1830 / 186 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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—⸗ 7 1. Juli. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Met—⸗ ternich, Kaiserl. Koͤnigl. Desterreichischer Haus-, Hof- uud Staats⸗Kanzler, ist heute, vom Johannisberg kommend, hier eingetroffen.

Köthen, 2. Juli. Heute Vormittag um 11 Uhr stürzte das 45 Fuß hohe Geruͤst auf der katholischen Kirche, woran der Thurm in die Hohe gemauert werden sollte, plötzlich un— ter furchtbrem Gekrach zusammen und riß einen Theil des Mauerwerks mit sich hinunter. An verungluͤckten Arbeitern sind 16 Mann zwischen den Balken und Schutt hervorgezo— gen worden, wovon bereits 7 gestorben sind. Die Frau eines

Zimmermanns warf sich auf den Leichnam ihres Mannes und starb auf der Stelle vor Schreck.

Italien.

Rom, 23. Juni. Mittelst Paͤpstlichen Breve's ist dem Maler F. Cavalleri aus Turin, einem Pensionaͤr des Prin⸗ zen von Savoyen-Carignan, der Orden des goldenen Sporn verliehen worden.

Die hiesige archäologische Akademie hat die Botschafter von Oesterreich und Frankreich, Grafen von Luͤtzow und von la Ferronays, zu Ehrenmitgliedern erwaͤhlt und deren Namen in ihr Album eingetragen.

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In England sind Nachrichten aus Mexiko bis zum 8. und aus Verg-Cruz bis zum 10. Mai eingelaufen. Die In- surrection in den suͤdlichen Provinzen war vollkommen ge⸗ daͤmpft und, was sich widersetzt hatte, vom General Bravo niedergemacht und zerstreut worden. Die Differenzen mit

San zuiz Potoß hatte man durch Unterhandlungen beseitigt, und allenthalben in der Republik herrschte Frieden und Ruhe, außer in Jurgtan, das allein noch dem Central-System treu blieb. Der Kongreß hatte seine Sitzungen am 15. Aprut ge⸗ schlossen.

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Columbien.

Englische Blatter enthalten uͤber Nord-Amerika ein— gelaufene Nachrichten aus Columbien bis zum 25. April, denen zufolge in Bogota, unter der Leitung des Generals Urdaneta, eine Revolution zu Gunsten Venezuela's und ge⸗ gen Bolivar ausgebrochen war. In Beziehung hierauf heißt es in einer Proclamation des Generals AÄrismendi in Ca— racegs vom 25. April: „Mitbuͤrger! Die Freiheit triumphirt; ihre unwiderstehliche Macht hat den Thron der Despotle zer— truͤmmert und den eisernen Scepter zerbrochen, dessen Schwere auf unsern Mitbruͤbern in Bogota lastete. Urdaneta hat sich on die Spitze der freien Manner von Bogota gestellt. Sein durch die Kraft der Vaterlandsliebe uͤber die niedrigen Raͤnke des Despotismus erfochtener Sieg sichert fuͤr immer das glor⸗ reiche Schicksal Venezuela's und die Wohlfahrt von Suͤd— Amerika. Lange lebe Venezuela! Lange lebe das freie Bo— goöta!“

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Berlin, 6. Juli. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Superintendenten und Ober⸗-Pfarrer, Professor Dr. Spieker, zu Frankfurt a. d. O., fuͤr die Allerhöchstdemselben zugeeig— neten beiden Werke uͤber die Augsburgische Konfession und deren Apologie die große goldene Medaille Allerhuldreichst zu⸗ stellen lassen. ;

