1830 / 227 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 17 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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ropa zu retten; jeder kleine Umstand, der auf seine Lebensge⸗ schichte Bezug hat, muß daher in einer solchen Krisis ganz besonders interessant seyn. Bekannt ist des edeln Herzogs fruͤheres Leiden und sein unter allen Veraͤnderungen des Schicksals sich gleich bleibendes uͤberaus wuͤrdiges Benehmen. Nicht wahr ist jedoch, was von verschiedenen Seiten erzaͤhlt worden, daß er naͤmlich auch in Amerika oder in England die Stelle eines Schullehrers bekleidet habe. Nur ein Mal hat er oͤffentlichen Unterricht ertheilt, und daruͤber sprach sich Se. Koͤnigl. ö selbst in einem Schreiben an den Secretair der Gesellschaft zur Unterstuͤtzung huͤlfsbeduͤrftiger Schulleh— rer, bei Gelegenheit der Uebersendung eines Geschenks fuͤr jenen Verein, folgendermaßen aus. „„Was mein Mitge— fuͤhl fuͤr arme Schullehrer ganz besonders erregt, ist der Um—

stand, daß ich selbst ein Mal zu dieser nuͤtzlichen Staatsbuͤr⸗

ger⸗Klasse gehoͤrt habe. Zu den vielen Schicksals-Veraͤnde— rungen, die meinem Erden-Loose zufielen, gehoͤrt auch das, daß ich, zu einer Zeit harter Verfolgung, als Lehrer in einem Gymnasium aufgenommen wurde, wo ich acht Monate hin⸗ ter einander regelmaͤßigen Unterricht ertheilte. Ich hoffe daher auch, daß die Gesellschaft fuͤr huͤlfsbeduͤrftige Schullehrer mein, als ein von einem Mit,Schullehrer kommendes Schaͤrf— lein annehmen werde.““ Aus diesem Schreiben geht her— vor, daß der Herzog blos ein Mal oͤffentlichen Unterricht ertheilt hat, und aus einem andern Aktenstuͤcke ersehen wir, daß dies im Gymnasium bei Coire in der Schweiz geschehen ist, wo er als ein Fremder sich introducirte und jene wissen⸗ schaftliche Stelle, vorzugsweise vor mehreren anderen Be⸗ werbern, denen er an Kenntnissen uͤberlegen war, angewiesen erhielt. Aus derselben Quelle Tweddels hinterlassenen Schriften entlehnen wir folgende Schilderung des Her— zogs: „„Geziert durch Sittenreinheit und Seelengroöͤße, war er im 16ten Jahre seines Alters ein Prinz ohne Stolz, im 17ten ein General, der bei Jemappes drei Mal seine Trup— pen um sich wieder vereinigte, im 20sten ein Professor der Geometrie, und zwar der Art, als haͤtte er dieser Wissen— schaft allein ein Studium von mehreren Jahren gewidmet; ja uberall und unter allen Umstaͤnden schien er fuͤr die Stel— lung geboren zu seyn, die er einzunehmen hatte.““ Aus an— deren Quellen erfahren wir noch, daß er die Zeit, die er in Amerika und im uͤbrigen Auslande verlebte, dem Studium der Englischen Sprache und Gesetze, so wie der Erziehung seiner Kinder, gewidmet hat. Der verstorbene Herzog von Kent hat sich folgendermaßen uͤber ihn schriftlich ausgespro— chen:; „„Der Herzog von Orleans ist mein besonderer Freund, und ich sehe hn, ohne eine einzige Ausnahme zu ge—

statten, als einen der verstaͤndigsten rechtschaffensten Männer

an, die ich je gekannt oder je hoffen darf, noch kennen zu lernen.““

Lady Nelson, Witwe des beruͤhmten Admirals, ist aus Paris hier angekommen, welche Stadt sie am 27. Juli, also an dem Tage verlassen hatte, da die blutigen Auftritte dort ihren Anfang nahmen.

Gestern war hier in der Stadt allgemein das Geruͤcht verbreitet, daß Se. Majestaͤt Karl X. nebst Familie hier an— gekommen sey; es ergab sich jedoch, daß es die durch einige Straßen von London fahrenden Wagen des Herzogs von Cambridge und seines Cree; gewesen, die zu jenem Ge⸗ ruͤchte Veranlassung gegeben hatten.

