1830 / 251 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 06 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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unter den Waffen befinden, um mit der einen Hand die Aus— schweifungen eines pluͤnderungs suͤchtigen Poͤbels abzuwehren, und mit der andern Beschwerden und Klagen aufsetzen, er— warten die treuen Luxembourger ruhig und friedlich vom Throne her alle Verbesserungen da, wo sie Noth thun.“

Lüttich, 3. Sept. Luͤttich ist heute Morgen ruhig. Ge— stern Abend gegen J Uhr war unruhige Bewegung, die ziem— lich lange dauerte. Eine Menge Arbeiter begab sich zu dem Herrn Devillers, Waffenhaͤndler auf dem Petersplatze. Hier wurde mit Pflastersteinen auf das Thor geworfen, und als dasselbe sich oͤffnete, wurden eine große Menge Flinten ge⸗ raubt. Dieser Vorfall erregte Eindruck; doch ist man heute Morgen beruhigt. Die Arbeiter, welche Flinten erhalten ha— ben, stellen schon an verschiedenen Posten die Wache auf. Sie haben versprochen, keine Pluͤnderung zuzulassen. Heute Morgen erhielt eine große Menge Waffen und wurde zur neuen Wache eingeschrleben, die den Titel National, Garde erhalten wird. Die Kommunal-Garde dagegen, welche bis—⸗ her die Ordnung handhabte, hat unter solchen Umstaͤnden die Waffen niedergelegt, nachdem, wie man vernimmt, der Kom⸗ mandant dieser Garde und auch die ubrigen Offiziere ihre Abdankung eingereicht und ihre Stellen niedergelegt hatten.

Die oͤffentliche Sicherheits-Kommission hat sich, dem Vernehmen nach, aufgeloͤst. Man fuͤgt hinzu, der Regierungs⸗

Rath werde allein die Leitung der Geschäfte ubernehmen und sey in diesem Augenblick versammelt. Endlich spricht man von einer neuen Kommission, die man in diesem Augenblick organisir te.

In der verwichenen Nacht wurde ein Adjutant des Ge— neral Bylandt, der von Bruͤssel kam, in dem Augenblicke verhaftet, als er sich zu dem Gouverneur der Provinz bege— ben wollte. Man hat, wie es heißt, seine Depesche geoͤffnet, welche in Folge der Vorstellungen des Hrn. v. Sandberg den Befehl enthielt, die Citadelle zu raͤumen (wir wissen nicht, ob ganz oder theilweise); durch diese Maaßregel bezweckte man, die Gemuͤther uͤber den Gebrauch, den man von den in diesem Fort eingeschlossenen Truppen hätte machen koͤnnen, zu beruhigen. Gestern sind einige junge Leute mit der Post, mit Flinten bewaffnet, nach Bruͤssel abgereist. ; Die neue Wache versammelt sich heute Nachmittag gegen

4 Uhr, um ein Corps zu bilden, das, wie man sagt, 2500 Mann zählen und sich nach Bruͤssel begeben soll; Hr. Collard, ein alter Oberst, wird, wie man sagt, die Kommandantenstelle dabei uͤbernehmen. . ͤ

Von Loͤwen angekommene Reisende uͤberbringen die Nachricht, es habe in dieser Stadt ein Handgemenge zwi— schen den Garnisontruppen und der Kommunalwache statt

efunden. ö.

9. Der Courrier de la Meuse meldet: „Die Besatzung von Loͤwen ist gestern durch die Buͤrgerwache entwaffnet wor— den; sie war in ihrer Kaserne und feuerte von da aus auf das Volk; mehrere Einwohner sind getoͤdtet. Die Burger be⸗ setzen jetzt alle Posten. Vieles Militair zog in fluͤchtigen Daufen von hier aus nach Tirlemont. . Dasselbe Blatt macht folgenden Auszug einer Depe— sche S. K. H. des Prinzen Friedrich der Niederlande an den Gouverneur der Provinz, Hrn. v. Sandberg, bekannt . Vilvorden, 2. Sept. 1830.

