1830 / 208 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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wir zweifeln nicht, daß sie die Bewohner Algiers mit gerin, gerem Aufwand von Arbeit und Geld, als ein anderes Volk darauf verwenden muͤßte, civilisiren koͤnnten. Wir fuͤrchten inzwischen, daß sie vor dem Unternehmen zuruͤckschrecken wer⸗ den. Andere Nationen, weit davon entfernt, Frankreich an der Kolonisirung des Landes zu hindern, sollten es viel— mehr darin 2 denn jede Nation gewinnt, je mehr die Civilisation sich ausbreitet.“

Der Courier macht zu vorstehendem Artikel folgende Bemerkungen: Die Morning⸗Chroniele verfährt sehr weise, wenn sie der Nothwendigkeit einer Besetzthaltung Algiers durch die Franzosen einen philanthropischen Grund unter⸗ schiebt; denn jeder andere Grund fallt von selbst weg, indem die vorgeblichen Zwecke der Franzoͤsischen Regierung bei der Bekriegung Algiers: Genugthunng ihrer gekraͤnkten Ehre

und die Vernichtung der Algierschen Seeraäuberei, zum Theil durch den glaͤnzenden Erfolg der Expedition schon erreicht sind und zum Theil sehr bald erreicht werden koͤnnen, indem man die Huͤlfsmittel zerstoͤrt, vermittelst deren die Seeräube⸗

rei bisher gefuͤhrt worden. Wenn die Chroniele jedoch sagt, daß keine Nation, so sehrx als die Franzoͤsische, die Macht besitze, Ordnung unter Barbaren zu bringen, so meint sie damit wahrscheinlich, es koͤnne kein anderes Volk bessere Tanzmeister, Haarkraͤusler und Stutzer nach Afrika sen— den, und daß deshalb auch die Franzosen am geschicktesten dazu sind? den Gebirgs-Araber in einen Monsieur Calicot aus der Vorstadt St. Germain und den ernsten aus einer

feife schmauchenden Türken in einen Cigarren rauchenden Elegant des Palais-Royal zu verwandeln. Wird jedoch die Civilisations,Wuth auf diele Weise beguͤnstigt, wer will bann bestimmen, bis zu welchem Punkte man sie treiben wird? Einer andern Art Franzoͤsischer Philantropisten faͤllt es vielleicht ein, Neu-Seeland oder einige Veolks-Staͤmme des innern Afrika bekriegen zu wollen, blos weil es der Civilisation angemessen ist, einem Menschen nicht zu gestatten, sich seine Nase, um ein Stuͤck Holz daran zu haͤngen, zu durchloͤchern oder seine Backen zu täͤttowiren, mit der höchst uncivilisirten Idee, daß er seine persoͤnliche Schoͤnheit dadurch erhoͤhe. Bald entthront man wohl auch den Sultan, weil er keine Stuͤhle und keine Gabeln bei seinem Volke einfuͤhren will, oder man jagt den großen Sohn der Sonne in China aus seinem Lande, weil

er dem breit abgestumpften Stiefel eines Pariser Stutzers vor der uncivilisirten Spitze eines Mandarinen-Schuh nicht den

Vorzug geben will. Wir sind freilich nicht besorgt, daß die Franzosen, ungeachtet aller an sie ergehenden Aufforderungen, ihre Civilisations⸗Sucht in unsern Tagen so weit treiben werden;

es giebt indessen wirklich keine Ungerechtigkeit oder nur ir⸗

gend moͤgliche Ungereimtheit, die nicht durch die Feststellung eines solchen Grundsatzes wuͤrde sanetionnirt werden koͤnnen. Die größte Civilisation, die den Tuͤrken beizubringen waͤre, wuͤrde durch tuͤchtige Pruͤgel zu bewirken seyn. Die Franzo— sen haben ihre Rolle in Algier vortrefflich gespielt und wur— den nun wohl daran thun, die Tuͤrken ruhig bei ihrer Pseife

und bet der freilich nicht sehr angenehmen Reflexion zu las⸗

sen, daß sie den „Christen⸗Hunden“ doch nicht so uͤberlegen seyen, als sie sich immer einblldeten. Die Schlaͤge, die sie jetzt bekommen haben, werden sie schon ein wenig civilisiren, und sollten sie der Civilisation noch mehr beduͤrfen, so wuͤrde die Franzoͤsische oder auch jede andere Nation den Unterricht mit Leichtigkeit wiederholen koͤnnen.“

Herr Huskisson ist, seitdem er der Bestattung des ver—

ewigten Monarchen beigewohnt, von einem Unwohlseyn be⸗

fallen, und glaubt man nicht, daß er seine Freunde in Liver—

pool zu der Zeit, da er es sich vorgenommen, wird besuchen

konnen.

