1666
Einer vom 23sten d. M. datirten und vom Finanz-⸗Mi⸗ nister, Baron Louis, contrasignirten Koͤnigl. Verordnung zu⸗ folge, soll mit dem 1. Oktober d. J. in Huningen (Bezirk Altkirch, Dept. des Ober⸗Rhein) ein Verifieations/Buͤreau errichtet werden, bei welchem die (im Inlande fabrizirten ) Getränke ins Ausland gefuͤhrt werden koͤnnen, ohne die durch den Art. 87 des Gesetzes vom 28. April 1816 und Art. 80 des Gesetzes vom 25. Maͤrz 1817 verordneten Steuern zu entrichten. ö
Nachrichten aus Livorno zufolge hat das Englische Haus Bill und Robertson den Auftrag erhalten, dort fuͤr den ehemaligen Dey von Algier eine bequeme Wohnung, jedoch nur auf 3 Monate, zu miethen. Spaͤterhin will der Dey, wie es heißt, nach Frankreich kommen und sich hier bleibend niederlassen.
Der Globe meldet: „Heute durchzogen abermals zahl⸗ reiche Haufen von Gesellen die Straßen von Paris, beobach⸗ teten aber dabei die groͤßte Ordnung und Ruhe. Der Haupt— trupp bestand aus 3 — 4000 Schlossergesellen, die von Boulevard du Temple aus sich nach den Elysäͤischen Feldern begaben und sich um 7 Uhr Abends in den Straßen Varen⸗ nes und Babylone befanden. Sie wollen naͤmlich statt der bisherigen 12 Stunden nur 11 Stunden arbeiten und ver— langen die Einwilligung der bedeutendsten Schlossermeister. Mehrere der letztern haben bereits ihre Zustimmung gegeben, und wahrscheinlich werden alle uͤbrigen dasselbe thun.“ ;
Mehrere Blatter, und namentlich der Temps, der Mes⸗
sager des Chambres und der Constitutionnel, schrei⸗ ben die unruhigen Bewegungen unter den hiesigen Handwer— kern den Aufreizungen verkappter Jesuiten und anderer Anhaͤn— ger der vorigen . zu. Das zweite der genannten Blaͤtter giebt das a. der Glaubensvaͤter in der Rue Sevres und ein Haus in Gentilly als die Sammelpunkte dieser Par— tei an. . Die (jetzt wieder in Toulon erscheinende) Estaffette d Alger giebt in ihrem Blatte vom 2l sten d. ein Privatschrei—⸗ ben , , e. in welchem es unter Anderm heißt; „Durch die Goelettenbrigg „la Cigogne“ sind uns die neuesten Nach— richten aus Frankreich und mit ihnen jene heillosen Verord⸗ nungen zugekommen. Sie erregten solche Bestuͤrzung und zugleich Aufregung, daß der General en Chef fuͤr gut fand, helf zu erklaren, er mißbillige dies Verfahren des Mini— steriums, woran er keinen Antheil habe. Einige Offiziere haben ihren Abschied genommen, da ihr Eid sie nur zum Dienste eines constitutionnellen Königs verpflichte. — In den Militair-Angelegenheiten herrscht fortdguernd große Verwir⸗ rung; Sauniseligkeit von Seiten der Oberen und Demorali⸗ fation von Seiten der Unteren. — Die Anzahl der Kranken steigt mit großer Schnelligkeit, die Lazareth-Anstalten sind ungenuͤgend, so daß es oft den Kranken selbst an Bouillon fehlt. Auch hat man, de r an offentlichen Gebaͤuden kein Mangel ist, nicht hinlangliche geraͤumige Hospitaͤler einger ich tet, so 6 eine . nzahl Menschen in einem Saal zu⸗ ammengedrängt sind.“' ̃ e, n,. Vorberichte erklaͤren die Redaktoren der Esta f— fette, daß der Haupt⸗Redacteur des Blattes nach Frankreich zuruͤckgekehrt, dagegen aber eine regelmäßige Korrespondenz mit den Mitarbeitern, die saͤmtatlich hohe Stellen in der Ar⸗ mee bekleiden, eingeleitet sey. Da somit die Schwierigkeiten, welche dem Drucker des Blatts in Afrika entgegengestanden, beseitigt waren, werde nun die Zusendung der Nummern un— ausgesetzt erfolgen. Die Sachen in Algier seyen uͤbrigens keinesweges zu Ende; es beduͤrfe aber eines raschen Entschlus— ses; entweder muͤss man Algier kolonisiren, oder man durfe unsere braven Truppen ö langer den Gefahren an jener unwirthsamen Kuͤste aussetzen.