In der gestern stattgefundenen Versammlung des Vereins für Gewerbsleiß wurden verhandelt; die Abschluͤsse über den Kassen⸗-Zustand des Vereins und der v. Seydlitzschen Stiftung; ein Bericht der Abtheilung fuͤr die Manufakturen über die Verbesserungen des Seidenhaspels des Mylius durch Hrn. Quewu; eine Mittheilung des Hrn. Muͤnzmeisters Suermond in Utrecht, Mitglied des Vereins, uͤber die durch atmosphaäͤrischen Druck bewirkte Praͤgung in seiner Anstalt, mit Zeichnungen; uͤber die Methode der Chinesen, das Erd— bohren durch Stoßwerke zu betreiben, aus den Annales de l'association de la brohagation de a soi; uͤber die Waid Indig Kuͤpe des Hrn. Gorgen; uber Wetzsteine und Streich— rieme aus Zeltingen; uͤber eine Mittheilung des Gewerbe— Vereins in Elbing, einen Fuͤllkrahn des Hrn. Bierbrauers Zimmermann daselbst und einen schlangenförmigen Walzen— gang vom dortigen Muͤhlenbauer Hrn. Maage; uͤber die Anfrage des Wollspinnerei-Besitzers Hrn. Jeschke, die Be— nutzung der Woll-Abgaͤnge zur Gas-Beleuͤchtung und das Spinnen des Streichgarns ohne Oel; uͤber eine Mittheilung Sr. Excellenz des Hrn. Ober-Praͤsidenten v. Vinke, die Re— sultgte der Versuche in der Schneilgerberei des Hrn. Pelzer zu Muͤhlheim a. d. R. betreffend; uͤber die Aeußerung des

in. Bau⸗Conducteurs Hoffmann, den von ihm projekti e . betreffend; der 5te Jahres-Bericht e . Erziehung sittlich verwahrloseter Kinder; die Uebersetzung von Brard s klemens d' exploitation (Grundriß der Bergbaukunde), mitgetheilt vom Hrn. Uebersetzer, dem Berg Commissair Hrů. Hartmann, Mitglied des Vereins; vorgelegt wurden Ker— zen von Stogrin-Saͤure aus der Fabrik des Hrn. Ernst Oehmi⸗ chen hierselbst, von ausgezeichneter Schoͤnheit, zu dem Preise von Rthlr. das Pfd.; Proben von Wolle, die auf dem Schafe mit der Feuer spritze gewaschen worden; Wind sorseife, der Englischen von Price und Gos nel gleich, mit hier gefertigten Etiquetts, nach der Congreveschen Methode, von Hrn. Stege⸗ mann. Die Mitglieder nahmen in der Werkstatt des Ge— werbe-Instituts eine neue große Englische Drehbank zum Schraubenschneiden in Augenschein.

. Nachrichten aus Zeitz zufolge, ist der Geheime Re⸗ gierungs-Rath und dortige Superintendent, Hr. Pr. Del— bruͤck, am aten d. M. nach langem Brustleiden daselbst an einem Lungenschlage verstorben.

Aus Danzig vom 1. Juli d. M. schreibt man: Am 2isten v. M. langen Se. Konigl. Hoheit der Kronprinz auf der Tage-Reise von Marienburg uͤach Stolpe vor dem hohen Thore an, wo umgespannt und gleich weiter gefahren wurde. In Zoppel, einem 17 Meilen von Danzig entfern⸗ ten, alljaͤhrlich mehr aufbluͤhenden, See⸗Bade⸗Orte, wurden Se. Koͤnigl. Hoheit von Abgeordneten der Danziger Stadt⸗ gemeinde empfangen und hatten die Gnade, ein von selbigen dargebotenes Fruͤhstuͤck anzunehmen. Am 25. Juni fand auch hier die Feler der Augsburgischen Konfession und am 27sten die Nachfeier derselben in allen exvangelischen Kirchen mit der gebuͤhrenden Wuͤrde und vor sehr zahlreich ver⸗ sammelten Gemeinden statt. ;