Unsere Blaͤtter wollen angeblich durch Privatbriefe aus Marseille erfahren haben, es sey daselbst die Nachricht ange⸗ langt, daß in Algier (unter welchem Datum wird nicht ge⸗ sagt) die in Frankreich stattgefundenen Regierungs⸗Veraͤnde⸗ rungen bereits bekannt geworden seyen und in Folge dessen die Soldaten: „Nieder mit den Bourbonen!“ ja Einige so— gar: „Es lebe der Kaiser Napoleon II!“ gerufen haben sol— len. General Bourmont, wird hinzugefuͤgt, habe darauf die Truppen angeredet und sie ermahnt, keinen Parteigeist zu zeigen, damit die Einwohner nicht etwa Nutzen davon gen. Gegen einen seiner Adjutanten soll der General sich geaͤußert haben, er sey von dem Fuͤrsten von Polignac getaͤuscht wor⸗ den und habe es immer gesagt, daß die Politik dieses Mi— nisters die Bourbonen noch stuͤrzen werde. In Algier selbst sollen sich die Einwohner ruhig verhalten Und 5ö0 Fran⸗ zoͤsische Soldaten in den Hospitaäͤlern befunden haben.

In Calais ging das Geruͤcht, der Fuͤrst von Polignac habe sich uͤber Ostende nach England begeben. Der Erzbi— schof von Rheims, Kardinal Herzog von Tatil, ist bereits in Großbritanien angekommen.

„Der Kaiser von Brasilien“, heißt es im Sun, hat die Un⸗ abhaͤngigkeit der Republik Mexiko förmlich anerkannt und einen Gesandten an die Regierung dieses Staates abgehen lassen.“

Ueber New-⸗Hork erhielten wir Nachrichten aus Ca⸗ raeccas bis zum 11ten Juni. Man erwartete daselbst eine

Umwälzung zu Gunsten Bolivars, und wird dies auch in einem direkt aus Caraccas hier eingegangenen Schreiben be⸗ staͤtigt. Namentlich haben in der Provinz Venezuela die Ünrühen uͤberhand genommen, und General Infante soll in Orituco an der Spitze einer Bewegung stehen, die den Ge⸗ neral Paez und seine Anhaͤnger in große n versetzt hat. Inzwischen will, man gleichzeitig auch aus Laguayra erfahren haben, daß diese neue Reaction bereits uͤberwaͤltigt worden sey. .

Aus Havana wird unterm 18. Juli geschrieben, daß man daselbst große Bankerotte unter den Pflanzern befuͤrchte und darum in großer Unruhe sey; bis dahin war inzwischen nur erst Ein Bankerott, und zwar zum Belaufe von einer hal⸗ ben Million Dollars, ausgebrochen.

Bon der Schuld der Vereinigten Staaten von Nord— Amerika sind am 1. Juli neuerdings 6,400, )00 Dollars ge—

ilgt worden.

e. 6 vor laͤngerer Zeit aus Canton abgegangene Schiff „Bridgwater“, an dessen Bord sich bekanntlich Hr. Plowden und mehrere andere Beamte der Ostindischen Compagnie be— finden, ist noch immer nicht an seinem Bestimmungsorte an— gelangt, wiewohl es bereits um die Mitte Februars in der Sunda- Straße gesehen worden. Die Ladung desselben ist I20, 000 Pfd. werth, und sind bereits hohe Versicherun gen darauf (360 pCt.) bei Lloyds bezahlt worden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 9. August. Mittelst Koͤnigl. Be— schlusses ist der die Korvette „Proserpina.“ befehligende Ca— pitain van den . zum ,, Sr. Koͤnigl. Hoheit

„Prinzen Friedrich ernannt worden. . . ö . hh neuen Korvetten „Hippomenes“ und „Hel— din“ sind nach 9Ost- und West-⸗Indien bestimmt und unter den Befehl der Schiffs-Capitaine von Quartel und Anemaet

gestellt worden. .

a m n b h n n,.

Hannover, 14. August. Das Geburtsfest Ihrer Ma⸗ jestaͤt der Königin ward hier gestern auf das freudigste be⸗ gangen. Mittags wurde mit den Glocken von allen Thuͤr— men gelaͤutet . gleichzeitig eine Koͤnigliche Salve gegeben. Bei JJ. EE. den Staats- und Kabiners-Ministern v. Bre— mer ünd v. Meding fanden Vereinigungen zur Mittagstafel statt; in mehreren Privat-Cirkeln ward der Festtag unter den aufrichtigsten Wunschen fuͤr das Wohl der Koͤnigin ge⸗ feiert. Im Königlichen Schlosse zu Herrenhausen war Abends Assemblee und Souper.

