1874
tismus und der sogenannten Vaͤter des e lg, Joseph soll durch auf der Polizei⸗Präͤfektur geschehene Aussagen erwie⸗ sen feyn; die Behoͤrden halten sie aber noch geheim, um die⸗ sen Umtrieben desto besser nachspuͤren zu koͤnnen. Ihre Ab— sichten und Grundsaͤtze haben sich durch offenkundige Hand⸗ lungen genug enthuͤllt. Die Buͤrger⸗Klasse, welche der letzten Revolution den meisten Beifall geschenkt hat, moͤchte der Je⸗ fuitismus jetzt gern strafen und will sich dazu des Volkes felbst bedienen, indem er zur Vernichtung der Maschinen und zum Pluͤndern der Werkstaͤtten anreizt. Er hatte dabei den zweifachen schlechten Zweck: 1) den Gewerbfleiß zu zer stöͤren und 2) die Handwerker durch Arbeitslosigkeit ins Elend zu stuͤrzen und sie dadurch zu Ausschweifungen der Verzweiflung zu bewegen. Ueber ihre wahren Interessen aufgeklaͤrt, wer⸗ den die wackeren Pariser Handwerker künftig eben so abge— schmackten als verbrecherischen Einfluͤsterungen ihr Ohr ver— chließen.“ ö Bie Quotidienne aͤußert sich dagegen folgendermaßen: „Wenn man Wind ausgesaͤet hat, so sollte man sich nicht wundern, daß man Sturm dafuͤr einerntet. Vorzuͤglich sollte man nicht Andern die Folgen beimessen, die man sich selbst zuge— zogen hat. Alle Abende rotten die Arbeiter sich zusammen und verlangen, daß man die Auslaͤnder vertreibe, daß man ihre Arbeitszeit um eine Stunde verkuͤrze, und was dergl. mehr ist. Jetzt verbreitet man absichtlich, daß die Anstifter
iese ewegungen verkappte Geistliche und Gardes-du⸗Corps : . k— 1 3 ) fer en. Akademie, der Requeten-⸗Meister Haubersaert
waren, als ob die Sache sich nicht durch die Aufregung der Gemuͤther und durch das Stocken des Handels von selbst erklaͤrte, Aber man will mit Gewalt Suͤndenbocke haben, und die Royalisten bieten dazu eine so schoͤne Gelegenheit
dar. Man erlasse nur das Kriegsgesetz, und gleich wird
es wieder heißen, daß sie es gewesen, die dasselbe veranlaßt aben. . wie ihm wolle, so scheint die Regierung sich jetzt ernstlich damit zu beschaͤftigen, jenen Zusammenrot—⸗ tungen ein Ende zu machen.“ .
Der Gazette de France geben die in diesen letzten Tagen hier statt gefundenen Zusammenrottungen der Arbeiter zu folgenden Betrachtungen Anlaß; „Die Pariser Na— rional?Garde hat bei dieser Gelegenheit einen Beweis ihres ruͤhmlichen Eifers fuͤr die Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ruhe gegeben. Einige Zeichen der Gaͤhrung und Unzufriedenheit hatten sich in den volkreichsten Stadt⸗Vierteln geaͤußert und unter ben Wohlgesinnten Besorgnisse erregt. Auf den ersten Ruf traten 66,500 Buͤrger unter die Waffen, um die Ordnung zu handhaben und das Eigenthum zu beschuͤtzen. Dieses Corps hot in der That einen imposanten Anblick dar. Warum giebt aber eine so treffliche Stimmung zu so abgeschmackten Vor⸗ aussetzungen Anlaß. Auf die grundlosesten Geruͤchte hin, scheut man sich nicht, Maͤnner, deren heiliges Amt jede Ver⸗ theidigung verbietet, dem Volks hasse zu bezeichnen; nicht ge⸗ nug, daß man sie auf alle Weise beschimpft, will man sie auch uoch allein fuͤr die von einer Revolution unzertrennli⸗ chen Unordnungen, deren Zeugen wir gewesen sind, verant— wortlich machen. Die Regierung muß sich ihrer annehmen und sie gegen dergleichen Verlaͤumdungen schuͤtzen. Der Po⸗ lizei⸗Praͤfekt, der den ganzen Umfang seiner Pflichten zu kennen scheint, wird dieselben erst vollstaͤndig erfuͤllt haben, wenn er dem Anheften jener Anschlagzettel, womit unaufhoͤr⸗
lich die Mauern aller Gebaͤude bedeckt sind, ein Ende ge⸗
