1830 / 250 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 09 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

1916

Antwerpen, 1. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien hat, als General⸗Kommandant der Kommunal⸗ Garden des Koͤnigreichs, den Herrn Van Geelhand, der die Garde dieser Stadt befehligt, zu seinem Adjutanten ernannt, Die nach dem Haag gesandte Luͤtticher Deputation ist auf ihrer Ruͤckkehr gestern hier eingetroffen. Sie scheint, wie man versichert, mit der Aufnahme, die sie bei Sr. Majestaͤt erhalten, zufrieden zu seyn. .

Hier ist kein Anschein von Gaͤhrung; es herrscht eine allgemeine Bewegung, allein diese Bewegung bezweckt Ord— nung und Frieden. Der Mitwirkung aller Buͤrger, der Ueber— einstimmung der Meinung, dem vortrefflichen Geiste, der die ganze Bevoͤlkerung beseelt, und der Sorgfalt unsrer Obrig— keit verdanken wir diese Heiterkeit mitten im Sturme.

In einem Tagesbe fehl vom 30. August hat der Ge— neral Lieutenant, Kommandant des 4. Militair⸗-Kommando's, im Namen der Prinzen, der Kommunal⸗Garde, der staͤdti⸗ schen Garde und der Garnison von Antwerpen, wegen ihres unermuͤdlichen Eifers unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden, Danksagungen bezeigt.

Verviers, 31. Aug. Die Buͤrgergarde hat jetzt eine Haltung angenommen, welche das Ende jeder Unordnung hoffen läßt. Die hier eingesetzte Kommission der oͤffentlichen Sicherheit hat den Preis des Brodtes von 3 Kilogr. um 10 Cents heruntergesetzt; sie hat ebenfalls befohlen, daß alle im Mont ⸗de⸗Pieté versetzten Pfaͤnder, deren Werth nicht 10 Fl. uͤbersteigt; den Versetzern unentgeltlich zuruͤckgegeben werden sollen. Diese Maaßregeln haben viel zur Wiederherstellung der Ruhe beigetragen. Die Sicherheits-Kommission hat fol— genden Aufruf erlaässen: „Buͤrger! Seit vier Tagen leben wir in einer grausamen Angst, und doch hegen wir alle die naͤmlichen Wunsche. Dieser Zustand von Unordnung muß

aufhören; er kann nur Elend und Verbrechen erzeugen. Acht

tung den Personen und dem Eigenthum! Der oͤffentliche Un— wille falle auf die Vandalen, die nur zu zerstoͤren suchen! Wackere staͤdtische Garde, Ihr habt ungrhoͤrte Strapazen

uͤberstanden! Nur noch einige Tage Aufopferung, und Ihr

werdet eine regelmaͤßigere und minder druͤckende Organisation erhalten. Die Farben, die Ihr tragt, gehoren der Franzoͤsi⸗ schen Nation an. Nehmen wir, nach dem Beispiele unserer Bruͤder von Luͤttich, ein Fꝛichen, das uns eigen ist, die Far— ben von Franchimont an!“

Nach einer Verordnung der Sicherheits-Kommission soll

jeder, der sich nach 10 Uhr Abends auf den Straßen betref⸗ fen läßt, verhaftet und eingesperrt werden. Die Gruppen sollen zerstreut, jedes bewaffnete nicht zur Garde gehörige Individuum soll entwaffnet und nach dem Sicherheitshause gebracht werden. Die Empoͤrungen sollen durch Gewalt zu— rüäckdgewiesen und die Rebellen verurtheilt und nach den Ge— setzen bestraft werden.

Deutschland.

