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liegt 2 Werst vor dem Wiburger Thore. Zwei steinerne und mehrere hoͤlzerne Gebaͤude, die seit dem vorigen Sommer dazu aufgefuͤhrt worden und jetzt beendigt werden, sind zur Aufnahme des Instituts und der Lehrer bestimmt. Daselbst beschaͤftigen sich die aͤltern Zoͤglinge auch praktisch mit Baum⸗
pflanzungen und Uebungen im Feldmessen. Hoͤchst erfreulich
war es bei dem Examen, an der Klarheit und Leichtigkeit, mit der die Zoͤglinge die vorgelegten Fragen beantworteten, u erkennen, wie ihr Wissen nicht in auswendig gelernten ectionen, sondern in gruͤndlicher Auffassung der Vortraͤge ihrer trefflichen Lehrer besteht, denen solche Schuͤler nicht wenig Ehre bringen. — Die ausgezeichnetsten Zöglinge wer— den, zur Erweiterung ihrer Kenntnisse, ins Ausland, beson—
ders nach Berlin, gesandt. J ö. In der Tifliser Zeitung liest man: „Im Jahre 1802
wurde unter dem ersten Russischen Gouverneur von Georgien, be vinzen Rußlands hervorzurufen.
Wirklichen Staatsrath Kowalinsky, die erste oͤffentliche Schule
in Tiflis fuͤr Rechnung der Regierung gegruͤndet. Im Jahre
1804 wurde diese in 2 Klassen getheilte Schule durch eine adelige Pensions⸗-A,nstalt ersetzt, in welcher man in der Russi— schen und Georgischen Sprache, in der Religion und im
Rechnen Unterricht ertheilte. In jedem Jahre sandte man
8 Schuͤler zur Vollendung ihrer Studien auf die Universitaͤt
u Moskau. Die immer zunehmenden naͤheren Beziehungen da ; e . tern lies't man die nachstehende Bekanntmachung:
zwischen Rußland und Georgien und die steigende Industrie im mittaͤglichen Kaukasus erheischten bald eine groͤßere Ver—
breitung nuͤtzlicher Kenntnisse. Die Pensions-Anstalt wurde
im Jahre 1807 unter dem Grafen Gudowitsch in ein Sym, nasium verwandelt und in à Klassen eingetheilt; im Jahre 1819 wurde es von dem dermaligen Oberbefehlshaber, Gene— ral Jermoloff, fuͤr noͤthig befunden, zeitgemäße Veraͤnderun— gen zu treffen; die bis dahin gelehrte Lateinische und Deutsche Sprache wurden durch die in jenen Gegenden mehr gebraͤuchliche Tartarische ersetzt und ein Kursus ver— schiedener militairischer Wissenschaften zum großen Nutzen der Jugend des Landes eingefuͤhrt, die groͤßtentheils
dazu bestimmt ist, im abgesonderten Kaukasischen Armee⸗Corps
zu dienen. Diese dergestalt organisirte Unterrichts-Anstalt sah die Zahl ihrer Schuͤler nach und nach bis auf 300 an— wachsen; sie bestanden aber nur aus Georgischen Edelleuten, waͤhrend in den anderen Klassen der Bevolkerung mit der steigenden inneren Wohlfahrt das Beduͤrfniß nach sorgfaͤlti⸗ gerem Unterricht immer fuͤhlbarer wurde. Die Lokal-Ver— waltung zoͤgerte nicht, sich mit diesem wichtigen Gegenstande zu beschaͤftigen, und schlug die Errichtung mehrerer oͤffentlichen Ünterrichts. Anstalten vor, in Folge dessen Se. Majestaͤt der Kaiser am 14. August 1829 ein zu diesem Zweck abgefaßtes Reglement bestaͤtigte, daß die Errichtung eines Gymnasiums in Tiflis und einer Zahl von 20 Bezirks-Schulen, theils in
Georgien, theils in den mit Georgien vereinigten Provinzen,
