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aber wohl fuͤr Frankkeich der Muͤhe werth, das neu erworbene Ge⸗ biet auf Kosten von Diskussionen und Mißbilligungen behaupten zu wollen, die auf die Laͤnge einen mißlichen Charakter anneh⸗ men dürften? Warum sollten uͤbrigens die Franzosen, die eine freie Nation bilden und sich keinem fremden Joch un— terwerfen wuͤrden, es versuchen wollen, sich zu Herren eines andern Landes zu machen? Wuͤrde es ihnen nicht zu groͤ— ßerer Ehre, ja zu ihrem eigenen Besten gereichen, wenn sie den Algierern erlaubten, sich aus ihrer Mitte einen Gouverneur unter Gesetzen und Einrichtungen zu erwaͤh— len, die ihnen von Franzoͤsischer Humanität und Groß— muth vorgeschrieben werden koͤnnten, als wenn sie dage— gen Algier mit ihren Besitzungen vereinigen wollten? Und sollte nicht eine liberale aus Eingeborenen zusammenge— seztzte Regierung, unter dem Schutz von Frankreich und von ganz Europa, dem Volke eben so heilsam seyn, als die Verwaltung eines Franzoaͤsischen Generals? Wir haben diese Bemerkungen ohne alle Beziehung auf irgend eine Ver— handlung uͤber diesen Gegenstand zwischen den Kabinetten Frankreichs oder Englands gemacht. Wir maßen es uns nicht an, die Absichten der Franzoͤsischen Regierung zu ken— nen, obgleich wir glauben, daß, wenn sie ihrer eigenen Nei⸗ gung und ihrem Ehrgefuͤhl uͤberlassen bleibt und sich nicht durch eine mißleitete oͤffentliche Meinung bestimmen laͤßt, sie so handeln werde, wie es erforderlich ist, um die wirklich wichtigen Vortheile, die durch die Eroberung von Algier fuͤr die Menschheit erworben sind, sicher zu stellen, ohne dadurch den Regierungen anderer Laͤnder zu nahe zu treten. Wir aͤußern r nur eine Meinung und hoffen, daß sie vielleicht Personen, die anders uͤber den in Rede stehenden Gegen— stand denken, dazu bewegen wird, die Sache noch einmal zu 1 bevor sie ihren Entschluß gar zu entschieden aus— prechen.“
„Es ist zu hoffen“, sagt die Times, „daß der Triumph freisinniger Guru fte in Frankreich nicht ohne guͤnstigen Erfolg auch fuͤr das ungluͤckliche Afrika seyn und zur foͤrm— lichen Abschaffung jener schaͤndlichen Politik fuͤhren werde, welche, wiewohl der Sklavenhandel gesetzlich untersagt war, dieses abscheuliche Gewerbe doch in jeder Franzoͤsischen Kolo— nie, ja selbst in den Haͤfen von Frankreich, geduldet und be— schuͤtzt hat. In einer vor Kurzem auf Koͤniglichen Befehl beiden Parlamentshaͤusern vorgelegten Reihefolge von Akten— stuͤcken, unter dem Titel: „„Briefwechsel mit aus waͤrtigen Maͤchten in Bezug auf den Sklavenhandel“, befindet sich eine das menschliche Gefuͤhl wahrhaft empoͤrende Schilde— rung der einerseits von Franzoͤsischen Sklavenhaͤndlern be— gangenen Grausamkeiten und der andererseits ganz erfolglos, wiewohl in ernster und achtbarer Weise, geschehenen Ermah— nungen unserer Flotten-Offiziere und Kolonial-Gouverneure an die der Franzoͤsischen Inseln, so wie der Aufforderungen unserer Minister an die Franzoͤsischen, jene gesetzwidrigen Handlungen und die amtlichen Beschuͤtzer derselben zu bestra— fen. Die letzte Franzoͤsische Regierung scheint jede Beschwerde unsererseits, und wenn