Hamburg, 6. Sept, Unsere heutigen Blatter ent— halten folgenden vom gestrigen Tage datirten Artikel: „Un— sere volkreiche Stadt ist in den letzten Tagen durch einige Auftritte beunruhigt worden, die indeß nur dazu gedient ha— ben, das wechselseitige Vertrauen zwischen der Hbrigkeit und den Buͤrgern in ein helleres Licht zu setzen. Ein vielleicht durch die Ereignisse des Tages angeregter Muthwille suchte in

unserm gluͤcklichen Freistaate vergebens nach einem Hebel. Vorfaͤlle in einem besuchten Kaffeehause und auf offentlichen Spaziergaͤngen hatten das Einschreiten der Polizei und dem— naͤchst einiger Patrouillen zur Folge. Sobald die Au fstellung der gesammten Buͤrgergarde erforderlich schien, verschwand mit den planlosen Volks-Zusammenlaͤufen, denen die verschie⸗ denartigsten und abgeschmacktesten Vorwaͤnde untergeschoben

wurden, auch ein jedes Mißverstaͤndniß uͤber ihre Absicht.

Nur in der Vorstadt Hamburger-Berg erregte noch heute Abend freches Gesindel einige Unruhen, welche jedoch durch nachdruͤckliche Maaßregeln sofort gedämpft wurden.“ Schweiz. Schaffhausen, 31. August. In Fryburg sind, wie in Wallis und Savoyen, mehrere rann osisch Fluͤchlinge, Mitglieder der Gesellschaft Jesu, angekommen. Auch Trap— pisten haben sich nach Fryburg gefluͤchtet und suchten von der Regierung die Erlaubniß der Errichtung eines Etablisse— ments zu erhalten. Sie sollen durch die erstmalige Abwei— sung den Muth noch nicht ganz verloren haben.

Dem Schweizerischen Korrespondenten zufolge wird der Kar'inal von Rohan, Erzbischhof von Besangon, dessen Ankunft in Solothurn letzthin gemeldet worden, nicht, wie es fruher hieß, nach Rom, sondern wieder nach Besan⸗ gon zu ruͤckgehen, sofern er dort ruhig verbleiben kann.

Wachdienst an den Thoren und am

Co lu mb ien. Die Newyorker Even in g-⸗Po st meldet: „Wir erfahren

durch Kapit. Beekmann, der mit der Brigg „Montilla“ Kar⸗ thageng am 4. Juli verließ, daß 2 Tage vorher Depeschen

aus Venezuela eingingen, die eine Contre⸗Revolution in die⸗

ser Provinz, die sich wieder mit Neu⸗Granada vereint hatte, meldeten. Paez war gendͤthigt worden, zu entsagen. Boli⸗ var ist noch in Karthagena. Durch Privat-Mittheilung erfahren wir, daß Bolivar auf Ersuchen der Bewohner von Karthagena, die ihm in Menge aufwarteten, so wie auch die Damen ihn darum dringend baten, seine Abreise noch aufge⸗

schoben hat. Die suͤdlichen Provinzen, Guayaquil und Pa-

nama, hatten beschlossen, wenn Bolivar Columbien verließe, sich fuͤr unabhaͤngig zu erklaͤren. .

Inland.

Berlin, 8. Sept. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz

Wilhelm (Sohn Sr. Masjestaͤt des Königs) und der Prinz Albrecht sind, wie aus Lippstadt gemeldet wird, in der Nacht vom 30. zum 31. August gegen halb 1 Uhr daselbst angekommen. Beide Koͤnigl. Hoheiten wurden von des Prin— zen Friedrich K. H., der Generalitaͤt, den Herren Regiments— Tommandeuren und dem Herrn 9Ober⸗-Praͤstidenten von West—⸗ phalen vor dem zu Höchstihrer Wohnang bestimmten Hause des Hrn. Buͤrgermeisters Delhaes empfangen und, nachdem der erhabene Stellvertreter Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der aufgestellten Garde⸗Landwehr einen freundlichen guten Mor— gen gewuͤnscht, in die fuͤr Hoͤchstdieselben bereiteten Gemächer begleitet. Nach der glaͤnzenden Parade, die am 31. Aug. Vormittag auf dem Markte statt hatte und auf welcher sich die Koͤnigl. Prinzen mit ihrer Umgebung, unter der sich auch der beruͤhmte Russische General, Hr. Freiherr v. Geis⸗ mar, befand, aufs freundlichste und leutseligste unterhiel— ten, fuhren beide Königl. Hoheiten nach Delbruͤck, wohin des Prinzen Friedrich Koͤnigl. Hoheit schon um 6 Uhr vor— ausgeeilt war, um die in der Naͤhe dieser Stadt aufge⸗

