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der nenen Straße in Reihe und Glied aufgestellt und em— pfingen den Prinzen mit militairischen Ehrenbezeugungen. Se. Koͤnigl. Hoheit ritt die Linten der Buͤrger-Garde entlang und redete dieselbe mehrere Male an, wobei Hoͤchstder selbe (wie das Journal de la Belgigue in einer Nachschrift berich— tet) unter Anderem sagte: „Habt Dank, Ihr braven Bruͤs— seler Burger. Ihr seyd es, denen Bruͤssel die Wiederherstel⸗ lung der Ruhe schulbig ist; ich danke Euch dafuͤr!“ Die Büuͤrger-Garde defilirte darauf hinter dem Zuge des Prinzen.
Folgende Proclamation Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien ist gestern hier erschienen:
„Einwohner von Bruͤssel! Ich habe mich vertrauens—
voll in Eure Mitte begeben. Meine Sicherheit, verbuͤrgt
durch Eure Loyalitaͤt, ist ungefaͤhrdet. Euren Bemuͤhungen ist die Widerherstellung der Ordnung zuzuschreiben; es ge— reicht mir zum Vergnügen, das anzuerkennen uns Euch imm Namen des Koͤnigs zu danken. Schließe Euch mir an, um die Ruhe zu befestigen; keine Truppen sollen dann in die
Stadt einrücken, und in Uebereinstimmung mit Euren Behoöͤr—
den werde ich die noͤthigen Maaßregeln nehmen, um Frieden rn, ur ung verschiedene Mittel aussindig gemacht, die einer besondern
und Vertrauen wieder herbeizuführen.“
„Eine Kommission, bestehend aus den Herren Herzog von Ursel, Praͤsident; van der Fosse, Gouverneur der Provinz; von Wellens, Buͤrgermeister von Bruͤssel; Eman. Vander— linden⸗Hooghvorst, Kommandanten der Buͤrger- Garde; dem General von Aubremé; Kockaert, Magistrats-Mitglied; dem Herzog von Arenberg — der auf meine Bitte sich geneigt gezeigt hat, in diesem Auftrage mitzuwirken — und Stevens, Magistrats-Mitglied, als Secrerair, ist beauftragt, mir die nöthigen Maaßregeln vorzuschlagen. Sie wird sich morgen am 3. Sept. um 9 Uhr Morgens in meinem Pallaste ver⸗ sammeln. Bruͤssel, den 1. Sept. 1830.
Wilhelm, Prinz von Oranien.“
Vorgestern hatte der Kommandant der Buͤrger ⸗Garde Folgendes proclamiren lassen: ö .
„Mithuͤrger! Der Kommandant der Buͤrgergarde, ein— geladen, im , Ihrer Koͤnigl. Hoheiten zu er— scheinen, begab sich dorthin in Begleitung der Herren Barone van der Smissen, Ritter Hotton, Grafen v. d. Burch, Rouppe und S. Vandeweyer. Nachdem er daselbst gegen die Prin—̊ zen den Wunsch zu erkennen gegeben, sie allein in unseren Mauern zu sehen, ist ihm die Gewißheit zu Theil geworden, daß die Truppen nicht einrücken werden, ehe nicht auf die untenstehenden Vorschlaͤge eine Antwort ertheilt worden ist. Ihre K. H. haben inzwischen an ihren Einzug in Bruͤssel Bedin— gungen geknuͤpft, welche anzunehmen der Kommandant und die anderen ihn begleitenden Mitglieder des Raths sich nicht fuͤr befugt hielten, ohne vorher den allgemeinen Wunsch auf dem Wege einer Publikation befragt zu haben, welche den Prinzen selbst erwuͤnscht war. Der Kommandant haͤlt sich demnach, zur Genugthuung dessen, was er seinen Mitbuͤrgern schuldig ist, fuͤr verpflichtet, nachstehendes Aktenstuͤck zu pu—⸗ bliziren, welches die Unterschrist der beiben Prinzen trägt:“
„„Sie können der wackern Buͤrgerschaft von Bruͤssel sagen, daß sich die Prinzen an den Thoren dieser Koͤnig— lichen Residenz befinden und ihre Arme allen denjenigen offnen, die zu ihnen kommen wollen. Sie sind bereit, umringt von derselben Buͤrgerschaft und gefolgt von der Militair-Macht, welche dazu bestimmt ist, sie in dem be— schwerlichen von ihr bisher versehenen Wacht ⸗Dienste zu erleichtern, in die Stadt einzuziehen, sobald alle nicht ge— setzlichen Farben und Fahnen beseitigt und die Wappen, die eine irre geleitete Menge abgerissen hat, wiederhergestellt seyn können. — .
