1830 / 196 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 17 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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wuͤnschen ruhig bei ihren Feldarbeiten zu bleiben, aber die Bewohner der entfernteren Provinzen, durch den Durst nach Beute und die fanatischen Reden ihrer Priester (Marabouts) aufgereizt, werden sich vor dem Falle Algiers nicht unterwer— fen, und es werden starke mobile Kolonnen noͤthig seyn, um die Flanken der Armee zu decken. Auch koͤnnte die Verbin— dung zwischen Sidi⸗Ferruch und Algier, obgleich sie nur fuͤnf Lieues betragt, durch einen so schnellen, beutesüchtigen und von dem unebenen Terrain beguͤnstigten Feind, wie die Beduinen, jeden Augenblick unterbrochen werden. Ein mit Lebensmitteln und Munition beladener und von ei— ner Bedeckung von 200 Mann begleiteter Wagenzug ist bereits von ihnen genommen und die Bedeckung zum Ruͤckzuge genoͤthigt worden. Die Armee bedarf daher nothwendig einer Verstaͤrkung. Der zweite Sohn des Grafen von Bourmont, Lieutenant beim ersten Batall— lone des 49sten Linien-⸗Regiments, welcher in dem Gefechte vom 24sten v. M. in dem Augenblicke verwundet wurde, wo er an der Spitze seiner Grenadiere die Mauer eines von Tuͤrkischer Infanterie besetzten Gartens ersteigen wollte, be— findet sich außer Gefahr. In diesem Gefechte bildete sich unsere Armee in verschiedene Quarré's, die entfernt genug von einander waren, um mit Leichtigkeit mandͤvriren zu koͤn— nen. Es ist der Arabischen Kavallerie nicht gelungen, auch nur ein einziges derselben zu durchbrechen, und ssie mußte eiligst ihre Hoͤhen wieder zu gewinnen suchen. Die einzigen den Algierern guͤnstigen Stellungen sind kleine Hinterhalte, verfallene Moscheen, Gruppen von Palmen- und Feigen— baͤumen u. s. w.“

In einem von demselben Blatte mitgetheilten Schrei— ben von der Armee vom 27sten v. M. heißt es: „Das Heer hat das Kaiser-Fort umgangen, und die Anordnungen zum

ngriff scheinen abgeändert worden zu seyn. Wir sind nur noch eine halbe Stunde von den Algierschen Forts ent— fernt. Mit unseren Fernglaͤsern erkennen wir genau die Anhoͤhen, an denen unser Lager liegt, und das Kaiserschloß mit seinen Batterieen; vor letzterem Fort entdeckten wir einige Vorderwerke von Europaͤischer Form, woraus sich schließen laßt, daß Europäer die Schanz⸗Arbeiten leiten. Die Naͤchte sind zwar sehr kurz, wir glauben aber mit der Aufstellung unserer Belagerungs,-Batterisen in sieben Stunden fertig zu seyn. Leider ist das Belagerungs-Geschuͤtz noch zuruͤck. Die Verbindung zwischen unserer Operations— Linie und dem Lager von Sidi-Ferruch ist durch aufgewor— fene Schanzen gesichert. Der von uns gebahnte Weg schließt sich an die Roͤmerstraße an und ist fuͤr die Artillerie befahr— bar. Die Befestigungen im Lager sind beendigt und scheinen uneinnehmbar zu seyn; das Lager wird von stark besetzten Bastionen flankirt und ist mit Graͤben von 20 Fuß Tiefe um— geben, welche mit Seewasser angefuͤllt sind. Die Bai, in der die Flotte vor Anker gegangen ist, heißt „la baie Du— perré“ und Torre-Chica, wo mehrere hundert Barracken erbaut worden sind, „Bourmont,⸗ Ville“. Der erste Bach, den man entdeckte, wurde der Lorberbach genannt, weil der Rosen-Lorber in großer Menge an seinen Üfern waͤchst.“

Der hiesige Koͤnigl. Gerichtshof hat gestern, auf den An⸗ trag des Herrn von Genoude, verantwortlichen Herausgebers der Gazette, daß man ihn so lange der Verhaftung uͤberhe— ben moͤge, bis der Cassationshof uͤber sein Cassationsgesuͤch in dem Prozesse mit dem Baron Mächin, entschieden haben werde, dahin erkannt, daß demselben, gegen eine Cautions— leistung von 5090 Fr., vorlaufig seine Freiheit zu lassen sey.

