1830 / 232 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 22 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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theidigte, bei beiden aber ungerechten Widerstand fand, da— mit endigen, daß es an einem unerbittlichen Prinzipe wie an einem Felsen zertruͤmmerte? Fern von uns sey das Vermes— sen, die Zweifel eines so reinen Gewissens bekämpfen zu wol— len. Aber dennoch bekennen wir, daß die sorgfaͤltigste Pruͤ⸗ fung des Zustandes Frankreichs und der besonderen Lage des Herrn von Chateaubriand in unserem Herzen einen letzten Hoffnungsschimmer zuruͤcklaͤßt! Was ist der vorherrschende Seh n, seiner Rede und seines ganjen Benehmens? Die Ruhe und das Gluͤck Frankreichs! Auch wissen wir, und Herr von Chäteaubriand wird uns keinen Vor— wurf daraus machen, wenn wir es hier äußern, daß er, weit entfernt, durch den Einfluß seines Namens und seines Beispiels eine uns so viel Gluͤck versprechende Regie— rung zu isoliren, sich seines Einflusses nur bedient, um zum Gehersam und zur Einigkeit zu ermahnen. Wäre es daher nicht ein beklagenswerthes Verhaͤngniß und eine zu weit ge— triebene nutzlose Treue, wenn Herr von Chateaubriand sein Genie und seinen Patriotismus dem Lande entziehen wollte, das ihm schon so viel verdankt und ihm noch mehr verdan— ken kann. Wir wiederholen es, wir wollen keinesweges mit dem Gewissen des Herrn von Chateaubriand einen Kampf um Prinzipien beginnen. Wir konnten eine traurige Ahndung nicht verschweigen, und wider unseren Willen äußerte unser . Wunsch, den Viele mit uns theilen werden. Moͤge Herr von Chateaubriand ja nicht glauben, daß wir das Interesse seines Ruhms dem materiellen Interesse seiner politischen Laufbahn opfern wollen. Wir haben ihn aufs hoͤchste bewundert, wie er als letzter Vertheidiger aufrecht auf den Truͤmmern der Monarchie stand. Wir wuͤnschten lieber seinen großen Namen unter den Truͤmmern der Legiti— mitaͤt begraben, als ihn mit dem geringsten Flecken auf dem Gipfel der Ehre und Macht zu sehen. Wir sind aber zugleich der Ansicht, daß die Pflichten eine Gränze haben, und daß die Liebe zum Vaterlande auch ein Prinzip ist; wir glauben, daß der Bruch beschworner Treue von allen Eiden entbindet, die unter nicht mehr bestehenden Verhaͤltnissen geleistet wor— den sind. zit einem Worte, wir werden uns nie zu dem Glauben entschließen koͤnnen, daß Herr von Chateaubriand fuͤr Frankreichs Zukunft verloren sey.“

Im Semaphore de Marseille liest man: „Ziemlich zuverlaͤssigen Nachrichten zufolge, scheint es, als habe zwischen einigen Pairs von Frankreich und verschiedenen Autoritaͤten der Provence ein Plan zu einer Gegen-Revolution stattge— funden. Einige Personen kennt man schon. Sobald diese ganze Intrigue voͤllig aufgedeckt seyn wird, werden wir sie namhaft machen und beschraͤnken uns fuͤr jetzt auf die Schilderung einiger Thatsachen, die sich bei der Legion Ho— henlohe zugetragen haben. Der General Partounegux hatte namlich von der provisorischen Regierung den Befehl erhal— ten, die Nationalfarben aufstecken zu lassen, und in Folge dessen den Civil- und Militair-Behsrden die gehörigen Mit— theilungen gemacht. Der Oberst des Regiments Hohenlohe weigerte sich indessen, diesen Befehl zu vollstrecken, mit dem Bemerken, daß sein Regiment keinesweges gesonnen sey, die Verfügungen der neuen Regierung zu befolgen, und zeigte den Truppen an, es waͤren ganz entgegengesetzte Besehle ein— gelaufen, denen zufolge sie unverzuͤglich nach Aix marschiren, sich mit den dort stehenden. Truppen vereinigen und nach