a felbe Blatt ruͤhmt sehr die neuerdings erfolgte Ernennung des General Clausel zum Anfuͤhrer der Expedi— tions- Armee. Es erwahnt, daß schon Napoleon in ihm einen der besten Franzoͤsischen Generale gesehen, und daß der Her⸗ zog von Wellington erklaͤrt habe, im Spanischen Kriege sey der General Clausel von ihm stets als sein furchtbarster Gegner betrachtet worden. — „Es bleibt,“ äußert die Esta— fette weiterhin, „in Algier noch viel zu thun uͤbrig. Der Sol⸗ dat braucht neue Anfuͤhrer, weil er kein Vertrauen zu denen hat, die ihn, nachdem sie ihn durch tausend Gefahren zum Siege geführt haben, in einem traurigen Zustande unversporgt lassen, waͤhrend sie im Schooße des Vergnuͤgens gemächlich
ausruhen. Besser , und besser a ls , die N 1
Armes ihren alten Wuth wieder gewinnen und' sich, bis zur Ankunft der von Toulon abgesendeten Verstaͤrkungen, auf der 3 halten.“ . an en Das Aviso de la Mediterrannée schreibt aus To u— lon vom 21. August: Die Gabarren „Bahyonnaise“, „Vi⸗
gogne“ und „Dordogne“ laden Lebensmittel fuͤr die Afrika— nische Flotte ein und haben Befehl, nach beendigter Ladung sogleich unter Segel zu gehen. In kurzem sollen zwei Li— nienschiffe von hier abgehen, um die National⸗Flagge an der Spanischen und Italiaäͤnischen Kuͤste zu zeigen. Wie man versichert, wird der Contre⸗Admiral Ducrest de Villeneuve diese Expedition befehligen und seine Flagge auf dem „„Ma⸗ rengo“ aufstecken. Der General- Lieutenant Graf Clausel wird heute Abend hier erwartet. Fuͤr die Einschiffung der Reserve⸗Division sind noch keine Anstalten getroffen. Nur eine 300 Mann starke Abtheilung des 3Zten Linien⸗Regiments wird zunaͤchst nach Algier abgehen. — Die Goelette „Daphne“ hat Befehl erhalten, sich zur Abfahrt bereit zu halten; sie erwartet fuͤr morgen wichtige Depeschen, die sie dem Admiral Duperré uͤberbringen soll. Die Fregatte „Jeanne d Arc“, Capitain Lettrè, ist heute von Neapel angekommen, wo sie Hussein-Dey nebst seinem Gefolge an's Land gesetzt hat. Auch die Brigg „d' Assas“ ist, von Navarin kommend, hier eingelaufen. Am 2. August, dem Tage ihrer Abfahrt von Navarin, konnte man dort von den hiesigen Ereignissen noch nichts wissen. Die Korvette „l'Algerienne Nr. 2.“ Capitain. Fournier, ist gestern von Algier, das sie am 10. August ver⸗ lassen hat, auf hiesiger Rhede vor Anker gegangen.“
Dem Semaphore de Marseille zufolge sind be⸗— reits Franzoͤsische Schiffe mit der dreifarbigen Flagge in den Hafen von Genua zuͤgelassen worden, und hat die Sardini⸗ sche Regierung das Einfuͤhren saͤmmtlicher Franzoͤsischen Blaͤtter erlaubt.