Darmstadt, 5. August. In der vorgestern stattge⸗ habten S6sten Sitzung wurde die Abstimmung uͤber das Aus— gaben⸗Budget fortgesetzt. .

In der gestrigen Sitzung wurden die beistimmenden Beschluͤsse der ersten Kammer, die Verwaltung der Staats⸗ schuld in den Jahren 1827 1829 und den Antrag des Abg. Mohr wegen Abkaufs einer auf vielen Wingertsfeldern in Rheinhessen haftenden Grundrente betreffend, vorgelegt. Hierauf berichtete der erste Ausschuß uͤber den Antrag des Abg. Elwert, das Personalsteuergesetz und dessen Ausfuͤhrung betreffend. Dann wurde das Militair⸗Budget auf 1830 1832

diskutirt. In der heutigen Sitzung wurde unter Anderem uͤber

den Antrag des Abgeordneten E. E. Hoffmann in Betreff des

Artikels 166 der Verfassung Berathung gepflogen.

Spanien.

Madrid, 29. Juli. Durch eine Verfugung vom Jahre 1816 war zur Erleichterung des Handels-Verkehrs festgesetzt worden, daß alle aus fremden Laͤndern eingefuͤhrte Handels⸗Artikel sechs Monate lang in den hierzu habilitirten Fdllaͤmtern unverzollt liegen bleiben konnten; nach Ablauf die⸗ ser Frist aber mußten die Eingangs⸗Abgaben dafuͤr erlegt wer⸗ den. In dieser Bestimmung ist sedoch seit Kurzem eine Ver— aönderung erfolgt, indem durch ein Koͤnigl. Dekret vom 18ten v. M. die 6monatliche Frist zur Verzollung der einzufuͤhren⸗ den Waaren auf den Zeitraum von vier Monaten herabge— setzt worden ist. Die Papier⸗-Fabrikanten in Baree⸗ long hatten bei der Regierung darauf angetragen, die Einfuhr alles fremden Papiers in die Europaͤischen und Amerikanischen Staaten Seiner Majestaͤt durchaus zu verbieten. Nachdem der Koͤnig daruͤber das Gut—⸗ achten der Zoll⸗Tarifs-Kommission erfordert hat, ist durch höͤchstes Dekret vom 14ten v. M. bestimmt worden, daß das Einfuhr⸗Verbot hinsichtlich des ordingiren Papiers und der

Beilage

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. 1733 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 2219. g ä.

uͤbrigen im Einfuhr⸗-Zoll-Tarif benannten Klassen unveraͤndert bestehen bleiben; was aber die als erlaubt einzufuͤhrenden Sorten Papier, als das laͤngliche weiße Papier de Marquilla, das Papier, de Marca mayor genannt, und endlich das Sei— denpapier betrifft, so soll deren Einfuhr fernerhin gestattet seyn, jedoch ist der dafuͤr nach dem Zoll-Tarif zu entrichtende Zoll um ein Viertheil erhoͤht worden. In Ansehung des, wie vorgedacht, nachgesuchten Verbots der Papier-Einfuͤhr in die Amerikanischen Besitzungen, haben Se. Majesteaͤt sich dahin ausgesprochen, daß der Zoll-⸗Tarif in der Havana ohne Zustimmung der betreffenden Behoͤrde auf jener Insel in der

fraglichen Hinsicht nicht die mindeste Veraͤnderung erleiden soll.

Aus einem dieser Tage in der Madrider Zeitung erschienenen Bericht des General-Capitains der Provinz Estremadura er— giebt sich, daß die Einsammlung des Kermes, seit dem Jahre 1826, wo sich dieses Insekt daselbst zu zeigen anfing, sehr zugenommen hat und in manchen Theilen der Provinz aͤu— ßerst betrachtlich geworden ist. Man schreibt diesen bedeu— tenden Fortgang lediglich dem Grunde zu, daß die Regie— rung, auf den Antrag der betreffenden Provinzial-Behoͤrde, die Einsammlung jenes Insekts freigegeben hat.

Turkei.

Der Courrier de Smyrne meldet aus Alexan— drien vom 15. Juni: „Der Vice-Koͤnig setzt seine Verthei— digungs-Anstalten fort und beschaͤftigt sich namentlich mit der Vermehrung seiner Seemacht; er 6 Befehl ertheilt, bald— moͤglichst den Bau eines Linienschiffes von 100 Kanonen zu beginnen. Die Plaͤne Mehemet-Alis scheinen eben so weit— reichend als geheimnißvoll zu seyn. In den letzten Tagen kam eine Franzoͤsische Kriegsbrigg von Kandien hier an, die wahrscheinlich einen geheimen Auftrag hatte; denn nur der Capitain derselben kam ans Land, um mit dem General-Kon— sul zu sprechen und dem Vice-Koͤnig einen Besuch zu machen. Am Bord des Schiffes war das ausdruͤckliche Verbot erlassen worden, daß Niemand mit dem Lande communieciren solle.

