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lan, von ausgezeichnet schöner Arbeit, vor, beides Geschenke von Seiten * Majestät des Kaisers, welche der Genexral— Adjutant Chrapowitzki darzubringen beauftragt war. Am Iten, um 5 Uhr Nachmittags, begab sich Se. Koͤnigl. Ho— heit nach Pawlowsk, um von Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrstin Helena Pawlowna Abschied zu nehmen. Der Prinz brachte den Abend daselbst zu und kehrte von dort nach St. Petersburg zuruͤck. — Am 4ten besah der Prinz das alte und neue Arsenal und das Gießhaus, wohnte als— dann der Aufrichtung einer Granitsaͤule auf dem Bauplatze der Isaakskirche bei und besuchte endlich noch die Reit⸗ und Fechts. chule. Zu Mittage befand Sich Seine Koͤnigliche Hoheit auf einem Diner diplomatique bei dem Gesandten Baron Palmstierna, zu welchem, außer dem Gefolge des Kronprinzen, das ge— sammte in dieser Residenz auwesende diplomatische Corps und der wirkliche Geheimerath von Diwow eingeladen waren. Der Wirth, von zweien Beamten der Schwedisch⸗ Norwegi⸗ schen Gesandtschaft begleitet, empfing seinen Koͤniglichen Gast unten an der Treppe. Wahrend der Mahlzeit war Ta— felmusik. Abends wohnte der Prinz im Franzoͤsischen Theater der Vorstellung des „Misanthrope“ bei. Am Sten besuchte Seine Koͤnigliche Hoheit das Fraͤuleinstift in Smolna und aͤußerte zu wiederholten Malen das hohe Vergnuͤgen an dem bluͤhenden Zustande dieser Anstalt, die zu den ruͤhrenden Denkmalen der Muttersorgfalt gehoͤrt, mit denen Rußlands Kaiserinnen sich das Wohl Ihrer Landestoͤchter angelegen seyn lassen. Der Kronprinz speiste hierauf bei dem Ba— ron Paimstierna, mit den angesehensten Beamten der hiesi⸗ gen Behoͤrden. Am Abende besuchte der Prinz die Russische Vorstellung im kleinen Theater, woselbst, um dem Wunsche Seiner ini ich Hoheit, die Russischen und Polnischen Nationaltaͤnze zu sehen, zu genuͤgen, auf Verfuͤgung des Ober-Direktors der Kaiserlichen Schaubuͤhnen, Fuͤrsten Ga— garin, das Lustspiel „Liebe und Zufall! und „die Landlust“,
ein großes Divertessement, gegeben wurde. — Am Gten nach
dem Fruͤhstuͤck reiste Seine Koͤnigliche Hoheit nebst Gefolge nach Peterhof ab, um sich von dort am Sten nach Kron⸗ stadt zu begeben und die Ruͤckreise anzutreten. : Wahrer der Abwesenheit des Staats -Secretairs Daschkow ist dem Staats-Secretair von Bludoff die Ver— waltung des Justiz-Ministeriums Allerhoͤchst uͤbertragen en. ö. . Minister des Innern, General⸗-Adjutant Sakrewski, hat sich dieser Tage mit Allerhoͤchster Genehmigung in seinem Berufe als General-Gouverneur von Finnland auf einige Zeit in jenes Großfuͤrstenthum begeben. Der wirkliche Ge— heimerath Engel, Mitglied des Reichs-Rathes, ist indessen
mit der Verwaltung des Ministeriums des Innern beauf⸗