In diesen Tagen soll eine Verordnung erscheinen, wo⸗ durch das Pantheon seiner fruͤhern Bestimmung wiedergege⸗— ben wird. Eine Anzahl von Buͤrgern will naͤchsten Sonna—⸗ bend die Buͤsten des General Foy und Manuel's dorthin bringen.
Der General Lamarque macht in den oͤffentlichen Blaͤt⸗ tern bekannt, daß er seit 5 Tagen 400 Fr. fuͤr Brief-Porto⸗ ausgegeben habe und daher kuͤnftig nur frankirte Briefe an— nehmen koͤnne. 363
Das Journal du Commerce meldet, daß die Bank sich entschlossen habe, zur Erleichterung des Liquidirens 50 Millionen gegen Deponirung von Renten darzuleihen.
Dasselbe Blatt will wissen, der See⸗Minister . die Herren Bisette, Fabien und Littais, fruͤhere Bewohner von Martinique, zu sich rufen lassen und ihnen angezeigt, daß in der Kolonial⸗-Verwaltung mehrere Reformen vorge⸗
net der Admiral Dupotet werde zum Gouverneur der West⸗ indischen Besitzungen ernannt werden.
Der in Conflans befindliche Erzbischof von Paris, Graf von Quelen, hat, dem Journal des Dabats zufolge, an den Referendarius der Pairs⸗Kammer geschrieben, daß er zur Eidesleistung als Pair bereit sey.
Die National Garde von Lyon, mit deren Bildung man dort beschaͤftigt ist, wird aus fuͤnf Legionen, jede zu 4000 Mann hestehen. k .
Der Stadt⸗Rath von Lyon hat beschlossen, eine Gluͤck⸗ wunsch⸗Adresse an den Koͤnig zu richten, die von saͤmmlichen Bürgern der Stadt unterzeichnet werden soll; es sind Maaß⸗ regeln zur Erleichterung des Einsammelns der Unterschriften getroffen worden. ·
Der ehemalige Spanische Minister unter der Cortes⸗ kommen. Großbritanien und Irland.
London 27. August. Neuerdings sind noch Lord Cast⸗— lereagh fuͤr Down, Herr M. Fitzgerald fuͤr Kerry, Lord Al— thorp fuͤr Northamptonshire, Sir R. Inglis und Herr East⸗— court fuͤr die Universitaͤt Oxford, Sir G. Murray für Perth, und Lord F. L. Gower fuͤr Sutherland zu Parla⸗— ments⸗Mitgliedern erwählt worden.
lichen Empfange, den General Baudrand hier gefunden hat, wird wohl kein Franzose mehr an dem aufrichtigen Mitge
ster unseres freien Landes die wiedergeborne Regierung von
des Couriers; „Ueber den Gebrauch des Wortes „„Mit— gefuͤhl““ in obiger Bemerkung duͤrfte vielleicht hier, selbst unter den aufrichtigsten Freunden der neuen Ordnung der
schen. ih fen koͤnnen wir doch, und zwar aus der best⸗ möglichen Quelle, dem Publikum die Vetsicherung ertheilen, daß die Franzoͤsische Regierung aus dem Bꝛrichte, den sie in
nommen werden sollen, und daß statt des Baron v. Freyci⸗
Regierung, Evarist San-Miguel, ist gestern hier ange⸗—
Ein hiesiges Morgenblatt aͤußert: „Nach dem freunde
fuͤhl zweifeln, mit welchem der Koͤnig sowohl als die Mini⸗ Frankreich betrachten.“ Hierzu bemerkt das heutige Blatt
Dinge in Frankreich, eine Meinungs-Verschiedenheit herr⸗
diesem Augenblicke bereits vom General Baudrand erhalten.