Warseille begeben sollten, um dort die alte Regierung auf— recht zu erhalten. Der Ausfuͤhrung dieses Planes widersetzte sich jedoch der bei dem Regiment Hohenlohe stehende Major Vonhuelsen; nachbem es ihm, wiewohl mit großer Muͤhe, gelungen war, sich von den Militair-Behörden den Abends vorher bei ihnen eingelaufenen Befehl der provisorischen Re⸗ gierung zu verschaffen, beeilte er sich, ihn auszufuͤhren. Alle DOffüiere und Soldaten empfingen ihn mit Euthusiasmus und pflanzten unter dem Ruf: Es lebe Frankreich! Es lebe die Charte! Es lebe die Freiheit! die dreifarbige Fahne auf.“

Nachstehendes ist die (gestern vorbehaltene) Relation uͤber das Gefecht bei Belida oder Blida: „Algier, 27. Juli. Die am Fuße des Atlas liegende Stadt Blida hat stets zum Algier— schen Gebiet gehoͤrt und wird als der Markt fuͤr den Han— del mit dem inneren Afrika betrachtet. Obgleich haͤufig von Erdbeben heimgesucht, ist sie dennoch sehr bevölkert und we— gen ihrer schwefelhaltigen Quellen beruͤhmt. Die Umgebun— gen der Stadt bestehen fast nur aus Titronen, und Dran— genwaͤldern und den geizendsten Garten. Dieselbe war an— fangs dem Bey von Titeri versprochen, spaͤter aber ernannte der Ober-Befehlshaber einen eigenen Gouverneur fuͤr die— selbe. Dies hatte Unzufriedenheit unter den Beduinenstaͤm— men erregt, und es war nach Algier gemeldet worden, daß ernstliche Unruhen zu besorgen seyen. Diesen wollte der Marschall Bourmont zuvorkommen und marschirte am 23sten

werde Alles abgemacht seyn.

Treulosigkeit aufgereizt.

