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Allgemeine
Preußische Staats Zeitung.
M 222.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestät der Koͤnig haben dem Herzoglich Anhalt— Koͤthenschen Hofmarschall von Strachwitz den Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruhet.
Se. Majestaͤt der Konig haben dem Haupt- Zollamts— Rendanten Flemming zu Schkeuditz, dem Secretair und Kanzelei⸗Inspektor bei dem Ober⸗-Landesgericht zu Paderborn,
Hofrath Klink, den Rothen Adler-⸗Orden vierter Klasse und
dem Eigenthuͤmer und Schiffs-Eigner Seiwert zu Saar— bruͤcken das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben den bisherigen Kammer.
gerichts-Assessor Bauer zum Rath bei dem Landgerichte zu Kottbus Allergnaͤdigst zu ernennen geruhet.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Karl ist von St. Peters— burg hier eingetroffen.
Angekommen: Der Kammerherr, außerordentliche
Gesandte und bevollmächtigte Minister am Kaiserl. Oester—
reichischen Hofe, Freiherr Boguslaw Hellmuth von
Maltzan, aus dem Mecklenburgischen. ö ; Der Attachs bei der Kaiserl. Oesterreichischen Gesandt—
schaft am hiesigen Hofe, von Odelga, als Courier
von Wien.
Abgereist: Der General⸗Major und Commandeur der 5ten Landwehr-Brigade, von Rudolphi, nach Frank—
furt a. d. O. 1 5 Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Hofrath von Reinicke, als Courier von Dresden kommend, nach St.
Petersburg.
Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Frankreich.
Erdffnung der Kammern. Am 3. August versam— melten die in Paris anwesenden Pairs und Deputirten sich in dem provisorischen Saale der Deputirten-Kammer, um der Eroͤffnung der diesjährigen Session durch den Statthal⸗— ter des Reichs, Herzog von Hrleans, beizuwohnen. Schon um 9 Uhr Morgens waren alle Zugänge zu dem Saale mit Personen jeglichen Ranges angefuͤllt, und als um 10 Uhr die Thuͤren geoͤffnet wurden, waren saͤmmtliche fuͤr das Publikum vorbehaltene Tribunen in wenigen Au enblicken vollstaͤndig besetzt. Den aͤußern Dienst versahen National— Gardisten, und im Innern waren Veteranen ohne Waffen zur Aufrechthaltung der Ordnung aufgestellt. Bei dem Ein⸗ tritte in den Saal fiel das Auge auf den mit der Ruͤckseite an die Rednerbuͤhne gelehnten Thron, dessen Verzierungen dieselben waren, die man bisher bei der Eroͤffnungs⸗Sitzung im Louvre bemerkt hatte. Weitfaltige Draperieen von car— moisinrothem mit goldnen Lilien gestickten Sammet bildeten einen Thronhimmel, auf welchem die Franzoͤsische Krone, umgeben von weißen Federbuͤschen, ruhte. Ueber der Krone wehte eine dreifarbige Fahne. Bald mochte man sich aber
Berlin, Donnerstag den 12ten Augu st
1839.
