1830 / 194 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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und ihre eigenen Rechte zu behaupten wissen, ohne die Graͤn— zen derselben jemals zu uͤberschreiten.“

Der See-Praͤfekt von Toulon zeigt dem Minister der Marine in einer telegraphischen Depesche vom äten d. M. an, daß die Brigg „la Capricieuse“ Tages zuvor wieder nach Afrika abgesegelt sey. In zweien Depeschen vom 5ten meldet derselbe Folgendes: „Der „Robuste“ ist gestern mit Lebens— mitteln und Wasser fuͤr die Flotte, so wie mit 100 Mann fuͤr die Expeditions-Armee, nach Sidi-Ferruch unter Segel gegangen. Dem mir unterm Zten d. M. ertheilten Befehle, die Entlassung der Transportschiffe einzustellen, war ich be— reits zuvorgekommen. Ich lasse neuerdings Lebensmittel und Wasser fuͤr die Flotte verladen.“

Der Moniteur enthaͤlt zwei Berichte des Grafen von Bourmont an den Praͤsidenten des Minister-Raths, wovon der erste ein Nachtrag zu der Depesche vom 22. Juni ((ss. Nr. 190 d. St. Ztg.) ist. Derselbe lautet also:

„Im Lager von Sidi-Ferruch am 22. Juni.

Mein Fuͤrst! Seit der Landung ist unter der Leitung des Generals Valazé zwischen dem Lager von Sidi-Ferruch und

dem von Sidi-Khalef ein fahrbarer Weg angelegt worden.

Die Breite desselben betraäͤgt 10, die Laͤnge uͤber 8000 Mäetres. Die allzusteilen Abhänge sind dabei sorgfaͤltig umgangen worden, und in dieser Beziehung erinnert jener Weg an die Straßen von Europa. Vier oder fuͤnf Tage haben zur Vollendung desselben hin— ereicht. Die zur Verschließung der Halbinsel bestimmten Ver— chanzungen sind gaͤnzlich beendigt und 24 Kanonen darin aufgefahren worden. Dieser guͤnstige Erfolg gebuͤhrt der Thaͤtigkeit der Artillerie und Inge nieur⸗-Offiziere, fo wie dem Eifer und der Umsicht, womit die Soldaten beider Waffen— Gattungen die ihnen uͤbertragenen Arbeiten aller Art aus— fuͤhren. Ich habe die Ehre rc. (ẽgez.) Graf von Bourmont.“ Nachstehendes ist der zweite obgedachte Bericht: „Im Lager von Sidi-Khalef am 28. Juni. Mein Fuͤrst! Der fuͤr den 26sten beschlossene Angriff hat nicht stattgefunden; er wuͤrde die Armee auf das Plateau gefuͤhrt haben, welches das Kaiser-Fort beherrscht. Da ich in— dessen in Erfahrung gebracht hatte, daß wir sowohl hier, als auf andern aäͤußeren Punkten, einige Batterxieen finden wuͤr— den, so zog ich es vor, lo lange zu warten, bis mehrere Ka— nonen von großem Kaliber und ein Theil des Artillerie- und Ingenieur⸗Materials bis auf eine kleine Entfernung hinter unse⸗ rer vordersten Linie eingetroffen seyn wurden. Diese Verzoͤge—⸗ rung hat der General Valazé dazu benutzt, den Weg jenseits Sidi⸗Khalef dem Fuhrwerke leicht zugänglich zu machen. Es sind mehrere Redouten, die den Marsch unserer Transporte

decken sollen, aufgefuͤhrt und mit dem Feinde abgenommenem

Geschuͤtze besetzt worden. Die Ausschiffung der Pferde fuͤr das Belagerungs-Geschuͤtz und den Train hat uns gestattet,

