich bezweckte Herabsetzung der Steuer Tarife, durch Anordnung einer den Umstaͤnden ange messenen zweckmaͤßigen Domainen⸗Verwaltung, so wie durch sein lebhaftes und beharrliches Ergreifen und Festhalten der Idee zur Errichtung von Zoll- und Handels Vereinen mit dem Großherzogthum Hessen, mit Baiern und Wuͤrtemberg re. und durch andere Einrichtungen, welcht der Preuß. Monar⸗ chie auf lange Zeit hinaus noch zur Ehre und Wohlfahrt ge— reichen werden.
— Das Saͤkularfest der Uebergabe des Augsburgschen Glaubensbekenntnisses wurde am 28. d. M. in der staͤdtischen Gewerbschule hieselbst gefeiert, Der schoͤne mit den Buͤsten Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kron—
prinzen geschmuͤckte große Hörsaal war zu diesem Feste an=
gemessen verziert. Auf der Tribuͤne erhoben sich die lebens⸗ großen Buͤsten Luthers und Melanchthons unter bluͤhenden Gewaͤchsen, zwischen welchen sich der festlich geschmuͤckte Red—⸗ nertisch befand. Ein Choral, von allen Anwesenden gesun—⸗ gen, vom Aeolodikon begleitet, leitete die Feier ein. Der Direktor Klöden entwickelte sodann in einer Rede die segens⸗ reichen Folgen der Reformation fuͤr die exakten Wissenschaf⸗ ten, das oͤffentliche und Gewerbsleben, indem er den Zustand desselben vergleichend vor der Reformation schilderte, auf das, was dieselbe einleitete und begruͤndete, aufmerksam machte, die Wichtigkeit der Uebergabe des Bekenntnisses her⸗ vorhob und dankbar der dabei thaͤtigen muthigen Bekenner der Wahrheit gedachte. — Ein Primaner trug darauf Cra⸗ mers Ode an Luther vor. — Der Oberlehrer Dr. Wakker⸗ nagel sprach sodann uͤber das Wesen der evangelischen Kirche und die Nothwendigkeit eines bestimmten Bekenntnisses bei Einzelnen und bei der Kirche, mit besonderer Ruͤcksicht auf die Bedeutung und den Werth des Augsburgischen Symbo— lums — An diese Rede schloß sich der Vortrag der Ode Eramers an Melanchthon, von einem Primaner gesprochen. — Der Religionslehrer Eyssenhardt wandte sich zum Schlusse mit herzlichen Worten an die versammelten Schuͤler um ihnen die Bedeutung des Festes in praktisch⸗religiöser Bezie⸗ hung an's Herz zu legen. — Der Choral: Eine feste Burg ist unser Gott, schloß die erhebende Feier.
— Zu Bonn beging am 25. Juni die evangelische Ge—
meinde mit Gottesdienst nach der neuen Liturgie und Abend⸗
mahl, und die Friedrich⸗Wilhelms⸗-Rhein⸗-Universitaͤt durch eine oͤffentliche Rede, gehalten vom Herrn Professor Dr. Gieseler, die Säͤkular-Feier der Uebergabe der Augsburgischen Konfes⸗— ion. Es wurden bei dieser Gelegenheit zu Doktoren der
heologie prokiamirt: die Herren Ober-Konsistorialrath Na⸗ torp in Muͤnster, Konsistorialrath Reche in Muͤlheim am Rhein und Synodal-Praͤses und Pfarrer Graͤber in Ge— marke. Bei den evangelischen Mitgliedern der Universitaͤt,
so wie auch bei der Gemeinde, sprach sich die lebhafteste Theil⸗
nahme an dieser Feier aus.
Königliche Schau spiele.
Freitag, 2. Juli. Im Schauspielhause: Fanchon, das Leyermaͤdchen, Operette in 3 Abtheilungen, von Musik von Himmel. (Herr Blume, Abbes de Lattaignant.) Sonnabend, 3. Juli. Im Opernhause: Medea, Trauer⸗ spiel in 5 Abtheilungen, von Grillparzer. (Mad. Schroͤder:
dedea, als letzte Gastrolle.) .
