1836
n Betracht, daß eine große Anzahl von Angelegenheiten, üee⸗ durch die noch in Kraft stehenden Gesetze der Ver— waltungs⸗Gerichtsbarkeit anheim fallen, vor dem Staats⸗ Rathe schweben; in Betracht, daß es bis dahin, wo ein den Kammern moͤglichst bald vorzulegendes Gesetz die Organisa—⸗ tion und die Befugnisse des Staats⸗Raths festgestellt haben wird, dringend noͤthig ist, fuͤr die Erledigung jener Angele— genheiten zu sorgen; daß die Unterbrechung der Arbeiten des Staats⸗-Raths die Parteien beeintraͤchtigt, wichtige Interessen gefaͤhrdet und eben so lebhafte als gegruͤndete Beschwerden veranlaßt; in Betracht ferner, daß es nichts desto weniger von Wichtigkeit ist, das Personal des Staatsraths schon jetzt auf eine dem Staats-Interesse und dem Beduͤrfnisse des Dien— stes entsprechende Weise zu modifiziren, haben Wir auf den Bericht unsers Ministers des offentlichen Unterrichts und des Kultus und Praͤsidenten des Staats-Raths verordnet und verordnen wie folgt:
Art. 1. Das von den Staatsraͤchen, Graf von Tour— non und Ritter Delamalle, so wie von den Requetenmeistern Graf von Nugent, Viegmte von Cormenin und Baron Pre— vost, eingereichte Entlassungsgesuch wird genehmigt.
Art. 2. Mit dem Vorbehalt ihrer Anspruͤche auf Pen— sion werden entlassen: die Staatsräthe: v. Blaire, Jac— quinot-⸗Pampelune, Graf du Hamel, Graf v. Kergariou, Baron Heron de Villefosse, Vicomte v. Saint-Chamans, Abbé von Lachapelle, Graf v. Costsloquet, Graf v. Loverdo, Graf v. Floirac, von Rainneville, Amy, Marquis v. Saint— Géry; die Requetenmeister Herren Mazoier, Formon, Masson. v. Moydier, Baron Deseze, v. la Bouillerie, Hut— teau d Origny, Vicomte v. Conny, Graf v. Resseguier, Vi— eomte Desbassayns de Richemont, Marquis Saupaire, Bar⸗ thelemy, Audibert, v. Gourgues, v. Louvigny.
Art. 3. Von der Liste des außerordentlichen Dienstes des Staatsrathes sollen gestrichen werden die Staats r aäͤ— the: Graf von Bertier, Marquis v. Vaulchier, v. Bois— bertrand, Baron Meyronnet de Saint Mare, Rives, Man— gin, Vicomte v. Suleau, Graf Ravez, v. Trinquelague, Graf la Bourdonnaye⸗-Blossae, Baron Dudon, Baron Ca— Pelle, Vicomte v. Castelbajace, Marquis Forbin des Issarts, Dela veau, Franchet⸗Desperey, Baron v. Frenilly, Sirieys de Mayrinhae, Marquis v. Arbaud⸗Jouques, Baron von Vaufreland, Graf v. Montlivault, Graf Desbassayns de
Richemont, Baron de bHorme, Cornet d Incourt; die R e⸗
ueten⸗Meister; Colomb, v. Roussy, v. Broe, v. Lantivy, . Locard, Blondel d'Aubers, Rocher, Braf v. Juigné, Marquis Dalon, v. Freslon, Vicomte v. Curzay, Baron Trou.
Art. 4. Es werden hiermit die verschiedenen Verordnungen zuruͤckgenommen, durch welche folgende Personen ermächtigt wor⸗ den waren, den Berathungen des Staatsraths beizuwohnen, naͤm⸗
lich: die Staats raäthe Graf v. Cheverus, Erzbischof von Bor⸗ deaux, Lepgpe de Trevern, Bischof von Straßburg, Baron v. Crouseilhes, Graf v. Pastoret, Graf v. Villeneuve, Ba— ron Bacot de Romand, Graf v. Charancey, Baron Favard de Langlade, Praͤsident beim Cassationshofe, Faure und Baron Zangiacomi, Raͤthe beim Cassationshofe, Baron von Balzae und Baron von Villebois, so wie die Reque—⸗ ten-Meister Le Beau und Graf v. Boubers.
Art. 5. Zu Staats-Räͤͤthen in ordentlichem Dienste werden ernannt: die Herren Baron Hely d'dissel, v. Salvandy, Marquis v. Cambon, Keratry, A' Thiers, der gewesene Praͤfekt Baude, Oberst Jacqueminot, der Militair⸗ Intendant Graf v. Ham, Tanneguy Duchatel, Karl Re— nouard, Lechat und Ferry Pisany.