Mein Herr Gouverneur! Der Lieutenant Mayer von der reitenden Artillerie ist von mir beauftragt, Ihnen Gegen— wärtiges zu uͤberbringen; ich benachrichtige Sie, daß S. K. H. der Prinz von Granien gestern allein, nur von seinem Stabe begleitet, in Bruͤseel eingezogen ist, daß er sich dort befindet, und daß ich in Vilvorden geblieben bin. n,

Gleich nachdem ich Ihr Schreiben gelesen, habe ich die noͤthigen Befehle gegeben, damit die 13te Infanterie⸗Divi⸗ sion, welche nach Lüttich auf dem Marsche ist, einstweilen Halt mache. .

General Boecop (Kommandant der Citadelle von Luͤttich), welchem dieser Befehl mitgetheilt ist, wird zu gleicher Zeit von mir ersucht, allerdings mit Festigkeit, aber zugleich mit der ganzen Vorsicht zu handeln, welche die Dringlichkeit der jetzigen Umstaͤnde erfordert, und hauptsaͤchlich Alles zu vermei—⸗ den, was die Gemuͤther ohne Noth reizen und die Köpfe aufbrausen konnte. (Gez. ) Friedrich.

Deutsch land.

Mu nchen, 4. Sept. Dem Vernehmen nach (meldet die Muͤnchner Zeitung) werden Ihre Majestaͤt die re— gierende Koͤnigin am 13ten d. M. aus Berchtesgaden hier eintreffen und nach kurzem Aufenthalte Ihre Reise nach Al— tenburg fortsetzen, um daselbst der am 21sten d. M. stattha— benden 50 jährigen Regierungs- Jubilaäͤums-Feier Ihres er— lauchten Herrn Vaters beizuwohnen.

Am 27. August sind zu Regensburg die ersten von der Festungsbau-Direction in Ingolstadt erbauten drei Donau⸗ schiffe eingetroffen. Sie sind nach Art der Rheinschiffe ge⸗

baut und mit einem Maste versehen. Eines derselben heißt

„der Streiter“, das andere „die Dankbarkeit“. Sie holen aus den bei Regensburg befindlichen Steinbruͤchen Steine fuͤr den Festungsbau in Ingolstadt, bei welchem gegenwartig 4500 Menschen beschaͤftigt sind.

Leipzig, 7. Sept. Die heutige Leipziger Zeitung meldet: „In unserer Stadt haben leider am 2ten und 3Zten d. M. unruhige Auftritte stattgefunden, wobei fast saͤmmt— liche Laternen hiesiger Stadt zertruͤmmert und in mehreren hiesigen Wohnungen die Fenster eingeworfen worden, weitere Excesse und aufruͤhrerische Bewegungen aber nicht eingetreten sind. Nur juͤngere der arbeitenden Klasse angehorige Per— sonen waren die Ruhestöoͤrer. Jenen beiden unruhigen Aben— den folgten aber leider am Abende des 4àten d. weit groͤbere Excesse eines aufruhrerischen Volkshaufens, der mehrere hie⸗ sige und in der Umgebung der Stadt liegende Wohnungen pluͤnderte und zerstoͤrte, und dessen Frevel erst spaͤt in der Nacht aufhoͤrten. Zu Wiederherstellung der Ordnung ist am ten d. ein starkes Kavallerie⸗Kommando in unsere mit kei— ner Garntson belegte Stadt eingeruͤckt, auch ist am naͤmli— chen Tage eine sehr zahlreiche Sicherheitswache von den recht— lichen Einwohnern aller Staͤnde errichtet worden, durch deren große und ruͤhmliche Thaͤtigkeit nicht nur seitdem die Ruhe aufrecht erhalten worden ist, sondern auch mit Sicherheit zu hoffen steht, daß jene vom besten Geiste beseelten Einwohner, in Verbindung mit dem Militair und den fuͤr Aufrechthal— tung der Ordnung aͤußerst thaͤtigen Studirenden und Akade— mikern, die fernere Ruhe unserer sonst so friedlichen Stadt ungestoͤrt erhalten werden. Gestern Vormittags traf eine Königl. Kommission von Dresden ein, um die vorgefallenen Exceffe und deren Veranlassung zu eroͤrtern.

