1830 / 213 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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weise der ganz allgemeinen Hochachtung und Etgebenheit, de— ren sich jener verehrte Staatsmann in allen Theilen des Preußischen Staats zu erfreuen hat, einen glaͤnzenden Erfolg gehabt. Es ist, mit Huͤlfe der Zwischenzinsen, ein Stiftungs— Kapital von 15,000 Rthlr. in Preußischen Staats-Schuld— scheinen hergestellt worden, und Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben nunmehr am 22sten v. M. die Stiftungs-Urkunde zu geneh⸗ migen und Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruhet. Danach solh der „Minister von Schuckmannschen Jubilar— Stiftung“ das Stamm-Kapital der 15,000 Rihlr. fort— wahrend erhalten und weder jemals vermindert oder ange— griffen, noch durch Zinsen-Ansammlung fernerhin vermehrt, sondern die darauf gegruͤndete ewige Jahres-Rente von „Sechshundert Thalern“ unausgesetzt stiftungsmaͤßig verwendet werden. Aus dieser Rente sollen naäͤmlich immer drei junge Männer, welche sich einer höhern Ausbildung, sey es fuͤr den Staats⸗Dienst oder fuͤr Wissenschaft, Kunst und Gewerbe theilhaftig zu machen im Begriffe sind, zum Zwecke einer solchen Ausbildung auf einen laͤngern oder kuͤr— zern Zeitraum, welcher jedoch Sechs Jahre nie uͤberschreiten darf, eine Unterstuͤtzung von jährlich zweihundert Tha— lern erhalten. Die Pereipienten muͤssen Soͤhne wohlver— dienter der innern Staats-Verwaltung oder dem Bergbau angehoͤriger Staats⸗Beamten, 3 . sechzehn Jahr alt, der Unterstuͤtzung beduͤrftig und in Ruͤcksicht auf Talente und schon erworbene Kenntnisse derselben wuͤrdig seyn, und sich uͤber dieses alles genugend ausweisen koͤnnen. Dies voraus ge— setzt, sollen immer Zwei Unterstuͤtzungs-Raten fuͤr Soͤhne von Beamten hoͤheren (d. h. des Raths⸗) Ranges, und eine fuͤr Sohne von Subaltern-Beamten, jedoch immer nur zum Zweck einer solchen Ausbildung, wie vorbemerkt, be— stimmt seyn. Die Collation steht zunaͤchst Sr. Excellenz re. dem Hrn. v. Schuckmann ohne Beschraͤnkung, nach ihm aber dem jedesmaligen Minister des Innern, mit genauester Ruͤck— sicht auf vorerwähnte Bedingungen zu. Dem jedesmaligen Minister des Innern ist auch mit Sr. Koͤnigl. Majestaͤt Aller⸗ hoͤchsten Genehmigung die obere Aufsicht auf die Verwaltung des Stiftungs-Fonds durch die von demselben aus den Raͤ— then des Ministeriums des Innern ernannten Kuratoren uͤbertragen und dergestalt das geehrte Andenken des Jubilar— Greises an eben dieselbe Staats-Behoͤrde, welcher derselbe seit vielen Jahren mit so großem und verdientem Ruhme vorsteht, unaufloöͤslich estgetn ot worden.

Daß dem gesammten Publikum des Preußischen Staats die vorstehende Nachricht interessant und erfreulich erscheinen werde, laͤßt sich um so weniger bezweifeln, als das Daseyn der Stiftung selbst in der eben angezeigten Ausdehnung und Bedeutendheit den sprechendsten Beweis dafuͤr liefert, daß die⸗ selbe sich einer lebhaften und weitverbreiteten Theilnahme ruͤh—⸗ men darf, und es hat daher dem Publikum diese Anzeige nicht vorenthalten werden duͤrfen.

Königliche Schau spiele.