Nach drei Tagen segelte das Schiff wieder fort. Die Aegyp⸗

tische Flotte ist noch immer unter Segel und mandͤvrirt vor dem Hafen, um die Mannschaft zu uͤben. Der Handel stockt voͤllig, die Baumwollenvorraͤthe werden bald erschoͤpft seyn, und viele Franzoͤsische Schiffe, die in Ladung nach Marseille lie— gen, werden die naͤchste Aerndte abwarten muͤssen, um dieselbe zu vervollstaͤn digen.

Dasselbe Blatt berichtet aus Kanea vom 2. Juli: „Die Franzoͤsische Brigg „le Grenadier“, Capitain Leray, und die Russische Korvette „la Lionne“, Capitain Heyden liefen am 10. Juni in den Hafen von Suda ein. Am fol— genden Tage kamen beide Befehlshaber nach Kanea, um Mu— stapha⸗Pascha und dem Gouverneur Mehemet⸗-Pascha diesel⸗ ben Mittheilungen zu machen, die diesen fruͤuͤher schon vom Capitain Peyronnel zugekommen waren, mit dem Un— terschiede jedoch, daß diesmal nicht mehr von der Raͤu— mung des Forts Karabusa, sondern von der Errich— tung eines Waffenstillstandes auf unbestimmte Zeit die Rede war. Mustapha erwiederte, daß er dem Seraskier

Suleiman-Pascha untergeordnet sey und sich daher nach dem

richten werde, was ihm dieser vorschreiben wuͤrde. Die bei— den Capitaine Leray und v. Heyden gingen daher ohne Zeit— verlust nach Kandien unter Segel, um dort mit Suleiman— Pascha zu sprechen und sich dann zu dem Griechischen Rathe

* egeben, in der Absicht, den von den Botschaftern und

dmiralen der vermittelnden Maͤchte angeordneten Waffen— stillstand zu Stande zu bringen. Sie hatten eine Erklaͤrung des Grafen Capodistrias an den Griechischen Rath und an alle Griechischen Häuptlinge bei sich, worin derselbe ihnen die von den drei Maͤchten im Protokoll vom 3. Februar ge— faßten Beschluͤsse anzeigt, denen zufolge Kreta nicht mehr zu Griechenland gehoren könne; er fordert sie auf, in ihrem Be— nehmen die Rathschlaͤge zu befolgen, die er dem Dr. Regnieri ertheilt habe, und empfiehlt ihnen, sich nach den Absichten zu richten, die ihnen die Admirale zu erkennen geben wuͤrden, um dadurch das Wohlwollen der a verbuͤndeten Maͤchte zu verdienen, welche die Verpflichtung uͤbernommen haͤtten, ihre Personen und ihr Eigenthum zu beschuͤtzen. Dr. Regnieri ist der Chef des Griechischen Raths und befehligt den gan, en im Aufstande begriffenen Theil der Insel. Die beiden Lapitaine sind jedoch mit ihren Antraͤgen ganzlich gescheitert, und es handelt sich jetzt nur noch um die Hel-A1Aerndte. Die Griechen werden dieselbe nicht Preis geben wollen, die Tuͤr⸗

ken werden als Herren darauf Anspruch machen, und man wird sich gegenseitig ermorden, damit dieselbe Niemanden zu Theil werde. Die Englische Kriegsbrigg „Philomel“ ist gestern in Suda angekommen, um zu den beiden ge— genannten Fahrzeugen zu stoßen; da diefe bereits abgesegelt waren, so wird sich der Befehlshaber der Brigg, Capitain Green, nach London und zu den Griechen begeben, um sich seines Auftrags zu entledigen. Die neuesten Nachrichten aus Kandien sind sehr beunruhigend fuͤr die Bevoͤlkerung dieser un⸗ gluͤcklichen Stadt. Es herrscht dort die höͤchste Aufregung, das Volk thut die heftigsten Aeußerungen gegen den Pascha, die Aga's und die Europäer, und man muß eine große Kata⸗ strophe befuͤrchten, deren erstes Opfer Suleiman-Pascha seyn wird. Die Tuͤrkische Regierung wird sich Vorwuͤrfe daruͤher zu machen haben, daß sie den Seraskier so lange ohne die wie⸗ derholt von ihm begehrte Huͤlfe gelassen und ihn dadurch außer Stand gesetzt, Herr in seinem Paschalik zu seyn.“

