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In den Wahl-Kollegien haben ferner folgende Ernen— nungen stattgefunden: 3)
Perpignan, der Ex⸗Dep. Hr. Durand, Kand. der Op pos. “*
Milh au, der Er⸗Dep. Baron v. Nogaret, Kand. der Oppos. * Lannion, Hr. Bernard, Kand. d. Opp. (Schon in Rennes gewaͤhlt. Castelnaudary, Hr. Madier de Montjau, Kand. der Oppos. Narbonne, der Ex⸗Dep. Baron v. Podenas, Kand. der Opp. *
Men de, Hr. Despinassous, minister. Kand.
Die Zahl der gewahlten Deputirten belaͤuft sich nunmehr auf 194, so daß 4 Wahlen der ersten Serie zur Zeit noch unbekannt sind; a) diese gehoͤren den Bezirken Gap, Rodez, La⸗Tour⸗du⸗Pin und Perpignan an.
In dem heutigen Blatte des Moniteurs liest man nachstehenden, dem Anscheine nach, amtlichen Artikel: „Der Courrier frangais enthielt gestern unter der Ueberschrift: Ueber das füuͤr die Bekanntmachung der Armee— Berichte angenommene System, einen Aufsatz, worin die Regierung beschuldigt wird, daß sie das Publikum uͤber den Erfolg der Expedition nach Afrika absichtlich in Unge— wißheit gelassen habe, indem Depeschen, die sich angeblich schon seit zwei Tagen in ihren Handen befunden, von ihr zuruͤckgehalten worden waͤren. Es ist aber ungegruͤndet, daß der Regierung Depeschen zugegangen, die sie nicht publieirt haͤtte. Der Verfasser des Artikels im Courrier weiß sehr wohl, daß Staffetten nicht so schnell gehen, als der Tele— graph. Die telegraphische Depesche, wodurch der Graf von Bourmont meldete, daß er sich der Stellung von Staoneli bemaͤchtigt habe, ist am 23sten von Toulon hierher befördert worden; der umstaͤndliche Bericht des Ober-Befehlshabers, der am 24sten durch die Brigg „der Zebra“ in Toulon an— langte, konnte von dort nicht fuͤglich fruͤher als an diesem Tage selbst hierher geschickt werden und ist am 27sten um 4 Uhr Nachmittags in Paris eingetroffen; er konnte daher erst im Moniteur vom 28sten erscheinen. Diese Depesche und die des Admirals Duperré, beide vom 19ten, sind die neuesten, die die Regierung erhalten hat; was der Courrier, so wie mehrere andere Blaͤtter, uͤber ein spaͤteres Gefecht, als das am 19ten, erzaͤhlen, ist daher eine reine Erfindung. Die Regierung bedauert es, kann es jedoch nicht verhindern, daß Zeitungsschreiber und Fonds— Spekulanten sich ein Vergnuͤgen daraus machen, heunruhi— gende Geruͤchte zu verbreiten und die gewagtesten Vermu— thungen uͤber die Operationen der Armee in Afrika und uͤber die Hindernisse, worauf sie gestoßen, als wirkliche Ereignisse zu verkuͤndigen. Sie kann ihrerseits nur Thatsachen dage— gen aufstellen, und sie hat bisher alle diejenigen, die zu ihrer Kenntniß gelangt, puͤnktlich mitgetheilt. Diese Thatsachen sind im Uebrigen von der Art, daß sie den Maͤnnern, welche sich wahrhaft fuͤr den Erfolg unserer Waffen interessiren, genuͤgen muͤssen. Kein Mensch hat gewiß geglaubt, daß man sich einer Stadt von 80,000 Einwohnern, die von der Tuͤr— kischen Miliz, deren Tapferkeit noch niemals in Abrede ge— stellt wurde, vertheidigt wird, ohne allen Widerstand bemaͤch— tigen koͤnne; man ist daher auch auf alle die Mittel, wodurch die vorhergesehenen Hindernisse sich besiegen ließen, sorgfaͤltig bedacht gewesen; ja, die Regierung ist sogar zuweilen beschul— digt worden, daß sie in dieser Beziehung mit zu großer Ver— schwendung zu Werke gegangen sey. Indeß ist es nicht wahr, was der Courrier gestern behauptete, daß naͤmlich Befehl zum Aufbruch der Reserve-Division gegeben worden sey. — Sol— chergestalt schwindet jenes ganze Gewebe von Anklagen, das der Courrier seinen Lesern mit so vieler Weitschweifigkeit auf— getischt hat; der Vernuͤnftige wird demselben leicht sein Recht widerfahren lassen.“
Der Courrier frangais ist zur Aufnahme dieses Ar—
se Die mit einem “ bezeichneten Deputirten hatten fuͤr die Adresse gestimmt.
