1830 / 236 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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phen durch Champollion zu verdanken haben, in einer Ab— handlung zu geben, die ich naͤchstens „Ueber die Haupt- Charaktere und Kennzeichen der Aegyptischen Gott— heiten“ herauszugeben gedenke. Sie wird mit mehr als hundert mythologischen Abbildungen aus dem hiesigen Koͤnigl. Aegyptischen Museum versehen seyn.

Folgendes sind die Denkmaͤhler Griechischer und Aegyp— tischer Kunst, welche Herr Drovetti unlaͤngst aus Aegypten nach Livorno brachte, wo sie vorlaͤufig aufbewahrt werden. Sie sind vielleicht die letzten, die von dort nach Europa kom— men werden, nach dem bekannten Entschluß Mehmed-Ali's, keine Alterthuͤmer mehr exportiren zu lassen.

1) Eine kolossale Bildsaͤule vom schoͤnsten Griechi— schen Styl, in weißem Marmor. Antinous unter der Gestalt eines Apollo. Sie besteht aus mehreren Stuͤcken, kann aber leicht restaurirt werden, da ihr nur die Hande fehlen. Als ich das letzte Mal in Sißout dem Gouverneur von Ober⸗Aegypten, Ahmet⸗Pascha, Neffen des Vice⸗Koͤnigs, meinen Besuch abstattete (nach meinem Tagebuch den 1. Maͤrz 1824), war diese Statue vor kurzem in den nahe liegenden Ruinen von Lysopolis, von seinen Arabern entdeckt worden. Entzuͤckt durch die uͤberaus schoͤne Ausfuͤhrung dieser Bild— saͤule, bot ich dem Pascha eine nicht geringe Summe dafuͤr an. Sie war aber schon fuͤr Herrn Drovetti bestimmt. Ohne diesen Umstand wuͤrde sie jetzt vermuthlich eine wuͤr— dige Zierde mehr im hiesigen prachtvollen neu erbauten Mu— seum seyn, wo sie in der Mitte der großartigen Rotunde eine der imposantesten Ansichten gewaͤhrt haͤtte. (Sie ist ge— gen neun Fuß hoch.)

2) Eine kolossale stehende Statue, in weißem Mar⸗ mor. Eine Griechische Inschrift besagt, daß sie die Koͤnigin Sabina darstellt. Kopf und Arme fehlen. Ihre majestaͤti⸗ sche Haltung und die geschmackvolle Draperie des Gewandes zeichnen sie als einen wuͤrdigen Ueberrest des schoͤnen Jahr— hunderts Hadrians aus. (Ungefaͤhr acht Fuß hoch.)

3) Zwei große Alt-⸗Aegyptische Sarkophagen von dunklem Granit; beide mit zahlreichen Hieroglyphen ver— sehen, womit der eine durchgehends im Innern und von außen verziert ist. ) Die Erhaltung ist vollkommen, und diese Sarkophagen sowohl als folgende Statue konnen einen ihnen gebuͤhrenden Platz unter den großartigsten Monumen— ten dieser Art in jedem Aegyptischen Museum behaupten. (Die Lange betragt 7— 8 Fuß, die Hoͤhe 4 5 Fuß.)

4) Eine kolossale Bildsäule eines thronenden Pha— rao; von dunklem Granit. Titel und Namen-Schilde Ramses VI., die auf dem Thron eingegraben sind, beweisen, daß sie den großen Sesostris darstellt. Sie ist etwas mu— tilirt, kann aber auch leicht restaurirt werden. Selbst das Koͤnigl. Aegyptische Museum zu Turin, das reichste an der— gleichen Statuen und Sarkophagen, kann keine so prachtvolle und kolossale Bildsaͤule Aegyptischer Kunst, in Granit, vor— weisen. (Sie ist, obschon thronend, gegen acht Fuß hoch.)

5) Eine kleine Stele, oder Leichenstein, mit einem Koͤnig⸗ lichen Titel⸗Schild. Drei große unaufgerollte Papyrus nebst et— lichen kleinen Amuletten.

Berlin, im August 1830.

Jos. Passalacqua. Direktor des Koͤniglichen Aegyptischen Museums.

