1830 / 182 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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durch Vermehrung der Waͤhler den Rechten der Cor⸗

poration in Galway zu nahe getreten werde, und suchte zu baweisen, daß die von Karl II. der Stadt verliehene Charte keinesweges ihr Fundamental-Gesetz sey, und daß ihr eine aͤltere Urkunde Richards II. vorangegangen waͤre. Auch sey eine Vermehrung der Waͤhler nicht blos kein Uebel, sondern vielmehr eine Empfehlung der Bill, die er lieber ganz durch—⸗ gefallen, als so verbessert zu sehen wuͤnschte, wie es der edle Herzog beabsichtige. Lord Goderich unterstuͤtzte die Bill in ihrer urspruͤnglichen Form; dasselbe that der Graf von Win— chilsea, der dem Grafen Grey dafür dankte, daß er die Rechte der Protestanten und Katholiken so gut zu vertheidi—⸗ gen wisse. Der Herzog von Richmond, der sich ebenfalls dem Amendement widersetzte, nannte dasselbe ein revolution—⸗ naires, die Rechte vieler Einwohner umstoßendes, das nur

gemacht sey, um gewisse Personen zu verhindern, ihre Stimme

gegen die ministeriellen Parlaments-Kandidaten abzugeben. Der Herzog von Buckingham sprach sein Bedauern dar— uͤber aus, daß ein solches Amendement gerade von einem Manne, wie dem Herzoge von Wellington, ausgehe, der die versoͤhnliche Maaßregel des vorigen Jahres so sehr befoͤrdert habe. Man wolle dadurch, sagte er, Leuten, gegen die nicht die geringste Beschuldigung vorzubringen sey, ö Necht nehmen. Aller dieser Aeußerungen ungeachtet, ging das Amendement, nachdem der Herzog von Wellington betheuert hatte, die edlen Lords hatten alle seine Absicht mißverstanden und unrichtig dargestellt, bei der Abstimmung durch. Es zeig— ten sich 62 Stimmen dafur und nur 47 dagegen. Da inzwischen die Majoritaäͤt nicht groß war, so sah Graf Grey sich veranlaßt, hinterher anzukuͤndigen, daß er bei Abstattung des Berichtes uͤber die Bill auf eine neue, derselben beizufuͤ—⸗ gende Klausel antragen werde.

Im Unterhause kam es, eben so wie am 22. Juni, auch am 25sten zu keiner Sitzung, weil sich um 4 Uhr, au— ßer dem Sprecher, nicht mehr als 32 Mitglieder versam— melt hatten.

London, 26. Juni. (Morgens.) Berichte, die gestern

Abends aus Windsor abgegangen sind, lauten folgenderma,

ßen: „Das Befinden Sr. Majestaͤt hat sich seit heute Vor— mittags durchaus nicht verbessert. Der Bischof von Chichester verweilt noch immer im Schlosse; eben so befinden sich auch die beiden Aerzte bestaͤndig um Se. Majestaͤt.“

Partei von dem entgegenges etzt en Vorurtheile leiten; si hielt sich naͤmlich uͤberzeugt, daß das Martignaesche . rium schon zu viel Zugestandnisse gemacht habe, daß die von der Kammer zur Zufriedenstellung der oͤffentlichen Meinung ver⸗