stellte Kavallerie in hohen Augenschein zu nehmen. Da

man erfahren hatte, daß die Koͤnigl. Prinzen gegen Abend im Lager bei Lippstadt erscheinen wurden, so war dieses schon fruͤh mit Zuschauern angefuͤllt. Gegen 6 Uhr ka— men die Königl. Prinzen dort an. Die Truppen hatten sich vor der Fronte des Lagers aufgestellt, und die Musik-Corps des 13, 15 und 16. Infanterie⸗Regiments ließen ihre besten Ton⸗

stuͤcke hoͤren. Am öoͤstlichen Ende des Lagers stiegen die Köoͤ⸗

nigl. Prinzen zu Pferde, und nun ritt Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Wilhelm an der Spitze der Generalitaͤt im Schritt

das Lager entlang, ließ die einzelnen Offizier⸗Corps einen Halbkreis um sich schließen, und richtete huldreiche Worte an

dieselben. Nach 7 Uhr verließen die Köoͤnigl. Prinzen und die

Generalitaͤt das Lager, worauf Alles, was von Zuschauern

dort war, sich in die Stadt begab, um die Beleuchtung der⸗ selben zu sehen. Bevor diese begann, langte auch Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz August an und stieg bei Hrn. Georg Zur⸗ helle ab. Gegen 9 Ühr waren die Hauptstraßen der Stadt

und der Markt erleuchtet, und die Bevoͤlkerung, mit vielen

Fremden vermischt, wogte in den Straßen, um dies hier un⸗ gewohnte Schauspiel zu schauen. Unter den erleuchteten Gebaͤuden zeichnete sich vorzuͤglich das Rathhaus aus. Erst nach Mitternacht verlor sich die frohe Menge und verloschen die Lampen und Lichter.

Die Achener Zeitung enthalt folgende von der Koͤnigl. Regierung daselbst unterm 2ten d. erlassene Bekannt⸗

machung:

„Zur Beruhigung der Bewohner des hiesigen Regierungs-

Bezirks werden folgende aus amtlichen Berichten entnom⸗ mene Nachrichten hierdurch zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht: „Ach en. Seit dem bekannten Vorfall am 30. August ist

die Ruhe und Ordnung hier in Achen nicht im mindesten gestoͤrt worden. Die errichtete und vom besten Geiste be— seelte Buͤrgergarde, wozu Mitglieder aller Staͤnde gehoͤren und welche mit Gewehren aus dem Landwehr⸗-Depot und vom Haupt-⸗-Zollamte und mit Munition ebenfalls von der Landwehr und resp. aus der Festung Juͤlich versehen ist, verrichtet unter Leitung des Gendarmerie⸗Majors H Winterfeld und des Fabrikanten Hrn. Ve Fellinger den zjefangenhause und

sendet bei Tag und Nacht Patrouillen aus, die keine Stoͤ—

rungen gestatten und wefentlich zur Aufgreifung der Theil⸗

nehmer des Aaflaufs vom 30sten v. M. und zur Wiederher⸗ beischaffung der im ... des Rentiers Hrn. James Co— ckerill gestohlenen Sachen 2. Es sind schon uͤber