König städtisches Theater. Freitag, 2. Juli. Der lustige Schuster, komische Oper in 2 Akten. 96 Ansuchen der Direction hat Hr. Spitzeder seine Urlaubs⸗Reise auf einen Tag verschoben, und wird als Sebastian Brandel heute noch einmal auftreten.)
Sonnabend, 3. Juli. Charlotte Corday, oder: Marats Tod, geschichtliches Melodrama in 5. Akten.
Berliner Börs-e. Den 1. Juli 1830.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours Zettel. (Preusss. Cour.)
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n Bomm. Pfandbr. Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Pbomm. Dom. do. Märk. do. do. Ostpr do. do. Rkst. C. d Ku N. L. Sch. d. K. u. N.
oll. vollw. Duc. Neue dito — 10 Friedrichsd' or. 105 i015 sJDisconto....
7 ,. Geld. St - Bchold- Sch. ö Pr. Engl. Anl. 18 Er Engl. Anl 2 Kurm Ob. m. . C. Neum. Int. Sch.d. Berl. Stadt- Ob. Königs bg. do. Elbinger do. DPDanz. do. in TH. VWestpr. Płdb. A. dito. dite B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Plandhrf.
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Auswärtige Börsen.
. Amsterdam, 26. Juni. Niederl. wirkl. Schuld 6485. Kanzbill. 3076.
Hamburg. 29. Juni. Oesterr. 5proc. Metall. 100 Brief. 4proc. pr. ult. 957. Bank- Actien desgl 1341. Russ. Engl. Anl. Cassa 1065. Russ. Aul. Hamb. Ceri. 10253. Poln. 126. Dun. 71.
Sr. Petersburg. 22. Juni. Hamburg 3 Mon. 93. Silber-Rubel 366 Kop.
bproc. Insc. in Bank-Ass. 139.
Wien, 26. Juni. 5Sproc. Metall. 1005. 4proc. 96. Part. Oblig. 1364. Bank- Actien 1348.
.
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Paris, 26. Juni. Der heutige Moniteur theilt folgende telegraphische Depesche mit:
„Staonelli, den 19. Juni.
Der Graf v. Bourmont an Se. Excellenz den Kriegs-Minister. . Der Feind hat heüte fruͤh unsere Stellungen angegriffen, ist jedoch kraͤftig zuruͤckgetrieben und voͤllig in die Flucht geschlagen worden. Sein Lager nebst 8 Stuͤcken Geschuͤtz und 409 aufgerichteten Zelten, vielen Kameelen, Heerden von
Hammeln und Mundvorräthe aller Art sind in unsere
Hande gefallen. — Das feindliche Heer besteht aus Kontingenten
der Provinzen Konstantine, Oran und Titterie und einem Theile der Tuͤrkischen Miliz; letztere hat bedeutenden Verlust erlitten. — Die Franzosische Armee nimmt ihre Stellung im Lager von Staoneli. — Dieser neue Erfolg hat unsere .
pen elektrisirt.
— Die bisher eingegangenen Nachrichten in Betreff der Deputirten⸗Wahlen sind im Allgemeinen dem Ministerium nicht guͤnstig; von den 12 Deputirten, deren Namen bisher bekannt geworden, r 7 den 5 fur die . an, und W waren die Kandidaten der Opposition. Die große Mehrzahl der provisorischen Buͤreauz ist umgestoßen worden.
Deute schloß gZproꝑ. Rente per eampt. 77 Fr. 25 Cent., 3proc. fin Cour. 77 Fr. 30 Cent. 5Hproc. per compt. 103 Fr., 75 Cent. 5proc. sin Cour, 103 Fr. 80 Cent. Neap. S5 Fr. 6 Cent. Span, perp. J3.
Frankfurt a. M., 28. Juni. DOesterr. 5proc. Metall. 993. 4proc. 955. Bank-⸗Actien 1606. Partial⸗Obligat. 1363. Geld. 2zproc. Metall. 5934. 1proc. 253. Loose zu 100 Fl. 1797. Brief. Poln. Loose 623. Geld.