(Gez. Wilhelm, Prinz von Qranien.
. Friedrich, Prinz der Niederlan de.““
„Es ist beschlossen worden, eine gewisse Anzahl von Mitgliedern der Buͤrger-Garde an die Mrinzen zu deputiren, um von ihnen in den vorstehenden Bedingungen einige Abänderungen zu erlangen, und die Sectionen sollen darauf eingeladen werden, sich in einer Deputation von 25 Maͤnnern zu einer noch näher zu bestimmenden Stunde nach dem Hauptquartier zu verfuͤgen.
Bruͤssel, den 31sten August 1839. Der Oberbefehlshaber der Buͤrgergarde, Baron Vanderlinden-Hoogh vorst.“ Durch gestern fruͤh erschienene Bekanntmachung wurde den Einwohnern angezeigt, daß Se. Königl. Hoheit der . von Oranien mit seinem Generalstabe allein und ohne Trup— pen seinen Einzug halten werde und den Wunsch geäußert habe, daß die Buͤrgergarde ihm entgegen komme. Das Journal de la Belgique berichtet: „Ehe das Resultat der zweiten nach dem Haupt-Quartier gesandten De— patatioh bekannt war, herrschte hier eine ungemeine Aufre—
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gung. Da die Antwort der Prinzen, welche noch gegen Abend eintraf, nicht sogleich der ganzen Stadt bekannt ge— macht werden konnte, so waͤhrte diese Aufregung auch noch bis in die Nacht. In verschiedenen Stadttheilen wurden Barrikaden errichtet, in einzelnen Straßen riß man das Pfla— ster auf und die Bäume um. aufgezogen und die Daͤmme, die den Kanal schuͤtzen, geoͤffnet, so daß dieser von Wasser gefuͤllt wurde. Außer diesen Be— wegungen, die natuͤrlich die Buͤrgergarde auf ihren Posten wach halten mußten, sind keine Unruhen wahrend der Nacht vorgefallen. Heute fruͤh vereinigten sich zahlreiche Detasche— ments, um den Prinzen bis zur Lackener Bruͤcke entgegen zu
ziehen, und gegenwartig (d. 1sten Mittags) ist die ganze Be⸗ völkerung auf den Beinen und beweist hinlaͤnglich, welche
Wichtigkeit sie dem vertrauensvollen Schritte beimißt, den die Sohne unseres Monarchen zu thun im Begriff sind. Es wird dieser Schritt unbezweifelt das Unterpfand einer freien und vollständigen Versoͤhnung seyn. In den Au— genblicken der heftigsten Aufregung hat der von den Bruͤs— selern bewiesene Eifer zur Wiederherstellung der Ordnung
Erwägung verdienen. Man sah naͤmlich die Buͤrger unter die Leute vom niedern Volke sich mischen, um ihnen die Waf— fen abzuhandeln, mit denen sie sich versehen hatten. Manche Bürger haben bis 30 Franken fur ein Gewehr bezahlt. An anderen Orten kam man der Pluͤnderung der Baͤckereien und der Schenken dadurch zuvor, indem man dem Haufen guͤtlich vorstellte, wie gehaͤssig solche Ausschweifungen seyen, und ihm zugleich etwas Geld zum Vertrinken, so wie das Versprechen gah, daß die Behoͤrden fuͤr die Beduͤrfnisse jener Leute sor— gen wurden. Man nennt Buͤrger, die uͤber 2009 Franken gegeben haben, um Brod unter die Armen zu vertheilen. Um die fremden Farben, die sich an verschiedenen Orten zeigten, verschwinden zu lassen, faßte man die Idee, ebenfalls drei Farben anzunehmen, doch waren es die der Nie— derlaͤnder: schwarz, gelb und roth. Alle Buͤrgergardisten ha— ben sich damit geschmuͤckt, und keine fremde Farbe wird seit— dem mehr gesehen. Es sind diese drei Farben die symbolischen Zeichen des Niederlandischen Loͤwen: Schwarz stellt naͤmlich bie Augen, Geib das Gewand und Roth die Zunge dessel⸗ ben vor.“ .
Der Minister van Gobbelschroy ist ebenfalls im Gefolge Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen von Oranien beim Einzuge desselben bemerkt worden.