t hat.“ . , Globe sagt uͤber denselben Gegenstand: „Die seit
inigen Tagen statt findenden Zusammenrottungen der Arbei— e. ö. . unf eee, zu einem foͤrmlichen Ver⸗ bote derselben veranlaßt. Wir koͤnnen dies nur loben. In den Departements haben jene Aufzuͤge einen uͤbeln Eindruck hervorgebracht. Wird derselbe nicht verwischt, so muͤssen die Handels⸗Verbindungen darunter leiden. Moͤglich, daß die arbeitenden Klassen Ursache zu Beschwerden haben. Ist es aber wohl ein geeignetes Mittel, eine Reform zu bewirken, wenn man die Straßen mit einer dreifarbigen Fahne durch⸗ zieht und die Einwohner beunruhigt? Die Arbeiter sollten sich uͤber den Gegenstand ihrer Klagen verstaͤndigen, sie zu Papier bringen und der kompetenten Behoͤrde durch eine Kommisston überreichen lassen. Zur Wahl dieser Kommission brauchen sie sich nicht auf offener Straße zu versammeln; ein
jeder von ihnen mag in der Werkstatt selbst, wo er beschaͤf⸗
tigt ist, denjenigen seiner Kameraden, der ihm dazu am ge— eignetsten scheint, ausersehen und ihn beauftragen, mit den Kommissarien aus den uͤbrigen Werkstaͤtten von derselben Professton zusammenzutreten. Den gefaßten Beschluß duͤr— fen sie alsdann nur an die Minister oder an die Kammern
elangen lassen, die es sich gewiß zur Pflicht machen werden, . alle die Erleichterungen zu bewilligen, welche die Rechte der aͤbrigen Klassen der Gesellschaft nicht verletzen. Noͤthi—
genfalls steht ihren Reclamationen auch noch die Presse offen, die es sich eben so angelegen seyn lassen wird, ihre gerechten Forderungen zu verkuͤndigen.“ ͤ
Der Moniteur bemerkt: „Es scheint gewiß zu seyn, daß die Herren von Laval-⸗Montmorench, la Tour-du-Pin, Saint⸗Piiest, Blacas, Gabriae, La Moussaye und Vitrolles aufgehört haben, Botschafter und bezugsweise Gesandten in London, Turin, Madrid, Neapel, der Schweiz, Haag und Florenz zu seyn.“
Dem Messager des Chambres zufolge, sind die Ex— Minister Grafen Peyronnet, Guernon de Ranville und Chan— telauze, von der Rational-Garde von Tours eskortirt, heute fruͤh in Vincennes angekommen. ᷣ J
Folgendes sind die Namen der jetzigen Staatsraͤthe im ordentlichen Dienste: Allent, Deg erando, Maillard, Freville, d'Argont, Brevannes, Cuvier, Béranger, Tarbé, Hely d' Oys— sel, v. Salvandy, v. Cambon, Keratry, Thiers, Baude, Jac— queminot, Tanneguy⸗Duchatel, Renouard, Lechas und Ferry⸗ Pisany. . . Minister des Innern hat eine Kommission ernannt, die den gegenwartigen Zustand der Theater sowohl in legis— lativer als in literärischer und finanzieller Beziehung unter— suchen und ihm demnaͤchst die von ihr fuͤr nuͤtzlich und an— gemessen erachteten Maaßregeln vorschlagen soll. Mitglieder dieser Kommission sind: Herr Etienne als Praͤsident, die erren Jars, Deputirter, Casimir Delavigne, Mitglied der
und die Advokaten Dupin der Juͤngere, Vitet und Blanc. Secretair der Kommission ist Herr Moreau, einer der Redac— teure des Courrier frangais. .
Einer Bekanntmachung des Generalstabes der ersten Mi— litair-⸗Division zufolge, haben alle Offiziere, die zu dem mili⸗ tairischen Hausstande und zu der Garde des Koͤnigs Karls X. gehoͤrt haben, Paris sogleich zu verlassen, wenn ihnen nicht befondere Erlaubniß zum Aufenthalte in der Residenz ertheilt worden ist.
Dem Moniteur zufolge hat der Graf von Bourmont unterm 17. Sv. M. von der Kassaubah Folgendes an den Kriegs-Minister geschrieben: „Die Land, und Seemacht hat heute die dreifarbige Flagge aufgepflanzt. Die Truppen haben die weiße Kokarde abgelegt und werden die neuen Farben annehmen, sobald alle Corps es zugleich werden thun koͤnnen.
