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getroffen, mit dem Rufe: „Es lebe die Nation!“ auf den Steinhaufen hinfiel, befeuerte dadurch die Uebrigen so sehr, daß die Soldaten uͤber den Muth des Volkes augenblicklich bestuͤrzt schienen. Um 11 Uhr war die Barriere voͤllig her— gestellt, und ein lebhaftes Feuer wurde hinter derselben eroͤff— net. Dadurch geschuͤtzt, sprangen zuerst zwei der Angrei— fenden vor und gewannen die eisernen Gitter an der Fronte des Louvre, wo sich ein kleiner Wall, ungefaͤhr 27 Fuß hoch, befindet; hinter diesem legten sie sich nieder und feuerten auf die Truppen. Zwei Nanonal-0Gardisten folgten bald diesem Beispiele; einer derselben trug eine große dreifarbige Fahne, kroch mit vieler Muͤhe nach einem dicht am Gitter stehen— den Wasserfasse und wußte hinter demselben die Fahne auf dem Gitter selbst aufzupflanzen, so wie Gewehr und Basjonnet daran zu lehnen. Diese verwegene Handlung fand den groͤß— ten Beifall, indem der Ruf „Es lebe die Nation!“ erscholl; ungefaͤhr 200 Leute stuͤrzten nun, ungeachtet des fuͤrchter— lichen Kugelregens, dem sie sich aussetzten, bis zum Thore und drangen unter dem Siegesgeschrei „Es lebe die Charte!“ dort ein. Um 11 Uhr geschah dies; Tausende folgten ihnen bald, doch war der Kampf damit noch nicht zu Ende; denn die Schweizer waren noch im Besitze der der Straße du Coq gegenuͤber liegenden Eingaͤnge und anderer Theile des Gebaͤudes, die sie tapfer vertheidigten, wiewohl sie in kurzer Zeit alle hinaus gedraͤngt waren. Zwei Stunden nach die— ser Erstuͤrmung sah man 4 mit Todten beladene Karren aus dem Louvre hinausfahren; viele Leichen wurden außerdem auf dem Rasen-Platze zuruͤckgelassen und gestern daselbst be— graben. Ungefaͤhr 60 Verwundete wurden von ihren

Gefaͤhrten aus dem Pallaste nach dem Hotel-Dieu gebracht,

und troͤstlich war es, zu sehen, mit welcher Sorgfalt die Ver— stuͤmmelten ohne Ausnahme von dem Volke behandelt wur— den. Um 10 Uhr hatten sich am Donnerstage in einem andern Theile der Stadt die bewaffneten Buͤrger der Stadt— Viertel St. Jacques, St Germain, des Odeons und von Gros-⸗Caillou, ungefaͤhr 5 6000 Mann stark und zunaͤchst durch die fast von allen Kirchen ertoͤnenden Sturmglocken ge— weckt, versammelt. Diese hatten es mit zweien Garde-MNegi— mentern zu thun, die in den Hoͤfen des Louvre und im Gar— ten der Infantin aufgestellt waren; außerdem aber auch mit drei starken Detachements Uhlanen, Kuͤrassieren und Gre— nadieren zu Fuß, die das Caroussel besetzt hatten und von einer Artillerie- Reserve aus dem Garten der Tui— lerieen unterstuͤtzt wurden. Der Angriff fing im Garten der Infantin an, wo die Garden den Vordringenden die erste Annaherung gestatteten und der Kampf damit anfing, daß die Vorderreihen getoͤdtet wurden, aber auch damit en—

digte, denn die Eindringenden vertrieben bald die Vertheidi⸗

ger von diesem wichtigen Posten. Mitten unter einem be— staͤndigen Roll-Feuer wurden die eisernen Gitter niedergerissen, welches Manoͤver, mit ungeheurer Entschlossenheit ausgefuhrt, die Buͤrger zu Meistern der Tuilerieen machte. Tapferer Widerstand wurde ihnen jedoch noch ferner an anderen Punk— ten, namentlich beim Pavillon der Flora, geleistet, von wo aus seit 7 Uhr Morgens ein bestaͤndiges Feuern nach dem

