1692
sich zur Rechten und Linken des Thronsessels vor die dort befindlichen Tabourets. Der Lehnsessel fuͤr den Kanzler von Frankreich blieb leer. Lauter Beifall erscholl sofort von allen Seiten des Saales. Nachdem der Statthalter sich ge— gen die Versammlung verneigt, bedeckte er sich, nahm seinen Sitz ein, forderte die Pairs und Deputirten auf, dasselbe zu thun, und verlas sodann unter dem fortwaͤhrenden Donner des Geschuͤtzes nachstehende Rede:) „Meine Herren Pairs und Deputirten!
Paris, in seiner Ruhe durch eine beklagenswerthe Ver— letzung der Charte und der Gesetze gestoͤrt, vertheidigte die— selben mit heroischem Muthe! Inmitten dieses blutigen Kam— pfes hatten alle Buͤrgschaften der geselligen Ordnung aufge— hört. Personen, Eigenthum, Rechte, Alles, was dem Men— schen, was dem Buͤrger werth und theuer ist, war den groͤß— ten Gefahren ausgesetzt.
In dieser Abwesenheit aller oͤffentlichen Gewalt hat sich der Wunsch meiner Mitbuͤrger nach mir hingewandt; sie ha— ben mich fuͤr wuͤrdig erachtet, mic ihnen fuͤr das Heil des Vaterlandes wirksam zu seyn; sie haben mich eingeladen, das Amt eines Statthalters des Koͤnigreichs zu ubernehmen.
Ihre Sache erschien mir gerecht, die Gefahr unabseh— bar, die Nothwendigkeit gebieterisch, meine Pflicht heilig. Ich bin, von meiner Familie begleitet, in die Mitte dieses tapfern Volks geeilt, die Farben tragend, die zum zweiten Male unter uns den Triumph der Freiheit bezeichnet haben.
Ich bin herbeigeeilt, fest entschlossen, mich Allem zu weihen, was die Umstaͤnde in der Lage, in die ich mich gestellt sehe, erheischen moͤgen, um das Reich der Gesetze wieder herzustellen, die bedrohte Freiheit zu retten und die Ruͤckkehr so großer Uebel dadurch unmoͤglich zu machen, daß ich fuͤr immer die Macht jener Charte sichere, deren Namen, wie wahrend des Kampfes, so auch nach dem Siege angerufen wurde.
Bei der Erfuͤllung dieses edlen Werkes kommt es den Kammern zu, mich zu leiten. Alle Rechte muͤssen fest ver— buͤrgt werden und alle fuͤr die volle und freie Ausuͤbung derselben noͤthigen Institutionen diejenige Entwickelung erhal— ten, deren sie beduͤrfen. Von Herzen und aus Ueberzeugung den Grundsaͤtzen einer freien Regierung zugethan, nehme ich im Voraus Alles, was daraus herfließt, an. Ich glaube schon jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf die Organisirung der Nationak-Garden, die Anwendung der. Jury bei Preß-Ver— gehen, die Bildung der Departemental- und Municipal⸗Ver⸗ waltung und vor Allem auf jenen 14ten Artikel der Charte hinlenken zu muͤssen, den man auf eine so gehaͤssige Weise ausgelegt hat. .
Mit diesen Gesinnungen, meine Herren, eroͤffne ich diese Session.
Die Vergangenheit ist mir schmerzlich, ich beklage Un— gluͤcksfaͤlle, denen ich gern vorgebeugt haͤtte; aber inmitten dieses hochherzigen Aufschwungs der Hauptstadt und aller andern Franzoͤsischen Staͤdte, beim Anblick der mit wunder— barer Schnelle wiedererstehenden Ordnung, nach einem von aller Ausschweifung reinen Widerstande, bewegt ein gerechter National⸗Stolz mein Herz, und mit Vertrauen erschaut mein Blick die Zukunft des Vaterlandes.
Ja, meine Herren, das uns so theure Frankreich wird gluͤcklich und frei seyn. Es wird Europa zeigen, daß es, einzig mit seiner inneren Wohlfahrt beschaͤftigt, den Frieden eben so sehr als die Freiheiten liebt und nur das Gluͤck und die Ruhe seiner Nachbarn will.
Achtung aller Rechte, Sorgfalt fuͤr alle Interessen und Treue und Glauben bei der Reglerung sind das best« Mit— tel, die Parteien zu entwaffnen und den Gemuͤthern jenes Vertrauen, den Institutionen jene Staͤtigkeit wieder zu ge— ben, welche die einzigen sicheren Unterpfaͤnder des Gluͤcks der Voͤlker und der Kraft der Staaten sind.
