1830 / 187 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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eine wichtige Periode uͤbergangen worden, in welcher der rinz von Wales in ein zartes Verhaͤltniß versetzt und sein harakter auf die Probe gestellt wurde. Wir deuten naͤm— lich auf die Jahre 1788 und 1789 hin, wo Georg III. uerst von der Krankheit befallen wurde, die ihn eine eit lang unfaͤhig machte, seine Pflicht als Souverain zu erfuͤllen und spaͤter seinen Aufenthalt fuͤr mehrere Jahre bis zu seinem Tode auf Windsor beschraͤnkte. Es ist natuͤrlich bekannt genug, daß die damalige Opposition, mit Herrn Fox an der Spitze, sich die groͤßte Muͤhe gab, fuͤr den Prinzen von Wales, unter dem Vorgeben, daß es ein als praͤsumtivem Thron⸗-Erben ihm zustehendes Recht sey, eine unbeschraͤnkte Regentschaft auszuwirken. Diesem Plane widersetzte sich mit Erfolg der Premier⸗Minister, Herr Pitt, und seine Kollegen, die sich im Parlamente fuͤr ihre Bill, die

den Prinzen von Wales zum Regenten, jedoch mit gewissen

Einschraͤnkungen, ernannte, eine große Majorität zu verschaf— fen wußten. Dagegen stimmte das Irlaͤndische Parlament, gleichfalls mit einer großen Majoritaäͤt, fuͤr eine unbeschraͤnkte Regentschaft Sr. Koͤnigl. Hoheit, und diese auffallende Ver— schiedenheit in den Beschluͤssen der beiden gesetzgebenden Ver—

sammlungen veranlaßte den Plan zu einer Union, die spaͤter

auch von demselben Minister bewerkstelligt wurde. Haͤtte die Krankheit des Koͤnigs fortgedauert, und waͤre, in Folge des— sen, die Regentschafts-Bill durch das Parlament gegangen, so wuͤrde das Ministerium ganz verändert worden und Fox mit seiner Partei ans Ruder gekommen seyn. Die Wieder herstellung Georg's III. machte jedoch allen weiteren Schrit— ten im Parlamente ein Ende und verhinderte den Prinzen von Wales, in Folge der an ihn gelangten Adresse heider Haͤuser des Irlaͤndischen Parlamentes, die Regentschaft fuͤr Irland anzutreten. Im Jahre 1811 kam bekanntlich die— selbe Sache, in Folge der ungluͤcklichen Krankheit, von der Georg III. wiederum befallen wurde, und die nicht mehr von ihm wich, auf's Neue zur Sprache. Damals bestand das

Irlaͤndische Parlament schon lange nicht mehr, und der da⸗

malige Premier-Minister, Herr Perceval, mit seinen Kolle— gen, die Politik Pitt's befolgend, schlug eine Bill vor, die dem Prinzen von Wales fast unter den naͤmlichen Beschraͤn— kungen, wie im Jahre 1789, die Regentschaft uͤbertrug; sie ward von beiden Haͤusern angenommen. Se. Königl. Ho— heit trat bald darauf unter dem Titel eines Prinzen Regen⸗ ten die neuen Functionen an, bis er im Jahre 1812, wo die gedachten Beschraͤnkungen aufhoͤrten, vollkommener Souverain des Reiches ward und solches blieb, bis er nach dem am 29. Januar 1820 erfolgten Tode seines Koͤnigl. Vaters den Thron als Koͤnig bestieg. Der erste Gebrauch, den er von feiner neuen Wurde machte, war der, daß er den Lord (jetzt Her⸗ zog) von Wellington, wegen seiner glaͤnzenden und gluͤcklichen Deerfuͤhrung auf der Halbinsel, zum Pair ernannte. Als Prinz Regent war ihm bekanntlich die Befugniß, Pair's zu ernennen und sie zu hoheren Wuͤrden zu befoͤrdern, ver sagt worden. Die ruhmvolle Beendigung des Krieges im Jahre 1815 durch die ewig denkwuͤrdige Schlacht bei Waterloo verbreitete den hoöͤchsten Glanz uͤber die Regentschaft Sr. Koͤ—

nigl. Hoheit. (Fortsetzung folgt.)

