1624
Dieser der Forderung der vaterlaͤndischen Kunst gewidmete Ver— ein wird, naͤchst der bezweckten Aufmunterung und Unterstuͤtzung der Kuͤnstler und Kunstjuͤnger, besonders auch dahin zu wir⸗ ken suchen, daß die Kunst vorzugsweise dem Schmucke des oͤffentlichen Lebens sich widme. Der Verein aequirirt zu dem Ende einerseits vorzuͤgliche Werke der Kun schule zu Duͤssel— dorf und derjenigen Kuͤnstler, welche ihre Arbeiten zur Aus⸗ stellung, Pruͤfung und Wahl einsenden, und andererseits macht derselbe, nach Verhaͤltniß seiner Mittel, Bestellungen auf Kunstwerke fuͤr jede Art des Beduͤrfnisses im öffentlichen Leben. Diejenigen Kunstwerke, welche sich fuͤr den Privat Besitz eignen, werden unter die Mitglieder des Vereins ver⸗ loost, und solchen Kunstwerken, die wenig oder gar nicht fuͤr den Privat-Besitz geeignet sind, wird eine öffentliche Bestim⸗ mung gegeben. Dies gemeinnuͤtzige und in jeder Beziehung
anerkennenswerthe Unternehmen (welches vorzuͤglich durch den
Koͤnigl. Regierungs⸗Praͤsibenten von Pestel zu Duͤsseldorf an—
eregt worden ist) hat sehr schnell unter allen Staͤnden er⸗ euch, Theilnahme gefunden. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen haben das Protektorat des Vereins zu uͤbernehmen geruht. Derselbe zaͤhlt bereits an 1500 Actien mit einem jährlichen Beitrag von 5 Rthlr. Um bei der sonst so erwuͤnschten Verbreitung und Pflege des Kunstsinnes in den Provinzen einer Zersplitterung des Interesses und der Kraͤfte vorzubeugen, ist dahin gewirkt worden, daß der neu— gebildete Verein mit der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste in der Hauptstadt stets in einem inneren Verhaͤltniß stehe, und daß insbesondere auch die alle zwei Jahre in Duͤsseldorf zu veranstaltende Ausstellung mit der gleichfalls alle zwei Jahre in Berlin bei der Akademie stattfindenden Ausstellung nicht collidire und so der letzteren die Werke der Duͤsseldorfer Kunst Akademie nicht entzogen werden. Der Verein hat der in Rede stehenden Ruͤcksicht seine Anerkennung nicht versagt und mit der loͤblichsten Bereitwilligkeit die derselben entspre⸗ chenden Vorkehrungen getroffen; namentlich hat derselbe in seiner letzten General-Versammlung nicht nur dem Senat der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste in Berlin die Summe von 500 Rthlrn. mit der Bitte zur Disposition gestellt, dafuͤr nach seiner freien Bestimmung von Zoͤglingen der Akademie fuͤr ihn (den Verein) arbeiten zu lassen, sondern auch zugleich in Betracht der diesen Herbst bevorstehenden Berliner Kunst— Ausstellung beschlossen, die fruͤher fuͤr diesen Sommer be⸗ zweckte Duͤsseldorfer Ausstellung bis zum naͤchsten Fruͤhling auszusetzen.
— Die hiesige schon mehrmals ruͤhmlichst erwaͤhnte Struve und Soltmannsche Anstalt fuͤr kuͤnstliche Mineral⸗ wasser bewahrt sich auch in diesem Jahre als eines der wohl— thaͤtigsten Institute der Residenz, indem die Anzahl derer, welche ihre Brunnen mit oft auffallend heilsamem Erfolge trinken, nicht gering ist. Sie zaͤhit bis jetzt 970 Kur-Gaͤste, unter denen sich wiederum, wie in jedem der vergangenen Sommer, mehrere angesehene Aerzte und Chemiker befinden. Es steht sonach mit Zuversicht zu erwarten, daß, so wie hier, auch anderwärts die dem Menschenwohle so nützlichen Stru— veschen Etablissements im Laufe der Zeit einer noch immer mehr steigenden Theilnahme sich zu erfreuen haben werden.
