1830 / 243 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 02 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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in diesem Augenblick seine Ruhe, seine Wohlfahrt und sein Gluͤck die Gegenstaͤnde unserer Anstrengungen seyn muͤssen, um die seiner Unabhängigkeit gebrachten heldenmuͤthigeu Opfer nicht nutzlos zu machen. Es wuͤrde mir daher sehr lieb seyn, noch laͤnger bei Ihnen zu verweilen, um den gesetzmaͤ⸗ ßigen Autoritäten das erste Beispiel des Gehorsams zu ge— ben, das einzige Mittel, um Ordnung zu erhalten und sich Freiheit sowohl als alle gesellschaftlichen Vortheile zu sichern. Man klagt mich aber ehrgeiziger Absichten an, die, obgleich fern von meinem Herzen, doch von Manchen als wohl begruͤndet angesehen werden. Unter diesem Vor— wande hat sich eine Partei organisirt, welche das Co—⸗ lumbische Volk in einem fortwährenden Zustand von Auf— regung erhaͤlt. Mein laͤngeres Verbleiben in der Repu— blik unter solchen Umstaͤnden wuͤrde hinlaäͤnglichen Vorwand darbieten, um den Gaͤhrungsstoff noch laͤnger zu Unordnun— gen zu benutzen. Das ist meine Ansicht, meine Herren, und ich kann meiner Ueberzeugung nicht entgegen handeln. Alle Umwälzungen, alle Ausschweifungen sind mlr zur Last elegt worden, und selbst wenn Alles ruhig geblieben waͤre, o wuͤrde der Argwohn nicht nachgelassen haben, diejenigen aufzuregen, die meinen Einfluß oder meine vorgeblichen Plaͤne fürchten. Eine lange Abwesenheit wird vielleicht der Eifer— sucht ein Ende machen. Wenigstens wird die Zeit die Re⸗ gierung Columbiens fest begruͤnden, so daß sie nicht mehr wird noöthig haben, sich von irgend einem Individuum bedroht zu glauben oder sich dem gehaͤssigen Einfluß des Factionsgei— stes ausgesetzt zu sehen. Dann wuͤrde ohne Zweifel meine Abwesenheit aufhoͤren und ich in den Schooß meines Vater— landes zuruͤckkehren, das ich nicht ohne Schmerz verlassen kann, nachdem ich Theil genommen an den Wohlthaten der Unabhaͤngigkeit und an dem Ruhm, nur einer Regierung un— terthan zu seyn, die wir uns selbst gaben. So groß indessen auch das Opfer seyn moͤge, das ich bringe, ich bringe es meinem Vaterlande; und geht daraus fuͤr dasselbe die Ruhe hervor, deren es bedarf, so werde ich mich fuͤr unendlich be⸗ lohnt halten.“ Am 2östen lief hier aus Rio Chico, einer Provinz von Caraccas ein Schooner ein, mit dem General Machado an Bord, den die Obrigkeit und die Bewohner jener Provinz beauftragt hatten, dem Befreier die Nachricht von deren Erklärung zu Gunsten der Integritaͤt der Repu— blik und fuͤr den konstituirenden Kongreß, so wie fuͤr die bisherige Regierung, zu uͤberbringen. In der Hochebene der genannten Provinz hatte man zuerst sich gegen die Revolu⸗ tion von Caraccas erklart, und die Thaler von Aragua sind der Erklaͤrung beigetreten; nur Valencia und Caraccas stehen noch unter dem Einflusse der Faction, die Venezuela, desorga⸗ nisirte. General Paez befand sich in Valencia und zwar sehr unwohl. Aus Briefen des Generals Infante und der Ober— sten Parejo und Butillos geht hervor, daß die Aktenstuͤcke Venezuela's, welche die Revolution in Caraccas billigten, dem Volke durch wiederholte Drohungen gewisser Oberbefehls⸗ haber abgedrungen worden waren, daß ferner die der⸗ malige Reaction schon seit einigen Monaten beabsichtigt gewesen war, und daß man die Erklarung nur auf— eschoben hatte, um zuvor die Ankunft des Befreiers k der Nähe von Venezuela abzuwarten. Die amtliche Nach⸗ richt von der Resignation Bolivar's und von seinem Entschluß, Columbien zu verlassen, so wie die durch die Presse von Ca⸗ raccas gegen ihn ausgestoßenen Beleidigungen brachten die Venezuelaner dergestalt auf, daß die Reaction nunmehr zur Reife kam. General Machado, ein sehr reicher Mann, hat den Auftrag, den Befreier uͤberall aufzusuchen und ihm so— ar nach Europa zu folgen, wenn er Columbien schon ver⸗— assen haben sollte. Das Regiment Caucogia, das Paez nach Valencia und von dort nach San⸗Carlos beordert hatte, de⸗ sertirte mit seinen Waffen und war eines der ersten, die sich gegen ihn erklaͤrten. Mit einem Wort, die Reaction ist ganz allgemein, und das Volk hat in Masse die Waffen er⸗ 3 um sie zu unterstuͤtzen. Es verlangt die Gegenwart Befreiers, und durch nichts Anderes kann es zufrieden gestellt werden.“ ö