Am vorigen Sonntage kam Herr O Connell nach Ennis,

dem Hauptorte der Grafschaft Clare in Irland, und gab dadurch zu einigen Unruhen Anlaß, die sehr uͤbel haͤtten ab— laufen koͤnnen. Herr O Gorman Mahon naͤmlich, eben falls ein Wahl-Kandidat fuͤr das naͤchste Parlament und beim ge⸗ meinen Volke von Clare sehr beliebt, schloß sich dem Zuge an, der Herrn O Connell bewillkommnete. Als dieser eben das Volk von einer Erhoöͤhung anredete, wollte sich Herr Mahon ihm naͤhern, wurbe aber von den Anhängern O' Eon, nells in uͤbel angebrachtem Eifer znruͤckgehalten, was die Freunde des Ersteren in Harnisch brachte und eine blutige Schlaͤgerei zur Folge hatte, die jedoch gluͤcklicherweise keinen Verlust eines Menschenlebens herbeiführte. Inzwischen sind nun fernere Reibungen und Aufreizungen unter den Anhaͤn— gern der beiden Maͤnner, die keine Gelegenheit hatten, sich wieder einander zu nähern, unmaßgeblich zu erwarten. Die neue von der Waterloo⸗Biuͤcke nach Bedford⸗Square fuͤhrende Straße wird in Kurzem eroͤffnet werden. Die

Regierung giebt dem Marquis von Exeter 25, 000 Pfd. fuͤr

seinen Antheil an den Grund und Boden, den die Brücke einnehmen wird. Der Herzog von Bedford tragt zu diesem Unternehmen 4,000 Pfd. bei, obgleich seine Einkuͤnfte dadurch nicht vermehrt werden. Die Waterioo-BruͤckenGesellschaft wird 5,00 Pfd. unterzeichnen, und die Krimer⸗Innung hat

es uͤber sich genommen, die neue Straße eine bedeutende

Strecke jenseits Bedford⸗Sauare weiter zu ziehen. Neulich bezahlte ein bekannter Bücher- Liebhaber, Na—

mens Hurd, eine große Sammlung von Komoͤdien, Zetteln

mit mehr als 100 Pfd.

Aus La Guahra sind Nachrichten bis zum 8. Juni eingelaufen. Sir Nobert Porter, der Britische Konsul fuͤr Caraccas, war dort den Tag zuvor angekommen. In letz⸗ terem Orte war Alles ruhig. Der Kongreß in Venezuela war in Valencia mit Abfassung der neuen Verfassung der Republik sehr eifrig beschaͤftigt. Den General Paez hatte der Kongreß ad interim zum ersten Staats-Beamten, und zu Staats-Ministern die Herren Castillo (fuͤr das Innere), Casaboao (fuͤr den Krieg), Lacuna (fuͤr die Finanzen), cer— nannt. Die Abreise Bolivar's von Bogota war in Carac—⸗ cas bekannt. . .

Der Courier giebt die neue Verfassung Columbiens aus Nord⸗-Amerikanischen Blaͤttern, mit dem Bemerken, daß diese sie als fast eben so liberal und republikanisch schildern, wie die Verfassung der Vereinigten Staaten. „Republika nisch“, sagt der Courier, „ist sie gewiß; wie man sie aber liberal nennen kann, begreifen wir nicht. In einem Artikel der Verfassung heißt es namentlich, daß die katholische Reli— gion zur Staats⸗-Religion erklart sey und keine andere Form von Gottes-Verehrung geduldet werden solle. Wir uͤberlassen es dem richtigen Gefühl und der gesunden Vernunft des gro⸗ ßen Publikums, zu bestimmen, ob ein Gesetz wie dieses nicht unvertraͤglich mit den Anspruͤchen sey, welche die Columbier auf Freiheit machen, und ob das Mutterland, das nie— mals mehr gegen Religions-Freiheit that, als jetzt das repu⸗ blikanische Columbien, in der gegenwartigen Zeit und nach den Erfahrungen, die es hinsichtlich der nachtheiligen Folgen

der Intoleranz gemacht hat, ihren Kolonisten so schwere

Geistesfesseln anlegen wuͤrde, als diese freigebornen Co⸗ lum bier.“ ̃

O e st erreich.

