1830 / 187 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ten, die das Parlament versammelt gewesen, keine won den! herzog von Baden abgesandt, um Sr. Majestaͤt dem Koͤnige

Maaßregeln, welche im Anfange vom Throne verheißen wor— den, habe zu Stande bringen koͤnnen und nun nach vie em unschluͤssigen Wanken froh sey, eine Gelegenheit gefunden zu haben, um mehrere Maaßregeln los zu werden, von denen es wohl wuͤßte, daß es dieselben nicht durchfuͤhren koͤnnte. Man sagte ihm, daß es sich fuͤrchte, die wichtigen Fragen uͤber die Civil-Liste und die Regentschaft von einem ÜUnter— hause entscheiden zu lassen, dessen Mitglieder auf dem Punkte der Aufloͤsung der Volksgunst beduͤrftig, nicht so leicht zu len— ken seyn wuͤrden, als die eines neuen Parlaments. Man be— stand besonders darauf, daß es hoͤchst wichtig sey, eine Re— gentschaft zu bestimmen, weil, im Fall der Konig in der Zwi— schengzeit sterben sollte, die Prinzessin die dann zu bestimmende Regentschafts-Akte zu unterschreiben und somit in ihrem zar⸗ ten Alter sich und dem Staate selbst ihren Vormund zu Fez— zen haben wuͤrde, oder der Herzog von Cumberland könne, der Lehre des Herrn Pitr gemaͤß, beinahe gesetzmaͤßig auf die Regentschaft Anspruch machen, was Hr. Broöugham z. B. besonders deswegen fur ein großes Uebel betrachtete, weill die

ser Prinz alsdann Koͤnig von Hannover seyn wuͤrde und fo 8

nach moͤglicher Weise die Vortheile des provisorisch verwal— teten Landes denen seines eigenen Staates nachsetzen könnte. Der Graf Grey und Herr Brougham sprachen besonders stark uͤber diese Punkte; die alten Tory's waren vorzuͤglich im Oberhause thätig, und die Minister hatten sehr heftige Anfaͤlle von dem Herzoge von Richmond, den Grafen Win— chilsea, Eldon, Mansfield u. s. w. auszuhalten. Die Frage fuͤr den Augenblick war indessen nur um die von der Oppo⸗ sition gewuͤnschte Vertagung von 24 Stunden; aber die Mi— nister wollten diese nicht bewilligen und wollten mit ihrer Entscheidung stehen oder fallen. Es stimmten also im Oberhause 100 Mitglieder fuͤr und 56 gegen sie, und im Unterhause 193 füͤr und 146 gegen sie eine zwar nicht sehr große Mehrheit, aber doch hinlaͤnglich, um den König in seiner Wahl festzuhalten. Im Oberhause wurde gestern Abend die vom ÜUnterhause eingefuͤhrte Klau— sel, welche die Todesstrafe in den meisten Faͤlschungs⸗Verbre⸗ chen abschaffte, wieder verworfen, und zwar von 'einer sol— chen Mehrheit, daß gar nicht einzusehen ist, wie sich beide Haͤuser in dieser Session (die in vierzehn Ta⸗ gen geendet werden soll) werden verständigen konnen. Der König ist, nach Allem, was Se. Majestät biöher gethan, moͤglichst darauf bedacht, Ersparungen eintreten zu lassen; so wurden schon am Sonnabend die saͤmmtlichen bei dem kostspieligen Baue in St. James beschaͤftigten Personen ver— abschiedet. Den YJeomen der Garde, weiche die Leiche des 3 Königs zu bewachen haben, ist im Palaste von Vindsor selbst Wohnung angewiesen worden; auch haben Se. Majestät erklaͤrt, daß Sie die uͤbermaͤßige Pracht und die haufigen Veranderungen in den Uniformen, besonders der Leibgarden⸗-Offiziere, nicht haben wollen; in Betracht der vie— len Personen, welche von den Schauspielhäusern leben, sol⸗ len diese nur 4 Abende geschlossen werden. Bei der am 23. v. M. stattgehabten Versammlung des Geheimen Rathes seistete der Herzog von Norfolk, der erste Katholik feit vie— len Jahren, als Mitglied den Eid. Der Konig hat in sei—⸗ nem Haushalt schon einige neue Ernennungen gemacht; aber nicht im Kabinet; obgleich man nicht teren daß der Her⸗ zog, welcher auf jeden Fall an der pitze desselben bleiben

soll, mehrere der Hauptstellen durch andere Manner werde

besetzen muͤssen.

