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auf dem Schiffe mußten sich zuruͤckziehen, um diese lange Reihe voruͤber zu lassen. Dieser Vorsichts-Maaßregeln un— geachtet, habe ich einige huͤbsche Gesichter erblickt, und zwar waren es, sonderbar genug, ö junge Frauen, denen der Schleier herunter fiel. ahrscheinlich verstanden sie nicht, ihn mit den Nadeln so gut zu befestigen, wie die alten. Der Dey wird von zweien seiner Schwiegersoͤhne, deren einer sein Marine,, der andere sein Kriegs-Minister war, ferner von seinem Bruder, der als solcher kein Staatsamt bekleiden durfte, so wie von dem Finanz- und dem Haus-Minister, begleitet. Alle beobachten am Bord des Schiffes ihre alten Gewohnheiten; sie essen und liegen auf Teppichen und be— handeln den Dey mit derselben Ruͤcksicht, wie in den Zeiten seiner Groͤße. Die Frauen sind in ihre Gemaͤcher einge—⸗ schlossen und werden von Eunuchen bewacht. Der Dey hat das Ansehen eines guten Mannes, und wenn man ihn sieht, findet man die Handlungen der Milde, die von ihm erzaͤhlt werden, glaubwürdig. Vor seiner Erhoͤhung zum Dey war er Tabackshaͤndler. Die Tuͤrken scheinen sich mit Resigna— tion in ihr Schicksal zu fuͤgen. Nie haͤtte ich geglaubt, daß der Fatalismus sie so gluͤcklich machen koͤnne, wie sie es wirklich sind.“ ö .
Aus Toulon vom 28. Juli wird geschrieben: „Die Fregatte „Jeanne d'Arc“ wollte am 2sten d. M. den Ha— fen von Mahon verlassen; sie wird in Neapel anlegen, wo der Dey einige Zeit zu verweilen wuͤnscht, und ihn von dort nach Livorno bringen. Das Linienschiff „Duquesne“, vom Schiffs-Capitain Bazoche befehligt, ist von Algier, das es am 16ten d. M. verlassen hat, hier angekommen. Am Bord desselben befinden sich 350 von der Ruhr befallene Kranke, der Befehlshaber des Ingenieur-Corps der Expeditions-Ar— mee, General Valazé, einige Stabs⸗Offiziere und 11 Millio⸗ nen baaren Geldes. Das Linienschiff „Marengo“ hat 15 Millionen gebracht. Die Korvette „Astrolabe“ und die Bombarde „Finistere“ sind ebenfalls hier eingelaufen; die erstere kommt von Mahon und berichtet, daß der Gesund⸗ heits⸗Zustand in dem dortigen Militair-Lazareth hoͤchst befrie⸗ digend ist. — Graf Bourmont hat eine bedeutende Anzahl von Straußen, die man in den Besitzungen des Deys von Algier fand, nach Frankreich geschickt und zwei davon der Stadt Toulon, fuͤr ihre Menagerie, geschenkt; die uͤbrigen sollen nach Paris . werden. Auch die uͤbrigen Gene— rale haben deren hierher geschickt.
— In Straßburg ist am 31sten v. M., Abends 8 Uhr, eine telegraphische Depesche des Kriegs-Ministers an den General⸗Lieutenant und Ober⸗Befehlshaber der 5ten Mi— litair⸗Division, Vicomte Castex, eingegangen, worin diesem Letztern anbefohlen wird, sofort jede Truppen-Bewegung ein⸗ stellen und die dreifarbige Kokarde aufstecken zu lassen, mit dem Hinzufuͤgen, daß die Revolution in Paris beendigt und der Herzog von Orleans zum Statthalter des Reichs ernannt worden sey. — Eine zweite telegraphische Depesche des Mi⸗ nisters des Innern vom 1. August Abends 8 Uhr befiehlt
dem Praͤfekten des Nieder⸗-Rheins, sofort und unter persoͤn⸗
licher Verantwortlichkeit bekannt machen zu lassen, daß der Herzog von Orleans zum Statthalter des Reichs proklamirt worden sey, so wie, daß der Koͤnig St. Cloud verlassen habe. — Beide telegraphische Depeschen sind am 2. August in Straß⸗ burg angeschlagen worden. ;
Großbritanien und Irland.
London, 31. Juli. Bei einer oͤffentlichen Versamm⸗— lung, die am vorigen Mittwoch in Dublin stattgefunden, verkuͤndete der Lord-Mayor dieser Stadt, daß er Ursache habe, zu glauben, Se. Majestaͤt wuͤrden im Monat Oktober d. J. die Hauptstadt Irlands mit Ihrem Besuche begluͤcken. Am vergangenen Montag hielt der politische Verein in Birmingham seine erste jaͤhrliche Versammlung, wobei mehr als 20,000 Menschen gegenwaͤrtig waren. hielt bei dieser Gelegenheit dem Könige eine gluͤhende Lobrede.