Aus Kolberg wird gemeldet: Schon Donnerstag den 24. Juni C. wurden die hiesigen evangelischen Gemein den durch eine Vormittags 9 Uhr in der hoͤheren Buͤrger⸗ schule veranstaltete Feierlichkeit auf das bevorstehende dreihun⸗ dertjaͤhrige Jubelfest der Uebergabe des Augsburgischen Glau⸗ bensbekenntnisses, so wie Abends durch ein feierliches Gelaͤute mit allen Glocken, vorhereitet. Bei dem Schulaktus wechfel— ten die Reden zweier Lehrer mit Deckamationen der Schuͤler und mit Gesang ab. Dieser Tag war zugleich der Erinne— rung an die am 24. Juni 1630, also vor 290 Jahren, auf Pommern erfolgte Landung des Koͤnigs Gustav Adolph von Schweden, jenes tapferen evangelischen Helden, gewidmet. Am 25sten, als dem hohen Feste selbst, ertoͤnten fruͤhmorgens auf dem St Marien-Kirchthurme unter feierlicher Vosaunen⸗ Begleitung die Gesaͤnge; Allein Gott in der Höh sey Ehr z. Eine feste Burg ist unser Gott ꝛc., Nun danket Alle Gott c. Zu dem Vor⸗ und Nachmittags⸗Gottesdienste fan⸗ den sich in saͤmmtlichen Kirchen die Gemeindeglieder uͤberaus zahlreich ein. In der großen St. Marien-Domkirche wurde die Versammlung unter Anderm auch daran erinnert, daß

dies Jahr fuͤr Kolberg in kirchlicher Hinsicht so merkwür— dig sey, indem in diesem Gotteshause, nachdem es 300 Jahre lang dem katohlisch⸗christlichen Gottesdienste gewidmet gewesen war, der Prediger Nikolaus Klein aus Luͤbeck am Sonntage Esto⸗ mihi 15390 die erste evangelische Predigt gehalten habe. Zur Nachfeier wurden Sonntag nach dem Jubelfeste, der Anordnung unsers frommen Koͤnigs gemaͤß, die Schulpredig⸗ ten gehalten, damit auch die Jugend recht lebhaft daran er⸗ innert werde, was die Schulen der Kirchenverbesserung zu verdanken haben. Kolberg hatte die hohe Freude, daß Ihre Koͤnigl. Hoheit, der Kronprinz, an diesem Sonntage der Gottes verehrung zu St. Marien beiwohnten und mit der überaus zahlreichen Versammlung dem Allgütigen fur den Segen der Reformation das Opfer des Lobes und Dankes darbrachten. Hoͤchstderselbe war den Tag vorher, Abends um. W Uhr, hier eingetroffen und mit großem Jubel und Hurrah⸗ Rufen empfangen worden. Die Ankunft Sr. Koͤnigl. Hoheit wurde sogleich dadurch gefeiert, daß auf dem neu erkauten Rathhause, das mit einer Krone und vielen Blumengewinden geziert war, die beiden Maurer- und Zimmer-Polirer die gewoͤhnlichen Richt-Reden hielten und zum Schluß dem Koͤ— nige und Kronprinzen Lebehochs darbrachten. Noch densel— ben Abend besichtigte Se. Koͤnigl. Hoheit das in Kolberg garnisonirende Bataillon des 34sten Infanterie⸗Regiments, so wie Sonntag nach der Predigt dessen Rekruten, und nahm dann auch die einzelnen Theile des neuen Rathhauses in Au- genschein. Se. Koͤnigl. Hoheit geruhte, mehrere , des Orts . Mittagstafel zuzuziehen, und verlie achmit⸗ tags halb 4 Uhr, unter den herzlichsten Segenswuͤnschen fuͤr Hoͤchstdenselben und das ganze Koͤnigl. Haus, die Stadt.