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 1. September. Im Schauspielhause: Par⸗ theienwuth, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Ziegler.

In Potsdam: Die Doppelverheiratheten, Lustspiel in 1 Akt, nach Scribe. Hierauf: Der Nasenstuͤber, Possen⸗ spiel in 3 Abtheilungen, von E. Raupach.

Donnerstag, 2. September. Im Schauspielhause: Der Kammerdiener, Posse in 4 Abtheilungen. Hierauf, zum er— stenmale wiederholt: Der Nasenstuͤber, Possenspiel in 3 Ab⸗ theilungen, von E. Raupach.

Freitag, 3. September. Im Schauspielhause: Van Dyck's Landleben, malerisches Schauspiel in 5 Abtheilungen, nebst einem Vorspiel in 1 Akt, von F. Kind.

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 1. September. Zum erstenmale wiederholt: Der schelmische Freier, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. 6 Die Verwandtschaften, Lustspiel in 5 Akten, von Kotzebue. (Neu einstudirt. ) (Herr Burrmeister, vom Koͤnigl. Hoß⸗ theater zu Dresden: Anton, als erste Gastrolle.)

Donnerstag, 2. September. Das Maͤdchen aus der Feen⸗ welt, oder: Der Bauer als Millionair, großes romantisches Original⸗Zauber⸗Maͤhrchen in 3 Akten, von Ferdinand Rai⸗ mund; Musit vom Kapellmeister Joseph Drechsler. (Herr Holzmiller hat die Singparthie des Musensohn uͤbernommen.)

Freitag, 3. September. Zum erstenmale: Der Fluͤcht⸗ ling, Drama in 1 Akt, von F. L. Winzer. Hierauf: Ar— sena, die Maͤnnerfeindin, Feen⸗Singspiel in 2 Akten.

Berliner Börse. Den 31. August 1830. Amtl Fonds- und Geld- Cours Zettel. (Pre ss. Cour.)

Vr. Geld XI. D *

St. · Schuld- ðch. 9h61 io stzhr. Pfaudhrf. 4 1007 Pr. Engl. Anl. 18 PDonin. Pkandhr'. li Pr. Engl. Ani. 22 Curt u Neunm. do. 166 Pr. Engl. Obl 30, Sehlesische de. 107 Curt. hb. m. l. C. om PfandbrJ. Neum lut Sch. d. nkst. C. d K-u. X. 7145 Berl Stadt. Ob. L- Seh. d. ß u N. 712

Känĩigsbęg. di. Elbinger do. Holl. volliv. Duk. Nene dito

lanz. do. in Th. k Wes ipr. Pldh. Friedrichsd' or. 127. 121. Grossh. Pos do Hisconto ... 65

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. Hretuss. Cour. Wechsel- Cours. e, e. Kurz 138 2 Mt. 133 Kura 149 n nn 148 London 3 Mt. 6 221 Paris.. ; z 2 Mt. S0 *. 2 Mt. 2 At. 2 Mt. Leipꝛig Usg Frankfurt a. M. . 2 Mt. Petersburg RN. 3 Wach. Warschau II. Kurz

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Auswärtige Börsen.

Amsterdam. 26. August. Niederlzndis. he wirt. Schuld 7. Kanzhill. 273. Oesterr. proc. Metall. 947. Russ. Anl. Hainb. Cert. MI.

Hierbei Nr. 62 des Allgemeinen Anzeigers.

Neueste Boöͤrsen⸗Nachrichten. ö Paris, 25. Aug. 5proc. Rente per compt. 191 Fr. 75 C. proc, fin eour. 101 Fr. 90 C. Zproc. per compt.

74 Fr. 10 C.

Zproc. fin cour. 74 Fr. 25 C. 5proc. Neap. 40 C. proc. Span. Rente perp. 47. 5proc. dito Guebhard 52.