Pont-Royal stattfand, wo Viele getöͤdtet wurden. Da aus

den Zimmern der Dauphine bestaͤndig mit Musketen gefeuert worden war, so wurde, als man sich des Pavillons der Flora bemeistert hatte, jedes Stuͤck Moͤbel daselbst vernichtet, und unzählige Papiere flogen bald darauf aus den Fen— stern. Zweimal hatte das Volk die Tuilerieen genommen und wieder verlassen muͤssen; um 17 Uhr war es jedoch voͤl— lig Meister derselben, und zwei dreifarbige Fahnen wurden auf dem Mittel-Pavillon aufgesteckt. Außer der oben er— waͤhnten Vernichtung des Ameublements wurde keine Aus— schweifung veruͤbt. Weggenommen wurden blos alle Waffen, wo man deten vorfand, und die einzige Trophäe, welche die Sieger davon trugen, war ein sehr reich verziertes Schwerdt, das, wie es heißt, dem Herzoge von Ragusa gehort. Im Palais⸗Royal, wo mehrere Schweizer und Garde⸗-Soldaten in einigen Haͤusern sich verschanzt hatten, fanden, so wie in der Straße St. Honoré, nahe an der Straße Richelieu, ebenfalls am Donnerstage moͤrderische Scharmützel statt. Von beiden Seiten schlug man sich tapfer, doch uͤberall trug das Volk den Sieg davon. Abends zog sich die Natlonal— Garde, die Paris gegen zwei Uhr verlassen hatte, hinter die Barriere de l' Etoile zuruͤck; ihre Linien dehnen sich bis nach Passy aus. Die im erzbischoͤflichen Pallaste versammelten Domherren und Seminaristen hatten die Unbesonnenheit be— gangen, aus den Fenstern zu feuern. Sie wurden uͤberwaͤl— tigt; einige fielen als Opfer, und ihr Widerstand fuͤhrte die gänzliche Zerstͤͤrung und Pluͤnderung des erzbischoͤflichen Pallastes herbei. Das ganze Mobiliar wurde verbrannt oder in den Strom geworfen. Als im Verlaufe die—

ses Tages die bewaffneten Buͤrger einen Anfuͤhrer be— gehrten, forderte man Herrn Evariste Dumoulin auf, sich dieserhalb zum General Dubourg zu begeben. Herr Dumoulin verfuͤgte sich nach der Wohnung des Generals und machte ihm das Anerbieten, den Ober⸗Befehl der Stadt zu uͤbernehmen. „Ich bin eben“, sagte darauf der General, „vom Lande hereingekommen und habe keine Uniform hier.“ „Die sollen Sie sogleich haben“, erwiederte man ihm, und wirklich war in einer Viertelstunde eine Uniform bei der Hand. Der General begab sich jetzt mit einem Haufen, der fortwaͤhrend anwuchs, nach dem Boͤr sen-⸗Platze, wo General Dubourg eine Anrede hielt und sodann nach dem Rathhause sich verfuͤgte. Da dieses sich bereits im Besitze der Natio⸗ nal-Truppen befand, so wurden ihm die Pforten desselben sogleich geöffnet, und der General trat ein. Inzwischen hatte sich Hr. Dumoulin nach dem Hause des Hrn. Laffitte begeben, wo die Deputirten versammelt waren; er zeigte dort an, was. geschehen war, horte jedoch, daß General Lafayette bereits ein— stimmig zum Ober-Befehlshaber der National-Truppen er⸗ nannt worden sey. General Lafayette zog auch sogleich, an der Spitze der National-Garde und von einer ungeheuern Volksmenge unter lautem Zujauchzen begleitet, nach dem Rathhause, wo er in seine Wuͤrde foͤrmlich installirt wurde. General Dubourg bekleidet nun einen Posten unter dem Ober ⸗Befehls haber.“