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Biographische Notizen aus dem Leb en Georg's IV. 0 , M

ach dem Courier.) GSortsetzung. )

Es ist keinem web unterworfen, daß das Erziehungs— system, das man befolgte, ganz darauf berechnet war, . dem Prinzen von Wales einen sehr unterrichteten und vo l endeten Gentleman zu machen, wie es Georg IV., auer— kannter Weise, war; nur eines war an diesem Systeme auszusetzen, daß man namlich Se. Koͤnigl. Hoheit zu sehr von der Gesellschaft ausschloß, wodurch er verhindert ward, die ihm so noͤthige Weltkenntniß zu erlangen, bevor er den hohen Platz seiner Bestimmung einnahm. Diesem Fehler in dem Erziehungssystem ist es wohl zuzuschreiben, daß sich der Koͤnigl. Zögling mit zu großer Leidenschaft in die Vergnuͤ— gungen des Lebens stuͤrzte, die der Zeit, in der er lebte, und seiner Constitution zwar angemessen waren, von deren un— mäßigem Genuß er aber lediglich durch fruͤhe Bekanntschaft mit den Sitten der großen Welt und ihren Gefahren hatte abgehalten werden koͤnnen. Dieses wichtige Versehen in der Erziehung des Prinzen wurde keinesweges gut gemacht, als er im Jahre 1783 das 21ste Jahr erreichte und, in Folge dessen, seinen eigenen Haushalt bekam. Haͤtte sein Koͤnigl. Vater darein gewilligt, ihm, so wie es damals vorgeschlagen war, jährlich 100,009 Pfd. auszusetzen, so wurde Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit wahrscheinlich mancher spaͤteren Geld-Verlegen— heit enthoben gewesen seyn; Georg III. aber, aus einer an und fuͤr sich sehr lobenswerthen Oekonomie, bestand darauf, er solle jaͤhrlich nicht mehr als 50, „00 Pfd. und zur ersten Einrichtung 69,000 Pfd. bekommen, die indessen späͤter vom Unterhause bis auf 190,000 Pfd. vermehrt wurden. Es war dem Prinzen von Wales in der That unmoͤglich, bei einem seiner Wuͤrde angemessenen Glanze, mit 50,000 Pfd. jährlich zu leben, und so geschah es, daß er im Laufe weniger Jahre sich großen Unannehmlichkeiten und der wirklich unvermeidlichen, von ihm gemachten Schulden wegen vie— ler Nachrede ausgesetzt sehen mußte. Das damals an der Spitze der Verwaltung stehende Coalitions-Ministerium von Lord North und Hrn. Fox, und noch einige der ausgezeichnetsten Mitglieder desselben, mit denen Se. Koͤnigl. Hoheit in sehr enge Verhaͤltnisse getreten war, thaten ihr Moͤglichstes, um jährlich 100,909 Pfd. fuͤr ihn auszuwirken; der Konig blieb jedoch unbeweglich, indem er vorgab, ein solches Einkommen waͤre zu groß und viel zu viel fuͤr einen unerfahrnen Juͤng— ling. Dessenungeachtet schienen die Minister gegen Se. Maͤ— jestaͤt ihren Plan ducchsetzen zu wollen, bis endlich der Prinz selbst durch ein ihm zur hoͤchsten Ehre gereichendes Gefuͤhl sich zu der Erklarung bewogen fand; er bestehe darauf, den Vetrag der ihm zu bewilligenden Summe gaͤnzlich seinem Koͤnigl. Vater zu uͤberlassen. Der Verewigte gab in diesem, wie in so vielen andern Fallen, einen Beweis, daß, wenn schon er sich in seiner Jugend manche Verirrung zu Schul— den kommen ließ, sein Herz doch stets gut und edel war. Nach der angefuͤhrten Erklärung des Prinzen blieb den Mi— nistern nichts anders uͤbrig, als den Befehlen Sr. Majestaͤt zu gehorchen. Alle Theile hatten jedoch später Ursache, die Hartnaͤckigkeit Georgs III. zu beklagen. ;