Meine Herren Pairs und Deputirten! Sobald die Kam⸗ mern constituirt sind, werde ich die Abdications-Akte Sr. Majestaäͤt des Koͤnigs Karls X. zu Ihrer Kenntniß bringen. Durch dieselbe Akte entsagt Se. Koͤnigl. phin, Ludwig Anton von Frankreich, gleichmaͤßig seinen Rechten. Dlese Akte ist mir gestern am 2. August, um 11 Uhr Abends, eingehaͤndigt worden. Ich befehle fuͤr die⸗ sen Morgen die Niederlegung derselben in das Archiv der Pairs-Kammer und lasse solche in den amtlichen Theil des Moniteur einruͤcken.“ —
) Den hiesigen Lesern der Staats-Zeitung haben wir diese Rede ,, Supplement ͤ 8.3 h s.
um gestrigen Blatte) nebst der
Abdications⸗Akte Sr. Majestaͤt Karls X. mitgetheilt
Hoheit der Dau⸗
Kaum hatte der Herzog seinen Vortrag beendigt, als der wiederholte Ruf: „Es lebe Orleans! es lebe die Frei—⸗ heit!“ erscholl. Der Statthalter erhob sich hierauf von sei— nem Sitze, verneigte sich mehrmals gegen die Versammlung und verließ mit seinem Sohne den Saal, unter Vortritt derselben Deputationen, die ihn eingefuͤhrt hatten. Beide Prinzen kehrten zu Pferde, wie sie gekommen, und unter dem Jubelrufe des zahlreich versammelten Volkes, nach dem Pa— lais Royal zurück. Nachdem der Herzog den Saal verlas— sen, entschieden die anwesenden Deputirten, auf den Vor— schlag des Hrn. Laffitte, daß sie sich am folgenden Tage Mittags um 12 Uhr unter dem Vorsitze des Hrn. Labbey de Pom— pieres, da Hr. Chilhaud de la Rigaudie noch nicht in Paris sey, versammeln wollten, um vorlaͤufig die 9 Bureaus der Kammer zusammenzusetzen und demnaͤchst zur Verification der Vollmachten zu schreiten.
Die Pairs-Kammer wollte ebenfalls am folgenden Tage um 1 Uhr zusammentreten, um die mit der Entwerfung der Adresse, als Antwort auf die Rede des Statthalters, zu be— auftragende Kommission zu ernennen.
Paris, 4. August. Der heutige Moniteur enthaͤlt eine große Anzahl von Verordnungen des Statthalters. Fol— gendes ist eine Uebersicht der wichtigsten derselben:
Erstens wird verfuͤgt, daß alle gerichtlichen Urtheile
und Erkenntnisse, Verhaftsbefehle, Kontrakte und sonstige
gerichtliche Ausfertigungen vorlaufig, und bis ein Gesetz dar— uͤber erscheinen wird, mit folgender Eingangsformel beginnen sollen: „Ludwig Philipp von Orleans, Herzog von Orleans, General-Statthalter des Koͤnigreichs, Allen, denen das Ge— genwaͤrtige zu Gesicht kommt, Unsern Gruß; der Gerichts— . oder das Tribunal von hat erkannt (hier das Urtheil oder Erkenntniß). Thun zu wissen und verordnen hiermit u. s. w.“
Zweitens wird der Pair Baron Pasquier, an die Stelle des bisherigen Kanzlers von Frankreich, Marquis von Pastoret, der am 1sten d. M. seine Entlassung eingereicht hat, zum Praͤsidenten der Pairs-Kammer ernannt.
Drittens werden die beiden aͤltesten Soͤhne des Statt— halters, die Herzoͤge von Chartres und von Nemours, er— maͤchtigt, in der Pairs-Kammer waͤhrend der diesjährigen Session den ihnen gebuͤhrenden Rang und Platz einzunehmen.
Viertens wird der Marschall Graf Jourdan zum pro— visorischen Commissair im Departement der auswaͤrtigen An— gelegenheiten ernannt. .
Fuͤnftens wird der Baron Bignon zum provisorischen . im Departement des oͤffentlichen Unterrichts
estellt.
Sechstens wird Herr Tupinier interimistisch mit der Verwaltung der Marine beauftragt; er soll mit dem provi— sorischen Commissair im Finanz⸗Ministerium arbeiten.