5) Der Saulnische Sarkophag in Paris, von welchem in der Revue Britanni que . 59. Nai 1830 pag. 102.) die Rede ist, ist hei weitem nicht mit so vielen hieroglyphischen Inschrif⸗ ten . als diese. Er verdient aber in Hinsicht des uͤber— aus schönen harten Steins, in den er gehauen ist, vor allen an⸗ dern bekannten den Vorzug, Der alabasterne Sarkophag, den der un⸗ gluͤckliche Belzoni entdeckt und nach London gebracht hat, könnte allein, der Seltenheit der Materie wegen, mit jenem verglichen werden; diesem fehlt aber der Deckel, welcher bei dem Saulni⸗ schen und den zwei Drovettischen von der besten Erhaltung ist.

DOriginal⸗Zauber⸗M

Warschau

Königliche Schau spiele.

Mittwoch, 25. August. Im Opernhause; Titus, Oper in 2 Abtheilungen; Musik von Mozart. (Dlle. Heinefetter, erste Saͤngerin des Italiaͤnischen Theaters zu Paris: Sextus als Gastrolle. Herr Bader: Titus.)

. 26. August. Im Schauspielhause: Medea, Drama in 1 Aufzug von Gotter, mit mustkalischen Zwischen— saͤtzen von G. Benda. Hierauf: Gedicht in 4 Abtheilungen, von Deinhardstein.

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 25. August. Arsena, die Maͤnnerfeindin, ko⸗ misches Feen, Singspiel mit Tanz, in 2 Akten von Karl Meisl; Musik vom Kapellmeister Herrn Franz Glaͤser.

Donnerstag, 26. August. Das Maͤdchen aus der Feen⸗

welt, oder: Der Bauer als Millionair, großes romantisches aͤhrchen in 3 Akten, von Ferdinand Rai— mund; Musik vom Kapellmeister Joseph Drechsler.

Berli ne r Bör g en

. Den 24. August 1830. Amtl. Fonds. und Geld- Cours Zettel. (Prerss. Cour.)

Dir, s, 17*fõ⸗ 77 8

St. · Schuld- Sch. 4 gySz Ostpr. Pfandbri. Pr. Engl. Anl. 18 Ponim. Pfandbrf. 4 i06

Pr. Engl. Anl. 22 Kur- u. Neum. do. 106 Pr. Engl. Obl. 30 Schlesische do. 1607

Kurm. Ob. m.l.C. Dom. - Pfandbrt. Neum. Iut Sch.d. Rkst. C. d. K-u. N. 2 Berl. Stadt- Ob. I. Sch. d. K- u N. 73

kKönigsbg. do. . Elbinger do. Holl. voll. Duk. Neue dito

Danz. do. in Ih. Wes tpr. Pfdh. Criedrichsd' or. 137 Disconto .... 57

Grosshæz. Pos. do. Preusẽꝛour.

Wechsel- Cours. 86 Brief. Geld. 1387

O 85 23

c E e e . O O

London

Paris

Petersburg BN

Auswärtige Börsen.

Am st erdam, 19. August. Niederländische wirkl. Schuld 603. Kanzbill. 283. Oesterr. 5proc. Metall. 953. Russ. Engl. Anl. 1013.

London, 16 Aug. Zproc. Cons. 915. J. Brasil. JI3. Dän. JT3. Griech. 37. Mex. 383. Port. 623. Russ. 1093. Span. 223.

Hierbei Nr. 60 des Allgemeinen Anzeigers.

Neueste Börsen⸗Nachrichten. Paris, 18. Aug. 5proc. Rente per compt. 103 Fr. 65 C. 5proc. fin cour. 103 Fr. 85 C. 4proc. dito Fr.

Zproc. per Compt. 77 Fr. 65 C. Z3proc. fin cour. 77 Fr. 9g5 C.

5proc. Neap. Falc. per compt. 76 Fr. 55 C. 5proe.

sin cour. k , . perp. 51. 5proc. n,, 26. furt a. M., 21. August. Oesterr. 5proc. Metall. g6z. 965. 4proc. 921. 923. 23proc. 55. 1Iproc. 234. B. Bank⸗Actien 1548. 1546. zart. Hor 1263. Loose zu 100 Fl. 1733. * poln. Loo se ho 593. ; . 9

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

Hans Sachs, dramatisches

Antrag zur Tagesordnung. Hr.

Allgemeine

Preußische Staats- Zeitung.