tragt worden. . J In Gemaͤßheit des Allerhoͤchsten Manifestes vom 19. Mai 1817 hielt am Sten d. M. das Conseil der Kredit-Anstalten des Reichs die jährliche Sitzung zur Durchsicht der Rechnun⸗ gen dieser Anstalten, welche Se. Erlaucht der Herr Finanz— Minister, General von der Infanterie, Graf von Canerin, mit einer Rede eroͤffnete, deren Eingang folgendermaßen lautete: „Meine Herren! Den Pflichten des Finanz-Ministers gemaͤß, habe ich die Ehre, Ihnen, meine Herren, eine kurze Uebersicht bes Reichs⸗Kreditwesens fuͤr das verflossene 1829ste Jahr vorzulegen. — Der im Jahre 1829 gluͤcklich beendigte Krieg mit der Ottomanischen Pforte hat weitere Anleihen zur Deckung eines Theils der Kriegskosten uͤberfluͤffig ge⸗ macht; und ungeachtet des bedeutenden Belaufes dieser Aus⸗ gaben, haben sich die Huͤlfsquellen unserer Finanzen nicht nur nicht erschoͤpft, sondern es sind noch große Summen in Vorrath geblieben. — Im Anfange des jetzigen 1830 sten Jahres sind zwei wichtige Maaßregeln ergriffen worden: die eine, die Verminderung der Bank-Procente; die andere, die einstweilige Aufschiebung des Ankaufes von Fonds zum Behuf der Schuldtilgung. Die Ursachen, welche die erste Maaßregel durchaus nothwendig machten, und zwar die uͤbermaͤßige Auf— haͤufung muͤßiger Kapitale in den Banken, welche zugleich der Produktion entfremdet wurden, die Zinsbelastung der lie⸗ genden Gruͤnde — sind so allgemein bekannt, daß sie, am wenig⸗ sten fuͤr Sie, meine Herren, einer weitern Erläuterung bedürfen. — Die Verminderung des Bank⸗Zinsfußes, die unter der Buͤrg⸗ schaft großer baarer Huͤlfsmittel angefangen worden, hat nicht nur keinen Schwierigkeiten unterlegen, sondern auf die Pro— cent tragenden Einlagen weit weniger Einfluß gehabt, als er⸗ wartet werden konnte. — Die andere Maßregel, die einst⸗ weilige Einstellung des Tilgungs-Geschaͤfts, war nicht blos eine Folge der Nothwendigkeit, sondern auch eines berechne⸗ ten Vortheils; — der Nothwendigkeit, weil nicht hinlaͤnglich Fonds zu Kauf geboten wurden; — des Vortheils, in Be— tracht des schnellen und außerordentlichen Steigens aller Eu—⸗
ropäͤischen Fonds, und insbesondere der Russischen; ein Steigen, das schon waͤhrend des Krieges angefangen und nach dem Frieden sich bedeutend vermehrt hat. Ohne Zwei⸗ fel wuͤrde es widersinnig seyn, unsere Fonds zu 10 bis 40 pCt. uͤber Pari aufzukausen, wahrend keine Art von Ver— bindlichkeit uns diese Opfer auferlegt. Außerdem hatte diese Einstellung der Schuldtilgung noch den Zweck, noͤthigen falls einen Theil des Tilgungs Fonds zur Nachfuͤllung der Bank— Kassen anzuwenden, im Fall die Ruͤckforderung von Kapita— lien sich vergroͤßern sollte. Da indessen die Operation der Zins-Verminderung eine so guͤnstige Wendung genommen, so bedurften die Banken bis jetzt nicht der geringsten Unter— stuͤtzung. Es ist demnach der Tilgungs-Fonds, der, mit Aus⸗ nahme des Hellaͤndischen, im Jahre 1829: 13,459, 017 Rubel 71 Kop. in Assignationen betrug, nur zum Theil angewendet worden; es wurden naͤmlich 7,290,747 Rubel 345 Kopeken ur Tilgung wirklich verausgabt, und die uͤbrigen 6,168,270 ubel J63 Kopeken sind auf Verfuͤgung des Finanz⸗-Ministe— riums dem zuruͤckgelegten Reserve-Kapital baar beigefuͤgt worden, bis sich der Regierung guͤnstige Aussichten dar— bieten, diese Summe zur Schuldtilgung zu benutzen.