1830 / 245 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1870

storte man mehrere Einnehmer⸗Buͤreaus; Pluͤnderungen und Diebstahle wurden unter allerlei Borwaͤnden begangen. Vor⸗ gestern Nachmittags wurde das Haus des Polizei Direktors nochmals erstüͤrmt und das Mobiliar desselben mitten auf dem Platze verbrannt. Das Feuer brachte die benachbarten Haäͤuser in Gefahr, doch wurde es gluͤcklicherweise durch Ver⸗ mittelung der Buͤrger-Garde noch zeitig genug gedaͤmpft. Andere Ausschweifungen sind in mehreren in der Naͤhe von Bruͤssel belegenen Fabrikgebaͤuden begangen worden.“

= Das Gouvernement der Provinz Luͤttich hat folgende Proclamation erlassen;

„Der Staatsrath, Gouverneur der Povinz, an die Einwohner von Luͤttich.

Die wichtigen Ereignifse, welche zu Bruͤssel statt gefun⸗ den, machen es uns zur Pflicht, außerordentliche Maaßregeln zu ergreifen, um die gesetzliche Ordnung und dit oͤffentliche Ruhe zu erhalten. Wir verordnen das Zusammentreten der Rommunal⸗-Garde, welche sich unmittelbar versammeln soll, um zugleich mit dem Militair die vorzuͤglichsten Plaͤtze zu bewachen. Der Luͤtticher Magistrat wird sich mit der Be—⸗

gruͤndung einer Buͤrgerwache beschaͤftigen, welche zugleich mit

der Komunal-Garde und dem Militair fuͤr die Erhaltung der offentlichen Ordnung sorgen soll. Es wird eine oͤffentliche Sicherheits- Kommission eingesetzt werden, welche aus acht— baren Buͤrgern bestehen und mit den andern Obrigkeiten fuͤr die Erhaltung des oͤffentlichen Friedens sorgen soll. Wir ermahnen die Buͤrger zur Achtung der Gesetze und der Obrig⸗ keiten; dies ist fuͤr Alle von der hoͤchsten Wichtigkeit. Luͤttich, den 27. August 1830. Sandberg.“

, ,

Berlin, 2. Sept. Aus Duͤsseldorf vom 268. August wird gemeldet: Ein freudenreicher Tag fuͤr unsere Stadt war der gestrige, an welchem uns die Anwesenheit Sr. Koͤnigl.

oheit des Prinzen Wilhelm von Preußen begluͤckte; der 35 uͤber den Besuch des allverehrten Königssohns sprach sich in allen Staͤnden auf das herrlichste aus. Bei der gro⸗ ßen Cour erschien eine Deputation der Ritterschaft der Pro⸗ vinz, an ihrer Spitze den Standesherrn und Fuͤrsten zu Salm⸗Dyck; ferner waren anwesend die Glieder der Koͤnigl. Negierung, des Koͤnigl. Landgerichts, der Landrath, der Ober⸗ Buͤrgermeister mit seinen Beigeordneten und dem Stadtra⸗ the, der Handels⸗-Vorstand, die Geistlichkeit beider Konfessio⸗ nen, der Direktor der Kunst-A Akademie, Herr Schadow, so wie eine Deputation der Stadt Elberfeld. Se. Koͤnigl. Ho⸗ heit geruhete, sich gegen alle Anwesende in der huldvollsten Weise zu außern. Nach beendigter Cour besuchte Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit die hiesige Kunst-Akademie und erfreute diese durch Königl. Huld entstandene und trefflich aufbluͤhende, unserer Stadt zur Zierde gereichende Anstalt durch die gnaͤ⸗ dige Anerkennung ihres ruͤhmlichen Emporstrebens. Ge⸗ gen vier Uhr war große Tafel im Prinilichen Pa⸗ ken , zu welcher viele von den zur Cour erschiene⸗ nen Personen eingeladen worden waren. Mit Anbruch der Nacht war die ganze Stadt eben so geschmackvoll als reich erleuchtet. Besonders imposant erschien der Anblick des großen Fackelzuges, den die Buͤrgerschaft zu Ehren des hohen Gastes, durch bie herrliche Witterung beguͤnstigt, so trefflich ausfuͤhrte, daß die Alleen des Hofgartens, unter den rau— uden Tonen der Festmusik, einem Feuermeere glichen. Im Hofe der fuͤrstlichen Wohnung brachten die Tausenden der verfammelten Buͤrger dem hoch verehrten Koͤnigssohne ein dreimaliges Hurrah; hieran schlossen sich musikalische Vor⸗ traͤge des hiesigen Singvereins, und den Schluß machte das belebte Volkslied: „Heil dir im Siegerkranz ꝛc“, das von der zahllosen Menge angestimmt, die hohe Begeisterung beur⸗ kundete, die bei der heutigen freudenreichen Veranlassung alle Burger im tiefsten Grunde des Gemuͤths beseelte. Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit fuhr späͤter in einem offenen Wagen durch mehrer Straßen der Stadt, und empfing mit sichtbarem

eute um Mittag haben Se. Koͤnigl. Hoheit die hiesige tadt wieder verlassen, und sind nach Köln gereist.

