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— — London, 23. Juli. Das Parlament, welches Alles zu Ende gebracht, was es, seiner so viel bestrittenen Adresse nach, zu vollenden sich vorgenommen hatte, ist heute vom Koͤnige in Hoͤchsteigener Person prorogirt worden. Freilich sind die in der Eile zu Stande gebrachten Gesetze hinsichtlich der Faͤlschungen und , so unbefriedi⸗ gend, daß sie in naͤchster Session aufs Neue vorgenommen werden muͤssen — da das Oberhaus manche Veränderungen in den Bills gemacht hat, und das Unterhaus keine Zeit mehr hatte, sich mit demselben daruͤber zu verständigen — aber zum wenigsten ist doch fuͤr den Augenblick gesorgt. Die Wahlen werden unverzuͤglich anfangen, und zwar, wie schon mehrmals angedeutet worden, aller Wahrscheinlichkeit nach, mit geringer Veraͤnderung in dem Personal und noch weniger in dem Zustand der Parteien, außer vielleicht hier und da zum Vor— theil der Regierung. Die Versammlung des Parlaments wird vermuthlich Anfangs November stattsinden, und hof— fentlich wird dasselbe diesmal zum Handeln und nicht, wie es in der eben beschlossenen Session der Fall war, zum bloßen
Reden zusammenkommen. Die Kroͤnung wird dann wohl
im Fruͤhjahre stattfinden. Diese, nebst der Wahl und den Cour, und Gala-Hoftagen, welche haͤufig statthaben werden, verheißen den Gewerben im Lande viele Thaͤtigkeit, so wie dem Fiskus einen ansehnlichen Zuwachs an Einkommen, der jedoch gewiß nicht so bedeutend seyn wird, als er es in besseren Zeiten gewesen seyn wuͤrde. — Der Koͤnig ist unge— mein thaͤtig, und, so wie man in den Zeitungen allenthalben seinen Namen sindet, so begegnet man ihm auch uͤberall auf den Straßen, und zwar mitunter zu Fuße, dessen man sich selbst von Georg III. nicht erinnert; seit dem Begraͤbniß sei— nes Vorgaͤngers hat der König keine Gelegenheit vorbeigehen lassen, sich mit seinen Unterthanen bekannt zu machen, bald durch Musterung der Truppen, bald durch die persönliche Annahme von Trost, und Gluͤckwuͤnschungs-Adressen, und vorgestern in einem Lever, bei welchem Sr. Majestät eine Menge Personen aus fast allen Staͤnden vorgestellt wurden. Solche Huld und Leutseligkeit macht Wilhelm IV. natuͤrlich sehr beliebt. Zu den entschiedeneren Handlungen, von denen man mit Vergnuͤgen vernommen hat, gehoͤrt die Wiederher⸗ stellung des Sir R. Wilson in seinen fruͤheren Rang und seine Wuͤrden. Der General verlor solche bekanntlich durch seine Ver⸗ wendung bei dem kommandirenden Offiziere am Begraͤbniß— tage der Koͤnigin Karoline, des Volkes zu schonen. Viel— leicht war bei der damaligen Volksstimmung Strenge von Seiten der Regierung nothwendig; aber da jene Nothwen— digkeit längst verschwunden war, so waͤre zu hoffen gewesen, daß man einem verdienten Offizier den Rang zurückgeben werde, den er mit seinem Blute erworben hatte; aber es blieb Wilhelm IV. vorbehalten, ihm sowohl, als dem ritter— lichen Sir Sidney Smith, Gerechtigkeit widerfahren zu las— sen. Die Köoͤnigin, welche Se. Majestaͤt fast allenthalben be⸗ gleitet, hat zwar noch keine Gelegenheit in ihre Herzens⸗ guͤte der Nation so hekannt zu machen, als solches schon laͤngst in der Umgebung ihres Schlosses in Bushy⸗Park der Fall ist; dennoch hat ihr schon ihr bloßes Ansehen und auch, was bis— her von ihren Tugenden lautbar geworden, Ehrfurcht und Hochachtung erworben. — Allen Nachrichten von Eolumbien zu⸗ folge, droht dem Lande die schrecklichste Anarchie. Zur Beseitigung jedes Hindernisses der Ruͤckkehr von Venezuela zum alten Verein, — welchen der Kongreß weislich beschlossen hat, nicht erzwingen zu wollen, — hat Bolivar abgedankt nnd sich angeschickt, das Land zu verlassen; aber die neue Regierung scheint nicht die erforderliche Kraft zu besitzen, ein so leckes Schiff zu regieren; Bolivar hat viele Anhaͤnger, und seine Zuruͤckberufung ist mehr als gewiß. Ob er dem Ruf gehor⸗ chen werde, ist eine andere Frage, und nach ihm ist keine hervorragende Persoͤnlichkeit vorhanden, welche kleinlichen Neid und Selbstsucht beschwichtigen konnte.
