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den General⸗Gouverneur vom 21. April (3. Mah 1830 ver⸗ lesen ließ, des Inhaltes: daß Se. Majestät geruhen, bei Ge— 2 des Jubelfestes, acht der hoͤheren luͤtherischen Geist—
en im Lande, die sich um die Wissenschaften und die Ge— meinde Gottes wohlverdient gemacht haben, zum Beweise der Kaiserlichen Gnade, zu Doktoren der Theologie zu ernennen.
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ierauf wurden alle Anwesenden von den Ceremonienmei
ern gehörig rangirt und begaben sich, Punkt 19 Uhr, in feierlichem Zuge aus dem Senats⸗Gebaͤude in die Stadtkirche. Nach beendigtem Gottesdienste bewegte sich der Zug in der w Ordnung aus der Kirche nach dem Bauplatze des empels. Dieser in Form eines Griechischen, oder
neuen gleichschenklichten Kreuzes, 200 Fuß lang und breit, ins Kreuz gemessen, bei 89 Fuß Breite der Fluͤgel, im Korinthischen Stil, mit vier sechssaͤuligen Portiken angeordnet, wird sich mit seiner Kuppel und dem Knopfe 208 Fuß hoch uͤber eine Terrasse erheben, die durch die felsige und unebene Beschaf— fenheit des Lokals erzeugt wird. Eine 100 5 breite Gra⸗ nittreppe wird in der Mitte der westlichen Seite auf die Terrasse und zum Haupt⸗-Eingange der Kirche fuuͤhren. Zwei andere Treppen, jede 460 Fuß breit, 44 Stufen hoch, welche die neue Hauptwache zwischen sich fassen (die schon seit 1819 vollendet ist), gewähren den Zugang zu diesem Tempel von der Suͤdseite oder dem großen Platze her. Auf der oͤstlichen Seite aber werden zwei breite Auffahrten, um einen halbzir— kelfoͤrmigen Platz von 212 Fuß Durchmesser, auf das Pla— teau der Terrasse gelangen lassen. — Bei Annaͤherung des . wurde derselbe von der neben dem Bauplatze aufge— stellten Musik begruͤßt; alle Fenster der Haͤuser auf dem Wege dorthin, die Straßen, die Daͤcher und Zäune wimmel—⸗ ten von Menschen; den imposantesten Anblick aber gewaͤhr— ten die den Platz amphiteatralisch umgebenden Grañtfelsen, deren sonst nackte Abhaͤnge jetzt mit malerisch gruppirten Volkshaufen bedeckt waren. Rund um die geräumige Ver— tiefung, in deren Schooß der Grundstein gelegt werden sollte, war eine weite viereckige Plattform errichtet, von welcher westlich eine Treppe hinabfuͤhrte, und an deren drei Seiten die Prozession ihre bestimmten Plaͤtze einnahm, an der vier— ten der hochwuͤrdigste Bischof nebst zwei Assistenten vor einen r, D,. Tisch trat, auf dem eine große Prachtbibel lag. Nach Beendigung der religiösen Feier trug der Intendant der offentlichen Bauten in Finnland, Architekt Engel, ein silbernes Deckelgefaͤß, enthaltend ein Exemplar aller im ge— enwaärtigen Jahre in Rußland gepraͤgten Muͤnzen von Gold, ilber und Platina, zusammt der Kroͤnungs-Medaille, und der erste Conducteur des Intendant-Amtes Hammer und Mauerkelle aus Silber, nebst Moͤrtel, auf einer silbernen Schuͤssel, an die Stelle, wo der Grundstein gelegt werden sollte. . verrichteten die angesehensten Personen, welche an der Feierlichkeit Theil nahmen, und zu denen auch Finn— lands ehemaliger General⸗Gouverneur, der allgemein verehrte Graf Steinheil, gehoͤrte, nach Niederlegung des erwahnten Deckelgefäßes in den Grundstein, die Vermauerung desselben, während das Musik Corps das Volkslied ‚„Segne den Kaiser, Gott!“ ertoͤnen ließ. Eine in den Grundstein niedergelegte runde Silberscheibe enthält folgende Inschrift: „Im Jahre 1830 nach Jesu Christi gnadenreicher Geburt, dem fuͤnften der Regierung des Kaisers Nikolas des Ersten, wurde, am 3. Juni, der erste Grundstein zu dieser evangelisch lutherischen Kirche gelegt und selbige die Nikolai-Kirche genannt.“
Der stellvertretende Befehlshaber des ien Infanterie— Regiments der Polnischen Armee, Hberst Boguslaffsky, ist zum Adjutanten Sr. Kaiserl. Majestaͤt ernannt worden.
