1712
Zöglinge selbst zwoͤlf uarer sich zur Empfangnahme dieses Or— dens bestimmen.“ 6
Durch zwei andere Verordnungen werden der medizini— schen und der Rechts-Schule, einer jeden vier Kreuze der Ehrenlegion, wegen der Dienste ertheilt, die diese beiden Schulen in den Tagen des 27., 28. und 29. Juli geleistet haben. Die Zoöͤglinge sollen ebenfalls selbst diejenigen unter sich wählen, die sie fuͤr die Wuͤrdigsten zu jener Auszeichnung erkennen.
Großbritanien und Irland.
London, 7. Aug. Se Majestaͤt der Koͤnig haben den Herzog von Gordon zum Großsiegelbewahrer von Schott— land ernannt.
Herr John Pond ist zum Astronomen bei der Stern⸗ warte von Greenwich und der Professor der Wundarznei— kunde an der Universitaͤt Edinburg, Herr G. Ballingalt, zum Ritter ernannt worden. ;
Die City von London hat ein Anlehn von 250,090 Pfd. auf 20 Jahre zu 4 pCt. Zinsen gemacht. Das Geld ist zum Ausbau der neuen London-Bruͤcke bestimmt; der Dar— leiher ist Sir Charles Flower. ö. .
Herr Huskisson, der durch eine Krankheit verhindert
wurde, bei der Wahl in Liverpool persoͤnlich zu erscheinen, hat folgendes Schreiben an die dortigen Waͤhler erlassen:
„Meine Herren Wahl⸗Genossen! Am 12ten d. antwor— tete ich Ihnen auf Ihre damals eben erhaltene schmeichel— hafte Aufforderung, wiederum ein Kandidat fuͤr die Ehre Ihrer Vertretung im Parlamente zu erscheinen. Indem ich diese Einladung annahm, sah ich dem Wahltage in der stol— zen Erwartung entgegen, persoͤnlich vor Sie hintreten zu
koͤnnen, um, nach einer befriedigenden Darlegung meines bis-
herigen Verfahrens, auf der Wahl-Tribuͤne, wo ich so oft schon mit Ihnen zusammengetroffen bin, den hohen Lohn Ihrer unabhängigen Vota und Ihrer freundlichen Unter— stuͤtzung zu erhalten. Leider ist es mir jedoch diesmal nicht gestattet, in Ihrer Mitte zu werden. Das Krankenbette, das unsere liebsten Vorsaͤtze vereitelt, erinnert uns an die Unsicherheit aller menschlichen Plaͤne; es wird uns aber auch, indem es uns zwingt, uns auf die Huͤlfe Anderer zu verlassen, ein Probierstein fuͤr die Stetigkeit unserer Freunde und fuͤr die Aufrichtigkeit ihrer Versicherungen. Auf diese Tugenden, die mei— nen Wahl⸗Kollegen so sehr eigen sind, setze ich vertrauensvoll meine Hoffnungen. Dem Eifer meiner Freunde vertraue ich, gezwungen, bei der Wahl selbst zu fehlen, die Wahrnehmung der bescheidenen Anspruͤche, die ich, ihrer Meinung nach, haben durfte, um die stolze Auszeichnung, einer ihrer Vertreter zu seyn, neuer— dings zu verdienen. — Seit 35 Jahren, wahrend welcher ich im Parlamente sitze, ist dies das erstemal, daß ich bei aͤhnli⸗ cher Gelegenheit fehle und nicht fuͤr mich selbst antworten kann. Ein absichtliches Nicht-Erscheinen auf der Wahl⸗-Tri— buͤne ware nicht allein ein Mangel gebuͤhrender Achtung, son— dern auch Vernachlaͤssigung einer großen