1830 / 194 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Niederlande.

Aus dem Haag, 9. Juli. Der Professor van Breda ist vom Koͤnige fuͤr das naäͤchste akademische Jahr zum Rek— tor Magnificus der Hochschule zu Gent ernannt worden.

Vorgestern wurde hierselbst durch den mit der General⸗ Direktion der Angelegenheiten der reformirten Kirche beauf— tragten Staats-Minister Baron van Pallaudt van Keppel die funfzehnte Versammlung der allgemeinen Niederlaͤndischen Synode eroͤffnet. Praͤsident derselben ist der Prediger Don— ker⸗Curtius aus Arnheim.

Das Uebungs-Lager in Zeist wird aus der 5ten, Jten, Ften und 13ten Infanterie⸗Division und zwei Kuͤrassier⸗Re⸗ gimentern bestehen. 2

Die Provinzialstaͤnde von Holland haben die bisheri— gen Deputirten dieser Provinz, Herrn van Wickevoort⸗Crom⸗ melin, v. Foreest, Baron Collot d' Escury, G. G. Clifford, Repelaer van Molengaarsgraaf und Frets aufs Neue, und an die Stelle des aus der Kammer tretenden Hrn. v. Hees, Hrn. Junius v. Hemert erwaͤhlt.

In Utrecht ist statt des ausscheidenden Baron v. Ut— tenhove Herr v. Nes, in Limburg der Baron Liedel de Well, in Rordbrabant sind die Herren v. Meeuwen und Ingenhousz und in Westflandern die Herren Reyphins Und Serruys gewaͤhlt worden.

In Breda ist am 1sten d. im Alter von 80 Jahren der Gencral-Lieutenant a. D., Baron v. Boecop, mit Tode ab⸗ gegangen.

Gestern ist in Vlaardingen der erste Heeringsjaͤger mit 15 Tonnen Heeringen eingelaufen, wovon sogleich die uͤhli⸗ chen Geschenke an Se. Majestaͤt den Konig und die Prin— zen von Oranien und Friedrich, Koͤnigl. Hoheiten, mit Esta— fette abgesandt wurden. Der erste oͤffentliche Verkauf geschah zu 709 . die Tonne. Die in diesem Jahre von der Pro— vinz Holland ausgeruͤstete Heeringsflotte besteht aus 131 Schif⸗ fen, worunter l aus Vlaardingen, 18 aus Maasluis und 16 aus Amsterdam.

Gegen das in Bruͤssel erscheinende Journal „le Belge“ sind aufs Neue wegen zweier in seinen Blaͤttern vom 1. und

7. Juli enthaltenen Artikel gerichtliche Verfolgungen eingelei⸗

tet worden.

Deutschland.

Muͤnchen, 8. Juli. Vom Donner der Kanenen, Glockengelaͤute und Tuͤrkischer Musik geweckt, begruͤßten heute Morgens die Bewohner der Hauptstadt mit den heitersten

Empfindungen den Anbruch des hoͤchsterfreulichen Geburts⸗

tages Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin. Viele Tausende stroͤm— ten Vormittags in die Hauptkirchen der Stadt, wo feier⸗ liche Hochaͤmter mit Ambrosianischem Lobgesange abgehalten wurden, um Gott fuͤr die lange und gluͤckliche Erhaltung der hochverehrten und allgeliebten Landesmutter zu bitten. Die Herren Staats-Minister, die Hofstaͤbe, der Staats⸗Rath und die Vorstaͤnde der Justiz und Verwaltung mit ihrem Personale, wie auch der Magistrat und die Gemeinde ⸗Be⸗ vollmaͤchtigten, wohnten in der Metropolitan-Kirche, das Mi— litair und die buͤrgerliche Landwehr in der Hofkirche zum heiligen Michael, dem feierlichen Gottesdienste bei. Abends wurde im Theater bei beleuchtetem Hause zum erstenmale eros Maximilians Brautzug“, von Deinharostein, ge— geben.

