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das Ministerium des Innern abgegeben. Der an seine Stelle getretene Herr Guizot hat folgende Verordnung erlassen:
„Der provisorisch mit dem Departement des Innern beauftragte Commissair verfuͤgt, nachdem er dieserhalb die Befehle Sr. Koͤnigl. Hoheit des Herzogs von Orleans, Statthalters des Koͤnigreichs, eingeholt hat, Folgendes; In jedem Stadt⸗Bezirke von Paris sollen vier Commissarien beauf⸗ tragt werden, die Namen der Opfer der letzten Begebenheiten, sowohl Derer, die unterlegen sind, als Derer, die wesentlich gelitten haben, zu sammeln, und uͤber die Lage ihrer . lien Erkundigungen einzuziehen. Sie werden diese Erkundi— gungen zu Papler bringen und uns dieselben unverzuͤglich mittheilen, damit wir die erforderlichen Maaßregeln nehmen oder vorschlagen koͤnnen, um die Schuld des Vaterlandes ab— utragen. ö aris, im Hotel des Ministeriums des Innern, den 1. August 1830. :
Der provisorisch mit dem Departement des In— nern beauftragte Commissair, (gez.) Guizot.“
Der Commissair im Finanz⸗Ministerium, Baron Louis, fordert in den oͤffentlichen Blaͤttern alle Behoͤrden auf, die Erhebung der gesetzlich bestehenden Steuern zu beschuͤtzen. „Alle Bürger“, fuͤgt derselbe hinzu, „werden sich ohne Zwei— fel beeifern, durch puͤnktliche Entrichtung der Abgaben der Regierung zur Bestreitung der Beduͤrfnisse der Verwaltung an die Hand zu gehen.“ ᷣ
Hr. Girod hat seine Ernennung zum Polizei-Praͤfekten durch folgendes Schreiben zur Kenntniß des Publikums ge—
bracht: Polizei⸗Praäfektur.
Einwohner von Paris! Der Statthalter des Koͤnigreichs hat mir so eben das Amt eines Polizei⸗Praͤfekten anvertraut, das Hr. Bavoux provisorisch zu uͤbernehmen die Gefaͤlligkeit gehabt, und dessen er sich mit all dem Eifer und der Vater— landsliebe entledigt hatte, wovon er bereits so viele Beweise gegeben. Mich selbst vergessend und nur meine Ergebenheit fuͤr mein Land befragend, habe ich jenes Amt angenommen. Einwohner von Paris, Ihr kennt mich als Deputirten, als einen Eurer Justiz⸗Beamten, als einen alten Freund der
reiheit. Gestützt auf diese Anspruͤche, fordre ich von Euch ein Zutrauen, das ich niemals mißbrauchen werde. Fahret fort, das Beispiel aller Buͤrgertugenden zu geben, nachdem Ihr Eure Unerschrockenheit im Kampfe bewaͤhrt habt. Sorgt fuͤr die Erhaltung der Ordnung. Bleibt ruhig, aber seyd sorgfaͤltig darauf bedacht, Euch alle Eure Vertheidigungs— mittel zu sichern, vermehrt dieselben vielmehr, damit, wenn man noch einmal versuchen wollte, Euch die Fruͤchte Eures Sieges ju entreißen, man Euch so wiederfinde, wie Ihr Euch an den denkwuͤrdigen Tagen des 27sten, 28sten und 29sten Juli gezeigt habt.
Der Polizei⸗Praͤfekt, (gez.) A. Girod.
