1830 / 196 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 17 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Fall gewesen, ist geeignet, Uneinigkeit und Unruhe im Lande auszusaͤen, und kann ohne die Unterstuͤtzung einer großen Macht nicht den mindesten Erfolg haben. Es heißt sogar, man wolle die Kompetenz des Roͤmischen Hofes zuruͤckweisen und erst dann auf eine Unterhandlung eingehen, wenn seine Abgeordneten die Franzoͤsische Regierung, unter deren Schutz die Jesuiten vor ihrer Vertreibung aus der Levante standen, vom Zweck ihrer 8

nehmigung derselben erlangt haben werden. Der Franzoͤsische Hof kann aber billiger Weise nicht auf eine entschiedene Art zu Gunsten der Forderungen der Jesuiten einschreiten; denn Frankreich war es, das einige Jahre nach der Erklarung

Ludwigs XV. vom Jahre 1764, in Betreff der Aufhebung

des Jesuiten⸗Ordens im ganzen Koͤnigreiche, die Vertreibung der Jesuiten aus allen Landern der Levante, wo es dieselben bis dahin unterstuͤtzt hatte, verlangte. Frankreich war es,

das im Beginn des Jahres 1778, in Uebereinstimmung mit

dem Roͤmischen Hofe, den Baron von Tott auf der Fregatte e 9 8

„Atalante“ absandte, um sich zu uͤberzeugen, daß diese Ver— treibung wirklich stattzefunden, und um zugleich die noͤthigen Vorkehrungen zu treffen, damit die zahlreichen Besitzungen der Gesellschaft gesetzlich anderen Eigenthuͤmern uͤbergeben wurden. Im Mai des genannten Jahres besuchte auch wirk— lich der Baron von Tott, begleitet von einem zweiten Kom— missarius, Herrn v. Lescours, und mehreren Zeugen (von denen noch einige, unter andern ein in Smyrna wohnender Greis, in der Levante leben) die Inseln des Archipel und ließ

alle Akte regularisiren, kraft deren die Besitzungen der Je

suiten in andere Haͤnde uͤbergingen. Alle diese von den Jesuiten selbst damals genehmigten und unterzeich— neten Abtretungs-Akte kamen auf gesetzliche Art zu Stande und sind weder dem Inhalt, noch der Form nach, mangel— haft. Der groͤßte Theisf jener Besitzungen wurde den Laza— 1 abgetreten, und der Geist, der die Kinder Loyola's zu allen Zeiten beseelte, ist genug bekannt, um annehmen zu konnen, daß diese Abtretung nicht unentgeltlich geschah. Viel— leicht werden sich spaͤter Beweise uber die ihnen gewordene Entschaͤdigung beibringen lassen. Auf welche Rechtstitel be— gruͤndet also die vom Roöͤmischen Hofe abgesandte Kommis— sion ihre Forderungen? Kann man nach sechszig Jahren Ei— genthum zuruͤckfordern? Dem Rechte zufolge ist es verjährt, und wenn das kanonische Recht anders lautet, vor wem Und fuͤr wen soll die Sache plaidirt werden? Wo sind die direk— ten Erben der alten Jesuiten? Der jetzige Orben stammt nicht in gerader Linie von dem fruͤhern ab, welcher 1773 durch ein Breve des Papstes Clemens XIV. fuͤr immer auf— gehoben wurde. Die jetzigen Jesuiten haben sich, nach ihrem eigenen Gestaͤndniß, nach ganz neuen Grundlagen reorgani— sirt und sind Reglements unterworfen, die von denen ihrer Vorgaͤnger wesentlich abweichen sollen. Sie sind also nicht mehr der fruͤhere Orden. Was wurde man sagen, wenn jetzt sich die Johanniter-⸗ und Maltheser-Ritter wieder or— anisirten und die alten Besitzungen dieser Orden wieder in Anspruch nehmen wollten? Man wuͤrde ihre Forderungen als thoͤricht zuruͤckweisen“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Kongreß-Verhandlungen. cirte der Senat einen aus Danemark empfangenen Liqui⸗ dations⸗ Vertrag wegen mehrerer Forderungen von Untertha⸗ nen der Vereinigten Staaten, fuͤr wahrend des letzten Krie— ges genommene Schiffe und Ladungen. In Folge dieses Vertrages zahlt (wie bereits gemeldet) die Danische Regie⸗ rung in gewissen Terminen eine Entschaͤdigung von 650, 600