Das gestern erschienene Regierungsblatt enthalt die „Ordnung der Lateinischen Schulen und Gymnasien im Köoͤnigreiche“, welche den fruͤheren am 8. Februar v. J.

bis auf weitere Verfuͤgung genehmigten Schulplan in mehre⸗

ren seiner Bestimmungen abaͤndert. In Verfolg des daruͤber bereits Gemeldeten ), theilen wir vom Inhalte Folgendes mit.

Es bestehen nach derfelben fuͤr klassische Bildung der Jugend

Lateinische Schulen und Gymnasien. Jene bereiten auf diese vor. Die Lateinische Schule besteht aus vier Klassen; jede derselben hat ihren eigenen Lehrer, welcher in der obern Klasse Oberlehrer heißt und mit dem Titel Subrektor zugleich Vorstand der Lateinischen Schule ist; die übrigen werden Vorbereitungs- Lehrer genannt. Es wird in denselben außer der Lateinischen Sprache auch in der dritten Klasse der Unterricht in der Griechischen beginnen; in der Deutschen Sprache sollen die Schuͤler einen fortschreitenden grammatikalischen Unterricht mit praktischer Benutzung eines Deutschen Lesebuches erhal— ten und diesen Sprachstudien Unterricht in der Religion, der Arithmetik, Geographie und Geschichte zur Seite gehen. Bei dem geographischen Unterricht sollen die Lehrer auch die Mittheilung anderer Sachkenntnisse, namentlich aus der Na—

S. Nr. 186 der Staats⸗Zeitung.

turkunde, einflechten. In der ersten Klasse der Lateinischen Schulen sollen dem Unterrichte woͤchentlich 22 Stunden ge— widmet werden, in der zweiten 24, in der vierten 26. Ein Gymnasium zu haben, oder auch ein nicht vollstaͤndiges von oder 3 Klassen einzurichten, soll nur denjenigen Staͤdten erlaubt seyn, die im Besitze einer vollstaͤndigen Lateinischen Schule sind. Die Zahl der Gymnasial-Klassen bleibt wie bisher auf 4 festgesetzt, jede hat ihren eigenen Lehrer, fuͤr die Mathematik besteht jedoch ein fuͤr die vier Klassen gemeinsa— mer. Von der dritten Klasse kann der Schuͤler an das Lyceum uͤbertreten, an die Universität nur nach zurückgelegter vierten Klasse, beides aber nach vorher erst überstandener muͤndlicher und schriftlicher Pruͤfung. Der Unterricht in Lateinischer, Griechischer und Deutscher Sprache, Religionslehre, Geschichte, Geographie und Mathe— matik umfaßt, mit Einschluß des Hebraͤischen fuͤr diejenigen, welche sich spaͤter der Theologie widmen wollen, woͤchentlich 2“ Stunden. Unterricht in den neueren Sprachen, beson⸗ bers im Franzoͤsischen, in Gesang und Tonkunst, soll von be— sonderen Lehrern ertheilt werden. Turn-Uebungen sind im Sommer auf die spaͤteren Stunden der freien Nachmittage zu verlegen. Die Ferienzeit ist an den Lateinischen Schulen und Gymnasien gleich; sie dauert 14 Tage an Ostern und 6 Wochen im Herbste vom 31. August bis 16. Oktober. Die Scholarchate bleiben wie in dem fruͤheren Schulplane; eben so die Bestimmungen uͤber Privat-Lehrer und Privat-Unter— richts⸗Anstalten.

Wurzburg, 8. Juli. Der hohe Geburtstag Ihrer Maj. der Koͤnigin, der uns heute fruͤh durch den Donner der Kanonen angekuͤndigt worden und mit dem fuͤr Wuͤrz⸗ burg so merkwuͤrdigen St. Kiliansfeste zusammentrifft, wurde durch feierlichen Gottesdienst und Paradirung des K. Mili⸗ tairs und der städtischen Landwehr festlich begangen. Zur Vorfeier desselben hatte die Harmonie-Gesellschaft gestern Abend in der Aumuͤhle einen Festball veranstaltet.