Am 28. August de, n,. ist Se. K. H. der Prinz Wilhelm im besten Wohlseyn in Koln eingetroffen.

Königliche Schau spiele.

Freitag, 3. September. Im Schauspielhause; Van Dyck's Landleben, malerisches Schauspiel in 5 Abtheilungen, nebst einem Vorspiel in 1 Akt, von F. Kind. .

Sonnabend, 4. September. Im Schauspielhause: Erster Satz eines Violin-Konzerts, von Viotti, vorgetragen von Herrn F. Leo Herz. Hierauf: Der dreißigste Geburtstag, Lustspiel in 1 Akt. Dann: Variationen fuͤr Violine, von Be⸗ riot, vorgetragen von Herrn Leo Herz. Und: Karl XII. auf seiner Heimkehr, militairisches Lustspiel in 4 Abtheilungen,

vom Dr. C. Toͤpfer.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 3. September. Arsena, die Maͤnnerfeindin,

komisches Feen⸗-Singspiel in 2 Akten. Vorher: Das Stand— recht, Schauspiel in 1 Akt.

Sonnabend, 4. September. Zum erstenmale: Der Fluͤcht⸗

ling, Drama in 1 Akt, von F. L. Winzer. Hierauf: Sta⸗

berl als Freischuͤtz, Parodie in 3 Akten.

an

Berliner Bör s e.

Den 2. September 1830. Amtl. Fonds- und Geld-Cours Zettel. (Prersss. Cour.) I, rie. Ge(d I, rie, Geld. St. Schuld- Sch. 963 968 1Ostpr. bPfandbrf. 169 99 Pr. Engl. Anl. i8 5 100 bomm. Pfandbrf. 4 Ho55 Pr. Engl. Anl. 22 Kur- u. Neum. do. 106

Pr. Engl. Ohl 30 Schlesische do. 107

kKurm b. m. l. C. hom. Pfandbrł. Neum. Int Sch. d. Rkst. C. d K-u. X. Berl. Stadt - Ob. I- Sch. d. K- u N. 14

Königsbg. do. Elbinger do. Iloll. volvo. Duc. Neue dito

Danz. do. in Th. ** Westpr. Pfah. Friedrichsd' or. 12 Discwonto ... 535

Grolsliz. Pos. do. Preuss. Cour. Wechsel- Cours.

11111

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Rae, 23!

Amsterdam . . J. Kurz

dito . z 2 Mt.

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2 Mt. 3 Mt.

Dar WV Mt.

Wien in 20 Nr... . . 150 FI. 2 Mt.

Augshurę 150 EI. 2 Mt.

Breslau 2. Mt. Leipzig Vs Frankfurt a. M. W] ö 2 Mt. Petersburg BI! 3 Woch.

Warschau 5 ! Kurꝝ

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 238. August. Niederländische wickl. Schuld 54. Kanzbill. 26. Oesterr. proc. Metal. 94. Russ. Anl. Hamb. Cert. 962.

Hamburg, 31. August. Oesterr. Sproc. Netals. pr. uli, 95 6. 4hroc. desgl. 0 (Brieh. Bank- Actien pr ult. 1253. Russ. Engl. Anl. 106. Russ. Anl. Hamhb. Cert. 97. Poln. 1153. Dän. 67. .

St. Peters burg. 24. August. ͤ Hamburg 3 Mon. 953. Silber- Rubel 30 Kop. 6proc. Inse. in Bank- Ass. 151.

Wijen, 28. August. 5proc. Metall. 97ũ. 4proc. 905. Part. - Obl. 125. Bank · Aet- 12493

7 24

Wohlwollen die jubelnden Huldigungen der wogenden Menge.

. Neue ste Böorsfen⸗-Rachrichten. —⸗— Paris, 27. Aug. 5proc. Rente per compt. 101 Fr. 5 C. proc. fin cour. 101 Fr. 25 C. Zproc. per com t.