Unter diesen nennt man den Marquis von Lansdown, Lords Goderich und Palmerstone,

Hrn. Hus kis⸗

son, Grant u. s w., an der Stelle der Lords Aberdeen,

Sidmouth, Melville, Ellenborough und des Hrn. Gouiburn— Indessen weiß man noch nichts mit Zuverlaäͤssigkeit.

Nieder Lande.

Aus dem Haag, 2. Juli. Der Koͤnigliche Hof hat gestern die Trauer auf vier Wochen fuͤr n den , V. von England angelegt. .

Dem Vernehmen nach, wird auf den Antrag Sr. Koͤnigl. oheit des Prinzen von Oranien, als Vice⸗Praͤsidenten des taatsrathes, näͤchstens ein Königl. Beschluß erscheinen, dem—

zufolge den Mitgliedern des Staatsrathes eine bestimmte jaͤhrliche Ferienzeit bewilligt werden soll.

Brüͤffel, 2. Juli. Se. War er ber ng ren uͤr⸗

temberg sind gestern fruͤh nach Boulogne und Se. Königl. 2 der Prinz von Oranien gestern Abend nach dem aag von hier abgereist. * ö

Schweden und Norwegen.

= Steckholm, 29. Juni. Der General von Freystedt, von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem regierenden Groß

sind, eine ziemli den Stoßen bestehende Erderschuͤtterung verspuͤrt, welche in der Richtung von Suͤdosten gegen Nordwesten kam und eine

beschlossen.

den Sergfinen-Orden, womit der kuͤrzlich verstorbene Groß⸗ Herzog Ludwig bekleidet gewesen, r ,, hat . Ehre gehabt, sich dieses Auftrages in einer von Sr. Maje⸗ ft ihm bewilligten Privat-Audienz zu entledigen. Der König hat beschlossen, dem Großherzog Leopolb jenen Orden zuruͤckzuschicken, und deshalb den Kammerherrn Freiherrn von zagerheim beauftragt, sich nach Karlsruhe zu begeben, um St Koͤnigl. Hoheit die Insignien zu uͤberbringen. Der Frhr. von Lagerheim wird seine Reise in der Mitte Juli antreten? Der Koͤnig hat auch dem General von Freystedt, bei Ge⸗ legenheit seiner Abschied⸗Audienz, die Decbration des Com⸗ mandeur⸗Großkreuzes des Schwerdt-Ordens ertheilt und ihm ö mit seinem Baldniß, in Diamanten gefaßt, zustel⸗ len lassen.

Deutsuich lan d.

Wurzburg, 2. Juli. Se. Durchl. der Herzog von Leuchtenberg ist gestern Nachmittag 4 Uhr mit Gefolge hier angekommen und hat nach gewechselten Postpferden die Reise nach Kissingen fortgesetzt.

Darm stadt, 30. Juni. In der heutigen Sitzung der Iten Kammer der Landftände wurde uͤůber den Antrag des Abg. Hoffmann, die Ausarbeitung eines Hausgesetzes fuͤr das Großherzogl. Haus betreffend, Berathung gepflogen und der— selbe von der Kammer angenommen. . Karlsruhe, 2. Juli. Der Koͤnigl. Preußische Ge— sandte am Großherzoglichen Hofe und bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Herr Freiherr von 9Otterstedt, ist gestern nach Bern abgereist.

Aus Bretten wird gemeldet: Der 35. Juni, dieser ewig denkwuͤrdige Tag der Uebergabe des Augsburger Glau⸗ bensbekenntnisses, wurde hier, in der Geburtsstadt Melanch⸗ thons, des frommen Mannes, des großen Gelehrten, des geist⸗ vollen Verfassers der Confess. Auęgsh., auf eine wahrhaft er— hebende, seines Andenkens würdige Weise gefeiert. Eine große Anzahl Geistlicher, viele weltliche Beamte und eine Menge Volkes aus der Umgegend hatten sich zu dieser Gedaͤchtniß⸗ feier bruͤderlich in unserer Stadt vereinigt. Unter Anfuͤhrung der HH. Dekane von Dietelsheim und Knittlingen, und be— gleitet von dem hiesigen Kirchengemeinderath, begab sich der

Zug an die mit grunen Festons und Blumenkraͤnzen sinnig

geschmuͤckte Staͤtte, wo Melanchthon geboren wurde und die Tage seiner Kindheit zugebracht hatte. Von da bewegte er sich in die geschmackvoll gezierte Stiftskirche, in welcher der große Reformator einst die Weihe des Christenthums empfan⸗ gen hatte, und wo von beiden Herrn Bekanen zweckmäßige die besondere Bedeutung des Festes fuͤr die Bewohner Bret⸗ tens hervorhebende Reden gehalten wurden. Ein froͤhliches Mahl und die Beleuchtung des Melanchthonschen Hauses be⸗ schloß die schoͤne Feier. Um auch den Enkein noch Melanch⸗ thons Geburtsstätte kenntlich zu machen, wird dieses Haus nun eine einfache in Eisen gegossene Inschrift tragen.