Aus Kissingen wird geschrieben, daß J. K. H. die Frau Herzogin von Leuchtenberg morgen den g. Juli diesen Badeort wegen unguͤnstiger Witterung wieder verlassen und na

München zuruͤckkehren werden.

Stuttgart, 8. Juli. Nach gestern angelangten Nach⸗ richten sind Se. Koͤnigl. Majestät am 1sten d. M., Abends g Uhr, gluͤcklich und bei erwuͤnschtem Wohlseyn in Boulogne fur Mer eingetroffen und haben bereits ihre Badekur be⸗ gonnen. Frankfurt a. M., 11. Juli. Mit Anfang der vergangenen Woche kam neues Leben in den Staats ⸗Papier⸗ handel. Die täglich von Paris eintreffenden Estafetten brach⸗ ten fortwaͤhrend hoͤhere Cours-Notirungen der Rente; die Englischen Stocks kamen ebenfalls merklich besser; ein hiesi⸗

ges großes Haus kaufte eine ziemlich bedeutende Quantitaͤt

Hprocent Neapolitanischer Certificaten von Falconnet und 5 pro⸗ cent. Oesterreichischer Metalliques, worauf sich sofort da genanntes Haus zu gleicher Zeit einen Eourier von Paris ßekommen hatte guͤnstige Nachrichten verschiedener Art verbreiteten, wodurch denn die Speculationslust unserer Pa⸗ pierhaͤndler eine weitere Verstaͤrkung erhielt. Mehrere Con⸗ tremineurs sahen sich dadurch veranlaßt, ihre fruͤher gemach⸗ ten Zusagen mit Nachtheil zu decken. Einige unserer bedeu⸗ tendsten Häuser machten ansehnliche Ankaͤufe in 4 precent. Metalliquès. In Folge dieses neuen Aufschwungs im Effek⸗ ten⸗Umsatz gingen die 5 procent. Metalliques von 1003 auf 1003, 4 procentige von gõöz auf 963 Bank-Acetien von 1629 auf 1649, Partiale von 1353 auf 1363, und Poinische Loose von 633 auf 633. Auch die uͤbrigen Fonds zogen verhaͤlt⸗ nißmäͤßig mehr oder weniger an, und alle Effekten Gattun⸗ gen hielten sich vornehmlich gegen baar in lebhaftem Be ehr. Auf fixe Lieferung war wenig Kauflust. Nach 5 procent. Nea⸗ politanischen und Spanischen Papieren zeigte sich lebhafte Frage; die Course derselben erfuhren, wie zu Paris, auch bei uns ein rasches Steigen; eben so hielten sich Hollaͤndische Effekten und Polnische Loose in merklichem Gesuch, da man von Amsterdam und Berlin hoͤherer Course mit einer Art Sicherheit gewaͤrtig war, wie denn uͤberhaupt unsere Geschäftsleute eine gäanstige Ansicht von der Conjunetur 2 und die Tendenz steigend blieh Von Mitte der Woche an haben sich inzwischen einige Veraͤnderungen an unferm Papiermarkt ereignet. Von Paris trafen Sta⸗ fetten ein mit der unerwarteten Nachricht, daß die Notirun⸗ gen an der dasigen Boͤrse einen namhaften Ruͤckgang er fah⸗

ren hatten; die Privatberichte theilten daruͤber Aufschluͤsse

mit, die keine erfreuliche Aussicht eroͤffneten. Unsere Speku⸗ lanten aufs Steigen sahen sich dadurch in um so großere Ver⸗ legenheit versetzt, als noch Tages zuvor ganz andere Notizen mit anscheinender Zuversichtlichkeit gegeben worden waren.

