1830 / 191 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Hamburg einen Friedensvertrag mit Algier abgeschlossen, der aber auf Einschreiten Spaniens, das mit diesem Staate im Kriegsstande war, schon im folgenden Jahre annullirt werden mußte. Andere gemeinschaftliche Unterhandlungen der hansea—⸗ tischen Staͤdte in den ghger Jahren waren gescheitert; und auch die Vertrage einzelner Staaten, wie derjenige Bre⸗— mens mit Marocko im Jahre 1806, gewaͤhrten keinen bleibenden Vortheil. Unter veränderten Verhaͤltnissen glaubte man spaͤter das erwuͤnschte Ziel erreichen zu koͤnnen; aber auch diese Hoffnung blieb unerfuͤllt. Bis in die neueste Zeit haben die Barbaresken ihre Seeraͤubereien gegen die norddeutschen Fahrzeuge selbst im Atlantischen Meere fortgesetzt; und wenn diese fruͤher wenigstens bis Malaga und zuweilen bis Barcellona sich wagten, hoͤrt jetzt schon bei Oporto, und besonders bei Lissabon, alle Sicherheit der Schifffahrt auf. So ist denn das schoͤne Mittellaͤndische Meer, welches drei Welttheile verknuͤpft, und wo seit dem Frieden von Abrianopel und durch die Aussicht auf Vernich— tung der Griechischen Seeräͤuberei dem Verkehre und der Betriebsamkeit der Nationen neue Bahnen sich eroͤffnen, der Flagge aller Norddeutschen Staaten, mit mu e, Aus⸗ nahme Hannovers, das an den kommerziellen

Großbritaniens Theil nimmt gaͤnzlich verschlossen. Unbe— rechenbar ist der Schaben, der aus dieser voölkerrechtswidrigen Sperre fuͤr die Wohlfahrt Deutschlands entspringt, insbeson— dere fuͤr die Kuͤstenlander der Ostsee und Nordsee: Preußen, Mecklenburg, die Hansestaͤdte und Oldenburg. Die naͤchste Folge ist, daß sie fuͤr den Transport ihrer Waaren nach und von dem Mittelländischen Meere der Schwedischen, Daͤni— schen, Hollaͤndischen, Englischen oder Nordamerikanischen Flagge sich bedienen muͤssen. In den eilf Jahren von 1815 bis Ende 1825 sind aus den Norddeutschen Hafen, von Va—

rel bis Memel, nicht weniger als 5485 Schiffe nach den Laͤn⸗

dern des Mittellaͤndischen Meers ausgelaufen oder von dort— her angekommen. Die ganze Fracht mußte an auslaͤndische Schiffer bezahlt werden; und wenn man nach mäßigem An— schlage nur 6000 Mrk. Hamb. Court. auf die Reise rechnet, so ergiebt dies ein Total von 32,910,000 Mr. oder etwa 23,037,000 Fl. Bei weitem der groͤßte Theil dieser Summe ist wirklich ins Ausland geflossen; den nur wenig geht fuͤr den Gewinn Deutscher Schiffsmaͤkler und Lootsen ab, oder fuͤr Ausbesserung und Verproviantirung der fremden Schiffe in Deutschen Haͤfen, weil mitunter die Capitaine derselben aus— druͤcklich angewiesen sind, von ihrem Erwerb wenigst moͤglich am Loͤschungsorte anzulegen. Bei dieser Berechnung sind nur die direkten, nicht auch die indirekten Fraͤchtfahrten von einem Hafen der mittelländischen See in den andern, oder zwischen den Haͤfen dieses und des Atlantischen Meers in Anschlag ebracht. Diese indirekte Schiffahrt mitbegriffen, wuͤrde die ö der Fahrten, welche der Handel mit den Landern des Mittellaͤndischen Meers veranlaßt, jahrlich wohl 809 betragen, wonach sich die Frachtgelder, welche der Deutschen Schifffahrt entgehen, auf eine jährliche Durchschnittssumme von 4, 800,000 Mrk. Court. oder 3, 360,000 Fl. berechnen lassen.

Königliche Schau spiele.

Sonntag, 11. Juli. Im Schauspielhause: Fanchon, Operette in 3 Abtheilungen, nach dem Franzoͤsischen von Kotzebue. Musik von Himmel. (Herr Blume: Abbé. Herr Stawinsky: Martin.) .