Bruͤsseler Blätter enthalten folgendes Privat⸗ Schreiben aus Lille vom 29. Juli: „Die bewaffnete Macht begab sich heute fruͤh um sechs Uhr nach der Wohnung des Herrn Leleux, Herausgebers und Redacteurs des Echo du Nord, um die Typen und die Presse kraft der Verordnung vom 25sten d. in Beschlag zu nehmen. Herr Leleux protestirte den Gesetzen gemäß. Die Polizei aber, von einer Abtheilung Gendarmerie begleitet, nahm, ohne Ruͤcksicht auf die Prote— station, das ganze Material der Druckerei in Beschlag und brachte es nach der Mairie. Sogleich begaben sich die Ar— beiter der hiesigen Fabriken, aus freiem Antriebe und uͤber 10,000 an der Zahl, unter dem Rufe: „Es lebe die Charte! Weg mit den Verordnungen vom 25. Juli!“ nach dem gro— ßen Platze. In dem Augenblicke, wo ich dies schreibe, durch⸗ laͤuft dieser aufruͤhrerische Haufen die Stadt in allen Rich⸗ tungen, wirft die Fenster ein und droht, die Thuͤren derjeni⸗ gen Fabriken zu erbrechen, in denen man die Arbeiter nicht entlaͤßt. Ueberall sieht man Gruppen von Handwer— kern, die mit Stoͤcken bewaffnet sind; als Fahnen tra—⸗— gen sie Papierbogen, auf denen man die Worte: Die Charte oder der Tod! liest. Das Kuͤrassier-Regiment hat versucht, die versammelten Haufen zu zerstreuen; der Oberst desselben wurde aber mit Steinen getödtet, weil er gesagt hatte, mit seinem tapfern Regimente werde er in wenig Augenblicken das , . von Lille aus einander sprengen. Das 22ste und 62ste Regiment scheinen sehr friedliche , . nungen zu hegen; auch schrie das aufruͤhrerische Volk: „Nie⸗ der mit dem Kuͤraß! Es lebe die Linie!“ Die Behoͤrde hat an

alle Straßen⸗Ecken Proclamationen anschlagen lassen, in denen

man die Einwohner auffordert, in ihre Wohnungen zuruͤck— zukehren; die Ruhestoͤrer werden darin, mit Anwendung der Gesetze vom 26. Februar 1790 und vom 22. und 27. Juli 1791, bedroht. Man befuͤrchtet, daß die Arbeiter diesen Abend versuchen werden, die in Beschlag genommenen Pressen des Herrn Leleux mit Gewalt wieder zu holen. Heute Mittag wurde an der Boͤrse das Standbild Ludwigs XVIII. mit dem Rufe: „Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit! Nieder mit Polignac!“ bekraͤnzt. Ueber 4000 Menschen wa⸗ ren an der Boͤrse in dem Augenblicke versammelt, wo dieser Ruf erscholl. Der Maire und der Unter-Praͤfekt von St. Quentin sollen von ihren Functionen durch das aufgereizte Volk entlassen worden seyn.“ Das Journal d' Anvers

versichert, daß bei der guten Eintracht, die sich in Lille zwi⸗ schen den Buͤrgern und der Garnison offenbart habe, dort

kein Blut geflossen sey. Großbritanien und Irland.

London, 31. Juli. Lord Holland die Ehre, in dessen Wohnung in Kensington ein Mittagsmahl einzunehmen. 8

Am gestrigen Tage besuchte die Koͤnigin, in Begleitung.

der Miß Fitzelarenee und des Stallmeisters der Herzogin von

Meiningen, Baron von Baumbach, den zoologischen Garten,

wo Ihre Majestaͤt vom Grafen Howe und Lord Llinton empfangen und umhergefuͤhrt wurden. Nach einem Aufent⸗

Bei age

Gestern erzeigten Se. Maj. dem seyn sollenden

1659 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung 217.

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halte von anderthalb Stunden begab sich die Koͤnigin ins Kolosseum und von dort ins Diorama.

Beim Lever am Mittwoch nahmen Se. Majestaͤt auch die Glückwuͤnschungs⸗-Adressen der protestantischen dissentiren⸗ den Geistlichen, deren drei verschiedene Benennungen in und um London sich dazu vereinigt hatten, so wie der Quaͤker, entgegen.

Vorgestern empfingen die Vice-Admirale Brenton und Bowes-Vere⸗Broke und der General⸗Major Hardinge aus den Händen Sr. Majestaͤt den Stern der zweiten Klasse des Bath⸗Ordens.

Am 2ästen d., sind, wie die Hofzeitung meldet, Graf von Roßlyn als Bewahrer des geheimen Siegels und Sir R. Peel als Haupt⸗-Staats⸗-Secrctair vereidigt und die Her— ren Herries und Courtenay als Praͤsident und Vice-P'aͤsi— dent des Handels-Amtes aufs Neue angestellt worden.

Die Wiederanstellung des Sir Rob. Wilson im Heere hat die Hoffnung erregt, daß auch Lord Cochrane bei' der Seemacht wieder werde angestellt werden.

