1830 / 201 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 22 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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guͤnstig. In Buenos Aires geht das Papier⸗-Geld einer gaäͤnz⸗ lichen Entwerthung mit raschen Schritten entgegen. Die uͤber Nord-Amerika eingelaufenen bis zum 7. April reichen— den Briefe vom Plata⸗Strom bringen den Cours auf England 53 Pre. oder circa 47 Sgr. den Buenos⸗Ayres Dollar, der in fruͤherer Zeit wohl 40 Sgr. ausbrachte, und man muß des— halb auf große Verluste von dieser Seite gefaßt seyn. Von

hili und der Westkuͤste uberhaupt ist auch nichts Gutes zu melden. Nach den von dorther bei der Direktion eingelau— fenen Briefen, die bis zum 6. Maͤrz aus Valparaiso reĩchen, sind jene Lander und namentlich Chili in einem Zustand der politischen Aufloͤsung, der die innere Communication gefaͤhrdet und in manchen Fällen ganz fe,, hat, wodurch denn auch mehrere Bergwerke ins Stocken gerathen sind, was ihre Be— sitzer in nicht geringe Verlegenheit setzt, und die Com— pagnie ist deshalb auch von da her mit Verlusten bedroht. Aus den Intermedios lauten die Berichte gleichfalls kläglich und gestatten keine guten Aussichten fuͤr die noch unterwegs schwebende Sendung nach der Westkuͤste. Lima allein, wohin ein Agent der Cempagnie mit einem Theil der Ladung des Schiffes „Elise versegelt war, bot momentan einige Hoff— nungen bessern Erfolgs; man sieht in Kurzem der Nachticht entgegen, ob solche sich verwirklicht haben. Von Ostindien gehen die Berichte bis zum 4. Februar aus Calcutta, bis zum 18. Januar aus Canton und bis zum 20. Febr. aus Singa— pore. Auf allen diesen Punkten zeigte sich noch immer keine Aufmunterung zur Fortsetzung der Geschaͤfte dahin aus Deutschland, und die Flauheit des Begehrs war so groß, daß es den angestrengtesten Bemuͤhungen der dortigen Korrespon— denten der Compagnie nicht gelungen war, von deren uͤbri— gens doch nun nicht mehr beträchtlichen Waaren-Vorraͤthen daselbst mehr als Kleinigkeiten zu realisiren.

Potsdam, 19. Juli. Die fromme Gedaͤchtnißfeier der verewigten Koͤnigin wurde heute in der Fruͤhstunde durch Gesang, Gebet und Betrachtung in der Hof- und Garnifon— kirche hierselbst von einem zahlreich versammelten Publikum begangen. Nach geendigter Predigt, die der Prediger Grisson hielt, erfolgte die von ihm verrichtete Trauung nachstehender 6 unbemittelter tugendhafter Brautpaare:

1) Gustav Kuͤmmel, Unteroffizier im Garde⸗Husaren⸗Regi⸗ ment, mit Jungfrau Karoline Schnieberg;

2) Ludwig Off, Hautboist im 1. Garde⸗Regiment zu Fuß, mit Jungfrau Christiane Louise Katsch;

3) Christoph, Propst, Unteroffizier im 1. Garde-Regiment zu Fuß, mit Jungfrau Karoline Skerck;

4) Ludwig Eduard Leopold Schneider, Steinmetzgesell, mit Jungfrau Marie Sabotte;

5) Johann Friedrich Sommer, Pantoffelmachermeister, mit Jungfrau Karoline Keilbach;

6) Christian Hoffschulz, Unteroffizier im 1. Garde⸗Regiment zu Fuß mit Jungfrau Karoline Noack.

Nach beigebrachten Zeugnissen glaubhafter Herrschaften und

Vorgesetzten, haben genannte Jungfrauen, durch eine lange

und treue Dienstzeit, Sittenreinheit, Krankenpflege und un—

tadelhaften Wandel, wie die Maͤnner, durch gewissenhafte

Pflichterfuͤllung und musterhaftes Betragen, sich ruͤhmlich

ausgezeichnet. Die Koͤnigliche Louisen-Stiftung, hatte die

Freude, aus ihren Mitteln cinem jeden dieser 6 Brautpaare

ein Ausstattungs-Geschenk von 100 Rthir. uͤberreichen zu

koͤnnen und die Hoffnung hegen zu durfen, daß solche Wohl—

that, geknuͤpst an einen unvergeßlichen Namen, in Besoͤrde—

tung ehelicher Gluͤckseligkeit, von Gott gesegnet seyn werde. Der Familien-Rath fur Louifens Denkmal.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 21. Juli. Im Opernhause;: Oberon, Koͤnig der Elfen, romantische Feen⸗ Oper in 3 Abtheilungen, mit