Pflicht gegen ehren— werthe Konstituenten. Auf der Tribuͤne erscheint der Kan— didat in seiner Angelegenheit offen, wie die Britische Justiz es vorschreibt, Angesicht gegen Angesicht mit seinen Opponen— ten; dort hat er Fragen zu beantworten, uͤber die Vergan— genheit Aufschluͤsse und fuͤr die Zukunft die Zusicherungen zu ertheilen, welche diejenigen, die er vertreten will, zu fordern berechtigt sind. Wider meinen Willen bin ich gezwungen, diese Pflichten, deren Erfuͤllung Sie, meine Herren, von mir erwarten durften, zu verabfaͤumen; ich weiß nicht, uͤber wie
viele Dinge ich Ihnen vielleicht wurde zu antworten haben,
wo ich die Grundsaͤtze zu rechtfertigen haͤtte, durch die ich mich habe leiten lassen, und wo die Vota zu vertheidigen, die ich im vorigen Parlamente abgegeben habe. — Unter diesen Umständen gereicht es mir einigermaßen zum Troste, daß Sie, vermoͤge der politischen Verbindung, in der ich mich nun schon seit langer als sieben Jahren mit der Stadt Li— verpool befinde, von meinen wenn auch nicht immer gleichen Anstrengungen, thätig und fleißig in der Erfuͤllung meiner offentlichen Pflichten zu seyn, einige Kenntniß haben. Diese Anstrengungen in Ihrem Dienste werde ich, wie Sie mir wohl das Vertrauen schenken werden, es zu glauben, gewiß auch ferner, so viel es in meinen Kraͤften steht, fortsetzen. — Aus einer hoöͤchst sorgsamen Erwaͤgung, die ich den großen und complicirten Interessen des Landes geschenkt, habe ich das auch von meinem Piatz im Parlamente stets dargelegte Resultat gezogen, daß es, zur Foͤrderung jener Interessen, dringend nothwendig sey, den Druck zu beseitigen, der auf den Quellen unseres produzirenden Gewerbfleißes lastet. Dies aber kann nur durch folgende Maaßregeln erreicht werden: 1) Durch eine positive Verminderung der Steuern; ein nicht unbedeutender Nachlaß derselben ist bereits bewirkt
nach Tennessee zu begeben.
worden; 2) durch gleichmäßigere Vertheilung der noch blei— benden Abgaben-Last, so weit sie fuͤr noͤthig erachtet wird; 3) durch baldige Abschaffung aller Monopole, welche den Handel, so wie die freie Verwendung des Kapitals und der Arbeit in ihrer Thaͤtigkeit aufhalten; Monopole sind nicht blos eine Taxe, die auf Handel und Gewerbfleiß gelegt wird, sondern auch eine Taxe der druͤckendsten Art; der Vortheil, den sie der bevorrechteten Partei verschaffen, kann den Schaden, der daraus fuͤr alle ubrigen Klassen der Gesellschaft erwaͤchst, lange nicht aufwiegen; 4) endlich durch Ertheilung aller moͤglichen die Rechte des Privat-Eigenthums nicht kraͤnken⸗ den Unterstuͤtzung derjenigen inneren Landes-Verbesserungen, welche das Fortschreiten der Wissenschaft und die darin statt gefundenen Entdeckungen, zur Berichtigung von Irrthuͤmern, zur Abschaffung von Mißbraͤuchen und zur Vermehrung der Civilisation des