bald also der Feind von uns in die Stadt zuruͤckgeworfen worden, wird die Armee sich im Stande befinden, die feind— lichen Batterieen zu nehmen, ihr Lager zu verstärken, so wie die Beschießung des Kaiser⸗Forts zu beginnen und nachdruͤck— lich zu betreiben. Die Truppen, die unserer vordersten Linie gegenuͤber stehen, gehoͤren fast ausschließlich der Tuͤrkischen Miliz an. Durch das unaufhoͤrliche Tirailliren, welches seit dem Gefechte vom 2ästen stattfindet, sind 600 700 Mann zum Kampfe unfaͤhig gemacht worden. Da indeß die Bles— suren von Musketenschuͤssen und matten Kugeln herruͤhren, so sind sie im Allgemeinen nicht gefährlich. Erst gestern sind einige unserer Leute von zwei 24 Pfuͤndern, womit der Feind

seine Position verstaͤrkt hat, erreicht worden; der Bataillons,

Chef Bornes, Der,, wee, de,. Offizier, het dabei einen Arm eingebuͤßt, Um dieser Lage der Dinge ein Ende zu machen, habe ich Befehl gegeben, den Feind morgen mit Tagesanbruch anzugrei—⸗ fen. Ich habe zu diesem Behufe folgende Dispositionen getroffen: Den rechten Fluͤgel wird die Diviston Berthezene, den lin— ken die Diviston Escars bilden. Eine Brigade der Division Loverdo soll in der zweiten Linie fechten, und die beiden an— dern Brigaden dieser Division werden auf unserer Verbin— dungs-Linie aufgestellt werden, mit Ausnahme eines Batail— lons, das nebst 1400 See⸗Soldaten die Garnison der Halb— insel bilden wird. Das Kommando dieses wichtigen Punk— tes habe ich dem Obersten von Leridant uͤbergeben. Die Be— duinen hatten sich mehrere Tage lang in ziemlich großer An— zahl auf der rechten Seite unserer Verbindungs-Linie gezeigt. Gestern waren sie nicht erschienen; heute hat man sie aber wieder gesehen. In dem in Toulon angelegten Armee⸗Depot waren 900 Mann zusammengezogen worden. Ich rechnete auf deren schleunige Ankunft. Diese Verstaͤrkung wuͤrde den Verlust, den wir erlitten, großentheils ersetzt haben. Da ich

pot befindlichen Leute zu den dritten Bataillonen stoßer zu lassen, so habe ich dem kommandirenden General 5. i serve⸗Division aufgeben zu muͤssen geglaubt, eine Brigade dieser Division hierher aufbrechen zu lassen. Der Admiral Duperré wird die bendͤthigten Trausportschiffe zu feiner Ver— fuͤgung stellen. Empfangen Sie ꝛe. (Gez) Graf v. Bourmont.“

Der Moniteur giebt auch noch folgenden Auszug aus 3 Schreiben des Admirals Duperré an den See- Mi— ꝛister:

. Bai von Sidi-Ferruch, 28. Juni.

Gnaͤdiger Herr! Ich hatte die Ehre, Ihnen zu berich— ten, daß die Flotte bei dem Sturme vom 16. Juni einige Havarie an ihren Ankern und Sortauen erlitten habe. Ein neuer Windstoß faßte dieselbe am 26sten d., und zwar waren diesmal die Verluste und Haparieen bedeutender. Mehrere Linienschiffe schleppten ihre Anker und zerrissen ihre Anker⸗ taue und Ketten, die nicht stark genug waren. Die Sicher— heit der Flotte haͤtte gefaͤhrdet werden koͤnnen. Die Wind— stoͤße wiederholen sich haufig, obgleich wir in der schoͤnen ,,. stehen. Das Meer erhaͤlt dann sogleich ein furcht— bares Ansehen, und ich erkenne jetzt wohl, daß sich die Flotte in der Bai nicht zu halten vermag. Dennoch kann ohne die Gegenwart eines Theils derselben nichts ausgeschifft und die Armee also auch nicht mit Lebensmitteln versehen werden. Meine Lage ist eine der schwierigsten. Ich habe mir von Toulon neue Anker und Taue erbeten. Sie Armee ist mit dem Feinde handgemein. Ich glaube, der Feind wird mor— gen in seinen mit Geschuͤtz besetzten Stellungen vor dem Kai— ser-Fort angegriffen werden, und auf diesen Angriff duͤrfte bie Berennung des genannten Punktes folgen. Jene Stel— lungen werden durch die Tuͤrkische Besatzung von Algier ver— theidigt. Der Ober-Befehlshaber hat mir seine Depeschen noch nicht zukommen lassen; ich werde dieselben gleich nach ihrem Empfange weiter befördern, kann es aber nicht auf—

