1456
wird leicht begreifen, welche Gewalt derselbe bei diesem trau— rigen Anlasse dem vaͤterlichen Herzen anthun mußte und, wie er, wird es die Hoffnung naͤhren, daß der tapfre Sohn am Leben bleiben werde, um noch ferner dem Koͤ— nige und dem Vaterlande zu dienen.“ — „Nach der Art und Weise“, äußert der Messager, „wie die Ope— rationen in Afrika geleitet werden, wuͤrde es kleinlich seyn, wenn man dem Ober Befehlshaber nicht Gerech— tigkeit widerfahren lassen wollte. Briefe von der Armee, aus der Feder von Offizieren geflossen, die unsere constitu— tionnellen Grundsaͤtze theilen, nehmen keinen Anstand, dem Kommando des Grafen v. Bourmont das gebuͤhrende Lob zu ertheilen. Man kann sich einer tiefen Bewegung nicht erwehren, wenn man in dessen Berichte vom 25sten die Stelle liest, worin er sagt, daß nur ein Offizier verwundet worden, und
daß dieser Eine der zweite seiner vier Soͤhne sey. Diese
Sprache eines Soldaten und Vaters hat in ihrer ruͤhrenden
Einfachheit etwas Eindringliches, das uns entwaffnet und uns zur Unparteilichkeit zwingt. Man versichert, daß dem Koͤnige, als er die betreffende Stelle des Berichtes las, die Thraͤnen in die Augen getreten seyen, und daß Se. Majestaͤt sofort ein eigenhaͤndiges Billet an die Graͤfin von Bourmont geschrieben haben, um dem muͤtterlichen Herzen Trost zuzu— sprechen.“ .
Die Blessur des jungen Bourmont soll sehr gefaͤhrlich seyn. Die Kugel ist auf der linken Seite unter dem Herzen eingedrungen und auf der rechten Seite, nach hinten zu, zwischen zwei Rippen wieder hinausgegangen.
Herr von Peyronnet, der Sohn des Ministers des In— nern, Seconde⸗Lieutenant bei einem Husaren-Regimente, ist gestern als Courier mit Depeschen fuͤr das Hauptquartier der
Expeditions-Armee nach Afrika abgegangen.
Das Journal des Débats giebt nach dem Aviso de la Mediterrannée nachstehenden Tages⸗Befehl des Grafen v. Bourmont:
„Die Truppen der Expeditions-Armee haben an den Ta— gen des 14ten und 19ten Juni den Erwartungen des Koͤnigs entsprochen und den der Franzoͤsischen Flagge zugefuͤgten
Schimpf bereits geraͤcht. Die Tuͤrtische Miliz hatte geglaubt, daß es eben so leicht sey, uns zu besiegen, als uns zu be— schimpfen. Eine voͤllige Niederlage hat sie eines Andern be— lehrt, und jetzt werden wir sie in den Mauern von Algier bekaͤmpfen. Schon kehren viele Araber nach ihren Wohn—
plaͤtzen zuruͤck, denen die Furcht vor dem Dey allein sie entriffen hatte; bald werden sie wiederkommen, um uns ihre Heerden zu ver⸗ kgufen und den Ueberfluß in unsern Laͤgern zu verbreiten. Der Ober⸗-Befehlshaber macht es dem Heere zur Pflicht, ih—
nen eine freundliche Aufnahme zu bereiten und die mit
ihnen abgeschlossenen Kaufe gewissenhaft zu halten. Die Truppen von allen n n, en haben an Muth unter einander gewetteifert. Auch die Armee⸗Verwaltung hat durch ihre klugen Anordnungen, so wie durch die Sorge, die sie den Verwundeten wibmet, das beste Lob verdient. Der Ober— Befehlshaber wird bei der Regierung die Dienste Aller geltend machen und die Guͤte des Koͤnigs fuͤr Diejenigen in Anspruch nehmen, die sich derselben am wuͤrdigsten gezeigt ha⸗ ben. Ueberall, wo das Heer kämpfte, hat das Feuer der Kriegsschiffe seine Operationen unterstuͤtzt und zu den von uns , Vortheilen wesentlich beigetragen. Im Lager von Sidi⸗Khalef den 20. Jun! 1830. (gez) Graf von Bourmont.“ Die Quotidienne giebt nachstehendes Schreiben aus Sidi⸗-Fer ruch vom 21. Junt, dessen Verfasser, ihrer Be—