Von dem gedachten Gerichtshofe wurde gestern auch die Angelegenheit des Herrn Madrolle, welcher bekanntlich we—

en der in seiner Denkschrift an das Conseil des Koͤnigs ent⸗ altenen Angriffe auf den Pariser, so wie auf mehrere an— dere Koͤnigl. Gerichtshoͤfe, zu 14täͤgiger Haft und einer Geld— buße von 150 Fr. verurtheilt worden war, in zweiter In— stanz verhandelt. Nach einer Vertheidigunge⸗Rede des Hrn. Mabrolle selbst, worin derselbe namentlich erklaͤrte, daß es nicht seine Absicht gewesen, den Koͤnigl. Gerichtshof zu verun— glimpfen, sprach dieser folgendes Urtheil; „In Erwaͤgung, daß Madrolle bei der Publikation der inkriminirten Schrift ich, wie es scheint, von der Ueberspannung seines Geistes at fortreißen lassen, daß er im Uebrigen in der Audienz ge—

aͤugnet hat, daß es seine Absicht gewesen, die Mitglieder des Koͤnigl. Gerichtshofes von Paris, so wie der verschiedenen anderen Gerichtshoͤfe und Tribungle, deren in verschiedenen Paragraphen seiner Schrift Erwähnung geschieht, zu beleidi— gen; spricht der Gerichtshof den Madrolle von jeder Anklage, unter Erlassung der Kosten, frei.“

Die bisher von Herrn Brissaud herausgegebene „Ga— zette constitutionnelle des Cultes“ erscheint seit gestern nicht

laͤngst wegen eines den Konig und die Religion beleidigenden Artikels zu 6monatlicher Haft und einer Geldbuße von 1065 Fr. verurtheilt wurde. .

Herr Villemain hat am 6ten d. seine Vorlesungen uͤber die Literaturgeschichte des Mittelalters geschlossen und wird

dieselben im nächsten Jahre durch die späteren Jahrhunderte fortfuͤhren. Fa sp Jahrhunderte

Großbritanien und Irland. Parlanents-Verhandlungen. Herr Brougham

verlangte in der Sitzung des Unterhanses vom 9. Juli Auskunft daruͤber, ob dasselbe noch am Dienstage (den 13. Juli) versammelt seyn wurde. Da die Minister dies nicht verneinten, so bemerkte Herr Brougham, daß er an dem ge— nannten Tage den fruͤher von ihm angekuͤndigten Antrag in Bezug auf die Sklaverei in den Kolonien noch zur Sprache bringen wolle; in Ruͤcksicht jedoch auf den vorgeruͤcktem Zeit— punkt der Session werde er sich begnuͤgen, darauf anzutra— gen, daß das Haus den Gegenstand in den ersten Tagen der nachsten Session in reifliche Erwägung ziehe. Hr. G' Con- nel und Hr. Hume brachten das Verfahren des Gouver— neurs von Neu- Suͤd-Wales, General Darling, wider den verschiedene Bittschriften von Gefangenen sowohl als freien Einwohnern jener Kolonie eingelaufen waren, zur Sprache. Hr. Hume erzaͤhlte, der Gouverneur habe den Herausgeber einer Zeitung, wegen vorgeblichen Pasquills auf ihn, vor Ge— richt stellen und ihn dort von einer durch seinen Adjutanten erwaͤhlten Jury, bei der sich sieben Offiziere befunden haͤtten, verurtheilen lassen. Jenes sogenannte Pasquill sey dem Hause mitgetheilt worden, und er (Hr. Hume) sey uͤberzeugt, daß selbst der amtseifrige General-Anwalt nichts darin ge— funden habe, was auch nur einer Notiz werth sey.— Der sehr ehrenwerthe Herr (Sir G. Murray) duͤrfte sich zwar weigern, den Gouverneur zuruͤckzuberufen, um ihn hier wegen seines Betragens zur Rechenschaft zu ziehen; dem naͤch— sten Parlamente wuͤrde es jedoch unerlaͤßliche Pflicht seyn, den Gegenstand von Neuem recht ernstlich zu besprechen. Hr.