Als das Parlament im November 1783 zusammen kam, nahm Se. Koͤnigl. Hoheit seinen Sitz im Oberhause als Her— zog von Cornwall ein, indem das erwahnte Haus die Wuͤrde des Prinzen von Wales nicht foͤrmlich anerkannt hatte, ob— gleich es den präsumtiven Throunerben jederzeit als solchen be— handelte. Es mag hier die Bemerkung eine Stelle finden, daß Se. Koͤnigl. Hoheit selten zum Hause sprachen, war es aber der Fall, so geschah es, wie auch bei anderen Gelegen— heiten, mit der groͤßten Anmuth, mit ausgezeichneter Wuͤrde und Leichtigkeit und dem Gegenstande uͤberall angemessen. In einem kleinen Streit, den einst der Herzog von Clarence mit dem Lord-Kanzler Eldon hatte, bediente Ersterer in der Hitze sich eines Ausdruckes, der ihm spaͤter hoͤchst wahrschein⸗ licher Weise leid gethan hat; als der Prinz von Wales Ta— ges darauf in das Haus kam, nahm er eine Gelegenheit wahr, sich an die Lords zu wenden, und bemerkte im Laufe seiner Rede, wie wichtig es sey, in den Debatten den erforderlichen Anstand zu behaupten, eine Bemerkung, die nicht verloren gieng. Einige Jahre vor diesem Vorfall hielt der Prinz seine erste oͤffentliche Rede im Oberhause, auf Veranlassung eines Antrages des ersten Marquis von Abercorn wegen einer Adresse auf eine von Sr. Majestaͤt, zur Vorbeugung aufruͤhrerischer Versammlungen und Schriften, erlassene Pro— clamation. Se. Königl. Hoheit sprach bei dieser Gelegenheit mit großer Beredsamkeit und auf eine männliche und uͤber, redende Weise, die, unabhaͤngig von der hohen Stellung des Prinzen, ganz dazu geeignet war, die Aufmerksamkeit des Hauses auf das hoͤchste in Anspruch zu nehmen. Er aͤußerte

unter Anderm mit bemerkenswerther Energie: „Mein In⸗ teresse ist das Interesse der Nation; beide sind so eng mit einander verbunden, daß, wenn sie nicht in einander greifen, kein Heil zu erwarten ist. Ich lebe in der Liebe, der Freund— schaft und dem Wohlwollen der Nation, und nie, so lange ich lebe, werde ich ihre Sache verlassen.“ Als Prinz⸗Re⸗

gent und als Souverain hielt der erhabene Verstorbene meh—

rere Reden, die zwar von den Ministern abgefaßt, aber jedes— mal mit ausgezeichneter Wuͤrde und ganz besonderer Anmuth vorgetragen wurden und ihre Wirkung nie verfehlten.

Um jedoch wieder auf das fruͤhere Leben unseres erhabe— nen und beklagten Souverains zurückzukommen, erwaͤhnen wir der bekannten Thatsache, daß ihm als Prinzen von Wales Carlton-House in Pall⸗mall (das man seitdem abgetragen hat) als Residenz angewiesen wurde. Se. Koͤnigl. Hoheit kaufte indeß noch ein Haus in Brighton, das den Namen Pavillon erhielt und mehrere Jahre lang der Lieblings-Aufenthalt des Prinzen ward. Von dieser Zeit an bluͤhte Brighton empor und wurde der Sitz des Frohsinns und der Mode; des Prinzen nie uͤbertroffener gu— ter Geschmack zeigte sich hier bald in Gebaͤuden und Ver— zierungen. Daß der Prinz in einem so jugendlichen Alter seine so verschiedengrtigen Ausgaben selbst haͤtte beaufsichtigen oder kontrolliren sollen, war nicht zu erwarten; die unver— meidliche Folge davon war nach Verlauf weniger Jahre eine Schuldenlast von 250,000 Pfd. Zur Ehre des erhabenen Individuums sey es hier gesagt, daß, als sein Vater und Souverain ihm allen Beistand zur Tilgung dieser Schuld versagte, der Prinz sogleich seinen Hausstand einschraͤnkte, seine Lieblingspferde in Newmarket, ja sogar einige seiner Kutschpferde verkaufte und eine vorgenommene Verschoͤne— rung von Carlton-House einstellte, um seine Glaͤubiger nach und nach zum Vollen zu bezahlen. Aus dieser Epoche schrei—⸗ ben sich allerlei Anekdoten uͤber den Lebenswandel des Prin— zen her, deren man indessen mehr oder weniger ahnliche von fast allen jungen Leuten von hohem Stande oder großem Reichthum erzählen koͤnnte, welchen es an gehoͤriger Welt— und Menschenkenntniß fehlte. Der Prinz liebte Gesellschaft