Oester reich.

Wien, 2. Juli. Am 26. Juni Morgens 3 Minuten vor 6 Uhr wurde in mehreren Gegenden ber Steyermark, von welchen bis ch die Staͤdte Graͤtz und Bruck bekannt

ch heftige in zwei kurz nach einander folgen⸗

wellenfoͤrmige Bewegung, die etwa eine Sekunde dauerte,

verürsachte, wodurch die Fenster, dann die in Schranken be⸗

findlichen Glaͤser erklirrten, die Wande zitterten und hier und

da kleine Mauertheile von den Zimmerdecken und Schorn⸗

steinen 6 sonst aber keine Beschaͤdigung an Gebaͤu— den wahrgenommen wurde.

Der Barometerstand bot nach den bis jetzt eingegangenen Nachrichten eben so wenig, als die Atmosphaͤre, eine beson⸗ dere Wahrnehmung dar.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. Kongreß Verhandlungen. Am 6. wurde im Se—

nat eine Bill eingereicht, die sich auf Vertheilung des Ueber⸗ schusses der Staats⸗Einkuͤnfte, (sobald naͤmlich die National⸗ Schuld abgetragen ist) unter die verschiedenen Staaten der

Union bezieht; sie wurde verlesen und die zweite Verlesung Am 7. ging im Senat eine Bill durch, der zufolge der Preis oͤffentlicher Ländereien erhoͤht worden ist. Das Haus der Repräsentanten beschaͤftigte sich zuvoöͤr⸗

derst mit einer Bill, wegen Abmachung der Rechnung ver—

schiedener diplomatischer Agenten, und verwandelte sich sodann in einen Ausschuß, in welchem lange uͤber mehrere im Tarif

