1830 / 223 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 13 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

einer Insel verschafft. Was die Regierung fuͤr den Verkehr thut, ersieht man auch daraus, daß es in der Union 8000 Postaͤmter giebt.“

Erziehung junger Aethiopen in Frankreich. (Auszug aus dem Berichte einer Special⸗Kommission an den Pariser Verein fuͤr den Elementar-Unterricht. Juni⸗Heft der Revue encyelopédique.)

Die aus den Herren Bally, Coutelle und Jomard be— stehende Kommission, welche beauftragt ist, die Fortschritte der von Herrn Drovetti nach Frankreich geschickten jungen Aethiopen zu beobachten, hat sich mehrmals nach Bourg la— Reine, zu dem Vorsteher einer Pensions-Anstalt, Herrn Regnaud, begeben, dem dieselben am 27. Mai 1829 anver— traut worden sind. Die Kommission hat sich mit dem in— tellektuellen, moralischen und physischen Zustande der Afrika⸗ nischen Zoͤglinge beschaͤftigt. Der Vorsteher und die Vorste— herin der Pensions-Anstalt betrachten dieselben als ihre eige— nen Kinder und widmen ihnen, sowohl in Bezug auf Pflege in Krankheitsfällen als auf Unterricht und Uebungen, die elbe Sorgfalt, Diese Behandlung erhebt die Zöglinge in ihren eigenen Augen und giebt ihnen Sinn fuͤr den Werth der Freiheit und des Unterrichts Der fruͤhere Franzoͤsische Ge⸗ neral-⸗Konsul in Aegypten, Herr Drovetti, kaufte diese jun— gen Aethiopen, sechs an der Zahl, vor zwei Jahren aus der Sklaverei los; sie kamen aus den entfernten Gegenden der oberhalb Aegypten und Nubien gelegenen Lander. Hr. Dro— vetti schickte sie, mit Nahrung und Kleidung versehen, auf einem Kauffahrteischiffe nach Frankreich. Hier hatten sie auf ihrer Reise von Marseille nach Paris mehrere Anfeindungen zu uͤberstehen. In Montélimart warf das unwissende Volk, fuͤr die der Anblick so vieler schwarzen Gesichter etwas Be— fremdendes hatte, mit Steinen nach ihnen; auch in Lyon stellten sich ihrer Weiterreise einige Schwierigkeiten entgegen. Als sie am fruͤhen Morgen in Paris ankamen, drang eine Menge Neugieriger in das in der Straße Grenelle gelegene Haus, wohin sie adressirt waren, und nur mit Muͤhe konn— ten sie aussteigen. Zwei dieser jungen Afrikaner wurden, als Abyssinier und Christen, in Saint-Lambert in die Bruͤ— derschaft des heiligen Antonius aufgenommen, die vier anderen wurden in die genannte Pensions-Anstalt in Bourg-la-Reine gebracht und genießen der besondern Fuͤrsorge des Vereins fuͤr den Elementar Unterricht, welcher hofft, daß sie einst den Unterricht, den sie hier erhalten, in ihr Vaterland mitnehmen und dort vielleicht so⸗ gar Schulen errichten werden. Bei ihrer Ankunft in Paris wußten diese Kinder nicht ein Wort Franzoͤsisch. Unmittel— bar nach ihrem Eintritt in die Anstalt, wurden ihnen die Elementar-Tabellen vorgelegt, und bald zeigte sich die geistige

Fahigkeit jedes Einzelnen. Die Reihefolge, in der sie sich

gleich in der ersten Woche in Bezug auf Anlagen abstuften, ist noch heute dieselbe jeder ist im Verhaͤltniß zum andern

geblieben, was er anfangs war; sie folgen in nachstehender

Ordnung auf einander: Mahbub ist der talentvollste und fleißigste, Mur gian ist faͤhig und thaͤtig, Bilal hat im Allgemeinen weniger Anlagen, Murchal ist etwas langsam und unthaͤtig. Der dritte machte jedoch anfangs weniger Fortschritte, als der letztere. Diese Aethiopischen Knaben, die ersten, die in Frankreich anhaltenden Unterricht genießen, stehen in ihren Fortschritten den Europaͤischen nicht nach. Sie sind aufmerksame Beobachter, und ihre Wißbegierde wird durch alles, was sie erblicken, lebhaft aufgeregt. Auf Spaziergaͤn— gen, in den offentlichen Garten und beim Beschauen der Monumente fragen sie immerwaͤhrend. Als sie vor das Lou— vre gefuͤhrt wurben, rief Mahbub voll Verwunderung gus; „Das Schloß ist schoͤner als das in Kairo, aber dieser Nil ist nicht so schoͤn, wie der unsrige.“ Der moralischen Er— ziehung der Knaben wird die groͤßte Sorgfalt gewidmet. Man hat ihnen Begriffe von der menschlichen Wuͤrde und von den Vorzuͤgen der Freiheit vor ihrem fruͤhern Sklaven stande beizubringen gesucht. Sie werden uͤberall, sowohl bei den Spielen, als bei Tische und auf Spaziergängen mit ihren Franzoͤsischen Mitschuͤlern gleichgestellt. Die beiden in Saint—