Dollars. Eine Bill auf Herabsetzung des Salz⸗Zolles

vurde mit 24 gegen 15 und eine andere wegen Herabsetzung des Zolles auf Syrup mit 30 gegen 9 Stimmen angenommen; dann bestaͤtigte man verschiedene vom Praͤsidenten gemachte Ernennungen. In einer Abendsitzung nahm der Senat meh⸗ rere Privat und auf örtliche 6

Bills an. Nachdem der Vice-Praͤsident des Senates fuͤr den Rest der Sitzung seinen Abschied genommen, wurde Herrn Stnith aus Maryland einstweilig der Vorsitz uͤbertra—⸗ gen. Das Haus der Repräsentanten verweigerte . ia, ,,. angenommenen Bills seine Einwilli— gung, unden 1 einer, die sich auf Forderungen des Staates Massachusetts fuͤr die gil 6 ö. 3 die sich auf die in Portland und Louisville befindlichen Kanaͤle bezog. Am 31isten, als am letzten Sitzungs-Tage, empfing der Senat eine von einem Bericht des Secretairs des Schatzes begleitete Botschaft des Praͤsidenten. Dieser Be⸗ richt enthielt Details uͤber die vom Kongreß bis zum 31 sten Dezember 1528 zu speziellen Zwecken in verschtedene Staaten der Union uͤberwiesenen offentlichen Ländereien

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Am 29. Mai ratifi⸗

egenstaͤnde sich beziehende

endung in Kenntniß gesetzt und die Ge⸗

und die Nachweisung des Bestandes des Z3procenti Fonds. Jene Ländereien betragen im Ganzen n , Acres und die 3procentigen Fonds 6i9,9 it Dollars . Cents

zum 31 Dezember 1828 von der Regierung der Verein

Staaten gemachten Ausgaben; hier cl ag, wn so . hatte in Erfahrung bringen lassen, die Staaten und Gebiete angegeben in welchen diese Gelder verwendet wurden; die Sesammt-Ausgaben bilden eine Summe von 728, 226, 006 Dollars 74 Cents. Schließlich enthalt der Bericht noch eine Uebersicht des Werthes der seit dem Bestehen der Vereinig⸗ ten Staaten bis zum 30. September 878 aus den verschie⸗

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denen Staaten ausgefuͤhrten Waaren; der Total⸗-Betrag derselben ist: 2,438, 338,734 Dollars. Nach Verlesung dieser Papiere brachte Herr Livingston eine Bill ein, die ein neues Sy stem von Kriminal⸗-Gesetzen fuͤr die Vereinigten Staaten aufstelit; diese Bill wurde zweimal verlesen und zum Druck verordnet. Darauf empfing man eine zweite Botschaft des Praͤsidenten, in welcher derselbe dem Senate unter Angabe der Gruͤnde anzeigt, daß er einer ihm übersendeten Bill, den Bau einer großen Landstraße nach Washington betref— fend, seine Unterschrift habe versagen muͤssen. Den Vor⸗ schriften der Verfassung gemaͤß, ward Uͤber diese Bill noch einmal abgestimnit; 21 Stimmen erhoben sich zu Gunsten derselben und 17 dagegen, wonach sie, weil nicht swie das Gesetz es will) zwei Drittheile (26) der Senatoren für dieselbe stimmten, im Sinne des Praͤsidenten verworfen wurde. Demnaͤchst ging von dem Hause der Repraͤsentanten eine Botschaft ein, mit der Anzeige, daß es einen Aus schuß ernannt habe, um sich mit einem vom Senat zu ernennenden Ausschusse zu vereinigen und dem Praͤsidenten der Vereinig⸗ ken Staaten die Meldung zu machen, daß die Kammern ihre Arbeiten beendigt haͤtten und bereit wären, auseinander⸗ zugehen, wenn der Praͤsident nicht etwa noch weitere Mit- theilungen zu machen habe. Der Sengt ging in diesen Vor schlag ein, und es wurden hierauf 2 Deputirte an den Praͤ⸗ sidenten abgefertigt, die mit der Antwort zuruͤckkehrten, er habe keine weitere Mittheilungen, als nur die Anzeige zu

nung fuͤr mehrere Kanäle und andere oͤffentliche Bauten verweigert hätte. Nachdem hierauf zwischen beiden Kam— mern die gewohnlichen Communiteationen hinsichtlich des Ter— mins der Vertagung stattgefunden hatten, proklamirte der Senat seine Vertagung auf unbestimmte Zeit.