72 Fr. 55 C. proc. fin Cour. 72 Fr. 65 C. 5proc. Neap. Falc. per compt. 70 Fr. 75 C.

proc. Span. Rente perp. 443. 5proc. Cortes⸗Bons 193.

5proc. fin cour. 71 Fr.

ran kfurt a. M., 30. August. Oesterr. 5proc. Metall. . 953. proc. 893. 893. 2zproc. 54. proc. 23. B.

Bank -Aectien 1486. 14681. Part. Obl. 1333. Loose zu 100 Fi. 170 B.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Poln. Loose 573. 5. Redacteur John. Mitredaeteur Cottel.

tag, von 105 12 Uhr.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 245.

Amtliche Nachrichten.

n , 9 e g Anordnung

des Unterrichts, welcher in der Königl. Bau-Aka—

demie vom 1. Oktober 1830 bis Ende Februar 1831 . , ertheilt wird.

1) Arithmetik, Algebra und Elementargeometrie, Herr

Prof. Dr. Ohm, Montag, Dienstag, Donnerstag und Frei—

2) Analysis und hoͤhere Geometrie, Herr Geh. Hofrath Dr. Gruͤson, Dienstag und Donnerstag von * i kin und Sonnabend von 2 4 Uhr. 32 Statik und Hydrostatik, tag, Mittwoch und Freitag, von 1057 12 Uhr. 4) Maschinenlehre, Derselbe, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, von 10 12 Uhr. 5) Stadtbaukunst, Hr. Prof. Rabe, Montag, Mitt— * ö 8 10 Uhr. ßaschinenbau, Hr. Ober-Muͤhlen- und Bau⸗Inspek tor Schwahn, Dienstag und Donnerstag, von 344 lte Ta. Studien uͤber die Monumente der Baukunst, Hr. Architekt Stier, Montag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr. b. Architektonische Entwuͤrfe, Derselbe, Frei— tag 395 . P , xper.ĩPhysik, Chemie und Mineralogie, Herr Pro fessor Accu m, Montag und Mittwoch von . . 3 2 ö Herr Professor Dr. Berg—⸗ haus und Herr Bau-Inspektor Julius i ö 6 . 3 J Mittwoch und reie Handzeichnung und Bauverzierungen, Herr Profeffor sel, Dienstag und Freitag 9. 2 ö. unh 11) Architektonisches e n Herr Professor Mei— necke und Herr Bau-Inspektor Schramm, Montag und Donnerstag, von ? 4 Uhr. . Berlin, den 28. August 1830. Eytel wein.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Deputirten⸗ Kammer. In der Sitzung vom 26. Au gu st eroͤffnete Herr Karl Dupin die De r enen uͤber den Gesetz-Entwurf wegen eines Kredits von 5 Millionen zu verschiedenen offentlichen Bauten und sonstigen Beduͤrfnissen. Er meinte, die Kammer muͤsse nicht nur diesen Fonds bewil— ligen, sondern sich zugleich mit den Mitteln beschaͤftigen, wie derselbe auf die angemessenste Weise verwendet werden konne; da die Haͤlfte jener Summe zu Bauten bestimmt sey, so ver⸗ lange er, daß man hierbei vorzugsweise die in Paris an saͤßi⸗ gen Familien⸗Vaͤter und Arbeiter beschaͤftige. Dieser Antra erregte großes Murren. Von den 17 Millionen, die no nicht speciell angewiesen sind, wollte Hr. Dupin eine Sumue

von 300,000 Fr. denjenigen Buchhandlungen zufließen lassen,

die bis zum 4. Januar die Buchdruckereien am meisten be⸗ schaͤftigen wuͤrden. Er glaubte, daß wenn man eine solche Praͤmien-Vertheilung auch auf die uͤbrigen mehr oder minder leidenden Gewerbzweige erstreckte, man mittelst 5 Millionen mindestens fuͤr 590 Millionen an Auftragen bewirken wuͤrde. Anstatt den Erfindern von Maschinen zur Ersparung der , e Preise zuzuerkennen, verlangte er, daß man künftig diejenigen belohne, die neue Mittel ersaͤnnen, die brod—⸗

Berlin, Sonnabend den 4dten September

Herr Dr. Dietlein, Mon—⸗

1830.