schieben, ein Schiff nach neuen Ankern und Kabeltauen, de—

ren ich dringend bedarf, schon jetzt abzufertigen. Fuͤr die Besetzung des verschanzten Lagers stelle ich einstweilen drei Abtheilungen von den See-Truppen, deren jede aus acht Compagnieen besteht. Die Marine bringt unerhörte, uͤber ihre Kraͤfte gehende Opfer, da die Mehrzahl der als Fluͤt— schiffe ausgeruͤsteten Fahrzeuge mehr als die Haͤlfte ihrer Mannschaften fur die Besetzung des Lagers und die Befesti— gungs-Arbeiten liefert. Den Befehl uͤber die Truppen der Garnison hatte ich dem Schiffs-Capitain Hugon anvertraut, der auch noch von dem Ober-Befehlshaber mit dem Kom— mando des verschanzten Lagers beauftragt worden ist. Dieser

ders und der Flotille entbunden. uns mit Kugeln und Vorraͤthen aller Art zu versehen. So-

Offizier ist sonach vom Kommando des Transport⸗-Geschwa— ers er Ich habe den Schiffs⸗-Ca— pitain Cuvillier, den aͤltesten auf der Flotte, der bereits das zweite Geschwader in Abwesenheit des Contre-Admirals von

Rosamel fuhrte, welcher die unter Segel befindliche Division befehligt, mit der obern Leitung der Ausladung der Trans— portschiffe beauftragt.

; (gez.) Vice⸗Admiral v. Duperr é.“ Der Leichnam des verstorbenen Bischofs von Beauvais, Grafen von Feutrier, ist am 30sten v. M. im Hauptorte sei— ner bisherigen Didcese angekommen. Am folgenden Morgen geleitete ihn die ganze Einwohnerschaft der Stadt in Pro—

in Erfahrung bringe, daß Sie Befehl gegeben, alle im De—

jession nach der dortigen St. Peterskirche, und nach Vorle— sung eines Erlasses der General-Vikare wurde die sterbliche . des ehrwürdigen Praͤlaten in eine Gruft unter dem Dauptaltar der Kathedrale versenkt. Dem Vernehmen nach, hat der Koͤnig den Groß-Vikar, Abbé Blanquart de Bailleul in Versailles, zum Bischofe von Beauvais ernannt.

Paris, 8. Juli. Gestern fuͤhrten Se. Majestaͤt in St. Cloud den Vorsitz im len ter nt. J

Se. Maj. haben dem ehemaligen Koͤnigl. Niederlaͤndi⸗ schen Botschafter bei der hohen Pforte, Baron van Zuylen van Nyevelt fuͤr dessen 18monatliche Dienstleistungen in Kon— stantinopel, nach der Abreise der dortigen Franzoͤsischen, Eng⸗ lischen und Russischen Botschafter im Dezember 1827, das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen. Von Seiten Ruß lands und Englands hat Herr van Nyevelt zwei kostbare mit Brillanten verzierte Portrait-Dosen erhalten.

Im Messager des Chambres liest man folgende Nachrichten von der Expeditions-Armee: „Das Lazareth von Sidi-Ferruch besteht aus vier Saͤlen aus hoͤlzernen Brettern, von denen jeder 60 Fuß lang ist. Vom 14 bis zum 24. Juni sind 75 Fieberkrauke ünd 523 Verwundete in dasselbe

gebracht worden; von Letzteren wurden 389 in dem Gefechte

vom 19ten verwundet, von denen 22 amputirt worden sind.