Dienstag, 3. August. Im Opernhause: Zur Feier des Allerhoͤchsten Geburtsfestes Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, Frie—⸗ drich Wilhelm III.. Rede, gedichtet von Ludwig Robert, ge⸗ sprochen von Mad. Crelinger. Hierauf: Volksgesang, den Preu⸗ ßen gewidmet von Spontini. Dann: Festmarsch, Sr. Maje⸗ staͤt dem Koͤnige zugeeignet von Spontini. erstenmale: Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus bei Terracina, komische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Scribe,

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

In Charlottenburg: Zur Feier des Allerhöchsten Ge— burtsfestes Sr. Majestät des Koͤnigs, Friedrich Wilhelm III.: Rede, gedichtet von Ludwig Robert, gesprochen von Mlle. Fournier. Hierauf, zum erstenmale: Karl der Zwoͤlfte auf seiner Heimkehr, militairisches Lustspiel in 4 Abtheilungen, vom Dir. C. Toͤpfer.

dittwoch, 4. August. Im Schauspielhause: Maͤnner— treue, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Die Schleichhaͤndler, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.

I Königstädtisches Theater.

Dienstag, 3. August. Zur Feier des Allerhöͤchsten Geburts⸗ festes Sr. Majestaͤt des Königs, Friedrich Wilhelm III.: Fest— Ouverture, komponirt vom Kapellmeister Herrn Franz Glaͤ⸗ ser. Hierauf: Prolog, gedichtet von G. F. Becker, gespro—⸗ chen von Dlle. Herold. Zum Beschluß, zum erstenmale: Karl von Frankreich, oder: Die Pilgerinnen von Mekka, komische Oper in 2 Akten, nach dem Franzoͤsischen; Musik von Boyeldieu und Herold. (Die neue Decoration des zweiten Aktes ist vom Decorations-Maler Herrn Blum.)

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. dc.

Mittwoch, 4. August. Heinrich der V., oder: Falstaff und seine Spießgesellen, Melodrama in 3 Akten. (Herr Schmelka: Falstaff.) .

Berliner Börse. Den 2. August 1830.

Amtl. Fonds. und Geld- CQours Zettel. (Preuss. Cour.) . .

Und, zum

8997 Ostpr. Plandbhrt. 1019 102 honim. Pfandhrł. 106 103 Kur- n. NeaT̃mn. do. 4 1063 88 Schlesische do. 997 Dom. - Pfandbrł. 995 Rkst. C. d. -u. X. 192 9901

St. Schuld- S cp. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Eugl. Obl 30 Kurm. Ob. m. l. G. Neum. Iut Scmi.d. Berl. Stadt - Ob. Känigsbg. do. Elbinger do. PDanz. do. in Th. Westpr. Plah. Grols liz Pos. do.

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Disconto . ..

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Auswärtige Börsen.

Frankfurt a. MH. . 29. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 97 4proc. 923. Bank- Act. mit Dir. 1574. Geld. 2IEroc. Metall. 533 1proc. Z5. Part. Oblig. 1301. Loose zu 100 FI. 1803. Poln. Loose pr. ult. 592. Brief.

Hamburg. 31. Juli. Oesterr. 4proc. Metall. 96. Bank-Actien 1326. Engl. Russ. Anl. 10673. Silber-KRubel ot. Dän. J0. Poln. pr. 31. August 1233 Engl. Neapol. 965. Fale. S4. .

Wien, 28. Juli. öproc. Metall. 100. 4proc. 9678. Loose zu 100 FI. 183.

zur beibehaltenen Musik von Auber, bearbeitet von C Blum. Part. Oblig. 13473. Bank-Actien 4358.

Neueste Börsen⸗Nachrichten.

27. Juli. Zproc. Rente per compt. und fin cour. 72 Fr. 5proc. per compt. und sin cour. 100 Fr.

Paris Neap. S2 Zr. Span. perp. 65 Fr. Frankfurt a. M., 30. Juli.

Oesterr. 5proc. Metall. 97. 4proc. 915. Bank⸗Actien mit Div. 1540. Geld.

Part ⸗Obl. 127. Loose zu 100 Fl. 179. 2zproc. Metall. 58. 1proc. 25. Poln. Loose pr. ult. 59. Brief.

Gedruckt hej 4 W. Hayn.

Redaeteur John. Mitredaeteur Catt el.

wundeten bedeckt. Abends wurden die Stadt-Laternen zerbrochen und das Volk ließ die Theater schließen.

Außerordentliches Supplement zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Nr. A3.