Der im Departement der Rhone-Muͤndungen komman— dirende General-Lieutenant, Baron Delort, hat unterm 21sten eine Proclamation in Mar seille erlassen, in der er folgende Anordnungen trifft; „Die dreifarbige Fahne soll heute auf allen öffentlichen Gebaäͤuden und vor den Haͤusern der Notare wehen. Alle oͤffentlichen Beamten sind gehalten, die dreifarbige Kokarde zu tragen, um dem Staate eine Buͤrg— schaft ihres Beitritts zu der neuen Ordnung der Dinge zu geben. Die Polizei und die Gendarmerie werden so wachsam seyn, daß kein Strafbarer der Rache der Gesetze wird ent— gehen konnen. Die guten Buͤrger moͤgen sich beruhigen, die Ruhe und Ordnung in dieser Stadt sollen nicht gestoͤrt wer⸗ den; die . . r. 6 auch seyn moͤgen, werden nicht ungestraft Verbrechen begehen. .
* 69 General Janin in Bordeaux hat den 23sten d. M. durch den Telegraphen die Nachricht erhalten, daß die Fran— zoͤstschen Schiffe mit dreifarbiger Flagge nunmehr in den Spanischen Haͤfen zugelassen werden.
Vorgestern hielt die Franzoͤsische Akademie, unter dem Vorsitze ihres Direktors, des Herrn Par seval⸗Grandmaison, eine oͤffentliche Sitzung. Nach einem Vortrage des Direktors üͤber bie Tugendpreise, wurden die Monthyonschen Preise vertheilt und die neuen Preisfragen fuͤr das naͤchste Jahr und fuͤr 1832 bekannt gemacht. Zum Beschlusse las der immer⸗ währende Secretgir der Akademie ein Gedicht uͤber die Kind⸗ heit Ludwigs XII. und einige Zuͤge aus seinem Leben, und Herr Lemereier eine Ode, der Nationgl-Triumph betitelt, vor,
Der Contre⸗Admiral Dupotet ist statt des Contre⸗Admirals Baron von Freycinet zum Gouverneur von Martinique ernannt.
Der König hat neuerdings fuͤr die Familien der in den drei Revolutionstagen Gefallenen und Verwundeten die Summe von 100,000 Fr. ausgesetzt.
Die Summe saͤmmtlicher aus England und andern Län⸗ dern bei Herrn Laffitte eingegangenen Beitraͤge fuͤr die Ver, wundeten und die Familien der Gefallenen belaͤuft sich auf 6/509 Fr. . .
Herr Jacotot, der bekannte Erfinder einer eigenen, nach ihm benannten Lehrmethode, ist von Loͤwen hier angekommen und hat sich in einem Schreiben an den General Lafayette erboten, die National-Garden zu unterrichten.
Beilage
*
werden.“
„Britannia“.
Es wird zwar versichert, daß der
ausbleiben werden, ehe auch nur entfernt von einer Einmi—
1875 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung M 245.
Großbritanien und Irland.
London, 28. Aug. Gestern hatte General Baudrand noch eine amtliche Konferenz mit unserm Minister der aus— wärtigen Angelegenheiten und stattete sodann den Ministern Sir ger ern en und Sir G. Murray einen Besuch ab, a von ihnen vor seiner Ruͤckreise nach Paris zu beur— auben.
Man vernimmt, daß Hr. Cottu und andre angesehene Personen, die Frankreich wahrend der letzten Unruhen ver— lassen, in Briefen, die sie nach Paris geschrieben, die Absicht geäußert haben, unverzuͤglich zuruͤckzukehren, um die neue Re— gierung gegen den Andrang der republikanischen Partei zu unter stuͤtzen.
S. K. H. der Herzog von Cambridge werden, wie man hoͤrt, England nicht fruͤher als am 14. Sept. verlassen.
Herr Davies Gilbert will die Praͤsidentschaft der Koͤnigl. Gesellschaft der Wissenschaften niederlegen, und der Herzog von Sussex wird, wie Einige melden, sein Nachfolger werden.