In Charlottenburg: Die buchstäͤbliche Auslegung der Gesetze, Lustspiel in 1 Akt, von Brömel. Hierauf: Die . Lustspiel in 4 Abtheilungen, von Frau von Weißen⸗ thurn.

Montag, 12. Juli. Im Schauspielhause: Der Spion, Schauspiel in 5 Abtheilungen, nach Ancelot und Mazseres, frei bearbeitet von Stawinsky.

Dienstag, 13. Juli. Im Schauspielhause: Klein Roth— kaͤppchen, Feen⸗Oper in 3 Abtbeilungen, mit Tanz; nach dem

ortheilen

Franzoͤsischen des The aulon von der Koͤnial. Schauspi ! . Krickeberg. Musik von Boyeldien. 8. Schausrielerin

6 ß , ꝛ; onntag, 11. Juli. Die weiße Dame, komische Oper i 3 26 Musit von er , ; , n Montag, 12. Juli. as Pfeffer-Roͤsel, oder; Die Frankfurter Neffe im Jahre 1397. (Mad. Hass ö Klingemann: das Pfeffer-Roͤsel, als erste Gastrolle

9 3 Juli. 3366 66 Fra Diavolo, oder:

a irthshaus zu Terracina, komische Oper in 3 Akte von . 6 von Auber. 9. ö. reise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc. ? 3. Billets zu dieser Vorstellung sind von heute ab zu haben.

Berliner Börse. Pen 10. Juli 1830.

Amtl. Fonds- und Geld- Cours Zettel. (Premss. 4

rn, nn,, ,,. 1009 1007 1Kur- u. Neum. do. 4 166 155 163 Schlesische do. 4 107 1625 1 Pomm. Dom. do. 102 1006 Märk.; do. do. 1027 100 LUstpr. do. do. 1025 102 RkSt. G. d K u. N. 741 89 E. Sch. d. K. u. N. 75 1021 .

38

1061 Holl. vollw. Duc. ] )'

Crolsnz. Pos. do. 10921 Nene dito 206

Estpr. sandhrl. 10614 Friedrichsd' or. 144 133

Pamm. Pfandhr. 106 Piscotto. .. 5 1 6

e // / / Breu ss. Cour.

W . ; e ch sel- Cours pri, fer.

Kurz 1393 135 2 Mt. 13953 1397 Kurz 4145 2 Mt. 1485 1485 3 At. 6 245

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St - Schuld- Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Er Engl Anl. 22 Kurm Ob. m. l. C. Neum. Int. Scih. d Berl. Stadt- Ob. Künigshg. do.

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Pant. do. in IH. Wesipe. Pidbrl.

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. ir. 2 Mt. Wien in 20 Xr. , Jg Mi. 10235 Augsburg. 50 El. 2 Mt. 192 Breslau IThl. 2 Mt. o85

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Petersburg BRN. ZZ Woch. 2997 Warschau kurz 1005

Auswärtige Börsen.

ö . Amsterdam. 5. Juli. . . Nie Lerl. vickl. Schuld 653. Kanzbill. 315. Oesterr. 5proc. Hetall. S3. Russ. Engl. Anl. io3. Russ. Anl. Hamb. Ceri. 1023.

Hamburg. 8. Juli. u e Sproc. Hetall 997; 4proc. 96. Part -Oblig. 1363. Bank- Actiea 1364. Kass. Engl. Anl. 1673. Kuss. Anl. Hlanib. Cert. J. ; Haun. J2. Eoln. pr. 31. Jusi 1273. Engl. Neap. 2. dale. 87.

Berichtigung. Im gestr. Bl. d. St. Z., S. 1440, Sp. 2, 3. 10, st. „6s 7 i. 3 59*. ;

Hierbei Nr. 49 des Allgemeinen Anzeigers.

Unsern auswaͤrtigen Abonnenten wird derselbe durch die naͤchste Fahrpost zugesandt werden.

.

Paris, 4. Juli. an den See-Minister:

Die Vorpesten der Armee sind mit dem Feinde handgemein, der seine Stellungen diesseits des Kaiserschlosses,

ch r 1 f n

Im heutigen Moniteur liest man nachstehende telegraphische Depesche des Admiral Duperré

„Sidi⸗Ferruch, den 28. Juni.

das, wie es scheint, naͤchstens angegriffen werden soll, befestigt hat.“ . Frankfurt a. M., J. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 100, *. 4proc. 96.9. Bank⸗Actien 16358. Geld. 24proc. Metall. 593. 1proc. 26. Leose zu 100 Fl. 1803. Polin, Loose pr. ult. 633. Brief.