Niederlande.
— — Am ter dam, 24. Juli. Die Preise der Staats⸗ papiere haben im Laufe pieser Woche beinahe nicht gewech— selt; blos waren Suͤd-Amerikanische, in Folge der Nachrich—⸗ ten uͤher Bolivar, etwas niedriger, und Englisch- Spa— nische hatten, in Folge mehrerer Auftrage zum Einkaufen aus den füdlichen Provinzen, mehr Umsatz. Es heißt, daß die 2te Serie der 33zprocentigen Syndikat. Anlethe naͤchstens er⸗ oͤffnet werden wird, deren guͤnstiger Erfolg bei dem jetzigen Stande des Geldmarktes, indem auf Prolongation zu 37 und auf Leihung zu 3 pEt. gern abgelassen wird, kaum zuͤ bezweifeln ist. Gestern hatte Alles, wegen der niedrigeren Course von Paris, eine flaue Haltung. — Außer einigen fuͤr Englische Rechnung geschehenen Einkaͤufen von schoͤnem, schwe— ren Polnischen Weizen fie in der verwichenen Woche am
dung ausgedruͤckt.
Getreidemarkt wenig Erhebliches vor und der Umsatz be⸗ schränkte sich fast blos an Verbraucher zu folgenden Preisen: unter Schloß für 130pfuͤnd. weißbunten Polnischen Weizen 390 Fl., fuͤr 128pfuͤnd. bunten dito 366 Fl; in Verbrauch: fur 126pfuͤnd. bunten 360 Fl., fuͤr 125pfuͤnd. 345 Fl., für 120. 125pfuͤnd. rothbunten 3165. 334 Fl., fuͤr 1189fünd. ro—⸗ then Koͤnigsberger 285 Fl., fuͤr 126pfuͤnd. alten Rostocker 333 Fl., fuͤr T20pfuͤnd. Rigaer bei Partieen 240 Fl., fuͤr 119. 120pfünd. Preußischen Roggen 170. 172 Fl., für 163. 197pfuͤnd. Koͤnigsberger Gerste 110. 138 Fl., fuͤr 107pfuͤnd. Rostocker 138 n rm. In den Preisen der Kolonial⸗-Waaren ist noch immer keine guͤnstige Veränderung eingetreten; am besten erhalten sich die vom Kaffe; eine Ladung von 2300 Ballen und 49 Faͤsser Demerary⸗Kaffe fand, da die Vorraͤthe von Surinamschen und Berbice⸗Bohnen fast aufgeraͤumt sind, schnell Abnehmer, welche 5 à 63 Stuber und fuͤr den gebro⸗ chenen 33 — 5 Stuͤber anlegten.
Deut schlan d.
Darmstadt, 22. Juli. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Landstaͤnde wurde die Berathung uͤber das Ausgaben-Budget (mit Ausnahme des Militair-Etats, der Civil-Liste 2c.) fortgesetzt und beendigt.