Art. 6. Zu Requeten-Meistern im ordentlichen Dienste: die Herren Graf O Donnell, Baron Poyferré de Care, St. Mare Girardin, Vicomte von Haubersaert, Ad— vokat Macarel, Coulman, Duparquet und Flaugergues.
Art. J. Zur Theilnahme an den Arbeiten der Ausschuͤsse
pd den Berathungen des Staats-Raths im außerordentlichen
Dienste sind befugt; die Staats Raäͤthe Vicomte Jurien und Boursaint, DivistonsChef und Direktor der Fonds des See⸗ Ministeriums, und der Requeten⸗Meister Genty de Bussy.
ö RAret. 8. Hu . im außerordentli⸗ chen Dien * der Befugniß, an den Arbeiten der Aus‚ schuͤsse und den Berathungen des Staatsraths Theil zu neh— men, werden ernannt: die Herren Delairé, Direktor der strettigen Rechtssachen im Fislanz-Ministerium, v. Riche— mont, Deputirter, Mignet, Archivar im Ministerium der Zuswaͤrtigen Angelegenheiten, Sdillon Barrot, gewesener Präfekt, Girod de lAin, Polizei Praͤfekt, Villemain, Vice
Praͤsident des Conseils fuͤr den offentlichen Unterricht, Cal⸗ mon, General⸗Direktor des Einregistrirungs⸗Wesens und der
Domainen, Merilhou, General ⸗Seeretair des Justiz⸗Ministe⸗
riums, und der General⸗Lieutenant Haxo.
Art. 9. Zu Staatsräthen im außerordentlichen Dienste werden ferner bestellt: die Herren Ritter von Bro— val, Dupin der Vater, Bertin de Veaux, Baron Costaz/ Moritz Duval, gewesener Praͤfekt, Fleury de Chaboulon, ehe⸗
maliger Requeten⸗Meister, P. D. Lagarde, gewesener Praͤ⸗
fekt, Berenger, Deputirter. ;
Axt. 10. Zu Requeten-Meistern im außeror— dentlichen Dienste: die , J. J. Guizot, Bogne de Faye, Fumeron d' Ardeuil, Praͤfekt des Departements des Herault, Paulze d Ivoy, Praͤfekt des Rhone-Departements.
Art. 11. Bei der Entscheidung uͤber die streitigen Rechts⸗ sachen werden nur die Stimmen der Staatsräthe im ordent— lichen Dienste und des Bericht erstattenden Requeten-Mei— sters gezaͤhlt. . .
Art. 12. Der Minister des oͤffentlichen Unterrichts und des Kultus wird als Präsident des Staatsraths die Liste der Mitglieder dieses Kollegiums nach den verschiedenen Aus— schuͤssen feststellen. Die Mitglieder werden bei der Eroͤffnung der naͤchsten allgemeinen Sitzung des Staatsraths den Amts— eid in die Haͤnde des Koͤnigs leisten.
Als der Koͤnig vorgestern den Praͤsidenten des Rech— nungshofes, Marquis von Barbé⸗Marbois, empfing, antwor— tete er auf die Anrede des letzteren unter Anderm: „Die Zeit der Verschwendung ist gluͤcklicherweise voruͤber, und eine Ruͤckkehr derselben unmöglich zu machen, wird mein stetes Bestreben seyn. Nein, m. H., Sie werden nicht jene Ge— wohnheiten sich erneuern sehen, durch welche Sie in Ihren jungen Jahren betruͤbt worden sind, und welche die Ration nicht dulden wuͤrde; ich hoffe vielmehr, daß an die Stelle dersel— ben das anhaltende Bestreben treten wird, in allen Zweigen des Staatsdienstes jene weise Sparsamkeit einzufuͤhren, die nicht darin besteht, nuͤtzliche Ausgaben aufzuheben, sondern Mißbraͤuche auszurotten und Alles dergestalt zu ordnen, daß die Staats-Einnahmen kuͤnftig nur fuͤr die Beduͤrfnisse des Staates verwendet werden.“
Die Regierung hat den transitorischen Gesetz-Entwurf uͤber die Wiederbesetzung der in der Wahl-Kammer erledig—⸗ ten Stellen zuruͤckgenommen und wird statt dessen der Kam— mer naͤchstens ein definitives Gesetz uͤber diesen Gegenstand vorlegen, womit die dafuͤr ernannte Kommission eben beschaͤf—
tigt ist.