die ihr zum Grunde liegenden That— sachen auch noch so klar erwiesen wurden, mit der hoͤchsten Gleichguͤltigkeit und Vernachlaͤssigung, wenn nicht sogar mit vollstaͤndiger Verachtung, behandelt zu haben; wer jene Akten— stuͤcke liest, der muß auch die Ueberzeugung erhalten, daß die Franzoͤsische Regierung eben so unbarmherzig darauf bestand, jene National⸗Verbrechen in Schutz zu nehmen, als die Skla— venhaͤndler von Nantes oder Guadeloupe beharrlich fortfuh— ren, sie zu begehen. Im Conseil Sr. Allerchristlichsten Ma— jestaͤt wurde die Heiligkeit von Gesetz und Vertraͤgen in die— ser Hinsicht eben so wenig geachtet, als die Ermahnung der Menschlichkeit und die Vorschrift des Evangeliums zum Schutze ungluͤcklicher Menschen, und dasselbe Kabinet, das den Krieg sammt allen seinen Schrecken zur Bestrafung des Verbrechens, christliche Sklaven zu machen, nach der noͤrdli— chen Kuͤste von Afrika sandte, beschuͤtzte doch an der westli— cheu Kuͤste dieses Welttheils den Neger-Sklavenhandel, der Mord und Verheerung in seinem Gefolge hatte. Es darf erwartet werden, daß die neue Franzoͤsische Regierung nicht eben so durch ein heuchlerisches Verfahren das Land, das sie beherrscht, entehren, sondern vielmehr die heiligen Grundsaͤtze der Freiheit und Liberalität, zu denen sie sich bekennt, wahr— haft in Ausuͤbung bringen werde. Wenn sie es redlich meint, so braucht sie nur den geraden Weg einzuschlagen: sie braucht England nur den Vorschlag zu machen, den dieses der fruͤ—⸗ heren Franzoͤsischen Regierung vergeblich anheimgestellt hat. Dieser Vorschlag bestand darin, die Flaggen beider Laͤnder von allen den zum Theil auslaͤndischen Schurken zu saͤubern, welche sich derselben anmaßen, und dies kann nur dadurch bewirkt werden, daß man sich gegenseitig das Recht der Un— tersuchung und eventuellen Consiscation aller Fahrzeuge an
zoͤsssche Schiff Bellona,
der Afrikanischen Kuͤste oder in andern Meeren zugesteht, so⸗ bald gemuthmaßt wird, daß sich am Bord der Fahrzeuge Afrikanische Neger befinden.“
Der Britische Gesandte am Persischen Hofe, Oberst—⸗ Lieutenant Macdonald, ist am 11. Juni in Tauris e, .
In einem hier eingegangenen Schreiben des neurs der Prinz Eduards⸗Inseln heißt es, daß sich in diesem Jahre mehr Ansiedler, als gewoͤhnlich, eingefunden haͤtten; die Heu⸗ und Getreide -Aernte war uͤberall sehr segensreich ge⸗ wesen, und der Gouverneur hofft, diese Insel bald in einem sehr bluͤhenden Zustande zu sehen.
Eine Manchester en nn enthaͤlt einen Bericht uͤber den Schiffbruch der Brigg „Mathilde von Liverpool“, der am 13. Mai bei Bonny, an der Franzoͤsischen Kuͤste, unter hef— tigem Gewitter stattgefunden hat, und wobei der Capitain, sein Sohn und die ganze Mannschaft nebst 100 Negern um⸗ gekommen sind.
Einem Parlaments-Berichte zufolge, belief sich die Zahl der im verflossenen Jahre mit Erlaubnißscheinen von der Re⸗ gierung versehen gewesenen hiesigen Miethswagen und Ka— briolets auf 1265. Jedes Fahrzeug zahlt eine monatliche Abgabe von 2 Pfd., und die ganze jaͤhrliche Einnahme fuͤr diesen Gegenstand, an Abgaben sowohl als Strafgeldern, be⸗— lief sich auf 32,908 Pfd. 18 Schill. 6 Pence.