Gedruckt bei A. W. Hayn.
Redactenr John. Mitredacteur Cottel.
Kotzebue;
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
M 182.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestät der Konig haben dem Oberst⸗ Lieutenant und Landrath Anton Grafen zu Stolberg⸗Wernige⸗ rode, und dem Major von Rochow, Hofmarschall bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm, Bruder Sr. Majestat, den St. Johanniter-Orden zu verleihen geruhet.
es Koͤnigs Majestaͤt haben die von der hiesigen Akade⸗ mie der Wissenschaften getroffene Wahl des Direktors des Joachimsthalschen Gymnasiums, Dr. Meinecke und des Professors Lachmann, zu ordentlichen Mitgliedern der phi—⸗ lofophisch⸗historischen Klasse zu bestaͤtigen geruhet.
Der bisherige Privat Docent Dr. Christign Lassen in Bonn ist zum außerordentlichen Professor in der philo so⸗ phischen Fakultat der dortigen Koͤnigl. Universitaͤt ernannt worden.
Angekommen: Der Kaiserl. Russische General⸗Major Fuͤrst Galizin, von St. Petersburg. ; Abgereist: Se. Excellenz der General der Infanterie, Wirkliche Geheime Staats- und Kriegs-Minister, von Hake, nach Posen. . Durchgerei st: Der Kaiserl. Russische Maitre de la Gar-
derohe, Graf von Laval, uͤber Hamburg von St. Peters⸗
burg kommend, nach Dresden.
Zeitungs-⸗Nachrichten. Ausland.
Großbritanien und Irland.
— — London, 26. Juni. Der Konig Georg 1X. ist seiner Krankheit erlegen. Dies traurige Ereigniß ist dem Publikum durch folgendes Buͤlletin angekuͤndigt worden:
„Schloß Windsor, den 26. Juni,
Es hat dem allmächtigen Gott gefallen, Se. Majestät den Konig aus dieser Welt abzurufen. Allerhoͤch stdie selben verschieden diesen Morgen um 33 Uhr, ohne Schmerz.
(gez) enry Halford. Matthew John Tierney.“
Parlaments-Verhandlungen. Graf v. Winch il= sea fragte den Herzog v. Wellington in der Sitzung des Oberhaäuses vom 75. Juni, ob es wahr 6 daß man 5 Tageloͤhner, Leute, die bei der Heu ⸗Aerndte Beschaͤftigung ge⸗ fucht haͤtten, vor einigen Tagen in einem Graben bei Acton und Ealing vor Hunger umgekommen gefunden habe? Fer⸗ ner, ob die Regierung uberhaupt Anstalten getroffen, um sich aͤber den Zustand der unglückseligen Landarbeiter in Kennt⸗ niß zu setzen? Er selbst wisse aus guter Quelle, daß 21,000 bis 32,009 solcher armen Leute ohuͤe Subsistenz gewesen seyn wärden, wenn sie nicht durch eine mildthätige Sammlung unterstützt worden waͤren. „Ich fuͤrchte“, fuͤgte der Graf hinzu, „die Zeit möchte bald kommen, wo das Haus es be—
Berlin, Sonnabend den 3ten Juli
1830.