Lambert befindlichen Aethiopen werden in der christlichen Religion erzogen. Nach Abyssinien zuruͤckgekehrt, werden sie einst diesen Glauben unter ihren Landsleuten verbreiten koͤn— nen. Eben so werden die vier anderen Zöglinge in ihrem Va— terlande zur Befoͤrderung des Elementar-Unterrichts und zur Errichtung von Schulen beitragen koͤnnen. Da sie mit— telst Elementar-Tabellen unterrichtet werden, so koͤnnen sie spaͤter deren in verschiedenen Dialekten anfertigen und den Gebrauch derselben lehren. Aethiopien ist ein Land, in wel⸗ ches die Bildung noch nicht gedrungen ist. Das Kap, Se⸗ negambien, das Kaffernland, Madagaskar, Aegypten und andere Uferlaͤnder Afrikas besitzen Schulen. Fuͤr Nubien

und das obere Aethiopien ist aber noch nichts geschehen. Ab—

gesehen von diesem philanthropischen Zwecke, koͤnnen diese jungen Afrikaner einst geschickte Ausforscher der innern Laͤn—

der werden. Zu dem Ende sollen sie Unterricht in den Ele⸗

menten der mathematischen Wissenschaften, der Naturgeschichte und der Arzneikunde erhalten.

Königliche Schau spiele.

Donnerstag, 12. August. Im Schauspielhause: Vetter Fritz, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Zum erstenmale wieder— holt: Karl der Zwoͤlfte auf seiner Heimkehr, militairisches Lustspiel in 4 Abtheilungen, vom Dr. C. Toͤpfer.

Freitag, 13. August. Im Opernhause: Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus bei Terraeina, komische Oper in 3 Ab⸗ theilungen, mit Tanz, von Scribe, zur beibehaltenen Musik von Auber, bearbeitet von C. Blum.

Sonntag, 15. August. Im Opernhause: Othello, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Rossini. (Dlle. Sabine Heinefetter, Saͤngerin der Italiaͤnischen Oper zu Paris: Desdemona, als erste Gastrolle.)

Köͤnigstädtisches Theater.

Donnerstag, 12. August. Er ist mein Mann! Lustspiel in 1 Akt, von Meisl. Hierauf: 1) Lied der Treue, und 2) Matrosenlied, beide mit Begleitung der Guitarre, vorgetra⸗ gen von Hrn. Holzmiller. Zum Beschluß:: Der Paraplui— macher Staberl, oder: Die Buͤrger in Wien, Posse in 3 Akten, von A. Baͤuerle. ö

Freitag, 13. August. Zum erstenmale: Arsena, die Maͤnnerfeindin, komisches Feen⸗Singspiel mit Tanz, in 2 Akten, von Karl Meisl. Musik vom Kapellmeister Herrn Franz Glaͤser.

Auswärtige Börsen. Am ster dam, 6. August. Niederl. virkl. Schald 585. Kanz-Billeis 273. Russ. Engl. Anl. 99.

Ilamhb urg, 9. August.

Oesterr. 5proc. Metall 963. 4prac. 91. Bank- Actien 1295.

Engl. Russ. Anl. 194. Dän 69. Poln. pr. 31. Aug. 119. Engl. Neupol. SJ. Falc. 78.

London. 6 Aug. 3hroc. Cons. 9183. 33proc. 1003. 4prog. 105. Brasil. J33. Dän. 127. Griech. 391. Mexic. 383. Fortug. 61. Rass. 105. Span. 202.

Wien, 6. August. osproc. Metall. 393. 4proc. 947. 1proc. 25. Loose zu 100 FI. 1793. Part.-Oblig. 1398. Bank- Actien 1292.

Berichtigung.