Hamburg, 7. Sept. Unsere heutigen Blaͤtter melden unterm 6ten d. M.: „Die nachdruͤcklichen Maaßregeln, welche in unserm gestrigen Blatte bemerktermaßen zur Daͤmpfung der annoch am ten d. M. Abends in der Vorstadt Hambur— ger-Berg von frechem Gesindel versuchten Frevel angewandt worden, haben dem Zweck voͤllig entsprochen; wenn gleich es zu bedauern ist, daß dadurch einer der Ruhestoͤrer den Tod

efunden und 12 verwundet worden. Wie in der Stadt, ö herrsche auch dort die groͤßte Ruhe und Ordnung.

Der beruͤhmte Sieger von Navarin, Admiral Codring⸗ ton, ist in unserer Stadt angelangt.

Hamburg, 7. Sept. Durch mehrseitige Ordres

zum Verkauf sind gestern unsere Fondspreise bedeutend ge⸗

druͤckt worden, erhielten sich indeß heute auf dem gestrigen Standpunkt ziemlich fest, und einige Artikel sind sogar besser bezahlt worden, besonders Silber-Rubel, die à 95 gut zu lassen waren. Engl. Russ. à 966 à z zu bedingen und füuͤr 6proc. Papier⸗Rubel 73 bezahlt. In Actien war nur schwa—⸗ cher Umsatz, doch à 1180 Fl. zu lassen. Zproc. Daͤnische, die gestern 644 waren, wichen heute auf 646 à , wozu Kaͤufer waren. Polnische Part. pr. Kassa à 1083 zu lassen und pr. Oktober zum naͤmlichen Cours zu haben. Dieses Effekt ist augenblicklich sehr knapp bei uns. Neapol. Fonds im Gan— zen flau. Falconets à 645 und Engl. à 71 gemacht. proc. Preuß. à 87 pCt. gemacht. Auf London waren Abgeber, so auch auf Paris. Bordeaux Geld und Petersburg begehrt. Amsterdam sehr gesucht, Wien Briefe, alle anderen . schen Valuten Geld. Louisd'or zu lassen. Gold in Barren zu haben. Diskonto 43 pCt. Geld.

Frankfurt a. M., 5. Sept. Die verflossene Woche uͤber war der Staats⸗-Effektenhandel an hiesigem Pla in einem sehr bedenklichen Zustande, und bis heute hat 5 auch noch nichts Wesentliches zum Bessern geaͤndert. Die Ursachen, welche diese Krisis herbeigefuuͤhrt haben, sind welt— bekannt, und man weiß, daß das Vertrauen leichter erschuͤr—⸗ tert als hergestellt wird. Anfangs der Woche kam die Kunde von den Ereignissen in Belgien, und zugleich hatte man auch gesunkene Notirungen von Paris. Unsere Tourse erlitten darauf hin merkliche Schwankungen; Jedermann wollte ver— kaufen und die Nehmer waren rar. Auf 4, J pCt. ward nicht gesehen, wenn man nur etwas anbringen konnte. Me— talliques (5procentige) ingen um 3, 4proc. um 13, Bank— Actien um 30 Fl. pr. Stuͤck, Partial um 25 pCt., Polnische Loose um 13 Rthlr. niedriger, als sie am Boͤrsentag zuvor gestanden. Auch die uͤbrigen Effekten litten im Verhaͤltniß

und waren ebenfalls nur selten ö placiren. Dem Augenblick

der Abrechnung pro Ultimo sah man nicht ohne aͤngstliche Besorgnisse entgegen. Wirklich fiel die Liquidation am 31. August ungeachtet die Franzoͤsische Rente besser kam sehr unguͤnstig aus. Alle Papiere waren von Seiten der