Fale. per compt. 72 Fr. 20 C. proc. sin eour. 72 Fr.

rankfurt a. M., 25. August. Oesterr. 5proc. Metall. 96. 953. proc. 90. 03. 21proc. 5dz. Lproc. 23. B. ant Aetken ißt. ißi5. Fart. Oöl. 17163. Loose zu 1g Fi. iz, G' Boln. Coosc 35. 73. ö

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur John. Mitredaetenr Cottel.

die Thronfolge Ordnung

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 243.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Angekommen: Der Koͤnigl. Daͤnische Kammerherr, außerordentliche Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf von Reventlow, von Kopenhagen.

Der Major und Fluͤgel-Adjutant, von Thuͤmen, und

Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger, Faͤhnrich Alexejew, als Couriere von St. Petersburg.

Abgereist: Der Kaiserl. Russische Staatsrath, Frei— herr von Maltitz, als Courier nach Franzensbrunn.

Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger, Faͤhnrich Alexejew, als Courter uͤber Bruͤssel nach London.

Durchgereist: Der Koͤnigl. Franzoͤsische Courier Cour— naud, von St. Petersburg kommend, uͤber Frankfurt a. M. nach Paris.

Zeitungs-Nachrichten. n a n d.

Frankreich.

Deputirten-Kammer. In der Sitzung vom 24sten Aug ust theilte der Vice⸗Praͤsident der Versammlung ein Schreiben des Hr. Bourdon-Durocher mit, wodurch die— ser Deputirte des Sarthe-Dpts. seine Abdankung einreicht. In einem andern Briefe schrieb Hr. v. Saint-Félix, De— putirter des Dpts. der obern Garonne, daß, da die von der Kammer getroffenen Verfuͤgungen mit seinem Mandate im Widerspruch staͤnden, er sich außer Stande saͤhe, an den Be— rathungen derselben Theil zu nehmen. Der Praͤsident be—

merkte, daß in diesem Schreiben nicht ausdruͤcklich von einer

Abdankung die Rede sei. Er befragte daher die Versamm— lung, ob sie dasselbe als eine solche betrachten wolle. Auf die bejahende Antwort wurde jenes Schreiben dem Minister des Innern uͤberwiesen. Der Praͤsident verlas hierauf das nach—

stehende Schreiben des Grafen von Lur⸗Saluces, Deputirten

des Dpts. der Gironde: „Paris, 23. August. M. H. In dem Au⸗ genhlicke, wo ich gewaltsam eines Mandats beraubt werden soll, dessen ich mich nicht entaͤußern mag, und das ich dem Vertrauen meiner Landsleute verdanke, bin ich es mir schuldig, meine Grundsaͤtze klar und deutlich darzulegen. Die Kammer hat ungestuͤm alle Gesetze uͤberschritten .. . . Heftiges Murren. Stimme zur Linken: „Dies ist eine Beleidigung fuͤr die Kammer, eine Unschicklichkeit; ein solcher Brief darf gar

nicht gelesen werden!“ Andere Stimmen: „Lassen wir die

Meinungen sich frei äußern.“ Nach dieser Unter⸗ brechung fuhr der Praͤsident zu lesen fort: „Die Kum— mer hat ungestuͤm alle Gesetze uͤberschritten, indem sie ug umstieß. Sie bleibt dem Lande fuͤr all' das Unheil verantwortlich, das daraus hervorgehen wird. In meiner Eigenschaft als Deputirter

protestire ich gegen einen Akt, dessen geringster Fehler die

Gesetzwidrigkeit, ist und enthalte mich jedes Votums, indem ich einen Eid verweigre, der nach meinem Gewissen ein Meineid ist. Haben Sie die Guͤte, mein Herr, mein Schreiben der Kammer mitzutheilen und dasselbe ihrem Sitzungs-Pro⸗ tokolle einzuverleiben. Empfangen Sie u. s. w. (gez.) der Graf E. von Lur-Saluces.“ Die Kammer beschloß dieses Schreiben gar nicht in das Protokoll einzutragen, sondern blos dem Minister des Innern zuzustellen. Der Graf Gatan von Larochefoucauld berichtete hierauf uͤber die Wahl des in Chatellerault (Vienne) zum Deputirten er—

nannten Hrn. Creuzé, dꝛssen Zulassung schon am vorherge⸗

Berlin, Donnerstag den 2ten September

1830.