Hume meinte, die schmeichelhafte Adresse, welche dem Gou—

verneur vor einiger Zeit von Bewohnern der Kolonie uͤber— reicht worden sey, habe durchaus keine Bedeutung, denn von

30,000 Einwohnern haͤtten nur 115 die Adresse unterzeichnet,

und unter diesen befaͤnden sich 45 Magistrats-Personen, 22, die sich noch nicht 6 Monate in der Kolonie aufgehalten, und 20, die sich um Laͤndereien und andere vom Gouverneur ab— haͤngige Bewilligungen beworben haͤtten; ein Beamter, der sich geweigert, die Adresse zu unterzeichnen, sey vom Gouver— neur nach England zuruͤckgeschickt worden. Dieser uͤbe in der Kolonie großere Gewalt aus, als selbst der Koͤnig hier. Er konne z. B. ein Paar Tausend Morgen Landes, und zwar wo der Boden vorzugsweise gut sey, seinen Schuͤtzlingen bewilligen; er koͤnne Dem oder Jenem gestat— ten, sich mehr oder weniger Bedienten zu halten, er koͤnne Magistrats⸗Personen creiren u. s. w. Unter solchen Umstaͤnden sey es wirklich zu verwundern, daß die Adresse nur von so We— nigen unterschrieben worden sey. Man brauche sich nur un— ter den Namen Derjenigen umzusehen, denen der Gouverneur in der letzten Zeit Laͤndereien bewilligt, so werde man viele darunter finden, die fruͤher die Adresse unterzeichnet. Das Interesse von Neu⸗Suͤd-Wales verlange durchaus die Ent⸗ fernung eines solchen Gouverneurs und mache es dringend nothwendig, daß die Kolonie unter den direkten Einfluß der Englischen Gesetze gestellt werde, damit nicht Jeder das zum Gesetz machen koͤnne, was ihm eben gut duͤnke. Sir M. W. Ridley nahm die Unterschriften der angegriffenen Adresse in Schutz. Sir G. Murray meinte, das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Aberdeen habe seine Nachrichten unbezweifelt von einem uͤberaus heftigen und von Vorurtheilen eingenom— menen Einwohner der Kolonie erhalten. „Es wird“, sagte der Minister, „von Mißbrauch der Gewalt in den Kolo—

nieen gesprochen; giebt es aber nicht auch, frage ich, einen

Mißbrauch der Gewalt in diesem Hause? Darf wohl ein Mitglied desselben gegen einen oͤffentlichen Beamten Anschul— digungen vorbringen, die aus hoͤchst unglaubwuͤrdigen Quel— len herruͤhren und nur eben dadurch Bedentung erhalten, daß sie im Parlamente ausgesprochen werden? Wahrlich, meines Erachtens kann von keiner Gewalt ein mehr indiskreter Gebrauch gemacht werden, besonders wenn das Individuum, e das die Anklage gerichtet ist, sich in solcher Entfernung efindet, daß es nicht sogleich eine Erwiederung ertheilen kann.“ Herr Hume entgegnete darauf, daß er bereit sey, zur Unterstuͤtzung seiner Anschuldigungen Zeugen vor die Barre des Hauses zu stesb en Sir R. Vyvyan fragte, ob es wahr sey, daß die neue Polizei auch in Gibraltar eingefuͤhrt