hauptung nach, durch seine Stellung in Stand gesetzt sey, die genauesten und aus führlichsten Nachrichten über die Gpe— rationen der Expeditions Armee einzuztehen: „Das Treffen
ei Staonelt hat Schrecken in dem feindlichen Heere ver— breitet, und die Einwohner sind nunmehr Überzcugt, daß Widerstand vergeblich seyn wurde. Jeden Mot gen unter. handeln Arabische Yuuptlinge mit unsern Vorposten; mehrere amen sogar ins Lager und hatten Unterredungen mit dem Kienchlcheker n Ce betätigt sich, daß di eis von Konstantine, Oran und Titeri bei dem feindlichen Heere wa—⸗ ren, aber nach der letzten Niederlage in ihre Provinzen zu⸗ rückgekehrt sind. Der Schrecken der Feinde war so' groß, daß die liehenden sich in der größten Verwirrung nach Al⸗ gier warfen, in das wir ohne Zweifel mit ihnen zuͤgleich ein— gedrungen wären, wenn wir sie hätten verfolgen können; zwei Knvallerie⸗ Regimenter wären dazu hinreichend gewesen. Gegen Ende der ocht denken wir gegen Algier vorzuruͤcken, dessen Belagerung, wie man hofft, nicht lange dauern wird. Dennoch werden die Tuͤrken hinter ihren Mauern ihre ganze Tapferkeit egen, an der es ihnen keinesweges fehlt. Einer
die Verwegenheit, eine Algierische Fahne auf der Bruͤ unserer Batterie aufzupflanzen. Er mußte ähln Muth 2 bezahlen, indem der an der Brustwehr stehende Artillerie⸗ Offizier ihm in demselben Augenblicke mit einem Saͤbelhiebe den Kopf spaltete. Einer unserer BVoltigeure brachte heute fruͤh die Standarte des Befehlshabers der Kavallerie ins Hauptquartier, die er einem Tuͤrkischen Offizter nach hart⸗ naͤckigem Kampfe abgenommen hatte. Unser Lager hat seit einigen Tagen ein ganz Afrikanisches Ansehen gewonnen; die Araber kommen oft als Freunde zu uns; einer ihrer Parla⸗ mentaire findet sich jeden Morgen ein, um seinen in unserm Feld⸗Lazarethe befindlichen verwundeten Sohn zu besuchen; wenn er, fortgeht, nimmt er dann immer Pröclamattonen in Arabischer Sprache mit, die er im Lande verbreitet. Alle Morgen steckt man eine Menge von Exemplaren der Proclamation auf Piken, und die Beduinen kom⸗ men dann und nehmen sie herunter. Sie wissen bereits, daß der Krieg nicht ihnen gilt, und daß es in ihrem In— teresse liegt, in Frieden mit uns zu leben. Bei uns koͤnnen sie Geld verdienen; von den Tuͤrken haben sie aber nur Saͤbel⸗ hiebe zu erwarten. Die dem Feinde abgenommenen Kämeele verrichten bereits im Lager Transport⸗Dienste. Die Hitze ift hier nicht großer, als in den suͤdlichen Provinzen Frank—⸗ reichs; fie ist noch nie uͤber B; Grad gestiegen. Die Seeluft erfrischt die Atmosphaͤre. Die Morgen und Abende sind herrlich, die Naͤchte dagegen feucht und kalt. Fast die ganze Armee ist mit Zelten versehen, und zwar die Avant⸗Garde mit den dem Feinde abgenommenen. Der Rest unserer Sol⸗ daten bivouakirt unter guten Laubhütten oder bei einem wär— menden Wachtfeuer, das mit Geißklee, Erdbeerbaum⸗, Pi⸗ nien, und Oleander⸗Holz reichlich unterhalten wird. Das in Staoneli eroberte prachtvolle Zelt des Aga soll dem Koͤnige nach Paris geschickt werden. Es ist 69 Fuß lang und Kͤber 30 Fuß breit, besteht aus einem rothwollenen Stoffe und ist mit grunen Stickereien von der hoͤchsten Schoͤnheit verziert. Unsere Soldaten lassen sich in diesem Augenblicke den fuͤr die Türken bereiteten Reis schmecken und Erquicken sich aus großen mit Kameelmilch angefuͤllten Naͤpfen, die im Lager gefunden wurden. Der Dey muß jetzt von der Niederlage seines Heeres benachrichtigt seyn, und gewiß wird sein Schwie⸗ gersohn der Aga, mit seinem Kopfe dafuͤr buͤßen muͤssen. Im Lager fand man außer Kriegsvorraͤthen große Quantitaͤ⸗ ten Taback und alle Artikel des Orientalischen Luxus. Ge⸗ lern durchritt der Ober-Befehlshaber die ganze Linie der Armee und schrieb die Namen aller Soldaten auf, die sich besonders ausgezeichnet haben.“
Die Gazette de France entlehnt aus der ersten Num⸗ mer ber „Estafette d Alger“ Folgendes: „Das Lager von Staoneli ist mit der dem Feinde abgenommenen Bene ange⸗ füllt; unsere Truppen sind mit Ger thschaften aller Art ver⸗ sehen; einige schlafen sogar auf Tuͤrkischen Teppichen. Die Sar derobe des Aga ist in die Haͤnde unserer Voltigeurs ge⸗ fallen, Lie diese reiche Beute aͤn einige Liebhaber Grientall= scher Kleidung in der Armee verkauft haben. Herrliche Ober⸗ kleider von feinem Tuche, mit Seiden⸗ und Go dstickerei, und reiche Ueberwesten von Brokatstoffen sind fetzt die Modetracht der Stutzer der Armee. Jedermann will einen Arabischen Mantel (Burnout) haben, um sich die Nacht darin einhuͤllen zu koͤnnen. Diese Mantel sind von einer eleganten und be= quemen Form, von weichem und feinem Gewebe, und kön⸗ nen im näͤchsten Winter in Paris an die Stelle ber bisheri— gen Maͤntel, Pelze und Wisdschuren treten?“
Das Aviso de la Méditerrannée und eini e hie⸗ sige Blaͤtter bringen verschiedene Privatschreiben aus Sidi⸗ Ferruch vom 2osten, 21sten und 22sten v. M., woraus wir, mit Umgehung der bereits durch die amtlichen Berichte be⸗ kannt gewordenen Thatsachen, Nachstehendes mittheilen: „In dem Gefechte vom 19ten“, heißt es darin „ „war das feind⸗ liche Lager nur 17 Lieues von dem unsrigen entfernt, so daß unsere im Verfolgen begriffenen Soldaten sich bald den Bat terien der Algierer gegenuber befanden. Der Feind, 30, 000 Mann stark, wollte seine Absicht, unfer Tentrum zu spren⸗ gen, hinter falschen Mandbvers verbergen. Die den Kern des feindlichen Heeres bildenden Türken warfen sich auf bas 28ste Regiment, dem eben die Munition ausgegangen war, so daß es sich mit dem Pajonett vertheidigen und zurück ie⸗ hen mußte; aber eine oͤstlich von Sidi, Ferruch liegende Brigg versah die Truppen bald mit neuen Patronen, und das Re⸗ ziment rückte wieder vor. Der tapfere Eapitain Louvrier lag mit seinem Dampfschiffe wahrend des Treffens am Ufer und fuͤgte dem Feinde vielen Schaden zu. Mehrere verwun⸗ dete Tuͤrken erstachen sich, um nicht in unsere Haͤnde zu fallen. General Berthezöne hat in dem Gefechte vom
von ihnen hatte kuͤrzlich in der größten Hitze bes Gefechts
19ten seinen alten Ruhm bewährt; feine Division war