In der Deputirten⸗-Kammer findet heute Mittag eine vorbereitende Versammlung statt, um die große Deputation zu waͤhlen, die bei der morgenden Eroͤffnung dem Statthal— ter entgegen gehen soll. Der Messager meldet, die Depu— tirten haͤtten beschlossen, ihr bisheriges mit goldnen Lilien ge— sticktes Kostuͤm abzulegen und der Eroͤffnungs-Sitzung, die, wie die Gazette de France meint, in dem provisorischen Saale der Deputirten⸗Kammer stattfinden werde, im schwar⸗ zen Frack beizuwohnen. ;
Der Messager des Chambres meldet uͤber die Ab— reise des Koͤnigs Folgendes: „Karl X. und seine Familie sind auf der Reise nach Rambouillet vorgestern Nachmittag gegen 3 Uhr durch St. CEyr gekommen. Ein Gendarmerie— Detaschement zu Pferde eroͤffnete den Zug. Hierauf kamen etwa 200 Gardes du Corps und demnaͤchst die Hof⸗Equipa—⸗ gen. Der Koͤnig selbst, so wie der Dauphin, waren zu Pferde und von Gardes du Corps, Kuͤrassieren und Gendarmen umgeben. Diese Truppen mochten zusammen etwa 1500 Mann ausmachen; sie fuͤhrten 6 Stuͤck Geschuͤtz mit sich.“ Die Gazette de France fuͤgt hinzu, der Koͤnig habe die Nacht in Rambouillet zubringen und am folgenden Morgen nach Chartres weiter reisen wollen. Dem Globe zufolge,
waren Se. Majestaͤt vorgestern in aller Fruͤhe von St. Cloud
aufgebrochen. ;
Der Moniteur enthaͤlt verschiedene amtliche Berichte uͤber den Zustand der Departements. „In Meaux“, heißt es darin, „ist am 31. Juli die dreifarbige Fahne ohne Wi— derstand von Seiten des Militairs aufgepflanzt worden. In Brest waren am 29gsten Mittags die Ereignisse in Paris
noch unbekannt. Rennes beginnt aufzustehen. In Laval finden zahlreiche Zusammenrottungen statt. Alengon stand im Begriff, die Waffen zu ergreifen. In Mortagne ließ beim Eintreffen der Post der Ruf: Es lebe die Charte! sich vernehmen. In Verneuil steht die National⸗Garde unterm Gewehr. In Lille hat die National⸗Garde die Waffen er⸗ griffen und versah am 30sten mit den Linien-Truppen zu— sammen den Dienst. Die Volks-Bewegung war im Abneh⸗ men. In St. Quentin war es ziemlich ruhig, nur am Abend des 30sten, nach dem Schlusse der Werkstaͤtten, bil— deten sich Haufen, welche die Aufrechthaltung der Charte verlangten. In Straßburg waren zwar die Verordnun— gen am 29sten bekannt, man wußte dort aber noch nichts uber die Wirkung, die sie in Paris hervorgebracht haben. Die National⸗Garde organisirte sich, man glaubte nicht, daß die Garnison Widerstand leisten wüuͤrde. In Metz waren Buͤrger und Truppen von einem Gefuͤhle beseelt. Man rech—⸗ nete auf die Mitwirkung des Generals Soye, des Komman⸗ danten dieser wichtigen Festung. In Verdun ist die Na— tional-⸗Garde bewaffnet. Chalons sur Marne, Eper— nay, Chateau-Thierry, Donnans, la Ferté und Meaux sind in gutem Vertheidigungs⸗Zustande, und Alles ist dort ruhig. Des Nachts begegnete die Post auf mehre⸗ ren Punkten zahlreichen Haufen, die mit dem Rufe: Es lebe die Charte! Es lebe der Herzog von Orleans! und mit den Nationalfarben nach den Doͤrfern zogen. In Lyon bildeten sich am 29sten um 4 Uhr Nachmittags auf verschiedenen Plaͤtzen zahlreiche Haufen; die Stadt war uͤbrigens ruhig, die Werkstaͤtten wurden jedoch geschlos—⸗ sen. In Macon hat keine Bewegung stattgefunden. In Chalons sur Saone war die National-Garde auf den 30sten zusammenberufen; dasselbe geschah in Auxerre. In Sens wehte die dreifarbige Fahne auf allen offentlichen Gebaͤuden. Von Sens bis nach Paris herrschte vollkommene Ruhe, und auf dem ganzen Wege war die National-Garde organisirt. In Caen versahen am Z3isten die National— Garden und die Linie zusammen den Dienst, uͤbrigens war dort Alles ruhig. Die Garde-Grenadiere zu Pferde hatten Tages zuvor die dortige Garnison verlassen und sich auf den Weg nach Paris begeben. In Lisie ux sah es eben so aus, wie in Caen. In Evreurx, Mante und Meulan haͤlt die National-Garde allein die militairischen Posten besetzt. In