henden Tage zu einer lebhaften Debatte Anlaß ae eben

indem einige Mitglieder der Kammer n , . keine 1000 Fr. an direkten Steuern zahle, Andere, daß er den Jahresbesitz nicht nachweisen koͤnne. Obgleich der Be⸗ richterstatter abermals erklaͤrte, daß das Bureau die Papiere des Hrn. Creuzé voͤllig in der Ordnung befunden habe und daher einmuͤthig fuͤr dessen Aufnahine stimme, wider⸗ setzten sich diesem doch mehrere Deputirte der linken Seite auf das lebhafteste, namentlich der General De⸗ mar gay, welcher jene Papiere zu sehen verlangte. Die Versammlung nahm indessen auf dieses Begehren keine Ruͤcksicht und entschied sich mit starker Stimmen⸗Mehrheit fuͤr die Zulassung des Herrn Creuzé. Dieser Beschluß er⸗ regte großen Unwillen auf der linken Seite, wo eine beden— tende Anzahl von Deputirten gar nicht mitstimmte. err Bérard rief: „Das ist eine schimpfliche Aufnahme.“ Herr Labbey de Pompieres: „Das heißt, eine Aufnahme durch Ueberrumpelung erzielen.“ Herr Thil: „Das ist ein schlech⸗ ter Streich.“ Ein andrer Berichterstatter (Hr. Lemercier) trug hierauf auf die Annullirung der Wahl des in Castel⸗ naudary (Tarn und Garonne) zum Deputirten ernannten Hrn. von Beauquesne an, da in dem betreffenden Kollegium die Geheimhaltung der Vota nicht hinlaͤnglich beobachtet worden sey. Der Marquis von Escayrac bestritt diese letztere Behauptung; nirgends habe man, meinte er, groͤßere Vorsicht als in Castelnaudary gebraucht, um das Stimm— Geheimniß zu bewahren, so daß die constitutionnellen Waͤh⸗ ler selbst, als ein ungeheurer Carton herbeigeschleppt und auf das Buͤreau gestellt worden, sich hieruͤber lustig gemacht häͤt— ten. Herr Etienne seinerseits stuͤtzte sich darauf, daß Hrn. von Beauquesne nur eine Majoritat von 8 bis 9 Stimmnen zu Theil geworden sey, die er wahrscheinlich nicht erhalten haben wuͤrde, wenn man nicht die mitwählenden Beamten durch Drohungen eingeschuͤchtert gehabt haͤtte. Die Wahl des Herrn Beauquesne wurde auf diese Bemerkung und in Erwaͤgung, daß 97 Waͤhler dagegen protestirt hatten, fuͤr nu il und nichtig erklärt. Jetzt bestieg der Groß sieg elbe wah— rer die Rednerbuͤhne und aäͤußerte sich folgendermaßen: „Wir haben die Ehre, m H., Ihnen hier einen Gesetz⸗ Entwurf vorzulegen, mittelst dessen die Wirkungen einer Maaßregel aufgehoben werden sollen, die schon 14 Jahre lang mit un— serm Staatsrechte im Widerspruche steht, und wodurch eine der Buͤrgschaften, unter deren Bedingung die Monarchie wieder hergestellt wurde, groͤblich verletzt worden ist. Die Verfassungs- Urkunde sicherte die Rechte und die Existenz Aller; als ein Pfand des Friedens und der Einigkeit gebot sie die Vergessenheit der im Laufe der Revolution abgegebe⸗ nen Vota, hob die Confiscationen auf und. verbuͤrgte allen Franzosen ihre natuͤrlichen Richter. Als der Sturm der hundert Tage sich gelegt hatte und die durch die Charte ein— gefuͤhrte politische Ordnung wieder ihren Lauf begann, haͤt—

ten natuͤrlich auch alle jene Garantieen aufs neue ins Le⸗

ben treten und uͤber saͤmmtliche Buͤrger ihren heilsamen Schutz verbreiten sollen. Unglhcklich den, aber er. ge⸗ waltsame Nathschläge uͤber heilige Verpflichtungen den Sieg davon. Ohne der Verordnung vom 24. Jul 1815 zu ge⸗ denken, durfen wir nur an das Gesetz erinnern, dem man vollig unpassend den Namen eines Amn estie⸗Ge— s etzes gab, und das am 12. Januar 1816 publizirt wurde. Die Bestimmungen dieses Gefetzes, dessen Wirkungen sich jetzt noch wieder gut machen lassen, beschraͤnken sich auf die jenigen, die in dem 3Zten und 7ten Artikel enthalten sind: denn der te Artikel spricht eine Verbannung aus, *) die auf andern politischen Gruͤnden beruht, Gruͤnde, deren Ent wickelung hier uͤber fluͤssig seyn wuͤrde. Der Zte Artikel er⸗ maͤchtigte die Regierung, dieselben Personen, die man auf

.

Die Verbannung der Familie Buonapartes.