14457
es vornehmlich, die den Feind zuruͤckwarf, auch hat der General Bourmont selbst ihm den Preis des Tages zuerkannt. — Da die Bai von Sidi-Ferruch eng und nicht voͤllig sicher ist, so werden alle überflũssigen Schi . fort⸗ geschickt. Die Linienschiffe „Trident. und, /⸗Breslaw, und die Fregatten „l' Iphig nie,“ la Didon,“ „J Hermin ie/ la Vänus,“ „fla belle Gabrielle,“ „la Marie Théörẽse,
— la Jeanne d Are.“ „l'Aréthuse,“ „la Pallas,“ „la Guer⸗ ciere) und „la Surveillante“ haben die Rhede verlassen, um vor Algier zu kreuzen. Das Admiral - Schiff „la Pro— vence“ bleibt mit den andern Linienschiffen , Seipio,“ Fla Su— perbe,“ „la Couronne,“ „la ville de Mar seille,“ „Nestor,“ „Marengo,“ „Duquesne,“ „Algésiras u. s. f. auf der hie— sigen 3 Wenn wir am 9ten gleich auf Algier mar— schirt waren, wie General Berthezene wollte, so hatten wir diese Festung gewiß uͤberrumpelt. — In unserm Lager be⸗ finden sich mehrere Ueberlaͤufer, von denen General Loverdo einen in seine Dienste genommen hat. Sie erzaͤhlen, daß in Algier das Volk sich gegen die Tuͤrken empoͤrte, als die Nie— derlage vom 19ten bekannt wurde, und daß dort gaͤnzliche Verwirrung herrsche; einige behaupten, der Dey sey mit einem Theil, seiner Schätze nach Konstantine entflohen. Acht Tuͤrkische Offiziere, die bei Sidi-Ferruch die Bat— terieen kommandirten, sind in Algier enthauptet worden, weil sie sich schlecht vertheidigt haben. Unsere Armee zaͤhlte am 22sten 1000 Verwundete und 200 Todte. Was uns ein so großes Uebergewicht uͤber den Feind giebt, ist unsere Artille— rie; eine Kanonenkugel, und namentlich eine Haubitze, reicht
hin, ein Corps von 600 Mann in die Flucht zu jagen.“ Aus Toulon wird unterm 29. Juni gemeldet: „Man befuͤrchtet, daß die anderen Regentschaften dem Dey von Al⸗
gier Huͤlfstruppen schicken werden, weil sie ihre eigene Si— cherheit durch den Fall Algiers gefaͤhrdet glauben. — Außer mehreren Bombarden und einer Menge von Transportschif— fen, welche Lebensmittel und Wasser fuͤr die Armee laden, sind auch die beiden Dampfschiffe „Pelikan“ und „le Souf—⸗ fleur“ hier eingelaufen, um ihre Havarieen auszubessern. Un— gefahr 1300 Mann von den Cadres der Land- und Seetrup— pen haben Befehl bekommen, sich zur Einschiffung bereit zu halten. Am 22sten sind 15 Fahrzeuge mit 560 Ochsen aus dem Hafen von Cette nach Algier abgesegelt. — Die Goe— letten⸗Brigg „Aleyone“, vom Schiffs Lieutenant Dubourdieu befehligt, ist heute fruͤh aus der Levante hier angekommen. Sie soll wichtige Depeschen vom Grafen Guilleminot und dem Admiral von Rigny mitgebracht haben, die sogleich durch Estafette nach Paris abgesandt wurden. — Das vom Ober— sten von Leydet befehligte 57ste Linien⸗Regiment ist heute hier angekommen und wird sich naͤchstens nach Morea einschiffen. Die Gabarre „Finistere“ geht morgen mit 20,000 Rationen nach Torre⸗Chiea ab.