Hr. Deffaudis zum Chef der zweiten politischen Abtheilung ernannt worden. Unter-Chefs sind fuͤr die erste Abtheilung Hr. Cintral, fuͤr die zweite Hr. Letellier. Hr. Mignet ist bekanntlich statt des Grafen Hauterive Vorsteher des Archivs dieses Ministe— riums geworden.
Wie es heißt, sollen die Bureaus im Ministerium des Innern neu organisirt werden. Die Abtheilung fuͤr Kom— munal⸗Sachen soll Herr Labiche, die fuͤr die Wissenschaften und Künste Herr Royer-Coliard, die fuͤr die Perfonalien Herr Guizot, der Bruder des Ministers, die Abtheilung fuͤr die allgemeine Polizei 8 Lagarde und die fuͤr den Acker— bau und Handel Herr Vincent erhalten.
Ueber die Verhaftung des Fuͤrsten von Polignae liest man in den hiesigen Blattern folgende Details: „Die Margquise von Saint - Fargeau war in dem ersten Gasthofe von Granville abgestiegen; es fiel auf, daß sie am 15. August dreimal nach einem gemeinen Wirthshause ging, um mit ei— nem Manne zu sprechen, dessen Benehmen gegen seine schlech⸗ ten Kleidung merklich abstach; man faßte daher Verdacht ge⸗
en denselben. Um 10 Uhr Abends traten mehrere Männer n das Wirthshaus ein, und ein junger National-Gardist be— fahl ihm, indem er ihm eine Pistole vorhielt, sich zu setzen und auf seine Fragen Bescheisd zu geben. Der Unbekannte gab sich fuͤr einen Diener der Marquise von Saint-Fargeau aus, deren Aussagen, als sie ihrerseits vernommen und mit
ihrem angeblichen Bedienten konfrontirt wurde, in den Neben⸗
umstaͤnden widersprechend lauteten. Der Unbekannte, der am folgenden 2 um 2 Uhr nach Jersey abgehen wollte, wurde verhaftet. Am 16ten fruuͤh wuͤnschte er den Maire zu sprechen und entdeckte sich demselben als Fuͤrst von Polignac. Da man keine Postpferde hatte, so wurde er mit der Mar— quise auf einem National- Gardisten, denen sich unterweges die National⸗Garde von Coutances anschloß, nach Sanct-Lo gebracht. Hier ver—⸗ sammelten sich bei seiner Ankunft auf der Präfektur die De— partemental⸗Kommission, der Praͤsident des Civil-Tribunals, der Koͤnigl. Prokurator, und der nstructions / Richter. Der Prokurator trug darauf an, daß der Instructions-Richter sich fuͤr inkompetent erklaͤre, da ein Pair nur auf Befehl
der Pairs-Kammer verhaftet und verhoͤrt werden könne.
Im Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten ist
Personenwagen unter Bedeckung von 20
vieler unserer braven Landsleute gefährdet.
1857
Dessenungeachtet ordnete die Departemental⸗Kommission als eine Maaßregel fuͤr die oͤffentliche Sicherheit an, den Fuͤrsten nach dem Gefaͤngniß zu bringen und ihn dort bis auf wei⸗ tere Befehle der Regierung, an die eine Staffette abgeschickt wurde, in Verwahrsam zu halten. Auf dem Wege von dem Praͤfektur⸗Gebaͤude bis nach dem Gefaͤngniß war ein doppel⸗ tes Spalier von National⸗Garden und Linien⸗Truppen auf⸗ gel lg⸗ um ihn gegen die Wuth des Volkes, welches die
eihen des Militairs zu durchbrechen suchte, zu schuͤtzen. Er war bleich und zitterte, und seine Zuͤge hatten sich sehr ver⸗
aͤndert. Sein Hut, sein Rock und seine Stiefeln waren im
aͤrmlichsten Zustande. Um das Volk von einer Gewaltthat abzuhalten, hatten die Mitglieder der Departemental⸗Kommis⸗ sion den Gefangenen in ihre Mitte genommen. In seinem Ge⸗ fangniß befinden sich zwei Offiziere mit zwei Mann Wache. Die Margquise von Saint-Fargeau ist frei gelassen worden und hat sich sogleich auf den 1689 nach Paris begeben. Der zweite Unbekannte, den man in Granville verhaftet und fuͤr Herrn von Montbel gehalten hatte, hat sich als ein anderer ausgewiesen und ist in Freiheit gesetzt worden.“
Der durch seine vielen bei der Deputirten-Kammer ein— U . Bittschriften bekannte verabschiedete Oberst Simon
orrierg ist als Chef des Generalstabes einer Diviston wieder angestellt worden. J
Der Praͤfekt des Seine⸗Departements, Graf von Laborde, hat die schon fruͤher bestandene staͤdtische Kommission fuͤr Be⸗ forderung des Volksunterrichts wieder hergestellt.