In der heutigen Sitzung wurde unter Anderm ein An— trag des Abgeordneten von Dornberg auf Errichtung einer Central-Realschule vorgelegt und an den dritten Ausschuß verwiesen. — Hierauf berichtete der erste Ausschuß a) uͤber den Haupt-Voranschlag der Staats-Ausgaben fuͤr die Jahre 1830 — 332, namentlich den Bedarf fuͤr das Ministertum der auswärtigen Angelegenheiten, sodann fuͤr das Landgestuͤt; b) uͤber das Militair⸗Budget fuͤr 1830 — 32. — Endlich wurde uͤber den Gesetz⸗ Entwurf wegen Feststellung und Erhaltung der innern Graͤnzen und uͤber den Gesetz- Entwurf wegen Sicherung des Grund⸗Eigenthums und des Hypotheken- We— sens Berathung gepflogen.
Frankfurt a. M., 25. Juli. Die Ober-Post - Amts⸗ Zeitung meldet: „Vorige Nacht ist der bekannte Bernhard
Muͤller, genannt Proli, welcher vor 12 Jahren in Wurz
burg wegen religioͤser Sektirerei in Unterfuchung war und seit 8 bis 10 Jahren im benachbarten Offenbach lebte, nach einem hartaaͤckigen Widerstande gegen die Gendarmerie in Verhaft genommen worden.“
Schweiz. Bern, 21. Juli. In der am 1zten d. gehaltenen gten Sitzung der Tagsatzung waren zunaͤchst Territorial⸗Verhaͤlt⸗
nisse und militairische Graͤnzpunkte Gegenstand der Verhand- lung. Graubuͤndten sprach die Hoffnung aus, daß seine Ter⸗
ritorial⸗Schwierigkeiten mit Oesterreich, hinsichlich der Gränz⸗ linie am Spluͤgen, im Laufe dieses Jahres erledigt werden wuͤrden. Thurgau erklaͤrte die seinigen mit Baden wirklich beendigt. Hinsichtlich des Dappenthals, so wie der Reclama—
tionen des Collegium helveticum Borromaeum, wurden die
fruͤher dem Vorort ertheilten Vollmachten erneuert, in Be— treff des letztern fg die Hoffnung einer baldigen Entschei—
ꝛ uch die mit Ir in abzuschließende Uebereinkunft wegen der Ehe-Einsegnungen Schwelzerischer Angehöriger in dem benannten Lande ward neuerdings dem Vorort zu uͤbertragen beliebt; die Schweizerischen Geschaͤfts⸗ traͤger zu Wien und Paris und der General-Konsul zu Mai— land wurden bestaͤtigt. 8
Spanien.
Der Pariser Globe meldet in einem Privat⸗Schreiben aus Madrid vom 12. Juli, daß die Regierung ein neues Komplott gegen den Staat entdeckt zu haben glaube und deshalb an saͤmmtliche Behoͤrden des Landes ein Rundschrei— ben ergangen sey, in welchem es im Wesentlichen heiße: „Die Regierung habe auf verschiedenen Wegen erfahren, daß sich in London eine revolutionnaire Junta befinde, an deren
Spitze der General Torrijos stehe, der mit seinen Bekann—
ten in Frankreich unter der Firma Darcher u. Comp., nach Gibraltar aber unter dem Namen Thomas Wilson jun. Esg., korrespondire. Der Oberst Gurrea schreibe unter dem Na⸗ men Benon von London, und als Antonio Gabaja von Frank,
reich aus. Er sey bestimmt, den Aufstand an der Kuͤste von
Arragonien zu beginnen. Don Ignacio Lopez Pinto werde nach Paris gehen, um sich mit einem angesehenen Franzoͤsi— schen General uͤber die Mittel zur Sammlung von Streit⸗ kraͤften zu bereden; General Plasencia werde von Jersey nach London gehen, um seine Operationen mit der Junta zu verabreden. Diese habe in Marseille zu Agenten