In Bezug auf die Audienz, welche die Deputationen aus Bruͤssel und Luͤttich bei Sr. Majestaͤt dem Koͤnige im Haag gehabt haben, aͤußert die Harlemsche Courant: „Den umlaufenden Geruͤchten zufolge, hat der Koͤnig den Deputationen seine Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, die von ihnen vorgebrachten Beschwerde, Punkte in Erwägung zu ziehen, jedoch zugleich erklaͤrt, daß kein Beschluß in Bezug auf dieselben anders, als, in Gemaͤßheit des Grundgesetzes, durch gemeinschaftliche Resolution mit den General⸗-Staaten, gefaßt werden, und aß auch in den angeordneten Maaßre— gein hinsichtiich der Truppen-Bewegungen keine Abaͤnderung statt finden konne.“
„In Amsterdam“ berichtet dasselbe Blatt, „herrscht unter allen Einwohner-Klassen die hoͤchste Begeisterung fuͤr die gute Sache, und auch in Harlem zeigt sich uͤberall die groͤßte Bereitwilligkeit, dem Koͤnige und dem Vaterlande mit Allem, was in diesem kritischen Augenblicke von uns gefor— dert werden duͤrfte, zu dienen. — Es heißt, daß einige fremde Unruhestifter in Amsterdam das Volk haben aufwiegeln wollen; dieses erklärte sich jedoch selbst gegen sie, und mit Huͤlfe der Buͤrger-Garde wurden die Unruhestifter in sicheren Verwahrsam gebracht.“
Deutschlan d.
Kassel, 3. September. Unsere heutige Zeitung mel⸗
det: Die nach Karlsbad abgeschickte Deputation des hiesigen Stadtraths, welche Sr. K. H. dem Kurfuͤrsten den Aus— druck der innigsten Theilnahme der hiesigen Buͤrgerschaft, bei dem nun mit Gottes Huͤlfe bald beseitigten ÜUebelbefinden des Durchlauchtigsten Landesfuͤrsten, ehrfurchtsvoll darzubrin— gen beauftragt war, ist am 360sten v. M. von dort wieder hier eingetroffen. Se. K. H. haben diesen Schritt der waͤrmsten Anhaͤnglichkeit auf das huldreichste gewürdigt und die Abgeordneten vor ihrer Abreise nochmals, in Anwesenheit Sr. H. des Kurprinzen, sehr gnaͤdig zu empfangen geruht. Die Abgeordneten bringen ihren Mitbuͤrgern die frohe Ver— sicherung der stets fortschreitenden Genesung Sr. K. H. und bie nunmehr auch durch neue von Karlsbad hier eingetrof⸗ fene Nachrichten bestaͤtigte Hoffung zuruͤck, Allerhöͤchstdiesel⸗ ben bald wieder in unseren Mauern und in der Mitte ihres treuen Volkes zu sehen.
Die Lakener Bruͤcke wurde
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Türkei.
Die Allgemeine Zeicung theilt folgende Korrespon— denz-Nachrichten mit: „Konstantinopel, 10. August.
Das Hauptaugenmerk der Pforte ist gegenwartig, naͤchst der
Beilegung der Unruhen in Albanien, auf die Bezwingung und Zerstrenung der sich in verschiedenen Gegenden Klein— Asiens, namentlich in den Gouvernements von Kangri, An— gora und Kastamuni, erhobenen Aufstaͤnde gerichtet, welche angeblich durch die neuen druͤckenden Auflagen und die Haͤrte, womit sie eingetrieben wurden, veranlaßt, der Pforte um so bedenklicher scheinen, als von den Aufruͤhrern und Unzufrie— denen an verschiedenen Orten, als Panier des Aufstandes, der Name der Janitscharen gebraucht wurde. So schwach auch die Zahl der Anhaͤnger dieser Miliz seyn mag, so glaubte die Regierung doch, nicht Ernst genug zu Unterdruͤk— kung dieses Uebels anwenden zu koͤnnen. Die Milizen und Kommandanten der bedrohten Distrikte sind zu schneller Huͤlfe und Zusammenwirkung aufgeboten, auch einige partielle Vor— theile erfochten worden, wie die von Zeit zu Zeit eingesand— ten Koͤpfe und Gefangenen und die publizirten Jaftas bezeu— gen; allein verschiedene Ortschaften und insbesondere die Stadt Tossia im Sandschakat von Kangri sind dabei der Zerstoͤrung Preis gegeben worden. — Ueber die Opera— tionen des Groß-Wesirs gegen die meuterischen Albanesen sind in der letzten Zeit keine naheren Angaben bekannt ge— worden, und obwohl die Regierung versichert, beruhigen— dere Anzeigen von Reschid Mehemed Pascha erhalten zu haben, so beweist doch die fortwaͤhrende Absendung von Truppen, Artillerie und Munition zu Verstaͤrkung seines Armee-Corps, daß noch viel zu thun uͤbrig bleibe, ehe die Ruhe und Ordnung in jenem Theile der Europaͤischen Tuͤrkei hergestellt seyn wird. — In militairischer Hin— sicht bemerkt man neuerlich einige großere Regsamkeit, als dies in den verflossenen Monaten der Fall war. Der Se— raskier Chosrew-Pascha wohnt von Zeit zu Zeit den Uebun— gen der im Lager von Ramistschiftlik versammelten Truppen bei, von welchen einige Tausend Mann, die nach Albanien
