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uͤberstieg, wärend sie in allen andern Landestheilen unter demselben blieb. Anschaulicher zeigt das Ergebniß der Ver—
gleichung nachstehende Tabelle. . in den Provinzen
Auf eine Million Lebender wurden Preußen Bran- Schle⸗Westfa- im gan⸗ im Laufe des Fahres 1629 gegen den und denburg sien u, len und zenpreu— Durchfchnitt aus den, letzten eilt Posen u. Pom⸗ Sach- Rhein- Fischen
Jahren 1819/29 mern sen land Staate
weniger geboren 6, 373 2, 250 3,268 S852 3, 144 dagegen starben mehr... G44672 17196 1,305 1040 1,473
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folglich war weniger Zuwachs 12, 865 3,346 4,573 138902 5, 617
ü 244 Neue Ehen wurden geschlo— ßen weniger — 4 730 mehr Uneheliche Kinder wurden geboren weniger Kinder starben vor vollen— detem ersten Lebensjahre mehr 1 weniger — 370
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Im Allgemeinen ist es nur der Einfluß der Witterungs—
und Erwerbs-Verhaͤltniße auf das Wohl und Wehe der nie— drigsten aber zahlreichsten blos koͤrperliche Arbeiten verrich— tenden Klasse der Einwohner, was uͤber die Zunahme und Abnahme der Geburten, Verehligungen und Todesfalle ent— scheidet. Die außerordentliche Wohlfeilheit der Lebensmittel in den Jahren 1824 und 1825, welche Allen, die eine Boden— rente zu beziehen hatten, verderblich wurde, erleichterte das Leben der untersten Einwohnerklasse in einem Maaße, wel— ches sich in der großen Anzahl der Geburten und der neuge— schloßnen Ehen in den Jahren 1825 und 1826 sehr deutlich ausspricht. Man kann diese Vermehrung nicht unbedingt ein Gluͤck nennen: die gleichzeitige Vermehrung der uneheli— chen Geburten und der Todes falle unter den Kindern im er— sten Lebensjahre zeigt unverkennbar, daß die Leichtigkeit, den unentbehrlichsten Unterhalt zu gewinnen, auch Leichtsinn her— vorbrachte. Allein man wuͤrde auch viel zu weit gehen, wenn man in der Vermehrung der Geburten und der Ehen unbe— dingt ein Ungluͤck finden wollte. Eine langjaͤhrig fortgehende Verminderung beider setzt einen anhaltend ungluͤcklichen Zu⸗ stand der untersten Klasse der Einwohner voraus, der nicht wohl statt finden kann, ohne ihre sittliche Bildung nieder zu halten, und dadurch zuletzt sehr empfindlich auf das Wohlsern der hoͤhern Staͤnde und des Staats selbst zurückzuwuͤrken. Dermalen sind es hauptsaͤchlich widrige Naturereigniße, theilweise schlechte Erndten in den Jahren 1827 und 1828, ungewohnliche Ueberschwemmungen, starke Winter, naße und kuͤhle Sommer, welche den Unterhalt der zahlreichsten Volks— klasse erschwert, die Entwickelung von toͤdtlichen Krankheiten beguͤnstigt, und dadurch die Fortschritte der Bevoͤlkerung ver— mindert haben. Die oͤstlichen Provinzen sind nicht nur an sich von diesen Uebeln am staͤrksten betroffen worden; sondern sie besitzen auch bei geringerm Kapitale weniger Mittel, die— sen voruͤbergehenden schaͤdlichen Einfluͤßen entgegen zu wuͤr— ken. Auch in den Bevoͤlkerungsverhaͤltnißen des Jahres 1830 werden die natuͤrlichen Wuͤrkungen eines sehr strengen und anhaltenden Winters und eines ungewoͤhnlich naßen Fruͤh— lings und Vorsommers schwerlich verkannt werden konnen. Es kann mithin vorjetzt nur der Wunsch uͤbrig bleiben, daß die Witterung der folgenden Jahre das Gleichgewicht wieder herstellen, und kein Unfall andrer Natur die Benutzung ih⸗— rer wiederkehrenden Gunst verhindern moͤge.
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Königliche Schauspiele. Freitag, 6. August. Im Opernhause: Zum erstenmale wiederholt: Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus bei Terracina, komische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Scribe, zur beibehaltenen Musik von Auber, bearbeitet von C. Blum. Sonnabend, 7. August. Im Schauspielhause: Maͤnner⸗ treue, Lustspiel in 1 Aufzug. (Neu einstudirt.) Hierauf: Die junge Pathe, Lustspiel in 1 Akt nach Scribe, von L. W. Both. Und: Die Maͤntel, oder: Der Schneider in Lissabon,
Köͤnigstaädtisches Theater.
Freitag, 6. August. Schildwach-Abentheuer, Posse in 2 Akten. Hierauf: Der Parapluimacher Staberl, oder: Die Buͤrger in Wien, Posse in 3 Akten.
Sonnabend, 7. August. Sylphide, das Seefraͤulein, Zauberposse in 2 Akten.