“ Nach dieser Einleitung ging der Finanz⸗Minister in die De⸗ tails des Ganges der gesammten Kredit-Anstalten ein, aus denen sich folgende Resultate ergeben: Am 1. Januar 1830 betrugen die zum Bereich der Schuldentilgungs-Kommission gehoͤrenden Termin- und Renten-Schulden in Assignationen 718,575,479 Rubel; dem Tilgungs-Fonds blieben in Kassa an Gold 761,671, an Silber 258,959 und an Assignationen 2,392,707 Rubel; das zuruͤckgelegte Reserve⸗Kapital betrug an Gold 96,255, an Silber 1,914,635 und an Assignationen 13,390,527 Rubel. Die Masse der im Umlauf stehenden Bank-Assignationen betrug, wie in den vorigen Jahren, die unveraͤnderte Summe von 595,776,319 Rubeln. Das eigen⸗ thuͤmliche Kapital der Reichs⸗Leihebank war in Gold 15,704, in Silber 549, 934 und in Assignationen 17,687,678 Rubel, worunter ein Reserve-Kapital von 1,000,000; ausgeliehen wurden im Laufe des Jahres in Silber 130,900 und in As⸗ signationen 57,130,906 Rubel, und eingetragen in Gold 1545, in Silber 28,821 und in Assignationen 259,301,375 Rubel; der reine Gewinn der Bank im Jahre 1829 betrug in Gold 1085, in Silber 26,965 und in Assignatio nen 2, 706,031 Rubel. Das Kapital der Kommerz⸗Bank betrug 30,000,000; sie discontirte Wechsel fuͤr ö, 652, 354 und schoß auf Waaren vor 6,110,955 Rubel; der reine Gewinn der Bank und ihrer Comp⸗ toire betrug, nach Abzug der Unterhaltungskosten, 1,195, 918 Ru⸗ bel. Nach Darlegung dieser Details schloß der Finanz⸗Minister seine Rede mit folgenden Worten: „Die Erwägung aller hier beigebrachten Ereignisse wird Sie, meine Herren, hoffentlich in der Ueberzeugung bestaͤrken, daß, wenn unsere Kredit⸗An⸗ stalten nicht wankten im Laufe des Krieges, ihr Gang waͤh⸗ rend des Friedens nur fest und vortheilhaft seyn kann, eines Friedens, der, unter dem Schutze der goͤttlichen Vorsehung, durch die Tapferkeit der Russischen Krieger mit solchem Ruhm errungen worden.“
Einem amtlichen Bericht uͤber den Fortgang und Bestand der hiesigen evLangelisch-reformirten Kirchenschule zufolge, be⸗ lief sich deren Kassenbestand am 30. Juni 1827 auf 488 R. 99 Kop. Seitdem wurden bis zum 1. Dezember 1828 an Schulgeldern und Beitraͤgen verschiedener Art 27,063 Rubel. 9 Kop. eingenommen und dagegen 21,843 Rubel 11 Kop. ausgegeben, wonach ein lebe g von gegen 15,900 in der Kasse verblieb. Der Wirkungskreis der Schule ist auf 200 Schuͤler ausgedehnt, die in 4 Klassen vertheilt sind und jaäͤhr⸗ lich 60, 80, 100 und 120 Rubel Schulgeld bezahlen.
Am 22. Juli wurde in Riga der mehrwoͤchentliche Land⸗ tag des Lieflaͤndischen Adels geendigt, und ein Comité dessel⸗ ben beschaͤftigt sich jetzt mit der Ausarbeitung seiner Beschluͤsse, um solche der Gouvernements⸗Regierung zur Bestaͤtigung vor⸗ zulegen. Es sollen mehrere fuͤr die inneren Verhaͤltnisse der Provinz wichtige darunter seyn. Man versichert (meldet das dasige Provinzialblatt) daß sich die voͤllige Freigebung des Korntausches gegen Branntwein, zu bestimmten Preisen, dar⸗ unter befinde, und die Anlegung einer kuͤrzeren Poststraße zwischen Dorpat und Reval, auf Kosten des Adels, da die gegenwaͤrtige einen großen Umweg macht. Daß die alten
und neue gebahnt werden, ist ohne Zweifel ein Haupt⸗Be⸗ duͤrfniß derselben. .