Unter dem Vorsitze des Grafen Lasteyrie hat sich hier ein Verein gebildet, der, um mehreren brodlos gewordenen Druckern Arbeit zu geben, Elementar-Buͤcher von ihnen druk⸗ ken lassen wird. —
Ein Verein hiesiger Kaufleute und Fabrik⸗Besitzer hat gestern beschlossen, die Regierung um Erlaubniß zur Bildung einer Kasse zu bitten, welche auf diejenigen Effekten, welche
die Bank ihren Statuten gemaͤß nicht annimmt, discontiren
wird.
Der Cassationshoff hat gestern die gegen drei der Brand stiftungen in der Normandie uͤberfuͤhrte Frauen gefaͤllten Todesurtheile bestaͤtist.
Das Journal de la Corse meldet unterm Sten d.: „Die neuesten denkwuͤrdigen Ereignisse in Frankreich sind am 5. August in Ajaccio bekannt geworden. Als dieselben durch die mit dem Handelsschiffe „la Sainte-Marie“ heute eingegangenen amtlichen Berichte bestaäͤtigt wurden, pflanzte die ganze Stadt sogleich unter dem Rufe: Es lebe die Frei⸗ heit! Es lebe das Vaterland! die dreifarbige Fahne auf. Eine Kommission des Staatsraths ist unter dein Vorsitze des General Tiburtius Sebastiani mit der Organisirung der Na—⸗ tional-Garden beschaͤftigt. Die oͤffentliche Ruhe ist nicht ei⸗ nen Augenblick gestoͤrt worden. So eben verkuͤnden Artille— rie⸗Salven, daß die dreifarbige Fahne auf der Eitadelle auf⸗ gepflanzt worden ist.“
Der General Vaudoncourt ist mit der Bildung der Na— tional⸗Garden im Departement des Finisterre beschaͤftigt; die Stadt Brest allein zaͤhlt schon 2500 Mann Infanterie und eine Schwadron reitender National⸗Garden.
Aus Toulon vom 16ten d. M. schreibt man: „Am Bord der gestern hier angekommenen Korvette „Echo“ be⸗ findet sich Herr von Bourmont, der Sohn des Sber-Be— fehlshabers, mit den dreißig den Algierern wahrend des Feldzuges abgenommenen Fahnen. Nach beendigter Quaran⸗ taine wird er dieselben hierher bringen.“ .
Nieder lande.
Aus dem ag 23. August. Se. Majestaͤt der Koͤ⸗ nig und JJ. KK. HH. die Prinzen von Oranien und Frie⸗ drich sind gestern von hier nach dem Lustschlosse Loo ab—
gereist.
Am vergangenen Freita ist die Spanische Brigg „Ab⸗ ninila a la Costa“, Capitain Enselero Fernando Campon, von Riga nach Ribadel in Spanien bestimmt und mit Leinsa⸗
men und Flachs beladen, bei Scheveningen gestrandet. Die
Mannschaft wurde gerettet. Deu tsch lan d. anau, 22. August. Wir bedauern, eines Ereignisses
. thun zu muͤssen, das unsere Gegend eben so un—
verhofft als druͤckend heimgesucht hat und das Eigenthum eit gestern Abend haben wir den traurigen Anblick einer Ueberschwem⸗ mung, welche durch das plötzliche Anschwellen des Kinzig⸗ flusses veranlaßt worden ist und selten im Fruͤhjahre bei aufbrechendem Eise zu einer ahnlichen Hoͤhe gelangt. Wir erfahren so eben, daß diese Ueberschwemmung durch einen
bei Sa smuͤnster gefallenen Wolkenbruch verursacht worden ist und dort eine schreckliche Verwuͤstung angerichtet habe. Frankfutt a. M., 25. August. Der Bischof von
Nancy, Herr Forbin⸗Janson, der sich etliche Tage lang in hiesiget Stadt befunden hatte ist vorgestern abgereist, um sich uͤber Bruͤssel nach Paris zu begeben. an,
Italie n.
Don Antonio Angelegenheiten er⸗
Spanien.