Das. Haus der Repraäsentanten versammelte sich um 6 Uhr Abends; der größte Theil der Mitglieder war zugegen. Mehrere einregistrirte Bills wurden unterzeich⸗

iet und an den Praͤsidenten abgefertigt. Ein Mitglied ttug darauf an, daß dem Hause zur naͤchsten Session ein Bericht über den Betrag des in den Vereinigten Staaten gewonnenen Zuckers abgestattet werden moͤge. Dem Antrage eines anderen Mitgliedes (Herrn M. Duffie) zufolge wur— ben eine Bill zur Vermehrung der Ausgaben zu Gunsten der Marine-Soldaten, eine zweite, die sich auf den alten und neuen Muͤnzhof in Philadelphia bezog und eine dritte, die eine im Schatz uͤbriggebliebene Summe von 30,000 Dol— lars zur Unterdruͤckung des Sklavenhandels bestimmt, ein— muͤthig von allen Mitgliedern einem General ⸗Ausschuß uͤber⸗ wiesen und daun, nach dritter Verlesung, zu Gefetzen erho— ben. Die fruͤher im Hause verhandelten und dem Praͤsiden⸗ ten zugestellten Bills sandte Letzterer mit seiner Unterschrift versehen, zuruck. Nachdem solchergestalt die Arbeiten um 109 Uhr geschlossen waren, vertagte sich auch das Haus der Repraͤsentanten auf unbestimmte Zeit.

New-⸗Hork, 16. Juni. Nachrichten aus Washington zufolge, waren schon eine Stunde nach dem Schluß der Sitzungen drei Viertheile der Kongreß-Mitglieder nach allen vier Weltgegenden in Bewegung, um in ihre Heimath zu— ruͤckzukehren.

In diesen Tagen hielt die hiesige Gesellschaft zur Befoͤr derung der Maͤßigkeit ihre Jahressitzung. Aus dem bei die⸗ ser Gelegenheit vertesenen Bericht ergiebt sich, daß in der Stadt Newyork im Jahre 1829 fuͤr die innere Consumtion 347 1,718 Gallonen geistiger Getränke weniger zum Verkauf kamen, als im Jahre 1827, was nach einem maͤßigen An—

schlage dem Lande eine Ersparniß von mehr als 13 Millionen

Dollars zu Wege bringt. Die Gesammt- Einfuhr von geisti— gen Getraͤnken in New-York betrug im vorigen Jahre 9,913 Faͤsser vom Inlande und 1,690,368 Gallonen vom Auslande.

Der (wie vor einiger Zeit gemeldet) dem Publikum ge— machte Vorschlag, einen Unterstuͤtzungs⸗Fond zum Besten der Erben des verstorbenen um die Dampfsschiffahrt so verdien⸗

ten Fulton's durch Beitraͤge von einem Cent von jeder

Ferner enthalt der Bericht die Angabe des Belaufs der bis

machen, daß er seine Zustimmuüng zu der Actien⸗ Unterzeich⸗

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erson zu bilden, die eine Fahrt auf einem Dampfboote r. 1 sib or Kurzem auf einem neuen von der Stadt Fredericks⸗ burg abgegangenen Dampfhoote realisirt worden. Die zum Empfang der Beitrage bestimmte Buͤchse hat folgnde In— schrift: „Ein Cent's Buͤchse. Möge individuelle Dankbarkeit die Erben Fulton's fuͤr ihre Hintansetzung von Seiten der . ĩ schaͤdigen.“ , des vorigen Jahres an bis zum 24. April dieses Jahres wurden nach der Stadt Mobile 94,9077, und nach der Stadt New Orleans vom 1. bis zum 24. April die⸗ ses Jahres 252,808 Ballen rohe Baumwolle aus dem In— nern des Landes zum Verkaufe gebracht. Achilles Murat, Sohn des vormaligen Koͤniges von Neapel, ist dermalen Postmeister in einer der weniger bedeu⸗

tenden Städte der Union. Seit einiger Zeit wird hier an der Boͤrse ein von dem

Capitain eines Wallfischfahrers auf dem Meere gefundenes

Stuck des sogenannten schwimmenden Steines gezeigt; es gleicht, dem Aeußern nach, einem weißlichen Granit, ist aber porös, zerbroͤckelt zwischen den Fingern und läßt, uͤber Glas gestrichen, nur selten eine Spur nach. Der Stein, zu dem dieses Stuͤck gehoͤrte, war von regulärer Form und augen— scheinlich von Menschenhaͤnden bearbeitet, 383 Zoll lang, 185 Zoll breit, 5Z Zoll dick, wog 133 Pfund und schwamm auf dem Wasser wie Holz. r

In der Naͤhe einer kleinen Stadt im Innern treiben die dortigen Knaben einen ganz artigen Handel mit Kraͤhen. Ein Gesetz bestimmt namlich fuͤr jeden eingelieferten Kopf einer Kraͤhe eine Belohnung von 8 Cents; um diese zu er— langen, streuen die Knaben den Kraͤhen in Rum geweichtes Korn hin, das sie berauscht und in die Hande ihrer Verfol— ger liefert. ö ;

Man hat in der letzten Zeit bei mehreren Gelegenheiten die Erfahrung gemacht, daß durch den Blitz getroffene und anscheinend leblose Personen durch wiederholtes Begießen mit kaltem Wasser auf Brust und Gesicht wieder ins Leben zuruͤckgerufen worden sind.