— Nachrichten aus Salzbrunn zufolge, sind die vielen Verdienste, welche sich der K. Hofrath ünd Brunnenarzt Dr. Zemplin bereits seit 15 Jahren um die dasigen Heilquellen und um die den Bade⸗Ort besuchenden Leidenden erworben hat, im Laufe dieses Sommers noch dadurch erhoͤht worden, daß derselbe die von der Grundherrschaft bewilligte Anlage einer bedeckten Wandelbahn, welche den Brunnentrinkenden hei feuchter oder regnichter Witterung Schutz gewaͤhrt, auf das zweckmaͤßigste und geschmackvollste ausgefuhrt hat. Diese an der suͤdwestlichen Seite der Promenade wenige Schritte von der Quelle aufgefuͤhrte, 220 Fuß lange Wandelbahn hat gegen die Promenade hin eine Reihe von 25 schön gearbeiteten Saulen und zugleich zwei
ervorspringende und erhoͤhete Eingaͤnge; der Haupt⸗
ingang wird durch einen Vorsprung von 4 Saͤulen gebil⸗ det. Die westliche Seite der Kolonnade ist durch eine die
ganze Lange derselben hinab laufende Reihe geschmackvoller Verkauflaͤden verziert, die das Publikum mit den mannig⸗ faltigsten Waaren und Produkten der Kunst, des Geschmacks und der Mode zu versorgen im Stande sind. Dem Haupt⸗ Eingange gegenuͤber, am suͤdlichen Ende der sehr geraͤumigen und eine große Menschenmenge fassenden Kolonnade, ist das Lokal fuͤr das Musikchor errichtet. — Mit Genehmigung Ihrer Koöͤnigl. Hoheit der Kronprinzessin ist dieser neuen Anlage der Name „Elisenhalle“ gegeben worden.
Königliche Schau spiele.
Montag, 2. August. Im Schauspielhause; Zum er⸗ stenmale wiederholt: Die junge Pathe, Lustspiel in 1 Akt, nach Scribe, von L. W. Both. Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von L. Raupach. (Hr. Ruͤth⸗ ling wird hierin als Junker Caspar wieder aufteten.)
Dienstag, 3. August. Im Opernhausfe: Zur Feier des Allerhoͤchsten Geburtsfestes Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, Frie⸗ drich Wilhelm III.: Rede, gedichtet von Ludwig Robert, ge— sprochen von Mad. Crelinger. Hierauf: Festmarsch, Sr. Maje⸗ stt dem Koͤnige zugeeignet von Spontini. Dann; Volks- gesang, den Preußen gewidmet von Spontini. Und, zum erstenmale; Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus in Terracina, komische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Scribe, zur beibehaltenen Musik von Auber, bearbeitet von C. Blum
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.
In Charlottenburg: Zur Feier des Allerhoͤchsten Ge⸗ burtsfestes Sr. Majestät des Königs, Friedrich Wilhelm III.: Rede, gedichtet von Ludwig Robert, gesprochen von Mlle. Fournier. Hierauf, zum erstenmale:; Karl der Zwoͤlfte auf seiner Heimkehr, militairisches Lustspiel in Abth eilungen, vom Dr. C. Toͤpfer. 2
Mittwoch, 4. August. Im Schauspielhause: Maͤnner— treue, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Die Schleichhaͤndler, Possenspiel in à Abtheilungen, von E. Raupach.
Königstädtisches Theater.
Montag, 2. August. Der Seeretair und der Koch, Lust⸗ . in 1 Akt. Hierauf: Staberl als Freischuͤtz, Parodie in 3 Akten.
Dienstag. 3. August. Zur Feier des Allerhoͤchsten Geburts— festes Sr. Majestaͤt des Königs: Fest⸗Ouverture, komponirt vom Kapellmeister Herrn Franz Glaͤser. Hierauf: Prolog, gedichtet von G. F. Becker, gesprochen von Dlle. Herold. Zum Beschluß, zum erstenmale?: Karl von Frankreich, oder: Die Pilgerinnen von Mekka, komische Oper in 2 Akten, nach dem Franzöͤsischen; Musik von Boyeldien und Herold.
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im
Balkon des ersten Ranges 1 Rihlr. ꝛc.
Arnuswärtige Börsen.
Am st erd am, 27. Jali. Niederl. Firkl. Schuld 85s. Kanz. Bill. 31. Qesterr. 5proe. Neicjs. Sri. Hart- GOvsig. At. Russ. Engl Aufs 1047 KR a
Hamb. Cert. 1023.
Hamburg, 30. Juli. r
Oesterr. Sproc. Metall. 993. 4proc. pr. ult. 94. Bank- Act.
desgl. 1324. Russ. Engl. Anl. 1053. Huss. Anl. Hamb. Cert. 1013. Poln. pr. ult. 1221. Dun. 70.
St. Petersburg, 23. Juli. Hamburg s Mon. 935. Silber-Kubel 3663 Kop.
: Wien, 26. Juli. 5proc. Netall. 1007. 4proc. 96. 2Iproc. 58783. Loose zu 100 FJ. 33 Part. Oblig. 1345. Bank- Actien 13653.