Ballets; Musik von C. M. v. Weber. (Fraͤul. v. Schaͤtzel:

1 2 2 Fatime.)

reise der tze: Ein Platz in den Logen des Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 3 . . Donnerstag, 28. Juli. Im Schauspielhause: Nummer T7, Posse in 1 Aufzug, von Lebrün. (Herr Just, vom Theater zu Breslau: Vortheil, als Gastrolle. ) Hierauf: Maͤnnertreue, Lustspiel in 1 Aufzug. Und, zum erstenmale wiederholt: Nicolo Zaganini, der große Virtuos, melodrama⸗ J , , . in 1 Aufzug. (Hr. Just: Zaganini, als

astrolle.

Koöͤnigstädtisches Theater. Mittwoch, 21. Juli. Der Wahn und seine Schrecken,

Melodrama in 4 Akten.

Donnerstag, 22. Juli. Der Alpenkosnig und der Men— schenfeind, Zauber spiel in 2 Akten.

Am 3. August. Zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ festes Sr. Majestaͤt des Koͤnigs zum erstenmale: Karl von Frankreich, oder: Oper in 2 Akten, nach dem Franzoͤsischen; Musik von Boyel⸗ dien und Herold.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rihlr. re.

Bestellungen zu dieser Vorstellung werden im Billet

Verkaufs⸗Buͤreau, gegen sofortige Bezahlung, von heute ab.

angenommen und nach der Reihefolge notirt.

Berliner Börse. Den 20. Juli 1830.

.

Amtl Fonds- und Geld- Cours- Zettel. (rer sss. Cor. )

rr, ,,

Teen,

I. Iirtαñ. Geld

St. Schuld- Sci. Ostbr. Plandhbrt. Pr. Engl. Anl. 18. Ponim. Pfandhrk. Pr. Engl. Ank 22 5 Cure u Nenm. do. Pr. Engl. Obl 39, Schlesische do. Kurm. Ob. an. 1 . )oin - Pfamlb, . Neum Iut SãMt CaCꝰe. lest. C. d K-u. N. Berl Stadt- Ob. E. Sch. d. K- u N. Königsbg. do. .

Elbinger do. oll. volliv. Duk. anz. do. in Th. 1 Neue dito VWoestpr. Ptilh. Triedriclisd'or. Gro sslix. Pos. do. Disconto . ...

2

Presa ss. Cour.

Die Pilgerinnen von Mekka, koömische

Wechsel- Cours. ; . liric f Geld.

1 Ams erdum . J. Kurz dito 50 THI. 2 Mt. Hamburg Kurz dilo ? 4 mi. London x 3 Mt. Paris 2 Mt. H 150 EI. 2 Mt. Augsburg 2 Mi. Breslau m. Lein 100 Fhl. Uso Fra) 150 FI. 2 Mt. ene n,, 100 Rhl. 3 VVoch. Wars cliau Kurz

Auswärtige Börsen.

Amsterdam., 15 Juli. Niederl. zvirkl. Schuld 6578. Kanz-Hill. 31. Oesterr. proc. Metall. 97. Russ Engl. Anl. id3. Russ. Ans. Ilan. Cert. i025.

9 ch

29

s nnch r ,, n, r.

Paris, 14. Juli. Die (in der Nachschrift zum vorgestrigen Blatte der Staats, Zeitung genannten) acht Kandi⸗ daten der Opposition, saͤmmtlich Votanten der Adresse, sind in den hiesigen Bezirks- Wahl-⸗Kollegien alle mit großer Stimmen⸗-Mehrheit zu Deputirten gewahlt worden. Auch in den Departements der Seine und Oise und der Seine und

Marne ist die Wahl auf sieben Vokanten der Adresse gefallen. Heute schloß 3proc. ber compt. 79 Fr. 1 . Neap. 87 Fr. 85 Cent.

105 Fr. 30 Cent. proc. sin cour. 105 Fr. 50 Cent.

3Zproc. sin conr. 79 Fr. 25 Cent.

5sproc. Rente per compt. Span. perp. 74.

F rankfurt a. M., 17. Juli. Hesterr. 5proc. Metall. 100,8. 4proc. 9ß. Bank⸗Actien 1636. Geld. Part. Obl. 1353.