mehr. Nan wird sich erinnern, das der Herausgeber un—

worden? Sir G. Murray erwiederte, das, was die Zei⸗

Ister hatten dem Koͤnige zwar den Rath ertheilt,

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tungen daruͤber gemeldet haͤtten, sey nicht ganz richtig. Man habe es fuͤr noͤthig befunden, in Gibraltar, das von sehr ge— mischten Einwohnern bewohnt und den Gefahren ansteckender Krankheiten mehr als andere Orte ausgesetzt sey, eine Ges undheits/ Polizei zu errichten, zu welchem Zwecke ein Kommissarius, der an der Spitze des Instituts stehen wurde, hingesandt worden; keinesweges wolle man aber das Polizei⸗Wesen auch uͤber au⸗ dere Kolonieen verbreiten. Sir R. Vyvyan. bemerkte, es sey von den Zeitungen auch erzaͤhlt worden, daß dem erwaͤhn⸗ ten Kommissarius die Schluͤssel der Festung uber geben wor⸗ den seyen, darauf erwiederte Sir G, Murray. daß der ehrenwerthe Baronet, wenn er jemals in einer Festung ge— wesem waͤre, das Ungereimte einer solchen Nachricht schon von selhst eingesehen haben wuͤrde. Die Bill. wegen baa—⸗ rer Bezahlung aller Tageloͤhner, die bereits zweimal verlesen worden war, wurde von Herrn Lyttleton, der sie fruͤher eingebracht hatte, zuruͤckgenommen. Hr. Hume wandte sich an den General-⸗Anwalt mit der Bemerkung, daß er ver— nommen habe, es sey bei Gelegenheit der auf dem Throne eingetretenen Veranderungen mehreren Kapital-⸗-Verbrechern die Gnade des Köoͤnigs zn Theil geworden. Nun gebe es aber einige Verbrecher geringerer Art, denen, seiner Mei— ming nach, die Wohlthat der Begnadigung ebenfalls, und zwar ohne Nachtheil fuͤr die Verwaltung des Rechts, hatte zu Theil werden koͤnnen. Er wuͤnsche darum zu wissen, ob

man vielleicht noch die Absicht hege, Herrn Alexander, dem

ehemaligen Herausgeber des Morning-Journals, die fernere

Gefaͤngniß⸗Strafe zu erlassen? Wenn man Moͤrdern Verzei⸗

hung werden lasse, so verdiene doch wohl ein Verbrecher je— ner Art mehr, als alle anderen, die e, , . Der Ge—⸗ neral-Anwalt bemerkte, daß ihn der beruͤhrte Gegenstand nicht angehe, er daher keine Antwort ertheilen konne; Sir R. Peel fuͤgte jedoch hinzu, der ehrenwerthe Vertreter von Aberdeen sey falsch unterrichtet, wenn er glaube, daß Moͤr—

dern die Koͤnigl. Verzeihung ertheilt worden sey; . Mini⸗

en ersten Bericht uͤber die zum Tode verurtheilten Verbrecher, der ihm vorgelegt werde, nicht zu bestäͤtigen; gegen ihr Gewissen würden sie jedoch gehandelt haben, wenn sich darunter ein Moͤrder befunden haͤtte. Neuerdings

fahren des „whigistischen General-Anwalts“, das derselbe gegen die Freiheit der Presse beobachtet habe, auf das hef⸗ tigste zu tadeln, besonders als derselbe in Vorschlag brachte, daß die Caution, welche jede neue Zeitung zu stellen habe, von 300 auf 460 Pfd. erhoͤht werde. Herr Warbuton meinte, die Herausgabe neuer Zeitungen werde dadurch noch mehr erschwert; schon jetzt sey sie ungemein schwierig, und die alten Zeitungen, die sich im Besitze reicher Kapiralisten befanden, wurden dadurch in ihrem Werthe, der bereits an 100,000 Pfd. betrage, noch gesteigert, was eben Jo unhillig als unpolitisch sey. Der Vorschlag des General-Anwalts, der ein Amendement zu einem aͤltern Gesetze bildete, ging

jedoch mit 63 gegen 47 Stimmen durch; von welchem Um— stande Hr. Hobhouse Veranlassung nahm, abermals dem