ten, wie gefaͤhrdet der gerechte Einfluß und die raͤrogative der Krone seyen, und daß endlich nichts so iche nr als die Erwaͤhlung eines mehr von royalistischen Grundsaͤtzen durchdrungenen Ministeriums, das geneigter ware, die soge⸗ nannte aufruͤhrerische Opposition niederzuhalten. Wenn wir, nun uber die wichtigsten Angelegenheiten der Staats⸗ Politik zwei einander so schnurstracks entgegengesetzte Mei⸗ hungen wahrnehmen, wovon die eine einer maͤchtigen Partei und die andere der Majoritaͤt der frei erwaͤhlten Volksvertreter angehoͤrt, die von 19 Zwanzigstel der journa⸗ listischen Presse unterstuͤtzt wird, so wuͤrde es voreilig von uns seyn, sagen zu wollen, daß die Aussicht auf eine fried⸗ liche Annaͤherung groß sey. Unsere Meinung war und wird immer die seyn, daß es Niemand ehrlicher mit seinem Baterlande meinen konnte, als der Fuͤrst von Polignae zur . er die Verwaltung uͤbernahm, und daß die wuͤthende Aufeindung, die ihn vom ersten Tage seiner Ernennung an verfolgte, nicht blos voreilig, sondern höͤchst unverdient und ungerecht gewesen sey. Was aber beweist diese ungerechte Anfeindung eben anders, als daß leider unter den ranzo⸗ en eine eingewurzelte Abneigung gegen alle Staatsmänner

freuen, welche ihnen fuͤr contre⸗revolutionnair gilt?“

Im Herald liest man: „In Paris hat die Nachricht von der Landung in Algier die Liberalen augenscheinlich sehr verdrossen; diese, wie es scheint, fuͤrchten einen gluͤcklichen Ausgang der Expedition, indem sie besorgen, ihre Partei durch den Kredit, den das Ministerium in dem Fall sich erwerben würde, geschwaͤcht zu sehen. Die allgemeine Ansicht von

Militair,-Personen ist die, daß es den Franzosen gelingen werde, Algier zu erobern, und wir halten uns vollkommen überzeugt, daß jeder gutgesinnte Mann sich uͤber ein solches Resultat freuen würde. Die Algierer sind wirklich eine Pest, deren BVorhandenseyn eine wahre Schinach fuͤr die eivilisirte Welt ist. Das Einzige, was zu befuͤrchten seyn duͤrfte, wäre, daß -die Franzosen sich dort festsetzen und dadurch einen An—Q— theil an der Herrschaft des Mittellaͤndischen Meeres erhalten

köoͤnnten, was fuͤr unser Intere ü . , , . Interesse, als Nation, hoͤ nach⸗

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen ; zu, hoͤchst nach⸗ beehrte vorgestern ein großes Diner, das Herr Hope veran⸗ staltet hatte, und gestern ein ähnliches Diner beim Grafen

theilig werden moͤchte.“ Der Marquis von Exeter soll bei dem letzten Wettren— nen in Ascot die ansehnlichsten Wetten gewonnen haben; wie

Gower mit seiner Gegenwart. Der Prinz, der dieser Tage man sagt, soll er jährlich im Durchschnitt 15, 000 Pfd. ge⸗

die Sehenswuͤrdigkeiten von Greenwich in Augenschein ge— nommen hatte, besuchte gestern auch, in Begleitung seiner Adjutanten und des Oberst Poten, die beiden großen Bazare

in Soho⸗-⸗Square und in der Baker⸗Street.

„Wir haben gehoͤrt“, sagt der Courier, „Graf Grey habe kuͤrzlich geäußert, er sehe in dem allgemeinen Charakter der von der Partei des Herzogs v. Wellington vorgebrach— ten Maaßregeln nicht das Mindeste, was er nicht unterstuͤz⸗ zen duͤrfte, ohne die Prinzipien aufzugeben, denen er sein Leben lang treu gewesen sey. Eine solche Anerkennung der Berdienste und Gesinnungen der Administration darf die Hoffnung gewähren, daß der Lord den Wuͤnschen derjenigen, welche der Meinung sind, daß seine Talente und sein hoher Charakter mit dem Staatsdienste verknüpft werden sollten, nicht immer abgeneigt bleiben werde.“