Co lumbien.

Der Moniteur giebt nach dem Journal du Havre nachstehende Details uͤber die jetzige Lage Bolivars: „Die Franzoͤsischen Blätter haben aus den Englischen gemeldet, Bolivar sey durch den Kongreß von Bogota zum Praͤsidenten auf Lebenszeit ernannt worden. Diese Nachricht war aber nicht richtig. Briefe aus Carthagena, 5. Mai, berichten positiv, daß der in Bogota ver sammelte konstituirende Kongreß

auseinandergegangen ist, ohne Bolivar zum Praͤsidenten er⸗

nannt zu haben. Diese Thatsache beweist klar, daß die Ma— joritaͤt weit davon entfernt war, .

Praͤsidentur zu uͤbertragen. Eine neue Verfassung ist in die— ser Versammlung festgestellt worden, der Vorsitzer Caicedo hat sich aber geweigert, sie zu sanctionniren, weil er mit Grund esorgt zu haben scheint, daß das Volk sich allen Artikeln, auf die diese politische Verhandlung begtuͤndet worden war, widersetzen werde. Der Kongreß von Bogota hat sich wohl gehuͤtet, einen Praͤsidenten zu ernennen, um zu gleicher Zeit den Ehrgeiz Bolivars und die demokratische Partei, deren argwoͤhnischer Charakter ihm bekannt ist, zu scho— nen. Die Republik ist ohne ein Oberhaupt geblieben, da die Versammlung, auf die sie ihre letzte Hoffnung begruͤn— det hatte, keinen Entschluß hat fassen wollen. Bolivar, durch diese Lauheit und die feindliche Stimmung, die er im Volke wahrgenommen hat, verletzt, hat sich auf sein Landhaus Funchia zuruͤckgezogen. Er stellt sich, als treffe er Anstalten zu einer nahe bevorstehenden Abreise, um seinen Anhängern einen Vorwand zu geben, sich der von ihm an den Tag gelegten Absicht, Columbien zu verlassen, zu wider— setzen. Bolivar kann Tolumbien der Undankbarkeit zeihen; die von ihm dem Lande erwiesenen Dienste wuͤrden aber zu theuer erkauft seyn, wenn man ihm die Freiheit aufopferte, zu deren Erlangung er geholfen hat. Vielleicht ist durch ihn Columbien frei, aber nicht für ihn hat es seine Unab— hängigkeit erlangt. Der Befreier hat nur noch 2500 bis 3000 Mann ergebener Truppen unter seinen Befehlen. Auch mit dieser kleinen Macht kann er sich noch furchkbar machen; schwerlich aber moͤchte es ihm gelingen, die gegen ihn sich er— hebende Partei zu besiegen und die herrschsuͤchtigen Pläne, die man ihm beimißt, zu verwirklichen. Dennoch behauptet man, er wolle noch einen Versuch machen, die Gewalt wie— der zu erlangen. Bolivar hat alles Moͤgliche gethan und alle Mittel so wie allen Einstuß seiner Freünde angewandt, um die Truppen, an deren Spitze er gegen Venezuela marschi— ren wollte, unter seinen Fahnen zu versammeln; sie liefen aber in Masse dason. In San Jose hatte er befohlen,

selbst die verheiratheten Manner auszuheben, um sie zum Kämpfen zu zwingen; auch Pferde und Maulthiere wurden requirirt. Aber alle diese Zwangsmaaßregeln hatten die ent— gegengesetzte Wirkung, denn weder Menschen, noch Pferde, noch Maulthiere stellten sich ein. Venezuela hat den Wunsch zu erkrnnen gegeben, mit Columbien vereinigt zu bleiben, vorausgesetzt, daß Bolivar nicht mehr regiere. Ein aus Va— lencia datirtes Rundschreiben vom 27. 5 worin der Wunsch ausgesprochen wird, die oͤffentliche Schuld Colum— biens zu liquidiren, beweist, daß beide Staaten weniger, als man glaubt, abgeneigt sind, sich wieder zu vereinigen und gemeinsam den in fruͤheren Zeiten eingegangenen Verpflich— tungen zu genuͤgen.“

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Berlin, 16. Juli. Zu Coronowo, (Regier.-Bezirk Bromberg) wurde am 25. v. Mts., nach beendigter kirchlicher Feier des Saͤkular-Festes der Uebergabe der Augsburgischen Konfession, zum Bau der neuen evangelischen Kirche daselbst der Grundstein feierlich gelegt.