anhefiehlt. Das Gymnasium ist allen Kindern freien Standes geoͤffnet, die bereits Unterricht in Primar-Schulen erhielten, Und besteht aus 7 Klassen, in welchen Religion, Russische
Grammatik und Literatur, Logik, die Beorgische, Tartarische,
Ftanzzsisch; und. Deut che Sprgche. Mathematik, Heog: aphis, Beifalle aufgenommen, und zugleich verordnete man, daß die—
Statistik, Geschichte, Physik, Russisches Recht, Schoͤnschrei—
ben, Zeichnen und Entwerfen von Plänen gelehrt wird. Zum
Gymnasium gehort eine Pensions-Anstalt, in welcher 40 Zöͤg⸗ linge fuͤr Rechnung der Krone erzogen werden. Am Ibhsten Mai d. J. wurde das Gymnastum in Gegenwart des Ex— archen von Georgien, des Feldmarschalls Grafen Paskewitsch von Erivan, des Militair- und Civil-⸗ Gouverneurs und einer großen Anzahl der ausgezeichnetsten Personen feierlich eroͤff— net; seitdem beschäftigt man sich auf das thätigste mit Er— richtung der Bezirksschulen.“ / Odessa, 24. Juli. Se. Majestaͤt der Kaiser haben, auf, den Vorschlag des Herrn General-Gouverneurs von Neu-Rußland und Bessarabien, hinsichtlich der Bulgaren und Griechen, die sich aus Rumelien und Bulgarien nach Rußland begeben haben, zu befehlen geruhet, daß es denje— nigen dieser neuen Kolonisten, die Winzer, Fischer oder Ma— trosen sind, freistehen solle, ihr Gewerbe nach ihrem Gutduͤn— ken in Staͤdten oder in Doͤrfern, ja sogar nach getroffener gegenseitiger Uebereinkunft auf Privat-Besitzungen auf dem . zu betreiben. Diejenigen, die sich als Matrosen ver— dingen, find, einer kuͤrzlich erschienenen Verordnung zufolge, wahrend 25 Jahren von allen Abgaben befreit; wer zum Buͤrgerstand treten will, soll ohne Weiteres zugelassen werden und 10 Jahre lang weder Abgaben zahlen noch zum Rekru— ten genommen werden; die Sorge fuͤr die Witwen und Waisen dieser Kolonisten ist der Kolonial-Verwaltung uͤber— tragen. ; a8 auf der Landzunge von Berdiansk ist der (wie neulich gemeldet) fuͤr Rechnung der Regierung angelegte Hafen am
Isten (13ten) d. M. eroͤffnet worden. Die hiesige Zeitung spricht die Hoffnung aus, daß die bequeme Lage der Land— zunge dem Handel einst große Vortheile gewaͤhren und der Erwartung der Regierung vollkommen entsprechen werde. Am I7ten dieses Monats ist die Amerikanische Brigan⸗ tine „Smyrna“ mit der Flagge der Vereinigten Staa— ten, aus Konstantinopel kommend, hier eingelaufen. Es ist das erste Fahrzeug der genannten Union, welches die ihr in Folge des Friedens zwischen Rußland und der Tuͤrkei gesicherte freie Fahrt im Schwarzen Meere benutzte. Die Zukunft wird uns die Vortheile zeigen, die Odessa von den direkten Verbindungen mit der neuen Welt erwarten darf.
Die Russischen Waffen erwarben sich den Ruhm, den Han⸗—
dels-Unternehmungen eine neue und weite Bahn zu eroͤffnen; der Gewerbfleiß wird gewiß nicht zoͤgern, diese Wohlthat zu benutzen und dadurch neues Leben in den mittaͤglichen Pro—
In diesen Tagen sind der Befehlshaber des 3Zten In⸗— fanterie⸗Lorps, so wie der Chef des Generalstabes desselben Corps, General⸗-Adjutant Fuͤrst Gortschakoff hier angekommen.
inne r e n Paris, 1. August. In den neuesten oͤffentlichen Blaͤt⸗
Stäͤdtische Kommission.