detaschirt werden, durch neu angeworbene Rekruten ersetzt
worden sind. Doch zeigt sich unter der aus Klein-Asien an— langenden Mannschaft eine große Sterblichkeit, so daß die Zahl der im Spital zu Maltepe, näͤchst Dauda-Pascha, be— findlichen Kranken von 8 — 900 Koͤpfen taͤglich zwischen 15 und 20 verliert. Auch in Smyrna, so wie in andern groͤ— ßern Staͤdten, wird die Vermehrung der regulairen Truppen lebhaft betrieben. — Da nicht nur die militairischen Einrich— tungen, sondern auch die Bezahlung der an Rußland abzu— fuͤhrenden Entschaͤdigungs-Summen großen die gewoͤhnlichen Einkuͤnfte des Schatzes uͤbersteigenden Zufluß erheischen, so ist die Regierung unaufhoͤrlich beschaͤftigt, neue Taxen und Auflagen zu erfinden, welche Unzufriedenheit unter dem Volke und selbst unter den hoͤhern Klassen, die gleichfalls schwer mit Steuern belastet sind, erregen. — Der Sultan ist am Zten d. M. von den Prinzen-Inseln nach Tharapia zuruͤck— gekehrt; er hatte wahrend seines Aufenthalts auf den Prin- zen⸗Inseln die Nachricht von der Einnahme von Algier durch die Franzosen erhalten. — Der Gesundheitszustand in dieser Hauptstadt ist fortwährend beruhigend und keine Spur des Pest⸗-Uebels bemerkbar, dagegen sind aus Persien Nachrichten angelangt, nach welchen die Cholera sich in Tauris gezeigt und dort Verheerungen anzurichten begonnen hat.“
n g n de Berlin, 7. Sept. Zu Koblenz ist unterm 1sten d.
M. folgender Tagesbe fehl erschienen:
1) Zur Unruhe geneigte Fabrik-Gesellen und liederliche
Knaben haben sich in Achen, durch das Beispiel von Verviers
in den Niederlanden verleitet, in Haufen von Empoͤrern zu— sammengerottet, die oͤffentliche Sicherheit der Einwohner ver⸗ brecherisch verletzt und namentlich die Besitzungen der Fabrik— erren gewaltsam angegriffen. Die achtungswerthe Buͤrger— chaft hat nicht nur die Verpflichtung gefuͤhlt, sich ohne Ver— zug zur Aufrechthaltung der offentlichen Ordnung zu organi— ö. sondern auch die Meuterer mit gewaffneter Hand zu ekaͤmpfen. Dem Muthe und den kraͤftigsten Anstrengungen der Buͤrger, denen sich die Koͤnigl. Beamten angeschlossen haben, ist es nach einem hartnäckigen Kampfe gelungen, die Meuterer zu besiegen und mehrere der Unruhestifter und An— fuͤhrer zur gefänglichen Haft zu fuͤhren; sie sind der Strenge des Gesetzes verfallen. Wenn gleich von der einen Seite zu bedauern ist, daß dieser leichtsinnige Hohn und Frevel gegen das Gesetz und die Sicherheit der Stadt und Einwohner mehreren Menschen,
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vorzuͤglich aus dem Haufen der Empoͤrer, Leben und Gesunde—
heit gekostet hat, so ist es doch auch von der andern Seite erfreulich, bei dem ersten tollen Unternehmen dieser Art auf Preußischem Grund und Boden, den Stand der Buͤrger sein Verhaͤltniß als Preußischer Staats-⸗Buürger so hoch achte bar und wuͤrdevoll erkennen und zur Stillung von Unruhen seinen Beruf so kraͤftig durchfuͤhren zu sehen.
ö Allen achtbaren Einwohnern wird es außerdem noch zK einiger Beruhigung gereichen, daß die Ruhe in Achen zur Zeit wieder hergestellt ist, und daß nirgends Frevel gegen die Koͤniglichen Regierungs-Insignien erfolgt oder sonstige un— ehrerbietige Aeußerungen gegen die allgemein verehrte Per son unseres landesvaterlichen Koͤnigs gehoͤrt worden sind.