Menschengeschlechts, als ersprießlich darstel— len. Dies ist eine Skizze der allgemcinen Grundsaͤtze, die, meiner Ansicht nach, in Bezug auf die innere Politik des Landes, die Vertreter des Volks im neuen Parlamente leiten muͤssen. — Unsere auswärtige Politik begreift dagegen Fragen in sich, die weit verwickelter und darum auch schwie— riger zu loͤsen sind. Jede derselbe insbesondere muß auch nach ihrem besondern Standpunkte beurtheilt werden; doch zwei große Zwecke haben wir bei allen zu beachten: naͤm⸗ lich die Bewahrung des Friedens und die Aufrechthaktung der National-Ehre. Ich kann darum auch in dieser Hinsicht keine andere Zusichetung ertheilen, als daß ich diese beiden Zwecke stets mit der lebendigsten Sorgfalt im Auge haben werde. — Wenn aber auch ein Englischer Staatsmann, als solcher, eben nur in Bezug auf jene beiden Punkte politisch dazu berufen ist, uͤber das, was andere Laͤnder vornehmen, zu wachen, so ist es doch einem freigebornen Briten unmsglich, ganz gleichguͤltig dabei zu bleiben, wenn in Staaten, die minder gluͤcklich sind, als der seinige, die Freiheit zu Boden gedruͤckt wird. Die beste praktische Lehre, die wir inzwischen aus dem Leid, das solche Angriffe in uns erregen, so wie aus dem furchtbaren Kampfe, der dort daraus entstehen muß, ziehen koͤnnen, be— steht darin, daß wir noch fester an unseren wohlerwogenen und langversuchten Institutionen und vor Allem an jener Freiheit der Presse hangen, welche ihr gemeinsames Schild und ihr Huͤter ist. Um diesen Sinn im Volke lebendig und theuer zu erhalten, duͤrfen es Parlament und Regierung niemals aus dem Auge verlieren, daß das sicherste Mittel, die Liebe eines loyalen Volkes zu Institutionen, die es von Natur schon schaͤtzen muß, ganz unvergaͤnglich zu machen, darin besteht, daß beständig darauf gesehen wird, wie den Millionen Menschen, die ihrer Sorgfalt anvertraut sind, je⸗ des Leiden am Besten zu vermindern und jede Segnung noch zu erhoͤhen sey. — Von solchen Gesinnungen durchdrungen, werde ich vertrauensvoll den Ausgang der Wahl abwarten, mit der Sie sich jetzt beschaͤftigen wollen; mit solchen Gesin⸗ nungen werde ich mir ferner, falls ich wieder das Gluͤck ha— ben sollte, der Gegenstand Ihrer Wahl zu werden, Ihre gute Meinung zu erhalten und das Gluͤck unseres gemeinsa⸗— men Vaterlandes zu befoͤrdern suchen. Ich verbleibe u. s. w.
Carlton⸗Gardens 30. Juli. W. Hus kisson.“
Nied er lande.
Bruͤssel, 8. August. In Luͤttich leben sechs kraft des Amnestie-Gesetzes nach der Restauration aus Frankreich verbannte Konventsmitglieder; diese sind: Calèùs (Departe— ment der Ober-Garonne), Lefiot (Departement der Nièvre), Martel (Departement des Allier), Piorry (Departement der Vienne), Ribereau (Departement der Charente) und Isabeau
(Departement des Indre und der Loire.)
Deuntschlan d.
