1830 / 228 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 18 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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offenen Wagen. Eine Abtheilung nicht uniformirter Natio⸗ nal-Garden zu Pferde schloß den Zug.

Nach der eben erwaͤhnten Sitzung der Pairs und De— putirten fand ein großes Mittagsmahl auf dem Palais-Royal statt, wozu mehrere Pairs, Deputirte und sonstige angese— hene Personen eingeladen waren. Abends war die Stadt erleuchtet, und ungeachtet eines heftigen Gewitters wurden die ganze Nacht uͤber Feuerwerke abgebrannt.

Unter der Ueberschrift: Von dem Huldigungs— Eide, enthaͤlt der Moniteur Folgendes: „Wenn eine ge— rechte von allen Ausschweifungen lautere Staats-Umwaͤlzung plötzlich der Dynastie eines Landes ein Ende macht, so ist die Mitwirkung aller guten Buͤrger erforderlich, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die neue Regierung vor der Anarchie zu bewahren. Theorieen duͤrfen nicht an die Stelle des Gemeinwohls treten; Fragen uͤber die Form duͤr— fen den Gang der offentlichen Angelegenheiten nicht hemmen; vorzuͤglich aber muͤssen alle Beamten, alle obrigkeitlichen Per— sonen bedenken, daß blos zur Wahrnehmung des allgemeinen Besten ein Theil der Staatsgewalt in ihre Haͤnde gelegt worden ist. Es giebt keine persoͤnliche Meinung, keinen Ge— wissens-Zweifel, kein Bedauern, die nicht jenem großen Ge— danken nachstehen muͤßten, und Jeder, der hieruͤber anders dachte, wuͤrde seinem Mandate zuwider handeln. Die Staats-Verfassung ist verletzt worden; derjenige selbst, der ihr haͤtte Achtung verschaffen sollen, hat sie verkannt; er hat dadurch jedes Band, das ihn an das Volk knuͤpfte, zerrissen, und die ganze Nation ist aufgestanden, um ihn zu verbannen und ihre Rechte wieder geltend zu machen. Siegreich und frei, hat diese Nation ihr Schicksal in die Haͤnde des Herzogs von Orleans gelegt; es beginnt sonach eine neue Zeitrechnung fuͤr sie. Die Verletzung des Eides Karls X. spricht zugleich alle Diejenigen los, die ihm das Versprechen gegeben hatten, Gesetze, die er selbst feierlich gebrochen, zu ehren. Die Beamten, welche jetzt als Buͤrger blos die Pflichten zu uͤben brauchen, die Allen gemeinsam sind, haben nichts mehr als ihr Gewissen zu befragen, und dieses muß ihnen lauter als alle Eidschwuͤre sagen, daß die heiligste der Pflichten darin besteht, uͤber die oͤffentliche Ruhe zu wachen, die Herrschaft der Gesetze, worauf jene beruht, zu sichern, dem neuen Staats-Oberhaupt, in Ermangelung von Muth, mit ihren Einsichten beizustehen und saͤmmtlichen Zweigen der Verwaltung die Kraft, welche niederhaͤlt, und die Weisheit, welche beschwichtigt und Anhaͤnglichkeit erzeugt, aufzudruͤcken. Besser als irgend Jemand begreift der Herzog von Orleans alle die Gefuͤhle, welche die neue Lage der Dinge aufgeregt hat, und er besitzt zu viel Tugend, zu viel Zartgefuͤhl, zu viel Seelengroͤße, als daß er dieselben nicht ehren sollte; aber Frankreich, dem es mehr um seine Ruhe, als um den ritterlichen Schmerz einiger Anhaͤnger der Bourbons, zu thnn seyn muß, wuͤrde jeden Handhaber der Gewalt fragen, ob er das ihm anvertraute Gut empfan— gen habe, um ausschließlich einer mit den Neigungen, Sitten und Institutionen des Landes unvertraͤglichen Familie zu die— nen, oder um sich dem Wohle seiner Mitbuͤrger zu weihen. Einerseits erblicken wir einen Koͤnig, der seine Eidschwuͤre verletzt hat; andererseits eine große, hochherzige, liebevolle Nation, die nichts verlangt, als daß sie mit redlichen Absich— ten regiert werde. Welcher Beamte koͤnnte da noch zaudern? Und im Uebrigen, was ist ein Amts-Eid? Es ist die Ver— pflichtung des Beamten, die Macht, womit er bekleidet wor— den, dem Wohle des Landes zu widmen. Das Prinzip jedes Amts-Eides ist also das allgemeine Beste; leistet man ihn dem Souverain, so geschieht solches blos, weil dieser alle Interessen, alle Rechte der Nation repraͤsentirt. Ist er aber nicht de facto fuͤr null und nichtig zu betrachten, sobald jener Souverain keines dieser Rechte und Interessen mehr repraͤ— sentirt? Moͤge daher die Erfuͤllung des National-Wunsches