Wien, 22. Juli. Der Haus-, Hof- und Staatskanz⸗ ler Sr. Kaiserl. Köoͤnigl. Majestaͤt, Fuͤrst von Metternich,

ist heute Vormittags uͤber Prag, Teplitz und Karlsbad nach. Koöͤnigswart abgereist, von wo Sich Se. Durchlaucht nach Plaß begeben und in den ersten Tagen des Septembers wie der hier eintreffen werden.

Italien.

Ancena, 9. Juli. (Aus der Allgemeinen Zei— tung) Die Kommissarien, welche sowohl Russischer⸗ als Eng⸗— lischerseits mit der Abgränzung des Griechischen Festlandes: in Gemaͤtheit der Traktate beauftragt wurden, sind hier an= gekommen und werden sich, wie man vernimmt, ungesaͤumt

der Ausfuͤhrung des ihnen uͤbertragenen Geschaͤfts unterzie⸗

hen. Seit einigen Stunden verbreitet sich das Geruͤcht, es seien mehrere Bataillone Englischer Truppen auf den Joni⸗ schen Inseln eingeschifst worden, um nach Malta gebracht zu werden. Man will bei dieser Maaßregel einen großen politischen Zweck der Englischen Regierung erblicken; die mei⸗ sten hier anwesenden Englaͤnder sagen jedoch, daß dieser Trup⸗ pen⸗Versetzung nichts Ungewoͤhnliches zum Grunde liege, und. daß sie nur diejenigen betreffen werde, welche etwa uͤber dem festgesetzten Etat sich auf den Jonischen Inseln befinden koͤnnten, oder daß sie unverzuͤglich durch andre ersetzt werder wurden, da solcher Truppenwechsel in den auswaͤrtigen Eng⸗ lischen Besitzungen sehr oft statthabe. In Calabrien sollem sich neuerdings zahlreiche Raͤuberbanden zeigen und die gröb⸗— sten Exzesse veruͤben.

Turkei.

Die Agramer Zeitung meldet von der Bosnischen Graͤnze Folgendes: „Nicht nur in Albanien, sondern auch in Bosnien, und zwar in dem Paschalik und Capitainat Zwor⸗ nik, *) sollen Unruhen ausgebrochen seyn. Die beiden Bruͤder Mahmud-⸗Pascha und Ali⸗Pascha machen sich wechselseitig den Besitz der Oberherrschaft streitig; jede Partei hat ihre An⸗ haͤnger, welche sich bekriegen und das Land verheeren. Ali—

D Zwornik oder Isvornik, Hauptstadt und starke Festung an der Bosna. .

Beilage

) 1591 Beilage zur Allgemeinen Preußischen

Staats⸗Zeitung H 2083.

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Pascha wurde von seinem Bruder mit Huͤlfe des Gradache—⸗ czer Capitains aus der Festung vertrieben und gefangen nach

radachacz * zum Capitain Hussein⸗Beg abgeführt, der ihm jedoch das Leben ließ (obwohl er darauf, als eines Kriegsge— fangenen, das Recht hatte), ihn uͤbrigens, nach Abnahme al— ler seiner Waffen, Kleider, Praͤziosen und des Geldes, stan⸗ desmaͤßig behandelte, demselben ein anstaͤndiges Gefaͤngniß im obern Stockwerke gab und ihn auch mit der erforderlichen Dienerschaft versah. Der Zworniker Distrikt hofft, daß nun der Gradachaczer Capitain diese Streitigkeiten schlichten und beilegen werde, welches der Wesir von Bosnien nach frucht— losen mehrmaligen Versuchen zu bewerkstelligen außer Stande

war. Die drei Bosnischen Capitains von Gradachach,

Dobey *) und Dervent f) sind von Seiten des Wesirs in die Festung Vranduk Ff) eitirt worden, um dort den Inhalt eines Großherrlichen sie betreffenden Fermans zu verneh— men; sie weigern sich jedoch, zu erscheinen, weil sie Unheil wittern.“

Columbien.

Nachrichten aus Carthagena zufolge (in Englischen Blaͤttern), aͤußert sich Bolivar in einem Privatschreiben an einen dasigen Freund folgendermaßen: „Ich habe mein Ver— moͤgen und meine Gesundheit geopfert, um meinem Vater— lande Freiheit und Gluͤck zu verschaffen. Ich habe gethan, was ich nur vermochte, und dennoch mißlang es mir, seine Zufriedenheit und sein Gluͤck zu befoͤrderu. Jetzt uͤberlasse ich Alles der Weisheit des Kongresses, in der Hoffnung, er werde das vollfuͤhren, was einem Individuum fehlgeschlagen. Ich flehe . zum Himmel, daß der Buͤrgerkrieg, wel— cher die Geschichte der meisten Suͤdamerikanischen Staaten befleckt hat, in Columbien nicht wuͤthen moͤge. Faͤnde der Kongreß es unumgaͤnglich nothwendig und wuͤnschte es das Volk, eine Monarchie zu errichten, um diesem Uebel zu steuern, wohl, so will ich mich nicht dagegen auflehnen. Aber geden— ken Sie meines Wortes; nie wird eine Krone Bolivar's Haupt beruͤhren. Ich wuͤnsche Ruhe, und sicherlich soll keinc