„Am Bord des Linienschiffes „Provence“ in der

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ehn der im Lazareth befindlichen Verwundeten sind ge— 83 55 gr ber fer. und 423 Verwundete sind auf die Schiffe gebracht worden und daher nur 20 Fieberkrauke und 84 Verwundete im Lazareth zuruͤckgeblieben. Die Fieber sind nicht im Geringsten bösartig; das Klima ist unschädlich, und man darf daher hoffen, daß der Gesundheits-Zustand der Armee auch ferner so guͤnstig als bisher bleiben wird. Die Vertheilung der Lebensmittel, die saͤmmtlich von guter Qualität sind, findet regelmaͤßig statt. Die Regimenter haben ihren Sold in Spanischem Gelde, die Quadrupel zu 84 Fr. und die Dukaten zu 5 Fr. 40 C. gerechnet, erhalten. Derselbe ist fuͤr die Unter-Offiziere um i0 E., und fuͤr die Gemeinen um 75 C. vermehrt wor— den. Die Offiziere erhalten eine Zulage von resp. 39, a0, 50 bis 60 Fr. monatlich, je nach ihrem Range und ih— rer Waffengattung. Die dem Feinde am 19ten abgenomme— nen Kameele sind als Lastthiere unter die Armee vertheilt worden; jedes Regiment hat deren zwei erhalten, die uͤbrigen dienen zum Transport der Lebensmittel. Eine Unzahl von Kaufleuten aus Frankreich und von Palma haben am Meeres⸗ Ufer Buden eroͤffnet, in denen sie Wein, Branntwein, nach der Appertschen Methode zubereitetes Fleisch und alle andern Beduͤrfhisse eines Feldlagers verkaufen. Aber alle Artikel sind sehr theuer; eine Fsasche Bier kostet z. B. 30 Sous. Die vorher so oͤde Halbinsel Sidi⸗Ferruch ist binnen vierzehn Tagen in ein Lager, einen Hafenplatz, ein Arsenal, ja bei— nahe in eine Stadt verwandelt worden. Auf der Hoͤhe der— selben liegen eine Schanze, eine Kapelle, das Grab eines hei— ligen Priesters und eine kleine Moschee; an ihrer westlichen Seite ist die Halbinsel kahl, dagegen erblickt man auf der Suͤdseite und den Duͤnen, so weit das Auge reicht, eine rei⸗ che und mannigfaltige Vegetation. Der Anblick des Lan— des erinnert im Allgemeinen an die Provence. Die ge— woͤhnlichsten Baum, und Straucharten sind der Pista— zien, und Mastixbaum, die Pinie, der Wacholderbaum, der Seidelbast, der Erdbeerbaum und das gewoͤhnliche Hei— dekraut. Insekten und Wuͤrmer sind in großer Anzahl an der Kuͤste vorhanden, aber von wenig gefaͤhrlicher Art. Es giebt hier auch eine Masse von Schildkroͤten; unsere Sold a⸗ ten haben deren gefunden, die einen Fuß lang und acht Zoll breit

waren. Die hiesige Schlangenart ist 23 Fuß lang, hat einen

grauen Ruͤcken und gelben Bauch. Einige Soldaten haben diese Schlangen wie Aale gekocht und ihren Geschmack vor— trefflich gefunden. Von Krammetsvogeln, Amseln und Holz— tauben wimmelt es in den Gebuͤschen. In den Weizenfel— dern hoͤrt man viele Lerchen und Wachteln schlagen. In der Umgebung der Kapelle von Sidi-Ferruch wurde eine Art Fledermause gefunden, die so groß sind, wie eine aus gewach⸗ sene Taube; die Fluͤgel sind ausgespreizt wenigstens 30 Zoll lang. Die Maler Herren Gudin, Isabey, Tanneur u. a. m. sind sehr beschaͤftigt. Jedes aus Frankreich kommende Schiff bringt uns zugleich mit den Briefen die Pariser Blatter.“