. Die Gesammtzahl der an 253. Juni und an den folgen— den Tag
en in den Bezirks-Wahl⸗Kollegien gewahlten Deputirten betraͤgt naͤmsich 198, nicht 196, wie in Nr. 184 der Stagts⸗-Zei— tung nach Pgriser Blaͤttern angegeben wurde. Die Differenz; ruͤhrt daher, daß das Departement des Wasgaus, welches fuͤnf Deputirte in die Kammer schickt, wovon bisher zwei in dem großen Kollegium und drei in eben so vielen Bezirks-Kollegien gewaͤhlt wurden, diesmal nur ein einziges Kollegium bildet, das als ,. durch die Verordnung vom 16. Mai (Nr. 144 der St. 3.) chon auf den 23sten zusammenberufen wurde. Die Berechnung stellt sich sonach also: . 1 ernennen die Bez⸗Koll. von 3 Depts. . . 198 Dep.
—
3. Juli die großen Koll. derselben Depts. 122 12. Juli . ig ; 2
19. uli 2
26. Juli ernennt die Inse
ez Koll. von 2) Depts. .. 65
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die , Koll. derselben Depts. 43
Korsika 2 zusammen .. 450 Dep.
tikels durch den Polizei-Praͤfekten Herrn Mangin von Amts
wegen aufgefordert worden.
Das Journal des Débats beschuldigt das Ministe⸗ rium nicht sowohl, daß es dem Publikum die amtlichen Armee-Berichte vorenthalte, sondern daß es ihm dieselben
in verkruͤppelter Gestalt gebe. So leide es z. B. nicht den
allermindesten Zweifel und werde durch Privat⸗Briefe bestaͤ⸗ tigt, daß am 16ten an der Afrikanischen Kuͤste ein furchtba⸗ rer Sturm gewuͤthet habe; der Vice⸗Admiral Duperrs habe dieses Sturmes in seinem Berichte auch wirklich erwaͤhnt, und zwar mit dem Bemerken, „daß derselbe zwei Stunden gewaͤhrt habe, und daß, wenn er noch laͤnger angehalten haͤtte,
es um die Flotte geschehen gewesen waͤre““; gleichwohl finde
lich hieruͤber in dem von dem Moniteur bekannt gemachten Buͤlletin nichts; woraus klar hervorgehe, daß die Depesche
verstuͤmmelt worden sey.