23proc. Metall. 593. 1p0c. 253

Gedruckt lei . W. Hayn. ö

Loose zu 100 Fl. 181. Poln. Loofe pr. ult. 633. Brief. 2 .

Redaeteur John. Mitredacteur Cottel.

. ö

Allgemeine

M 201.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben den Freiherrn von Reden am 19ten d. M.“) zu empfangen, und aus dessen Haͤnden sein Beglaubigungs⸗Schreiben als außerordentlicher Gesand⸗ ter und bevollmaͤchtigter Minister Sr. Majestaäͤt des Koͤnigs Wilhelm 1IV. von Großbritanien und Hannover entgegen zu nehmen geruhet. ;

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem bei der Koͤniglich Saͤchsischen Gesandtschaft an Allerhoͤchstihrem Hofe angestell— ten Legations-Rath Lemaistre den Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruhet.

Se. Majestät der Koͤnig haben dem Stuckateur Freu⸗ denberg das Praͤdikat eines Hof-Stuckateurs beizulegen

geruhet.

Angekommen: Der Großherzegl. Mecklenburg⸗Schwe— rinsche Wirkliche Geheime Rath Kruger, von Schwerin.

Der Kaiserl. Oesterreichische Kabinets-Courier Schiller, von Wien. ;

Abgereist: Der General⸗Major und Commandeur der 6ten Kavallerie⸗Brigade, Freiherr von Luͤtzow J., nach

Torgau.

Zeitungs—Nachrichten. s— Ausland.

6.

Pa ris, 14. Juli. von Rambouillet nach St. Cloud zuruͤckgekehrt. Der Moniteur giebt heute nachträglich folgenden aͤlte—

ren Bericht des Grafen v. Bourmont an den Praͤsidenten des Minister⸗-Raths, aus dem Lager vor Algier, vom 1.

Juli: . „Mein Fuͤrst! Der Plan, den Feind in der Naͤhe

von Algier anzugreifen, wurde am 29sten v. M. mit Tages

Anbruch ausgefuhrt. Die Anfangs getroffenen Dispositionen erlitten jedoch bei den drei Divisionen der Armee einige Aenderungen. Da der Eifer und die Ergebenheit unter den Truppen uͤberall dieselben waren, so glaubte ich naͤmlich, daß die Ehre, an dem Gefechte Theil zu nehmen, allen in glei— chem Maagße zu Theil werden muͤßte. Der Angriff des rech— ten Fluͤgels wurde sonach der ten und Iten Brigade der Division Berthézene, und der des Centrums der ssten und Zten Brigade der Division Loverdo anvertraut; der Herzog v. Escars erhielt den Befehl, auf dem linken Fluͤgel mit den beiden ersten Brigaden seiner Division anzugreifen und die

Theilungs-Linie möglichst zu verfolgen, welche durch die Berg—

stroͤme, die sich oͤstlich und westlich von Algier ergießen, ge— bildet wird. Auf die ser Seite hatte der Feind seine melsten Krafte gesammelt. Die Brigaden Berthier und Hurel bewiesen bei dem Angriff eben so viel Muth, als sie in der waͤhrend der letztern Tage von ihnen behaupteten defensiven Stellung Be— harrlichkeit und Kaltblätigkeit gezeigt hatten. Nachdem der Feind von ihnen durchbrochen worden, wartete er den An—

griff auf den uͤbrigen Punkten gar nicht ab, sondern ergriff

überall die Flucht. Die Division Berthézène aͤnderte daher ihre Direction, und besetzte die Anhoͤhen, die sich zwischen dem Meere und dem Angriffspunkte der Divifion Escars erheben. Diese

) Diese Bekanntmachung ist darch zu faͤllige Umstaͤnde bis heute verspaͤtet worden.

Berlin, Donnerstag den 22sen Juli

Der Dauphin ist heute Morgen

1830.