Einem Kaiserl. Befehl zufolge, hat der General-Major der Polnischen Armee, Graf Schembeck, sich kuͤnftig zur Suite Sr. Kaiserl. Majestaͤt zu zahlen.
Mehrere Kaufleute erster Klasse in Odessa und Charkoff haben den Titel von Kommerzienräthen erhalten.
Odessa, 7. Juli. Nach Berichten aus Perecop haben fich dort noch einige Ueberreste von Heuschrecken gezeigt; gluͤcklicherweise aber ist ihre Anzahl so gering, daß man diese gefaͤhrlichen Insekten, die seit den letzten 7 oder 8 Jah⸗ ren so große Verwustungen anrichteten, bald ganzlich aus— zurotten hofft; in anderen Theilen von Neu-Rußland hat man 6 ubrigens nicht bemerkt.
Aus Giurgewo an der Muͤndung der Donau ist folgen⸗ des Schreiben eingelaufen: „Wir fuͤhlen hier den wohlthaͤtigen Einfluß einer aufgeklaͤrten Verwaltung. Unsere Stadt fangt an, sich in eine Europaͤische zu verwandeln. Die frühere große Moschee ist jetzt eine Griechische dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche, und die Bau⸗-Kommission, der vom bevoll⸗ maͤchtigten Praͤsidenten der Divane der Moldau und Walla— chei, General Kisseleff, betrachtliche Geldsummen zugefertigt
Haͤuser, und vorzuͤg wohnern wesentlich nöͤthigen Hafens.
Erzengel Michael gewidmete Griechische Kirche geworden.“
Russische. ben ihrer Anzuͤge.
war. Es waren 2 Preise ausgesetzt; der erste bestand aus
6 Werst in 8 Minuten zuruͤck, und der Gewinner des zwei⸗
nuten und 4 Sekunden.
Polen.
Warschau, 18. Juli. Zwischen den Koͤnigreichen Po⸗ len und Frankreich ist durch den Kaiserl. Russischen Vice⸗ Kanzler, Grafen Nesselrode, und den Koͤnigl. Franzoͤstschen BVotschafter am Kaiserl. Russischen Hofe ein Vertrag wegen d gn. Aufhebung der Abschoß, Abgabe abgeschlo ffn worden.
Die hiesige Koͤnigl. Alexander-Universitaͤt heging am 15tes d. M. ihre gewoͤhnliche jährliche Sitzung zum Andenken der im Laufe dieses Jahres verstorbenen Polnischen Gelehrten. Nach , . bei dieser Gelegenheit von den Profefsoren Bandtke und Janikowski gehaltenen Reden, erfolgte die Ver— theilung von 4 goldenen Medaillen an folche Akademiker, welche die besten Dissertationen uͤber aufgegebene Themata geschrieben haben.
Der Kaiserl. Russische Feldmarschall Graf Diebitsch⸗Sa—⸗ balkanski ist den 15ten d. M. aus Schlesien wieder hier an— gekommen und im Koͤnigl. Schlosse abgestiegen. Er will hier mehrere Tage verweilen.
Nach Inhalt einer Bekanntmachung der hiesigen Depu⸗ tation fuͤr das Berg- und Huͤttenwesen, ist der Preis eines e, . weißen Bleches von 38 Fl. auf 32 Fl. herabgesetzt worden. = Um dem Wucherwesen der hiesigen Pfandleiher zu steuern, will ein hiesiges angesehenes Handlungshaus offentlichen Be⸗ amten zum dritten Theile ihrer Gehalte Gelder zu 6 pCt.
leihen.
Die Mittelpreise des Roggens sind jetzt hier 11 Fl., des Weizens 28 Fl., der Gerste 95 Fl. und des Hafers 97 Fl. Cours der Pfandbriefe 975.
Frankreich.
Paris, 15. Juli. Gestern Vormittag wurde in Saint Cloud ein Minister-⸗Rath gehalten, bei welchem Se. Maj. der Koͤnig den Vorsitz fuͤhrten. ö.
Se. Majestaͤt werden nächstens eine große Musterung uͤber die Garde- und Linien-Regimenter der hiesigen Garni⸗ son abhalten. Hoͤchstdieselben sollen dies mehreren Generalen von Ihrer Umgebung mit den Worten angekuͤndigt haben: „Ich will sie (die Garnison) selbst dafuͤr troͤsten, daß sie an dem Feldzuge nicht hat Theil nehmen koͤnnen.“ Der Herzog von Blacas, welcher JJ. Siecilianischen Majestaͤten bis zur Graͤnze von Savoyen das Geleit gegeben hatte, ist auf der Ruͤckreise von dort am gten in Lyon ein— getroffen, wo er die Nachricht von der Einnahme von Algier erhielt und dieselbe sofort mittelst Estaffette der Dauphine nach Vichy meldete.