Aus Toulon meldet man unterm 23. Juni: „Die Brigg „Faune,“ vom Fregatten -Capitain Couhitte komman⸗ dirt, hef gestern von Torre? Chica mit einigen Verwundeten hier ein; sie hat aber diesen Ort kurz nach dem Dampfschiffe „Sphinx“ verlassen und bringt also nur wenige neuere Nach⸗ richten, als dieses. Bei ihrer Abfahrt stand ein Theil der Armee noch in Torre-Chica, wo man mit der Erichtung eines großen Lagers beschäftigt war, das mit einem breiten Graben umgeben wurde, und in dessen Mitte 8 — 900 ge⸗ fangene Tuͤrken sorgfaͤltig bewacht wur ben. Die gefangenen Ara⸗ ber und Beduinen wurden nach ihren Wohnsitzen entlassen und guͤtig behandelt. — Auch die Brigg „d'Assas“, so wie die Gabarren „Lezard“ und „Robuste“, deren letztere einen An— ker verloren und mehrere Havarieen erlitten hat, die Bom— benschiffe , Vuleain“ und „Vesuve“, die Brigg „Mar souin“ und die Korvetten „Astrolabe“ und „Victorieuse“, fo wie einige 49 Transportschiffe, sind gestern und heute auf der n, . Rhede vor Anker gegangen, um Lebensmittel fur die lrmee an Bord zu nehmen.“
In einem Privat-Schreiben aus Staoneli, vom 19. d. M., heißt es: „Algier ist nicht so duͤrre und Afrikanisch, wie wir es uns vorgestellt hatten. Es giebt viele bebaute Laͤndereien, Gebuͤsche und kleine durch Quellen bewaͤsserte Thaͤler. In allen Gaͤrten findet man, wie in Spanien, Brunnen mit Schoͤpfeimern. Ueberhaupt hat das Land daf— selbe Klima und denselben Charakter, wie das suͤdliche Spa— nien.
„Man spricht heute“, sagt der Constitutionnel, „von der Zusammenkunft, die zwischen einigen dreißig, dem Koͤnige treu ergebenen Staatsmännern stattgefunden habe, und worin die Lage des Ministeriums, in Folge der neuen Wahlen, in Betracht gezogen worden sey. Alle stimmten darin uͤberein, daß eine Aenderung in der Verwaltung absolut nothwendig sey, und daß das Interesse des Thrones, wie des Landes, solches in gleichem Maaße erheische. Eine erhabene Person soll ihnen zur Antwort gegeben haben, daß sie stets zu allen Combinationen die Haͤnde bieten wuͤrde, die sich mit dem Wohle Frankreichs und der Wuͤrde der Krone vertruͤgen. Schon nennt man diejenigen Maͤnner, welche bei der Bil— dung eines neuen Ministeriums die meiste Wahrscheinlichkeit zur Berufung in dasselbe fuͤr sich haben wuͤrden; dies wären die Herren v. Mortemart, v. Ambrugeac, Lains und Pas— quier. Auch der Name des Herrn von Villsle ist genannt worden; jedoch soll derselbe großen Widerspruch gefunden haben.“ — Die Gazette de France, welche diesen Artikel woͤrt— lich giebt, fuͤgt blos in letzterer Beziehung hinzu: „Dieser Widerspruch wundert uns nicht. Herr von Villele wird nie— mals wieder in die Verwaltung eintreten, wenn ihm solches von irgend einer Partei geboten wird Er ist zwei Jahre lang von Paris entfernt geblieben, blos um zu keiner In— trigue die Haͤnde zu bieten, und man kann fest versichert seyn, daß jedesmal, wo sein Name, sey es von seinen Freun— den oder von seinen Feinden, genannt worden, solches immer ohne sein Zuthun geschehen ist.“ — Aus einem andern Arti— kel leuchtet gleichwohl hervor, daß die Gazette keinesweges die Hoffnung aufgiebt, Herrn von Villsèle wieder am Ruder zu sehen. Sie sagt namlich: „Die Wiedererwaͤhlung derjenigen Maͤnner, die der Koͤnig wegen einer verfassungswidrigen Adresse von sich entfernt hatte, beweist, was wir immer ge— sagt, daß naͤmlich die Wahl⸗-Kollegien durch den Einfluß des leitenden Ausschusses beherrscht werden. Gegen eine Faction anzukaͤmpfen, ist zwar die Pflicht eines jeden Ministeriums, aber eine andere eben so heilige Pflicht ist, daß es seine Kraͤfte messe. Das quid valeant humeri gilt als Regel, nicht blos in der Literatur, sondern auch in der Politik.“