Der Eonstitutionnel meldet: „Der Dey hat die Vertheidigung Algiers dem fruͤheren Franzoͤsischen Artillerie— Oberst Suleau uͤbergeben, der einen unversoͤhnlichen Haß ge— gen sein Vaterland hegt, und eine fuͤr einen Sechsziger üngewoͤhnliche Thaͤtigkeit und Verwegenheit besitzen soll. Er hat die Anhoͤhen um das Kaiser-Fort mit verpallisadirten Wer— ken versehen und diese mit dem an der Seeseite seit der Landung uͤberfluͤssigen Geschuͤtz besetzt. Die Janitscharen ste— hen unter von ihm gewahlten Europaischen Offizieren und bilden drei Corps: das erste soll bestaͤndig die Cireumvalla— tions-Linie beunruhigen, das zweite die Forts vertheidigen und das dritte gegen die Franzoͤsischen Transcheen Contre— Approschen errichten und Minen graben. Diese Janitscha— ren sind mit langen damaseirten Flinten, welche sehr weit tragen, bewaffnet und werden taͤglich geuͤbt. Das Festungs— geschuͤtz wird meist durch auslaͤndische Kanoniere bedient und ist an Stuͤcken von großem Kaliber sehr reich. Auch ein Reserve-Park ist vorhanden. Die Haͤuser, welche uͤber die

Werke hinausragen, sind oben platt gewoͤlbt und mit Schieß⸗

scharten versehen.“

In Toulon sind am Bord der Gabarre „Lamproie“ die Trophäen des Sieges bei Sidi-Khalef, in den Zelten des Agas und der Beys von Oran und Konstantine, so wie meh reren kostbaren Waffen, Teppichen u. dergl. bestehend, an⸗ gekommen.

Gestern Abend hielten 351 constitutionnelle Waͤhler des hiesigen siebenten Bezirks-Kollegiums eine Versammlung, worin sie beschlossen, auch diesmal wieder Herrn Bavoux ihre Stimmen u geben.

Der Eassationshof hat abermals einige funfzig Entschei—

dungen Koͤnigl. Gerichtshoͤfe zu Gunsten der saͤumigen Waäh⸗

schiedenen Gemeinden zuruͤckzulassen.

tagt, weil die mit den Vorladungen beauftragten Gendar— men die Parteien nicht zu . getroffen und verabsaͤumt hat⸗ ten, eine Abschrift der Vorladung bei den Maires der ver⸗ . Die in diesem Falle befindlichen Waͤhler können den 12ten d, in den Wahl-⸗Kolle— gien mitstimmen.

Herr Labbey de Pompieres wird wahrscheinlich in der bevorstehenden Session nicht mehr Alters-Praͤsident seyn, was er seit 1827 war, da der in Psrigueux gewählte Herr Chil— haud de la Rigaudie, welcher schon einmal (im Jahre 1834) i, des Departements der Dordogne war, aͤlter ist, als er.

Der General-Lieutenant und Stallmeister des Koͤnigs, Vicomte Domon, ist vorgestern hierselbst mit Tode geab— gangen

Die Fuͤrstin Ghika, Gemahlin des Hospodars der Wal—

lachei, ist hier angekommen. Nachrichten aus Madrid zufolge, ist der Spanische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr v. Salmon, gefaͤhrlich krank und sein Portefeuille vom Koͤnige einstwei— len dem Minister der Justiz und der Gnaden, Hrn. Calo— marde, uͤbertragen worden.

Der Polizei-Praͤfekt hatte unlaͤngst eine Verordnung hinsichtlich der auf den Straßen Lebensmittel verkaufenden Kramer erlassen. Der Redacteur des Journal de Paris, der in seinem Blatte behauptet hatte, Herr Mangin habe diese Verordnung nur den ansaäͤssigen Kaufleuten zu Gefallen gegeben und das Interesse der Armen aufgeopfert, um sich einige Wähler zu Freunden zu machen, wurde gestern vom hiestgen Zuchtpolizei⸗Gerichte, wegen Verunglimpfung des Po— lizei⸗Praͤfekten in seiner Amtsfuͤhrung, zu einer Geldstrafe von 200 Fr. verurtheilt.