Sondershausen, 7. August. So eben ist die Nach⸗ richt von der heute Vormittags 8 Uhr zu Arnstadt erfolgten gluͤcklichen Entbindung der Frau Gemahlin des Durchlauch⸗— tigsten Erbprinzen zu Schwarzburg-Sondershausen von ei⸗— nem gesunden und wohlgebildeten Prinzen hier eingegangen. Gleich den erhabenen Fuͤrstlichen Anverwandten sind alle treue Unterthanen uͤber jenes Ereigniß mit Freude erfuͤllt.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.—
New-⸗York, 10. Juli. Der National-Intelli⸗ gencer meldet, daß der Praͤsident der Vereinigten Staaten mit seiner Familie Washington verlassen habe, um seine Be— sitzung in Tenessee zu besuchen; auch der Staats-Secretair des Krieges soll mit seiner Familie nach West-Point abge⸗ reist seyn und die Absicht haben, sich von dort gleichfalls
Der Richmond ⸗Enquirer
— — —
—
*
4
1713
bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß die persoͤnlichen Angele⸗ genheiten den Praͤsidenten nach einer 18monatlichen Abwesen⸗ heit nach seiner Besitzung riefen, er jedoch außerdem eine Zusammenkunft mit einigen Indianern beabsichtige, um sich uͤber die Art und Weise zu entscheiden, in welcher er die wichtige ihm im letzten Kongreß anvertraute Maaßregel hin— sichtlich der Indianer zu vollziehen hat. „Niemand“, heißt es in der erwahnten Zeitung, „kennt besser, als er, den Cha— rakter der Indianer, und kein Agent waͤre im Stande, sich von ihren wahren Gesinnungen besser zu uͤberzeugen, als er; das heißt, durch offene und ehrenvolle Auseinandersetzungen in Erfahrung zu bringen, ob sie in der That Willens sind, nach dem westlich vom Missisippi belegenen Gebiete auszu— wandern, oder auf welche Weise sie die ihnen entgegengesetz— ten Hindernisse zu besiegen gedenken. Der Praͤsident wird sich an Ort und Stelle befinden; seine Unterredungen mit den Oberhaͤuptern, das Uebergewicht, das sein Charakter ihm uͤber sie giebt, sein Takt und seine genaue Bekanntschaft mit den Gewohnheiten und Neigungen der Indianer, werden ihn in den Fall setzen, entscheiden zu koͤnnen, bis wie weit der Auswanderungsplan in Ausfuͤhrung gebracht werden kann, oder ob man ihn gaͤnzlich aufgeben muß.“
In einem hie sfigen Blatte liest man: „Muschalatubba, Oberhaupt des Indianischen Stammes der Choctaw's, hat sich als Kandidat zum naäͤchsten Kongreß gemeldet und die Wahlstimmen der Bewohner des Staates Missisippi, in wel— chem er seinen Aufenthalt hat, in Anspruch genommen. Da die Gesetze dieses Staates den Indianern buͤrgerliche Rechte zugestanden haben und ihre Anzahl dort die der Weißen bei Weitem uͤbersteigt, so ist es wahrscheinlich, daß er gewaͤhlt wird.“
In Shelbyville (Tennessee) hat am 3tsten v. M. ein fuͤrchterlicher Orkan gewuͤthet und die Stadt beinahe ganz zerstoͤrt. Er begann Mittags um 12 Uhr und riß in einem Augenblick das Gerichtsgebäude, das Markthaus, die Metho— disten-Kirche, die Bank und viele andere große Gebaͤude zur Erde nieder; 5 junge Leute verloren dabei ihr Leben, und eine Menge Menschen wurden theils gequetscht, theils schwer verwundet. Der Herausgeber einer dortigen Zeitung wurde 100 Yards weit durch die Ruinen seines Hauses geworfen, wo man ihn leblos und schrecklich zugerichtet vorfand. Das Hinstuͤrzen der Baͤume oder das Zusammenkrachen der Ge— bäude war nicht zu hoͤren, sondern wurde von bestaͤndigem
einfoͤrmigen Sturm⸗Geheule und furchtbarem Donnergerassel
uͤbertaͤubt; unausgesetzt sich folgende Blitze machten das ganze Firmament zu einer einzigen Feuermasse, so daß man Alles um sich her sehen konnte. Die Erde bot nichts dar, als eine Wassermasse. Von vielen Haͤusern wurden sogar die Funda— mente aufgewuͤhlt, so daß kaum ein Stein auf dem andern blieb. Daß mitten unter solcher Verwuͤstung nicht mehr Menschen umkamen, graͤnzt an's Wunderbare; viele fanden sich auf den Fußböden ihrer Häuser liegend, ohne ein Dach uͤber sich oder Mauern um sich her zu erblicken; andere ar— beiteten sich selbst aus dem uͤber sie gehaͤuften Schutt heraus oder wurden von ihren Freunden herausgezogen. Den ver— ursachten Schaden schaͤtzt man gegen 106,000 Dollars. Manche Leute haben alles das Ihrige verloren und sind ohne Wohnung, Hausgeraͤth und Nahrung. Der Laden eines Juwelenhaändlers wurde woͤrtlich in Stuͤcken zersplittert und die darin befindlichen Waaren nach allen Richtungen hin ge— schleudert; fast alle Waaren⸗-Magazine haben betraͤchtlich elitten.