Die Times setzt die (gestern mitgetheilten) Betrachtun—

gen uber die innern Angelegenheiten Frankreichs folgenderma⸗ ßen fort: „Ganz unabhangig von dem Steigen oder Fallen der 3 und 5proc. Rente tritt es leider zu allen Zeiten her— vor, daß in Frankreich eine nicht zu beschwichtigende Eifer— sucht zwischen dem Volke und der Partei, deren Gesinnung fuͤr contre⸗revolutionnair angesehen wird, stattfinde. Das der Verwattang des Fuͤrsten von Polignae vorangegangene

'inisterium war aus Maͤnnern gebildet, die nicht minder liberal als geschickt waren. Ihren Plaäͤnen, die Wahlgesetze zu verbessern, und anderen nicht minder wichtigen Entwürfen opponirte sich jedoch die Kammer in einem Geiste, der gewiß sehr wenig, wenn überhaupt etwas mit der Erwaͤgzung der Besetz Entwuͤrfe selbst oder mit den persönlichen Verdiensten der Minister zu thun hatte. Die Kammer, oder vielmehr

ihre ausgezeichneteren Mitglieder, wollten die Wahrnehmung machen, daß die Vorschlaͤge der Regierung nicht weit I . gingen und eigentlich die hinterlistige Bestimmung hatten, die Be— gierde des Volles nach kraͤftigeren und nützlicheren Institutionen zu maͤßigen. Andererseits ließ sich jedoch die zuerst erwaͤhnte

winnen.

Es eirkuliren sehr gut nachgemachte 5 und 10 Pfund⸗ Noten der Bank von England; sie kommen den achten so nahe, daß man sie nur mit großer Muͤhe erkennen kann. Ihr Haupt-Unterschied von den ächten Noten liegt im Pa⸗— pier, das etwas zu dunkel und glaͤnzend ist.

In vierzehn Tagen haben sich nicht weniger als 621 Ir⸗— laͤnder von Eromarth nach Quebek eingeschifft.

In der letzten Zeit ist das Wetter in Irland so unguͤn⸗ stig gewesen, daß man große Besorgnisse für die Aerndte hegt und die Fruͤchte fast ganzlich vernichtet sind. Die Kaͤlte ist so scharf, als ware es Marz statt Juni.

Im Hafen von Cork sollen Telegraphen angelegt wer⸗ den, welche in 5 Minuten in einer Entfernung von 30 Eng⸗ lischen Meilen signalisiren werden.

Der Times zufolge, heißen die beiden Pariser Geschaͤfts⸗ manner, die nach Lissabon gekommen seyn sollen, um eine Anleihe mit Dom Miguel abzuschließen, Goldsmid und Chan— sonne. Sie sollen fuͤr ein 6 pCt. Zinsen tragendes Papier 29 bis 30 pCt. geboten haben, doch meint das genannte Blatt, daß selbst zu solchen niedrigen Bedingungen kein Lissaboner Kaufmann es wagen wuͤrde, sich auch nur mit einer einzigen Milreis fuͤr die Anleihe zu interessiren.

Frankreich.

Paris, 25. Juni. Der Koͤnig hat sich gestern, in Be⸗ gleitung des Dauphins, nach Marly begeben. Uebermorgen, Sonntag, soll endlich die bereits zweimal verschobene Lust= fahrt nach Versailles und Trianon stattfinden. 23.

Man glaubt, daß Ihre Sicilighische Majestäͤten am 30. d. M. die Ruͤckreise nach Ihren Staaten antreten werden. Der Moniteur enthält Folgendes: „Mehrere öffent— liche Blaͤtter haben sich nicht gescheut, in einer Zeit, wo es

worfenen oder abgeänderten Maaßregeln den Beweis liefer⸗

ohne Unterschied existirt, die sich der Gunst der Partei er—

der Regierung an Nachrichten von der Expeditions Armee

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ehlte, das Geruͤcht zu verbreiten, daß 2000 Kranke in Palma . worden waͤren. Wir geben in dieser Beziehung hierunter eine Auskunft, die positiv ist und von Niemanden in Zweifel gezogen werden wird. In einem Berichte aus Majorka vom hten d. M., der, in Folge der verzoͤgerten Abfahrt des Schiffes, das denselben uͤberbracht hat, erst heute 2Wästen) hier eingegangen ist, meldet naͤmlich der Vice⸗Admi⸗ ral Duperré dem See Minister, daß der Gesundheits⸗ Zust and der Truppen der befriedigend ste sey, und daß man auf 1000 Mann kaum zwei Kranke rechne.“