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 7. Juli. Im Schauspielhause: Zum ersten⸗ male wiederholt: König Ottokar's Gluͤck und Ende, Trauer⸗ spiel in 5 Abtheilungen, von Grillparzer.

Donnerstag, 8. Juli. Im Schauspielhause: Die Me del, = in , . * 4 8 1 „Freitag, 9. Juli. Im Opernhause: Der Maher, O in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von uber? rer, Oper

mur , gn m, gn, 3 üttwoch, 7. Juli. Die weiße Dame, komische 3 Akten; Musik von Boyeldien. ö Donnerstag, 8. Juli. Zum erstenmale wiederholt: Glei⸗ ches mit Gleichem, Lustspiel in 5 Akten, nach dem Italiaͤni⸗ schen des Federici, frei bearbeitet von Vogel. Am 16ten d. M. Zum erstenmale: Fra Diavolo, ko⸗

mische Oper in 3 Akten, von Scribe; Musik von Auber.

Berli ner Bö5r3Se. Den 6. Juli 1830.

Amtl. Fonds- und Geld- Cours. Zettel. (Preuss. Cour.)

,. . 109] Kur- u. Neum. do. 1052

102 Schlesische do. 1027 Pomm. Hoem. do. 25 102 10375 993 Märk do. do. 27 1025 100 Ostpr. do. do. 25 1023 162 Kksl. C. d K u.. ö. 993 14. Sch. d. R. u. N. ; 11021 .

337

Ve 161 oll. vollw. Duc. . Ero sohz. Pos. do. Neue dito 2. stpr. Efandhrf. 101 Friedrichsd' or. 13 Pomm. Pfandbr. 106 Discontes. .. 5 1 63

Pre sẽ. Cor.

Wechsel- Cours. Prief G7.

Amsterdam ; Kurz 140 dito ? 2 At. 1395 amhurg 3 ERKuræ 1481 dito . 300 Z At. 1487 London Stl. 3 Mt. 6 35 Paris . . 2 Mt. S0 * Wien in 20 Xr. . 1023 Augsburg ; 2 t. 102 Breslau . 99 J 1090 ThJl. Uso 102 Frankfurt a. II. W- 150 FI. 2 Mt. 1017 Fetdrsurg Bi,, . 100 khl. 3 Woch. 2931

8

Warschau Kurz 1003

St - Schuld- Sch. Er. Engl. Anl 18 Er kngl. Anl 22 Kurm Ob m.. (3. eum. Int. Sch.. Berl. Stadt- Gb. Königsbg. do.

Elbinger d9. Pang. do. in III. Wes pe. Płfdhri.

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Auswärtige Börsen.

Amster tam. 1. Juli. Niederl. wirkl. Schuld 643 Kanwbill. 303. Oesterr. 5proc.

Uetall. 963. Russ. Engl. Anl. io2z. Russ. Anl. Hamb. Cert. i0lz.

London, 29. Juni.

3proc. Cons. auf Abrechn. 933. 4.

1053. Brasil. 13. Dän. J35. Griech. 371. Mexic. 38. 2. Kuss. 110. Span. 183.

Hierbei Nr. 48 des Allgemeinen Anzeigers.

Unsern auswaͤrtigen Abonnenten wird derselbe durch die naͤchste Fahrpost zugesandt werden.

3Iproc. 993. 3 ort.

Neueste Börsen⸗Nachrichten. Paris, 30. Juni. Zproe. Rente per compt. 78 Fr. 25 Cent. 5proc. Rente per compt. 10 Fr. 26 Cent. 5proe.

Neapolitanische S6 Fr. 25 Cent. Fproöc. Spanische 743.

Frankfurt a. M., 3. Juli. Sesterr. 5proc. Metall. 10013. 4proc. 953. Bank⸗Actien 1620. Geld. Metall. 59 *. 1Iproc. 253. be ofe zu 100 Fl. 180. Poln. Loose 635. Brief .

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Gedruckt bei A. W. Hann.

2Iproc.

Redaeteur John. Mltredacteur Cottel.

M 187.

Allgemeine

Preußische Staats -Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Koͤnigliche Majestaͤt haben den bisherigen Ober— Landesgerichts-Assessor Ballhorn zu Frankfurt 4. d. O. zum Rath bei dem Ober-Landesgericht daselbst Allergnaͤdigst zu er—⸗ nennen geruhet. .