d. um 4 Uhr Morgens mit 15600 Mann von hier aus, in

der Ueberzeugung, mit einem militairischen Spaziergange Die Generale Desprez, Lahitte, Escars und Hurel so wie ein zahlreicher Generalstab begleitete ihn. Der vom Ober-Befehlshaber ernannte Aga eröffnete mit 20 Mauren den Zug, den Sb reitende Jäiger in den Flanken deckten. Zwischen den Huͤgeln, welche die Ebene Metidjah von Algier trennen, fanden wir noch gepflasterte Ueberreste der alten Roͤmerstratze. Nach jweistuͤndigem Mar— sche stiegen wir in die Ebene hinab, die sich in endloser Lange vor uns ausdehnte. Im Suͤden wird sie vom kleinen Atlas, im Westen durch die Huͤgel von SidiFerruch begraͤnzt; sie ist unbebaut, scheint aber hoͤchst fruchtbaren Boden zu haben, wie sich aus den schoͤnen Weideplaͤtzen schließen läßt. Meh— rere Haufen Araber kamen unterweges zu dem General, ihm ihre Unterwerfung anzuzeigen, und zwei Et nnr; vor Blida tra⸗ fen wir Abgeordnete der Stadt, um den Eid der Treue und des Gehorsams zu leisten. Diese bestiegen hierauf wieder ihre Pferde, und bald verschwanden ihre weißen Maͤntel hinter dem dichten Gebuͤsche. Wir nuͤherten uns jetzt dem Fuße des Atlas, dessen Abhang bis zu betraͤchtlicher Hoͤhe bebaut war. Unser Weg fuͤhrte durch dichte Hecken von Lorbeer und Oelbaͤumen, zwischen denen die breiten Blaͤtter der Aloe hervorragten, und mit denen Tabak und Maisfelder auch Weinpflanzungen mit reifen Trau⸗ ben abwechselten. Das Pflaster der Roͤmerstraße erdroͤhnte abermals unter den Hufen unserer Pferde, verlor sich aber bald wieder. Wir waren bereits zwöoͤlf Stunden marschirt und aufs hoöͤchste erschoͤpft, als wir zwischen Orangen- und Palmenwaͤldern um 6 Uhr Abends die Minarets von Blida erblickten. Hier wurden wir von den Einwohnern aufs freundlichste empfangen. Dem General und seinem Gefolge wurde in großen Schaalen Limonade dargeboten, und unsere Truppen waren bald von Leuten umringt, welche Citronen, Weintrauben und Fruͤchte aller Art zum Verkauf anboten. Die Stadt ist von einer Lehmmauer umgeben, die Haͤuser haben alle nur einen Stock und sehen aͤrmlich aus, so wie die ganze Bevölkerung. Der Ober⸗Befehlshaber quartierte sich in eine Orangerie ein und bestimmte, nachdem er den neuen Aga installirt hatte, den Abmarsch auf den folgenden Tag. Unter die Truppen wurden Lebensmittel vertheilt, und wir Alle uͤberließen uns nach den Strapatzen des Tages einem er— quickenden Schlafe. Zahlreiche Horden Kabailen, die waͤh— rend der Nacht vom Atlas herabgestiegen waren und die Anhöhen um Blida besetzt hatten, griffen am andern Morgen plotzlich unsere Bivouaks an. Es entspann sich sogleich ein lebhaftes Feuer, und der General gab Befehl zum 5 der erst um 3 Uhr Nachmittags hatte stattfinden sollen. Un— sere Truppen mußten mehrmals Quarrés gegen die mit Un— gestuͤm von allen Seiten andringenden Kabailen bilden. Die reitenden Jäger fuͤhrten mehrere glanzende Angriffe auf den Feind aus, der uns acht Stunden weit bis an unsere Vor— posten an der uͤber den Haradsch fuͤhrenden Bruͤcke verfolgte. Um sieben Uhr Abends gelangten wir in die Ebene Metidjah und setzten den Marsch bis Mitternacht fort. Nach dreistün— biger Ruhe wurde wieder aufgebrochen, und der Generalstab kam Morgens um acht Uhr in Algier an. Die Truppen blieben auf den Huͤgeln vor der Stadt stehen. Wahrschein— lich haben die Kabailen Blida gepluͤndert. Dieser Vorfall beweist, daß die Bevoͤlkerung der Regentschaft noch weit da—

von entfernt ist, sich zu unterwerfen, und daß der bisher be—

folgte Weg der Milde und Guͤte seinen Zweck verfehlt. Wahrscheinlich haben die Tuͤrken, deren es noch viele hier giebt, die Beduinen-Staͤmme des innern Landes zu dieser Vorgestern wurden am Babazuner Thor zwei Beduinen verhaftet, die mit Pulver und Kugeln beladene Kameele vor sich hertrieben und damit nach ihren Bergen zuruͤckkehren wollten. Sie wurden nach der Kassau— bah gebracht und in strenges Verhoͤr genommen. Der Ober— befehlshaber will eine drohende Proclamation erlassen. Algier wird uns, so lange es reich bleibt, immer gefaͤhrlich seyn; denn die hiesigen Mauren und Tuͤrken werden das Geld nicht sparen, um das Land in Aufruhr zu bringen. Es waͤre etwas Leichtes, in acht Tagen hier eine Kriegs-Contribution von 100 Millionen Franken zusammenzubringen, obgleich die Einwohner schon große Schaͤtze aus der Stadt und in Sicherheit gebracht haben. Der ÜUeberfall bei Blida hat uns 109 Mann gekostet, der Verlust der Kabailen ist bei weitem groͤßer. Das Gefecht war so hitzig, daß General Des prez/ der sich plotzlich von zwanzig feindlichen Reitern umringt sah, durch den Ober-Befehlshaber, der sich in Person an die Spitze des Generalstabes setzte, aus dem feindlichen Haufen herausgehauen werden mußte. Der erste Adjutant des Gra—