Nieder land e.
Bruͤssel, 13. August. Se. Majestaͤt der Koͤnig und Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich sind gestern von hier nach dem Lustschlosse Loo abgereist. Am 10. hatten Hoͤchstdieselben die hiesige große Kunstausstellung mit ei⸗ nem Besuche beehrt.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 6. August. Die Bevollmaͤchtigten im Reichsschuld-Comtoir haben die Angebote, auf die Staats—⸗ Anleihe von 6 Millionen Mk. burg in Barrensilber ohne Kosten fuͤr den Darleiher abzulie⸗ fern, sogleich fuͤr unannehmlich erklaͤrt, da sie mit den Vor⸗ schriften der Staͤnde nicht uͤbereinstimmen; sie haben diesen Beschluß der Regierung angezeigt. .
Die Heu⸗Aerndte ist beispiellos reichlich ausgefallen, und jetzt verspriche die Weizen- und Frucht-Aerndte ebenfalls viel.
Auslaͤndische Handlungsdiener haben in Ostgothland auf Lie⸗
ferung im Herbst Weizen-Ankäufe zu 18 bis 20 Rthlt. die Tonne abgeschlossen.
Deutschland. Stuttgart, 10. August. Se. H
oheit der Herzog Wilhelm von Wuͤrtemberg, Oheim Ihrer Koͤnigl. Majestaͤ—= ten, ist, nach einem Krankenlager von wenigen Tagen, an einem entzuͤndlich nervoͤsen Fieber diesen Morgen um 93 Uhr hier mit Tod abgegangen. Se. Hoheit war geboren den 27. Dezember 1761. ; Hamburg, 15. . Gestern Abend ist das Fran⸗
apt, Boquie, von Havre zuerst unter der dreifarbigen National-Flagge hier angekommen.
Oesterre isch.
Wien, 12. Aug. Am Zten und 4ten d. M. war in Pesth, unter Hoͤchsteigenem Vorsitz Sr. K. K. Hoheit des Durchlauchtigsten Hrn. Erzherzogs Reichs-Palatinus, als Obergespans der vereinigten Pesth⸗, Pilis- und Solther Ko⸗ mitate, General⸗Congregation der Komitatsstaͤnde. Es wur⸗ den am ersteren jener Tage die Literae Regales in Betreff
des hervorstehenden Reichstages durch den Ober-Notar ver⸗ lesen und von der ungemein zahlreichen Versammlung mit
dankbarstem Freudenjubel vernommen. Dann folgte auf uͤb⸗ liche Weise die Wahl der beiden Komitats-Deputirten fuͤr den Reichstag.
Den Koͤnigl. Preußischen Hoflieferanten Treu und Nug⸗
lisch zu Berlin ist ein Patent „auf die Erfindung, welche im Wesentlichen darin besteht, durch ein neues eigenthuͤmliches
Verfahren parfuͤmirte Seife aller Art so herzustellen, daß
dieselbe weit billiger als bisher zu stehen, in ihrer Qualitat aber den vorzuͤglichsten Franzoͤsischen und Englischen voͤllig gleich kommt“, auf fuͤnf Jahre und fuͤr den ganzen Umfang. der K. K. Staaten verliehen worden.
— Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schrei⸗ ben aus Agram vom 1. August: „Der K. K. Hof- und Staats-Kanzleirath von Huszar ist hier eingetroffen. Es heißt, er werde sich zum Pascha von Bosnien begeben, um
sich mit ihm uͤber die Mittel zu berathen, den Einfüllen der
Bosnischen Raͤuberbanden in die Oesterreichische Militair⸗ graͤnze ein Ende zu machen und die Ordnung in Bosnien
ouver⸗
Hamburger Banco, in Ham⸗
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wiederherzustellen. Die Insurreetion in Albanien greift immer mehr um sich, und man hat in Konstantinopel alle Ursache, daruͤber in Besorgniß zu seyn.“
Schweiz.