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem lithographischen Drucker Ferdinand Louis Gagnebin zu Neuchatel den Titel: „Imprimeur-Lithographe du Roi“ beizulegen geruhet.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz August ist von hier nach Pommern abgegangen.

Abgereist: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant, Chef der Gendarmerie und Kommandant von Berlin, von Tip⸗ pelskirch, nach Magdeburg.

Der Wirkliche Geheime ber- Finanz- Rath, Praͤsident der Haupt⸗Verwaltung der Staats⸗-Schulden und Chef des Seehandlungs⸗Instituts, Rother, nach Perleberg.

Angekommen: Der Koͤnigl. Großbritanische Kabinets—⸗ Courier Fenoce, uͤber Hamburg von London.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Paris, 30. Juni. Gestern Mittag statteten Ihre Sicilianische Majestäten und der Prinz von Salerno Sr. Majestaͤt dem Koͤnige zum Abschiede einen Gegen-Besuch in Saint, Cloud ab. Höoͤchstdieselben begaben Sich demnaäͤchst nach Bagatelle, speisten zu Mittag mit dem Koͤnige, der Koͤnigl. und der Orleansschen Familie in Saint-Cloud und kehrten gegen Abend hierher zuruͤck.⸗ Die Dauphine be— giebt sich am Jten k. M. nach Vichy (Allier) zum Gebrauche der dortigen Bader. Auf dem Wege dorthin werden Ihre Koͤnigl. Hoheit in dem Staͤdtchen Souvigny die Graͤber Ih—⸗ rer Ahnen besuchen. . .

m vorigen Sonnabend nahmen Ihre Sicilianische Ma— jestaͤten, in Begleitung der Herzogin von Berry, die Gobelins⸗ Manufaktur und vorgestern die Kirche Saint, Sulpice in Augenschein. Auch dem Pallaste der Pairs-Kammer wid— mete gestern der König von Neapel, begleitet von der Dau— phine, einen Besuch. .

In Gap ist der Ex⸗Dep. Hr. Amat, und 6

in La⸗Tour⸗du⸗Pin, der Ex⸗Dep. Marq. v. Cordoue,

beide min isterielle Kand., zu Deputirten gewaͤhlt worden.

Der Courrier frangais glaubt, daß die Oppositions— Partei in der naͤchsten Kammer nahe an 300 Stimmen zaͤh— len werde, und daß, wenn das Ministerium sich bis zur Er— öffnung der Kammer nicht zuruͤckziehe, das Budget unbedenk— lich verworfen werden wurde. Das Journal du Com— merce dagegen haͤlt es unmoͤglich, daß die Kammer sich das Ministerium gefallen lasse, in sofern dasfelbe nur gute Gesetz⸗Entwuͤrfe vorlege; dies lasse sich aber von Ministern, wie die jetzigen, durchaus nicht erwarten. „Wenn daher“, fuͤgt das gedachte Blatt hinzu, „die ministeriellen Zeitungs⸗ schreiber uns taͤglich noch wiederholen, daß der Koͤnig nicht e, werde, was soll das heißen? Soll es heißen, daß der Thron Herrn von Polignac beibehalten werde? Immer— hin; dies ist in unseren .. durchaus nicht die Haupt⸗ sache, Kann der Thron es dahin bringen, daß das jetzige Ministerium gegen seine eigene Natur handele, daß es sich

den Kammern beigeselle, um die Versprechungen der beiden

Berlin, Donnerstag den Sten Juli

1830.