zu treffende Veränderungen debattirt wurde. Am 8. ging

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enat eine Bill durch, die gewissen in Virginien leben⸗ e,. und Soldaten aus dem Revolutions⸗-Kriege eine jährliche Unterstuͤtzung zusichert. Darauf entspann sich eine lange Debatte uͤber die Abschaffung der , . rung am Sonntage, die damit endigte, daß die diese Ange legenheit betreffende Bill auf die Tafel gelegt wurde. Im Hause der Repraäsentanten wurden die Verhandlungen uͤber den Tarif fortgesetzt. Am 19. wurde im Senat ein Beschluß des Repraͤsentanten-Hauses, die Kongreß— Sitzung am 17. Nal zu vertagen, vorgelesen und darauf vorgeschlagen, den Termin bis zum 31. Mai auszudeh— nen. Im Hause der Repraͤsentanten wurde die Bill eines Mitgliedes, in welcher vorgeschlagen wird, die Privile⸗ gien der Bank der Vereinigten Staaten nicht wieder zu erneuern, auf die Tafel gelegt. Am 11ten Heschaͤftigte das genannte Haus sich wieder mit der Tarif⸗Bill und beschloß, den Einfuhr-Foll auf Eisen zu Eisenbahnen zu erhoͤhen und Ruͤckzoll zu zahlen, wenn das benannte Eisen wirklich zu ei— ner Bahn benutzt wuͤrze. Am 13ten wurde im Sen at die Vertagung des Kongresses auf den 31. Mai festgesetzt. Im Hause der Repräsentanten ging eine Bill, welche meh— rere Veränderungen in Erhebung der Einfuhrzoͤlle enthaͤlt, nebst ihren auf oͤrtliche Gegenstaͤnde sich beziehenden Klauseln, nach einer lebhaften, aber kurzen Verhandlung, mit einer Mehrheit von 127 gegen 26 Stimmen durch. Am 14ten willigte das genannte Haus hinsichtlich der Vertagung des Kongresses in den Beschluß des Senates; mithin hoͤren die diessährigen Sitzungen des Kongresses mit dem 31. Mai auf. Am 15ten wurde im Senat eine Bill wegen Reorganisirung der Marine der Vereinigten Staaten zum drittenmal ver— lesen und, nachdem sie durchgegangen, dem Hause der Repraͤ— sentanten zugesendet. Am 21sten ging im Senat eine Bill durch, wegen Bildung des neuen Amtes eines Schatz Anwaltes der Vereinigten Staaten. Im Hause der Repraäsentanten brachte Herr M Duffie eine Bill ein, in der vorgeschlagen wird, den Einfuhr⸗Zoll auf Syrup nach dem 39. Sept. 1830 auf 5 Cents fuͤr die Gallone *) herabzusetzen und einen Ruͤck⸗ oll auf aus fremdem Syrup verfertigten und wieder ausge— ra enn von 4 Cents fuͤr die Gallone zu bewil— ligen; die Bill wurde zweimal verlesen und die dritte Verle⸗ sung derselben beschlossen. Am 2Zästen beschaͤftigte sich das Haus der Repräsentanten mit der Indianischen Bill; nach lebhaften Debatten wurde die dritte Lesung derselben be⸗ schlossen. Am 27sten brachte im Hause der Repraäͤsentan— ten Herr Camberleng, im Namen des eine * ein, die Vorschlaͤge zu Verbesserungen in den die Handels-Verbindungen zwischen den Vereinigten Staaten und gewissen Großbritanischen Kolonieen betreffenden Anordnun— gen enthielt. Diese Bill wurde zweimal verlesen und dann an einen Ausschuß des ganzen Hauses uͤberwiesen. Sodann wurde, auf den Antrag des Herrn Camberleng, einmuͤthig beschlossen, den Praͤsidenten um Auskunft uͤber die Verhand— lungen mit Großbritanien, hinsichtlich des Kolonial-Handels, zu bitten, insofern sie sich zur oͤffentlichen Bekanntmachung eignen. Eine Bill zur Herabsetzung des Einfuhrzolles auf Salz ging, nach dritter Verlesung, durch und wurde dem Senat zugefertigt; ein Gleiches geschah mit der obenerwaͤhn⸗ ten Bill wegen Herabsetzung des Einfuhr-Zolles auf Syrup und des Ruͤckzolles auf Branntwein aus fremdem Syrup. Im Laufe der gedachten Sitzung empfing das Haus eine Bot— schaft von dem Präsidenten und zugleich eine zuruͤckgesendete Bill, die sich auf eine Subseription zur Erbauung einer neuen Chaussee bezog und der der Praͤsident seine Unterschrift versagt hatte. Die Erwaͤgung dieser Botschaft, welche die Gruͤnde ausein— andersetzte, weshalb der Praͤsident die Unterschrift verwei⸗ gerte, wurde auf den naͤchsten Tag verschoben. Dann trat der Sprecher des Hauses auf und erklärte, er habe noch ein confidentielles Schreiben des Praͤsidenten erhalten. Es er⸗ folgte hierauf, nächdem die Zuhoͤrer entfernt worden waren, eine geheime Sitzung, die uͤber 3 Stunden dauerte. Nach Wiedereroͤffnung der Thuͤren wurde bekannt gemacht, daß man die heute von Herrn Camberleng eingereichte Bill in Bezug auf die Verbesserung der auf die Handelsverhaͤltnisse

e den Vereinigten Staaten und Großbritanien sich

eziehenden Verordnungen in Erwaͤgung gezogen und die dritte Verlesung derselben beschlossen habe; diese fand auch

statt, und die Bill ging mit einer e, e. von 105 gegen

283 Stimmen durch, worauf sie dem Senate zugefertiget

ward. Am 2ssten beschloß der Senat, von der ihm vom

Hause der Repräsentanten uͤbersandten Botschaft des Praͤsi⸗ denten, mit welcher die Bill wegen Erbauung einer neuen Chaussee zuruͤck erfolgte, 5000 Exemplare drucken zu lassen.

) Eine Gallone haͤlt 4 Berliner Quart.

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Wegen angehaͤufter Geschaͤfte hatte der Senat Abends eine zweite Sitzung. Im Hause der Repräsentanten wurde in Folge des gestrigen Beschlusses die Bill, welcher der Praͤ— sident seine Unterschrift verweigert hatte, in Erwägung gezo⸗ gen und nach sehr lebhaften Debatten, die uͤber 3 Stunden

dauerten, endlich im Sinne des Praͤsidenten verworfen. Auch

dieses Haus kam Abends wieder zusammen.

n and

Berlin, 7. Juli. Am 25sten v. M. ward zu Du s⸗ seldorf der dritte Rheinische Provinzial⸗Landtag, nach fuͤnf— woͤchentlicher Dauer, geschlossen.