In der Rede, die Herr Brougham an die versammel— ten Waͤhler von Yorkshire hielt, sagte er zunaͤchst, daß er,
um den Einwurf, er sʒ kein Bewohner dieser Grafschaft, r
u beseitigen, bereits Ordre gegeben habe, ein Freigut in Hor fh in seinem Namen zu kaufen. Er gestand, daß ihm die Aufforderung, hier als Kandidat aufzutreten, ganz uͤber— raschend gekommen sey, und daß er es noch vor einem Monate kaum fuͤr moͤglich gehalten haͤtte, sich den Waͤhlern von York gegenuͤber zu sehen. In Bezug auf feine politische Denk— weise sagte er: „Das erste Votum, das ich abgab, als ich in das Fer iemeii eintrat, war fuͤr die Freiheit der Presse, und das letzte Votum, das von mir ausging, war auf Ab—
Sir F. Burdett,
schaffung der Neger-Sklaverei gerichtet. Von jenem ersten bis zu diesem letzten Votum ging mein genzes Bestreben in meinen Reden wie in meinen Handlungen dahin, die Rechte, Interessen und Gerechtsame meiner Mitbürger zu wahren und mich gegen Unterdruͤckung, Tyrannei, so wie uͤberhaupt gegen jeden Mißbrauch, er mochte noch so heuchlerisch ver— steckt seyn, aufzulehnen. Eine große Frage ist kuͤrzlich da— durch zur Entscheidung gekommen, daß allen unseren Mit— buͤrgern religioͤse Freiheit und gleiche Rechte bewilligt worden sind. Viele Freunde haben in Bezug auf diese Frage mit mir nicht uͤbereingestimmt; vortreffliche charakterfeste Maͤnner und viele eifrige Vertheidiger jeder Art von Freiheit wollten doch den Katholiken keine Zugestaͤndnisse bewilligen. Nun, diese Frage ist einmal beseitigt, und ein toleranter Herrscher, unser allerhuldreichster Konig, ist jetzt auf dem Throne. Moͤge seine Regierung eine glaͤnzende werden; nicht glaͤnzend durch Siege, denn diese hasse und verabscheue ich, weil ich den Krieg uͤberhaupt als etwas Unchristliches hasse und verab— scheue (hoͤrt, hoͤrt!); nicht glaͤnzend durch unermeßliche Ver— schwendungen auf einen praͤchtigen Hofstaat oder an unab— haͤngige Maͤnner, um sie von ihren politischen Grund— saͤtzen ab⸗ und in das Oberhaus einzufuͤhren — sondern glaͤnzend durch Alles, was einem christlichen Fuͤrsten und dem Souverain eines freien Volkes wahrhaft zur Zierde gereichen kann, wenn er die Rechte seiner Unterthanen auf— recht erhaͤlt und schuͤtzt, wenn er Handel und Gewerbe ihrer urspruͤglichen Beschraͤnkungslosigkeit zuruͤckgiebt und die har— ten Gesetze, welche das Brodt theuer machen, ohne doch dem Ackerbau zu nutzen, abschafft. Der Koͤnig, meine Herren, hat den Thron bestiegen, indem er den Wunsch aussprach, daß aller religioͤse Streit fuͤr immer beseitigt seyn und kein Versuch gemacht werden moͤge, ihn wieder zu erneuern. Ich sage „Amen!“ zu diesem Wunsch, fuͤge aber noch den andern hinzu, daß nicht blos die Katholiken, sondern uͤberhaupt alle gewerbfleißigen Klassen dieses Landes emancipirt werden moͤ— gen. Kein ausschließendes Monopol soll ferner noch aufrecht erhalten werden, weder ein Monopol der Ostindischen Com— pagnie, noch ein Monopol der Landbesitzer Choͤrt, hoͤrt!). Auch uͤber Parlaments-Reform sey mir ein Wort zu sagen gestattet. Ich habe diese Frage immer unterstuͤtzt, immer da⸗ fuͤr gesprochen und dafuͤr gestimmt; allein man fragt mich, ob ich nicht gegen Hrn. O Connels Antrag gestimmt habe, und ich antworte darauf Nein! Hrn. O'Connel nicht, weil ich seinem Antrage uͤberhaupt ent— gegen war, sondern weil ich einen Theil desselben, naͤmlich das Stimmen durch Kugelung, mißbilligte. Meine Mitbuͤr— ger sollen als Maͤnner vortreten und offen darlegen, wofuͤr sie stimmen; das ist meine Meinung, und darum sagte ich, daß Kugelung noch keine Reform sey. Drei Fragen sind es besonders, die, wie ich glaube, durch Ihr Beispiel und durch Ihre Anstrengungen eben so durchgefuͤhrt werden koͤnnen, wie die in der Grafschaft Clare geschehene Wahl die katholische Frage zur Entscheidung brachte. Diese drei Fragen sind: Parlaments⸗Reform, eine Revision der Korn-Gesetze und die Abschaffung der Sklaverei in den Kolonieen. Der Erfolg Ihrer heutigen Wahl kann diese drei großen Fragen, wenn auch nicht sogleich erledigen, doch ihrer Erledigung um vieles naͤher zufuͤhren.“
Getreide⸗Durchschnittspreise am 27. Juli.