1869
haben wird, sich uͤberzeugen kann, wie sehr das Britische Kabinett in dieser schwierigen Angelegenheit mit Freimuͤthig⸗ keit und Wohlwollen zu Werke gegangen und daß die Insi—⸗ nuation eines andern vorgeblich gut unterrichteten Jour— nals — daß naͤmlich die Anerkennung Ludwig Philipps blos eine Handlung der Politik sey, welche nichts weniger als auch eine Billigung der Wahl eines Souverains wäre, welche die Franzoͤsische Nation getroffen hat, — ganz aller Grundlage entbehre und auf nichts beruhe, was mit der Mission des General Baudrand in Verbindung stehe. Welches auch immer die Ansicht des Britischen Kabinettes in Bezug auf einige Maaßregeln seyn moͤge, die von der Fran— zoͤsischen Deputirten⸗Kammer unter dem Einflusse der Aufre— gung ausgegangen sind, welches auch immer die Besorgniß gewesen seyn mag, die man uͤber das anscheinend ungebuͤhr— siche Uebergewicht von Meinungen hegte, die der Wohlfahrt Frankreichs bei seinen auswaͤrtigen Angelegenheiten im Wege waͤren, so haben doch die Diener der Britischen Krone sich ganz einmuͤthig in Bezug auf die Erhebung des Herzogs von Orleans auf den Thron von Frankreich ausgesprochen, und zwar wuͤnschen sie alle, daß dieser Monarch in der gehoͤrigen Ausuͤbung seiner Gewalt durch die Vertreter der Franzosi— schen Nation kräftig unterstuͤtzt werden moge. Wir konnten allenfalls den wortlichen Ausdruck, den einige ausgezeichnete und einflußreiche Manner in Bezug auf diesen Gegenstand n haben, hier anfuͤhren, begnuͤgen uns jedoch mit der Bemerkung, daß der Koͤnig der Franzosen und seine Regie— rung großes Vertrauen in die Bereitwilligkeit unseres Kabi— nettes setzen, das ihren Wuͤnschen fast zuvorgekommen ist, indem es das erste war, welches die Erhebung Ludwig Phi— lipps auf den Franzoͤsischen Thron anerkannte.“
Irland hat schon fuͤnf katholische Repraͤsentanten fuͤr das neue Parlament gewählt, Hrn. O Connell fuͤr Water⸗ ford, Hrn. O Gorman Mahon fuͤr Clare, Hrn. Daniel Cal— laghan fuͤr Cork, Hrn. O' Connor Don fuͤr Roscommon, Lord Killeen fuͤr Meath und Hrn. More O'Ferralt fuͤr Kildare. Die folgenden katholischen Kandidaten sind noch auf der Wahl: Hr. W. Krower fuͤr Galway, Hr. Wyse fuͤr Tippe— rary und Hr. Lambert fuͤr Wexford.
Nieder lande.
Aus dem Haag, 27. August. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien ist heute Abend von hier wieder nach dem Loo abgereist.
Aus Batavia wird gemeldet, daß Diepo Negoro am 8. April mit einem Dampfboote aus Samarang dort ange⸗ kommen sey. ;
Bruͤssel, 23. August. Die Unruhen, welche in den letzten Tagen unter der niedern Volksklasse stattgefunden, die, wie ein oͤffentliches Blatt berichtet, von mehreren Unbe— kannten gedungen war, Aufruhr zu erregen, sind durch die Thaäͤtigkeit unserer Behoͤrden als beigelegt anzusehen. Das Journal de la Belgique meldet in seinem heutigen Blatte: „Dank dem Eifer und der Thaͤtigkeit der Buͤrger— Compagnieen, die gleichzeitig zur Aufrechthaltung der Ordnung zusammengetreten, die Ruhe ist in diesem Augenblicke in der ganzen Stadt wieder hergestellt. Wacht-Posten sind fast in allen Straßen vertheilt, und zahlreiche Patrouillen haben waͤhrend der ganzen