Berlin, 3. August. So eben (8 Uhr Morgens) erhalten wir auf außerordentlichem in Paris an den Tagen des 2sten und 23sten v. M., in Folge der von dem hr. 6 ,,,, * Preßfreiheit suspendirt und das Wahl⸗System verandert worden ist, ernstliche Unruhen stattgefunden haben. Der Me ssa⸗ ger des Chambres giebt am 28. Juli Mittags daruͤber nachstehende Relation: „Seit gestern und heute Morgen bietet Paris den beunruhigendsten und duͤstersten Anblick dar. Saͤmmtliche Werkstaͤtten und Laͤden sind geschlossen. Massen von Arbeitern und Buͤrgern aller Klassen durchziehen mit dumpfem Geschrei die Straßen. Gestern Abend feuerten die Truppen der Garde und der Gendarmerie auf verschiedenen Punkten auf das versammelte Volk, namentlich auf dem . Palais⸗-Royal, in der Straße Richelieu, auf dem Platze Maubert und auf dem Platze des Victoires. Di⸗ Zugaͤnge zu mehreren Straßen wurden von dem Volke mit ausgespannten Miethswagen abgesperrt. Man erbrach die Läden —— Schwerdtfeger, so wie die der Specereihaͤndler, um sich Waffen, Flintensteine und Pulver zu verschaffen. An einigen Stellen boten die Folgen des kleinen Gewehrfeuers einen traurigen Anblick dar. Die Straßen waren mit Todten und Ver⸗ ö vnrde Einige Gendar⸗ merie⸗Wachthaͤuser, namentlich die am Boͤrsenplatze, wurden förmlich belagert und in Brand gesteckt / 7 Zusammenrottungen noch zahlreicher, als gestern. Die Koͤnigl. Wappen an den Haͤusern . e , n . 8 Lieferanten werden abgerissen oder vernichtet. Linien-Truppen sind auf einigen Plaͤtzen aufgestellt; sie verhalten sich jeboch ruhig und werden nicht insultirt. Die Zahl der getoͤdteten und verwundeten Buͤrger und Militairs ist zur Zeit noch unbe— 6 7 ö w , sind sehr widersprechend. Vor dem Hotel des Ministeriums der auswartigen 3 ee. . 4 . ö un der uͤbrigen Ministerien, sind ö Truppen-Corps mit vier Kanonen und brennender Das Journal de Francfort vom 31. Juli enthalt in einem Abends um 7 Uhr erschienen

stehenden Auszug aus einem Privatschreiben aus Paris vom 28. Juli: „Die Boͤrse und 3. . . ai. jetzt beim Abgange des Couriers versichert man, der Koͤnig habe sich nach Lille zurückgezogen. Die Wache vor dem Hotel des Herrn von Polignae setzt das kleine Gewehrfeuer fort und man hoͤrt sogar Kanonendonner. Alles laͤßt vermuthen, daß während der Nacht blutige Auftritte stattgefunden haben. Der Courier, welchem Bruchstuͤcke des Journal du Comnerce und des Temps mitgegeben worden waren, wurde durch bewaffnete Haufen in den Pariser Straßen aufgehalten. Beide Kammern sollen sich fuͤr permanent erklärt haben. Diese letztere Nachricht kann jedoch noch nicht verbuͤrgt werden.“

Ein Privatschreiben aus Frankfurt a. M. vom 31. Juli, welches, nach Korrespondenz⸗Nachrichten aus Paris der obigen Ereignisse gleichfalls erwaͤhnt, fuͤgt noch Folgendes hinzu: „Von den Buͤrgern sollen mehrere Hundert auf dem Platze geblieben seyn; doch versicherte man zugleich, daß sich zwei Regimenter auf ihre Seite geschlagen hatten. Auch wollte man wissen, daß der Fuͤrst von Polignac die Flucht ergriffen habe. Die Thore der Hauptstadt waren gesperrt; auch die Boͤrse war am 28. Juli geschlossen, so daß von diesem Tage keine Renten⸗-Course hier eingegangen sind. Die Franz ische Bank war von zwei Regimentern besetzt. Hier haben alle jene Nachrichten unbeschreibliche Sensation erregt. Man hofft jedoch mit jeder Stunde die Nachricht zu erhalten, daß der König die Verordnungen vom Tösten Juli zutuͤckgenommen und da⸗ durch allen fernern Unruhen ein Ziel gesetzt habe.!!!