Genexal-Anwalt vorzuwerfen, daß waͤhrend seiner Amts fuͤh⸗ rung nicht weniger als 147 gerichtliche Verfolgungen gegen n, , von Flugschriften eingeleitet worden seyen; sein eben durchgegangener Vorschlag werde nicht allein nichts Gu— tes bewirken denn die vermoͤgenden und einflußreichen Zeitungs-Herausgeber durften sich schwerlich dadurch bewegen lassen, ihre Blaͤtter besser zu redigiren sondern nur Uebles zur Folge haben, indem er die kleinen, minder verbreiteten, aber oft sehr nuͤtzlichen Journale unterdruͤcken wuͤrde. Sir

Rob. Peel hielt sich verpflichtet, zum Schutze seines Kolle⸗

gen, des General-⸗Anwalts, aufzutreten. „Das Verfahren meines ehrenw. und gelehrten Freundes,“ sagte er, „kann demselben nur, wie auch jeder richtig Urtheilende es zugiebt, zur Ehre gereichen. (Lautes Rufen von der Opposttion: Hört, hort! Ja, ich wiederhole es, nur zur Ehre gereicht es ihm! (Beifall von den Ministerial-⸗Baͤn⸗ ken. Sein Augenmerk war nicht, um die Gunst der Presse ober des Volkes zu buhlen; nur dahin war es gerichtet, das zu thun, was ihm als gerecht erschien, gleich— guͤltig daruͤber, was man im ersten Augenblicke von seinem Verfahren denken mochte, denn davon konnte er uͤberzeugt seyn, die Zeit werde kommen, wo man seine Motive xichti— ger werde zu wuͤrdigen wissen. Zwei Unvollkommenheiten wurden bisher an unserm Gesetze wider das Pasquill geruͤgt; zuerst die, daß die auf das geringere Vergehen gesetzte Strafe der Verbannung zu streng sey ünd theilweise in ihrer Aus—⸗ fuͤhrung einer Ungerechtigkeit gleichkomme, theilweise aber auch nicht geeignet sey, irgend 3. , abzuschrecken. Die andere Ruͤge bezog sich auf die Zuͤgellosigkeit der Presse in der

Verbreitung von Verlaͤumdungen gegen Privat-Personen, vor denen selbst Frauen nicht geschuͤtzt sind, die in offentlichen Blaͤt—⸗ tern den schamlosesten Bemerkungen ausgesetzt sind. Ich frage nun, soll das Gesetz hiergegen gar keinen Schutz gewaͤhren können? Sollen oͤffentliche Verlaͤumder, unter dem Schutze obskurer unbekannter Personen, die sich als Zeitungs-Herausgeber melden, ungestraft ihr Gift verbreiten koͤnnen, und nament— lich auch gegen Frauen, die sich bisher vergebens nach dem Schutze umgesehen haben, auf welchen sie eben so gut berech tigt sind und den, wie ich glaube, die Legislatur ihnen ge— währen sollte. Man sagt uns, die vorliegende Bill sey nur gegen die minder vermoͤgenden Zeitungs-Herausgeber gerich— tet; doch diese sind es ja eben, die sich am meisten des an— geregten Vergehens schuldig machen. Blatter, wie die Times, duͤrften schwerlich jemals ein Pasquill gegen Pri— vatpersonen aufnehmen, denn der Charakter, den ein solches Blatt sich zu bewahren hat, wuͤrde dies nicht dulden und buͤrgt uns dafuͤr, daß es nie geschehen werde; kleinere Blaͤtter lassen sich jedoch durch solche Ruͤcksichten nicht zuruͤck- halten. Wahr ist es, wir konnen solche Blaͤtter verachten, allein Frauen und oft auch Maͤnner befinden sich in der Lage, oͤffentliche Berläumdungen nicht gleichgültig hinnehmen zu konnen.“ Der General-Anwalt selbst fuͤgte noch hinzu, daß es einmal das Schicksal aller Beamten in seiner Stellung sey, unpopulaͤr zu erscheinen, und muͤsse er sich daher ebenfalls darein fügen, denn nichts wuͤrde ihn davon abhalten, seine Pflicht zu thun. Zwar wisse er, daß nicht allem Preß-Un⸗ fuge gewehrt werden koͤnne, denn das große Publikum faͤnde

einmal Geschmack an oͤffentlichen Skandasen; diesen jedoch

so viel als moͤglich vorzubeugen und denjenigen Privatperso— nen, die vom Gericht eine Schadloshaltung zugesprochen er— halten, diese wirklich zu verschaffen, habe er fuͤr unerlaͤßlich erachtet. Das Haus vertagte sich bis zum naͤchsten Dienstage (den 13. Jult).