Folgende Resultate der Wahlen in den Bezirks⸗-Kollegien sind bereits hier bekannt geworden: ) t Zabern, der Ex⸗Dep. Baron v. Wangen, ministerieller Kand. Ben feld, der Er⸗Dep. Hr. Humann, Kand. der Opposition. Hagenau, der . Hr. Sgglio, Kand. der Opposit ion. Straßburg, der . Hr. B. Constant, Kand der Opposit. Colmar, der Er⸗Dep. Hr. André, Kand. der Opposit ion.“ Thionville, Hr. Poulmgire, Kand. der Opposition.

Metz, der General Seméêlsé, Kand. der Qpposition. Lille (ztes Bez⸗Koll), Hr. Lemesre⸗Dubrule, minist. Kand. Lille (1. Bez. K.), der Er⸗Dep. Bar. v. Brigode, Kand. d. Oppos. r Mar seille, Hr Verdilhon, min isteriel ler Land. Libourne, der Ex Dep. Hr. Martel, Kand der Oppossit ion.“ Semur, der Ex⸗Dep. Hr. Bazile, Kand der Opposition. *

Von 38 Wahl⸗Kollegien sind, wie man bisher in Erfahrung gebracht, in 25 die provisorischen Buͤreaux umgestoßen und nur in 13 ganz oder theilweise beibehalten worden. In Straßburg hatte die Gazette mit Bestimmtheit darauf gerech— net, daß Herr B. Constant durchfallen wuͤrde; derselbe erhielt indessen 201 Stimmen unter 275. In Valenciennes und Maubeuge treten die beiden ehemaligen Minister, Herr von Vatimesnil und Graf von Caux, als Kandidaten der Oppo— sition auf.

Die Gazette de France sagt von diesem vorlaͤufigen Erfolge der Wahlen: „In den kleinen Kollegien ist das Ter— rain fur die Freunde der Ruhe, der Legitimitaͤt und der Charte immer am unvortheilhaftesten. Die großen Kollegien dagegen muͤssen das Gleichgewicht zu Gunsten der Monarchie wieder— herstellen, und es laͤßt sich annehmen, daß das Ministerium 230, die Opposition aber nur 200 Stimmen erhalten wird. Wie aber die Wahlen auch ausfallen mögen, nur zwei Re— sultate lassen sich davon erwarten; entweder eine unbedeutende royalistische Majoritaͤt (und dies ist das wahrscheinlichste) oder eine noch unbedeutendere liberale Majoritäaͤt, in welcher das linke Centrum dominiren wird. Unter diesen Umstaͤnden kommt es vor Allem darauf an, daß das Ministerium klug und vorsichtig zu Werke gehe, und daß es zu seinen Absich— ten und seiner Gewandtheit Vertrauen einfloͤße. Faͤllt, was zu hoffen steht, die Majoritaͤt royalistisch aus, so muß die vornehmste Sorge des Ministeriums dahin gerichtet seyn, jene Majorität vollkommen einig zu erhalten, sie vor jeder Stimmen-Vereinzelung zu bewahren und, wo moͤglich, noch durch jenen schwachen und zaghaften Theil des linken Cen— trums zu verstaͤrken, der, ein Feind aller Umwaͤlzungen, als Lohn fuͤr seinen Beitritt nichts verlangt, als Buͤrgschaften,