Sie bentens wird Hr. v. Entraigues statt des Grafen v. Juigné zum Praͤfekten des Depts. des Indre und der Loire, Hr. v. St. Didier statt des Grafen v. Brancas zum Praͤfekten des Aube-Depts., Hr. Feutrier statt des Grafen v. Bourblanc zum Praͤfekten des Depts. der Sarthe, Herr Raynaud statt des Hrn. v. Roussy zum Praͤfekten des Depts— der obern Alpen, Hr. Paulze d Ivoy statt des Grafen von Brosse zum Praͤfekten des Rhone⸗Depts., endlich der Graf Treilhard statt des Grafen v. Murat zum Praͤfekten des Depts. der Niedern Seine ernannt.
Achtens sind die Substituten des Prokurators beim Pariser Tribunale erster Instanz, Herren Levavasseur, Man— jaud⸗Dammartin und Boudet, entlassen und durch die Herren Moiroud, d'Aguesseau⸗Segur und Lanjuinais ersetzt worden.
Der Moniteur theilt nachträglich noch folgende Erklaͤ— rung Karls X. mit: . „Da der Koͤnig den Unruhen ein Ziel setzen will, die in der Hauptstadt und in einem Theile Frankreichs ausge— brochen sind, und da er im Uebrigen auf die aufrichtige An— haͤnglichkeit seines Vetters des Herzogs von Orleans rechnet, so ernennt er ihn hiermit zum General⸗-Statthalter des Koͤ—⸗ nigreichs. Nachdem der König es fuͤr angemessen befunden, seine Verordnungen vom 25. Juli zuruͤckzunehmen, genehmigt er es, daß die Kammern am 3. August zusammentreten, und er will hoffen, daß sie die Ruhe in Frankreich wiederherstel⸗ len werden. Der Koͤnig wird hier die Ruͤckkehr der Person abwarten, die den Auftrag hat, die gegenwaͤrtige Erklarung nach Paris zu bringen. Wollte man es versuchen, an das Leben oder die Freiheit des Koͤnigs und seiner Familie Hand anzulegen, so wuͤrde er sich bis auf das Aeußerste vertheidi⸗ gen. Gegeben zu Rambouillet, 1. Aug. 1830. (gez) Karl.“ Der Moniteur bemerkt, daß, als der Herzog von
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Orleans dieses Aktenstuͤck erhalten, derselbe das ihm zuge—
dachte Amt auf den Wunsch des Volkes schon seit zwei Ta⸗—
gen ausgeuͤbt habe. .
Die hiesigen offentlichen Blaͤtter melden uͤber die Auf— nahme, welche die am 3Zten in aller Fruͤhe nach Rambouillet abgefertigten fuͤnf Kommissarien daselbst gefunden haben, Folgendes: „Die Kommissarien trafen um 8 Uhr Morgens in Rambouillet ein. Der Herzog von Coigny gab seinen Kollegen den Wunsch zu erkennen, zuvor allein mit dem Koͤ— nige zu reden, da er Sr. Majestaͤt persoͤnlich bekannt sey. Dieses geschah. Bald darauf kam Hr. v. Coigny (nach An— dern der Herzog von Ragusa) zuruͤck, um den Kommissarien anzukuͤndigen, daß Karl X. Rambouillet nicht eher zu ver— lasfen Willens sey, bis er auf die dem Statthalter uͤbersandte Abdications-Akte eine Antwort erhalten habe, und daß er ihnen bis dahin einige Zimmer im Schlosse anbieten lasse. Die Kommissarien erwiederten auf dies Anerbieten, daß sie nur gekommen, um die Reise des Koͤnigs und seiner Familie zu beschuͤtzen, und daß, wenn man ihres Beistandes nicht beduͤrftig zu seyn glaube, sie wieder nach der Hauptstadt zu— ruͤckkehren wuͤrden. Sie erhielten hierauf zum Bescheide, daß dies in ihrem Belieben stehe, worauf sie sich sofort wieder in den Wagen setzten. Gleich nach ihrer Ruͤckkehr zeigte sich in der Hauptstadt eine gewaltige Bewegung. Von allen Seiten stroͤmten Bewaffnete nach dem Platze Ludwigs XV. und auf die Straße nach Versailles. Der General Pajol nahm den Oberbefehl uͤber dieselben. Saäaͤmmtliches Lohnfuhrwerk, dessen man habhaft werden konnte, wurde in Beschlag genommen, um den Marsch zu beschleunigen. Wie wir vernehmen, sollen sich heute (3ten) Nachmittag bereits 20,900 Mann in Bewegung gesetzt haben. Mittlerweile sind die Kommissarien nochmals nach Rambouillet abgeschickt worden, um den Koͤnig zu fragen, ob er ihre Be— gleitung wuͤnsche oder nicht. Es laßt sich erwarten, daß Se. Maj. sich unterdeß anders besonnen haben werden.“
Hierauf enthaäͤlt nun der Moniteur am Schlusse sei— nes heutigen Blattes die nachstehende amtliche Meldung:
Stäͤdtische Kommission von Paris. Im Rathhause am 4. August tz Uhr Morgens.