Beilage

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 232. ——

fen Bourmont, Herr von Trelan, wurde von einer Kugel Weiteres bewilligt. Eine Fregatte und eine Korvette der

gleich im Beginn des Gefechts toͤdtlich verwundet und starb auf dem Ruͤckzuge.“

Nach einem Schreiben aus Toulon vom Sten, haben die Kabailen bei ihrer Ruͤckkehr nach Blida die Stadt in Brand gesteckt und die Juden und Mauren ermordet.

Das Journal des Débats enthaͤlt nachstehendes Privat -Schreiben aus Algier vom 31. Juli, mit dem Be— merken, daß die darin erzählten Ereignisse mit der Pariser Revolution den Tagen nach zusammentreffen: rige Ereigniß bei Blida scheint ernste Ursachen zu haben. Seit einiger Zeit begann die Eintracht zwischen den Franzo— sen und den Eingebornen sich aufzuloͤsen. Einige wollen den Grund davon in der zu großen Beguͤnstigung der Juden, andere in der Unzufriedenheit der Beduinen, die sich fort— wahrend uͤber den Werth der Muͤnzen getaͤuscht sehen, noch andere wollen ihn in der mangelhaften Verwaltung und in

der zwischen der Land⸗ und Seemacht herrschenden Span—

nung finden. Die oberen Offiziere murrten laut uͤber die Ordnung der Dinge und erwarteten jeden Augenblick, Algier werde von den Mauren und Arabern angegriffen werden.

Die Marine-⸗-Offiziere und Admiral Duperréè selbst zeigten

nicht weniger Besorgniß. Diese traurigen Vorgefuͤhle sind zum Theil in Erfuͤllung gegangen. Am 28. Juli starben zwei von den Algierern durch Kaffee vergiftete Soldaten, und zu— gleich wurde das Babazuner Thor von einem aufruͤhrerischen Haufen angegriffen, wobei neunzehn unserer Soldaten fielen. Truppen griffen zu den Waffen und umringten die Auf— ruͤhrer. Einer von diesen machte, um sein Leben zu retten, wichtige Gestaͤndnisse; er zeigte an, daß schon lange eine Ver— schwoͤrung im Werke und ihrem Ausbruche nahe sey; man erwarte mit jedem Tage aus dem Innern des Landes 60,000 Beduinen vor den Thoren der Stadt; waͤhrend des Angriffs der Franzoͤsischen Truppen auf diese Beduinen sollten die Araber und Mauren in der Stadt sich bewaffnen und alle Franzosen umbringen. Die Wahrheit dieser Aussagen hat sich bestaͤtigt. Bei einem Einwohner hat man Waffen-Vor— raͤthe gefunden, unter anderem 10,000 Pistolen. Am 2osten Morgens wurden vierzig Aufruͤhrer hingerichtet. Um dem Volke Furcht zu machen und einem zweiten Aufstande vor— zubeugen, hatte man mehrere Geschuͤtze von der hoͤchsten Kernen des Hafendammes, da, wo der Leuchtthurm steht, nach der Stadt zu gerichtet. Der Oberbefehlshaber gab Be— fehl, alle in den nahen Forts liegenden kleinen Besatzungen, fuͤr deren Sicherheit man Besorgnisse hegte, nach der Stadt zuruͤckzuziehen. Auch die groͤßtentheils aus See⸗-Soldaten be⸗ stehende Besatzung der Halbinsel Sidi-el-Ferruch that dies, nachdem sie das Fort und die Verschanzungen geschleift hatte; saͤmmtliches Gepaͤck wurde im Stich gelassen. Man wollte auch den Thurm (Torre⸗Chica) in die Luft sprengen, ließ ihn aber stehen, weil er als Warte fuͤr die Schiffe nuͤtzlich seyn kann. Mit der Raͤumung der Halbinsel waren einige Un— faͤlle verbunden. Ein Transport des Ingenieur⸗-Corps wurde auf dem Wege von Sidi-Firruch nach Algier von Mauren uͤberfallen; dasselbe geschah mit zwei Train-Wagen; die dabei