nicht durch eitle Spitzfindigkeiten, falsche Schaam oder eine bedauernswuͤrdige Etiketten⸗Frage verzoͤgert werden. Ihr Be— amten, Richter, Magistrats-Personen, bedenkt vor Allem, daß Ihr Franzosen seyd, daß der Koͤnig selbst nur die Krone erhalten hat, nachdem er geschworen, Frankreich gluͤcklich zu machen, und daß Eure Mitbuͤrger die Augen auf Euch hef— ten, wie auf die Vorposten der oͤffentlichen Ruhe und Ord— nung. Seyb versichert, daß Ihr Euern Beruf redlich er— fuͤllt, wenn Ihr Euch treu zeiget der Nation und dem neuen , den die Liebe derselben auf den Thron berufen hat.“ ie Quotidienne stellt folgende Betrachtungen an: „Wir wundern uns, daß man die Katastrophe, welche die Welt in Erstaunen gesetzt hat, einem einzigen Umstande bei— mißt. Der Sturz eines Thrones ruͤhrt in der Regel von mehrfachen Ursachen her, welche ein tiefes Studium verdie— nen, und es ist zu leicht, zu sagen: „Ein Staatsstreich hat

Alles verdorben“, als daß dieses Urtheil ein wahrhaft poli— tisches seyn koͤnnte. Thatsache ist es, daß seit funfzehn Jah— ren in Frankreich Alles gethan worden ist, um durch Gewalt oder durch eine immer zunehmende Schlaffheit diese außer— ordentliche Entwickelung herbeizufuͤhren. Wir haben zu den verschiedenen auf einander folgenden Ministerien gesagt: Eh— ret das Verdienst, belohnt die Treue, gebt populaire Gesetze, verbreitet und erhaltet die Grundsaͤtze der Ordnung, brand— markt die Scheinheiligkeit, verbannt die Intrigue. Oftmals haben wir die traurigen Folgen einer persoͤnlichen und eng— herzigen Politik vorausgesagt, die Alles auf das Intereffe der Minister zuruͤckfuͤhrte, statt das Interesse der Monarchie im Auge zu haben. Unsere Weissagungen wurden fuͤr Traͤume eines Wahnsinnigen gehalten. So uͤberließ sich die Gesellschaft immer mehr verfuͤhrerischen, den Leidenschaften schmeichelnden Lehren, waͤhrend es so leicht gewesen waͤre, sie aufzuklären und durch Gesetze der Tugend und Ehre zu leiten. Wir brauchen den wahren Zustand Frankreichs in dem Augenblicke, wo die Ver— ordnungen vom 25. Juli wie ein Blitz erschienen, wir brau— chen die Aufregung der Gemuͤther, das allgemeine Mißbeha— gen, den Wunsch nach Veraͤnderung, die Neigung zum Auf— ruhr, kurz Alles das nicht erst zu beschreiben, was den na— hen Fall eines Reiches verkuͤndet. Die Verordnungen gleichen einem Funken, der auf einen Pulverhaufen faͤllt. Fünfzehn Jahre einer fehlerhaften Regierung haben diese große Explo— sion vorbereitet, und dennoch muß man sagen, daß nie ein Volk geeigneter als das unsrige war, den Frieden und das Gluͤck einer aufgeklaͤrten Regierung zu genießen. Nicht die Koͤnige, sondern die Selbstsucht und die Unfaͤhigkeit der Mi⸗ nister waren Schuld, und so kam es, daß der von dem schoͤn— sten Heere der Welt vertheidigte Thron so ploͤtzlich zusam— menbrach, daß auch die mit dem klarsten Blicke begabten Maͤnner diese Katastrophe nicht voraussehen konnten.“