Sonntag, 8. August. 1) Fest-Ouvertuͤre, komponirt vom Kapellmeister Herrn Franz Glaͤser. — 2) Liebes⸗A⸗B⸗ C. — 3) Sehnsucht eines Schweizers in der Ferne nach seinem Liebchen, beide mit Begleitung der Guitarre, vorge⸗ tragen von Herrn Holzmiller. 4) Pot-Pouri uͤber Ungari— sche National-Melodieen, fuͤr die Violine, mit Begleitung des Orchesters, komponirt und vorgetragen vom Konzertmei— ster Herrn Leon de Saint Lubin. Hierauf: Zum erstenmale wiederholt: Karl von Frankreich, oder: Die Pilgerinnen von Mekka, komische Oper in 2 Akten; Musik von Boyeldieu und Herold.
Preise der Platze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 20 Sgr. re.
. ,
Den 5. August 1830.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Vettel. (Pre sos. Cour. )
III. Brie/. Geld] — 98 O 86tpr. Pfandbrt. 4 100; Pomm. Pfandbrf. 1052 Kur- u. Neum. do. 1052 Schlesische do. 107
Dom. - Pfandbrł. — Rkst. C. d. Ru. N. 731 L. Sch. d. - u N. 74
Holl. vollw. Duk. —
Neue dito 193 Criedrichsd' or. 133 12 Disconto ... 35 1 6
Preuss. Cour. Brief. Geld.
St. Schuld- Sch. Er. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Ob. m. l. C. Neum. Iut Sch. d. Berl. Stadt- Ob. Königsbg. do. Elbinger do. PDanz. do. in Th. Wes ipr. Płędb.
Gross li. Pos. do.
1.
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Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. ö 2 Mt. Wien in 20 Ar ; 2 Mt. Augsburę ö Breslau 77 Mt. , 2 Mt. Petershurg BN 3 Woch. VWarschau . Kurz
Ss! 1111111111
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Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 1. August.
Niederl. wirkl. Schuld 1. Kanz - Bill. 29.
Hamburg, 3. August. . Oesterr. 4proc. pr. ult. 90? Bank- Actien desgl. (ohne Diy) 1220. Russ. Engl. Anl. 100. Russ. Anl. Ilamb. Cert. pr. ult. 96h. Poln. desgl. 1121. Dwän. desgl. 65.
St. ,, 27. Jali. Hamburg 3 Mon. 937. Silber-Rubel 3667
Wien, 31. Juli. proc. Metall. 1005. 4proc. 96. Bank- Actien 13523.
Lustspiel in 2 Abtheilungen, frei nach Scribe, von C. Blum.
Neueste Börsen⸗-Nachrichten.
Frankfurt a. M., 2. August.
Gedruckt bei A. W. Hayn.
Oesterr. 5proc. Metall. 9B. 4proc. 903. Bank⸗Actien ohne Div. 1515. Part. Obl. 126. Loose zu 100 Fl. 1783. Poln. Loose pr. ult. 573. Brief.
Redacteur John. Mltredaeteun: Cottel.
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Preußische Staats-Zeitung.
meine
M 217.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem zu Kreuzburg in Ostpreußen stationirten Gendarmen Milde und dem Bauer— wirth Bressem zu Dollstaͤdt das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.
Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, Freiherr Alexander von Humboldt, von ö
Abgereist: Der Großherzoglich Oldenburgische Ober— Schenk, Freiherr von Beaulieu-Marconnay, nach Hannover.
Berichtigung. Se. Exrellenz der Königl. Baiersche Wirkliche Geheime Rath, Kaͤmmerer, , ö. sandte und bevollmaͤchtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf von Luxburg, ist nicht (wie gestern gemeldet worden) von 3 hier angekommen, sondern von hier dahin ab— gereist.
Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland. Frankreich.
Paris, 31. Juli. Der heutige Messager des Chambres ) enthaͤlt (naͤchst den gestern gegebenen Akten— stuͤcken) noch folgende zum Theil aus dem uns noch nicht zu— gekommenen Blatte des Moniteurs vom 31sten entnommene Nachrichten:
Die provisorische Regierung hat folgendes Ministerium zusammengesetzt: Minister des öffentlichen Unterrichts, Herr Guizot; See⸗Minister, der Vice⸗Admiral Truguet; Kriegs— Minister, der General Gérard; Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, der Graf Scebastiani; Finanz⸗-Minister, der Baron Louis; Groß-Siegelbewahrer, Hr. Dupin der Aelt.; Minister des Innern, der Herzog v. Broglie.
Herr Alexander v. Laborde ist zum Praͤfekten des Seine— Departements ernannt worden.
Amtlichen Nachrichten aus Rouen zufolge, wird die Koͤ— nigliche Autorität dort nicht mehr anerkannt; es ist daselbst eine Volks-Regierung eingesetzt worden. Der Präfekt des Departements der niedern Seine, Graf v. Murat, und der Maire von Rouen, Herr v. Martinville, haben (dem Mes— sager zufolge) die Fiucht ergriffen.