Toulouse, Mentauban und Cahors waren die Vererdnungen vom 2Zösten am 258sten Abends noch nicht be⸗— kannt. In Limoges herrschte große Aufregung; die Na⸗ tional⸗Garde versah eifrig den Dienst. Chäteauroux und Orleans sind ruhig, in letzterer Stadt ist jedoch die weiße Kokarde uͤberall abgelegt worden. Von Orleans bis nach Paris war der Weg vollkommen sicher und uͤberall die Na— tional-⸗Garde versammelt. In Bordeaux trat, sobald die Verordnungen bekannt wurden, starres Erstaunen ein. Die Beladung der Schiffe wurde sogleich eingestellt, die Boͤrse und die Werkstaͤtten blieben geschlossen. Alle Arbeiten und Geschaͤfte standen am 29sten stille; die Hafen⸗-Arbeiter waren unbeschaͤf⸗ tigt. Von Bordeaux bis nach Tours herrschte allgemeine Unruhe. In Caleis war man am 30. von den Bewegungen in Paris noch nicht unterrichtet; es herrschte dort, so wie in Abbeville, Montreuil sur Mer und Boulogne, die gewohnliche Ruhe. In Amiens haͤlt die National-Garde die Wachtposten besetzt und traͤgt die dreifarbige Kokarde. Von Crail bis nach Paris steht die ganze Bevoͤlkerung unter den Waffen und hat die Nationalfarben aufgepflanzt. In Besan gon herrschte am 30sten große Unruhe. In Dijon fanden zahlreiche Versammlungen der Buͤrger statt. In Troyes gab sich großer Enthusiasmus kund, uͤberall wehete die dreifarbige Fahne; die Buͤrger hielten allein die Posten besetzt. In Rouen waren am Ibsten alle Posten gleichfalls von der National-Garde besetzt, die Stadt war uͤbrigens ruhig. Eine provisorische Kommission hatte alle Buͤrger von 20 bis 60 Jahren auf den 1. August zusammenberufen, um die Waffen zu ergreifen. Die dreifarbige Fahne ist dort nicht aufgepflanzt, sondern die weiße mit einem schwarzen Saume umgeben und mit einem schwarzen Schleier bedeckt. In Pontoise sind ebenfalls alle Punkte in den Haͤnden der National-⸗Garde; von dort bis nach Paris ist der Weg ru— hig und sicher.“ ; General Lafayette hat Folgendes angeordnet: „Der Ober⸗ Befehlshaber ladet die Legions-Chefs ein, alle noͤthigen Maaß— regeln fur die Aufrechthaltung der offentlichen Ruhe zu tref— fen. Zu dem Ende sollen sie zahlreiche Patrouillen umher schicken lassen und die Posten verstaͤrken. Es wird ihnen ein⸗ geschaͤrft, sogleich einen Unteroffizier mit einigen Mann nach
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dem Rathhause zu schicken, um Patronen im Empfang zu nehmen. Sie sollen, so viel als solches moglich, die Bezeich⸗ nung der Posten und die Liste der Mannschaften einsenden. Die Legions⸗Chefs, welche Barrieren unter ihrem Kommando haben, sollen auf der Stelle die Posten der Haupt⸗Barrieren verdoppeln; sie werden die verschiedenen Befehlshaber anwei— sen, alle zur Erhebung der Thorgefaͤlle noͤthigen Maaßregeln zu treffen.“ . Der die Infanterie befehligende und mit der Organisa⸗ tion derselben beauftragte General-Lieutenant, Graf Roguet, hat folgenden Tagesbefehl erlassen: „Die Truppen der Gar⸗ nison werden aufs Neue den Dienst des Platzes uͤbernehmen. Die Befehlshaber der Corps werden alle Mittel anwenden, um unter ihren Truppen die vollkommenste Ordnung wieder— herzustellen. Die Reglements uͤber die Polizei und die Dis⸗ ciplin sollen streng befolgt werden. Die Befehlshaber der Corps sind persoͤnlich dafuͤr verantwortlich. Die verschiede— nen Etats muͤssen mir taͤglich vor 12 Uhr uͤberreicht werden. Der Bericht soll vor 8 ÜUhr Morgens meinem Generalstabe eingehaͤndigt werden. Höchst strenge Befehle sind ertheilt worden, damit alle Soldaten, die etwa desertiren moͤchten, verhaftet und der Platz-Kommandantur zugefuͤhrt werden.“
Der General Lamarque ist, dem Constitutionnel zu— folge, mit dem Ober-Befehle aller westlichen Departements von den Pyrenäen bis Morbihan bekleidet worden.
Der Pair, Herzog von Choiseul, hat unterm (1sten d. nachstehende Reclamation in die oͤffentlichen Blaͤtter ein—⸗ ruͤcken lassen: — —
„An die Einwohner der Stadt Paris!