andlung meines Lebens jemals meine Geschichte entehren, auf die ich mit so vieler Freude zuruͤckschaue. Die Nachwelt

wird mir Gerechtigkeit erweisen, und all mein Gluͤck beruht

auf dieser Ueberzeugung. Meine besten Bestrebungen sind den schnoͤdesten den Vereinigten Staaten, wo ich Gerechtigkeit erwartete, hat man mich verlaͤumdet. Was habe ich gethan, um dieses zu verdienen? In Reichthum und zu allen Genuͤssen geboren, besitze ich jetzt nichts, als eine , Gesundheit! . .. Konnten meine Feinde mehr gewuͤnscht haben, und muß ich

nun so verlassen dastehen? Mir allein standen alle Huͤlfs—

quellen Columbiens und seine siegreichen Heere zu Gebote, und das Bewußtseyn, ihm kein Unrecht gethan zu haben, ist mein hoͤchster Trost.“ .

Der neue Praͤsident Mosquera ist ein sehr achtbarer Mann und besitzt vielen persoͤnlichen Einfluß. Er wird erst aus Po—

payan erwartet und kann vor dem 10. Juni nicht in Bogota

eintreffen. Es fragt sich indessen, ob er Kraft genug besitzt, die aufgeregten Leidenschaften des Volkes im Zügel zu hal— ten. Man fuͤrchtet die Losreißung saͤmmtlicher fuͤdlichen Pro—

vinzen. Auch in Venezuela herrscht große Gaͤhrung, und das Wel ercin seine uͤbereilte Trennung von der Union. Ma—

racaibo wuͤnscht sich wieder mit Neu⸗Granada zu vereinigen.

Selbst Paez ist der Demagogen-Herrschaft uͤberdruͤssig und

will sich ins Privatleben zuruͤckziehen. 6 Kongreß hat am 11. Mai seine Sitzungen geschlos⸗ sen und die Constitution sanctionnirt. In derselben ist unter Anderm bestimmt, daß die vollziehende Gewalt unter keinen Umständen die zur Tilgung der Staats schuld bestimmten Einkuͤnfte zu andern Zwecken verwenden darf. Die neue Con—⸗ stitution soll den Provinzen von Venezuela zur Annahme vorgelegt werden. Sollten dieselben Aenderungen , . so ist der Praͤsident zur Zusammenberufung eines neuen Kon—

gresses ermaͤchtigt. Sollten sie auf der Trennung bestehen,

) Marktflecken in Bosnien. *) Marktflecken am linken ufer der Bosna und an der Muͤndung der Usera; mit einem Schlosse. 9a arktflecken an der Okrina in Bosnien, mit einer Ci⸗ tadelle. ;

T*) Vranduk (Brandul) in Bosnien, am linken Ufer der mittleren Bozna, on dieser fast ganz umschlossen, hat an der Landseite ein sehr festes Schloß, welches alle Zugänge von diefer Seite vertheidiat, und 2000 Einwohner.

eweggruͤnden zugeschrieben worden, und in

so wuͤrde der neue Kongreß sich mit der Art und Weise be— schaͤftigen, wie der uͤbrige Theil der Republik, welcher den Namen Columbten beibehalten soll, am dauerhaftesten organi⸗ sirt werden koͤnnte. Man schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß zwischen den östlichen, suͤdlichen und westlichen Staaten eine Confoͤderation stattfinden werde.

Zn lan d.

Berlin, 28. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen (Sohn Sr. Masestäͤt des Königs) ist nebst Seiner Durchlauchtigen Gemahlin und Gefolge am 2Isten d. Nachmittags mit dem Dampfschiff „Concordia“ in Koln eingetroffen. Hoͤchstdieselben stiegen in dem Gasthofe zum Großen Rheinberge ab und wollten Tages darauf Ihre Reise nach Bruͤssel fortsetzen.