Ich habe die Verpflichtung gefuͤhlt, mit der Absenbung starker Corps-Abtheilungen nach Achen und Koͤln zu eilen, um in Achen der Erneuerung von aͤhnlichen Unruhen und in Koln ahnlichen in der jetzigen Zeit nicht unmoͤglichen Ex— zessen vorzubeugen.
2) Die Landwehr bleibt zur Revuͤe vor Sr. Koͤniglichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, Sohn Sr. Ma— jestaͤt des Koͤnigs, und zur Beendigung der Corps-Uebung
bis zum 14. d. M. versammelt.
Der kommandirende General von Borstell.
— Aus Achen vom 2. Sept. meldet die dasige Zei— tung: Unter dem Befehle des Herrn General-Masors von Pfuel ist ein Corps auf dem Marsche, welches theils zur Besatzung von Achen, theils zur Dislocirung in den Graͤnz⸗ Orten bestimmt ist. Es besteht aus einem Regiment Uhla— nen, zwei Bataillonen Infanterie, zwei Compagnieen Schuͤz— zen und zwei Artillerie⸗Batterieen.
Die preiswuͤrdigen Bemuͤhungen unserer vortrefflichen Buͤrger-Bewaffnung werden mit dem lebhaftesten Danke von ihren saͤmmtlichen Mitbuͤrgern nicht nur, sondern auch von den Fremden verschiedener Nationen, anerkannt, welchen unsere Stadt Schutz und Aufenthalt gewaͤhrt. Die Ver⸗ hastungen haben im Laufe des gestrigen Tages fortgedauert, weil die Aussagen der Eingezogenen immer mehr Beweise gegen die Schuldigen herausstellen und manchen der Raͤdels— fuͤhrer entdecken lassen; es ist zu hoffen, daß die verruchte Bosheit, mit welcher der Frevel hier veruͤbt worden, in ih—
rer ganzen Klarheit herausgestellt und mit unerbittlicher
Strenge bestraft werde.
— Die Elberfelder Zeitung enthält Nachstehendes: „Bekanntmachung. Die Ereignisse des gestrigen Abends geben zu folgenden Bestimmungen Anlaß:
1) Um die neunte Stunde des Abends, wo das gewoͤhnliche Gelaͤute der Glocke geschehen ist, muͤssen alle Wirthsstu ben geschlossen und von Gaͤsten geleert seyn.
2) Nur den patrouillirenden Buͤrgern oder den zur oͤf— fentlichen Ruhe zu Fuß und zu Pferde errichteten Wa— chen ist die Anwesenheit auf der Straße gestattet.
3) Alle Andere, die sich nach 10 Uhr auf den Straßen zeigen und der ersten Warnung, sich zu entfernen, kein Gehoͤr geben werden, sind zu verhaften und zu der Pa— lizeiwache zu fuͤhren.
Jeder Buͤrger hat um 10 Uhr seine Hausthuͤr zu schlie⸗ ßen und darauf zu achten, daß solche nicht geoͤffnet wird.
4 Die Zusammengruppirung von mehr als fuͤnf Perso⸗ nen auf den Straßen von 6 Uhr Abends an wird als Aufruhr nach den gesetzlichen Bestimmungen betrachtet und verboten. Auch diese sind zur Polizeiwache zu fuͤh⸗ ren, wenn sie der Aufforderung der Sicherheitswache, sich zu entfernen, keine Folge leisten.
5) Jeder Buͤrger, dem die oͤffentliche Sicherheit am Her⸗ zen liegt, wird zur Handhabung dieser Maaßregel, die so lange in Kraft bleibt, bis solche wieder aufgehoben ist, starke Hand leisten.
Elberfeld, am 2. September 1830. Der Ober⸗Buͤrgermeister Bruͤn ing.“
„Die Thaͤtigkeit, das kraͤftige Einschreiten und der lobenss werthe Geist der Ordnung, der die dazu aufgeforderte Buͤr— gerschaft von allen Staͤnden gestern Abend beseelt hat, ver pflichtet den Unterzeichneten zur Dankbarkeit, die hier durch im Namen Aller, die fuͤr die Erhaltung der oͤffentlichen Ruhe beseelt sind, aufrichtig dargebracht wird, und hege ich die vollkommene Ueberzeugung, daß jeder sich auch heute den be reits geordneten Buͤrger⸗Wachen bewaffnet auf den bestimm—⸗ ten Sammelplaͤtzen anreihen wird.
Elberfeld, den 2. September 1830.
Der Ober⸗Buͤrgermeister Brüning.“