; Einem von der Regierung zur Verbesserung der Schiff— fahrt auf dem Missisippt angestellten Agenten ist es gelungen, den genannten Strom auf einer Strecke von 300 Englischen Meilen vollkommen schiffbar zu machen.
Den Gesetzen Louisiana's zufolge, konnen, dem Gutach— ten der Richter gemaͤß, Personen zum Tode verurtheilt wer— den, die sich vor den Schranken der Gerichte, auf der Kan— zel, auf dem Theater oder irgendwo anders eine Sprache
erlauben, die dazu geeignet ist, Unordnungen unter der Klasse
der freien Neger zu veranlassen, oder auch solche Individuen, die Zeitungen unter sie vertheilen oder irgend etwas in der Absicht thun, um Unruhe zu erregen; wer den Sklaven Un— terricht im Lesen ertheilt, unterliegt einer Gefaͤngnißstrafe.
Hier eingelaufenen Nachrichten aus Boston zufolge, hat die „Goelette“ der Vereinigten Staaten „Grampus“ unter den Befehlen des Lieutenant Majo auf der Hoͤhe des Vor— gebirges Haiti ein Raubschiff mit einer Besatzung von 59 Mann und mit 60 Sklaven genommen. Es ergab sich erst nach einer hartnaͤckigen Vertheidigung und nachdem sein Capitain und 10 Mann der Besatzung getoͤdtet worden waren. Die Prise ist nach Pensacola gesandt worden; auf dem „Gram⸗ pus“ ist Niemand getoͤdtet worden.
Columbien.
Der konstituirende Kongreß von Columbien hat unterm 5. Mai folgendes Dekret erlassen: „In Erwaͤgung, daß die Provinzen des alten Venezuela, welche die Bande, die sie mit der Columbischen Regierung vereinten, unter dem Vor⸗ wande zerrissen haben, daß man die republikanische Verwal— tung in eine monarchische verwandeln wolle, durch die Grund⸗ lagen der neuen Verfassung, und mehr noch durch die Ver— fassung selbst, von ihrem Irrthum zuruͤckgekommen seyn muͤs— sen; in Erwaͤgung ferner der Unwahrscheinlichkeit, daß diese Provinzen, von ihrem Irrthum zuruͤckgekommen, auf einem die unschaͤtzbare Union, die die Sicherheit und Große der Republik ausmacht, mit Aufloͤsung bedrohenden Entschlusse beharren, ihr eigenes Interesse verkennen und jeder Hoff— nung auf Wohlfahrt und Macht, welche diese Union ver— spricht, entsagen werden; in Erwägung, daß selbst, wenn sie ihren Starrsinn aufs Aeußerste treiben und wuͤnschen sollten, eine ganz unabhaͤngige Regierung zu bilden und zu behaup— ten, es nicht in der Zeit seyn wurde, die Wiederherstellung einer aus wichtigen Gruͤnden nothwendigen Union mit Ge— walt zu erzwingen; in Erwaͤgung endlich, daß die ausuͤbende Gewalt nicht nur in der dermaligen Krisis, sondern auch fuͤr die Zukunft, ihr Verfahren nach bestimmten Grundsaͤtzen re— geln muß — beschließt der Kongreß: 1) Die vom Kon—⸗ greß angenommene Verfassung soll von Seiten der Regie— rung den Provinzen des alten Venezuela, als ein Band der Union und der Eintracht, vorgelegt und jedes zu Gebot ste— hende friedliche Mittel angewendet werden, um dieselben zu deren Annahme zu bewegen. 