Es ist nothwendig gewesen, fuͤr jeden Zweig der oͤffent— lichen Verwaltung Kommissionen zu ernennen. Die Mit— theilung einer Note hat in dieser Beziehung Irrthuͤmer ver⸗— anlaßt, deren Berichtigung nothwendig ist. Es werden zu provisorischen Kommissarien ernannt:
Im Justiz-Ministerium: Herr Dupont von der Eure; Finanz⸗Ministerium: der Baron Louis;
Kriegs-Ministerium: der General Gérard;
Marine-Ministerium: Herr von Rigny;
Ministerium der auswaäͤr⸗
tigen Angelegenheiten: Herr Bignon; Ministerium des oͤffentli—
chen Unterrichts: Herr Guizot; Ministerium des Innern
und der oͤffentl. Bauten: der Herzog von Broglie. )
Paris, im Rathhause, 31. Juli 1830.
(gez.) Lobau, Audry de Puyraveau, Mauguin, von Schonen.
Die hier anwesenden Deputirten, 90 an der Zahl, ver— sammelten sich gestern Mittag um 1 Uhr unter dein Vorsitze
des Herrn Laffitte in ihrem gewohnlichen Sitzungs-Lokale
Das Journal des Débats erstattet uͤber diese Sitzung folgenden Bericht:
Zuerst wurde der Praͤsident von seinen Kollegen aufger fordert, die am Morgen desselben Tages von dem Herzoge von Orleans erlassene Proclamation (S. das gestrige Blatt der Stagts„Zeitung) vorzutragen. Die Mittheilung dieses Aktenstuͤcks wurde von der Versammlung mit dem groͤßten
selbe in der Königl. Buchdruckerei, die jetzt den Namen Buch— druckerei der Reglerung fuͤhrt, zu 10,960 Exemplaren abge⸗ zogen werde. Nach dem von den Deputirten ausgedruͤckten Wunsche ersuchte hierauf der Praͤsident die Herren Guizot, Villemain, Bérard und Benj. Constant, vorläufig das Amt der vier Secretaire zu uͤbernehmen. Der General Seb a— stiani ergriff jetzt das Wert im Namen der Kommission, welche Tages zuvor den Auftrag erhalten hatte, den Herzog von Orleans um die Annahme des Amtes als Statthalter des Koͤnigreichs zu ersuchen. „Meine Herren“, aͤußerte er, „die Deputation, zu der ich die Ehre hatte zu gehoren, be—
S. K. Hoheit waren abwesend; wir setzten daher ein Schrei⸗
abermals nach dem Palais⸗Royal. Wir wurden jetzt von
von seinem eifrigen Wunsche, dem Lande die Geißel des Buͤr—
von seinem festen Willen, die Volksfreiheiten aufrecht zu erhal—
ten, und, wie Se. Koͤnigl. Hoheit solches in Ihrer Procla⸗—
Chambres gegebene Liste zu herichtigen.