In einigen Exemplaren des Supplements zum gestrigen Blatte der Staats-Zeitung, auf der 13ten Zeile, lies „um die Regierungsformen“ statt „um Regierungsformen“.

Die Pariser Boͤrsen-Nachrichten in dem gedachten Sup⸗ plement sind vom 5. August zu datiren.

Neueste Börsen - Nach richten.

Frankfurt a. M., 8. August. Oesterr. proc. Metall. 964. B. 4proc. 9135. G. Bank⸗Actien 1525. Part. Oblig. 1253. G. Loose zu 100 Fi. 174. B. Poln. Loose 553. G.

Gedruckt bei J. W. Hayn.

2zproc. 53. 1proc. 25. B.-

2

Redacteur Jehn. Mitredacteur Cottel-

Allge

meine

preußische Staats-Zeitung.

M 223.

Amtliche Rachrichten. Kronik des Tages.

Königliche Bibliothek.

In der naͤchsten Woche, vom 16. bis 21. August, findet, dem 5. XIV. des gedruckten Auszugs aus dem Reglement gemaͤß, die allgemeine Zuruͤcklieferung aller entliehenen Buͤcher in die Koͤnigl. Bibliothek statt. Es werden daher alle die— jenigen, welche noch Buͤcher der Koͤniglichen Bibliothek in Haͤnden haben, hierdurch aufgefordert, dieselben an einem 14. . Tage, Vormittags von 9 bis 12 Uhr, zuruͤck— zuliefern.

Angekommen: Der Koͤnigl. Wuͤrtenbergische General⸗ Major, General-Inspecteur der Kavallerie, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf von Bismarck, uͤber Dresden von Stuttgardt.

Der Wirkliche Geheime Ober-Finanz-Rath, Praͤsident

der Haupt-Verwaltung der Staatsschulden und Ehef des

Seehandlungs-Instituts, Rother, von Ludwigslust.

Zeitungs-Rachrichten. .

Rußland.

St. Petersburg, 4. August. Der Metropolit von Kar— talinien und Kachetien und Exarch von Georgien, Jonas, hat den St. Wladimir⸗Orden erster Klasse erhalten.

Vom 2Zosten bis zum 30sten d. M. wurden mit den Truppen des abgesonderten Garde⸗-Corps, in Anwesenheit Ih— rer Kaiserl. Majestaͤten, Ihrer Kaiserl. Hoheiten des Thron— folgers und des Großfuͤrsten Michail Pawlowitsch, so wie Ihrer Koͤnigl. Hoheiten des Kronprinzen von Schweden und Norwegen und des Prinzen Karl von Preußen, große Manoͤvres angestellt. Nach der General⸗Disposition waren die Truppen des abgesonderten Garde⸗Corps in zwei zusammengezogene Corps ge⸗ theilt: eines unter dem Kommando des General-Adjutanten Suchosanet, erhielt den Namen des St. Petersburgischen, das andere, angefuͤhrt von dem General-Adjutanten Schen— schin, den des Weißreußischen. Am 26sten, TNsten und 28sten bestand das Petersburgische Corps aus 231 Bataillonen, 36 Eskadronen und 56 Kanonen, das Weißreußische aus 16 Ba— taillonen, 15 Eskadronen und 36 Kanonen; am letztern Tage

hingegen zaͤhlte das erste nur 17 Bataillone, 24 Eskadrone

und 36 Kanonen, das andere aber 20 Bataillone, 27 Eska— drone und 56 Kanonen. Es war angenommen, daß letzteres der ihm entgegengeschickten Avant⸗Garde des Petersburgischen Corps in Gatsching begegnete und diese noͤthigte, nach Kras— noje Selo zu retiriren, indem es sie von der Zarskoselschen Straße verdraͤngte. Die Avant-Garde zog sich bis zu den Anhoͤhen von Kawelachti und hielt sich dort noch am 26sten, waͤhrend das indessen herbeigeruͤckte Petersburgische Corps, an Kraͤften uͤberlegen, das gegnerische Corps angriff. Selbiges ging uͤber den Fluß Pudost, der in der Nacht die Vor— posten trennte. Diese Bewegung wurde mit feltener Puͤnkt— lichkeit a isgefuͤhrt. Die Nacht brachten die Truppen in

Berlin, Freitag den 13ten Au gu st

1830.