Beilage
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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung H 210. x —
Obersten Miranda, Anglada, Pereira und einen Luhn des . Milans. In Gibraltar befinde sich bereits ein Agent der Junta mit dem Englaͤnder H... ., der 5009 Pfd. Sterling hergegeben habe; auch sey schon ein Schiff von 300 Tonüen Gehalt, mit Geschuͤtz beladen und von einem tapferen Capitain befehligt, gemiethet worden, so wie ein Dampfschiff, das den General Torrijos nach Algesiras brin— gen solle, dessen Garnison man zu bestechen versucht habe. Die Revolutionnaire haͤtten ein Manifest entworfen, das am Tage des Ausbruchs des Aufstandes bekannt gemacht werden solle, des Inhalts: ihr Zweck sey, die Nation zu befreien, einstweilen wolle man Provinzial-⸗Kommissionen, jede aus we⸗ nigstens sieben Mitgliedern bestehend, errichten, um den Ge— neral⸗en⸗Chef zu . die Behoͤrden ganz oder zum Theil neu zu bilden, die uflagen zu vertheilen . , n,, Am Schlusse des Rundschreibens der Spanischen Regierung (fährt der Globe fort) sey gesagt, daß sie alle noͤthigen Maaßregeln getroffen habe, um die Hoffnungen der Unruhe— stifter zu vernichten und jeden ihrer Schritte zu bewachen.
Türtei
Der Courrier de Smyrne enthaͤlt nachstehendes Schrei— ben aus Adrianopel vom 15. Juni: „Unsere in einer sroßen Ebene liegende Stadt wird von zwei Stroͤmen, der
ungia und Maritza, durchschnitten. Die letztere, der Haupt⸗ strom, trennt die Stadt von den oͤffentlichen Gaͤrten und von den bedeutendsten Dörfern der Umgegend, die taglich die alte Hauptstadt des Reiches mit Lebensmitteln versorgen. Die geringste Unterbrechung der Communication zwischen beiden Ufern versetzt daher sog ch die Stadt in Mangel. Dies geschieht sehr oft, namentlich im Winter, wenn das Wasser steigt und die Maritza, die einen Theil ihrer Bruͤcke vor sie— ben Jahren mit sich er n. Eis treibt. Diese Bruͤcke ist nicht wieder gebaut, sondern durch drei Faͤhren ersetzt wor⸗ den, auf denen man nur gegen ein ziemlich hohes Faͤhrgeld uͤbergesetzt wird, das zwar die Beamten bereichert, die Lasten der Einwohner aber noch erhoͤht. Diese Faͤhren sind uͤber— dies unbeguem und nicht dauerhaft construirt, so daß die Uebersetzenden oft in Gefahr kommen und viel Zeit verlieren. — Die Sorglosigkeit des Gouverneurs der Stadt hinsichtlich eines so wichtigen Gegenstandes ist um so weniger zu begrei⸗ fen, als er selbst schon oͤfter beim Absenden der Tartaren mit Firmans oder hoͤheren Befehlen nach dem suͤdlichen Theile seines Gouvernements, dessen Straßen saͤmmtlich nach diesem Strome fuͤhren, Verspaͤtungen erfahren hat. Oft sind meh⸗ rere hundert Wagen an beiden Ufern versammelt und muͤs— sen ganze Tage warten, bis die Reihe des Uebersetzens an sie kommt. Besonders groß ist die Unordnung zur Zeit der Seiden⸗ Aerndte. Die Maulbeerpflanzungen befinden sich fast alle auf der andern Seite des Flusses, und die Besitzer derselben muͤssen daher taͤglich die