1824
Vermischte Nachrichten.
(Meine Zusammenkunft mit Chosrew Mirza. (Schluß des in Nr. 234 dieser Zeitung abgebrochenen Arti— kels aus der St. Petersburger Zeitung.)
Der Mirza wollte in seiner Erzaͤhlung fortfahren, als man einen Haufen Reiter heransprengen sah, und auf den Ruf, daß Chosrew Mirza ankomme, Alle das Zelt verließen. Ich folgte ihnen. Unsere Tartaren ritten hinter dem Kom— mandanten auf prächtig geschmuͤckten Pferden. Dann kamen zwei sehr schoͤne Wagen; in dem einen fuhr der Prinz, im andern Emir Nisam. Sie hielten vor dem Zelte Sr. Hoh. an; der Prinz schwang sich mit Leichtigkeit aus seinem Wa—⸗ gen und betrat das Zelt; wir folgten ihm alle. Nachdem er mit dem General einige Worte Franzoͤsisch) gesprochen hatte, sagte er, er sey muͤde und wuͤnsche zu ruhen. — Hierauf empfahlen wir uns und verließen das Zelt. — Am folgenden Tage setzte der Prinz mit seinem zahlreichen Gefolge die Reise weiter fort. Um sich die Zeit zu vertreiben, ergoͤtzte er sich mit der Jagd. Nachdem ich ihn eine Strecke beglei⸗ tet hatte, wendete ich mich vom Wege ab und verfolgte meine Reise. — Spaͤt Nachmittags erreichten wir Sarow. Ich wollte in dem Hause Kewcha's absteigen, allein die liebens— wuͤrdige, gastfreundliche Asat Begum, Tochter des ehemali—
en Beherrschers von Karabagh, Ibrahim Chan, und Gemah— in Abra Chans, Sohnes des einstigen Beherrschers von Schekin Dshafar-Kuli⸗-Chan, ließ mir durch ihren Mirza sagen, daß, obgleich ihr Mann nicht zu Hause sey, sie sich doch sehr n . fuͤhlen wuͤrde, wenn ich Kewcha's Haus dem ihrigen vorzoͤge; sie baͤte mich daher, das fuͤr mich bereitete Gemach einzunehmen. — Ermuͤdung von der Reise und Traͤgheit ließen mich so unbescheiden seyn, die Einladung auszuschlagen, allein ein zweiter Abgeordneter er— klaͤrte, daß, wenn ich mich ferner weigerte, die mir angebotene Wohnung zu beziehen, der Mann der Dame nach dessen Ruͤckkehr glauben moͤchte, sie haͤtte mich nicht aufnehmen wol— len. Dies bewog mich endlich, die höfliche Einladung anzu⸗— nehmen. — Eine kleine Erdhuͤtte, deren Waͤnde mit Rohr, der Fußboden mit Filzmatten belegt waren, empfing mich. — Kaum hatte ich mich niedergelassen, als ein neuer Abgeord⸗ neter sich einfand, um mir zu meiner Ankunft Gluͤck zu wuͤn⸗ schen und zu erklaren, daß das Haus und das ganze Ver— moͤgen der schoͤnen Asat Begum mein und sie selbst meine ergebene Dienerin sey. — Um diese Hoͤflichkeit durch eine andere zu erwiedern, schickte ich meinen Dolmetscher zur Wirthin, um ihr fuͤr die bewiesene Guͤte und Gastfreund— schaft zu danken und ihr zu erklaren, daß nicht nur Alles, was ich besaͤße, sondern selbst mein .