Die Rel tn vom Dienstage meldet, daß Se. Maje— staͤt dem Astronomen South die Ritterwuͤrde verliehen.

Das Hof-Journal widerspricht der Behauptung der Times, daß der verewigte Koͤnig keinen letzten Willen hinter⸗ lassen habe, und versichert, Se. Majestaͤt habe allerdings ein von Ihrem damaligen Gewissensrath, Lord Eldon, wort, lich niedergeschriebenes Testament hinterlassen.

Im Fall Hr. Huskisson durch Krankheit verhindert wuͤrde, sich den Waͤhlern in Liverpool persoͤnlich vorzustellen, wird Herr Stratford-Canning dort fuͤr ihn das Wort fuͤhren.

In Kurzem wird von dem beruͤhmten Thomas Moore eine Lebensbeschreibung Georg's IV erscheinen.

In dem Boͤrsen-Artikel der Morning-Chroniele vom 31. Juli heißt es unter Anderem: „In der City wird die allgemeine Aufmerksamkeit fast ausschließlich von den Unru— hen in Paris in Anspruch genommen, und jeder Neuig⸗ keit von dort sieht man mit der groͤßten Spannung entge— gen; denn zu der Neugier, welche durch die dortige Veraͤn— derung der Dinge natuͤrlicherweise veranlaßt werden mußte, gesellt sich in nicht unbedeutendem Grade Besorgniß fuͤr die Sicherheit unserer Landsleute, von denen sich dermalen eine große Anzahl in Paris befindet. Die nicht erfolgte Ankunft der Pariser Estafette vermehrte die Besorgnisse und gab Ver— anlassung zu Geruͤchten allerlei Art. Privat-Briefen zufolge, soll die Franzoͤsische Kuͤste voll von hinzustroͤmenden Englaͤn— dern seyn, von denen viele unterweges aus Mangel an Pfer⸗ den aufgehalten worden waren. Diligencen und andere Fahr— zeuge waren, jenen Nachrichten zufolge, am 28sten in Paris nur gegen große Geldopfer zu haben; des allgemeinen Miß— trauens wegen mußte man am 2Isten fuͤr Gold 23 pCt. Präͤ— mie und am 28sten noch viel mehr zahlen. Die Depeschen von unserem Gesandten in Paris kamen hier gerade an, als das letzte große Lever bei Hofe begonnen hatte, und machten einen solchen Eindruck, daß sich noch wahrend desselben der Geheime⸗Rath versammelte.“

Niederlande.

Brüssel, 1. August. Se. Majestaͤt der Koͤnig von Wuͤrtemberg sind auf Hoͤchstihrer Reise von London nach Ihren Staaten gestern hier durchgekommen.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien ist heute nach dem Haag abgegangen. Eben dahin hat sich auch der Minister des Innern begeben.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 27. Juli. Der groͤßere Theil der von der Norwegischen Regierung hier bestellten Regalien fuͤr die

Kroͤnung der Königin ist nun fertig, und der Rest wird es

vor Mitte Augusts oder der zu jener Ceremonie bestimmt . auch seyn.

Es heißt, der Kronprinz werde zu jener Zeit nach Chri— stiania gehen und einige Monate als Vice-Koͤnig von Nor— wegen fungiren. Die K. Pferde und Stallbedlenten gehen am 12. August nach Christiania ab.

Es ist jetzt die K. Verordnung uͤber den Muͤnzfuß vom 25sten v. M. im Druck erschienen. Darnach soll die kuͤnftig zu prägende Schwedische Silbermuͤnze drei Theile fein Sil— ber gegen einen Theil Kupfer enthalten, mithin zwölfloͤthig

seyn; diese Mischung soll Muͤnzsilber heißen. Es sollen da⸗ rin ganze, halbe, viertel, achtel und zwoͤlftel Species Reichs⸗ thaler ausgepraͤgt werden. Von Silber, das zur Ausmün— zung eingeliefert wird, sollen z pCt. fuͤr Schlagschatz abgezo⸗ gen werden; von Golde hingegen (woraus wie bisher Duka⸗ ten gepraͤgt werden) nichts.

Deutschland.