London, 10. Juli. Das Hof⸗-Journal meldet, daß

in Folge eines von Sr. Majestaͤt ausgesprochenen Wunsches der Eapitain Adolph Fitzelarence auf seinem Schiffe „Pallas“

alle Vorbereitungen treffen lasse, um auf demselben den Koͤnig sowohl, als den Herzog von Sussex, die daselbst ein Diner

nahmen mehrere Mitglieder die Gelegenheit wahr, das Ver- einnehmen wollen, zu empfangen.

Es sind hier die bis zum 20. Juni reichenden Blaͤtter der auf der Insel Terceira, unter dem Namen: „Chronica da Terceira“, seit Kurzen erscheinenden Zeitung eingegangen. Sie enthalten, außer einigen Tages-Befehlen des Grafen v.

Villa⸗Flor und einigen Dekreten der Regentschaft, nichts Ei—

genes von politischer Bedeutung. Das Verzeichniß der von Zeit zu Zeit dort anlangenden Kauffahrtei-Schiffe zeigt zur Genuͤge, daß die Blokade des Miguelistischen Geschwaders nicht ausreichend sey, um die Insel von aller Verbindung ab— zuschneiden. Das Blatt vom 12. Juni enthaͤlt den Anfang eines Wieder⸗Abdruckes aller Grundgesetze der Portugiesischen Monarchie, wobei sich auch die von Dom Pedro ertheilte Eharte und die von den Vertretern der Koͤnigin Donna Ma— ria II. erlassenen Dekrete befinden. „Wenn aber“, fuͤgt die Times dieser Meldung hinzu, „die Regentschaft den gegen⸗ waͤrtigen Beherrscher von Portugal blos mit solchen Gesetzen und Srdonnanzen, die außerhalb der Insel, auf der sie pro⸗ mulgirt werden, ganz kraftlos sind, bekaͤmpfen will, so hatte sie sich die Muͤhe einer Reise nach den Azoren ersparen koͤn⸗ nen. Ein Gesetzbuch und ein Finanz-System fuͤr Portugal wurden, wenn man sie in einer Londoner Offizin hatte druk⸗ ken lassen, in Portugal eben solche Guͤltigkeit gehabt haben, als jetzt, da man sie in der Stadt Angra drucken laͤßt.

Ueber die vor einiger Zeit in Singapore stattgehabte Feuersbrunst enthalt die letzte hier angekemmene „Singapore⸗ Ehroniele“ mehrere naͤhere Umstaͤnde. Das Feuer brach am Abende eines Sonntages um 8 Uhr aus und dauerte mit der groͤßten Heftigkeit bis zum naͤchsten Morgen um 3 Uhr, ohne daß es bis dahin, auch bei der groͤßten Anstrengung, moͤglich

ewesen ware, ihm Einhalt zu thun: die Häuser von 3 Stra— ßen wurden hierbei fast ganzlich ein Raub der Flammen, und schon in den ersten 10 oder 50 Minuten brannten nicht we— niger als 30 hoͤlzerne Häuser bis auf den Grund nieder. Die Feuerspritzen trafen später ein, als es. haͤtte geschehen sollen, und als sie in Wirkung gesetzt werden sollten, fand man fie unbrauchbar. Das Feuer nahm auf eine furchtbare Weise zu, bis endlich, nachdem es ungefähr 149 Gebaͤude zer⸗ stoͤrt hatte, seine Wuth an hohen steinernen ausern gebro⸗ chen wurde, wo es keinen weitern Ausweg fand und nach vieler Muͤhe endlich gegen 4 Uhr Morgens geloͤscht wurde. Wie man sagt, brach es in der Werkstaͤtte einen Grobschmie⸗

des aus; den Verlust, den es hauptsäͤchlich in Folge der