befindlichen Soldaten wurden in Stuͤcken gehauen und aus—

gepluͤndert. An derselben Stelle fielen auf einen Uhlanen, der als Staffette abgeschickt war, sieben Schüsse, und er ver— dankte sein Leben nur der Schnelligkeit seines Pferdes. Das 17te Linien-Regiment, das vier Stunden oͤstlich von der Stadt an der Meereskuͤste ein Fort besetzt hielt, wurde durch einen Schwarm von 2000 Beduinen angefallen und genoͤ— thigt, sich nach Algier zuruͤckzuziehen. Man sieht noch im— mer dem Angriffe der 60,900 Araber entgegen. Eine mo— bile Kolonne von 10,000 Mann erwartet sie auf den Anhoͤ— hen vor der Stadt. Wenn dieser Zustand lange so fortdauert, so laͤßt sich nicht sagen, was aus der Expedition werden soll. Die Armee hat bereits an Todten und Verwundeten 8 bis 9000 Mann verloren. Die Ruhr nimmt immer mehr unter den Land- und Seetruppen uͤberhand. Auf dem Admiral— Schiffe „l Alger“ leidet die Halfte der Mannschaft mehr oder weniger stark daran. Die Zeit ist nahe, wo die Flotte nicht mehr vor Anker bleiben und also auch der Land⸗Armee nicht e. wird nutzen koͤnnen. Am 31 sten Abends kamen

sechs reichgekleidete Tuͤrken an Bord des Admiralschiffes; einer von ihnen, der sich durch seine große und starke Figur auszeichnete und von seinen Begleitern mit großer Achtung behandelt wurde, bat den Admiral Duperré um die Erlaub—

niß, sich ins Ausland zuruͤckzuziehen; diese wurde ihm ohne

„Das trau⸗

Nord⸗Amerikanischen Freistaaten gingen in der Naͤhe des Ad miralschiffes vor Anker. Einem Geruͤchte zufolge, wollen sie sich erkundigen, ob wir wirklich Willens sind, Tripolis , wo ihr Konsul, wie der unsrige, gemißhandelt worden ist, anzu⸗ greifen. In diesem Falle wuͤrde ihr bei Mahon liegendes Geschwader sich mit dem Admiral Rosamel verbinden. Mit dem Benehmen der Befehlshaber jener beiden Schiffe hat man jedoch Ursache, unzufrieden zu seyn; sie salutirten nicht bei ihrer Ankunft und schickten ihre Boote ans Land, ohne den Admiral davon zu benachrichtigen. Dieser fertigte sogleich ein Boot ab, um ihnen die Einfahrt in den Hafen zu ver— weigern. Die uͤble Stimmung unserer Marine-Offiziere wird noch dadurch vermehrt, daß die Amerikanische Korvette die— selbe „Java“ ist, deren Mannschaft im vorigen Jahre in Mahon eine Schlaͤgerei mit Franzoͤsischen Matrofen hatte, wobei Herr Meynard, Offizier der Franzoͤsischen Brigg „le Faune“, ums Leben kam.“

Die Kardinaͤle, Erzbischoͤfe und Bischoͤfe, welche ihre Sitze verlassen haben, sind benachrichtigt worden, daß sie sich ruhig in ihre Sprengel begeben und ihre geistlichen Geschaͤfte wieder beginnen koͤnnen, ohne Hindernisse von der neuen Re— gierung zu erfahren. Die Nachricht, daß der Erzbischof von Paris sich hier befinde und der jetzigen Ordnung der Dinge beigetreten sey, scheint sich nicht zu bestaͤtigen. Den heutigen Blaͤttern zufolge, befindet er sich in Chambéry in Savoyen.