26 VWien, 27. Juli. , 4prog. Metall. 9613. 21proc. 585. Loose zu 100 FI. 183. Part. Vblig. 134. Ban. Aci 1367.
am
Gedruckt bei A. W. Hayn.
Redacteur John. Mitredacteur Cottel.
R
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
M 213.
Amtliche Rachrichten. Kronik des Tages.
Der Justiz⸗-Kommissarius Sacetot zu Erfurt ist zu⸗ gleich zum Notarius im Departement des Ober⸗Landesgerichts zu Naumburg bestellt worden.
Dir unterzeichnete General-Intendantur findet sich ver— anlaßt, noch Folgendes zur Kenntniß des Publikums zu bringen:
Wi Austheilung der Einlaß-Karten zu jedem Sonn— abende und dem darauf folgenden Montage beginnt an dem vorhergehenden Mittwoch um 9 Uhr Morgens.
Die Einlaß⸗Karten zu Sonnabend dem 7ten und Mon— tag dem 9gten August werden indessen ausnahmsweise) erst am Donnerstag den 5ten August, Morgens 9 Uhr, aus— gegeben. ! ᷣ
An Nicht-Erwachsene werden keine Einlaß-Karten ver— abfolgt werden.
Berlin, den 1. August 18309. General-Intendantur der Königlichen Museen.
Angekommen: Der General-Major und Insperteur der ersten Ingenieur-Inspection, von Reiche, von Danzig.
Durchgereist: Der Kaiserlich Russische Feldjaͤger Schmidt, als Courier von St. Petersburg kommend, uͤber Weimar nach London.
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
Frankreich.
Paris, 26. Juli. Gestern vor der Messe hatte Lord Stuart de Rothesay die Ehre, dem Koͤnige in einer Privat— Audienz das Kreditiv seines Sonverains zu uͤberreichen, das
ihn in seiner bisherigen Eigenschaft als Koͤnigl. Großbritani⸗
schen Botschafter am hiesigen Hofe bestätigt. — Um 1 Uhr fuͤhrten Se. Majestaͤt den Vorsitz im Minister⸗-Rathe.
Nachstehendes ist der Bericht der Minister an den Koͤnig, in Folge dessen Se. Majestaͤt, gestuͤtzt auf den 14ten Artikel der Charte, die gestern mitgetheilten beiden Verordnungen, wodurch die Preßfreiheit suspendirt und das bisherige Wahl⸗ System verandert wird, erlassen haben:
„Sire! Ihre Minister wuͤrden des Vertrauens, womit Ew. Maj. sie beehren, wenig wuͤrdig sein, wenn sie laͤnger saumten, Ihnen eine Uebersicht unsrer innern Lage vorzulegen und Ihrer hohen Weisheit die Gefahren der periodischen Presse zu bezeichnen. Seit 15 Jahren hatte zu keiner Zeit noch diese Lage einen ernsteren und betruͤbender'n Anblick dargeboten. Ungeachtet einer materiellen Wohlfahrt, wovon die Annalen bisher noch kein Beispiel geliefert haben, aͤußern 6 Zeichen der Aufloͤsung und Symptome der Gesetzlosigkeit fast auf al⸗ len Punkten des Reichs. Die Ursachen, die allmaͤlig dazu beigetragen haben, die Triebfedern der monarchischen Regie⸗ rung zu schwaͤchen, zielen heutiges Tages dahin ab, das We—⸗
sen derselben zu erschuͤttern und zu verändern; die Autorstaͤt,
von ihrer moralischen Kraft herabgesunken, kaͤmpft, sowohl in der Hauptstadt als in den Provinzen, nur noch mit Nach theil gegen die Parteien an; verderbliche und den Umsturz drohende Grundsaͤtze werden laut verkuͤndigt und pflanzen sich in allen Klassen des Volkes fort; Besorgnisse, die nur zu allgemein Eingang finden, bewegen die Gemuͤther und beun⸗
Berlin, Dienstag den 3ten Au gu st
1830.