die ihm die Aufrechthaltung der Verfassung sichern. Giebt

es dagegen, was Gott verhuͤten wolle, eine liberale Majori— taͤt, so duͤrfte diese doch immer nur so schwach seyn, daß es die Kraͤfte treuergebener, energischer und gewandter Staatsmaͤnner nicht uͤbersteigen wird, dieselbe zu trennen und um das Koͤnigliche Panier diejenigen Deputirten zu rei⸗— hen, die da wollen, daß man ihnen einen edlen und nuͤtz— lichen Zweck zeige, und auf deren Stimmen die Opposition nicht mehr rechnen darf, sobald die Repraͤsentativ-Regie⸗ rung einen regelmaͤßigen und zuversichtlichen Gang einschlaͤgt. Alles haͤngt sonach von denen ab, die das Staatsruder fuͤh— ren. Wir wollen das Beste hoffen.“ Das Journal du Commerce meint, das Deutlichste, was aus diesem Ar— tikel hervorgehe, sey die Meinung, daß Herr von Villele allein den Staat retten konne. Der Temps aͤußert uͤber die gegenwartigen Wahlen:

„Es giebt Faͤlle, wo die ganze Frage sich auf bloße Zahlen

reduciren laßt. Ein solcher Fall ist es, der uns gegenwaͤrtig beschäͤftigt. Die Wahlen zerfallen in diesem Jahre in vier Abtheilungen, wovon die erste, aus den am 23. zusammenge—⸗ tretenen Bezirks-Wahl-Kollegien von 66 Departements be— stehend, 200 Deputirte zu wahlen hat. Von den Deputir— ten, die von denselben Kollegien im Jahre 1827 gewaͤhlt wurden, haben 112 fuͤr und 88 gegen die Adresse gestimmt. Die zweite Abtheilung, die am 3. Juli zusammentritt, um—

e Die mit einem bezeichneten Deputirten hatten fuͤr die Adresse gestimmt.

faßt die großen Wah“⸗Kollegien derselben 66 Departements, und hat 122 Deputirte zu ernennen; von den fruͤheren Ab⸗ ee ,. dieser Kollegien haben 35 füͤr und 87 gegen die

dresse gestimmt. Die dritte Abtheilung besteht aus den. in 20 Departements bis zum 12. Juli vertagten Bezirks—⸗ Wahl⸗Kollegien, die 65 Deputirte zu waͤhlen haben, von denen 57 die Adresse angenommen und 8 dieselbe verworfen haber. Die vierte aus den großen Wahl-Kollegien der⸗ selben 20 Departements bestehende Abtheilung endlich wird sich den 19. Juli versammeln und 43 Abgeordnete ernennen; von den bisherigen Deputirten dieser großen Kollegien hatten 19 für und 24 gegen die Adresse gestimmt. Allem An⸗ scheine nach, wird also bei den ersten mit dem 23sten d. M. begonnenen Wahlen die Opposition den Sieg davon tragen. Was die vertagten Kollegien betrifft, so haben sie im Jahre 1827 der Opposition 76 und dem Ministerium nur 32 Stim⸗ men gegeben. Darin liegt das ganze Geheimniß dieses in der Geschichte der Verfassung so ungewoͤhnlichen Aufschubs. In den Wahl-Kollegien, die am 12. Juli zusammentreten, wird also uͤber das Ministerium das letzte Urtheil gefällt werden. Es hat den Zeitpunkt desselben hinausschieben wollen, wie ein unredlicher Klager die Vertagung seines Prozesses verlangt. Aber die Sache ist einmal beim Gerichtshofe anhängig ge— macht, und wenn auch der Tag aufgeschoben werden kann, so laßt sich der Ausspruch der Jury doch nicht mehr ver— hindern.“

Der Baron Poyférs de Care, der erst vor einigen Mo— naten an die Stelle des verstorbenen Barons von Cauna zum Deputirten des Departements der Haiden ernannt wor⸗— den war (einer der Votanten der Adresse), ist mittelst Ver— ordnung vom 24sten d. M. aus der Liste der Requétenmeister beim Staats⸗Rathe gestrichen worden.