„Meine Herren! Eine Proclamation, unterzeichnet von den Generalen Lafayette, Gérard und Herzog von Choiseul, als Mitgliedern der provisorischen Regierung, und zwar als solchen, die dieses Amt angenommen hatten, wurde am 28. Juli und den folgenden Tagen an allen Pariser Straßen⸗Ecken angeschlagen. Der Erfolg war damals noch
ungewiß, der Kampf erst im Entstehen und fuͤr die Unterzeichner
daher noch drohende Gefahr vorhanden; denn wenn die Koͤ— nigl. Armee gesiegt haͤtte, so wuͤrde unsre Hinrichtung die
Folge davon gewesen seyn. Ohne Zweifel war mein Name,
fuͤr nuͤtzlich befunden worden; meine Einwilligung wurde nicht einmal verlangt. Ich war nichts, befahl nichts; die Gefahr war allein auf meiner Seite; aber ich schwieg. Ich haͤtte es für eine Feigheit gehalten, die Wahrheit zu sagen, da es sich blos um meinen Kopf handelte, und ich schäͤtzte mich gluͤcklich, daß das Wohlwollen, womit die Pariser Na— tional-Garde und meine Mitbuͤrger mich beehrten, von eini— gem Nutzen geschienen hatte. Jetzt, wo der Sieg nicht mehr zweifelhaft ist, dringt mein Gewissen mir die Erklarung ab, daß ich nie zu der provisorischen Regierung gehoͤrt habe, daß nie mir ein Vorschlag dieserhalb gemacht worden ist. In der Stunde des Kampfes habe ich alle Gefahren schweigend uͤber— nommen, in der Stunde des Sieges muß ich der Wahrheit die Ehre geben.“
Der Herzog von Orleans hat fuͤr die Verwundeten, so wie fuͤr die Witwen und Waisen der Gebliebenen, 100,009 Fr. auf seine Chatoulle angewiesen. Die hiesigen Notare haben zu demselben Zweck 10,909 Fr. beigesteuert, und das Théatre— frangais wird am Tage seiner Wieder-Eroͤffnung in gleicher Absicht eine außerordentliche Vorstellung geben.
Wie das Journal des Débats meldet, haben die hier anwesenden Pairs, die Marquis von Pastoret und von Semonville an der Spitze, dem Herzog von Orleans im Palais⸗Royal ihre Aufwartung gemacht.
Die Gazette de France enthalt heute folgende von einem ihrer Redacteure, Namens Lubis, unterzeichnete Er— klaͤrung: „Nach so unerwarteten Ereignissen, als die der letzten Tage, liegt uns die Pflicht ob, die Gemuͤther zu beru—
higen, Besorgnisse zu zerstreuen und den Schutz der Behoͤrde
fuͤr alle Personen und Interessen in Anspruch zu nehmen. Die blutige Krisis ist voruͤber, das Seduͤrfniß der Ordnung und des Friedens, das sich sogar mitten unter dem Aufruhr der Leidenschaften und der Erbitterung des Widerstandes zu erkennen gab, ist jetzt der allgemeine Gedanke geworden. Moͤgen diejenigen, die sich fuͤr bedroht halten konnten, Muth fassen. Die Kirchen stehen den Glaͤubigen wieder offen, die Buͤrger tragen nur noch fuͤr den Dienst der National— Garde Waffen; zahlreiche Patrouillen verhaften die Uebel— thaͤter und sichern die Ruhe. Der Verkehr stellt sich allmaͤ— lig wieder ein; die Barrikaden verschwinden, und, wie man
vernimmt, werden die Gerichtshoͤfe morgen aufs Neue ihre Sitzungen beginnen. Die Kammern stehen im Begriff, sich zu versammeln. Schon haben einige vorbereitende Sitzungen stattgefunden, und hochherzige Stimmen haben sich vernehmen lassen. Moͤgen diejenigen, die Kraft genug besaßen, gegen das Ungluͤck zu protestiren, nicht den Muth verlieren. Dies ist unser Wunsch; es liegt in ihm nichts Feindseli— ges gegen die Sieger. Die in Unserem Zustande vorgegan— gene Veraͤnderung ist zum Theil das Werk der periodischen Presse, und mit Erstaunen haben wir gesehen, daß irregelei⸗ tete Menschen die Pressen vernichteten. Doch muͤssen wir erklaͤren, daß die unsrige unangetastet geblieben ist. Der Schreiber dieser Zeilen ist Zeuge eines Theils der blutigen Scenen gewesen, die sich seit dem 27sten ereignet haben, ünd kann unmoͤglich glauben, daß, waͤhrend man im Kampfe Maͤßigung und , , geuͤbt hat, man nach dem Siege nicht gemaͤßigt und hochherzig seyn sollte.“