Der Temps enthaͤlt einen Aufsatz, worin er die Noth— wendigkeit einer Aufloͤsung und neuen Zusammenstellung der Deputirten⸗-Kammer zu beweisen sucht.

Der Moniteur bezeichnet die gestrige Behauptung der Gazette, daß die Pairs-Kammer 392 Mitglieder zaͤhle, als einen groben Irrthum. Jene Kammer habe am 7. August nur aus 303 Mitgliedern bestanden, und der zu einer Ab— stimmung erforderliche dritte Theil derselben 4 1 betrage sonach nicht 132, sondern nur 103.

Im Journal des Débats liest man Folgendes: „Die Langsamkeit, womit Karl X. reist, er hat allein im Depar— tement der Orne drei Tage verweilt hat einige Verwun— derung in der Normandie erregt, wo man seiner Ankunft stuͤndlich entgegen sah und die benoͤthigten Postpferde schon seit 8 Tagen bereit hielt. Wie wir vernehmen, ist nunmehr vorgestern der General Räömond mit einem besondern Auf— trage des Kriegs-Ministers abgegangen, um die Reise Karls X. durch die Normandie zu beschützen und zu beschleunigen. Hr. v. la Pommeraye, Deputirter des Calvados, hat einen aͤhuͤli⸗ chen Auftrag erhalten.“

„Eine der vielen irrigen Meinungen“, aͤußert die Ga— zette de France, „die in diesem Augenblicke im Umlaufe sind, ist auch die, daß man die Lilien als das eigenthuͤmliche Wappen der Vourbons betrachtet. Schon seit der Regierung Ludwigs des Juͤngern, d. h. seit dem zwoͤlften Jahrhundert, wo die Wappen uͤberhaupt erst gebräuchlich wurden, sieht man auf der Krone und dem Mantel der Franzoͤsischen Koͤnige die Lilien. Sie befanden sich Anfangs auf dem Wappen— schilde in großer Anzahl. Karl VI. aber stellte die Zahl der— selben auf 3 fest, wie man sie bis auf unsre Tage gesehen hat. Die Ersetzung derselben durch den Gallischen Hahn waͤhrend der Republik beruht lediglich auf einem Wortspiele, da Gallus im Lateinischen zugleich einen Hahn und einen Franzosen, oder, besser gesagt, einen Gallier bedeutet.“

Der Moniteur theilt folgende Nachrichten aus den Departements mit: „In Lyon wurden am ten d. M. der neue Maire und seine Adjunkten installirt. Auch ein neuer General⸗Polizei⸗Kommissarius und vier Viertels⸗Kommissarien sind angestellt und beeidigt worden. Das Vertrauen beginnt sich wieder einzufinden, und die Handels-Geschaäͤfte nehmen ihren gewohnlichen Gang. In Marseille wurde die drei— farbige Fahne am 5ten aufgepflanzt; zwischen den Buͤrgern und der aus dem 58sten Linien Regiment und dem Regiment Hohenlohe bestehenden Garnison herrschte die beste Eintracht. Der Praͤfekt v. Arbaud⸗Jouques hat das Dept. der Rhone⸗Muͤndun⸗ gen verlassen. General Partouneaux liegt in Marseille krank. Der dortige Maire unterstuͤtzt die Bildung der National⸗Garde aus allen Kraͤften. In Grenoble, Aix, Avignon, Va— lence, so wie in der ganzen Provence und Dauphiné, weht die dreifarbige Fahne sogar in den Doͤrfern. In allen suͤd— westlichen Staͤdten ist dasselbe der Fall. General Despinois,