“ Die Gazette de France verwahrt sich heute gegen den ihr von der Quotidienne sowohl als von dem Universel gemachten Vorwurf, daß sie zur Opposition uͤbergetreten sey, durch folgende bemerkenswerthe Erklärung: „Wenn wir aus— sprechen, was Jedermann weiß: daß nämlich die Minister, die gegenwaͤrtig das Staatsruder führen, nicht im Stande nd, sich den Kammern gegenuͤber zu stellen, so heißt dies keinesweges, sich der Koͤnigl. Regierung opponiren. Wollte man dies Opposttion nennen, so konnte man mit demselben Rechte behaupten, daß die Minister selbst dazu gehören, denn wir sind uͤberzeugt, daß sie fast alle von jener Wahrheit durchbrungen sind.“ Gestern haben in den 59 Departements (nach Abzug der 6, die nur ein Wahl⸗Kollegium haben), wo das Wahl⸗Ge⸗ schaäft in den kleinen Kollegien bereits beendigt ist, die Wahlen in den großen Kollegien begonnen. Die Gazette meldet, daß in Lille das provisorische Bureau beibehalten = . man dort auf ministerielle Wahlen schlie⸗ ßen darf. j Die Zahl der Prozesse in Angelegenheiten der Waͤh— ler, die gegenwaͤrtig in zweiter Instanz vor dem Cassations, hofe schweben, beträgt e, , . als 1800. Den Nachrichten von der Spanischen Graänze zufolge, ü * Ruhe zwischen den diesseitigen und den Sp ischen Hirten im Thale Cize vollkommen wieder hergestellt. Die
letztern zeigen sich nicht mehr in Waffen, und man hat da— her Ursache, zu glauben, daß die Spanische Regierung sich ins Mittel gelegt habe, um kuͤnftigen Exzessen vorzubeugen.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. handlungen des Oberhaufes am 35. Juni, wo uber die zweite Adresse an den Konig (in der die Geneigtheit des Hauses zu erkennen gegeben wurde, die Maaßregeln zu tref—
e,, Herrlichkeit ind
Von den Ver—
fen, die in der Zwischenzeit bis zur naͤchsten Parlaments⸗ Versammlung erforderlich seyn duͤrften) debattirt worden, tra—⸗ gen wir hier noch Einiges nach. Nachdem der Graf Grey (wie gemeldet), “) bei Gelegenheit seines Antrages auf Ver—⸗ tagung der Debatte, die von dem Herzoge von Wellington gegebene Erklarung sehr mager genannt und die Schuld da— von, daß im P l die Minister geschoben hatte, sagte er mit besonderer Hin—⸗ sicht auf die Nothwendigkeit einer Regentschafts⸗Ernennung: „Der König wird, mit goͤttlicher Huͤlfe, noch viele Jahre fester Gesundheit sich erfreuen, da er mit einer kraͤftigen Lei⸗ besbeschaffenheit eine maͤßige Lebensweise verbindet, und hoffe ich mit Zuversicht, daß ; . verleben werden. (Beifall. Allein, Mylords, Koͤnige
arlamente bisher so wenig geschehen sey, auf
e. Majestaͤt noch viele gluͤckliche
ind sterblich, wie ihre Unterthanen. Unzaͤhlige Menschen
werden in jedem Augenblicke plotzlich von dieser Welt abg e⸗ fordert, um die letzte Rechenschaft, die wir Alle, fruher oder spaͤter, ertheilen muͤssen, abzulegen. Unterthanen koͤnnen unerwartet vom Todesstreich getroffen werden. Mylords, daß ein solcher Unfall das Land in der Zwischenzeit vom Schlusse dieser bis zum Anfange der naͤchsten Session betreffen kann? Was aber, erwaͤgen Sie es wohl, wuͤrde die Folge davon fuͤr das Land seyn, wenn gar keine Vorkehrun— gen dagegen angeordnet waͤren? Das Gesetz dieses Landes weiß nichts von einer Minderjaͤhrigkeit des Koͤnigs, und der Thronfolger, wenn auch ein unmuͤndiges Kind, besitzt gesetz— lich alle Souverainetaͤts-⸗Rechte. Wurden nun, wenn un—⸗ gluͤcklicher Weise das Ableben des Monarchen, so unwahr⸗
Koͤnige sowohl als ihre
Liegt es nicht in dem Reiche der Moͤglichkeiten,