In den am 12ten d. M. zusammengetretenen Bezirks— Kollegien sind ferner folgende Deputirte gewaͤhlt worden: 5) Blois, . . . d. Er⸗D. Baron Pelet, K. d. Opp. Vend me, Hr. Crignon⸗Bonvallet, . Le Mans, . Hr. von Vauguyon
Mamers, . d. Ex⸗D. Hr Camille Perier, La Fleche, = ⸗ Hr. Bourdon bu Rocher, St. Calais, = Marg. von Dollon,
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*) Dig mit einem * bezeichneten Deputirten hatten
wurden, beschaͤftigt sich eisrigst mit Planen zur Anlegung
Adresse gestimmt.
neuer Straßen und 3 Aufbau einer Menge regelmaͤßiger
ich mit der Erbauung eines den Ein Alles, mit einem Wort, laͤßt erwarten, daß dieser dem Handel bisher fast un⸗ bekannte Platz, unter dem Schutze einer wohlthaͤtigen Regie⸗ rung, in Kurzem zu der Wichtigkeit gelangen wird zu der seine Lage ihn berechtigt. — Auch Brailow erhebt sich aus seiner Asche; die fruͤhere dortige Haupt⸗Moschee ist eine dem
Am 2ten des vorigen Monats haben die Bewohner von Ekaterinoslaff das ihnen ganz neue Schauspiel eines Pferde⸗ rennens gehabt, an welchem 10 Pferde Theil nahmen; von diesen waren 7 Ungarische, 1 von Englischer Race und 2 Die Reitknechte unterschieden sich durch die Far— Die Versammlung, den Adels-⸗Marschall an der Spitze, war sehr zahlreich; der Marschall und die ,. ,,,, 96 se einer mit rothem Tuch be⸗ eckten Tribuͤne, in deren f⸗
he ein Musik-Corps aufgestellt Brio n far g is, einer reichen silbernen Schale, 1560 Rubel an Werth, und der zweite aus einer Geldsumme von 600 Rubeln. Das Pferd Lein Ungarisches), das den ersten Preis gewann, legte
ten (von Englischer Race) durchlief dieselbe Streck in 8 Mi⸗
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Mäayenne, . d. Er⸗D. Hr. Presper Delaunay, K Oy p. ĩ
Ehartres,‚,—⸗—⸗ Hr. Busson, Nogent⸗ Hr. Firmin Didot,
Ie⸗Rotrou, , ,. Evreur, .. r. Dumeilet / dem er r. Legendre K . g * Dupont ( v. d. Eure), ys r. Bignon, — . ,, . 8. Er⸗Dep. Hr. Martin,
Rouen, .. Hr. Petou, Havr. D. Hr. Duvergier de Hauranne,
5 ⸗ Hr. Martin Lafsitte,
Die ppe, ... Hr. Berigny,,
Neu fchätel,/ Bar. Hely d Dissel,
. M. Graf von Gueheneuc,
Vitry⸗le⸗ ) Hr. Royer-Collard,
Frangais,
Rheims, Hr. Jobert Lucas, Orleans,. Vicomte von Cormenin, F i Hr. Alex. Perier,
Hr. Laisne de Villevsque, Hr. Cas. Périer,
Bar Pavée de Vendeuvre, Hr. Cunin⸗Gridaine, General Clauzel,
Bar. Thenard,
Hr. Roman,
Hr. Boissy d' Anglas,
Hr. Dartigaux, Srthes, ... Graf von Gestas, Avignon, .. Graf von Augier, Carpentras, Hr. Duplessis,
Beaupréau, d. Er⸗D. Hr. von Caequeray, Saumur, .. Hr. Ben. Dalessert, 3. Segre, ... Ma. d' Andignẽ de la Blanchetais, Loches, .. Hr. Girod,
Tours, .. . Hr. Caͤsar Bacot⸗Calmelet,
Von den 65 Deputirten der dritten Serie sind sonach bereits 57 bekannt. Hierunter befinden sich 50 Votanten der Adresse (mit Einschluß des Herrn Royer-Collard, von dem man au— nimmt, daß, wenn er nicht Praäͤsident gewesen ware, er fuͤr die Adresse gestimmt haben wuͤrde); ferner 2 neue Deputirte der Opposition und nur 5 ministerielle Deputirte. Im Gan— zen sind jetzt 377 Deputirte gewaͤhlt. Hiervon gehoren
der Opposition 238 und dem Ministerium 128 an; ungewisse Deputirte 11. . Die Oppositions-Partei zählt mithin schon jetzt 22 Stim— men mehr als die absolute Majoritaͤt.