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6 236.

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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem evangelischen Pre— diger Scheibler zu Montjoie den Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruhet.

Se. Majestät der Konig haben geruhet, dem Comman⸗ deur der Hafen-Polizei zu Hamburg, Igkob Jamrach, so wie den dortigen Polizei-⸗Beamten Schultz, Lange— wisch und Leuenberg, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen.

Angekommen: Se. Exeellenz der General-Lieutenant und Commandeur der 5ten Division, von Brause, von

Frankfurt a. d. O. Abgereist: Der Großherzoglich Toskanische Ober⸗Stall⸗ meister, Marquis von Martelli, nach Dresden. Durchgereist: Der Koͤnigl. Franzoͤsische General⸗Ma⸗ jor, Baron Athalin, von Paris kommend, nach St. Pe—⸗ tersburg.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland. Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom 17. August theilte der Vice⸗Praͤsident der Versammlung aber— mals 7 Schreiben mit, wodurch der Vicomte von Curzay, Deputirter des Depts. der Vienne, der Marquis von Beaus—

set, Deputirter des Depts. der Rhone-Muͤndungen, Herr

von Caqueray, Deputirter des Depts. der Maine und Loire,

der Graf von Choiseul d'Aillecourt, Deputirter des Depts. der Orne, der Vicomte von Lapeyrade, Deputirter des Depts. des Hérault, der General-Lieutenant Graf Coutard, Depu— tirter des Depts. der Sarthe, und Herr Paul v. Fontenay, Deputirter des Depts. der Saone und Loire, ihre Abdankung einreichten. Fast Alle gaben als Grund ihres Ausscheidens aus der Kammer an, daß sie nach den von derselben vorge— nommenen politischen Veranderungen ihr Mandat als erlo— schen betrachten muͤßten. Dieser Umstand veranlaßte Herrn

von Lam eth zu der Bemerkung, daß er zwar die persoͤnli—

chen Gesinnungen ehre, die mehrere seiner Kollegen beweg— ten, ihren Abschied zu nehmen, daß er aber die Theorie, wor—

auf sie sich zum Theil stuͤtzten, nicht billigen koͤnne, da diese

ihm den Grundsaͤtzen der Repraͤsentativ⸗Regierung zuwider zu seyn scheine; es liege etwas Systematisches in jener wiederholten Berufung auf das Mandat, und er verlange daher, daß man im Protokolle ausdruͤcklich bemerke, daß eine solche Berufung unzulaäͤssig sey. Die Versammlung schritt indeß uͤber diesen Karl Dupin berichtete demnaͤchst uͤber die Wahl der in dem großen Kollegium der Ille und Vilaine zu Deputirten ernannten Herren Duplessis de Grénédan, von Trégomain und von Montbourcher; 86 Wähler hatten gegen diese Wahlen aus dem Grunde prote—

stirt, weil die Abstimmung nicht geheim genug gehalten wor—

den war. Der Berichterstatter bemerkte daher, er muͤsse um 9 mehr auf die Annullirung jener Wahlen antragen, als der Graf Corbidre, der in dem betreffenden Kollegium praͤsidirt, schon zu der Zeit, als er noch Minister gewesen, von der

Rednerbuͤhne herab laut verkuͤndigt gehabt habe, daß jeder

Beamte, der nicht fuͤr den Kandidaten des Ministeriums stimme, dadurch von selbst sein Amt niederlege. Nach einigen

Berlin, Donnerstag den 26sen Au gu st

1830.

Bemerkungen des Herrn Bernard uͤber die in dem Kollegium zu Rennes statt gefundenen gesetzwidrigen Vorgaͤnge, wurde die Wahl der obigen Deputirten fast einstimmig fuͤr null und nich⸗ tig erklaͤrt. Ein Gleiches geschah, und zwar aus demselben Grunde der Verletzung des Wahlgeheimnisses, hinsichtlich der in Marseille gewählten Herren Verdilhon, von Roux und Pardessus. Herr Marchal stattete hierauf den Kommissions Bericht uͤber den von Herrn Mereier in der Sitzung vom 11ten Au— gust in Antrag gebrachten Gesetz Entwurf wegen Einfuhrung einer neuen Eidesformel (siehe Nr. 230. d. St. Z.) ab und trug auf die Annahme desselben mit einigen unwesentlichen Modificationen an. Die Kammer beschloß, die Diskussion uber diesen Gegenstand am folgenden Tage zu eroͤffnen. 36 ergriff der Kriegs-Minister das Wort, um der