Bern, 10. Aug. In der am 2ten d. M. gehaltenen siebenzehnten Sitzung der Tagsatzung erstattete die Kommission, welche zu Untersuchung der Anträge der eidgenoͤssischen HH. Kommissarien in Bezug der von Frankreich begehrten Abaͤn— derungen in dem fuͤr die dortigen Schweizer-Regimenter aufgestellten Straf⸗-Kodex niedergesetzt worden war, ihren Bericht; nach weitlaͤuftiger Behandlung wurden die Kom⸗ missional⸗Antraͤge mit Mehrheit der Stimmen angenommen.
In der darauf folgenden Sitzung erstattete unter Ande— rem die Kommission zu Pruͤfung sowohl des Großherzoglich Badischen Antrags zu Wieder⸗-Aufnahme der seit 1822 liegen gebliebenen Unterhandlung uͤber die Verhaͤltnisse der Heimath—⸗ losen und Vaganten, als der daherigen Standes-Instructio—⸗ nen, ihren gutachtlichen Bericht; in Folge dessen dem Vorort Vollmacht ertheilt wurde, zu einer Unterhandlung eidgenoͤssi⸗ sche Kommissarien zu ernennen und mit den erforderlichen Instructionen zu versehen. Auch die Kommission fuͤr die Linth-Angelegenheiten erstattete ihren Bericht, der in seinen verschiedenen Beziehungen und in Bezug auf die Verhaͤlt— nisse des Molliser⸗Kanals mit einigen von Glarus gewuͤnsch— ten Veraͤnderungen, die sich nicht auf die Sache selbst bezie⸗ hen, sondern nur folgerichtiger das Ergebniß der technischen Entwickelungen ausdrucken, angenommen wurde. — Nach dem Praͤsidial-Bericht uͤber den im verflossenen Jahre un— veraͤndert gebliebenen Zustand der Angelegenheit der Incame— rationen im Oesterreichischen, wurden dem Vorort die Auf— traͤge zu kraͤftiger Verwendung neuerdings bestaͤtigt. Zum Schluß der Sitzung wurden zwei Bericht-Schreiben des Schweizerischen Hrn. Geschaͤftstraͤgers in Paris, in Bezug auf die neuesten daselbst vorgefallenen Begebenheiten und Auftritte, der Bundes⸗Versammlung mitgetheilt.
Die Verhandlungen in der neunzehnten Sitzung betra— fen zuvoͤrderst die von Seiten verschiedener Kantons in An— spruch genommene Erhebung von Wege- und Bruͤckengeldern, sodann aber ward der Bericht des Verwaltungs⸗-Raths uͤber die Rechnung der eidgenoͤssischen Kriegsgelder nebst dem Budget fuͤr 1831 genehmigt.
In der zwanzigsten Sitzung (am 5. August) erstattete die in der 16ten Sitzung bezeichnete Kommission fuͤr An— trage zu Beseitigung der Beschraͤnkungen des freien Verkehrs in der Eidgenossenschaft ihren Bericht. Nach einer mit vol— ler Aufmerksamkeit stattgehabten Behandlung, wurden die Kommissional⸗Antraͤge von 20 Staͤnden ad instruendum und von zweien ad reserendum genommen. Sodann ward das Konferenz⸗Protokoll uͤber den Abschluß eines Konkordats zwi— schen den betheiligten Kantonen fuͤr den Waarentransit auf der Kommerzialstraße von Rorschach nach Verrisres verlesen und endlich vom Vorort ein die bisherigen Ereignisse in Frankreich und die dadurch vielfaͤltig angeregten Verhaͤltnisse des Vaterlandes umfassender Bericht erstattet.