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Mehrere Geschaͤftsleute mittlerer Klasse und selbst einige be— deutende Haͤuser verkauften ziemlich starke Posten von den Haupt⸗Effekten⸗Gattungen. In Folge dieser Regetien gin— gen bie 5proc. Metalliques bis zum Schlusse der Woche wie⸗ der von 1003 auf 10018, 4proc. von 96 auf gheg, Bank⸗ Actien von 1649 auf 1632, Partial von 1363 auf 1353, Pol—⸗ nische Loose von 633 auf, 63 zuruͤck, und eben so im Ver⸗ hältntß alle ubrigen Papiere; es zeigte sich zu diesen gewiche, nen Ebursen von allen Seiten her ziemliche Bereitwilligkeit abzugeben. Auch die Hollaͤndischen, Neapolitanischen und Spanischen Fonds waren nun ausgeboten und zu den gesun— fenen Notirungen willig zu haben. Inzwischen verhinderte der fuͤhlbare Mangel comptanter Stuͤcke von proc, Metall., Bank? Actien und Partial, so wie die keinesweges fehlende Baarschaft, das weitere Zuruͤckgehen der Course. Daher blieben auch 4proc. Metalliq. pr. compt. um pCt. besser, als pr. ultimo dieses six. Bei Bank-Actien war der Cours pr. compt. und auf Ende Juli ganz gleich. Was den Wechselhandel betrifft, so hielten sich im Laufe letzter Woche alle fremden Devisen willig begehrt; besonders waren Berlin und Paris lehaft gesucht: ersteres weil nach Berichten von dort der Disconts 67 a 7 pCt. fuͤrs Jahr steht, letzteres, weil viele unserer Geschaͤftsleute bedeutende Einkaͤufe in Fran⸗ zoͤsischer Zproc. Rente haben bewirken lassen. Platzwechsel 4 bis 33 pCt. fuͤrs Jahr.

Oe st erreich.

Wien, 8. Juli. Se. Majestaͤt der Kaiser, Allerhoͤch st⸗ welche sich Mittwoch Abends von Schoͤnbrunn nach Ihrer hiesigen Residenz erhoben hatten, ertheilten am folgenden Morgen zahlreiche Audienzen. Gestern Nachmittag um 6 Ühr sind Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin aus dem Kaiserl. Königl. Lustschlosse Schoͤubrunn nach Baden abgegangen.

Der Haus, Hof und Stgats-Kanzler Sr. K. K. Ma— jestaͤt, Fuͤrst von Metternich, ist heute Rachts von dem Jo— hannisberge wieder hier eingetroffen.

Wien, 9. Juli. Auf Allerhoͤchste Anordnnug wird fuͤr Se. Majestaͤt den Hochseligen Koͤnig von Großbritanien und Irland die Hoftrauer von heute an durch sechszehn Tage, mit einer Abwdechselung, namlich die ersten acht Tage die tiefe, dann die letzten acht Tage die mindere Trauer getragen werden.

Schweiz.

Bern, 5. Juli. Heute wurde die eidgenoͤssische Tag— satzung mit den gewoͤhnlichen Feierlichkeiten, in Beiseyn des diplomatischen Corps und der Regierungs-Behoͤrden, durch Se. Exc. den Herrn Amtsschultheiß Fischer, als Praͤsident derselben, in der Kirche zum heiligen Geist eröffnet.

Am 2. Juli sind mehrere Gegenden des Seelandes und laͤngs des Leberberges, als Dießbach bei Buͤren, Belmont

bei Nidau, Neuenstadt, Grissach und weiterhin, in der Rich⸗

tung nach Neuenburg, durch heftige Hagelwetter stark beschaͤ⸗ digt worden. Nur wenige Guͤterbesitzer dieser Gegenden waren der Hagel⸗Assekuranz beigetreten.

Spanien.