Aus Marienwerder wird gemeldet: Waͤhrend eines im verwichenen Monate, in der Gegend von Stras— burg, stattgehabten heftigen Gewitters eilten zwei Maͤnner nebst einem Knaben, die sich auf dem Felde befanden, nach dem nahen Walde und stellten sich, um gegen den Regen geschuͤtzt zu seyn, unbedachter Weise unter eine hohe Fichte. Ein Blitzstrahl fuhr bald darauf am Baume zuͤn⸗ dend hinab und traf den einen jener Maͤnner, so daß ihm die Kleider zu brennen begannen; der andere Mann aber blieb unberuͤhrt, und der Knabe ward nur leicht getroffen. Gleich nach dem ersten Schlage folgte jedoch ein zweiter, der sowohl das Feuer am Baume als an den Kleidern jenes Mannes loͤschte. Letzterer hat dabei zwar mehrere Brand⸗— flecke n, ist aber, so wie auch der Knabe, außer aller Gefahr.

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Der neu entdeckte Tempel in Paͤstum.

Die im Artikel: Paris, 5. Juli, Staats Zeitung Nr. 192, mitgetheilte Nachricht uͤber die neueren Ausgrabungen in Paͤstum bedarf in so weit der Berichtigung, als die Ent— deckung des dort erwähnten dritten Tempels nicht das Re— sultat der Ausgrabungen gewesen ist. Vielmehr war sie gerade die Veranlassung zur Anstellung der Ausgrabun⸗ gen, um mit moͤglichster Genauigkeit die Natur des großen Gebäudes bestimmen zu konnen, welches zwischen den beiden

ihm die lebenslaͤngliche

noch stehenden Tempeln (die man, den großeren als dem Neptun, den kleineren als der Ceres geweiht, gewohnlich bezeichnet) vormals seinen Platz gehabt haben muß. Zu den „varj ruderi della rimota antichita'“', welche Nomanelli in seinem bekannten Wegweiser nicht naher bezeichnet, gehoͤrte naͤmlich ein großer Haufen von architektonischen en, n.

der die eben genannte Stelle einnahm. In der Zeit, wo die meisten Besucher sich zu Pästum einfinden, ist diefe Stelle gewohnlich mit Gestraͤuch bewachsen, und die einzeln hervor— stehenden Steine verlockten daher wohl selten zur naheren Untersuchung. Zu Anfang des 366 1826 hielt ich mich einen Tag lang in Pästum auf. ie Stelle, welche die er— waͤhnten Bruchstuͤcke bezeichnen, war reiner, wie sie spaͤter im Jahre seyn mag; ich ließ mich daher durch alle Protesta— tionen des amtlichen Fuͤhrers nicht hindern und fand gleich zu meiner nicht geringen Freude unter dem Steinhaufen meh— rere verzierte Metopen, welche jedoch groͤßtentheils durch Ver⸗ witterung und anderartige Beschaäͤdigung sehr gelitten zu ha— ben schienen. Sechs enthielten nach den fluͤchtig entworfenen Zeichnungen folgende Gegenstaͤnde: H ein liegender Krieger, nackt, mit Helm und vorgerecktem Schilde; 2) ein nackter Krieger, in der Stellung eines Fechtenden; 3) eine weibliche Figur in langem aufgeschuͤrzten Gewande mit fliegendem Mantel; 4) eine bekleidete Figur, das Gewand um den einen Arm geschlungen; 5) eine nackte männliche Figur, liegend, ein Gewand haltend; 6) zwei bekleidete Figuren, maͤnnliche und weibliche, in ihrer Mitte ein Kandelaber. Die Saͤulen schienen mir feiner canellirt, als die an den andern Tem⸗ peln; an mehreren aus der Erde hervorstehenden Saͤulen— knaͤufen glaubte ich Verzierungen zu erkennen, welche mit der reinen Dorischen Ordnung nicht wohl stimmen. Ohne Zweifel haben auch Andere sich diesen Theil der Ruinen naͤ— her, als es gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, angesehen: jede Gelegenheit wurde daher wahrgenommen, die genauere Un⸗ tersuchung derselben durch die Neapolitanischen Behörden, durch welche allein sie geschehen konnte, zu betreiben, und auf diese Weise moͤchte wohl einer unserer geschaͤtztesten Kuͤnst⸗

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