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der einen Haufen von 13 1400 Bauern in der Vendée um sich versammelt hatte, wird von ihnen verlassen und hat kaum noch 100 Mann; er hat sich nach Rochelle gewandt. Auf der ganzen Straße von Nantes nach Paris ist Alles ruhig und mit der neuen Ordnung der Dinge zufrieden. In Clermont-Ferrand ist die Garnison vom besten Geiste beseelt, und der General Sainte Suzanne hat sich erschossen, weil die Truppen sich weigerten, auf die Buͤrger zu feuern. In Brest trug man am 6ten die Buͤste Lafayettes durch die Stadt; taͤglich fanden Festlichkeiten und Bankette statt. In Pontoise wurden auf die Nachricht, daß die Deputirten— Kammer dem Herzoge von Orleans die Krone angetragen habe, alle Haͤuser erleuchtet. In Toulouse wurde am Aten, nachdem die Proclamation des General-Statthalters dort angekommen war, die dreifarbige Fahne aufgesteckt und eine provisorische Stadtbehörde gebildet. Der Divisions-Ge— neral, Baron Raynaud, hat an alle Garnisonen seiner Divi— sion den Befehl uͤbersandt, die dreifarbige Kokarde anzulegen. In Orleans sind am ten d. zwei Schweizer-⸗Regimenter angekommen und haben ihre Waffen niedergelegt. Die Stadt war mit Truppen von der aufgeloͤsten Garde angefuͤllt, die groͤßtentheils ihre Waffen und Effekten verkauft hatten.“

Man glaubt, daß der Herzog von Chartres den Titel eines Dauphins gegen den eines Kronprinzen vertauschen werde.

Die Regierung will, wie der Globe meldet, den Koͤnig von England um die Auslieferung der Ueberreste Napoleons bitten, um sie unter der Saͤule auf dem Vendsme- Platze beizusetzen.

Die Sitzungen der Pairs-Kammer werden von nun an, gleich denen der Deputirten-Kammer, oͤffentlich seyn; wegen des beschraͤnkten Raumes des Sitzungs-Saales der Pairs wird jedoch nur eine geringe Zahl von Zuhoͤrern zugelassen werden koͤnnen.

Gestern Nachmittag um 4 Uhr wurden 1500 Zoͤglinge der medizinischen Schule, den Dekan Herrn Dubois an der Spitze, von dem Koͤnige empfangen. Der Herzog von Char— tres begruͤßte unter diesen jungen Leuten mehrere als seine fruͤheren Schulgenossen auf das Freundlichste.

Mehrere hier anwesende ehemalige Zoͤglinge der polytech— nischen Schule, namentlich der General-Major Fabvier, der Ingenieur-Oberst Lamy und einige andere Stabs-JOffiziere, veranstalten zu Ehren der Zoͤglinge dieser Anstalt, die sich in den Tagen des 27sten, 23sten und 29sten durch Muth und Tapferkeit ausgezeichnet haben, auf den 16ten d. ein großes Festmahl.

Nach einem Berichte, den die Aerzte und Chirurgen der verschiedenen hiesigen Lazarethe bei der medizinischen Akade— mie eingereicht haben, sind in den Tagen des 27., 28. und

29. Juli im Ganzen 7000 Menschen getoͤdtet oder verwun—

det worden; vor drei Tagen zaͤhlte man in den Kranken-An—

stalten noch 1700 Verwundete. Die See-Praͤfekten sind mittelst Rundschreibens ange—

wiesen worden, die Namen mehrerer Kriegsschiffe zu andern;

so wird das noch auf den Werften liegende Linienschiff „der Graf von Artois“ kuͤnftig: „die Stadt Paris“, „der Her— zog von Bordeaux“: „Friedland“, „der Royal Charles“: Jemmappes“, „der Dauphin Royal“: „Fleurus“, und die Fregatte „der zwoͤlfte April“ kuͤnftig „die Charte“ heißen. Mehrere abgetakelt in den Häfen liegende Schiffe sollen die Namen wieder fuͤhren, die ste vor 1814 hatten.