losen Arbeiter zu beschäftigen, und daß man zu diesem Be—

hufe 3 Praͤmien von resp. 160,000 Fr., 56, 000Fr. und 25 F

aussetze. Als eine Erleichterung fuͤr den ö. , Buͤrger schlug Herr Dupin auch noch vor, die Thorgefaͤlle von dem Weine in verschiedene Klassen zu theilen, damit der Aermere fuͤr die Flasche Wein, die ihm 6 bis 8 Sous koste hinfuͤhro nicht mehr dieselbe Abgabe zu entrichten brauche, die der Reichere fuͤr die Flasche von 5 Franken zahle. An Schlusse seines Vortrages sprach der Redner eine Ansicht aus, die den lebhaftesten Unwillen erregte: er meinte naͤm— lich, daß die Regierung wohl thun wuͤrde, wenn sie die in Paris befindlichen unbeschaͤftigten Arbeiter in die Provinzen schickte. Als man ihm bemerklich machte, daß dies eine of⸗ fenbare Verletzung der persoͤnlichen Freiheit seyn wuͤrde, er— wiederte er, man habe ihn falsch verstanden, er verwerfe mehr als irgend ein Andrer jede gewaltthäͤtige Maaßregel und wuͤnsche nur „daß man die uͤberfluͤssigen Arbeiter auf dem Wege der Guͤte dahin vermoͤge, daß sie die Hauptstadt verlassen; es scheine ihm voͤllig angemessen, die zu bewilligen⸗

baares Geld hat?““ In der That, meine

den Unterstuͤtzungen vorzugsweise unter die in Paris ansässi— en und verheiratheten Arbeiter zu . , . autesten Zeichen der Mißbilligung verließ Hr. Dupin die Redner⸗ buͤhne. Die Herren Petou und Mesta dier wollten von einem Unterschiede zwischen den Pariser Arbeitern und denen aus der Provinz durchaus nichts wissen, da die Einen wie die Indern an den Ereignissen des 27. bis 29. Juli gleichen Antheil genommen hatten, Hr. Mestadier fuͤgte noch hinzu, er halte es fuͤr seine Pflicht, sich gegen den von Hrn. Karl Dupin gemachten Antrag zu erheben, daß man die in Paris nicht ansaͤßigen Arbeiter aus der Hauptstadt entferne; er selbst ( Mestadier) sey Abgeordneter eines Departements (des Departements der Creuse] das jaͤhrlich zwischen 20,000 und 24,000 Arbeiter nach Paris schicke. Diese seyen so gut Franzosen, wie die Pariser; der einzige Unterschied bestehe darin, daß sie äͤtmer waͤren als diese; keine Macht in der Welt koͤnne sie zwingen, die Hauptstadt zu verlassen. Die Berathung wurde hierauf ge— 8 und 9 e en 1 selbst mit 218 gegen 2 immen in der urspruͤnglichen Ab . ae gie pruͤnglichen A fassung angenommen. „Art. 1. Dem Minister des Innern wird auf da Etats⸗-Jahr 1830 ein außerordentlicher Kredit von olg lionen Fr. eroͤffnet, den derselbe zu öoͤffentlichen Bauten und andern dringend erforderlichen Beduͤrfnissen verwen⸗ den 3 „Art. 2. Ueber die Verwendung dieses Kredits soll spaͤterhin in den gesetzlichen und ö Formen , abgelegt werden.“ SHiernaͤchst begannen die Berathungen uͤber den Gesetz⸗ Entwurf, wonach die Einregistrirungs⸗Gebuͤhren bei der Eroͤffnung von Dar⸗ lehen gegen Verpfaͤndung von Waaren auf 2 Fr. festgesetzt wer⸗ den sollen. Der Graf Gastan von Larochefoncauld aͤu, ßerte sich uͤber diesen Gegenstand folgendermaßen: „Es ist der Minister eines weisen, haushaͤlterischen und volksthuͤm⸗ lichen Königs wuͤrdig, auf Mittel bedacht zu seyn, die Lage der Steuerpflichtigen zu erleichtern, ohne dem Staats dienste selbst zu schaden. Dies ist der Zweck des Ihnen vorgelegten Gesetzes; es soll dadurch dem Handelsstande möglich gemacht werden, einen Theil seiner Valuten umzusetzen und dem Ver⸗ kehre eine groͤßere Regsamkeit zu geben. Durch dieses Ge— setz wird eine Abgabe herabgesetzt, die in gewohnlichen Zeiten schon das Consigniren' von Waaren erschwerte; gleichwohl duͤrfte unter den gegenwaͤrtigen außerordentlichen Umstaäͤnden der beabsichtigte Zweck dadurch nicht erreicht werden. „„An wen““, so fragen die Kaufleute, „„sollen denn die Waaren consignirt werden, wenn der eigentliche ,, kein erren, ruͤhrt die gegenwartige bedraͤngte Lage der handeltreibenden Klasse ein—

zig und allein von dem Mangel an baarem Gelde her. Will