scheinlich es auch ist, doch eintraͤte, ehe das Parlament sich wieder versammelt hat, daraus nicht die nachtheiligsten Folgen fuͤr das Land erwachsen koͤnnen? Ich weiß freilich nicht recht, in welcher Weise wir dem gnaͤdigen Fuͤrsten, den dieser Ge⸗— genstand betrifft, unsere aͤngstliche Sorge dieserhalb vortragen sollen. Da ich jedoch einmal von der Nothwendigkeit der Maaßregel uͤberzeugt bin, so werde ich vor der Erfuͤllung meiner Pflicht, so peinlich sie auch erscheinen mag, nicht zu⸗— ruͤckbeben, und hoffe ich, daß Ew. Herrlichkeiten ebenfalls von der Redlichkeit meiner Absichten uͤberzeugt seyn und mir das Vertrauen schenken werden, daß ich kein anderes Motiv habe, als einer kuͤnftigen Gefahr vorzubeugen. Angemessen waͤre
es, wenn der Gegenstand uns durch einen Antrag der Mini⸗
ster zur Erwaͤgung vorgelegt werden moͤchte; der Koͤnig wurde gegen ein solches Verfahren gewiß nichts einzuwen— den haben, denn er ist allzu maͤnnlicher und umsichtiger Sinnesart, um sich durch Gruͤnde abhalten zu lassen, die einen gewoͤhnlichen Menschen bedenklich machen duͤrften. Sollte aber der Vorschlag von Ew. Herrlichkeiten ausgehen, so wuͤrde ich eine Adresse an Se. Majestaͤt vorschlagen, daß Hoͤchstdieselben geruhen moͤchten, dem Hause eine Maaßregebh zur Vorkehrung gegen die große Gefahr, deren ich erwähnt, zu empfehlen.“ — Der Graf von Harrowby stimmte mit den Ansichten des vorigen Redners, hinsichtlich des Ministe⸗ riums, nicht uͤberein; dagegen meinte er, jener habe die even⸗ tuelle Gefahr, welche dem Reiche drohen duͤrfte, nicht allein nicht uͤbertrieben, sondern noch nicht zur Genuͤge gewuͤrdigt „Der edle Lord spricht von einem minorennen Koͤnige; wie aber, weng beim Ableben des jetzigen Monarchen sein Nach⸗
folger noch gar nicht vorhanden waͤre? Ich sehe, daß diese
Andeutung von den edlen Lords auf der entgegengesetzten Seite vollkommen verstanden wird. Es ist naͤmlich noch im⸗ mer keine Unmöglichkeit, daß Se. jetzt regierende Majestät direkte Leibes-Erben erhielten. Es muß nicht allein als juxi⸗
dische Moͤglichkeit aufgestellt werden, sondern es ist nicht ein⸗ . . — Unwahrschein lichkeit, daß sich bei dem Ab⸗
leben Sr. Majestät ein Wesen in einem vorgeruͤckten Zu⸗ ande des seyns befinden duͤrfte, dem alleiẽn die Huldi⸗ nen,, ö uͤhren würden. Welche Schritte
d nun fuͤr eine solche Moglichkeit getroffen?“ Der Redner
meinte, in einem solchen Falle muͤßte die Königin autori⸗
sirt werden, die Regierungs⸗Gewalt 6 Wochen oder 2 Monate nach der Zusammenberufung des Parlaments auszunben. Der Graf v. Winch ilsen theilte ganzlich die Ansichten des Gra⸗
fen Grey. Er 6 daß die Minister bei der Botschaft weiter nichts beabsi
reits obschwebenden — Aufloͤsung des Parlaments wuͤrde unter selchen staͤnden
chtigten, als die Verantwortlichkeit der be⸗ aaßregel von sich e,, Die
in hohem Grade unpopulgir seyn, und man müßte sie der in⸗ neren Ueberzeugung der Minister zuschreiben, daß 1. das Zu⸗ trauen des jetzigen Parlaments nicht besaͤßen. Er stimmte fuͤr die Vertagung. Der Lor d-Kanzler hielt es fuͤr höͤchst unzweckmaͤßig, Fragen von solcher Wichtigkeit, welche die Ses⸗
Vergl. Rr. 187 der Staats⸗Zeit, Seite 1426.