Woͤchentliche. Sechswoͤchentl. Zoll.
Weizen .. . 72 Sh. 8 P. 69 Sh. 1P. Gerte 37 . 4 ,, . n n, = Roggen... 41 38 19 Bohnen... 38 . 14 rb en. = 38 = 12
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 39. Juli. Es ist nun die Koͤnigl. Ver— ordnung ergangen, betreffend die im September vorzuneh—⸗ mende Revisien des Staats-, Banko- und zien e . wesens.
Die Regierung hat wiederum erlaubt, daß die fuͤr Kai— serl. Russische Rechnung zur Post- und Passagierfahrt zwi— schen Luͤbeck und St. Petersburg benutzt werdenden Dampf— schiffe bei ihrem kuͤnftigen Anlaufen in Istadt derselben Vor— zuͤge, wie die Schwedischen und Preußischen Post-Dampf— schiffe, genießen sollen.
Auf Anlaß der fuͤr die Aerndte-Aussichten in Frankreich
*
und England unguͤnstig gewesenen Witterung sind auch bei
uns in Schweden Ankaͤufe in Weizen und Hafer geschehen, und mehrere Schiffe sind damit im Laden begriffen. In Ansehung der zum Discontiren aufgenommenen
Denn ich opponirte dem
9.
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Staats -Anleihe von 500,000 Rthlr. treffen die Voraus sagun—⸗ gen des Frhrn. Kantzow im Adels- und verschiedener Mit— glieder im Buͤrgerstande genau ein, daß sich keine angemes— sene Gelegenheit zu deren Verwendung finden wuͤrde, indem, wie man hoͤrt, bisher nur 26,909 Rthlr. wieder haben aus— geliehen werden koͤnnen, und selbst davon nur wenig zu den
Zwecken, die man dabei im Auge gehabt. — Am 3. August
werden nun die Angebote zur großen Staats-A1nleihe im Reichsschuld-Comtoir eroͤffnet, und man vernimmt, daß die schon erwaͤhnte auslaͤndische Gesellschaft einen Konkurrenten aus Berlin vorfinden werde.
Dee unt sch lan d.
Mainz, 2. Aug. Diesen Morgen um 9 Uhr kamen Se. Majestäaͤt der Konig von Wuͤrtemberg aus Boulogne hier durch und reisten, ohne sich langer, als zum Umspannen der Pferde noͤthig war, aufzuhalten, nach Stuttgart zuruͤck. In dem Posthause selbst wurden Se. Mazjestaͤt von der hie— sigen Generalitaͤt, Se. Koͤnigl. Hoheit den Herrn Herzog von Wuͤrtemberg, Kaiserl. Koͤnigl. Oesterreichischen General— Feldmarschall und Militair-Gouverneur von Mainz, an der Spitze, begruͤßt.
Stuttgart, 3. August. Aus verschiedenen Gegenden des Koͤnigreichs wird gemeldet, daß man bereits an manchen Weinstoͤcken schoͤne reife Trauben findet; auch in einem hie— sigen Weinberge hat man heute gefarbte Trauben gefunden.
Hamburg, 5. August. Am 22sten v. M. ist das seit dem 22. Juli v. J. von dem Hohen Senate der freien Stadt Luͤbeck gefuͤhrte Direktorium, in Gemaͤßheit des §. 11 der provisorischen Gerichts-Ordnung fuͤr das Ober-Appellations—⸗ Gericht, auf den hohen Senat der freien Stadt Frankfurt uͤbergegangen.