Gebote stehe, daß ich selbst ihr allertreuester Diener sey, der vor Begierde brenne, vor dem bezaubernden Antlitz Asat Begums, der Schönsten unter den Schoͤnen, der Reizendsten unter den Reizenden, der Erhabensten unter den Erhabenen zu erscheinen und sie persöoͤnlich von meiner Ergebenheit, Dankbarkeit und Achtung zu versichern, an welche sie das vollkommenste Recht habe, als die geliebte Tochter des beruͤhm⸗ ten Ibrahim Chan und Gemahlin des erhabenen und glor— reichen Abra Chan, meines innigen Freundes und hochgeachteten Goͤnners. Mein Dolmetscher kehrte mit zwei Dienern zuruͤck, die große Schuͤsseln getrockneter Fruͤchte, welche Asat Begum mir schickte, uͤber dem Kopf trugen. — Nach einer halben Stunde lud mich der Mirza zu seiner Gebieterin ein. Wenige Schritte von meiner Erdhuͤtte befand sich eine andere aͤhnliche, die
zwei Zimmer enthielt und von einem hohen Zaun umgeben
war. In dem einen Zimmer saß Asat Begum auf einem Teppiche; — bei meiner Ankunft erhob sie sich und wieder⸗ holte dieselben Hoͤflichkeiten, die ich schon durch ihren Abgeord⸗ neten gehort hatte. Ich mußte mich auf Sammetkissen, der
Chosrew Mirza nimmt Unterricht im Franzoͤsischen und hat guf seiner Durchreise durch Tiflis, fuͤr 1300 Rubel Silber jaͤhrlich, einen Franzoͤsischen Lehrer angenommen.
Wirthin gegenuͤber, niederlassen, worauf mir sogleich Thee, Brod und der Kaljan gereicht wurden. Die Dame war von den Fuͤßen bis zum Haupte in einen seidenen Schleier ver—
huͤllt, so daß ich ihr Gesichtchen nicht ganz sehen konnte; —
doch ließ die den Frauenzimmern angeborne Koketterie sie nicht in Ruhe, sie hatte bald hier, bald dort an dem Schleier zu ordnen, so daß ich einmal die schoͤnen Augen, dann das niedliche Naschen, u. s. w., wie von lngẽlh⸗ zu Gesichte bekam. — Sie befragte mich uͤber Rußland, Moskau, uͤber unsere Damen; lobte unsere Sitten, tadelte bescheiden die ihrer Landsleute und bewunderte die Freigebigkeit, mit welcher Chosrew Mirza in Rußland mit Geschenken uͤberhaͤuft wor⸗ den war. — Ich unterhielt mich mit meiner Wirthin bis
zum Abend und kehrte dann in meine Huͤtte zuruͤck — Am
folgenden Tage kam ihr Gemahl von der Begleitung des Prinzen nach Hause. Ich mußte die gestrigen Komplimente nochmals anhoͤren, trank Thee, speiste mit dem Wirthe und hatte beim Abschiede das Gluͤck, das ganze liebliche Gesicht der schoͤnen Asat Begum zu sehen.
Sarow, den 19ten Januar 1830. S— w.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 25. August. Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Die Doppelverheiratheten, Lustspiel in 1 Aufzug, nach Scribe. Hierauf: Der Nachtwaͤchter, Posse in 1 Aufzug, von Theodor Koͤrner. (Hr. Engelhard, vom Fuͤrstlichen Hoftheater zu Sondershausen; Wachtel, als Gastrolle.. Und: Der Degen, dramatischer Scherz in 2 Abtheilungen, von E. Raupach.
Sonntag, 29. August. Im Opernhause; Oberon, Koͤnig der Elfen, romantische Feen-Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von C. M. v. Weber.
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.
In Charlottenburg: Menschenhaß und Reue, Schau— spiel in 5 Abtheilungen, von Kotzebue. (Neu einstudirt. Mad. Crelinger: Eulalie. Herr Kruͤger: den Unbekannten.)
Köͤnigstädtisches Theater. Sonnabend, 28. August. Fra Diavolo, oder: Das Wirths⸗
haus zu Terracina, komische Oper in 3 Akten; Musik von
Berliner Börse. Den 27. August 1830.
— — —
Auber.
. Amtl Fonds- und Geld. Cours-Zettel. (Prerss. Cour.) Herz, mein Leben ihr zu —
F Hirtefe. Geld
St. Ppehula-· Sch 4 98 1971 108tpr. Ptandbrt. Pr. Engl. Anl. 18 5 1007 Pounm. Plandhrs. Pr. Engl. Anl. 22 5 100 Kur- u. eum. do. Pr. Engl. Obl 390 4 94 Schlesische do. Kurm. Ob. m. l. C. 4 98 Dom. Plandbel. Neum. Iut Sch. d. 4 98 Rkst. C. d K-n. N. Berl. Stadt- Ob. 4 1602 Z. Sch. d. K- u. N.