1560 verdaͤchtige Personen verhaftet, und hat die gerichtliche

kn. von

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Unter suchung . dieselben begonnen. Die buͤrgerlichen Gewerbe und Geschaͤfte, die im Einzelnen nur wenige Unter⸗ brechung erlitten, befinden sich wieder in vollem Gange.“ yIn Eupen ist, durch die tumultarischen Auftritte in dem benachbarten Verviers veranlaßt, die schon vorbereitete Buͤrger⸗Garde am 31. August foͤrmlich organisirt; das erste Zusammentreten derselben am Abende desselben Tages hat zwar einigen Auflauf, vorzuͤglich von Weibern und Kindern, veranlaßt, dieselben haben sich aber auf Anreden der Behoͤr— den bald zerstreut, und eben so ist es auch dem kraͤftigen Eingreifen des dortigen Landraths, Herrn von Scheibler, des Buͤrgermeisters, Herrn von Grand' Ry, und der eben so ent— schlossenen als wohlgesinnten Buͤrger⸗Garde gegluͤckt, den spaͤ— ter in der Nacht erfolgten Angriff auf das dortige Kreis— Gefangenhaus abzuwenden, wobei jedoch einige Verwundun⸗

gen der Ruhestoͤrer nicht haben vermieden werden koͤnnen.

Seitdem ist keine ordnungswidrige Bewegung in Eupen wei— ter verspürt worden.“

H„Auch 9 r, . haben sich unter dem Vorsitze des Landraths und Buͤrgermeisters die achtbaren Buͤrger mit den Beamten und den vorhandenen Landwehrleuten zur Errich— tung eines Sicherheits⸗Corps vereinigt, das aus dem dortigen Landwehr⸗Depot Gewehre und von Achen aus Munition er— halten hat, um einem etwa zu befuͤrchtenden Heruͤberlaufen von Gesindel aus dem nahen Belgischen kraͤftig abwehren zu koͤnnen. So weit bis jetzt die Nachrichten lauten, ist aber dort noch Alles ruhig geblieben und in der Stadt selbst auch nicht das Mindeste zu befuͤrchten, die Einwohnerschaft viel⸗ mehr ganz fried, und ordnungsliebend gestimmt.“

„obgleich sich an den ubrigen Orten des Regierungs— Bezirks nicht die geringsten Spuren von Unruhen zeigen, so hahen doch schon einige Landraäthe, deren Kreise mit Rieder, laͤndischen Gemeinden zusammenhaͤngen, Vorkehrungen zur Errichtung von Kommunal- Garden getroffen, und können solche, wenn wider alle Erwartung das Beduͤrfniß sich zei⸗ gen moͤgte, sogleich . gesetzt werden.“

a Juͤhlich, wo ein Theil der Garnison abwesend ist, haben sich die Einwohner auf Ersuchen des Herrn Festungs— Kommandanten und des Landraths gern bereit erklaͤrt, an den naͤchtlichen Wachen und Patrouillen thätigen Antheil zu nehmen; zum gleichen Zweck ist auch eine Anzahl Landwehr— maͤnner des ersten und zweiten Aufgebots nach Juͤlich ent— boten, und haben sich deren sogar mehr, wie verlangt, frei—

willig eingestellt, so daß ein Theil davon wieder hat entlassen

werden können.“ ̃ „Nach einer heute Morgen von Koblenz eingegangenen offiziellen Nachricht ist ein Corps von zwei Bataillonen In⸗

fanterie, zwei Schuͤtzen⸗Compagnieen, einem Uhlanen⸗Regi⸗ mente, zwei Fußbatterieen und einer reitenden Batterie gestern

von dort nach dem hiesigen Regierungs-⸗Bezirk aufgebrochen, das morgen oder uͤbermorgen eintreffen kann, und durch dessen Vertheilung unter die geeigneten Orte man im Stande seyn wird, die uͤberall lobenswerthen Eifer beweisenden Buͤrger und Einwohner zu ihren gewohnlichen Geschaͤften zuruͤckkeh— ren zu lassen.“