Fuͤr das hiesige Rathhaus sollen vier große Gemaͤlde uͤber folgende Scenen bestellt werden: Den Angriff aufs Louvre; den Herzog von Orleans und den General Lafaytte auf dem Balkon des Rathhauses; die Herzogin von Orleans, wie sie die Verwundeten im Hötel-Dieu besucht, und den Eid des Koͤnigs der Franzosen. Die Anfertigung dieser Bil— der wird den Malern Delaroche, Scheffer, Schnetz und Steuben aufgetragen werden.

Der Minister des Innern versammelte gestern diejenigen Geschaͤftsfuͤhrer und Redaeteure der liberalen Zeitungen bei sich, welche am 26. Juli die Protestation gegen die Verord— nungen vom 25. Juli unterzeichnet haben. Er zeigte ihnen an, die Regierung wuͤnsche ihnen fuͤr ihren gesetzlichen Wi— derstand gegen die vorigen Minister einen oͤffentlichen Be⸗ weis der Achtung zu geben und biete ihnen eine bestimmte Anzahl von Kreuzen der Ehrenlegion an. Die Geschaͤfts— fuͤhrer und Redacteure lehnten aber jede Auszeichnung ab und erwiederten, schon dieser Schritt der Regierung gewaͤhre ihnen volle Belohnung. Auf Veranlassung des Ministers wird wahrscheinlich eine Medaille mit der Protestation und den Namen der Unterzeichner erscheinen. ;

Der Geschaäftsfuͤhrer des National, Gauja, und einer der Redacteure des Temps, Barbaroux, welche beide zu Un— ter⸗Praͤfekten ernannt worden sind, haben diese Stelle nicht angenommen. Man nennt den fruͤheren Redacteur des Cen— seur, Herrn Dunoyer, als kuͤnftigen Praͤfekten des Departe— ments des Allier.

Der Praͤsident Amy hat nicht, wie man vermuthete, sei— nen Abschied genommen, sondern versah bereits gestern seine

Functionen am hiesigen Königl. Gerichtshofe.

Der erste Kustos des Reichs-Archivs, Ritter v. Larue, ist vorgestern hierselbst am Schlagflusse gestorben.

Aus Nismes vom 6ten d. wird gemeldet: „Alle Par⸗ teien leben hier in Eintracht; auf den oͤffentlichen Gebaͤu— den weht die Nationalfahne. Katholiken und Protestanten versammelten sich zu einem Festmahle, auf welchem die un— gezwangenste Freude und Vertraulichkeit herrschte. Alle ho— hen Beamten verlassen ihre Posten. Der Oberst der Gen— darmerie und die Schweizer gehen morgen ab.“ .

Großbritanien und Irland.

London, 14. Aug. S. K. H. der Herzog von Cum— berland hat den Dr. Archibald Hair zu seinem Leibarzte ernannt.

Herr Brougham hat folgendes Danksagungs-Schreiben an die Wähler der Grafschaft Jork erlassen: „Meine Her— ren! Sie haben ein Leben eifriger, wenn nicht auch nuͤtzli— cher Arbeit im Dienste des Volkes belohnt, indem Sie mir die hoͤchste Ehre erwiesen, welche zu ertheilen die Constitution in die Macht des Volkes gegeben hat. Von dem hohen Punkte, auf welchen Ihre Gunst mich erhoben, uͤberblicke ich bereits neue Felder der Thaͤtigkeit, und reiche Ernte fuͤr das oͤffentliche Wohl reift mir entgegen. Eine wichtige Wahrheit