Das Journal des Deb ats meldet olgendes in einem Privat- Schreiben aus Madrid vom 12. — „Ein Mi⸗ nister⸗Rath folgt dem andern, oder es finder vielmehr, seit⸗ dem die Pariser Ereignisse vom 27., 28. und 29. Juli bekannt geworden sind, ein fortwaͤhrendes Conseil statt. Wenn oͤffenm— lichen Geruͤchten Glauben beizumessen ist, so besteht das Con-; seil aus zwei Parteien: die eine will, daß man, und zwar sobald als moglich, die alten Cortez als Staͤnde⸗Versammlung einberufe = eine Maaßregel, zu der, wie es heißt, besonders unser Botschafter in Paris den Rath ertheilt haben soll — und die andere verlangt, daß man den oͤffentlichen Geist durch eine große Entwickelung von Macht unter druͤcke, und schlaͤgt zu diesem Zwecke vor, alle Provinzial⸗ Mil gregunenlch gleich unter Waffen zu bringen, so wie das Corps der royalisti⸗ schen Freiwilligen zu verstaͤrken und es wieder auf denjenigen Standpunkt zu bringen, auf dem es sich im Jahre 1823 be⸗ funden hat. Bisher scheint indessen nichts beschlossen wor⸗ den zu seyn, und, dem Vernehmen nach, soll auch keine Maaß⸗ regel eher getroffen werden, als bis die General Capitaine der Provinzen und die General⸗Intendanten die ihnen vor⸗ gelegten Fragen uͤber den Geist, der im Volke herrscht, so wie uber den Eindruck, den die Pariser Ereignisse hervorgebracht, beantwortet haben werden. — Hier in der Hauptstadt ist in⸗ zwischen die Gaͤhrung sehr groß Da man ber das bisher von der Regierung beobachtete Stillschweigen laut und oͤffent⸗ lich murrte, so hat dieselbe sich endlich entschlossen, uns in der heutigen Gaceta von dem, was vorgegangen ist, etwas zu sagen. Tolgendermaßen äußert sich das genannte offizielle Blatt: „„Die denkwürdigen Ereignisfe, die in Paris an den Tagen des 27., 28. und 79. Juli u. ff, veranlaßt durch die Dekrete Sr. Majestaͤt Karls X., welche die Deputirten⸗ Kammer aufloͤsten, die Preßfreiheit unterdruͤckten und fuͤr die sofort angeordneten Wahlen ein neues Reglement ertheil⸗ ten, statt gefunden haben, sind von der Art, daß die allge⸗ meine Aufmerksamkeit ganz besonders darauf hingelenkt wird; da jedoch die ersten Nachrichten daruͤber sehr ungewisser Art waren und den Charakter der Uebertreibung an sich trugen, so erheischte die Klugheit, erst auf offizielle Mittheilung der Thatsachen zu warten, ehe man sie oͤffentlich machte. ““
Das Journal des Debats giebt ferner (als auf außeror dentlichem Wege erhalten) folgende Nachschrift vom 15. Augu st: „Der Corregidor von Madrid, ein Erz⸗ Absolutist, ist so eben abgesetzt worden, und ein gescheidter ge⸗ maͤßigter Mann ist an feine Stelle gekommen. Vier Raͤthe derselben Art sind dem Geheimen Rathe, der fortwährend taͤgliche Versammlungen haͤlt, beigegeben worden. Im Staats⸗ Rathe wird eine große Ausscheidung vorgenommen werden.“
Der Messager des Chambres enthaͤlt in einem Schrei⸗ ben aus Madrid vom 14. August folgende Nachrichten: „Die Ereignisse in Paris haben das Publikum und beson⸗ ders auch den Koͤnig weniger überrascht, als man allgemein erwartet hatte; keine Unordnung hat bisher statt gefunden, und an keinem Punkte von Spanten ist eine Veranderung eingetreten. Die Regierung , fe. einzig und allein darauf beschraͤnkt, Maaßregeln der lugheit zu ergreifen, die sie fuͤr
noͤthig erachtete, und diese bestehen in einem Verbote der
cxaltirten Franzoͤsischen Journale, in einer Vermehrung der Resguardos sowohl an den Granzen als in den aͤfen, in der Bewaffnung der Milizen und in der Koͤnigl. Ernennung
von vier Staatsraͤthen, die den Sitzungen des Minister⸗
Raths beiwohnen sollen. Es sind dies der General Castaños, der Erzbischof von Toledo, der Graf von Venadito und noch ein Vierter, dessen Name nicht genau bekannt ist, die aber saͤmmtlich durch ihre Gesinnung empfohlen werden. Der Ober⸗Intendant der Polizei, einer von den Koryphaͤen der apostolischen Partei, ist so eben abgesetzt und durch Herrn Marcellino de lg Torre, einen Mann, der wegen seiner po⸗
litischen Grundsaͤtze sehr geachtet wird, ersetzt worden.“