Die Gazette de France enthalt Folgendes: „Die Wahlen in den Bezirks-Kollegien fallen alle in derselben Weise aus. Das Gesetz vom 5. Februar trägt seine Fruͤchte. Die liberale Partei siegt Die Departements-Kollegien ha— ben dagegen ein Nesultat geliefert, das erwogen zu werden verdient. Zwei Drittheile der Wahlen werden in diesen monarchisch und nur ein Drittheil wird demokratisch ausfal— len. Ein solches Verhaͤltniß mußte die ganze Kammer dar— bieten. Die großen Kollegien druͤcken die wahre Meinung Frankreichs aus; in ihnen beruht die Kraft des Koͤnigthums. 3. Koͤnig, die Pairs und die großen Wahl⸗Kollegien sind sonach einmuͤthig und haben nur einige vierzig bis funfzig Deputirte der hundert Tage zu Gegnern, die sich für die Repraͤ—
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Pithiviers, Troycs, .. 2 Au be, Mezi eres, . Vouzters, . Joigny,. 3 Auxerre, . Tonrnon, au,
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sentanten Frankreichs ausgeben.“ — Als Gegensatz . dieser 1
Behauptung liest man in dem Isurnal des 6bats Folgendes: „Was kann es unsern Gegnern fuͤr Nutzen brin—
gen, daß sie sich uber die wahre Lage Frankreichs absichtlich
täuschen? Durch die Ablaͤugnung der Existenz einer Thatsache wird man es doch , dahnn bringen, daß diese Thatsache nicht wirklich existire. Und eine solche unwiderleg— bare Thatsache, die von den Fortschritten des constitutionnellen Geistes in Frankreich auf das deutlichste zeugt, ist eben das Resultat der Wahlen in den großen Kollegten. Oder staͤnden etwa die reichen Grund- Eigenthuͤmer, deren Verstand und Unabhaͤngigkeit unsere Gegner selbst uns so oft angeruͤhmt haben, in demselben Maaße, wie die kleinen Waͤhler, unter Dem Einflusse eines sogenannten leitenden Ausschusses? Wuͤr— den auch sie durch die Presse irre geleitet? Von Jahr zu Jahr sagen sie sich in groͤßerer Anzahl von Euch los. Man berechne nur, wie viel Deputirte die großen Kollegien in den Jahren 1820, 1823 und 1827 der Oppositions- Partei gege⸗ ben haben, und wie viel sie ihr diesmal geben. Und glaubt man etwa, daß sich diesem Strome Einhalt thun lasse? Ge— wiß nicht; man darf vielmehr mit ziemlicher Gewißheit behaupten, daß, wenn heutiges Tages auch die großen Kollegien allein
Frankreichs Deputirte zu wahlen hatten, sie nichts desto we—
niger dem Lande eine constitutionnelle Majoritaäͤt geben wuͤr⸗ den. Denn woher schreibt fich die Gunst, deren das Mini—⸗
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sterium noch in den großen Kollegien genießt? Von der Ri— valitaͤt, die zwischen diesen und den kleinen Kollegien obwal⸗ tet. Die Wahlschlacht ist fast immer schon entschleden, wenn das Wahlgeschaͤft in den großen Kollegien erst beginnt. Die Constitutionnellen treten daher hier mit weniger Eifer und Beharrlichkeit auf; die Unentschlossenen und die Kaltsinnigen lassen sich leichter, als in den Bezirks⸗-Kollegien, gewinnen, da sie bereits die Gewißheit haben, daß sie durch ihre Gefaͤlligkeit die Sache der Nation nicht kompromittiren. Wie viele Leute giebt es nicht, die sich von dem Gedanken verfuͤhren lassen, daß, beim Lichte betrachtet, die Constitutionnellen schon stark genug waͤren, und daß es nicht uͤbel seyn moͤchte, ihnen ein Gegengewicht zu geben. Tausend andere an sich uner— hebliche Gruͤnde, die man nicht gern eingesteht, bewirken eine Art von Trennung zwischen den großen und den kleinen Kolle— gien. Lastete dagegen die Verantwortlichkeit des Wahlge⸗ schaͤfts allein auf den ersteren, so wuͤrden wir größtentheils nur eonstitutionnelle Wahlen aus ihnen hervorgehen sehen. Auf solche Weise schwindet allmaͤlig jede Hoffnung der con tre- revolutionnairen