ammer einen neuen Gesetz-Entwurf vorzulegen, der seinem Hauptinhalte nach dahin abzielt, das Loos der Offiziere der Land? und. Seemacht dauernd sicher zu stellen und sie fuͤr die Folge vor jeder moglichen Willkuͤhr zu bewahren. „Bis zum Monat Februar 1829“, äußerte der Minister un⸗ ter Anderem, „waren die Offtziere oftmals mit solcher Stren— ge behandelt worden, daß man sie nicht nur verabschiedet, sondern ihnen zuweilen sogar jede Pension vorenthalten hatte. Am 8. Febr. des gedachten Jahres erschien endlich in Folge der zahlreichen Reclamationen, die daruͤber in beiden Kammern erho— ben worden waren, eine Koͤnigl. Verordnung, wonach jeder verab— schiedete Offizier, der acht Jahre lang im aktiven Dienste gestanden hatte, ein bestimmtes Reform ⸗-Gehalt beziehen sollte. Obgleich diese Verordnung der Willkuͤhr einige Schran— ken setzte, so wurde der beabsichtigte Zweck doch nur un— vollkommen erreicht. Heutiges Tages muß es uns aber dar— auf ankommen, das Loos der Offiziere gesetzlich festzustellen. Es muß als Prinzip gelten, daß ein Offizier hinfuͤhro seinen Grad und die damit verbundenen Rechte nur, wenn er frei— willig abdankt, oder in Folge einer gerichtlichen Verurtheilung verlieren kann; in allen anderen Faͤllen muß er entweder ak— tiv seyn, oder das Reform⸗-Gehalt genießen, oder eine Pen⸗ sion beziehen. Dies ist der Gegenstand des ersten Artikels des von mir vorbereiteten Gesetz⸗ Entwurfes. Dem zweiten Artikel zufolge, wird die Feststellung des Aktivitäͤts- und Re⸗ form⸗Gehalts dem Koͤnige, als dem obersten Haupte der Ar⸗ mee, uͤberlassen. Was die Uebertragung der Pensionen aller Militairs auf deren Witwen und Waisen betrifft, so soll eine solche hinfuͤhro nicht anders als in Folge eines Gesetzes statt finden koͤnnen. Hiervon handelt der dritte Artikel. Der vierte Artikel bestimmt, daß die Pensionen in der Folge nach dem dem Gesetze angehaͤngten Tarife bestimmt werden sollen. In dem fuͤnften und sechsten Artikel wird den Mi⸗— litairs, die schon jetzt Pensionen beziehen, ihr Einkommen gesichert, und soll dasselbe auch in der Folge nur durch ein Gesetz ermaͤßigt werden konnen. Der siebente Art. schlaͤgt eine Erhoͤhung des bisherigen jaͤhrlichen Militair-Pensions— Fonds von 769,000 Fr. auf 1 Million vor. Eine solche Er— hour ist aus doppelten Gruͤnden noͤthig, einmal weil der neue Tarif um 3 hoͤher als der vom Jahre 1814 ist, und zweitens weil der Krieg in Afrika den invalide gewordenen Militairs zahlreiche Anspruͤche auf Pensionirung geben duͤrfte. Dem achten Artikel zufolge sollen die Abzuͤge, welche die Militairs bisher zu Gunsten des Invalidenhauses von ihren Pensionen erlitten, in der Folge wegfallen. Schon seit 10 Jah⸗ ren war gegen diese Abzuͤge reklamirt worden, die in der That um so laͤstiger waren, als sie auch das kleinste Einkommen des gemeinen Soldaten trafen und ihm die Mittel zu seiner Subsistenz schmaͤlerten. Die Abschaffung dieser Abgabe muß sich natuͤrlich auch auf die Civil-Pensionen erstrecken, wo sie um so ungerechter war, als die Civil⸗Pensionairs da⸗ durch nie ein Recht zur Aufnahme in eine militairische Ver—

sorgungs⸗Anstalt erlangten. Der Ertrag der Abzuͤge war in den letzten Jahren folgender: , .