Nacht, so wie auch heute (den 27ten), am Tage die Straßen durchzogen. Alle Haͤuser waren er⸗ leuchtet, was der polizeilichen Ordnung sehr zu Statten ge— kommen ist. Die Vorsicht, die man gebrauchte, nach und nach alle diejenigen Leute zu entwaffnen, von denen zu be— fuͤrchten stand, daß sie ihre Waffen mißbrauchen moͤchten, hat zur Erhaltnng der Ruhe nicht wenig beigetragen. Während der Nacht (vom 26sten zum Asten) waren die Truppen, die seit gestern auf dem Schloß⸗-Platze aufgestellt und concentrirt waren, von zahlreichen Menschen umgeben. Die Zusammen⸗ Rottirungen haben jedoch groͤßtentheils aufgehoͤrt, und gegen⸗ waͤrtig (am 27ten) sind die Markte bereits wieder wie gewoͤhn⸗ lich belebt. Die Garnison ist des Morgens durch neue mit mehre⸗ ren Artillerie⸗Stuͤcken versehene Truppen verstaͤrkt worden.“
Vom Magistrat der Stadt Bruͤssel ist folgende Proclamation erlassen worden: „Einwohner von Brussel! Ihr seyd es nicht, denen die Ausschweifuüngen zuzuschreiben sind, die seit gestern Abend Unruhe in dieser Stadt verbrei⸗
tet haben. — Sie koͤnnen nur das Werk hergelaufener Leute
seyn, die Eurer schoͤnen Stadt, vielleicht auch dem ganzen Belgien, fremd sind, oder mindestens nicht verdienen, diesem Lande anzugehören. Was Euch, Ihr Bruͤsseler Handwerker, betrifft, die Ihr uͤberall durch Eure ruhige Lebensweise und durch Eure Arbeitsamkeit bekannt seyd, Ihr seyd aufgeklaͤrt genug, um zu wissen, daß, wenn Ihr oͤffentliche Gebaͤude in Brand steckt oder niederreißt, Ihr dadurch bei allen friedli—
chen Privatleuten und besonders unter den Handeltreibenden und Fabrikanten eine Unruhe erweckt, die dem Gewerbfleiße und mithin auch Eurem Privat⸗Interesse schaͤdlich seyn muͤs⸗ sen, indem dadurch die zahlreichen Fremden, die Euch Brod und Arbeit geben, aus Euren Mauern entfernt werden. Eine aus unsern Mitbuͤrgern gebildete zahlreiche Garde, deren Chefs berechtigt sind, das öffentliche Bertrauen zu genießen, wacht uber Eure Sicherheit. Verlaßt Euch auf sie; stellt Eure Waffen bei Seite und kehrt in Eure Werkstaͤtten zuruͤck. Ueberlaßt der angelegentlichen Aufmerksamkeit Eurer Behoͤr— den die Sorge fuͤr Eure Wohlfahrt. Bruͤssel, 27. Aug. 1830.“ Außerdem ist folgeude Proclamation in allen Sradt⸗ Vierteln laut verlesen worden; „Der Buͤrgermeister und die Schoppen an ihre Mitbürger. Unruhen stoͤren unsre schoͤne Stadt; welches auch die Ursache derselben seyn mag, sie muͤssen aufhoͤren. Um zu diesem von der ganzen Bevoͤlkerung gewuͤnschten Zwecke zu gelangen, haben wir fol— gende Maaßregeln beschlossen: Die Truppen sind ersucht wor— den, sich in die Kasernen zuruͤckzubegeben; bereits haben sie aufgehoͤrt, in einen beklagenswerthen Kampf sich einzumischen. Die Mahlsteuer (die bekanntlich fruͤher von der Regierung aufgegeben und sodann von den Stadt-⸗Behoͤrden als staͤdti⸗ sche Abgabe eingefuͤhrt worden) ist vom heutigen Tage an abgeschafft, und soll keine Abgabe ahnlicher Art, unter wel—⸗ cher Benennung es auch sey, an ihre Stelle treten. Hat Jemand noch einen gesetzmaͤßigen Anspruch zu machen, so mag er ihn bei uns einreichen; wir werden unsere Bemuͤ— hungen mit denen der guten Buͤrger verbinden, um