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Gedruckt bel A. B. Hayn.

Redaectenr John. Mitredacteur Cottel.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 191.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben geruhet, den Kammerge— richts-Secretair Fiebing zum Justizrath zu ernennen.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz August ist aus Pom— mern eingetroffen und nach Magdeburg wieder abgegangen.

Abgereist: Der Fuͤrst Leo Sapieha, nach Paris. Se. Exeellenz der General-Lieutenant und General⸗In⸗ specteur des Militair-Erziehungs- und Bildungs⸗Wesens der Armee, Freiherr von Valentini, nach Travemuͤnde.

Der General⸗Major und Direktor der Allgemeinen Kriegs⸗ schule, von Klausewitz J., nach Magdeburg.

Se. Excellenz der Königl. Sächsische General-Lieutenant,

außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, von Watz dorff, nach Dresden.

Zeitungs-Nachrichten. n 8 a n d.

Rußland.

St. Petersburg, 3. Juli. Mittelst Allerhoͤchster Gnadenbriefe vom 10ten und 12ten v. M. haben Se. Ma—

jestàaͤt der Kaiser den General-Major Melgunow J., Com-

mandeur der Iten Brigade der 19ten Infanterie-Division, in, Ritter des St. Annen-Ordens 1ster Klasse mit der Kai—

erlichen Krone, den General-Major Schilder, Commandeur

des Leibgarde⸗Sappeur⸗Bataillons, und den General-Major Shilinkow II., Commandeur der 2ten Brigade der Sten In— fanterie⸗Division, zu Rittern des St. Annen-Ordens 1ster Klasse zu ernennen geruhet.

Am 3Zten v. M. wurde zu Jekatherinoslaw mit vie— ler Feierlichkeit der Grundstein zu einer der Verklaͤrung Christi geweiheten Kathedrale gelegt. Diese Kirche wird auf Kosten Sr. Majestät des Kaisers erbaut, und zwar auf dem— selben Platze, auf dem bereits die Kaiserin Katharina II., im Beiseyn des Deutschen Kaisers Josephs II., im Monat Mai des Jahres 17387 den Grund zu einer der groͤßten Kirchen legte; welche indeß nicht zur Ausfuhrung gekommen. In das Fundament der kuͤnstigen Kirche ward jetzt derselbe Stein und dieselbe, den Namen Katharina II., glorreichen Andenkens, und den Zeitpunkt der ersten Grundlegung angebende Tafel ver— senkt, die von der großen Kaiserin vor 43 Jahren eigenhaͤn— dig hier niedergelegt worden waren. Die Ruͤckseite ber Ta— fel tragt jetzt den Namen des Kaisers Nikolas 1. und das Datum der erneuerten Grundsteinlegung.

Das Englische Dampfboot „Superbe“, der Dampfboot— Gesellschaft in London gehörig und . den diesjährigen Fahr⸗ ten zwischen St. Petersburg und Luͤbeck bestimmt, fuhr am 30sten v. M. zum a . von Kronstadt nach Luͤbeck ab; der erste Platz kostet 24, der zweite 18 Hollaͤndische Dukaten; f ein Kind unter 10 Jahren ist die Halfte, und fuͤr einen eine Herrschaft begleitenden Dienstboten sind 10 Dukaten zu entrichten; fuͤr ein Pferd werden 22, fuͤr einen Hund 3, fuͤr einen vierraͤdrigen Wagen 22 und fuͤr einen zweiraͤdri— gen 15 Dukaten an Fahrgeld bezahlt.

Odessa, 26. Juni. Auf den Antrag des General— Souverneurs von Neu-Rußland und Bessarabien hat der Finanzminister den Zollaͤmtern des Schwarzen und des Asow— schen Meeres die Weisung ertheilt, im Laufe die ses Jah— res allen unter Russischer Flagge fahrenden Schiffen freie Fahrt zu gestatten, wenn auch der vierte Theil ihrer Mann—

Berlin, Montag den 12ten Juli

am groͤßten ist.