Saͤmmtliche Oppositions⸗Blaͤtter sind mit mißbilligenden Betrachtungen uͤber die Entlassung der Herrén von Saint⸗ Crieq und Lamarque angefuͤllt. „Jeder Staats⸗Beamte“ aͤu⸗ ßert unter Anderm der CLonstitutionnel, „war bei Zeiten benachrichtigt worden, daß er seine Stimme dem Ministerium geben muͤsse, widrigenfalls er sich der Verabschiedung aussetze. Diese Drohung geht jetzt in Erfuͤllung, und, um gleich von Oben anzufangen, beginnt das Werk bei dem General-Lieu— tenant Herrn Lamarque und dem Ex⸗Minister des Handels, Grafen von Saint-⸗Crieq.“ „Noch nie“ fuͤgt der National hinzu, „ist die Verwegenheit so weit getrieben worden. Bis— her hatten die Generale nach Gefallen ihren Platz in der Opposition nehmen und ihre Meinung von der Rednerbuͤhne herab frei verkuͤndigen koͤnnen, ohne daß man auch nur daran gedacht hätte, sie dafuͤr zu bestrafen. Die Generale Foy, Ssbastiani und viele Andere durften ihre militairische Stel— lung und ihre Unabhaͤngigkeit bewahren; man zwang sie nicht, fuͤr die eine oder die andere zu waͤhlen; man ehrte in ihnen die Wuͤrde ihres Standes, den man durch die Absetzung der Militairs von der Oppositions-Partei zu entehren gefuͤrchtet

haben wuͤrde. Alle diese Ruͤcksichten, selbst unter Herrn von Villele noch guͤltig, gelten heute nichts mehr. Die Zeiten der Schonung, der Schaam und der menschlichen Achtung sind voruͤber. Die Entlassung des Herrn von Saint-Cricq muß nicht minder in Erstaunen setzen, denn dieser ehemalige Mi⸗ nister war gewiß kein Volks⸗Tribun und Demagoge.“

Die Gazette de Frange antwortet den gedachten bei— den Blaͤttern: „Aus dem Gesichtspunkte einer gesunden Po— litik betrachtet, laͤßt sich gegen die Maaßregel, woruͤber der Constitutionnel Klage fuͤhrt, nichts einwenden, da die Re⸗ gierung das Recht hat, absetzbare Beamten zu verabschieden. Aber aus Gruͤnden einer gesunden Logik muß man jene Maaßregel, nicht als mißbraͤuchlich, sondern als un vollstän⸗ dig tadeln. Was hat z. B. Herr von Saint⸗Crieg gethan,

das nicht Hr. v. Vatimesnil ebenfalls gethan hätte? Welche Reden hat General Lamargue gefuhrt, wodurch sich nicht an— dere Generale der linken Seite gleichfalls bemerklich gemacht haͤtten? Von 26 Beamten, die fuͤr die Adresse gestimmt ha— ben, sind erst 7abgesetzt worden. Warum 7 und nicht 9667 Alle verdienen gleiche Strafe oder gleiche Ungestraftheit. Eine kluge Regierung macht es sich zum Gesetz, sorgfaͤltig Alles zu vermelden, was den Schein der Parteilichkeit an sich trägt; Einheit des Betragens zeugt von Einheit der Grundsaͤtze. Was die Bemerkungen des National betrifft, so beweisen die⸗ selben ebenfalls nichts, als die Gefahr partieller Maaßregeln. Haͤtte man die Frage also gestellt: Sind die Beamten, die fuͤr die Adresse gestimmt haben, beizubehalten oder zu entlas⸗— sen? so ware jedweder persoͤnliche Streit vermieden worden, und es haͤtte nur der Constatirung einer Thatsache bedurft.“

Der Courrier frangais machte gestern die Bemer⸗