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne meldet: „Wir haben be⸗ reits angezeigt, daß Lykurgus Logotheti von Nauplia nach Samos abgegangen ist, um die Bevoͤlkerung dieser Insel zum Aufstande gegen den Beschluß zu bewegen, wonach sie von dem neuen Hellas ausgeschlossen werden soll. Waͤhrend er diesen Plan ausfuͤhrte, wurde in Konstantinopel durch einen Ferman die Wiedereinsetzung der Tuͤrkischen Verwaltung auf Samos regulirt und dieser Ferman den drei Botschaftern mitgetheilt. Jetzt ist die Insel in vollem Aufstande und hat sich fuͤr unabhaͤngig erklart. Folgendes sind die dort er— erlassenen Dekrete, wodurch eine neue Ordnung der Dinge eingefuͤhrt wird:

Erstes Dekret. In Betracht, daß die Insel Samos, ungeachtet ihrer unbestreitbaren Rechte, zu den Griechischen Staaten zu gehoren, davon getrennt worden ist und daß die physische und moralische Existenz der Samier der unerbittli— chen Gnade eines hlutduͤrstigen Unterdruͤckers Preis gegeben it: in der Ueberzeugung, daß die Samier den Charakter ihres gottlosen Feindes zu gut kennen, um, so lange noch ein Hauch des Lebens in ihnen ist, darein zu willigen, daß ihre Frauen und Toͤchter nochmals seiner Barbarei Preis gegeben, ihre Kinder zur Abtruͤnnigkeit vom Glauben gezwungen und bie heiligen Gebeine ihrer Vorfahren entweiht wurden; in der Ueberzeugung, daß im Gegentheile alle Samier, groß und klein, jung und alt und von allen Staͤnden, entschlossen sind, lieber mit ihren Familien zu sterben, als sie in die Ge— walt jenes antichristlichen Stammes zu geben; in Betracht endlich, daß das Recht, seine leibliche und moralische Existenz, seine Ehre, sein Gebiet und seine Religion zu vertheidigen, keinem goͤttlichen oder menschlichen Gesetze zuwider laͤuft, ja daß vielmehr die Ausuͤbung dieses Rechtes dem Willen Got— tes und dem Wunsche des Vaterlandes gemaͤß ist und zu einer Pflicht gegen seinen Naͤchsten wie gegen sich selbst wird: in Betracht alles dessen ruft die in Chora am 3. Juni 1830 gehaltene General-⸗Versammlung det Repraͤ⸗ sentanten der Städte und Doͤrfer von Samos: Freiheit oder Tod! und beschließt Folgendes: Art. 1. Die Insel Sames wird sich nie freiwillig vom Griechischen Staate tren— nenz sie wird der Anfangs beschwotenen und in allen Gene— ral⸗Versammlungen Griechenlands wiederholten Convention treu bleiben. Art. 2. Sie wird den Waffenstillstand, den die drei verbuͤndeten Maͤchte zwischen den Griechen und Tuͤr— ken vorgeschrieben haben, . beobachten, so lange letztere keine Feindseligkeiten begehen. Art. 3. In Betracht, daß die Regierung auf das Departement der oͤstlichen Sporaden nur dann Verzicht leisten wird, wenn sie von den hohen ver— buͤndeten Maͤchten dazu gezwungen wird, die auf den drit— ten Artitel des Beschlusses der vierten National-Versamm— lung, so wie auf die heiligen und unverjaͤhrbaren Rechte der Samier, keine Ruͤcksicht genommen haben, so wird die Insel Samos, um den Ausschweifungen der Anarchie vorzubeugen und die Rechte jedes Buͤrgers zu schuͤtzen, provisorisch durch eine aus ihrer Mitte gewaͤhlte Behörde regiert werden. Art. 4. Diese Behoͤrde wird, die Vereinigung der Insel Samos mit der Griechischen Regierung stets im Auge behaltend, in der- selben Weise und in demselben Geiste verfahren, wie diese. Chora auf der Insel Samos, den 7. Juni 1830. (Gez. ) Der Praͤsident,⸗ Antonio Giorgigdes; der erste Secretair: Joannes Sphinis, und die Abgeordneten der Städte und Dorfer von Samos, 79 an der Zahl.