wohl uͤberzeugen, daß die Draperieen des Thrones die Na—
tionalfarben nicht genug hervortreten ließen: denn auf die den provisorischen Quaͤstoren dieserhalb gemachte Bemerkung veranstalteten diese nachträglich noch, daß um den Thron zwei große dreifarbige Fahnen und mehrere Wimpel mit den—⸗ selben Farben dergestalt angebracht wurden, daß sie die Lilien⸗ gestickten Draperieen fast gaͤnzlich verdeckten. Vor dem Thronsessel befanden sich zwei Tabourets, wovon das eine zur Rechten fuͤr den Herzog von Orleans, das andere zue Linken füͤr den Herzog von Nemours bestimmt war Zur Linken des Letztern stand der violet sammetne Lehnses⸗ sel, den in der Regel der Kanzler von Frankreich einnimmt. Von den Tribunen blieben Anfangs zwei unbesetzt, wo⸗ von die eine fuͤr die Herzogl. Orleanssche Familie, die andere fuͤr das diplomatische Corps bestimmt war. Diese letztere (dieselbe, die eigentlich den Zeitungsschreibern vorbehalten ist) blieb fast gaͤnzlich leer; man bemerkte nur etwa 4 oder 5 Le gations⸗Secretaire darin. Gegen 11 Uhr begann der untere Raum des Saales, namentlich die den Deputirten vorbehal⸗ tene linke Seite desselben, sich zu fuͤllen. Unter den zuerst Angekommenen bemerkte man die Herren Laisné de Ville— vêque, Demargay, Mäöchin, die beiden Dupin, Labbey de Pompieres, Etienne, Villemain u. A. Zu diefen gesellten sich bald die Herren Laffitte, Corcelles, Kératry, Salverte, Puyraveau, Sebastiani, Viennet, Duvergier de Hauranne u. s. w, die um Herrn Laffitte einen Kreis bildeten und sich sehr lebhaft mit ihm unterhielten. Unter den Deputirten, die bisher noch an den vorlaͤufigen Berathungen ihrer Kollegen keinen Theil genommen hatten, erblickte man dle Herren v. Vatimesnil, Hyde de Neuville, Martignac, Bourdeau, De⸗ lalot, v. Caux, v. St. Cricg, Mestadler, Petou, Berryer, Jacquinot de Pampelune, v. Conny, Meffrey, Murat (bis⸗ heriger Praͤfekt der Niedern Seine), Vaulchter, Syrieys de Mayrinhac u. s. w. Im Ganzen mochten etwa 194 Depu⸗ tirte zugegen seyn, wovon (nach der Angabe des Messager des Chambres) 91 die linke Seite, g0o das linke Centrum und 13 das rechte Centrum bildeten. ) Saͤmmtliche Deputirte waren in buͤrgerlicher Kleidung. Die rechte Seite des Saales war fuͤr die Pairs bestimmt; es erschienen deren einige sechzig; darunter die Herzoͤge Decazes, v. Mortemart, v. Belluno, v. Treviso, Valmy, v. Choiseul, v. Caraman, die Marschaälle Jourdan und v. Maison, der Vicomte von Chateaubriand, die Grafen Mols, Roy, Chaptal, v. Sussy, Lanjuinais, Semonville, die beiden ersten Praäsidenten Graf
Portalis und Séguier, der Graf v. Ambrugeac, der Baron
asquier u. A. Saͤmmtliche Pairs waren ebenfalls im blauen oder schwarzen Frack; einige von ihnen trugen das rothe Band; keiner das blaue. Als der General Lafayette in den Saal trat, wandten sich Aller Augen auf ihn. Um 1 Uhr verkuͤndigten Artillerie- Salven die Ankunft des Statt—
halters, der sich zu Pferde in der Begleitung seines zweiten
Sohnes, seiner beiden Adjutanten, des Generals Gérard und des Grafen Delaborde, so wie eines glaͤnzenden Ge— neralstabes und einiger Bataillone National-Garde mit klingendem Spiele, nach dem Sitzungs-Saale begeben hatte. Sofort brachen die Deputationen der Pairs und Deputirten auf, um demselben entgegen zu gehen. Mittler— weile erschien die Herzogin v. Orleans mit ihren Prinzessin, nen Töchtern und nahm auf der fuͤr sie vorbehaltenen Tri— bune Platz. Unmittelbar darauf trat auch der Herzog von Orleans mit dem Herzoge v. Nemours in die Versammlung; er trug die Generals-Uniform, der Herzog von Nemours Husaren-Uniform. Beide bestiegen die Esttade und stellten
Dem Constitutionnel zufolge, soll die Zahl der anwe⸗ senden Deputirten sich auf 240 bah r n ö