Die staͤdtische Kommission beeilt sich, den Einwohnern ven Paris anzuzeigen, daß, einer ihr so eben zugehenden amtlichen Anzeige zufolge, Karl X. und seine Familie gestern Abend um 10 Uhr Rambouillet geraͤumt und die Straße nach Charrres eingeschlagen haben. Dieser Entschluß scheint 9 die Annaherung unserer Truppen herbeigefuͤhrt worden zu seyn.
Die Mitglieder der staͤdtischen Kommission (gez.. Lobau. Audry de Puyraveau.
Der Moniteur berichtet: „Die Briefe aus den Pro— winzen melden fortwaͤhrend, daß uͤberall die dreifarbige Fahne aufgepflanzt ist, so wie, daß Ruhe herrscht, und daß die Ci— vil- und Militair-Behoͤrden dieselbe durch ihre Eintracht sichern.“ Zur Bestaͤtigung dieses Artikels, giebt dasselbe Blatt verschiedene Berichte aus den Departements, worin es unter Anderm heißt: „Die National-⸗Garde hielt in Nan— tes am 1. August Mittags alle Posten besetzt, welche sie dem 10. leichten Infanterie⸗Regimente, nach einem hartnaͤckigen Widerstande, abgenommen hatte. Das Blutvergießen wurde nur durch die Anwesenheit der Truppen veranlaßt, denen eine Verstaͤrkung an Kavallerie aus Niort und an Artillerie aus Rennes angekuͤndigt wurde. Diese Meldung fand bei den Einwohnern keinen Glauben. Inzwischen erhoben sich Palissaden und Barrikaden, das Straßenpflaster wurde auf— gerissen und eine Bruͤcke abgebrochen, auf beiden Seiten wur⸗ den nur wenige Leute getoͤdtet, aber viele verwundet. Die Gefangenen wurden ausgewechselt. Alles war auf den kraͤf— tigsten Widerstand vorbereitet; die Buͤrger waren nicht ge— sonnen, anzugreifen. General Despinoix befahl den Truppen, auf das Volk zu feuern. Der Kampf dauerte nur einen Tag; am andern hielt der General sich nicht fuͤr stark genug, um das Feuer fortzusetzen, und ließ um Verstaͤrkung bitten. Nachdem durch die Pariser Post die Zusammensetzung der provisorischen Regierung bekannt geworden, kehrte Alles zur Ordnung und Ruhe zuruͤck. Die National-Garde versah allein den Dienst. Zwischen Nantes und Angers wurde die Pariser Post mit Lorbeeren und dreifarbigen Bändern behangen. In Angers bat der Maire am 31sten um 24 Stunden Bedenkzeit, bevor die dreifarbige Fahne aufgesteckt wuͤrde. Bas Volk riß vom Postwagen die Koͤnigl. Insignien ab und schmuͤckte ihn mit den National— farben. Herr von Séran, der letztere wieder abnehmen wollte, lief Lebensgefahr. Abends war die Stadt glaͤnzend
erleuchtet. In Mans herrschte vollkommene Ruhe, und das Volk durchzog mit dem Ruf: „Es lebe die Charte! Es lebe die Freiheit!“ die Straßen. In Chartres war die Natio— nal-Garde organisirt. In Bordeaux wurden am 2hsten die Pressen der liberalen Blaͤtter in Beschlag genommen; am folgenden Tage zerbrach ein Haufen junger Leute die Presse des ministeriellen Blattes; „le Défenseur de la Monarchie“. Sogleich bildeten sich zahlreiche Massen, die sich nach dem Praͤfektur, Gebaͤude wandten. Der dort stehende Posten wurde entwaffnet. Der Praͤfekt, Vicomte von Curzah, er— schien, mit dem Degen in der Hand, an der Thuͤre; das Volk bemaͤchtigte sich seiner und wollte ihn durch die Stra— ßen schleifen, aber ein angesehener Buͤrger der Stadt, Herr Gallot, der bei den letzten Wahlen an der Spitze . ralen Waͤhler stand, rettete den Praͤfekten mit eigener Lebens— gefahr aus den Haͤnden des aufgereizten Volkes. Angou⸗ 1Eme war ruhig; in Poitiers war die Gendarmerie noch teister der Stadt. In Tours hielt die National-Garde alle Posten besetzt, und die Stadt zeigte das