In Petropawlowsk waren vom 10. Juni an bis zum 5. Il . der Kirgisensteppe und aus der Stadt Taschkent 136 Kameele und 269 Fuhren mit Waaren verschiedener Art, als Lammerfelle, Pelzwerk, grobe Filze, gesponnene Baum⸗ wolle, baumwollene Zeuge, getrocknete Fruͤchte, Ziegenwolle
u. s. w. angebracht worden. Am 7. Juli traf dort eine aus
Wege der Communication in diesen Provinzen erleichtert
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228 Kameelen und S5 Fuhren bestehende Karavane aus Taschkent ein. Sie hatte 46 Tage auf der Reise zugebracht. Den gewohnlichen Weg nehmend, ward sie bei dem Ueber⸗ gange uͤber den Fluß Tschu von einem Haufen Kirgisen uͤberfallen, um sie zu pluͤndern, woran dieselben jedoch von den wohlbewaffneten Begleitern der Karavane gehindert wur— den. Es gelang den Kirgisen indessen, der Karavane auf beiden Seiten des Flusses den Weg abzuschneiden, so daß sie nicht weiter ziehen konnte und sich gezwungen sah, sich mit den Raͤubern durch ein Geschenk von 220 Stuͤcken baumwol— lenen Zeuges abzufinden. Im Innern Asiens war waͤhrend der Reise der Karavane weder von der Cholera noch von irgend einer anderen ansteckenden Krankheit etwas zu hoͤren gewesen. ;
Odessa, 4. August. Auf den Antrag Sr. Excellenz des General⸗Gouverneurs von Neu⸗Rußland und Bessarabien haben Se. Majestaͤt der Kaiser folgenden Utas an den Fi— nanz⸗Minister erlassen: „Da es Mein Wunsch ist, nach den Vorschlaͤgen des General-Gouverneurs von Neu-Rußiand und Bessarabien, Grafen Woronzoff, die Schiffsbauten und die Handelsschifffahrt auf dem Schwarzen Meere aufzumun— tern und auszudehnen, so habe Ich befohlen: 1) daß der Kaiserliche Schatz ein fuͤr allemal eine Summe von 156,000 Rubeln zur Verfuͤgung des General-Gouverneurs stelle, um zu Vorschuͤssen fr Schiffsbauer zu dienen, wobei fuͤr deren demnaͤchstige Ruͤckzahlung diejenige Sicherheit zu nehmen ist, welche Sie in Uebereinstimmung mit ihm als die geeignetste anerkennen; 2) daß in Cherson eine Handelswerft mit einem Comptoir errichtet werde, und daß der Kaiserliche Schatz dazu ein fuͤr allemal hergebe: 25,006 Rubel zum Ankauf eines Hauses fuͤr das Comptoir, 6500 Rubel fuͤr die Erbauung eines Schiffskrahnes im Werft, und endlich eine jaͤhrliche Summe von 4750 Rubeln zum Unterhalt des Buͤreaus, dem hier beigefuͤgten Anschlage gemaͤß.“
Seit 20 Jahren bis jetzt sind in Cherson 355 Handels— Fahrzeuge erbaut worden.
Seit dem Jahre 1825 besteht hier eine Versicherungs— Gesellschaft fuͤr Schiffe und Waaren; jetzt haben sich hier mit Allerhoͤchster Erlaubniß zwei neue Versicherungs-Gefell— schaften gebildet.
Die hiesige Zeitung giebt folgende Details uͤber die (wie vor einiger Zeit gemeldet) am 1. (13.) Juli, als am Namenstage Ihrer Majestaͤt der Kaiserin, stattgehabte Er— oͤffnung des neuen Hafens Berdiansk: „Morgens fruͤh be— gaben sich der Gouverneur von Kertsch und der Chef der Nogajer an den zur Eroͤffnungs-Feierlichkeit bestimmten Ort. Nach Absingung eines Te Deums wurden auf der fuͤr den Hafendamm ausersehenen Stelle Pfaͤhle eingeschlagen. Schwer ist es, die Freude zu beschreiben, welche dieses Ereigniß un— ter der Bevölkerung der neuen Stadt und ihrer Umgebung verbreitet hat; mehr als 2000 Personen waren bei der Feierlichkeit zugegen. Nach Beendigung derselben wurden am Ufer Tafeln gebildet und ein Mahl fuͤr die Anwesen⸗ den aufgetragen; die an der Meereskuͤste versammelte Volksmenge gewaͤhrte den herrlichsten Anblick. Die Stelle, auf welcher die neue Kolonie sich zu erheben beginnt, war im Jahre 1826 nichts als eine unbewohnte Wuͤste; jetzt hat sie uͤber 200 nach einem regelmaͤßigen Plan gebaute Haͤuser, bewohnt von 1500 Individuen beiderlei Geschlechts, groͤßten— theils Ausgewanderte aus dem Gouvernement Kursk, die fortwaͤhrend durch Neuankommende vermehrt werden. Be— reits zählt man 14 Kaufleute der dritten Gilde. Die Lage der Stadt ist sehr gut gewaͤhlt. Man findet dort und in geringer Tiefe das vortrefflichste Wasser in Ueberfluß. Die gegen die Nordwinde geschuͤtzte Kuͤste ist sehr zum Weinbau geeignet, mit dem auch schon der Anfang gemacht ist. Die Luft ist sehr gesund; von den Neuangekommenen ist keiner krank geworden. Wenn die Stadt sich vergroͤßert, so kann sie sich auf der benachbarten Hoͤhe ausdehnen, von wo sie sich sehr schoͤn aus nehmen wird. Die Bucht ist hinlaͤnglich gegen die Winde gesichert und nicht weit vom Ufer fuͤr Kuͤsten, Fahrzeuge tief genug; weiterhin findet man bis 20 Fuß Wasser und vielleicht mehr.““
Frankreich.