ruhigen die Gesellschaft. Von allen Seiten verlangt man von der Gegenwart ein Pfand der Sicherheit fuͤr die Zu— kunft. Ein boͤser Wille trachtet thaͤtig, eifrig und unermkäd— lich danach, alle Grundlagen der offentlichen Ordnung zu un— tergraben und dem Lande das Gluck zu rauben, deffen es unter dem Scepter seiner Koͤnige genießt. Gewandt in der Kunst, aus der Unzufriedenheit Nutzen fuͤr sich zu ziehen und den Haß zu erregen, unterhaͤlt er unter den Völkern einen Geist des Mißtrauens und der Feindseligkeit gegen die Re⸗ gierung und muͤht sich, uͤberall den Keim der Unruhe und des Buͤrgerkrieges auszustreuen. Schon haben neuere Er— eignisse bewiesen, Sire, daß die politischen Leidenschaf⸗ ten, die bisher nur in der hoͤheren Gesellschaft einhei— misch waren, auch in die niedrigeren Sphaͤren einzu⸗ dringen und die Volks-Massen aufzuregen anfangen. Sie haben auch bewiesen, daß diese Massen sich nicht im— mer ohne Gefahr selbst fuͤr Diejenigen in Bewegung sez—⸗ zen wurden, die sich bemuͤhen, sie ihrer Ruhe zu entreißen. Eine Masse von im Laufe der letzten Wahl⸗Operationen ge— sammelten Thatsachen bestaͤtigt diese Behauptung und wuͤr— de uns als ein nur allzusichres Vorzeichen neuer Erschuͤtte⸗ rungen dienen, wenn es nicht in der Macht Ew. Majestaͤt staͤnde, ein solches Ungluͤck abzuwenden. Ucberall auch macht sich dem aufmerksamen Beobachter ein Beduͤrfniß nach Ord— nung, Kraft und Staͤtigkeit bemerklich, und die Bewegungen, die diesem am meisten zu widersprechen scheinen, sind in der That nichts als der Ausdruck und das Zeugniß davon. Man darf es sich nicht verhehlen: diese Bewegungen, die sich ohne große Gefahr nicht vermehren durfen, werden fast aus schließlich von der Preßfreiheit herbeigefuͤhrt und erregt. Ein Wahlge— setz, allerdings nicht minder fruchtbar an Unordnungen aller Art, hat ohne Zweifel dazu beigetragen, sie zu unter⸗ halten; aber man muͤßte die Evidenz der Thatsachen laͤugnen, wenn man nicht vornehmlich in den Journalen den Mittel
punkt einer Verderbniß, deren Fortschritte mit jedem Tage
merklicher werden, so wie die Hauptquelle der Truͤbsale sehen wollte, die das Koͤnigreich bedtohen. Die Erfahrung, Sire, spricht lauter als alle Theorieen. Maͤnner, die ohne Zweifel aufgeklaͤrt und deren redliche Absichten im Uebrigen unver⸗ kennbar sind, haben sich, verleitet von dem falsch verstandenen Beispiele eines benachbarten Volkes, einbilden koͤnnen, daß die Vortheile der periodischen Presse den Nachtheilen derselben die
—
Wage halten and daß ihre Ausschweifungen sich durch entgegenge⸗ setzte Ausschweifungen neutralisiren wuͤrden! Dem ist aber nicht also gewesen; der gemachte Versuch ist entscheidend, und fuͤr das gewissenhafte Publikum kann die Frage jetzt nicht mehr zweifelhaft seyn. In der That war die periodische Presse zu allen Zeiten nur ein Werkzeug der Unordnung und des Aufruhrs, und ihrem Wesen nach kann dies auch nicht an⸗ ders seyn. Wie viele und unverwexfliche Beweise ließen sich nicht zum Beleg dieser Wahrheit anfuͤhren. Aus der hefti⸗ gen und ununterbrochenen Einwirkung der Presse erklären sich die allzu raschen und allzu haufigen Aenderungen in un— serer Politik. Sie ist schuld daran, daß in Frankreich kein regelmäßiges und festes Regierungs⸗System eingefuͤhrt wor⸗ den ist, noch daß man sich mit irgend einem Erfolge damit be⸗ schaͤftigt hat, in allen Zweigen der Staats⸗Verwaltung die Ver⸗ besserungen einzufuͤhren, deren sie faͤhig sind. Alle Ministe⸗ rien seit dem Jahre 1814, obgleich unter verschiedenen Ein⸗ fluͤssen gebildet und entgegengesetzten Richtungen folgend, sind denselben Schlaͤgen, denselben Angriffen, demselben Toben der Leidenschaft ausgesetzt gewesen. Spfer aller Art, Zugestaͤnd⸗ nisse der Regierung, Verbindung mit dieser oder jener Par⸗ tei, nichts hat sie jenem gemeinsamen Schicksale entziehen koͤnnen. Dieser Umstand allein, so fruchtbar an Betrachtun⸗ gen, muͤßte hinreichen, um den wahrhaften unveraͤnderlichen
Charakter der Presse zu bezeichnen. Durch angestrengte, be—