„„Die Mittheilungen glaubwuͤrdiger Maͤnner aus Ver⸗ viers bestaͤtigen, daß daselbst am gestrigen Tage Ruhe ge— herrscht und die Buͤrgergarde uͤber die Meuterer die Ober⸗ hand gewonnen habe; der Zustand wird aber dennoch fuͤr prekaͤr gehalten, da ihn nachtheilige Begebenheiten wieder um⸗ zuwerfen im Stande seyn duͤrften, obgleich viele von den dor— tigen Fabrik-Arbeitern wieder in Thaͤtigkeit getreten sind.“ 546In Luͤtt ich herrscht, wie in Bruͤssel, ebenfalls Ruhe; . ist man auf die Ruͤckkunft der an Se. Majestaͤt den

nig der Niederlande abgesandten Deputation sehr ge— . Ma striq „In Mastricht und in der ganzen Provinz Limbur befindet sich Alles auf dem alten guten . aben 1j bisher nicht die mindesten Unruhen gezeigt, vielmehr wird da⸗ selbst die groͤßte Unzufriedenheit mit den Ereignissen zu Bruͤs⸗ sel und Verviers oͤffentlich an den Tag gelegt. Man sieht dort der Ankunft von 12,000 Mann Militair entgegen.“ „In dem nahen Belgischen Staͤdtchen Vaels ist die Ruhe nicht einen Augenblick gestoͤrt worden.“ „Achen, den 2. Sept. 1836. . . Koͤnigl. Preuß. Regierung.“ Die Achner e ng meldet auch: „Die Angabe der auf dem Marsche hierher befindlichen Truppen ist gestern in einigen Exemplaren verschiedentlich angegeben; eine uns gestern Nachmittag zugekommene Berichtigung giebt sie fol— e, e, . an: 1 Regiment Uhlanen, das 28. Infanterie⸗ e, , e. 2 Compagnieen Schuͤtzen und 3 Artillerie⸗Batte⸗ een. In Elberfeld ist unterm Zten d. M. folgende

Bekanntmachung des dasigen Ober⸗Buͤrgermeisters erschie⸗ nen: „Der gestrige Tag und die Nacht hat die groͤßte Ruhe gezeigt; auch diesesmal ward der rege Geist eines Theils der 6. die , der Ruhe berufenen Buͤr⸗ gerschaft sattsam erkannt. Es ist gaͤnzlich begruͤndet, daß die Ereignisse des vorgestrigen Abends, die auf einige Stun— den die Ruhe in einem Theile der Stadt zu stoͤren vermoch— ten, nur von der geringsten Klasse und fast meistens noch von fremden auslaͤndischen Menschen herruͤhren, die bei dem Ver⸗ dienst, was ihnen hier zu Theil wird, so oft die Schranken der Sittlichkeit und der Ordnung zu verletzen sich befugt glauben. Wenn es nun in einer wohlmeinenden Weise eingeleitet ist, daß die saͤmmtlichen Brodherren ihre Unterge— benen ernstlich ermahnen und sie vor jeder Verletzung der Ord⸗ nung kraͤftig warnen, so moge es Allen zur Warnung und zur

Bemerkung dienen, daß die Buͤrger dieser Stadt sittenlose und Unordnung erregende Auftritte zu unterdruͤcken und in ihrem Keime zu ersticken wissen und dieses bei jeder Gelegen⸗ heit zu thun als ihre erste Pflicht erkennen.“

Der Westphälische Merkur meldet aus Min⸗ den: Auf den Leggen des Kreises Rhaden sind im Monat Juli 147,672 Ellen Leinwand aller Gattungen, naͤmlich fuͤr 21,3828 Rthlr. verkauft worden. Auch in Bielefeld haben sich die Leinwand-Preise gehoben, wie denn auch uͤberhaupt die Preise der Leinwand und des Garns gestiegen sind; in El— berfeld sollen alle Vorraͤthe des letzteren aufgeraͤumt seyn. Auf die Legge zu Bielefeld wurden im Monat Juli 3755 Stuͤck gebracht. . .