Mehrere hiesige Blaͤtter hatten gemeldet, daß dem Ex⸗ deputirten Guilhem seine bisherigen Lieferungen fuͤr das Ma— rine⸗Ministerium genommen worden seyen. Herr Guilhem,
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f eines bedeutenden Handlungshauses in Brest, erklaͤrt 2 daß er diese Lieferungen auf dem Wege ö. Konkur⸗ lenz und des öffentlichen Zuschlags an sich n ö. 3a. und nicht glauben konne, daß man ihn bei seinem weh n, d. Rechte kranken wolle; uͤbrigens wuͤrde der Verlust dieses Geschaͤfts ihm eben so gleichguͤltig seyn, als seine Absetzung von Aemtern, und er benutze sogar diese Gelegenheit, das Mini— sterium zu benachrichtigen daß er außer den ihm abgen em, menen Functionen eines Mitgliedes des Departements, Con— seils, noch jetzt die Aemter eines Stadtraths, eines Praͤsiden⸗ ten des Handels-Gerichtes und Vorstehers der Sparkasse zu
ekleide. — ,,, du Toulouse meldet, daß, auf die Nachricht von der in Montauban erfolgten Ernennung des Grafen von Preissac (Kandidaten der Opposition) zum De⸗ putirten, der Poͤbel jener Stadt sich zusammengerottet und allerhand Unfug getrieben habe, endlich aber von der Gens⸗ darmerie verjagt worden sey. . k ;
Am Sten k. M. wird sich der Koͤnigl. Gerichtshof unter Anderm mit dem Cassationsgesuche des, wegen Beleidigung mehrerer Gerichtshoͤfe in seiner Denkschrift an den König, zu 14taͤgiger Haft verurtheilten Herrn Madrolle beschaͤftigen. In derselben Sitzung wird der Gerichtshof uͤber das Gesuch des Redacteurs der Gazette de France, Barons Genoude, daß man ihm provisorisch und bis der Cassationshof uͤber sein Cassations-Gesuch in dem Prozesse mit dem Baron Méöchin entschieden haben wird, seine Freiheit lasse, das Urtheil faͤllen.
Der kurzlich verstorbene Bischof von Beauvais ist nur 45 Jahr alt geworden. „Der Konig“ sagt das Journal des Débats, „verliert in ihm einen treu ergebenen Un— terthan, die Pairs-Kammer einen von den reinsten Absichten beseelten Redner, die Kirche einen Diener, der die von ihr auferlegten Pflichten den Bewohnern seines Sprengels lieb und werth zu machen wußte, und dessen ganzes Leben ein Beispiel sanfter Froͤmmigkeit und wahrhaft evangelischer Milde war. Sein Verlust wird tief gefuͤhlt werden; der Arme wie der Reiche wird sich seiner stets in Liebe erinnern und sein Andenken segnen.“ ;
Vor Kurzem ist in Chambery der General Graf von Boigne in einem Alter von 523 Jahren gestorben. Er stand in seiner Jugend in Franzoͤsischen und Russischen Diensten, ging später nach Indien, trat in die Dienste der Ostindischen Tompagnie und zuletzt in die des kriegerischen Mahratten— Fuͤrsten Mahadajey-Sindia, der ihn zum General eines be— deutenden Truppen-Corps und zum Gouverneur einer Pro— vinz ernannte. Nach dem Tode des Sindia, dessen militairische und politische Talente den Englaͤndern so viel Nachtheil zu— gefuͤgt haben, wurde General Boigne durch den Nachfolger desselben als Gouverneur von Hindostan bestaͤtigt, lehnte diese Stelle jedoch ab und kehrte, des unruhigen Lebens, muͤde, nach Europa zuruͤck, indem er eine trefflich diseiplinirte Ar— mee, gute Militair-Anstalten und die Keime einer zukuͤnfti— gen Organtsation in Indien zuruͤckließ. Waͤhrend seines lan— gen Aufenthalts in Asien hatte er sich ein ungeheueres Ver— mogen erworben, das er nach seiner Ruͤckkehr in seine Vater— stadt Chambery zu Schenkungen und milden Stiftungen ver— wendete, deren Betrag der Précurseur de Lyon auf 3,678,000 Fr. angiebt. Seiner hier in Paris lebenden Frau hat der General Boigne eine lebenslaͤngliche Pension von 60,000 Fr. ausgesetzt. Das von ihm hinterlassene Vermoͤgen, dessen Erbe ein Sohn ist, wird auf 15 bis 18 Millionen Fr. angegeben.