Nach Ausweis des im Druck erschienenen Verzeich⸗ nisses des Personals der Studirenden betraͤgt die Zahl der in diesem Sommersemester 1830 auf der htesigen Friedr. Wilh. Universitäͤt gegenwaͤrtigen Studirenden 1787, worun⸗— ter 611 zur theologischen, 633 zur juristischen, 307 zu medi— zinischen und 241 zur philosophischen Fakultät gehoͤren. Da— von sind Auslaͤnder 486. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität, als zum Hoöͤren von Vorlesungen berechtigt, nicht immatrikulirte Chirurgen, Pharmaceuten, Eleven des Friedrich-Wilhelms Instituts, der medizinisch⸗chirurgischen Milsitair⸗Akademie u. s. f., deren Ge— sammtzahl 456 betragt. ;

Gestern feierte einer unserer achtbarsten Mitbuͤrger, der Maurer-Meister Herr Christian Friedrich Berger, sein 50jaͤhriges Meister⸗Jubiläum. Zu dem Ende hatten sich in dem Hause des Raths Maurer⸗Meister Hrn. Siegel saͤmmt⸗ liche in Berlin wohnende Mitmeister und eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten versammelt, um dem Jubilar ihre Gluͤckwuͤnsche darzubringen. Derselbe wurde durch zwei Meister, von denen der eine sein Lehrling gewe— sen war, nach dem Festlokale geleitet, wo ihn zuerst der Hr. Stadtrath Drake mit einer herzlichen Anrede empfing, nach welcher alle Mitglieder des Gewerks ihm ihre Gluͤckwuͤnsche darbrachten. Zu diesen gesellten sich noch zwei Schreiben der Buͤrgerschaft und des Magistrats, welchem letzteren sich der Jubelgreis besonders nuͤtzlich erwiesen, als er nach dem Brande der hiesigen Petri⸗Kirche mit Umsicht und Sachkennt⸗ niß das Gemaͤuer abtragen ließ. Ein heiteres Festmahk machte den Beschluß der Feier.

Aus Minden wird gemeldet: Fur die Verbesserung des Elementar-ülnterrichts zeigt sich viel Theilnahme; die Ge⸗ meinden Buͤhne und Großeneder haben durch Bewilligung einer bedeutenden Zulage zur Gewinnung eines Unterlehr ers

ihren Sinn fuͤr das Gute bewaͤhrt.

Gestern Abend, nach 7 Uhr, brach hieselbst in der

Aetien-Brauerei, im Hause des Branntweinbrenners Roth—

reich, große Hamburger Straße Nr. 30, ein heftiges Feuer aus, durch welches das ganze Dach und die obern Etagen des Front, und Seitengebaäͤudes eingeaäschert wurden. ie Veranlassung dieses Brandes ist noch nicht genau bekannter.

Biographische Notizen aus dem Leben Georg's IV. 56 (Nach dem Englischen Courier.) (Fortsetzung.) 4 Wir muͤssen jetzt etwas zurückgehen, um einiger Umstaͤnde zu erwaͤhnen, die sich in einer fruͤheren Periode des Krieges zutrugen. Den wiederholten Bitten des Prinzen von Wales, der nur Oberster eines Regimentes war, das man das seinige

nannte, ihm einen höhern Rang zu ertheilen, hatte sich Georg III. bestaͤndig widersetzt. Als die Feindseligkeiten gegen Frankreich im Jahre 1803 wieder ausbrachen und von einer Invasion die Rede war, druͤckte der Prinz sein inniges Verlangen nach einer seinem Range angemessenen Anstellung bei der Armee aus, in Folge dessen ein ziemlich langer spaͤ⸗ ter oͤffentlich bekannt gemachter Briefwechsel zwischen ner Königl. Hoheit und dem Koͤnige, dem Herzoge von York, als damaligem Oberbefehlshaber, und dem derzeitigen Premier—⸗ Minister Herrn Addington stattfand. Die Gesinnungen, die der Prinz damals aͤußerte, gereichten ihm zur höͤchsten Ehre. In einem Schreiben an den Koͤnig, den er seinen „naturlichen uͤrsprecher“ nannte, entwickelte er die groͤßte Beredsamkeit und die waͤrmste Vaterlandsliebe. Gesinnungen, wie diese, ge⸗ ziemten dem praäͤsumtiven Erben des Britischen Thrones, dem kuͤnftigen Souverain des Britischen Reiches. Man fand es indessen nicht fuͤr gut, demselben die oͤffentliche Verantwort⸗ lichkeit einer Befehlshaberstelle aufzuerlegen, und Se. Königl.

Hoheit war genoͤthigt, sich in dieser Hinsicht der Entscheidung der Regierung seines Vaters zu unterwerfen. 5 Bekanntlich zahlte man zu jener Zeit den Prinzen zur

Opposition gegen das Ministerium, und das Verhaͤltniß zwi⸗