Sessionen von 1828 und 1829 zu verwirklichen, so leidet es nicht den mindesten Zweifel, daß die Deputirten dessen Gesetz⸗ Entwuͤrfe annehmen und ihm das Budget bewilligen werden. Will man aber mit jenen Worten sagen, daß der Thron den Wuͤnschen des Landes nicht nachgeben, daß er vielmehr darauf bestehen werde, der Nation die von ihr verlangten gesetzlichen Garantieen zu verweigern, so erwiedern wir dreist, daß jene Zeitungsschreiber sich irren und das Publikum hintergehen.“ Die Gazette de France erwiedert dem Eourrier fran gais: „Viel Zeit ist verloren worden; sie kann aber wieder einge⸗ bracht werden, wenn man der Kammer gleich nach der Veri— sicatien der Vollmachten ein gut vorbereitetes Budget und klug berechnete Finanz-⸗-Plaͤne vorlegt, wenn man sich vorher zu einer starken Diskussion ruͤstet, wenn mit einem Worte, fabige Minister die Rednerbuͤhne besteigen. Das Budget ist der Probierstein der neuen Kammer, der große Ver⸗ such, der je eher je lieber gemacht werden muß, damit man er sorderlichen Falls noch Zeit genug behalte, eine definitive Maaßregel zu ergreifen. Geht die Prophezeiung des Cour⸗ rier in Erfuͤllung, so ist die Verweigerung einer Mitwirkung keine leere Drohung mehr, sondern eine Thatsache. Daß das Budget lebhaft angefochten werden wird, leidet keinen Zweifel; es muß daher auch lebhaft vertheidigt werden; man muß, ohne der Krone irgend ein Recht zu vergeben, der Op⸗ position jedweden Vorwand zur Verweigerung desselben be— nehmen; man muß das Unrecht auf ihre Seite bringen, und dies wird leicht seyn, sobald man dem Lande nur be— weist, daß die Rathgeber des Königs, bei aller ihrer Maͤßi⸗ zung, Weisheit, Vorsicht und Rechtlichkeit, doch nicht vermocht haben, den Oppositions-Geist zu besiegen, und daß es sich sonach, bei einer Verweigerung des Budgets, weit weniger um das Interesse des Landes, als darum handele, die Regie⸗ rung in die Wahl-Kammer zu versetzen. Es beginnt sonach ein neuer Kampf, in welchem das Koͤnigthum seiner besten Generale und Soldaten beduͤrfen wird.“ .

Der Moniteur giebt heute nachträglich ein Schreiben des Vice⸗Admirals Duperré an den See- Minister vom 17. Juni, mit dem Bemerken, daß dasselbe zwar gleichzeitig mit der (bereits vorgestern mitgetheilten) Depesche vom igten haͤtte eingehen sollen, jedoch erst am 29sten wirklich ein gegan⸗ gen sey. Durch dieses Schreiben erledigt sich auch die ge— strige Beschuldigung des Journal des Debats, daß die Re— gierung dem Publikum denjenigen Theil der Depesche des Admirals Duperré, worin von dem Sturme, der an der Afri— kanischen Kaͤste gewuͤthet, die Rede sey, abfichtlich vorenthal⸗ ten habe. Das gedachte Schreiben, auf welches Hr. Duperrs sich auch in seinem Berichte vom 19ten bezieht, lautet fol⸗ gendermaßen: . „Ans der Bai von Sidi⸗Ferruch, den 17. Juni.

Gnaͤdiger Herr Seit ineinem ersten Berichte vom 14ten (S. Nr. 179 der Staats⸗-Zeitung) haͤlt die Armee noch die vorgeruͤckten Positionen auf den Höhen von Torre⸗ Chica be⸗ setzt. Bis jetzt haben nur einzelne Gefechte mit Abtheilun⸗ gen Arabischer Kavallerie, die zum Tirailliren abgeschickt wa— ren, stattgefunden. Heute aber hat der Feind Maurische In— fanterie gezeigt. Die Halbinsel gestaltet sich allmäͤlig zu ei⸗ 6 Eine mit Kanonen bespickte Verschanzung an der Stelle, wo die Landenge am schmalsten ist, und die sich von Osten nach Westen erstreckt, muß jeden gr if Kauf die Halbinsel vereiteln. Die Flotte setzt Lebensmittel, Mu⸗ nition und Fourage ans Land. Man ist unausgesetzt beschaͤf⸗ tigt. Gestern aber mußte die Ausschiffung 27 des schlech⸗ ten Wetters eingestellt werden; um 8 Uhr Morgens wurde es stuͤrmisch, und der Donner bruͤllte mächtig; heftige Wind— stoͤßʒ folgten auf einander bis gegen 11 Uhr; im Nu wurde die See furchtbar bewegt, und die Wellen thuͤrmten sich zu solcher Hoͤhe, daß ein Transportschiff, welches 13 Fuß tief im Wasser geht, mit dem Kiele aufstieß und das Steuerru⸗