noͤthigen Blaͤtter fuͤr die Ernaͤhrung der Seidenwuͤrmer, von deren Zucht halb Adrianopel lebt, jenseits des Flusses holen. Die geringste Verspaͤtung in der Ankunft dieser Blaͤtter kann den Tod der Seidenwuͤrmer ver⸗ ursachen, wodurch eine Menge von Familien ins Elend ge— rathen wuͤrden. Um diese Zeit des Jahres erreicht das Ge— draͤnge bei den Faͤhren den hoͤchsten Grad; die mit Maul— beerblaͤttern beladenen Wagen bedecken das Ufer, draͤngen sich nach den Faͤhren, um schnell auf das andere Ufer zu ge— langen, woraus die groͤßten Unordnungen entstehen. Vor⸗ stellungen und Beschwerden sind bis jetzt fruchtlos geblieben. — Der Wiederaufbau der Bruͤcke wuͤrde der Regierung keine Kosten verursachen, da eine Menge von Dörfern der Um— gegend Abgaben-⸗Freiheit unter der Bedingung genießen, die ur Unterhaltung der Bruͤcke noͤthigen Materialien zu liefern. Auch ist seit den sieben Jahren, daß die Bruͤcke zerstoͤrt ist, ein Dritiheil der eingenommenen Faͤhrgelder fuͤr den Wieder aufbau derselben bei Seite gelegt worden, was jetzt eine be⸗ deutende Summe ergeben muß. — Die Auswanderung aus der Bulgarei hat jetzt ganzlich aufgehört, und viele Familien, die schon bis nach der Wallachei gezogen waren, sind in ihre Wohnungen 6 und haben ruhig wieder davon Be— sitzh genommen. Die Eintracht zwischen der christlichen und der muselmaͤnnischen Bevoͤlkerung ist wieder hergestellt, der die Amnestie bewilligende Ferman wird allenthalben ausge— fuͤhrt, und alle vom Sultan angeordneten Maaßregeln ver— sprechen diesen Provinzen eine gluͤcklichere Zukunft.“
Griechenland.
Der Courrier de Smyrne, der vor einiger Zeit ge— me det hatte, der Franzoͤsische Bataillons ⸗Chef Barthelemy
sey in Morea durch Griechen ermordet worden, enthalt jetzt ein Schreiben aus Nauplia vom 15. Juni, worin obige Nachricht widerrufen und der ganze Hergang in folgender Weise erzaͤhlt wird: „Herr Barthélémy, der sich, von einem Bedienten begleitet, von Methana nach Nissi begab, wurde unterweges bei einem Weiler von zwei ungeheuren Schaͤfer⸗ hunden angefallen und erschoß dieselben. Hierauf ellten ei⸗ nige Schaͤferinnen herbei und stießen Schimpfreden und Dro— hungen gegen ihn aus, so daß sein Bedienter, einen zweiten Angriff fuͤrchtend, mit Steinen nach den Frauen warf und eine derselben traf. Inzwischen waren die Schaͤfer herbei gekommen, packten, als sie ihre Hunde getoͤdtet und eine der Frauen durch einen Steinwurf verwundet sahen, den Offizier und schlugen ihn mit ihren Stöcken. Nachdem aber Herr Barthélémy sich erboten hatte, ihnen ihre Hunde zu bezah⸗ len, hielten sie ein und schickten sich an, ihn nach Nisst zu begleiten, wo das Geld bezahlt werden sollte. Da jedoch der Bataillons-Chef von einigen Personen erkannt wurde und die Schaͤfer merkten, daß ihrer eine gerechte Strafe warte, so verließen sie Herrn Barthélemy, der nur einige Quet— schungen davon getragen hatte und nach drei bis vier Tagen vollkommen hergestellt war, bei dem Dorfe Nissi und ergrif⸗ fen die Flucht.“
Columbien.