in ihren verschiedenen Abstufungen und begab sich oft incog—

nito nach Orten hin, wo man ihn am wenigsten erwartete. So besuchte er einst mit dem zu seinem Hofstaate gehoͤrigen Lord Southampton incognito ein Wirthshaus in London, um ein vorzüglich gutes Bier (Burton-⸗Ale) zu schmecken, das dort zu haben war; da er indessen bald erkannt wurde, nahm er einen Miethwagen und fuhr nach Hause. Einige Tage darauf sah man an dem Wirthshause ein neues Schild, mit des Prin— zen Helmschmuck und der Inschrift: „Lieferant von Burton Ale an Se. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen von Wales.“ Nachdem man schon laͤngere Zeit hindurch den Wunsch gehegt hatte, den Prinzen zu vermahlen, um die Thronfolge in der aͤltesten mannlichen ö. fortgepflanzt zu sehen, machte der Koͤnig, wie man sagt, Sr. Koͤnigl. Hoheit bei Ja oder Nein den Vorschlag, seine Schulden zu bezahlen, wenn er sich mit der Prinzessin Caroline Lonise von Braunschweig, Schwester-Tochter des Koͤnigs, vermaͤhlen wolle. Der Prinz nahm den Vorschlag an, und die (wie es sich leider spaͤter auswies) ungluͤcklich gewaͤhlte Verbindung fand am 8. April 1795 statt, nachdem das Unterhaus, auf Antrag des damali— gen Finanz-Ministers, Herrn Pitt, die En thaße des Prin⸗ zen bis auf 125,000 Pfd. jährlich, jedoch mit der Bedingung vermehrt hatte, daß jahrlich 25,000 Pfd. zur allmaͤligen Schulden-Tilgung dienen sollten; ferner wurden Si, 900 Pfd. zur neuen Einrichtung von Carlton-House, zum Ankauf von Juwelen und Silberzeug und zur Bestreitung der Vermaͤh— lungs⸗Kosten angewiesen. Die am 6. Jan. erfolgte Geburt einer Tochter, der verstorbenen Prinzessin Charlotte Auguste, deren Taufe Ihre Majestaͤten persoͤnlich als Zeugen beiwohnten, erregte große Freude, obgleich man lieber einen Sohn gehabt hätte. Besser waͤre es, einen Schleier uͤber das ungluͤckliche Ver— haͤltniß zu ziehen, das zwischen dem Prinzen und seiner Ge— mahlin stattfand und so lange fortdauerte, bis Se. Koͤnigl. Hoheit zur Regierung kam und sich von seiner Gemahlin trennte. Es wurde ungluͤcklicherweise so allgemein bekannt, daß es uͤberfluͤssig und zugleich in hohem Grade schmerzlich seyn wuͤrde, desselben hier ausfuͤhrlicher zu erwaͤhnen. Unser verstorbener Souverain verlor von Zeit zu Zeit oder in ge— wissen Zwischenraumen, als Prinz von Wales, als Prinz Regent und als Koͤnig, in Folge der so eben angefuͤhrten Umstaäͤnde, zu denen sich der Parteigeist gesellte, die Gunst des Volkes; kaum aber war die Ursache dazu durch den Tod der Koͤnigin Karoline aus dem Wege geraͤumt, so zeigte sich der wahre Charakter Sr. Majestaͤt in seinem vollen Glanze, und kein Souverain war seitdem populairer oder verdiente mehr, es zu seyn, als Georg 1V. Bei Erwähnung der Vermaͤhlung und ihrer Folgen ist