von Ihnen ergriffenen Maaßregeln, wodurch das Heil des
werde, daß man die wieder errungene Freiheit den Pari—
gab sich gestern Abend (30. Juli) nach dem Palais-Royal. ben auf, worin wir ihm das Resultat Ihrer letzten Berathung mit⸗ theilten. Der Herzog von Hrleans kam unverzüglich von Neuilly nach Paris, wo er Abends um 11 Uhr eintraf. Als die Deputation. solches heute morgen erfuhr, verfuͤate sie sich um 9 Uhr
dem Herzoge angenommen. Die Worte, die er zu uns sprach, zeugten von seiner Liebe zur Ordnung und zu den Gesetzen,
gerzwistes, so wie des Krieges mit dem Auslande, zu ersparen,
) Hiernach waͤre die vorgestern nach dem Messager des
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mation selbst gesagt haben, von der Absicht, aus der Charte eine Wahrheit zu machen.“ Der General Sebastiani fuͤgte hinzu, der Herzog von Orleans habe erklaͤrt, daß er sich uünverzÜuͤg— lich mit den dringendsten Maaßregeln, und namentlich mit der sofortigen Zusammenberufung der Kammern, beschaͤftigen wolle. Der Präsident (Herr Laffitte) machte hierauf der Ver— sammlung einige Bemerkungen. „Es kommt zunaͤchst darauf an, zu untersuchen“, aͤußerte er, „ob bei dem gegenwartigen Zustande der Hauptstadt, und um die Besorgnisse zu entfer— nen, wozu die divergirenden Meinungen leicht Anlaß geben könnten, es nicht angemessen seyn mochte, unter dem Namen einer Adresse oder Proclamation eine Schrift zu erlassen, um die Hauptstadt und Frankreich von Demjenigen in Kennt— niß zu setzen, was die Deputirten fuͤr das allgemeine Beste, sowohl in Paris, als in den Provinzen, thun zu muͤssen ge— glaubt hahen. Wir alle sind von Begebenheiten uͤberrascht worden, die wir unmoͤglich voraussehen konnten. Wir glaub⸗ ten, unter der Herrschaft der Charte zu leben; stark durch die oͤffentliche Meinung, erwarteten wir ruhig den 3. August. Sie wissen es, m. H.; unsre Einberufungsschreiben zur Er— oͤffung der Kammer sind uns zu derselben Zeit zugefertigt worden, als man die Verordnungen vom 25. Juli bekannt machte. Durch diese Verordnungen hat man die Charte vernichtet; die Herrschaft der Gesetze hat man durch den Buͤrgerkrieg ersetzt. Daher die Katastrophe, wovon Paris der Schauplatz gewesen ist. Sollte es Ihnen hiernach nicht angemessen scheinen, Frankreich zu sagen, was unter so ernsten Umstaͤnden von Ihrer Seite geschehen? Von dem Gesetzlichen konnte fuͤr Sie keine Rede weiter seyn; Sie hatten nur noch Ihre Pflichten als Deputirte zu erfüllen; es kam nur noch darauf
an, das Vaterland zu retten, das oͤffentliche und Privat-Ei— genthum zu schuͤßen. Ich erinnere Sie hier nicht an die
Landes gesichert worden ist; aber ich glaube, daß man diese Maaßregeln der Geschichte aufbewahren, daß man Alles klar und deutlich darlegen muͤsse. Dadurch, daß Sie Ihr Betra— gen und ihre Handlungen oͤffentlich verkuͤndigen, werden Sie sich den Dank des gesammten Frankreichs erwerben.“ Auf den Vorschlag des Hrn. B. Délessert wurde die betreffende Arbeit den propisorischen Mitgliedern des Bu— reaus (also den Herren Laffitte, Guizot, Villemain, Bé— rard, und B. Constant) anvertraut. Herr Labbey de Pompieres verlangte, daß darin ausdruͤcklich erklart!