groͤßte Vertrauen zu den Maaßregeln der provisorischen Regierung. In Blois wehte die dreifarbige Fahne. In Toulouse ließen sich am 30sten, nachdem die Verordnungen angeschlagen worden, ver— schiedene Gesinnungen vernehmen, doch brach keine Unruhe aus. In Lyon wurden die Laden und Werkstaͤtten am 30sten geschlos— sen; die 8000 Mann starke National-Garde stand auf den Quais, die Garnison zeigte die friedlichsten Gesinnungen. In Grenoble waren die Werkstaͤtten geschlossen, die Stadt war ruhig und wurde von den Buͤrgern bewacht. In Rouen wehte am 2. August die dreifarbige Fahne, sogar auf dem Pal— laste des Erzbischofs; alle Laden und Fabriken waren wieder geöffnet, und es herrschte die vollkommenste Ruhe. In Caen hatten sich die Truppen am 2. August des Forts bemaͤchtigt und verhielten sich in demselben ruhig; sie waren uͤbrigens wohlgesinnt gegen die Buͤrger; man parlamentirte.“
Der Moniteur meldet, der Herzog von Orleans sey im Laufe seiner obigen Rede zur Eroͤffnung der Kammern vorzuͤg— lich bei folgenden drei Stellen durch den stuͤrmischsten Ap⸗ plaus unterbrochen worden: „Ich bin herbei geeilt .. .... um die Ruͤckkehr so großer Uebel dadurch unmöglich zu ma— chen, daß ich die Macht jener Charte, deren Namen, wie wahrend des Kampfes, so auch nach dem Siege, angerufen wurde, fuͤr immer sichere.“ „Ich glaube schon jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf jenen 14. Artikel der Charte hin— lenken zu muͤssen, den man auf eine so gehaͤssige Weise aus— gelegt hat.“ „Mit Vertrauen erschaut mein Blick die Zu⸗ kunft des Vaterlandes.“ / J. K. H. die Herzogin von Orléans besuchte gestern in Begleitung ihrer Prinzessinnen Tochter die im Boͤrsen-Ge— baͤude liegenden Verwundeten.
Der Herzog von Chartres kam gestern eine halbe Stunde vor der Eroͤffnung der Kammern hier an, wohnte aber der Sitzung nicht bei.
Außer Herrn von Peyronnet soll auch der letzte Groß— k Hr. von Chantelauze in Tours verhaftet wor— en seyn.
Das Journal des Débats sagt: „Die Mehrzahl der hier anwesenden Pairs hielt gestern bei dem Herzog von Broglie eine Zusammenkunft. Man versichert, daß sie sich einstimmig geneigt gezeigt haben, den Herzog von Orleans und die Deyputirten-⸗Kammer bei allen Maaßregeln, die sie zur Konsolidirung der wiedererrungenen Freiheit treffen moͤch— ten, aus allen Kraͤften zu unterstuͤtzen.“ .
Der General-Lieutenant Baron Teste ist zum Befehls— haber der 14ten Militair-Division, deren Hauptort Rouen
ist, ernannt worden und heute dahin abgegangen. Der Ge⸗
neral⸗Lieutenant Graf Desaix ist zum kommandirenden Ge⸗ neral in den Departements des Ain, des Jura, des Doubs und der Drome bestimmt.
Die Redaction der Gazette de France hatte bei der staͤdtischen Kommission angefragt, ob sie wieder erscheinen duͤrfe und von dieser Behoͤrde folgende Antwort erhalten „Die staͤdtische Kommission der Stadt Paris kann, dem Prinzipe der Preßfreiheit getreu, auf Ihr Schreiben nur durch die Hinweisung auf die Gesetzgebung uͤber diesen Ge— genstand antworten, indem sie Ihnen zugleich in Erinnerung bringt, daß sie der gesetzmaͤßigen Kundgebung der Meinungen weder ein Hinderniß entgegenstellen will noch darf.“
Die Gazette meldet: „Vorgestern sandte der Graf Ofa— lia einen Courier nach Madrid ab, der seine Regiernng von den hier stattgefundenen Ereignissen unterrrichten sollte Ge— stern ging ein von London kommender Conrier hier durch, um der Spanischen Regierung anzuzeigen, daß 200 ausge⸗