Bivouaks zu, wobei sie das Gluͤck hatten, den und den Großfuͤrsten Michail Pawlowitsch in , . zu sehen. Am folgenden Tage zog sich das Manoͤver bis Gatschina. Das Petersb. Corps, das diese Stadt und den befestigten Posten am Connetable ) besetzte, noͤthigte den Gegner, sich jenseits des Sumpffluͤßchens Kolpinka zuruͤck⸗ zuziehen. Mit dieser Operation schloß das Mandver am 27. Juli. Nach einem Rasttage, zu dem der 26ste bestimmt war, und waͤhrend dessen das Weißreußische Corps eine be— deutende Verstaͤrkung erhielt, griff selbiges am 29sten Gat⸗ schina an. Der befestigte Posten am Connetabse wurde von dem Pawlowschen Leibgarde⸗Regiment erstuͤrmt, und das Mansrer schloß mit der Einnahme der Stadt. Nach Beendigung des Mandͤvers uͤbernachteten die Truppen vor dem Schlosse von Gatschina, indem sie sich auf der weiten Ebene in Bivouaks lagerten. Die wohlgeoronete Einrichtung derselben, durch unzaͤhlige Wachtfeuer bezeichnet, gewaͤhrte einen außerordentlichen und anmuthigen Anblick. Zur Ab⸗ wendung der Mißverstaͤndnisse, welche das schnelle Bordrin— gen oder Zuruͤckziehen eines oder des andern Theiles der ruppen veranlassen, konnte, geruheten Seine Majestaͤt

den Großfuͤrsten Michail Pawlowitsch, den General ⸗Feld⸗

Marschall Grafen Paskewitsch⸗Eriwans ki und die General—⸗ Adjutanten Depreradowitsch, Graf Tschernitschew und Neid⸗ hardt zu Vermittlern zu bestimmen. Die Schoͤnheit, Praͤ⸗

zision, Ordnung und Regelmaͤßigkeit in den verschiedenen Be⸗

wegungen wahrend des Mandvers kroͤnten die aufgegebenen Operationen mit vollkommenem Erfolge. Die Truppen er— warben sich das besondere Wohlwollen des Monarchen, und indem sie dieses in vollem Maaße empfanden, vergaßen sie ihre Muͤdigkeit bei den langen Maͤrschen, die sie zu machen hatten, so daß der muntere Geist der Soldaten und der Eifer, mit dem Jeder seine Pflicht erfuͤllte, die Aufmerksam⸗ keit aller der hohen Personen erregte, die diesem militairischen Schauspiele beiwohnten.

Am Rasttage, den 28sten, hatten die Generalitaͤt, die Fluͤgel⸗Adjutanten und einige Stabs⸗-Offiziere das Gluͤck, zur Tafel Sr. Majestaͤt des Kaisers geladen zu werden.

An diesem und den folgenden Abenden war Vorstel⸗ lung auf dem Schloßtheater und am 258sten auch Hofball. —= Die Ermuͤdung und die Geschaͤfte der Herren Offiziere waͤhrend der Mandͤver hinderten sie nicht, mat derselben Leb— haftigkeit, welche sie dort bewiesen hatten, auch an den Erho— lungen Theil zu nehmen, zu denen sie an den Kaiserl. Hof eingeladen zu werden das Gluͤck hatten.

Der Ober,-Befehlshaber des abgesonderten Kaukasischen Corps, General⸗Feld⸗Marschall Graf Paskewitsch⸗Eriwanski, ist von hier nach Tiflis abgereist.

Durch Kaiserlichen Befehl sind auf den Antrag des Ge— neral-Gouverneurs von Finnland die beiden bisherigen Ba— taillone der Finnischen Scharfschuͤtzen aufgeloͤst und ist dage⸗ gen eine Marine-Equipage unter dem Namen der ersten Finnischen errichtet worden. Sie wird nur aus angeworbe⸗ nen Leuten gebildet und in Sweaborg oder andern Haͤfen

Finnlands, wo es am zweckmaͤßigsten erscheint, stationirt. Dieses Corps wird aus S Compagnieen bestehen; der Befehls⸗

haber desselben, Capitain vom ersten Range, bekommt 1 Nubel Gehalt; die Gesammtkosten sind ö 151,382. ö. 80 Kop. angeschlagen worden. Die Ueberreste des beruͤhmten Russischen Dichters Lo— monossoffs liegen hier im St. Alexander Newsky Kloster unter einem einfachen Denkmale, das ihm der verstorbene

D Eine hohe Spitz saͤule auf eit d ä und an Schlosse. f einem Huͤgel zwischen der Stadt