1830.

schaft nicht aus Russischen Matrosen besteht, wie es in einer , . vorgeschrieben ist.

er Oesterreichische zum hiesigen Handelsstande gehoͤrige Unterthan Naphte Billig, hat e seiner . 3 Pest geleisteten Dienste eine goldene Medaille erhalten, mit der Erlauhniß, sie am St. Annen-Baude zu tragen. Die hiesige Zeitung enthaͤlt zur Rechtfertigung gegen ihr gemachte Vorwuͤrfe der Ungenauigkeit, in den fruͤheren Nachrichten uͤber die im vorigen Jahre hier stattgehabte Pest, einen langen Artikel, aus welchem sich ergiebt, daß im Lazarethe des Hafens, wohin die Pest am 13. Mal vorigen Jahres durch ein von Kistendsche mit Kleidungsstuͤcken fuͤr die Truppen angekommenes Oesterreichisches Schiff gekom⸗ men war, an derselben bis zu ihrer gaͤnzlichen Unterdruͤckung 46 Per sonen erkrankten und 39 starben. In der Stadt und ihren Umgebungen erkrankten an der Pest (die bekanntlich gegen Ende Septembers aufhoͤrte und dann in der Mitte des naͤchsten Monats wieder ausbrach) 239 Personen, von denen 180 starben und 59 geheilt wurden.

Polen.

Warschau, 8. Juli. Gestern wurde hier der Namens⸗ tag Sr. Majestaͤt des Kaisers feierlichst a In den Morgenstunden fand ein solenner Gottesdienst, dem die höch⸗ sten Staatsbeamten beiwohnten, in der hiesigen Pfarrkirche statt. Se. Excellenz der Praͤsident des Administrations-Ra— thes gab an diesem Tage im Pallaste der K. Statthalter ein . Diner. Des Abends war im Nationaltheater eine

zeivorstellung, und eine allgemeine Erleuchtung der Stadt beschloß die Feierlichkeit des Tages.

Se. Majestaͤt der Kaiser haben dem Kaiserl. Oesterrei⸗ chischen Finanz⸗-Minister Grafen Nadasdi den Weißen Adler⸗ Orden 6 . .

Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen⸗— Weimar hat dem hiesigen Wohlthaͤtigkeits-Institute ö ar , , ,,. ̃ ö

nser ruͤhmlichst bekannter Arzt, Dr. Wol raͤsident des Medizinal⸗-Kollegiums, hat sich zum 9 ner Pen hie⸗ sigen Einwohner wegen seines hohen Alters von seiner Praxis ganz zuruͤckgezogen.

Lours der Pfandbriefe 973.

Frankreich.

Paris, 4. Juli. Die Stelle in dem Berichte des Grafen von Bourmont vom 25sten v. M., worin der— selbe von der Verwundung seines zweiten Sohnes spricht, hat hier die allgemeinste Theilnahme erregt. Die Quo“ tidienne bemerkt in dieser Beziehung: „Fuͤr alle Die—⸗ jenigen, die den häuslichen Kreis der Bourmontschen Familie kennen und die da wissen, welch ein Vater Herr

von Bourmont ist, muß in der , Sprache, worin o

der Graf die Verwundung seines nes meldet und bei welcher die vaͤterliche Sorge dem Pflichtgefuͤhle weicht, etwas y Ruͤhrendes liegen. Moͤgen daher die liberalen Blätter ch auch ferner noch uͤber einen Mann, der dem Fuͤrsten und dem Lande solche Beweise der Ergebenheit giebt, in unedlen Scherz ergießen, die Armee, die Familien vater, so wie jeder hochherzige Franzose, werden ihnen nur durch Verachtung antworten. Se. Majestaͤt haben, wie man vernimmt, der Graͤfin von Bourmont schriftlich Ihr Beileid bezeigt.“

Das Journal des Deébats sagt: „Schon in dem Ge—

fechte vom 19ten y. sich ein anderer Sohn des Ober— Befehlshabers, Karl von Bourmont, besonders ausgezeichnet. Es liegt etwas recht Ruͤhrendes und Ehrenvolles in dem Ge— fuͤuhle, das jene jungen Offiziere dahin treibt, wo die Gefahr zßten Frankreich wird nicht ohne innere Bewe⸗ gung die Zeilen lesen, worin der Graf von Bourmont mit edler Einfalt die Verwundung seines Sohnes meldet; es