Aus Muͤnster vom 24sten d. M. wird gemelder: Der seit laͤngerer Zeit in hiesiger Gegend geaͤußerte Wunsch, den ruhmgekroͤnten Kaiserl. Russischen Feldherrn und Adju— tanten des Kaisers, Baron von Geismar, in seinem Vater— lande wiederzusehen, ist endlich in Erfuͤllung gegangen. Aus Ahlen, seiner Vaterstadt, wird daruͤber Nachstehendes mitge⸗ theilt: „Am 13ten d. M. traf der Herr Baron von Geis— mar mit seiner Familie auf dem nahe gelegenen dessen Schwa⸗ ger, Freiherrn von Kalkstein, gehoͤrigen Gute Seweringhausen ein. Am folgenden Morgen kam Se. Excellenz in aller Fruͤhe zur Stadt, um seiner im muͤtterlichen Hause lebenden Schwe⸗ ster einen Besuch abzustatten. Demmaͤchst begab sich der Hr. Baron zum Gottesacker, wo er, am Grabe seiner vor 2 Monaten verstorbenen Mutter niederknieend, einige Zeit betete und in Erinnerung an die Hingeschiedene zubrachte. Doppelt hart war das Nichtwiederfinden der Mutter fuͤr ihn, da er sie in 16 Jahren nicht gesehen hatte und ein Hauptzweck seiner Reise nach Deutschland ihrem Sesuche galt. Nachdem Se. Exeellenz wieder nach Seweringhausen zuruͤckgekehrt waren, begab sich der Vorstand der Stadt Ah— len dahin und lud den Herrn Baron mit seiner Familie im Namen der ganzen Buͤrgerschaft zu einem Diner ein, welche Einladung mit sichtbarem Vergnuͤgen angenommen wurde. Waͤhrend dessen war in der Stadt Alles zum wuͤrdigen Em⸗ Efange des gefeierten Landsmanns in Bereitschaft gesetzt. Der Weg vom Thore bis zum Marktplatze war in einen grünen Laub- gang verwandelt, und an mehreren Stellen waren Ehrenbogen errichtet worden. Die Deputation der Buͤrgerschaft fuhr in Begleitung einer Anzahl Buͤrger zu Pferde hinaus, um den hohen Gast einzuholen. Am Thore angelangt, wurde der Zug unter dem Donner des vorhandenen Geschuͤtzes von der

in Reihen aufgestellten Schuljugend mit lautem Hurrah⸗Ruf

empfangen, worein die saͤmmtliche herbeigestroͤmte Bürger— schaft, die zwei lange Reihen bildete, freudig einstimmte. Unter beständigem Freudengeschrei gelangte der Zug zum Marktplatze, wo der Buͤrgermeister und die Orts⸗Geistlich⸗ keit, in Begleitung der daselbst versammelten Buͤrgerschaft, dem gefeierten Helden entgegentraten und, indem von einer großen Anzahl weiß gekleideter Madchen auf den Weg Blu⸗ men gestreut wurden, ihn unter einen großen hier errichteten Ehrenbogen fuhrten. Daselbst angelangt, wurde von vier festlich geschmuͤckten Maͤdchen demselben ein auf weißen At— tas gedrucktes Gedicht, auf einem roth sammetnen Kissen liegend, uͤberreicht und dieses ihm zun c, von den Kleinen vordeklamirt. Hierauf uͤberreichten der Buͤrgermeister und die beiden Ortspfarrer Sr. Excellenz im Namen der Bur⸗ gerschaft, als Erinnerung an diesen festlichen Tag, einen sil⸗ bernen Becher, worauf auf der einen Seite das Wappen der Familie von Geismar und auf der anderen jenes der Stadt eingegraben war. Die Beweise der Achtung, die ihm seine fruͤheren Mitbürger zollten, wurden von dem Gefeierten mit der sichtbarsten Rührung angenommen und dafuͤr der herzlichste Dank ausgesprochen; dagegen hat das freundliche herablassende Benehmen desselben. gegen Je⸗ dermann ihm die Herzen aller Bewohner der Stadt gewon— nen. Das Diner, wobei ein allgemeiner Frohsinn herrschte, wurde demnaͤchst im Hause des Herrn Klostermann jun. ein⸗ genommen und der verehrte Landsmann am Abend von ei— ner großen Anzahl Burger zu Pferde nach Seweringhausen zuruͤckbegleitet. Am Tage nach den in Ahlen stattgehab⸗ ten Festlichkeiten begab sich der Herr General nach Hamm, wo derselbe bei Gelegenheit des Schuͤtzenfestes von der Schuͤtzengesellschaft auf die freudigste und ehrendste Weise bewillkommt wurde und die veranstalteten Festlichkeiten durch

mseine Theilnahme verherrlichte. Dem Vernehmen nach, ist