Pairs-⸗Kammer. Sitzung vom 11. August. Un— geachtet die Pairs-Kammer Tages zuvor ohne Anberaumung ihres nächsten Sitzungstages aus einander gegangen war, fand heute doch eine Sitzung statt. Einige Pairs, die am 19gten nicht zugegen gewesen waren, unter ihnen auch der Marschall Jourdan, leisteten den Eid. Der Herzog von Mouchy fuͤgte demselben hinzu, daß er den von dem Herzoge von Fitz James entwickelten Grunden aus voller Ucberzeu—
schreiben mehrerer Pairs uͤber ihr durch Krankheit veranlaß⸗ tes Ausbleiben mitgetheilt hatte, bestieg der Baron von Barante die Rednerbuͤhne, um den Bericht der mit der Entwerfung der Adresse beauftragten Kommisston abzustatten. Der Marquis von Dreux-Brezs verlangte, daß die Be⸗ richterstattung im geheimen Ausschusse geschehe; der Marschall Jourdan schloß sich diesem Antrage mit dem Bemerken an, daß es in der That unschicklich seyn wuͤrde, wenn die Zei— tungen die Adresse bekannt machten, bevor sie dem Könige uͤberreicht worden waͤre. Der Herzog von Broglie dage— gen hielt es insofern fuͤr unbedenklich, uͤber den Adreß-Ent— wurf oͤffentlich zu berathschlagen, als die Berathung selbst ohne Zweifel eben so ehrerbietig als der Text der Abresfe selbst ausfallen werde und jene mithin zu einem Anstoße nicht fuͤg⸗ lich Anlaß geben koͤnne. Da sich keine fuͤnf Pairs fanden, die verfassungsmäßig den geheimen Ausschuß verlangten, so are, e, Adreß-Entwurf sofort vorgelesen. Derselbe lau— tete also:
„Sire! Ihre getreuen Unterthanen, die Pairs von Frankreich noch durchdrungen von den großen Begebenheiten, die sich kuͤrz⸗ lich zugetragen haben, erscheinen vor Ewr. Majestaͤt, um Ihnen fuͤr Ihre Ergebenheit fuͤr das Land zu danken. Eine einmuͤthige Stimme verkuͤndigt, daß Ihre Thronbesteigung allein das Staats⸗ wohl sichern konnte; nür unter Ihrer Regierung werden wir unsrer heldenmuͤthig vertheidigten Freiheiten in Frieden genießen koͤnnen. Gab es je einen ebleren und wahreren An spruch auf die Koönigswiirde, als den, fuͤr unentbehrlich gehalten zu werden von einem großen Volke, das diese Nothwendigkeit frei und ru⸗ hig anerkennt? Hat die Vorsehung sich je einer deutlicheren Sprache bedient?
Der Vertrag, den Sie mit Frankreich eingangen sind, Ihr von der Vernunft und der Ehre eingegebener Efdschwur, sind Verpflichtungen, die zugleich wuͤrdig send des Fuͤrsten, der sfe eingeht, und des Volkes, das sie empfaͤngt.