Madrid, 28. Juni. JJ. MM. der Koͤnig und die Koͤnigin sind am 25sten d. M. fruͤh um 5 Uhr aus Aran⸗ juez hier eingetroffen. Die Infanten waren nebst ihren Fa⸗ milien Tages zuvor in der Hauptstadt angelangt. Zwei In⸗ fanten, Kinder des Infanten Don Francisco, sind wegen Unpaͤßlichkeit in Aranjuez zuruͤckgeblieben. Unterm 7. Juni sind drei Koͤnigl. Verordnungen ergangen, welche am 19ten d. M. durch Rundschreiben den betreffenden Behoͤrden zuge— fertigt worden sind. Nach Inhalt derselben soll verlaͤufig in den Douanen von Sevilla und San Lucar de Barra— meda, bis zum Zeitpunkt, wo dies in Bonanza der Fall seyn wird, ein halb pro Cent von dem Betrage der in jenen Douanen zu entrichtenden Zoͤlle als Quaien⸗-Geld erlegt wer⸗ den, und zwar ganz in der Art, wie solches mit dem Waage⸗ Geld von 1 pCt. der Fall ist. Ferner haben künftig folgende Waaren die dabei bemerkten Eingangszoͤlle zu entrichten: Zimmet unter Spanischer Flagge 5 Real., unter fremder Flagge 9 Neal. pr. Pfd.; Hollaͤndischer Kaͤse, de bola genannt, unter Spa— nischer Flagge 17 Real., unter fremder Flagge 221 Real. pr. 25 Pfd.; dergleichen Butter unter Spanischer Flagge 2 Real., unter fremder Flagge 25 Real. pr. fd., und end⸗ sich ist der Cacao aus Guayaquil auf 13 Maravedis Ein⸗ gangs⸗-Zoll pr. Pf., wenn er in den dazu bestimmten Haͤfen Spaniens unter Spanischer Flagge, und auf 23 Maravedis, wenn er unter fremder Flagge eingefuhrt wird, gesetzt wor— den; Cacgo aus Cargecas hat im ersteren Falle 277 Marav. und im letzteren 1 Real und 21 Marav. de Vellon zu ent—

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Disconto fuͤr

richten; Kaffee dagegen unter fremder Flagge 29 Real. und unter einheimischer 17 Real. pr. Centner. Der Kaiserl. Oesterreichische diplomatische Agent, Herr von Pfluͤgl, ist vor einigen Tagen wieder nach Andalusien abgereist, wo er die Ralification des zwischen Marokko und Oesterreich abgeschlos— senen Friedens zu erwarten gedenkt. Im Jahre 1826 langten in der Bai von Cadix 461 Schiffe aus fremden Haͤfen an; 34 kamen aus Amerika und 1725 Kuͤsten⸗ Fahrzeuge aus den verschiedenen Haͤfen der Halbinse! und derselben zunaͤchst gelegenen Inseln. Im Jahre 1827 fan— den sich 33 fremöe Schiffe, aus dem Auslande kommend, 30 aus Amerika und 1337 Spanische Kuͤstenfahrer daselbst ein; im Jahre 1828 nur 245 der ersteren, 19 der zweiten und 891 der dritten. Hierin sind die zum Transito angelang— ten Schiffe nicht begriffen. Waͤhrend der ersten sieben Mo⸗ nate des Freihafens erschienen aus fremden Ländern in Cadix 389 Ladungen (114 waren dabei unter Spanischer Flagge), 2 Ladungen aus Amerika und 1072 aus den Haͤfen der Halbinsel. Die ausgehenden Ladungen beliefen sich auf 150 nach fremden Laͤndern, 27 nach Amerika und 700 nach ver—⸗ schiedenen Punkten der Halbinsel, den Balearen und Cana⸗ rischen Inseln, wodurch sich ergiebt, daß der Freihafen Eadix Innerhalb sieben Monaten beinahe eben so viel aus— gehenden und eingehenden Handel gehabt hat, als der Ha— fen Cadir im Jahre 1828 waͤhrend 12 Monaten.