Die heutige Times aͤußert: „Es ist, wie wir aus gu— ten Quellen vernehmen, an die Portugiesische Regierung die peremptorische Aufforderung ergangen, die ungesetzlich zuruͤck— — 6 Britischen Schiffe a,, n. Wird diesem
erlangen binnen drei Tagen nach geschehener Aufforderung nicht nachgegeben, so sollen die Schiffe sowohl, als das Ge⸗— schwader, welches sie zuruͤckhaͤlt, mit Gewalt genommen
Den letzten Nachrichten aus Terceira zufolge, bestand das Blokade⸗Geschwader blos aus einer Korvette und zwei Briggs, die, wie man an der hiesigen Boͤrse glaubt, gegen— wäartig wohl schon Britisches Eigenthum seyn duͤrften, wenn nicht etwa Dom Miguel in das ihm von dem Befehlshader der „Galathea“ gestellte Verlangen, wegen Auslteferung der Prisen, bereits eingewilligt hat.
Briefen aus Porto vom 11ten d. zufolge, befinden sich in dem dortigen Haupt⸗Gefaͤngnisse, das nur fuͤr 400 Perso— nen gehörigen Raum hat, 1040 Individuen wegen politi⸗ scher Vergehen eingesperrt.
Admiral Heiden ist am Bord des Linienschiffes „Wladi— mir“ und in Begleitung einer Korvette am Ilsten v. M. von Malta nach der Ostsee abgesegelt. An demselben Tage verließ Admiral Malcolm den dortigen Hafen an Bord der Am 16ten v. M. hatte ein Ungewitter, wie ich die ältesten Leute dessen nicht erinnern, auf Malta unge—
euren Schaden angerichtet. Die Linienschiffe „Melville“ und „Gloucester“ sind bedeutend beschädigt worden.
Zeitungen aus Jamaica bis zum 8. Juli erwähnen eines Aufstandes, der auf der Insel Exuma, einer der Ba— . unter den auf einer Pflanzung des Lord Rolle be— schäͤftigten Negern statt gefunden hat. Die Zahl der In— surgenten hat, wie man vernimmt, 2 — Z00 betragen, und ist ein Detaschement vom 2ten Westindischen Regiment aus Nassau hingeschickt worden, um die Aufruͤhrer wieder zur Ordnung zu bringen. .
— Ein Schreiben aus London (im Hamburger Korrespondenten) meldet: „Die zu Anfange dieser Woche von unserm Botschafter in Paris eingegangenen De— peschen sollen im Ganzen hinsichtlich des neuesten Zustandes der Dinge in Frankreich weniger guͤnstig lauten, als die fruͤ⸗ 5 Berichte von dorther dies erwarten ließen. Dagegen sind die unserm Botschafter von den dortigen Ministern uͤber ihre auswärtige Politik und namentlich uͤber die Algierische Frage gegebenen Zusicherungen von der befriedigendsten Art. Herzog von Wellington und seine ministeriellen Kollegen von der liberalen Wendung der Angelegenheiten in dem maͤchtigen Nachbarstaate person⸗ lich nichts weniger als erbaut sind; allein unserm Kabinette wird seine gegenwartige Politik gegen Frankreich eben sowohl von der Macht der Umstaͤnde, als von der offentlichen Mei⸗ nung in ganz England, man möchte beinahe sagen, so gewalt— sam vorgeschrieben, daß auch der vorurtheilsvollste und un— beugsamste Tory, zumal nach den Erfahrungen der letzten vierzig Jahre, als Englischer Premier-Minister kein Haar breit davon wuͤrde abweichen konnen; und es muͤßten erst noch ganz andere Wechselfaͤlle eintreten, die aber hoffentlich
schung Englands in die Angelegenheiten Frankreichs die Rede
Shilling zu Gunsten einer solchen Einmischung votiren: denn die Nation ist in dieser Hinsicht jetzt vollstaͤndig, aber leider zu spaͤt fuͤr ihren Geldbeutel, uͤber die kurzsichtige und ver— schwenderische Politik eines Pitt aufgeklärt, und nie war daher auch der Name des weiland gefeierten „Piloten, der dem Sturme getrotzt /, so unpopulair, man konnte sogar sa⸗ gen, so verhaßt in ganz England, als gerade jetzt. Unter solchen Umstaͤnden war unserm Kabinette keine andere Wahl gestattet, als den neuen Koͤnig der Franzosen anzuerkennen. — General Baudrand ist derselbe, der den jetzigen Herzog von Orleans vor ungefaͤhr einem Jahre nach England begleitete, als dieser noch Herzog von Chartres war. Ohne Zweifel wird es mit der Sendung eines ordentlichen Franzoͤsischen