. Die mit der Vertiefung des Bodens zum neuen Re— gierungsgebaͤude in Koln heschaͤftigten Arbeiter haben vor wenigen Tagen in einer Höͤhlung einen Roͤmischen Ofen (propigneum, praefurnium) entdeckt, von der Art, durch welche die Ofenzimmer (vaporaria) von unten geheizt wur—

den. Derselbe hat die Form eines ungefähr 8 Fuß breiten

und 57 Fuß tiefen gemauerten laͤnglichten Vierecks. Sieben Saͤulchen, von denen jede 2 Fuß hoch ist, und die aus ge— brannten runden Ziegeln geformt sind, tragen die Ziegelplat⸗ ten, welche dem Ganzen zur Decke dienen. An jeder Sei—⸗ tenwand befinden sich 2 Zugloͤcher und eines an der Hinter wand. Die Stelle, wo das Regierungsgebaäude errichtet wird, und die schlechthin wohl der Mordhof heißt (m. s. Wall⸗ rafs Beitr. zur Gesch. von Koln J. g3.), ist ganz nahe bei der alten Roöͤmischen Stadtmauer, schraͤg dem Zeughause ge⸗ genuͤber, dessen ganze Suͤdseite noch auf der altan Stadt⸗ mauer ruht.

Bei der Stadt Anklam hat sich ein Verein fuͤr Pferdetennen gebildet und den 5. Oktober d. J. zu einem oͤffentlichen Pferderennen bestimmt. Es werden 4 Rennen gehalten werden, und zwar Nr. I um den von dem Verein fuͤr die Pferdezucht und Pferdedressur zu Berlin ausgesetzten Preis von 150 Friedrichsd'or, wofuͤr der Sieger gekauft wird. Nr. 2 um einen von der Stadt Anklam ausgesetzten Pokal. Nr. 3 um einen von dem Anklamer Verein ausgesetzten Preis von 60 100 Frd'or. Nr. A ein Rennen fuͤr Bauer⸗ pferde um 3 noch naͤher bekannt zu machende Preise. Zu den Rennen Nr. 2 und 3 werden Pferde jedes Landes und Alters, zu demjenigen Nr. aber nur einlaͤndische Pferde, die von den Besitzern, naͤmlich baͤuerlichen Wirthen, oder deren Soͤhnen, geritten werden duͤrfen, zugelassen. Bedin⸗ gungen bei der Konkurrenz zum Rennen Nr. 1 sind die im §. 31 des Statuts d. d. Berlin 1828 bestimmten, jedoch muͤssen die Pferde im Besitz ihrer Zuͤchter seyn. Das ganze Unternehmen ist auf Aetien, jede zu einein halben Frd'or auf ein Jahr, aber auf drei Jahre verbindlich, begruͤndet.

. Den verehrten Mitgliedern des Vereins der Kunstfreunde im Preußischen Staate ist im April d. J. die Uebersendung des Kupferstichs von Herrn Caspar, die Madonna von Ra— phael aus dem Hause Colonna, in kurzem versprochen wor⸗ den. Die Vertheilung wurde jedoch, der Kosten-Ersparun

wegen, auf einige Zeit verschoben, um gleichzeitig die na

mehreren der verloosten Gemaäͤlde rädirten Blatter auszu— geben. Alle Vorbereitungen, welche zur Beschleunigung der Sache dienten, waren getroffen, allein dessenungeachtet ist der

Stich eines derselben sehr verzögert und selbst jetzt noch nicht

ganz vollendet. Indem die verehrten Mitglieder des Vereins von diesem Verzuge mit Bedauern in Kenntniß gesetzt wer⸗ den, koͤnnen sie jedoch des Empfanges jener Blaͤtter noch im Herbste d. J. versichert seyn. 33

Serlin, den 6. September 1830.

Beuth.