Anhoͤhen beherrschen die ganze Umgegend. Der General

Loverdo marschirte auf das Kaiserschloß und benutzte das ihm guͤnstige Terrain zur Aufstellung zweier Bataillone in einer Entfernung von kaum 4060 Metres von dieser Festung und an einem Abhange des sie beherrschenden Plateaus. Der Herzog von Escars naͤherte sich gleichfalls dein Kaiserschlosse, damit beide Brigaden im Stande wären, gleich in der fol⸗ genden Nacht zu der Eroͤffnung der Tranchée zu schreiten. Obgleich der höͤchste Punkt der Algier umgebenden Hügel sich kaum um 200 Mätres uber diese Stadt erhebt, so ist doch der Weg dorthin sehr schwer zu passiren. Die Tiefe der Bergstroͤme, die steilen Ufer derselben, die Bäume und Hek⸗ ken, womit der Boben uͤberall bedeckt ist, haben die Maͤrsche der 2ten und Zten Division eben so lang als beschwerlich ge— macht. In dem Gefechte vom 2g9sten sind 40 bis 59 der Unsrigen theils getödtet, theils verwundet worden. Der Feind hat viele Todte auf dem Schlachtfelde gelassen. Wir haben ihm eine Fahne und 5 Kanonen abgenommen. Die meisten Europaͤischen Konsuln befanden sich mit ihren Fami— lien in dem nur in geringer Entfernung von dem Schlacht⸗ felde gelegenen Hause des Nord⸗Amerikanischen Konsuls. Ich sorgte dafuͤr, daß sie dort voͤllig sicher waren. Alle stimmen dahin uͤberein, daß die Miliz seit dem Gefechte am 14ten betraͤcht⸗ liche Verluste erlitten hat, und daß die Armee, von der wir am 19ten angegriffen wurden, mindestens 56,000 Combat— tanten zahlte. Mehrere hundert Juden, die der Dey aus Algier fortgejagt hatte, wurden in den Garten herumirrend gefunden; man ließ ihnen ihre Freiheit. In der Nacht, die dem Gefechte folgte, begann der General Valazs sofort, in einer Entfernung von etwa 250 Mätres vom Kaiserschlosse das Belagerungs⸗Terrain gr Fe,. Ungeachtet der Stra⸗ pazen des vorhergehenden Tages arbeiteten die Soldaten mit vielem Eifer daran. Schon sind mehrere Stückwaͤlle aufgeworfen; wahrscheinlich werden sie in der Nacht vom 2ten auf den 3ten mit Geschuͤtz versehen wer- den, so daß am Z3ten mit Tages-Anbruch ß Feuer⸗ schluͤnde von großem Kaliber auf einmal werden schießen koͤn— nen. Nach einer dreistuͤndigen Kanonade durfte das feind— liche Fener zum Schweigen gebracht seyn. Dem Falle des Kaiserschlosses muß der des Forts Barbazune auf dem Fuße folgen. Alsdann werden in kurzer Zeit saͤmmtliche laͤngs der Kuͤste, oͤstlich von der Stadt, errichtete Batterieen in unsre Hände fallen. Alles berechtigt zu dem Glauben, daß, nach— dem wir uns derselben bemaͤchtigt, wir einen Landungspunkt, der mehr in der Naͤhe des Lagers, als der jetzige, liegt, wer— den wählen konnen. Das Lager ist gegenwärtig mitten in schattigen Gaͤrten aufgeschlagen, was alle Diejenigen in Ver— wunderung setzt, die gewohnt sind, Afrika als ein Land zu betrachten, das so ziemlich von aller Vegetation entbloͤßt ist. Ein jeder Garten hat seine Brunnen, deren frisches und kla⸗ res Wasser fur die Beduͤrfnisse der Armee hinreicht. Kleine Baͤche, die in Rinnen laufen, konnen dazu dienen, die Pferde zu traͤnken. Bei Tage steht das Thermometer acht Stunden iang hoch; Abends ist die Luft frisch und sogar feucht. Ei— nige Soldaten leiden an der Ruhr; doch bietet diese Krank— heit keinen ernsten Charakter dar.“ (Am Schlusse seiner De⸗ pesche schlaͤgt Herr von Bourmont zwei Offiziere zu einer Auszeichnung vor.) ; .

In einem seit ungefähr sechs Wochen hier erscheinenden ministeriellen Blatte, „la Contre, Revolution“ betitelt, liest man Folgendes: „Wie man vernimmt, sollen zwischen unse— rer und der Englischen Regierung wichtige Noten gewechselt worden seyn. Das Englische Kabinet, sagt man, habe dem hiesigen vorgestellt: daß bei den ersten aüf den Krieg gegen Algier bezüglichen Unterhandlungen Frankreich zunaͤchst nur

die Absicht zu erkennen gegeben habe, den von der Unver⸗

schaͤmtheit des Dey der Krone zugefuͤgten Schimpf zu raͤchen, fuͤr welchen Zweck es nur 10,9060 Mann bestimmt; daß