Der neue Stadt-Rath von Paris hat Herrn Lebeau

zum Praͤsidenten und Herrn Lecomte zum Secretair gewaͤhlt.

Der Courrier frangais giebt folgende Details uͤber die Verhaftung des Hrn. Guernon de Ranville durch die National⸗Garde von Tours: „Der Ex⸗Minister des offentlichen Unterrichts gab sich fuͤr einen Bedienten des Hrn. Chante— lauze aus, bemuͤhte sich, schlecht Franzoͤsisch zu sprechen, und machte in einigen Zeilen, die man ihn auf dem Rathhause zu schreiben noͤthigte, mehrere orthographische Fehler. Man wollte ihn schon frei lassen, als ein mit der Post angekom— mener Reisender ihn fuͤr den ehemaligen Minister erkannte.“

Die 6000 Mann starke Infanterie⸗Division des Lagers von Saint⸗-Omer ist am 5ten d. M., mit den Nationalfarben geschmuͤckt, unter Anfuͤhrung des General-Lieutenants di Alton in Amiens eingeruͤckt. Der Befehl uͤber diese Truppen ist durch den provisorischen Kriegs-Minister dem General Roguet uͤbertragen worden.

Das Aviso de la Méöditerrannsée enthaͤlt folgendes Privatschreiben aus Algier vom 22. Juli: „Man faͤhrt fort, die Kassaubah scte lc zu durchsuchen, und findet taͤg— lich noch verborgene Schaͤtze. In einem unterirdischen Ge— mache, das nur durch eine kaum bemerkbare mit Gittern

versehene Oeffnung Licht erhielt, fand man 5 bis 6 Millio—

nen in Silbermuͤnzen aus dem 165. Jahrhundert. Man fin⸗ det viele Spanische und Venetianische Münzen, die nur we⸗ nig Legirung zu haben scheinen und bei einer Umschmelzung nach dem Franzoͤsischen Muͤnzfuße Gewinn geben wuͤrden. Wie es scheint, legte jeder Dey sich einen besonderen Schatz an; da diese Regenten aber in der Regel eines ge⸗ waltsamen Todes starben, so blieb ihnen nicht Zeit uͤbrig, ihre Ersparnisse bei Seite zu bringen, die deshalb in der Kassaubah angehaͤuft liegen blieben. Die Ruhr nimmt unter den Truppen, namentlich unter den außerhalb der Stadt lagernden Regimentern, immer mehr uͤberhand. Letz⸗ tere liegen auf einem Erdboden, der den Tag uͤber durch eine Hitze von 28 bis 30 Grad in einen gluͤhenden Zustand versetzt wird, und sind Abends einem Thau ausgesetzt, der einem kleinen Regen gleicht. Dieser schleunige Wechsel der

Temperatur greift die Truppen sehr an. Zwei Divisionen

sollen nach Frankreich zuruͤckgeschickt werden, und auch von der Flotte soll nur eine Abtheilung unter dem Befehle des Capitain Massien de Clerval zuruͤckbleiben.“

Dasselbe Blatt meldet aus Torre Chica vom 20. Juli: „Die Halbinsel Sidi⸗Ferruch wird jetzt durch an— derthalb Compagnieen von der Marine⸗A1rtillerie, durch das 48ste Linien⸗Regiment und 1200 See-Soldaten bewacht. Auf der Rhede liegen 14 Kriegs-Schiffe und mehrere Transport⸗ Fahrzeuge, die unter den Befehlen des Capitains der Fre⸗ gatte „Venus“, Herrn Russel de Belfort, stehen. Die Halb⸗ insel wird von einem Obersten befehligt. Auf der ganzen Flotte ist nur ein einziger Offizier verwundet worden, und zwar auf dem Linien-Schiffe „Provence“ durch das Zer—