reuen duͤrfte, die Unter suchung nicht bewilligt zu haben, auf die einer meiner edlen Freunde (der Herzog v. Richmond) im Laufe dieser Session antrug. Nicht um Alles in der Welt moͤchte ich mich in der Lage befinden, in welche die Re⸗ gierung sich versetzt hat, indem sie der Untersuchung, inwie⸗ fern die Noth des Landes zu erleichtern sey, sich opponirte.“ Der Herzog von Wellington antwortete, daß er von dem betruͤbenden Umstande, dessen der edle Graf erwahnt, nichts gehoͤrt habe. Als darauf der Marquis von (Clauri— rarde fragte, ob dem edlen Herzoge etwa die Noth in Irland bekannt sey, antwortete dieser, er habe zwar gehoͤrt, daß in einigen Theilen Irlands verschiedene Le⸗ bensbeduͤrfnisse theurer geworden seyen, von einem Mangel derselben habe er jedoch nichts vernommen. — Die im Un— terhause bereits durchgegangene Bill in Bezug auf die Stadt Galway (Irland), welcher Ort, ungeachtet der katholischen Emancipations⸗Akte, keine Katholiken zu staͤdtischen Corpo⸗ rations-Aemtern und zur Parlaments-Kandidatur zulaͤßt, gab im Oberhause heute zu einer lebhaften Erörterung here. Die Stadt Galway stuͤtzt sich namlich, um ihr Ausschließungs⸗ Prinzip beizubehalten, auf eine Akte Georgs ., worin es heißt, daß jeder Protestant, der sich sieben Jahre lang da— selbst aufgehalten und die vorgeschriebenen Eide leistet, das Freiburger Recht des Ortes erhalten soll. Die Bestim— mungen dieser Akte theilweise, und zwar insofern dadurch Katholiken vom Baͤrgerrechte ausgeschlossen werden, aufzu— heben, ist der Zweck der aus dem Unterhause gekommenen Bill, jedoch nicht ganz aufgehoben sollte sie werden, weil
sonst die alte, der Stadt Galway von Karl 1I. verliehene
Charte, wonach es nur dem Mayor, Sheriff und gewissen Wahlbürgern freisteht, ihre Parlaments⸗Mitglieder zu erwah⸗ sen, wieder in Kraft treten wuͤrde. Diese gänzliche Auf— hebung brachte aber unn der Herzog v. z fn Tron als Amendeiment zu der Bill in Antrag. „Es ist“, sagte er, „die Akte Georgs JI. mit dem Prinzipe der großen Maaßregel, welche im vorigen Jahre durchgegangen ist, durch— aus unvereinbar. Jene Akte verleiht dem Protestantismus ausschließliche Vorrechte in der Stadt Galway, Vorrechte, die sich mit der Politik der eben erwähnten Maaßregel in direktem Widerspruche befinden; denn durch dieselbe 65 Je⸗ eligion mag seyn, welche sie wolle, die Be— fugniß erhalten, sein 6 in derjenigen gesetzlichen Weise , . die ihm am besten zusteht. Allein die vorlie⸗ gende Bill in ihrer gegenwaͤrtigen Abfassung begnuͤgt sich nicht mit der Hinwegräumung dieses Uebelstandes — sie ver⸗ nichtet auch die Charte Karls II., die dafuͤr sorgte, daß nicht eine allzu große Unzahl von Personen am Wahlrechte Theil nahm. Wurde diese Bestimniung auch schon durch die Akte Georgs II. theilweise aufgehoben, so geschah es doch nicht in dem Maaße, wie es in Folge der vorlie enden Bill gesche⸗ hen wuͤrde, die 30090 bis 4000 neue ähler ereiren und, ohne den Grund für sich zu haben, den Protestantis⸗ mus kräftiger beschuͤtzen zu wollen, die Fundamental⸗ Charte der Stadt ganz und gar aufheben wurde. Ich schlage demnach vor, die ganze Akte Georgs J. zuruͤckzu⸗ nehmen und damit der stäͤdtischen Corporation von Galway ihr volles Recht widerfahren zu lassen.“ Graf Grey wi⸗ dersetzte sich diesem Amendement auf das Entschiedenste; denn
dermann, seine
seiner Meinung nach werde dadurch die Bill aus einem Ge⸗
setze der Abhuͤlfe in ein Gesetz der i , und Aus⸗
schließung verwandelt. Die Minister, sagte er, oönnten nun
einmal, nachdem die große Maaßregel des vorigen Jahres durchgegangen, die fruͤheren ausschließenden Prinzipien nicht mehr im Allgemeinen geltend machen, suchten sie dafuͤ aber in besondern Fallen, wo es auf versteckte Weise geschehen könne, noch anzuwenden. Der Redner bestritt es, daß