Der Oberst Fitz-Clarence ist in der vergangenen Nacht von hier nach London abgereist.
Auf die Behauptung eines hiesigen Journals, daß die Zahl der Abonnenten der Gazette de France seit zwei Mona— ten abgenommen habe, bemerkt dieses Blatt, es habe am 19. Mai g226 Exemplare abgesetzt, wogegen es jetzt 10,348 Exem— plare abziehen lasse. Zum Beweise dieser Angabe erklart die Gazette sich bereit, dem Redacteur des Eingangs erwahnten Journals ihre Buͤcher aufzuschlagen.
Die Feindseligkeiten zwischen den Spanischen und Fran— zösischen Hirten auf den Pyrenäen haben nunmehr im Thale Cize wirklich begonnen. Die ersteren, welche angefangen hat— ten, auf die Franzosen zu feuern, wurden von diesen zuruͤck— getrieben und verfolgt.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Im Oberhause leisteten am 28. Juni viele Pairs, die sich nicht schon am 26sten eingefunden hatten, dem jetzt regierenden Koͤnige den Unterthanen⸗Eid. Am Lhsten hatte, in Abwesenheit des Lord Kanzlers, Lord Auckland den Sitz auf dem Wollsack ein— genommen. Marquis von Lansdown erklaͤrte am 2östen, daß er, der eingetretenen besonderen Umstaͤnde wegen, seinen
Antrag auf die im Ausschusse des ganzen Hauses vorzuneh— mende Berathung der Bill wegen n! * i ch. Donnerstag (den 1. Juli) verschiebe.
— Auch im Unterhause beschaͤftigte man sich am 283sten mit den Eidesleistungen der Mitglieder. — Auf die Frage des Herrn Brougham, wann das Haus sich mit den durch das Ableben des Koͤnigs Georg IV. nothwendig gewordenen Anordnungen beschaͤftigen werde, antwortete Sir Rob. Peel, daß dem Hause am nächsten Tage (den 29. Juni) eine Bot— schaft Seiner jetzt regierenden Majestaͤt mitgetheilt werden wuͤrde, und daß es daher schicklich seyn duͤrfte, jede vorlaͤu⸗ fige Eroͤrterung uͤber diesen Gegenstand zu vermeiden. Der Minister rechtfertigte zugleich den Lord-Steward des Hau ses (Marquis von Conyngham) wegen der wider ihn vor— gebrachten Beschuldigungen, daß er am 26sten (am Todes— tage des Koͤnigs) nicht zeitig genug im Unterhause er— schienen sey, um dasselbe von dem eingetretenen Ereigniß amtlich in Kenntniß zu setzen. Derselbe, sagte er, sey zu— gleich Constable des Schlosses von Windsor und habe in die⸗ ser Eigenschaft die Aufsicht uͤber die Koͤnigl. Leiche gehabt; daher sich seine Anknnft in London verspätete Man⸗— gel an Achtung gegen das Haus sey dem genannten Edelmanne gewiß in keinem Falle vorzuwerfen. Herr W. Wynn nahm die Gelegenheit wahr, bemerklich zu machen, welche Unbequemlichkeiten fuͤr die Mitglieder des Unterhauses das Amt und das Buͤreau des Lord-Steward habe, in wel— chem jedes neue Mitglied einen Eid leisten muͤsse, der ganz uͤberflüͤssig sey, da er hernach im Hause selbst wiederholt werde. Er kuͤndigte darauf an, daß er eine Bill zur Abschaffung dieser Unbequemlichkelt in Antrag hringen werde. Herr Brougham machte die Anzeige, daß er am 6. Juli die wichtige Frage wegen der Sklaverei in den Kolonieen zur Sprache bringen wolle. Das Haus vertagte sich um 4 Uhr Nachmittags. —
London, 29. Juni. Se. Majestaͤt der Koͤnig verließen gestern fruͤh um 7 Uhr das Schloß von Bushy-Park, statteten dem Herzoge von Cumberland in Kew einen Besuch ab, und fuhren, in Gesellschaft Sr. Koͤnigl. Hoheit, in einem offenen Landau, gefolgt von einer Uhlanen Eskorte, durch Hyde-⸗Park nach dem St. James-Pallaste. Das auf dem Wege ver— sammelte Volk gruͤßte den Monarchen ehrfurchtsvoll, und Se. Majestät dankten mit herablassender Freundlichkeit.