2) Wenn die gedachten Pro⸗ vinzen sich dessen unter dem Einwurf weigern, daß Die Verfassung wesentlich veraͤndert werden muͤsse, oder wenn sie andere Bedingungen vorschlagen, wird die CTolumbische Regierung auf der Stelle in der Stadt Santa Rosa, De— partement Boyaca, eine Versammlung berufen, um die vor— geschlagenen oder vorzuschlagenden Veranderungen oder Be— dingungen zu berathen und sich fuͤr die dem allgemeinen Wohl und den Interessen der Nation angemessensten Maaß— regeln zu entscheiden. 3) Wenn jedoch alle oder die mei— sten Provinzen des alten Venezuela, den feierlichen Vertrag, der sie mit Columbien vereint, voͤllig brechend, die Verfassung nicht annehmen und alle Maaßregeln zur Aufrechthaltung der Einheit der Nation verwerfen, so wird die Columbische Regierung, um sie zur Beobachtung jenes Vertrages zu zwin⸗— gen, keinen Krieg anfangen. 4) Im Fall, daß die genann⸗ ten Provinzen ihre Zustimmung zu der im 2ten Artikel fest gesetzten Versammlung versagen, wird die Columbische Regie⸗ rung unverzuͤglich Deputirten des uͤbrigen Columbiens in eine der Städte des Cauca-Thales zusammen berufen, um uͤber die Verhaͤltnisse und den Zustand des Landes zu bera— then, der ausuͤbenden Gewalt ihr kuͤnftig zu beobachtendes Verfahren vorzuschreiben, die Verfassung zu revidiren und die den National-Interessen nothwendig erscheinenden Ver— aͤnderungen vorzunehmen. 5) Die Regierung wird dafuͤr sorgen, die vom Kongreß angenommene Verfassung auf das feierlichste bekannt zu machen, sie beschwoͤren und in denjeni— gen Provinzen, wo sie befolgt werden soll, so lange in Aus— fuͤhrung bringen zu lassen, bis man den oben erwaͤhnten Ar— tikeln gemäße Veraͤnderungen oder Modificationen getroffen haben wird.“
Unter demselben Datum ist folgende Proclamation des Vice⸗Praͤsidenten Caicedo an die Einwohner von Bogota erschienen: „Mitbuͤrger! Die Stimmen Eurer Repraͤsentan—⸗ ten haben mir die zweite obrigkeitliche Stelle in der Repu— blik uͤbertragen. Mit gluͤcklicherem Erfolg erwaͤhlten die⸗ selben Stimmen den ausgezeichneten Patrioten Joaquim Mosquera zum Praͤsidenten. Waͤhrend seiner Abwesenheit von der Hauptstadt, ist durch die Verfassung die obere Lei⸗ tung der ausüͤbenden Gewalt in meine unerfahrenen Hände gelegt. — Columbier! Nach vielen peinlichen uud verlaͤnger— ten Schwankungen ist Columbien eine neue Verfassung vor— gelegt worden. Sie bestimmt auf eine dauerhafte Weise die Macht der Regierung und die Freiheit der Nation. Die von dem National-Willen erwaͤhlten Dollmetscher haben die von uns mit Waͤrme verlangten republikanischen Formen unangetastet beibehalten. Moͤge diese Verfassung fuͤr uns ein Regenbogen des Friedens seyn, alle Unruhen beseitigen, die feindlichen Leidenschaften daͤmpfen und alle Menschen und alle Interessen mit einander verschmelzen! — Ehrwuͤr— dige Diener der Kirche, tapfere Soldaten, geehrte und fried— liche Buͤrger! Ich wuͤrde die mir uͤbertragene Verantwort— lichkeit nicht uͤbernommen haben, wenn ich nicht auf Eure Mitwirkung gerechnet hatte. — Mitbuͤrger! Maͤßigung und Eintracht werden in unserer dermaligen schwierigen Lage und