In der Tages darauf stattgehabten Sitzung kamen keine einer Behandlung zu unterlegenden neuen Geschaͤfte vor, und nach Verlesung einiger Berichte des Schweizerischen Hr. Geschaftstraͤgers in Paris uͤber den dortigen Zustand der Dinge erklaͤrte das Praͤsidium mit beherzigungswerthen und auch mit ungetheiltem Beifall aufgefaßten Worten die diesjaͤhrige ordentliche Tagsatzung fuͤr geschlossen.
Unter den vielen ausgezeichneten Fremden, die im Laufe des letzten Monats Bern besucht haben, befanden sich die Gräfinnen Czernin und Palfi und die Baronin Spiegel aus Wien, die Fuͤrsten Radziwil und Golowkin aus Rußland, fer— ner Lord Hilsborough, Graf Jourgviley, Pair von Frank— reich, der Marquis von Clermont⸗Montoison, der Erzbischof von Muͤnchen und ein Sohn der Herzogin von St. Leu, der sich nach Thun begab, um daselbst die Kurse der dortigen Militairschule als Freiwilliger mitzumachen. =
Die Neue Schweizer Zeitung theilt aus dem Schrei⸗ ben eines Berner Offiziers vom Sten Garde⸗Regiment Nach— stehendes mit:
„Chartres, 4. August 1830. Alles ist heute vorbei. Die Koͤnigl. Familie sieht ihre treuen Schweizer-Truppen zum letztenmale in Maintenon. Die Gardes du Corps wer— den dieselbe bis auf die Graͤnzen begleiten, wo sie sich wahr— scheinlich einschiffen wird. Wir zogen uns mit dem schwachen Rest der Franzoͤsischen Garde nach Chartres zuruͤck, wo wir nun auf dem Boulevard bivouakiren. Ich habe niemals ein ruͤhrenderes Schauspiel gesehen, als dasjenige unserer Tren⸗ nung. Der Koͤnig, der Dauphin und die . von Angouleme und von Berry zerflossen in Thraͤnen. Ich und
alle meine Kameraden waren tief geruͤhrt. Wir haben Or— leans Donnerstag den 29sten um 3 Uhr des Morgens ver— lassen und seither außerordentlich muͤhsame und beschwerliche Maͤrsche gemacht. Wir kamen Paris nie naͤher, als bis Ver⸗ sailles. Das siebente Regiment, wie die ganze uͤbrige Kö— nigl. Garde, hat sich sehr tapfer in Paris geschlagen. Wir glauben morgen nach Orleans zu marschiren.“
Zuͤrch, 11. August. Einen gewichtigen Beitrag zur Kenntniß von noch minder gekannten Verhaͤltnissen der Schwei⸗ zerischen Reformations⸗Geschichte wird die von dem durch seine kirchengeschichtlichen und biographischen Schriften ruͤhm⸗ lichst bekannten Hrn. Pfarrer Kirchhofer zu Stein bearbei— tete und gegenwaͤrtig zu Zuͤrch unter der Presse befindliche Lebensgeschte von Wilhelm Farel (geb. 1489, gest. 15655, dem Reformator der Kirchen zu Genf und Neuenburg, lie— fern. Dieselbe ist mit vielem Fleiß und Zeitaufwand aus den Quellen bearbeitet, und es sind dafuͤr eine Große Zahl bisher voͤllig unbekannt gebliebener archivarischer Urkunden benutzt worden, so daß Bild und Charakter, Handlungen und Schick— sale des merkwuͤrdigen Mannes, dem bisher ein tuͤchtiger Biograph noch gaͤnzlich gefehlt hatte, hier zuerst auf befrie— digende Weise nachgewiesen und geschildert feyn werden.