Kurz vor 10 Uhr kam Se. Majestaͤt im Pallaste von St. James an. Bald darauf verkuͤndete der Kanonendonner den Anfang der der Proclamirung des Koͤnigs vorangehen— den Ceremonien. Der Wappen-Koͤnig Sir G. Nayler be— fand sich mit den Herolden zu Pferde, die schwere silberne Scepter trugen, im Hofraume auf der westlichen Seite des Pallastes. Diesem gegenuͤber war ein Detaschement der
Leibgarde aufgezogen. Das Volk, das den stattfindenden
Ceremonien zusehen wollte, wurde in den Hof-Raum einge⸗ lassen. — Wenige Minuten nach 10 Uhr wurde das große Mittelfenster des Pallastes geoͤffnet, und Se. Majestaͤt er— schienen ohne Gefolge, schwarz gekleidet und geschmuͤckt mit dem Hosenband-Orden. Der Koͤnig verneigte sich drei Mal gegen die zahlreich im Hofe versammelten Zuschauer, die ihn mit dem lautesten Jubelrufe empfingen. Ein Chor von Trom— petern, die in prächtige Staats-Uniformen gekleidet waren, stimmte das Volkslied: „God save the King an. Die Herzoͤge von Cumberland, Susser, Gloucester, Prinz Leo— pold, die Kabinets-Minister und Groß-Wuͤrdentraͤger erschie⸗ nen und bildeten einen Halbzirkel im Hintergrunde des Fen— sters, in welchem sich Se. Majestaͤt befand. Der Wappen⸗ Koͤnig, der unterhalb dieses Fensters zu Pferde hielt, verlas mit lauter Stimme die Proclamation und wurde mehrmals, besonders aber als er den Namen „Konig Wilhelm der Vierte“ verkuͤndete, durch den Jubelruf des Volkes unter— brochen. Se. Majestaͤt erschienen wahrend der Verlesung der Proclamation sehr bewegt, verneigten Sich wiederholent— lich und zogen Sich, als der Wappen-Koͤnig geendigt hatte, zuruck. Es wurde sodann von Neuem das Lied „God save ihe King“ angestimmt. — Es fand darauf Cour beim Koͤnige und demnächst ein Geheimer-Rath statt, wo die noch nicht vereideten Mitglieder den Eid ablegten. Als neues Mit— glied desselben wurde der Herzog von Norfolk anfgenom— men, nachdem er vorher den durch die vorjäͤhrige Parla⸗ ments⸗-Akte vorgeschriebenen Eid geleistet hatte. Der Herzog wurde sogleich in seiner erblichen Eigenschaft als Earl⸗Mar⸗ shal von England durch den Geheimen Rath beauftragt, einen an alle Britischen Unterthanen gerichteten Befehl zu er— lassen, vom 30. Juni ab in tiefer Trauer zu erscheinen. Se. Maj. ertheilten darauf noch mehrere Audienzen und verließen um 53 Uhr den Pallast, um sich nach Bushy-Park zu bege—