Tagesbefehl. Donnerstag, den 29. Juli, 3 Uhr Nachmittags. Die Behoͤrde, welche die Charte, worauf sie sich gruͤn⸗
Außer dem uns auf außerordentlichem Wege zugegange— nen Messager vom 3isten v. M. und der uns . kommenen Englischen in Pgris erscheinenden Zeitung, Galigna⸗
nis Messenger, von demselben Tage, aus der wir weiter unten
einen ausführlichen Bericht uͤber die Vorgaͤnge am 27sten östen und 269sten entlehnen, haben wir fan mit der h les 1) den Moniteur vom 29sten und 36sten (auf cinem Blatte gedruckt), welcher nichts als die bereits gestern mit⸗ gétheilte Bekanntmachung der provisorischen Regierung ent⸗ haͤlt, so wie 2) den Eburrer frangais und das Jhurnal di Com— meree vom 30sten (beide , auf einem Blatte gedruckt) mit, den ubrigen ebenfalls bereits gestern gegebenen Akten stuͤcken; endeich 3) das Journal des Debats vom 26sten, woraus wir heute noch einige Auszüge geben werden, erhalten.
Berlin, Sonnabend den ten Au gu st
1830.
dete, zerrissen hat, hat sich selbst den Stab geb t ro ; hat alle ihre Stellungen aufgegeben; die guten . hach nur noch ihren Muth und ihr Gewissen Um Rath zu fragen Das Volk hat die Waffen ergriffen; es hat die Ordnung aufrecht erhalten und steht im Begriff, alle seine Rechte wieder zu erorbern; von allen Seiten verlangt man aber eine Organisation. Um diese zu geben, werden 1) Die in Paris befindlichen Deputirten der Departe⸗ ments ersucht, sich sofort nach dem Rathhause, das der Mit- telpunkt der Organisation wird, zu verfuͤgen, um uͤber die zu ergreifenden Maaßregeln zu berathschlagen. 2) Sollen die Maires von Paris sich augenblicklich nach ihren resp. Mairieen begeben, um daselbst die Instructionen 3 . zur Aufrechthaltung der Ordnung, ertheidigung der Personer Ti n gung der Personen uͤnd des Eigenthums, 3) Jeder Maire hat sofort einen seiner Adjunkten na dem Nathhause zu schicken, um daselbst eine rn fen ö Berathung des Besten der Hauptstadt zu bilden. 4) Die Mitglieder der definitiven Bureaus der Pariser j bei ö Wahlen sollen sich an den Haupt⸗ en ihrer resp. Mairieen versammeln, um neben diesen ei k rt zu bilden. ; . 5) Die Pariser Deputirten werden ganz besonders, im H das Mandat ihrer Mitbarger nen auf u ich unverzuͤgli e s. i ,. 2 icht, in ver zug ich nach dem Rathhause 63 Alle Praͤfektur⸗Beamte werden auf gefordert, sich auf ihre Posten zu begeben, um di ; , geben, e Befehle der Behoͤrde zu Die Legionen der National⸗Garde haben sich in i . . . ihren resp, Bezirken zu versammeln, um durch die n, . tel Per sonen und Eigenthum zu beschuͤtzen. Fuͤr die provisorische . . (gez. J. Baud. Im Rathhause, 29. Juli 1867 2. Auf Befehl des General Dubourg. (gez.) Der Oberst Zimmer.
. Pariser National⸗-Garde.
Die Pariser National⸗Garde ist wiederhergestellt. Die Obersten und Offiziere werden ersucht, den Dienst derselben unverzuͤglich zu reorganisiren; die Unter⸗Ofsiziere und Gardi⸗ sten muͤssen sich bereit halten, auf den ersten Trommelschlag zusammen zu treten. Vorlaͤufig werden sie aufgefordert, sich bei den Offizieren und Unter-Offizieren ihrer ehemaligen Compagnieen zu melden und in die Stammlisten eintragen zu lassen. Es kommt darauf an, die gute Ordnung zu erhalten, und die staäͤdtische Kommission von Paris rechnet auf den bekannten Eifer der National⸗-Garde fuͤr die Freiheit und die oͤffentliche Ruhe. Die Herren Obersten und in ihrer Abwe— senheit die Herren Bataillons-Chefs werden ersucht, sich so⸗ 6 geg ,,, J verfuͤgen, um sich uͤber die zum
en de ienstes zun u treffe . lenst zunaͤchst ʒ ffenden Maaßregeln zu
Gegeben im Rathhause am 29. Juli 1830.
ez.) Lafayette. Fuͤr die Richtigkeit der Abr nr — . Der Oberst Chef des General⸗Stabes,
(gez.) Zimmer.
or nern n ,,
. 6 . aris, den 30. Juli 1830. Die Freiheit hat fuͤr immer gesiegt; 6 da, von Paris haben sie durch ihren Muth wieder errungen, wie ihre Vaͤter sie vor 41 Jahren gegruͤndet hatten. Eine ausführli⸗ chere Relation von den Großthaten zu geben, die den gestri⸗ gen Tag bezeichntten, ist in diesem Augenblick unmoͤglich; nur