sern verdanke; daß noch nie ein Volk sich muthiger uud dem Vaterlande ergebener gezeigt habe, und daß es die erste Pflicht der Deputirten sey, ihm den Tribut ihrer Erkenntlichkeit zu zollen. Hr. Guizot bemerkte, daß es ziemlich un— moͤglich seyn wuͤrde, in eine Proeclamation die Darle— gung aller Thatsachen einzuschalten; daß diese Proclama— tion vielmehr kurz und einfach, aber ausdrucksvoll seyn muͤsse, und daß man spaͤterhin ihr einen historischen Bericht nachschicken konne. (Angenommen. ) Hr. Salverte gab den
Wunsch zu erkennen, daß die mehr erwaͤhnte Proclamation ausdruͤcklich der Buͤrgschaften erwaͤhne, die das Volk zu verlan⸗ gen berechtigt sey. Hr. v. Corcelles schloß sich dieser Mei⸗ nung an; eine solche Erwaͤhnung, meinte er, sey nothwendig, um die Gaͤhrung der Gemuͤther zu besaͤnftigen, die sich, wie ihm scheine, durch beunruhigende Symptome kund gebe. , B. Constant theilte die Ansicht des vorigen Redners; doͤch glaubte er, daß die gedachten Symptome leicht zu zerstreuen seyn wuͤrden. Er habe, fuͤgte er hinzu, eine Tour durch die Haupt— stadt gemacht und uͤberall ein Volk gefunden, das kraͤftig und enthusiastisch, zugleich aber auch aufgeklaͤrt und voller Vertrauen zu der Weisheit und Vaterlandsliebe seiner De— putirten sey, — ein Volk, das Garantieen fuͤr sich verlange, aber sonst nichts. Der Redner schloß mit der Bemerkung, daß er von diesen Garantien, wie er solche fuͤr unumgaͤng— lich noͤthig halte, eine Uebersicht angefertigt habe und sie dem Richterstuhle seiner Kollegen uͤbergeben werde. Hr. Ville— main meinte, man muͤsse bei der Auffuͤhrung dieser Garan— tieen die Worte des Herzogs von Orleaus, daß die Charte hinfuͤhro eine Wahrheit seyn werde, kommentiren. Herr Salverte glaubte, daß die Erklaͤrung der Kammer von 1815 in dieser Beziehung hinreichend sey, und daß man darin nur einige unwesentliche Aenderungen zu machen brauche. Hr. Au g. PErier bemerkte, daß es jetzt nicht an der Zeit sey, sich in eine weitlaͤuftige Erörterung von Grund— säͤtzen einzulassen; Herr B. Constant koͤnne, in seiner Ei— genschast als provisorischer Secretair, seine Ansichten seinen Kollegen mittheilen und sie in die Proclamation uͤbertragen. Nachdem noch der Praͤsident der Versammlung von zwei ihm zugegangenen Botschaften Mittheilung gemacht hatte, worin vor Allem auf die Nothwendigkeit hingewiefen wurde, die
Gemuͤther zu beruhigen, wurde die Sitzung eine Zeit lang unterbrochen, um den 4 Secretairen die noͤthige Muße zur Entwerfung der ihnen uͤbertragenen Arbeit zu lassen. Als die Sitzung wieder eroͤffnet wurde, theilte der Präfident der Ver sammlung die ihm so eben zugegangene Nachricht mit, daß, in Folge der Proclamation des Herzogs von Or— leans, sich eine lebhafte Bewegung im Publikum geaͤußert habe. „Man vermuthet“, fuͤgte er hinzu, „daß diese Be— sorgnisse dem Umstande beizumessen sind, daß jene Proclama⸗ tion kein Datum fuͤhrt und von der staͤdtischen Kommission nicht contrasignirt ist.“ — „Es ist dringend nothwendig“, bemerkte Herr Persil, „hiervon sofort den Statthalter zu unterrichten. Man ersuche ihn, an der Spitze einer Deputation der Kammer einen Umzug durch die Hauptstadt zu halten, oder man lasse die Proclamation von dem General Lafayette contrasigniren. Hr. Jacgueminot hielt den erstern Rath fuͤr den besseren; man solle den Herzog ersuchen, daß er so⸗ fort zu Pferde steige und sich dem Volke zeige. Hr. v. La—⸗ borde glaubte, daß man sich einen uͤbertriebenen Begriff von der Gaͤhrung und Besorgniß der Gemuͤther mache; es warde, seiner Meinung nach, hinreichen, wenn nach aufgehobener Session die Deputirten sich nach dem Palais-Rohal begaͤ⸗ ben. (Gehen wir sogleich, und alle dorthin!) Hr. Bernard hielt Hrn. Laborde fuͤr schlecht unterrichtet; die lebhafteste Bewegung, meinte er, äußere sich unter den Einwohnern, und man trage sich, namentlich in der Naͤhe des Rathhauses, mit den beunxuhigendsten Geruͤchten herum. (Mehrere Stim— men: Auf! auf nach dem Palais Royal!) Auf die Bemer— kung des Praͤsidenten: „Keine Uebereilung, m. H., unter so ernsten Umstaͤnden!