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Berlin, 8. Aug. Aus Köln vom 3Zten d. M. wird gemeldet: „i Mit der heutigen Feier des Geburtsfestes Sr. Majestaͤt des Koöͤ⸗ nigs war zugleich die Grundsteinlegung zu dem neuen Re— 8 verbunden. Am Morgen des festlichen Tages fand im Dome ein fejerliches Hochamt und eine mu— sikalische Messe statt, bei welcher der Herr Erzbischof von Koͤln nebst dem ganzen Dom-Kapitel zugegen war. Ferner ward auf dem Neumarkte ein Militair-Gottesdienst abgehal⸗ ten, dem eine glanzende Parade der in Koͤln und in Deutz garnisonirenden Truppentheile folgte. Das schoͤnste Wetter beguͤnstigte die Feier. — Die Legung des Grundsteins zum neuen Regierungs-Gebaͤude erfolgte um 1 Uhr. Dies Ge— baude wird an der Zeughausstraße in einer sFrontlaͤnge von 300 Fuß, nach dem hoͤheren Orts genehmigten Plane des Baumeisters Biercher, aufgefuͤhrt werden. Auf diesem Bau⸗ platze, der festlich geschmuͤckt und mit Musikchoͤren besetzt war, sprach nun zuerst im Namen der Koͤnigl. Regierung der Regierungs- und Konsistorial⸗Rath Herr Dr. Grashof zu der anwesenden Versammlung, in welcher sich die ersten Mi⸗ litair- und Civil-Behoͤrden der Stadt befanden. Nachdem nun eine auf diese Festlichkeit von D. Loos zu Berlin ge— schlagene Denkmuͤnze, die Legungs-Urkunde und mehrere an— dere Gegenstaͤnde in die Hoͤhlung des Steines verschlossen und eine Deckplatte auf derselben befestigt war, thaten die drei Ober⸗Regierungsraͤthe, die Herren Goßler, Gossen und Stroͤdel, in Abwesenheit des Hrn. Chef Praͤsidenten Delius, die ersten Schlaͤge auf den Stein unter rauschender Militair— Musik und einer dreimaligen Salve des Geschuͤtzes. Die Absingung einiger zu dieser Feierlichkeit gedichteten Lieder und der laute Ruf: „es lebe der Koöͤnig“, beschlossen diese Feier⸗ lichkeit. Die ersten Behoͤrden der Stadt, so wie eine große Anzahl anderer angesehenen Personen, versammelten sich dar— auf zu einem Mittagsessen im Lokale des Kaiserlichen Hofes, wo man unter den ee n seen Wuͤnschen fuͤr das Wohl des verehrten Landesvaters bis spaͤt am Abend zusammen blieb. — Die beiden hiesigen Gymnasien, welche abwechselnd in ihren Lokalen die Feier des Koͤniglichen Geburtsfestes begehen, hat— ten ihre Feier bereits am Vorabend des 3. August veranstal⸗ tet. Die Reihe der Feier traf in diesem Jahre das evan⸗ gelische (sonstige Karmelitery Gymnasium, dessen Direktor, Konsistorialrath Dr. Grashof, vor einer zahlreichen Ver— sammlung uͤber die Nothwendigkeit der religioͤsen Erziehung in Gymnasien sprach, so wie uͤber den Schutz, welchen des Koͤnigs Majestaͤt derselben uͤberall, ohne Ünterschied der Kon— fession, angedeihen laͤßt, wobei er sich zugleich uber die Ver— haͤltnisse der beiden hiesigen Gymnasien in dieser Beziehung und ihre Stellung zu einander verbreitete. Gesang patrioti⸗
scher Lieder und Deklamationen einiger Schuͤler fuͤllten den uͤbrigen Theil dieser Festlichkeit aus.
Aus Halber stadt wird unterm ten d. gemeldet: We⸗ niger oͤffentlich und geraͤuschvoll, als in wahrhaft herzlicher mit ernster Feier gepaarter Froͤhlichkeit wurde gestern in un— serer Stadt der Geburtstag Sr. Majestaͤt unseres innigst geliebten Koͤnigs begangen. Nachdem die Feier des Tages durch das Lauten aller Glocken und durch angemessene In— strumental⸗Musik vom Martini⸗Thurme verkuͤndet worden, nahmen die Schul-Feierlichkeiten und hierauf die Festmahle in einigen großeren Kreisen ihren Anfang, und uͤberall wurde dem Besten der Koͤnige aus vollem und treuem Herzen ein lautes Lebehoch gebracht. Moͤge uns noch recht oft das Gluͤck zu Theil werden, diesen Tag in ungetruͤbter Freude festlich begehen zu koͤnnen.