Der erste Praͤsident des Koͤnigl. Gerichtshofes, Herr v. Séguier, hielt vorgestern wieder eine Gerichts-Sitzung. Es hatte sich inzwischen dazu nur ein Advokat eingefunden. Der— selbe bemerkte, daß seine Amtsgenossen zu spaͤt benachrichtigt worden waͤren; auch daß mehrere von ihnen durch ihren Dienst bei der National⸗Garde abgehalten wuͤrden. Der Praͤ⸗ sident setzte sonach die Sitzung bis auf heute aus, gab jedoch zugleich Befehl, daß die Advokaten von dieser Vertagung so— fort in Kenntniß gesetzt wuͤrden. „Es ist nothwendig“, äͤu— ßerte er, „daß die Gerechtigkeit ihren Gang gehe; die Verwaltung der Justiz liegt zu sehr im Interesse der Regie— rung und der gesammten Gesellschaft, als daß sie noch laͤn⸗ ger unterbrochen werden koͤnnte.“
Die Gazette de France erklaͤrt die Nachricht, daß aus den Fenstern des erzbischoͤflichen Pallastes auf das Volk geschossen worden sey, fuͤr ungegruͤndet. „Es waͤre viel leicht nicht ohne Gefahr gewesen“, fuͤgt sie hinzu, „eine so unwahrscheinliche Nachricht in dem Augenblicke ihrer Ver⸗ breitung in Zweifel zu ziehen. Jetzt glauben wir, sie fuͤr grundlos erklären zu muͤssen. Die gesammte Geistlichkeit und der Herr Erzbischof hatten den erzbischoͤflichen Pallast bereits am 27sten verlassen.“
Gestern wurden saͤmmtliche Kirchen, selbst diejenigen, die in den Tagen des 27. 238. und 29. Juli in Lazarethe verwandelt worden waren, wie z. B. die Kirche von St Germain⸗l'Auxerrois, wieder geoͤffnet, und der Gottes⸗-Dienst wurde in ihnen, wie gewoͤhnlich, begangen.
Der hiesige Bestand an Mehl belaͤuft sich, einer amtli— chen Anzeige zufolge, auf 64,980 Saͤcke, welche, mit 1800, als dem Betrage des taͤglichen Verbrauchs, dividirt, den Be— darf der Hauptstadt auf 36 Tage sichern.
Einer telegraphischen Depesche aus Toulon zufolge, ist der General Achard am 31sten v. M. Abends um 8 Uhr daselbst am Bord des Linienschiffes „Scipio“ mit 5 Millionen von der Regentschaft von Algier angekommen.
Der provisorische Finanz⸗Minister, Baron Louis, hat, dem tessager zufolge, durch den Telegraphen den in Toulon befindlichen Schatz-⸗Beamten Befehl ertheilt, die aus Algier gekommenen 15 Millionen nur der gegenwartigen Regierung zu uͤberliefern; er hat zur Antwort die Versicherung erhalten, daß seine Befehle vollzogen werden wuͤrden.
Der Globe will Nachrichten aus Algier vom 16ten v. M. erhalten haben, wonach der Graf von Bourmont an die⸗ sem Tage noch dort gewesen sey.
Straßburg, 1. Aug. Der Nieder-Rheinische Courier meldet: „Die constitutionnellen Deputirten des Nieder-Rheins reisen diesen Abend um 8 Uhr nach Paris ab. Die Deputation des Ober⸗Rheins hat sich schon vor ei⸗ nigen Tagen auf ihren Posten begeben. Im Augenblick, wo wir unser Blatt in die Presse geben, erhalten wir vom Hrn. 3 die Einladung, folgenden Tagesbefehl bekannt zu machen:
„„Fuͤnfte Militair⸗-Division — Tagesbefehl.
In Ansehung der ernsthaften Umstände, in denen wir uns befinden, in Ruͤcksicht der Naͤhe der Festung Straß— burg von der Graͤnze, und in Erwägung, daß es wichtig ist, zur ,, dieses Platzes Vorsicht zu treffen, be— fiehlt der General⸗Lꝓieutenant, Commandeur der Division, daß die . auf der Stelle bewaffnet und in Vertheidigungs— zustand gesetzt werde. Der Herr kommandirende General der