„Auch unsere Eidschwuͤre sind uns nicht im Taumel der Be⸗
geisterung oder von einem blinden Gefuͤhle vorgczeichnet worden. Wir schwöͤren Ihnen Treue mit der innigen Ueberzeugung, daß wir eine heilige Pflicht gegen das Vaterland uͤben. Setzt, wo dieser feierliche Akt vollzogen ist, wird Frankreich in die regelmaͤßige Bahn der gesetzlichen Existenz zurückkehren. Zur Vertheidigung seiner Gesetze griff es zu den Waffen, und um nicht gendthigt zu seyn, zur Aufrechthaltung derfelben aber⸗ mals zu Gewaltschritten seine Zuflucht zu nehmen, hat es sich neue Buͤrgschaften qusbedungen. Der Friede im Innern und nach außen hin, die oͤffentliche Ordnung, die freie Entwickelung der Geistesthäͤtigkeit und des Gewerbfleißes, — dies war der 6 seiner Anstrengungen, dies muß der Preis seines Sieges eyn. —
Die Pairs Kammer wird sich beeifern, zu den Geschaͤften mitzuwirken, wodurch unsere Gesetzgebung verbessert, unsere Wohlfahrt gesichert werden soll. Lange Zeit haben ihre Bemüͤ⸗ hungen sich darauf beschraͤnken müssen, dem Uchel Einhalt zu thun oder es zu mildern; gluͤcklicher als bisher, ist sie jetzt beru—⸗ fen, für das Wohl des Landes zu wirken. Derselbe Gedanke be⸗ selt Ew. Majestaͤt; dies ist der Ursprung einer unauflöslichen Einigfeit zwischen dem Koͤnige und den Kammern.“ „)
Nach der Vorlesung dieses Entwurfs verfuͤgten sich die Pairs, zur Pruͤfung desselben, nach ihren verschiedenen Buͤ— reaus, so daß die Sitzung eine halbe Stunde lang unterbro— chen wurde. Hierauf begann die Berathung in öffentlicher Sitzung. Nur zwei Stellen des Entwurfes gaben zu einer Diskussion Anlaß. Der Marquis von Montalembert verlangte, daß man zur Aufrechthaltung des monarchischen Prinzips im vierten Paragraphe statt „Frankreich“ sage „das monarchische und constitutionnelle Frankreich.“ Dieser An— trag fand indessen keine Unterstuͤtzung. Dagegen wurde eine anders bei der Pruͤfung in den Buͤreaus fuͤr noͤthig befun— dene Abaͤnderung gut geheißen. Nach dem zweiten Satze des letzten Paragraphen hätte es naͤmlich scheinen koͤnnen, als ob die Pairs⸗ Kammer nie die Initiative ergriffen habe, um Gutes zu wirken. Dieser Satz, so wie der letzte wurden daher folgendermaßen geaͤndert:
„Ihrg CFder Pairs Kammer) Bemühungen fuͤr das allge⸗ mein Beste, die mehr als einmal mit Erfolg gekroͤnt wor⸗ den sind, haben sich nur allzuoft darauf beschraͤnken muͤssen, dem Uebel Einhalt zu thun oder es zu mildern. Jetzt oFnet sich ihr ine schoͤnere Laufbahn. Ew. Majestät haben kelnen ndern Gedanken, als das Gluͤck Frankreichs; dies ist die Quelle einer unquflöslichen Einigkeit zwischen dem Könige und den Kammern.“ 1
Es wurde hierauf uͤber die Adresse abgestimmt. Die Zahl der anwesenden Pairs belief sich nur auf 83. In den Wahl-Urnen fanden sich 81 Zettel mit Ja, 1 mit Nein und 1 weißer Zettel. Wahrend der Abstimmung wurde die große Deputation von 29. Mitgliedern durch das Loos ge—
waͤhlt, die dem Koͤnige die Adresse uͤberreichen soll. Um 4
gung beitrete. Nachdem der Praͤsident die Entschuldigungs⸗
9 Die beiden letzten Saͤtze erlitten, wie man weiter unten sehen wird, eine Aenderung.