— Der Graf Nicolaus v. Mielzynski auf Baszkow hat, als ruͤhmlichen Beweis seiner Theilnahme an der Forderung der Jugendbildung, dem Koͤnigl. Gymnasium zu Posen ein Mineralien- und ein Conchylien-Kabinet, so wie ein baͤnder— reiches technologisches Werk geschenkt. Auch der Herr Graf Severin von Mielzynski, auf Gorzyn, hat dem genannten Gymnasium eine sehr schaͤtzbare Mineralien⸗ Sammlung zum Geschenk gemacht.
Vermischte Nachrichten.
MNachstehendes ist der Schluß des (gestern abgebrochenen) Artikels uͤber die Begraͤbnißplaͤtze der Könige von England.
Man kann sonach die Errichtung bestimmter Ruhestaͤtten fuͤr die gekroͤnten Häupter Britaniens eigentlich erst vom Anbeginn des 13ten Jahrhunderts und beinahe 100 Jahre nach dem Einfalle der Normaͤnner datiren. Heinrich III. ward nach einer 56jaͤhrigen Regierung in der Koͤniglichen Kapelle beigesetzt; dann folgten: Eduard J. und seine Ge— mahlin Eleonore von Castilien; Eduard IIl. und seine Ge— mahlin Philippine von Hennegau; Richard II. und Anna von Boͤhmen und Heinrich V., neben welchem, außerhalb der Kapelle, seine Gemahlin Katharina von Frankreich liegt. Die ungluͤckliche Tochter des bekannten Warwick und Gemahlin Richard III. wurde unter dem Fußboden der Kirche in der Naͤhe des Chors beigesetzt; ebendaselbst Koͤnig Sebert; diese
beide nebst Katharina sind die einzigen Koͤnigl. Individuen, die in Westminster und nicht in den Kapellen von St. Edu⸗
ard oder Heinrich VII. liegen. Nachdem letztere gaͤnzlich gefuͤllt waren, fuͤgte Heinrich VII. den Theil hinzu, der seinen Namen traͤgt, sich durch seine zierliche Bauart auszeichnet und seiner darin an den Tag gelegten kuͤnstlichen Arbeit we— gen von Leland ein Wunder der Welt genannt wurde. Nach Holinshed, kostete dieser Bau damals 14,900 Pfd. was nach dem jetzigen Geldwerthe 200,000 Pfd. seyn wuͤrde. Das erste hier aufgestellte Denkmal wurde von Heinrich VII. seinem Onkel Eduard V. zu Ehren aufgefuͤhrt. Eduard war zugleich mit seinem Bruder im Tower ermordet worden, und seine Ueberreste wurden (vorgeblicherweise) erst zu Zeiten Karls II. gefunden. Man verschloß sie in einer marmornen Urne und gab ihnen einen Platz in dem Grabmale, das schon seit langer Zeit fuͤr selbige bestimmt war. Neben denselben erheben sich die Grabmale Heinrichs VII. selbst, dann das der Koͤnigin Maria von Schottland, dem Grabmal der Koͤ— nigin Elisabeth gegenuber; Karls II.; Wilhelnis III. und sei—⸗ ner Gemahlin Maria; der Koͤnigin Anna neben ihrem Ge— mahl, dem Prinzen George. Die Saͤrge der vier Letzten lie— gen neben einander in einem Gewoͤlbe an der Morgenseite der Kapelle, das, zur Aufnahme des Leichnams Karls II. be— stimmt, den Namen Koͤnigliches Gewölbe erhielt. George II. ist der letzte Englische Monarch, der dort (im Jahre 1760) beigesetzt wurde. Cromwell wurde mit großem Pomp in der Kapelle Heinrichs VII. zur Ruhe bestattet; nach der Restauration aber nahm man auf Befehl des Hau— ses der Gemeinen seinen Leichnam wieder heraus, brachte ihn nach Tyburn und hing ihn dort an einen Galgen. Einem von jener Zeit sich herschreibenden Geruͤchte zufolge, soll man jedoch anstatt Cromwells Korper einen anderen an den Galgen gehaͤngt haben, waͤhrend die Ueberreste des Protek— tors ruhig in Naseby lagen. In Folge der Wechsel der Zei— ten befindet sich die Asche vieler Koͤnige von England nicht in der Westminster⸗-Abtei, sondern in verschiedenen Staͤdten und Laͤndern zerstreut. Die Wilhelms des Eroberers liegt in Caen in der Normandie mit der seiner Gemahlin; Wilhelm Rufus wurde in Winchester beigesetzt, Heinrich s. in Reading; Heinrich Il. und Richard J. in Foutevrard in Sem e , wohin Heinrich III. sein Herz zu bringen befohlen hatte;