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mittlern und kleinen Spekulanten sowohl gegen baar als auf Ultimo September anhaltend ausgeboten und sehr im Cours gedruͤckt. Die Notirungen waren nicht genau zu fixiren, in⸗ dem bei der Seltenheit der Nehmer 1 pCt. gar nicht in Anschlag kam. Die neuesten Berichte aus den Niederlanden hatten selbst bei unsern Haupt-Börsenmaͤnnern Schrecken er— regt. Dazu kam, daß einige der bedeutendsten Spekulanten aufs Steigen am 31. August ziemliche Quantitäten Neapol. Obligationen, Oesterr. Partial und Hollaͤnd. 23 proc. Inte⸗ gralen zu beziehen hatten, ihre Verbindlichkeit aber nicht ein⸗ hielten, daher denn die se Effekten zu allen Preisen abgege— ben werden mußten. Natuͤrlich gingen die Notirungen ge— dachter drei Papiersorten am meisten zuruͤck, allein dies wirkte mehr oder weniger nachtheilig auf alle ubrigen Fonds. Das baare Geld war im Ueberfluß da, aber nur fuͤr gute Dis— konto-Briefe willig zu haben. Bei Deponirung von Staats— papieren und in Prolongation stellte sich der Zinsfuß auf 7 bis 8 pCt. fuͤrs Jahr. Dabei waren jedoch unsere solidesten Geschaͤftsleute nicht geneigt, Effekten auf diese Art unterzu— bringen. Die 5proBe. und 4proc. Metall., so wie Bank⸗A ct., haben sich am Abrechnungstag noch am besten im Cours be— hauptet; die effektiven Stuͤcke dieser Fonds waren nicht im Üeberfluß vorhanden, welches seinen Grund in den Versen— dungen hat, die man im Laufe des Monats August nach Wien machte, um von den dortigen besseren Coursen Nutzen zu ziehen. Vom 1. bis 4. Sept. konnten sich die Notirun— gen nicht heben, wenn schon die Pariser und Bruͤsseler Nach⸗ richten ruhiger lauteten: man erhielt naͤmlich täglich schlech— tere Course von Wien, woselbst Geldmangel und Mißtrauen einen hohen Grad erreicht hatten. Diese Nachrichten, so wie die Kunde von den starken Schwankungen der Course an der Amsterdamer Börse, verfehlten ihre Wirkung nicht; der Geschaͤfts⸗Umsatz nahm immer sichtlicher ab, die Verkaufs—⸗ lust mehrte sich, alle Effekten erfuhren ein weiteres Sinken, und die Notirungen blieben fast nur nominal. Am meisten

jedoch wurden von dieser Krisis die Neap., Span. und Holl.

Fonds betroffen; es zeigten sich dazu nur sehr selten einzelne Nehmer. Die sonst so wichtige Nachricht von der Anerken— nung der neuen Franzoͤsischen Regierung Seiten Englands machte gar keinen Eindruck, die Course gingen um nichts besser, und das Vertrauen stellte sich auf keine Weise ein. Unsere Haupt-Spekulanten und Geschaͤftsleute halten sich durchaus ruhig. Sie machen weder nahmhafte Verkaͤufe, noch die geringsten Ankaͤufe. Auch im Wechselhandel war es still; außer Berlin k. S., welches sich stets begehrt hielt, blieben alle uͤbrigen Devisen weit mehr ausgeboten als ge— sucht. Diskonto⸗Briefe sind zu 4 pCt. begehrt.

Portugal.

Pariser Blätter berichten aus Lissabon vom 18. Aug.: „Die Aufregung, welche die Nachrichten aus Paris hier , haben, ist noch keinesweges beschwichtigt. Das Geschuͤtz des die Hauptviertel der Stadt beherrschenden Forts St. Georg ist nach der Stadt zu gerichtet worden, und die Fregatte „Diana“, von 48 Kanonen hat sich vor dem Platz . do 6 dem Haupt⸗Schauplatz der Volks⸗Bewegungen, vor Anker gelegt. Einem Geruͤchte zu⸗ folge hat sich die Garnison von Almeida empoͤrt und sich der Kriegs-Vorraͤthe, so wie des Geschuͤtzes des Platzes, be— maͤchtigt. Eine Englische Fregatte ist im Tajo vor Anker gegangen, um die Auslieferung der vom Blokade⸗Geschwader ö erceira weggenommenen Englischen Schiffe zu ver— angen.“

Inland.