Im Kanton Graubuͤndten hat, aufgemuntert durch das Gelingen mehrerer im Seidenbau dert zu Land unter— nommener Versuche, nunmehr eine Anzahl von Befoͤrderern inlaͤndischer Industrie einen Verein gebildet, um in den zu diesem Zweck am guͤnstigsten gelegenen Theilen des Kantons die Pflanzung des Maulbeerbaums und die Zucht des Sei— eee ne., ins Große zu treiben und in Aufnahme zu ringen.
ö
In einem von dem Nuͤrnberger Korrespondenten mitgetheilten Schreiben aus Bucharest vom 27. Juli heißt es: „Die letzten Nachrichten, die wir auf Handelswegen aus Konstantinopel erhalten haben, fahren fort, uns die Lage des Großherrn als sehr bedenklich zu schildern. Nach denselben steht es in Albanien sehr schlimm. Die Albaneser, wird un⸗ ter Anderm gesagt, streiten mit einer unerhoͤrten Tapferkeit, ja mit einer Wuth und einer Erbitterung, wovon sie seither noch kein Beispiel gaben; auch draͤngen sie fast auf allen Punkten die Tuͤrkischen Milizen zuruͤck. Diese dagegen be— nutzen jede Gelegenheit, um ihre Fahnen zu verlassen, und verstaͤrken nicht selten durch ihre Heerflucht die Reihen der Albaneser. — Außerdem fangen, seit dieser Insurrection, die Anhaͤnger der Janitscharen uͤberall das Haupt zu erheben an, was den Sultan noͤthigt, seine Macht zu theilen und seine Aufmerksamkeit nach allen Seiten hin zu richten. Die Stimmung der Gemuͤther in der Hauptstadt selbst gewährt so wenig Sicherheit, daß zahlreiche Patrouillen sie von 5 Uhr Abends bis nach Mitternacht durchstreifen, wo sie dann von frischen Truppen abgeloͤst werden, die den naͤmlichen Dienst bis zur zweiten Stunde des Gebets (?) versehen. — Die erste Kunde von der Eroberung Algiers ward durch ei—⸗ nen Sardinischen Kauffahrer nach Konstantinopel uͤberbracht. Allein man will wissen, der Franzoͤsische Botschafter, welcher bereits fruͤher davon unterrichtet gewesen, habe davon vor— laͤu—fig den Reis- Efendi in Kenntniß gesetzt, um den Groß herrn auf ein so wichtiges Ereigniß vorzubereiten. Bald darauf sey der Botschafter zu einer Privat-Audienz eingela— den und, zu seinem nicht geringem Erstaunen, mit großer Auszeichnung behandelt worden. — Was den Handel der Hauptstadt betrifft, so ist derselbe noch immer im Abnehmen begriffen. Die Auswanderung der Griechischen Handelsleute scheint noch nicht aufgehoͤrt zu haben.“
Griechenland.
Der Courrier de Smyrne meldet in einem Schrei— ben aus Syrga vom 1. Juli: „Seit einigen Tagen ist von der Zusammenberufung einer neuen National-Versammlung die Rede. — Der Franzoͤsische und der Russische Admiral haben sich, nebst dem das , „Gloucester“ befehli⸗ genden Englischen Kommodore, nach Athen begeben, um bei der Raͤumung dieses Platzes durch die Tuͤrken die Aufsicht u fuͤhren. Man erwartet dort unverzuͤglich Franzoͤsische
ruppen, die sich in Navarin auf Kriegsfahrzeugen einge⸗ schifft haben. — Gleich nach dem Eingange der amtlichen Nachricht von der Abdankung des Prinzen Leopold schickte der Praͤsident nach allen Provinzen und Bezirken Couriere, um dieses fuͤr ihn und seine Familie so guͤnstige Ereigniß zu verkuͤnden. — Die Tuͤrken haben Negroͤponte zu raͤumen begonnen, und bereits sind 4 Goeletten, Bombarden und andere Fahrzeuge, mit Turkischen Familien am Bord, in Metelin angekommen. — Die Fregatte „Atalante“ ist am