T urtei

Konstantinopel, 25. Juni. Am läten d. M. traf der Persische Botschafter mit zahlreichem Gefolge hier ein. Die Regierung hatte fuͤr ihn bei dem fruͤheren Cassab⸗ Baschi (dem mit der Verproviantirung der Hauptstadt mit Fleisch beauftragten Kommissarius) eine Wohnung in Bereit⸗ schaft setzen laffen. An demselben Tage reiste Hussein⸗ Pascha eiligst nach Adrianopel ab. Es geht die Rede, daß alle Paschas, Ayan's und uͤbrigen Großen des Reiches mit einer Steuer belegt werden sollen, um die Abzahlung der Kriegs-Contribution an Rußland zu beschleunigen. Am verwichenen Sonnabend, den 19sten d., empfing die Pforte gute Nachrichten aus Albanien. Mahmud-⸗Pascha von Ter⸗ hala hat die Insurgenten geschlagen und mehrere derselben zu Gefangenen gemacht, die er sofort hinrichten ließ. Haddi-Efendi, der an die Stelle des gegenwaͤrtigen Reis— Efendi als Kiehaja⸗Bey im Lager des Groß-Wesirs getreten ist, befindet sich seit einer Woche hier. Dem Vernehmen nach, hat die Regierung ihn herberufen, um sichere Anga⸗ ben uber den Stand der Dinge in Albanien zu erhalten. In drei bis vier Tagen wird er von hier nach Adrianopel zuruͤckkehren. Die Koͤpfe der drei Haupt-⸗Anfuͤhrer der Seibeks, naͤmlich Kiel⸗Mehmeds, Tournali⸗Alys und Yala⸗ bouk-Oglus, sind vom Ayan der Umgebungen Smyrna's, Kara⸗Osman⸗-Oglu, hierher gesandt worden. Seit einiger Zeit sind von Griechischen Matrosen in hiesiger Hauptstadt häufig Excesse begangen worden; sie ziehen des Rachts be⸗ waffnet durch die Straßen, widersetzen sich den Wachen, und vor einigen Tagen ereignete sich sogar der Fall, daß der eine Wache von 10 bis 15 Mann kommandirende Tuͤrkische 9Offi⸗ zier von den Griechen aus der niedern Klasse gensͤthigt wurde, einen Griechen, den er auf Ansuchen eines Arztes in einer Schenke verhaftet hatte, wieder frei zu geben. Die große Mäßigung der Behoͤrden und ihr kluges Verfahren in allen Fällen, wo es sich um die stets wachsende Anmaßung der Griechischen Matrosen und vielleicht selbst der anderen dieser Nation angehoͤrenden hiesigen Einwohner handelt, sind nicht zu verkennen.

Der Courrier de Smyrne enthaͤlt in seinen neuesten (bis zum 13. Juni reichenden) Blaͤttern folgende aͤltere Nach⸗ richten aus Konstantinopel: „Der Englische und der Russische Botschafter sind am 25. Mai auf einer Englischen Fregatte nach Brussa abgegangen. Am 20sten Mai, als bem Geburtsfeste der Fuͤrstin Lowich, gab Herr v. Ribeau— pierre seinen hier anwesenden Landsleuten ein großes Gastmahl, dem auch Graf Orloff beiwohnte. Abends wurde im Garten des Russischen Gesandschafts-Pallastes ein Feuerwerk abge— brannt, und mehrere Musikchöͤre spielten Symphonieen. Alle Terrassen waren erleuchtet, und auf einer derselben bemerkte man einen Tempel mit einem auf die Tagesfeier bezuͤglichen Transparente. Die bereits in Bujukdere lh len Mitglieder des diplomatischen Corps waren Abends zu Herrn von Ribeaupierre eingeladen. Der Befehlshaber der auf der Rhede von Bujukdere liegenden Fregatte „die Fuͤrsätin Lowicz“ gab am folgenden Tage dem Hertn von Ribeaupierre und dem Grafen Orloff ein glaͤnzendes Mittags mahl. Im Russischen Gesandtschafts-Hotel zu Bujukdere