Nachstehendes ist ein Auszug aus der neuen, aus 167 Artikeln mit vielen Unterabtheilungen bestehenden Verfassungs⸗ Urkunde Columbiens, welche am 25. April von den Mitglie⸗ dern des Kongresses und der ausuͤbenden Gewalt unterzeich— net worden: „Die Katholische Religion ist die Staats- Re⸗ ligion, keine andere Form von Gottes-Verehrung soll gedul— det werden. — Alle Columbier, ihr Vermoͤgen und ihre Be— schaͤftigung moͤgen seyn, welche sie wollen, sind vor dem Ge— setze gleich. Keine Aemter, Ehren oder Wurden sind erblich. Alle Personen haben ein gleiches Recht, zu Aemtern zu waͤh— len und gewaͤhlt zu werden, wenn sie Buͤrger sind, und die erforderlichen Eigenschaften besitzen. Nach dem Jahre 1840 kann Niemand das Buͤrgerrecht genießen, der nicht lesen und schreiben kann. Wer sich dem Trunke ergiebt, dessen Buͤr— gerrecht wird suspendirt. — In jedem Rirchspiel soll alle Jahre zur Erwählung der Waͤhler eine Kirchspiels-Ver⸗ sammlung stattfinden. Die Stimmgeber muͤssen Bewohner des Kirchspiels und im Besitz buͤrgerlicher Rechte seyn. Die Waͤhler muͤssen ein Besitzthum von 1500 Dollars an Werth haben, oder von einem Besitzthum eine jaͤhrliche Einnahme von 200 Dollars oder eine Einnahme von 309 Dollars durch irgend eine nuͤtzliche Beschaͤftigung, oder ein Gehalt von 405 Dollars. Den in den verschiedenen Provinzen versammel— ten Waͤhlern liegt es ob, den Praͤsidenten und Vice-Praͤ— sidenten ihrer Versammlung und demnaͤchst die zum Kongreß zu sendenden Senatoren und Repraͤsentanten der Provinzenz zu waͤhlen. Die Versammlungen der Waͤhler duͤrfen den Se⸗ natoren und Repraͤsentanten keine Instructionen ertheilen.— Der Kongreß versammelt sich jaͤhrlich am 2. Februar, und sitztæ g9 Tage, jedoch ist er befugt, die Sitzung um 30 Tage zu verlaͤngern, wenn das oͤffentliche Interesse es erfordert. Die Gewalt des Kongresses ist beinahe dieselbe, wie sie der Kongreß der Vereinigten Staaten besitzt. Sein ausschließli⸗ Geschaͤft ist es, die offentlichen Ausgaben zu ordnen, Aufla— gen und Nationalsteuern zu bestimmen, Schulden auf den Kredit der Nation zu machen, jahrlich den Bestand der Land und Seemacht fuͤr das naͤchste Jahr zu bestimmen, offenstven Krieg zu erklaren u. s. w. Der Praͤstdent hat hinsichtlich der Bills, die durch beide . eg gen sind, dieselben Rechte als der Praͤsident der Vereinigten Staaten, nur daß er sie 15 Tage anstatt 10 bei sich behalten kann. — Senatoren muͤssen 40 Jahre alt seyn, Besitzthuͤmer zum Werthe von S000 Dollars haben, oder von einem Besitzthum eine jaͤhr⸗ liche Einnahme von 1000 oder 1509 Doll. durch irgend eine nuͤtzliche Beschaͤftigung genießen. Sie werden auf 8 Jahre erwaͤhlt; die Periode ihres Ausscheidens ist jedoch dergestalt angeordnet worden, daß von zwei zu zwei Jahren der 4te
Theil aller Senatoren austritt und neu erwählten Senato— ren Platz macht. Jede Provinz hat einen Senator zu erwaͤh⸗ len. Von 40, 000 Einwohnern wird ein Repraͤsentant gewahlt. Die Repraͤsentanten muͤssen Besitzthuͤmer zum Werthe von 4060 Doll. oder von einem Besitzthum ein jährliches Einkommen von 500 Ds. oder 809 Ds. durch irgend eine nuͤtzliche Rig,
gung beziehen. Ihr Amt dauert 4 Jahre; alle 2 Jahre tritt die Haͤlfte aus; ihr Alter ist auf 30 Jahre festgeseht. Ihr Haupt-Vorrecht besteht darin, daß sie aus eigenein An—