Gestern ging aus Bicstre eine Kette von 152 Galeeren⸗ sklaven ab, wovon 89 allein aus dem Departement des Var kommen, wo sie verurtheilt worden sind. Die letzte im April d. J. abgegangene Kette bestand nur aus 127 Sttafge— fangenen. t

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. In der Sitzung des Gberhauses vom 8. Juli nahm Lord Goderich, als die (gestern erwähnte) Bill, wegen Freigebung des Bier— Verkaufs an den Ausschuß kam, Veranlassung, uͤber die Staats⸗ Einnahmen und Ausgaben zu sprechen und dem Herzoge von Wellington folgende Fragen vorzulegen: 1) Ist es ein fest— stehender Grundsatz der Regierung, die Ausgaben zu den Ein⸗ nahmen in ein solches Verhältniß zu bringen, daß jahrlich ein Ueberschuß bleibt? 2) Wie groß soll, nach der Meinung der Minister, dieser Ueberschuß immer seyn? 3) Wie duͤrfte er im naͤchsten Jahre ausfallen? und 4 Welches sind die Gruͤnde, auf denen ihre Erwartungen von dem Finanz-Zu— stande des nächsten Jahres beruhen? Der Herzog von Wel— lington antwortete: „Aus dem vierten vom Finanz-⸗-Comité abgestatteten Berichte ist zu ersehen, daß der jaͤhrliche Ueber— schüß immer 3 Millionen Pfd. betragen sollte; es darf je⸗ doch nicht vergessen werden, daß der Belauf der Staats-Ein—⸗ nahme von zufaͤlligen Umstaͤnden oder voruͤbergehenden Ereig⸗ nissen abhaͤngt und variiren muß, je nachdem von den Steuern mehr oder weniger erlassen wird. Inzwischen muͤßte der Ueberschuß immer noch groß seyn, wenn die Einnahme der des Jah⸗ res 1829 nur gleich bliebe, denn die Staats-Ausgaben koͤn⸗ nen folgendermaßen zusammengefaßt werden:

Zinsen der fundirten Schuld 28, 303, 9000 Pfd.

. unfundirten 715,000 Pfd.

Pensionen und andere permanente Aus— .

en,, 9 2,189,090 86

Armee, Flotte und Artillerie 16,580 . 090 Pfd. Hieraus ergaͤbe sich eine Ersparniß von 33509, 9900 Pfd. gegen die Staats Ausgaben vom Jahre 1827, seitdem aber auch eben so viel an Steuern erlassen worden ist. Solche bedeu⸗ tende Reductionen sollten den ,. das Vertrauen er⸗ werben, daß sie auch in der Folge Alles thun werden, was in ihren Kräften steht, um fernere Ersparnisse zu bewirken, so wie wir dagegen die Hoffnung hegen, die Steuer⸗Einnah⸗ men werden sich in Folge der vergrößerten Consumtion so ver— mehren, daß der Ausfall von 2 Millionen Pfd., der, wie zugegeben werden muß, darin stattfindet, auf der andern Seite wieder gedeckt werden wird. Viel ist bereits 6 worden, und hege ich das Vertrauen, daß die ernstlichen Bemuͤhungen der egie⸗ rung, ihrer Aufgabe vollkommen Genuͤge zu leisten eine Aufgabe, die, wie ich dem Hause versichern kann, keine sehr er⸗ goͤtzliche ist mit einem gluͤcklichen Er folge gekroͤnt seyn wer⸗ den.“ (Hoͤrt, hoͤrt ) Lord King aͤußerte sich scherzhaft dar—

ler verworfen und 25 30 Rechtssachen derselben Art ver—

über, daß die Bier-Bill das Einzige sey, was das Parlament