Partei. Was ist unter diesen Umstän⸗ den zu thun? Der redliche Mann wuͤrde seinen Irr— thum oder mindestens seine Ohnmacht einsehen und sich zuruͤckziehen. Nicht also die Partei der Absolutisten; diese haͤlt sich noch nicht fuͤr überwunden und sinnt jetzt auf ein neues Wahlsystem. Daß man ein solches nicht von der Kammer verlangen koͤnne, leuchtet ein; denn wie wuͤrde sich das Ministerium wohl ausnehmen, wenn es den Deputirten ein neues Wahlgesetz mit den Worten vorlegen wollte: „ „M. H.! Die Wahlmaͤnner, von denen Sie aufs Neue gewählt worden sind, haben sich eines großen Verbrechens schuldig gemacht. Wenn das Ministerium im Namen des Koͤnigs die Kammer aufloͤst, so durfen die Waͤhler, wenn sie sich nicht der Felonie schuldig machen wollen, sie nicht aufs Neue waͤh— len. Denn uns, und nicht den Wählern, ziemt es, uͤber das Verdienst der Deputirten zu urtheilen. Zwar appelliren wir an ihr Tribunal, jedoch unter der ausdruͤcklichen Bedingung, daß sie uns den Prozeß gewinnen lassen.““ Dies waͤre zu laͤ— cherlich. Eine Bemerkung moͤchte indessen hier an ihrer Stelle seyn. Wenn eine Partei Gesetze giebt und wieder zuruͤck⸗ nimmt, wenn sie sich von einem Systeme in das andere fluͤchtet, wenn ihr Wille morgen anders als heute ist, so kann man gewiß seyn, daß sie gegen die Natur der Dinge selbst, gegen den Geist und die Beduͤrfnisse ihres Jahrhunderts ankaͤmpft. Eine nationale Partei bedarf so vieler Mittel und Wege gar nicht; sie siegt zuletzt durch die Hindernisse selbst, die man ihr entgegenstellt. Die Gesetze, die man zu ihrer Un— terdruͤckung ersinnt, schlagen zu ihrem eigenen Vortheile aus, und man ist zuletzt ganz erstaunt, sie nach tausend scheinba— ren Niederlagen staͤrker und maͤchtiger als je zu finden, waͤh⸗ rend der anti, nationalen Partei kein einziger Ausweg uͤbrig bleibt, wodurch sie weder zu Kraͤften kommen koͤnnte. Sie muß sterben; dies ist das Gesetz der Nothwendigkeit.“ In den auf dem linken Ufer der Seine gelegenen beiden Bezirks-Wahl Kollegien, dem Hten und Tten, haben die bei— den ministerieilen Kandidaten, Cochin und Hutteau d' Origny, den dritten und vierten Theil der Stimmen fuͤr sich gehabt, während in den sechs Kollegien auf dem rechten Seine-Ufer nur ein Neuntheil der Stimmen auf die Kandidaten des Ministeriums siel. . Die hier in Englischer Sprache erscheinende Zeitung Galignanis Messenger sindet sich veranlaßt, den Ge— ruͤchten von Mißhelligkeiten, die zwischen der diesseitigen und der Englischen Regierung, wegen der Besitznahme von Al— gier, entstanden seyn sollen,) auf das bestimmteste zu wider⸗ sprechen. „Von einem Journale“,“ “*) sagt das genannte Blatt, „und nach ihm von mehreren anderen, ist sogar er⸗ zaͤhlt worden, daß Lor Stuart de Rothesah dem Fuͤrsten von Polignac eine Note uͤbergeben habe, worin er sich Auf— schluͤffe uͤbee jenen Gegenstand erbitte. Dem aber konnen wir ganz zuverlässig widersprech en. Zwischen der Englischen und der Franzoͤsischen Regierung herrscht Aber diese, wie uber alle andern Fragen der Europaͤischen Politik, die groͤßte Uebereinstimmung. Lord Stuart hat keine Note der Art uͤbergeben, und Alles, was das Franzssische Ministe⸗ rium gethan, um den Sturz jenes barbarischen Raubstaates , n, dessen Existenz lange schon eine Schmach fu das ganze civilisirte Europa ist, hat die ausdruͤckliche und auf— richtige Billigung der Britischen Regierung erhalten. Wir sind ferner ermaͤchtigt, dem von verschiedenen Zeitungen ver breiteten Geruͤchte, daß irgendwo ein Kongreß uͤber die be— treffende Frage gehalten werden wuͤrde, bestimmt und autori—
) Siehe das gestrige Blatt der Staats⸗Zeitung. Dem Constitutionnel. ;