Königsbg. do. 4 98 Elbinger do. 43 100 lloll. vollw. Pub. Neue dito
Danz. do. in Ih. — 37 Westpr. Pfdh. 4 1005 Friedrichsd'or. Diseconto ....
Grossha. Pos. do.] 4 191
Auswärtige Börsen. Hamburg, 25. August. Wiener Bank-Actien 1259. Engl. Russ. Anl. 101. Rub. 97. Dän 6I. Poln., pr. 31. Aug. 115. Fale. 69
8 * ers! 11II1IEI1 de
J
11114111144
Silber-
Wien, 23. August. 5proc. Metall. 983. 4proc. 935. Loose zu 100 FI. 178. Part. Oblig. 1274. Bank-Actien 1278.
Berichtigung. Im gestrigen Bl. dieser Zeitung, S.
1812, Sp. 2, 3. 12 v. u. st. „ieiner“ l. „keiner“.
Nach
ö
Paris, 21. August. Die Deputirten⸗-Kammer hat gestern, nach äͤußerst lebhaften Debatten, die mit der Pruͤfung
des Antrages des
Herrn Eusebe Salverte, wegen Anklage der vorigen Minister, beauftragte Kommission mit 186 gegen gö
Stimmen ermächtigt, in diesem Prozesse alle den Instructions- Richtern und Raths- Kammern zustehenden Befugnisse
auszuuͤben.
I5 Fr. 55 C. Zproe. 70 C. proc. Span. Rente perp. 46.
— Heute schloß hproc. Rente per Compt. 102 Fr. 60 C. 5proc. sin cour. 102 Fr. 70 C. 3proc. per eo fin Cour. 75 Fr. 80 C. oͤproc. Neap. Falc. per compt. 72 Fr. 40 C.
t. 5proc. fin cour. 72 Fr.
Frankfurt a. M., 24. August. Oesterr. proc. Metall. 966. 966. 4proc. 9 3. 91. 2zproc. 55. Iproc. 233. B.
Bank⸗Actlen 1522. 1518. Part. Obl. 1203. Loose zu 109 Fl. 13. B. Poln. Loose 583. 583. . — 0
Gedruckt bei A. W. Hahn.
Redacte ur John. Mitredacteur Cottel.
ö 12 z ö A9 u ä.
Allgemeine
preußische Staats -Zeitung.
E 239.
Berlin, Sonntag den 2Zgsten Au gu st
Amtliche N
Kronik des Tages.
Angekammen; Der General-Major und Commandeur der ersten Garde- Landwehr - Brigade, von Block, von
Swinemuͤnde.
Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldfaͤ Foͤ . 3 . 1 er, F ö rich Redelsky, als Courier von St. . .
nach Paris.
achrichten.
Zeitungs-N Ausl
Frankreich.
Deputirten⸗-Kammer. 2 bei welcher Herr von kunft
von Cherbourg wieder zu l eder zugegen war, wurden zuvoͤrde 2 neu angekommene Deputirte vereidigt. 2 amézan bat um die Erlaubniß, der Eidesleistung einige
Worte voranschicken zu duͤr ßen. ter Anderm, „den Entschluß me ihren Abschied genommen haben;
wissen, daß unsere Stelle daa sey, wo es Gefahren zu e de ᷓtrotze Gutes zu thun, . vielleicht biel Boͤses zu 3 6 Herr B. Constant: Es ist nirgends eine Gefahr vorhanden.) Ich vermag nicht laͤnger den Gedanken zu er⸗
(Murren.