ihnen einen vollstaͤndigen Erfolg zu sichern. Diese Maaßregeln werden jedoch wirkungslos seyn, wenn die Ruhe nicht wieder hergestellt wird, da nur diese zu gluͤcklichen Resultaten fuͤhren kann. Unordnung und Blutvergießen, wodurch ganze Fami— lien in Trauer versetzt werden, konnen nichts als Ungluͤck bewirken. Mitbuͤrger, vernehmt die Stimme Eurer Behoͤrden, die uͤber das Gemeinwohl wachen. Eure Mitwirkung ist ih⸗ nen jedoch unentbehrlich. Jeder vertheidige seinen Heerd; in allen Stadtvierteln sollen sich provisorische Wachen orga— nisiren, und durch freiwillige Erleuchtungen des Nachts suche Jeder zur Erhaltung der Ordnung beizutragen. Was uns anlangt, so werden wir im Mittelpunkt bleiben und diesen uns von der Pflicht anvertrauten Posten nicht eher verlassen, als bis die so allgemein gewuͤnschte Ruhe wieder hergestellt wird. Den Buͤrgern ist provisorisch die Bewachung sowohl des offentlichen als des Privat⸗Eigenthums anvertraut wor⸗ den; die Behoͤrden wenden sich an die Ehre und Vaterlands⸗ liebe derselben, denen sie volles Vertrauen schenken. Gegeben in der Sitzung des Kollegiums im Rathhause den 26. Aug. 1830. L. Delvaur de Saive. : . P. Cuylen, Secretair.“
Durch eine dritte Proclamation werden alle Handeltrei⸗ benden, Fabrikanten und Handwerks-Meister aufgefordert, ihre Leute wieder zu beschaͤftigen und sie wo moͤglich zu be⸗ wegen, sich der Buͤrgergarde, in ihren Bemuͤhungen zur Auf⸗ rechthaltung der Ordnung anzuschließen. Denjenigen Beduͤrf⸗ tigen, die sich zu Hause halten, wird versprochen, daß ih— nen durch die Hauptleute der Buͤrgergarde und die Armen⸗ Vorsteher Anweisungen auf Brod in das Haus geschickt wer— den sollen. Endlich wird durch mehrere Verordnungen be⸗ kannt gemacht, daß der Baron Emanuel von Hooghvorst auf die an ihn ergangene Einladung, den Oberbefehl uͤber die Buͤrgergarde uͤbernommen habe, und daß die Listen dersel⸗ ben, zur Aufnahme der Buͤrger, an verschiedenen Orten be⸗ reit liegen.
Ueber die in der Nacht vom 2östen zum 2bsten, so wie am vorgestrigen Tage, vorgefallenen Unordnungen erfahrt man noch Folgendes: „Die ersten tumultuarischen Auftritte beging ein vor dem Schauspielhause versammelter Poͤbelhaufe, als die Zuschauer eben das Theater, wo die Oper: „Die Stumme von Portici“ gegeben wurde, verließen. Zum Thea⸗ ter selbst waren bereits einige Billets von unbekannten Un⸗ ruhestiftern verschenkt worden. Vom Theater verfuͤgte man Ch nach der Druckerei und der Buchhandlung des Libry
agnano, wo die groͤßten Aus schweifungen begangen wur— den. Ein Polizei⸗Commissair, Namens Wageneer, ein all⸗ gemein geachteter Mann, der durch guͤtliches Zureden den Haufen zur Vernunft an gn wollte, wurde durch ein ihm an den Kepf n n. tuͤck Holz gefährlich verwundet. Bis zu dem Augenblicke, da das Hotel des Ministers van Maanen in Flammen stand, hatte sich die bewaffnete Macht ziemlich passiv verhalten; erst jetzt fing sie an, sich zu con— centriren und, von den Umstaͤnden gedrängt, scharf zu schie⸗ ßen, wodurch, wie es heißt, mehrere Menschen getoͤdtet wor—⸗
den e, Auf dem großen Sablon wurde auch das Haus
des Generals Vauthier gestuͤrmt. An den Stadtthoren zer—