“ stellte sich die Ruhe wieder ein. Hr. Etienne schilderte in lebhaften Farben die unbedingte Nothwendigkeit einer sofortigen eclatanten Maaßregel. „Die Deputirten“, äußerte Hr. Carl Dupin, „könnten sich ja von dem Palais Royal sofort nach dem Rathhause verfuͤgen. Ihre Gegenwart und ihre Ermahnungen werden hinreichen, um jedem Zwiespalte vorzubeugen, und alle Besorgnisse zu verscheuchen.“ Nachdem Hr. B. Délessert der Versamin— lung angekuͤndigt, daß die Secretaire ihre Arbeit beendigt haͤtten, bestieg Hr. Guizot unter den Zeichen der lebhafte⸗ sten Sensation die Rednerbuͤhne und verlas den nachstehen⸗ den Proclamations-Entwurf:
Franzosen
Frankreich ist frei, Die absolute Gewalt erhob ihr Panier: die heldenmuͤthigen Einwohner von Paris haben es herabgeris⸗ sen. Paris hat, als es angegriffen wurde, der heiligen Sache, die in den Wahlen vergeblich gestegt hatte, durch die Gewalt der Waffen den Sieg zugewandt. Eine Macht, die unsere Nechte usurpirte, unsere Ruhe störte, bedrohte zugleich die Freiheit und die Ordnung; wir kehren in den Genuß der Ordnung und Freiheit zuruͤck. Keine Besorgniß mehr fuͤr wohlerworbene Rechte! keine Schranken mehr zwischen uns und den Rechten, die uns noch fehlen.
Eine Regierung, die uns ohne Verzug die se Guͤter ver⸗ buͤrge, ist heutiges Tages das erste Beduͤrfniß des Baterlan⸗ des. Franzoseni Diejenigen Eurer Deputirten, die schon in Paris anwesend sind, haben sich versammelt; und in Erwar— tung der regelmaͤßigen Dazwischenkunft der Kammern haben sie einen Franzosen, der immer nur fuͤr Frankreich gefochten hat, den Herzog von Orleans, aufgefordert, das Amt eines Statthalters des Königreichs zu ubernehmen. Es sist dies in ihren Augen das sicherste Mittel, den Erfolg der rechtmaͤßig— sten Vertheidigung durch den Frieden schneJ zu kroͤnen.
Der Herzog von Orleans ist der Sache der Nation und der Verfassung zugethan. Er hat das Interesse derselben stets vertheidigt, sich fuͤr die Grundsaͤtze Ferselben stets bekannt. Er wird unsere Rechte ehren, denn er wird die seinigen uns verdanken. Wir werden uns durch Gesetze alle die Buͤrgschaf⸗ ten sichern, die dazu erforderlich sind, die Freiheit fest und dauerhaft zu begruͤnden: .
Die Wiederherstellung der National-Garde, mit der
Ie e, me der National-Gardisten an der Wahl der
ztere; —
. 6 Dazwischenkunft der Buͤrger bei der Bildung der
Departemental- und Municipgl⸗-Verwaltung;
das Geschwornen-Gericht fuͤr Preß⸗Vergehen; „die durch Gesetze geregelte Verantwortlichkeit der Mi— nister und Neben Beamten der Verwaltung; die Lage der Militgirs gesetzlich gesichert; die Wieder⸗Erwaͤhlung der zu oͤffentlichen Aemtern be— foͤrderten Deputirten.
Wir werden endlich, in Gemeinschaft mit dem Staats— Oberhaupte, unscrn Institutionen diejenige Entwickelung ge⸗ ben, deren sie benöͤthigt sind.
Franzesen! Der Herzog von Orleans hat schon selbst zu Euch gesprochen, und seine Rede ist von der Art, wie sie sich, einem freien Lande gegenuͤber, ziemt:
„Die Kammern“, so sagt er, „werden sich naͤchstens ver= sammeln und auf die Mittel Bedacht nehmen, die Herrschaft