tragen, daß die Weigerung, Dinge zu unterwerfen, welche zu
Macht stand, die Folge haben würde daß ich mei
zie meinen Post unter den schwierigsten und gefaͤhrlichsten Umstaͤnden, e. Frankreich sich jemals befunden hat, verlassen muͤßte. Aus
Haß gegen die Anarchie und in
lichen Ruhe und Ordnung schwoͤre ich daher.“
Praͤsident bemerkte, er konne
nehmen. Es gebe in diesem Augenblicke fuͤr Niemand in ᷣ anden Gefahr mehr, und habe es deren fruͤher eine , f. 3 nur fuͤr diejenigen Deputirten . . , gehabt, sich in n auf ihren Posten befunden und die vertreten hatten; denjenigen aber z K
den errungenen Sieg zu benutzen, stehe es schlecht an von
habe sie
Gefahren zu reden. „Ich kann“,
Eid, in der Art, wie Sie ihn geleistet haben, nicht gelten
lassen. Ist es Ihre Absicht, dem
Noailles,
Dieser abermalige Vor Hr. Persil die
daß der Eid unb schwur““, b
Sache
Jede
kann
Herr Chevalie
weil man doch keinen Vorbeh
hrerer meiner Kollegen, die
d fuͤr sich eine so positive
achrichten. ae nd—.
In der Sitzung vom 20. Schonen nach seiner Ruͤck—
*
tern und Raths-K Herr von men. Hr. Pe
sen Antrag,
„Ich ehre“, äußerte er un, N .
mir sagt dagegen mein Ge,
mich einer Ordnung der verhindern nicht in meiner
dem Interesse der öͤffent— Der Vice⸗ einen solchen Eid nicht an—
bestanden, die kritischen Augen⸗
nete Mag nd im Nich die jetzt erst kaͤmen, um
Kommi
schloß Hr. ;
Koͤnige der Franzosen und . j.
Nachdem Hr. v. La⸗ 6!
großen Unwillen, so daß ein fuͤr allemal festzusetzen, h erden muͤsse. „Ein Eid—
irgend einer Art vertraͤgt. che
r L
2
, n diese Bemerkung f Derr Lemore auf die Aufforderung des Vier— n . Worte: „Ich schwöͤre 9 he affitte theilte hierauf der Ver sammlun r ; , . g mehrere ihm zu— gegangene Schreiben mit. Durch eines a ,, hn . zugleich in Rennes und Lannion gewaͤhlte unlaͤngst zum General-Prokurator beim P richts hofe ernannt worden ist, Bezirt (Lannion) entschieden habe. 6 reichten die beiden D es Finisterre, Herren Dumarhalla und i . ; 1 * 3 v. s ĩ . Demission ein. Als Grund ö. ö . 2 sie unter der Herrschaft der Charte Ludwigs XVIII. eputirten gewaͤhlt worden, sie auch keinen andern Auftrag von ihren Kommittenten haͤtten und h bei ihrer Wahl bestandenen Institutionen u halten, nicht aber deren neue zu schaffen. — Ordnung war jetzt die Berathung uͤber die mit der Prufung des Salvertef gen Anklage der vorigen Ministe
selben fuhrten Bei
ihr zur Erledigung ihres Auftrag
von Ihnen etwas der Verfassung vom 8. August ohne irgend ei ne. t. das sich für Ei Treue und Gehorsam zu , . nr, n le. : mezan solches bejaht, kam die Reihe an den Grafen von . welcher den Eid „aus Liebe zu seinem Vater— ande und um dasselbe vor der Anarchie zu bewahren“ leistete.
ür unzulaͤssiig erklaͤrt, so daß ; Praͤsidenten die wiederholen mußte. Hr.
Herr Bernard, der l Pariser Königl. Ge— daß er sich fuͤr den letzteren Mittelst zweier anderer eputirten des Departements
de an, daß, zu
aben konnten, als die
ng der s (we⸗ mission, is⸗Rich⸗
Um uͤber mei Gest . l u lassen, muß ich die .
stimme, und daß,
zu der Einleitung
. . an⸗ enommen haben delt sich aber um Kammer und um will die Ka
in n
ewaff⸗
nd sie
ung von Geldbußen oder geschuldigten Verhafts⸗ Durch diesen Antrag Befugnisse uͤberschrit⸗
. Regel eine zweite nach sich as Ste selbst gar nicht n keinem Gesetze weder Ich sage, die Kom⸗ nd in der That, in Etwa um ein ge⸗
zosition antrage. Ihrer Kommisston. Befugnisse. Will man mir vie