platzen eines Geschuͤtzes. Die Land-Armee zaͤhlt zwar mehrere

Verwundete, aber die meisten Wunden sind nicht gefaͤhrlich. Nur sechs Infanterie-Offiziere sind in das Lazareth nach Mahon gebracht worden, die Kranken genesen dort sehr leicht, und bereits sind 150 als hergestellt von dort hierher zuruͤck— gekehrt. Ein Jeder fragt sich hier, was wir mit Algier ma⸗ chen, ob wir es als Besitzung behalten werden? Die Stadt ware eine schoͤne Kolonie; sie ist von fruchtbarem Lande um— geben, und die Beduinen hegen keinen Haß gegen uns; bis— weilen sehen sie uns sogar gern. Sie nehmen sich im All— gemeinen gut und bestehlen uns nicht, was sie in mehreren Faͤllen haͤtten thun koͤnnen. In den ersten Tagen nach der Einnahme Algiers wurden allerdings in der Umgegend einige Franzosen von den Einwohnern mißhandelt und sogar ge⸗ toͤdtet; seitdem ist dergleichen aber nicht mehr vorgefallen, und man kann jetzt mit Sicherheit die Gegend durchstreifen. In Torre-Chica leben wir in vollkommener Eintracht mit den Bednwi—

nen; sie thun keinem der Unsrigen etwas zu Leide, sondern wen

sie einsam am Strande oder auf dem Felde treffen, den warnen sie vielmehr, sich nicht auf die andere Seite des Flusses, der sich in die Bai von Torre- Chica ergießt, zu wagen, weil dort Beduinen von Oran stehen, die sich noch als unabhaͤn⸗ gig betrachten. Die Araber bringen uns täglich frischen Pro— viant, dessen wir bei unseren schweren Arbeiten sehr be— durfen. Man hat den Plan, zwei große Straßen in Algier zu bauen, von denen die eine laͤngs dem Quai hin⸗ laufen und die andere vom Hafen die Stadt der Laͤnge nach durchschneiden und nach der Kassaubah fuͤhren soll. Die Truppen lagern vor der Stadt; taͤglich marschirt ein Ba— taillon hinein um den Dienst zu versehen. Die Thore nach der Seeseite hin werden abwechselnd von einigen Compagnieen besetzt. Eine Compagnie von der Marine-Artillerie versieht den Dienst beim Hafen-Geschuͤtz Am 13ten flog bei dem Garten des Dey eine Pulvermuͤhle in die Luft, wodurch eine dort gelagerte Compagnie des 32. Regiments viel gelitten hat. Dieser Unfall wurde durch die Unvorsichtigkeit einer Marketenderin veranlaßt, die in der Naͤhe der Pulvermuͤhle Feuer angezuͤndet hatte. Vierzig Mann wurden dabei mehr oder weniger schwer verwundet und in das Lazareth nach Algier gebracht. Man ist jetzt beschaͤftigt, saͤmmtliches Kriegs— geraͤth von der Halbinsel an Bord der Schiffe zu schaffen, wozu man zehn Tage brauchen wird. Einige Geschuͤtze find bereits von den Batterieen abgefahren worden; nur die Lebens— mittel bleiben zuruͤck und werden nach Algier gebracht.“

Aus Toulon wird unterm 31. Juli gemeldet: „Meh— rere am Bord des Linienschiffes „Marengo“ zuruͤckgekom— mene junge Fuͤrsten und Pairs, die theils als Freiwillige, theils als Zuschauer, an der Expedition Theil genommen ha— ben, befinden sich in der hiesigen Quarantaine; es sind die

erren Fitzsames, Talleyrand, Noailles, Bethysi, Grammont, Maurice, Biancourt, Rasoumowsky und Chalais. Die ge⸗ stern Abend von Algier hier eingelaufene Fregatte „Arte— misia“ hat zwei Strauße, als Geschenk des Grafen von Bourmont fuͤr unsere Stadt, mitgebracht. Der Lichter „Luxor“, der auf dem hiesigen Werfte gebaut wird, ist be⸗