Botschafters an unsern Hof (denn jetzt ist hier nur ein Ge— schaͤftstraͤger) keinen langen Anstand nehmen; allein bis jetzt herrschen uͤber die Wahl desselben noch viele Meinungen. — Man sieht hier jetzt auf vielen Haͤusern die dreifarbige Fahne wehen. Die dreifarbige Flagge ist seit dem Frieden von Amiens 1803) in diesen Gewaͤssern, ausgenommen als gute Prise, nicht gesehen worden. Bis zum 26sten d. Abends war diese neue Flagge von unsern Kriegs-Schiffen unsalutirt ge— blieben; allein um diese Zeit landete der Franzoͤsische Com— modore d'Urville kei Cowes, um bei unserm Gouverneur, Sir Colin Campbell, persoͤnlich die Anfrage zu thun, ob der Franzoͤsische Gruß unsererseits werde erwiedert werden. Da die Antwort bejahend ausfiel, so hat der Franzoͤsische Com— modore bei seiner Ruͤckkehr nach Spithead den Britischen Admiral salutirt. — Am 21 sten d. Morgens erhielten Karl X.ö und seine Familie die Nachricht von der Arrestation des Ex⸗ Ministers Polignac, die einen tiefen Eindruck auf sie gemacht haben soll. Nichtsdestoweniger glaubt man in unsern hoheren Zirkeln, daß diese Arrestation fuͤr den Koͤnig Ludwig Philipp und sein Ministerium eher ein Gegenstand der Verlegenheit, als der Zufriedenheit sey. Auf jeden Fall ist die Stimmung gegen die Verhafteten an dem neuen Hofe von der milde— sten Art.“
Niederlande.
— — Brussel, 27. August. (Aus dem Briefe eines Reisenden. Da einige hiesige Journale einen Ton anstim⸗ men, als haͤtte sich hiek ein Seitenstuͤck zu den Pariser Er— eignissen zugetragen, so scheint es mir, der ich zufaͤllig Au—⸗ genzeuge eines Theils der hiesigen Vorfaͤlle gewesen bin, nicht uninteressant, Ihnen den eigentlichen Charakter derselben zu bezeichnen. Gestern fruͤh langte ich mit der Mastrichter Schnellpost e snf gh eine Stunde vor Bruͤssel an, als eine Menge aus der Stadt herausstroͤmender Menschen uns da— vor warnte, hineinzufahren, da man sich hier in allen Stra— ßen schlage und das Volk im Aufruhr begriffen sey. Meh— rere der auf der Diligence befindlichen Passagiere ließen sich dadurch erschrecken und blieben vor dem Thore; wir uͤbrigen fuhren jedoch hinein. In der Stadt fanden wir alle Laͤden geschlossen und in den Straßen, wohin der Laͤrm noch nicht gedrungen war, friedliche Einwohner mit aͤngstlichen betruͤb⸗ ten Gesichtern vor den Thuͤren stehen. In der hoͤhern Stadt, und namentlich auch in der Straße de la Madeleine, wo die Diligence anhält, war der eigentliche Aufstand — mit einem andern Namen ist dieses tumultarische Treiben, von dem alle ordentlichen wohlgesinnten Buͤrger im strengsten Sinne des Wortes sich fern gehalten hatten, nicht zu bezeichnen. Nur den gemeinsten Poͤbel sah man, zum Theil bewaffnet und zum Theil unbewaffnet, mit wildem Geschrei durch die Straße ziehen. Was er eigentlich wollte, war nicht recht zu begreifen, denn ohne angegriffen zu seyn, schossen sie oft ihre Gewehre ab; die Einen schrleen „Vive de Fotier“, und die Anderen ließen noch unsinnigeres Geschrei vernehmen. Man sah wohl, daß der zum Theil betrunkene Psbel von einigen Aufwieglern instigirt seyn mußte; diese selbst hielten sich jedoch versteckt und hatten sich damit begnuͤgt, zuerst Theater-Billetts zu einer Vorstellung der „Stummen von Portieci“, die seit ei⸗ niger Zeit nicht statt gefunden hatte und vorgestern Abends zum ersten Male wieder gegeben wurde, zu verschenken, als dann einen Volkshaufen kurz vor Beendigung des Schau— spiels vor das Theater zu fuͤhren, wo die Herauskommenden wie Heroen empfangen wurden und endlich mit den Leuten, die durch die bloße t am Laäͤrmen vermehrt und durch den geringen Widerstand, den sie bisher gefunden hatten, uͤber— muͤthig geworden waren, nach Libry Bagnanos Druckerei
seyn kann. Bis dahin wuͤrde kein Englaͤnder auch nur einen
und Buchhandlung, so wie nach dem Hotel des Justiz-Mini—