Bamberg, 39. Juli. Bei der Anwesenheit JG. KK. MM. in unserer Stadt geruhten alle eg dein , auch die Ausstellung der vorzuͤglichsten Kunst? und Gewerbs⸗Er⸗ zeugnisse zu besuchen und einzelne Gegenstaͤnde auszuwaͤhlen. Einen sprechenden Beweis tiefen Blickes richtiger Um- und Einsicht gab Se. Majestaͤt durch die Aeußerung des Wun— sches, daß in hiesiger Stadt eine polytechnische Schule er— richtet werden moͤchte. Ohne Zweifel ist eine solche Anstalt eines der ersten Beduͤrfnisse unserer Stadt. Bamberg, fruͤ— her der Sitz eines Fuͤrstbischofs, eines zahlreichen Adels, vor

und nach der Saͤkularisation der Sitz einer Regierung, und

wegen seiner reizenden Lage und seines gesunden Klima's der

Aufenthaltsort sehr vieler Pensionisten und Kapitalisten, ent⸗ behrt sehr fuͤhlbar in der neuesten Zeit dieser Vortheile und ist gegenwaͤrtig blos auf den Reichthum der Landes⸗Erzeug⸗ nisse, auf seine Gewerbe und den Handel verwiesen. Allein die Erzeugnisse des Bodens sind im Unwerthe, der Handel stockt, und im Betriebe der Gewerbe herrscht kein richtiges Verhaͤltniß. Der Andrang zu den gewohnlichen Gewerben ist so groß, daß viele leicht Kihrer Meister zum Nutzen die⸗ ser und des Publikums, wie zum Vortheile der Armen— Anstalt, entbehren konnten, waͤhrend andere besonders den Handel befoͤrdernde Gewerbe gering oder gar nicht betrieben werden. So mußten fuͤr unsere volkreiche Stadt z. B. zwei Buͤrstenbinder von Kulmbach und Erlangen, ein Feilenhauer von Schmalkalden, ein Kammmacher aus Schwaben, drei Lebkuͤchner von Kulmbach und Nuͤrnberg, zwei Regendach⸗ Reparkter aus Italien, zwei Zeugschmiede aus Koͤnigsberg und Boͤhmen u. s. w. zur Abhälfe der Beduͤrfnisse sich hier niederlassen, welche reichlichen Unterhalt finden.

Wuͤrzburg, 31. Juli. Die Roggen -Aerndte faͤllt zum Theil gering aus; besser wird es mit der Weizen⸗Aerndte ge⸗ hen, auch die Gersten-Aerndte wird reichlich werden. Die große Hitze wird den Sommerfruͤchten nicht ganz gedeihlich khn, weil mehrere erst im Biuͤhen begriffen sind. Die

Raupen fangen ihre zweite Verheerungs-Periode an. Aus

den Eiern gekrochen, uͤberspinnen sie sich, und nagen an den

Blaͤttern, die sich nach und nach zusammenrollen. Ist das

Murterblatt abgenagt, ziehen sie sich an ein anderes, oder umwickeln schon mehrere mit ihrem Gespinnste. Obschon viele Schmetterlinge, ohne Eier gelegt zu haben, bei der un— guͤn stigen Witterung zu Grunde gingen? so ist doch die Zahl der Raupen wieder groß genug, um viele Bäume zu entlau⸗ ben. Wunderbar, daß bei der ersten Entlaubung das Obst unbeschaͤdigt blieb und die Baͤume sich beugen.

Kassel, 2. August. Die Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg hielt den 2. Juli ihre oͤffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Kurfuͤrsten, ihres erhabenen Protektors. Nach der Eroͤffnungsrede des zeitigen Direktors, Professor Wenderoth, welcher, der frohen Veranlassung der Tagesfeier erwaͤhnend, Wunsche und Hoffnungen kurz und kraͤftig aussprach und zugleich daran eine gedraͤngte Nachwei— ung des gegenwartigen Standes der Gesellschaft, ihrer Ar⸗ beiten und Leistungen waͤhrend des verflossenen Jahres knuͤpfte, hielt der Geh. Hofrath Wurzer den wissenschaftlichen Vor— trag uͤber die Morphine mit ganz abweichenden Resultaten .. n Bekannten von der chemischen Constitution dieser

katerie.

Der Königl. Preuß. Geh. Ober-Baurath Schinkel ist von Berlin hier angekommen.

Schweiz. Bern, 27. Juli. In der am 22sten d. gehaltenen 12ten Sitzung der Tagsatzung wurden die neuen Verfassun⸗ gen der Kantons Luzern und Waadt in die Garantie des Bundes aufgenommen. Naͤchst mehreren anderen Verhand—