Berlin, 9. Sept. Aus Elberfeld vom Aten d. M. wird gemeldet: Zwei Söoͤhne unseres hochverehrten Köoͤnigs, die Prinzen Wilhelm und Albrecht, begluͤckten heute die Stadt Elberfeld mit Ihrer Anwesenheit, auf Ihrer Ruͤckreise von Lippstadt nach Koblenz. Auch diesmal wurden die erlauchten Reisenden von dem Zujauchzen der Menge bewillkommt, die fuͤr dieses Zeichen einer herzlichen Liebe durch die huld— volle Freundlichkeit belohnt wurde, womit die liebenswuͤrdi⸗ en Prinzen dankten. Eine Ehrengarde mehrerer unserer er— ge Buͤrgersoͤhne waren, mit dem Landrath Herrn Grafen von Seissel an ihrer Spitze, Ihnen bis uͤber Barmen hin— aus entgegen geritten und dienten dem Wagen, in dem Sie saßen, zum Geleite. Leider verweilten JJ. KK. HH. nur so lange hier, als noͤthig war, um in der Boͤrsenhalle ein

Fruͤhstäck einzunehmen. Die heißesten Wuͤnsche und Segnun⸗ gen der Bewohner Elberfelds folgten den geliebten Prinzen

bei Ihrer Weiterreise.

Nachrichten aus Köln zufolge sind Ihre Koͤnigliche

8 die Prinzen Wilhelm und Albrecht am 4ten dieses achmittags daselbst eingetroffen. Um 2 Uhr haben Hoͤchst⸗ dieselben das 25ste Linien-⸗Regiment auf dem dasigen Heu⸗ markte in Augenschein genommen und wurden mit lebhaftem Jubelruf von der großen Zuschauerzahl begruͤßt. Tages dar— auf sind Ihre Koͤnigl. Hoheiten nach Koblenz abgereist.

Die Koͤnigl. Regierung hat unterm 3ten d. folgende Fortsetzung der offiziellen Nachrichten aus dem Regierungs⸗ bezirk Achen bekannt gemacht:

„In Achen ist der vorige Zustand der gesetzlichen Ord⸗ nung und der buͤrgerlichen Thätigkeit voͤllig zuruͤckgekehrt, und werden die Folgen der beklagenswerthen Auftritte am 30sten v. M. aͤußerlich nur noch in der Bewaffnung eines Theils der Buͤrgerschaft wahrgenommen, die als Mitglieder der errichteten Buͤrgergarde und des daraus gebildeten Schuͤ— tzencorps in den freiwillig uͤbernommenen Dienstleistungen fortfaͤhrt und dabei mit Aufopferung mancher Bequemlichkeit treue Ergebenheit und regen Eifer an den Tag legt. Es werden von derselben im Beistande der Polizei-Beamten noch immer Leute eingebracht, die der Theilnahme an den Ereignissen vom Z0sten v. M. beschuldigt oder verdaͤchtig sind, auch kommen noch fortwaͤhrend Effekten zum Vorschein, die an jenem fuͤr Achen denkwuͤrdigen Tage der Entwendung Preis gegeben waren. Auf Veranlassung des Herrn Ober— Praͤsidenten Staats-Ministers Freiherrn von Ingersleben Excellenz ist von dem Herrn General⸗Prokurator Ruppenthal zu Koln eine besondere gerichtliche Kommission ernannt und von Koͤln hierher gesandt, um die hiesigen Vorfaͤlle genau zu untersuchen, und wird dieselbe ungesaͤumt ihre Arbeiten be—

ginnen. Die staͤdtischen Behoͤrden beschaͤftigen sich mit den

Vorbereitungen zur Aufnahme und Unterbringung der mor⸗ gen Vormittag erwartet werdenden Truppen, wovon in der gestrigen Bekanntmachung die Rede war, und zu denen noch ein drittes Bataillon Infanterie kommt; jedoch ist fuͤr Achen selbst, neben dem Corps⸗-Kommandanten Herrn General⸗ Major von Pfuel und dessen Stab, vorlaͤufig nur ein Theil davon bestimmt, und werden die uͤbrigen Truppen anderweitige Stand quartiere beziehen.“

„Eupen genießt in Folge der dort getroffenen energi— schen Maaßregeln voͤllige Ruhe, und sind auch nicht einmal Versuche zu Aufregungen dagegen bemerkbar geworden. Wahrscheinlich wird morgen schon ein Bataillon Infanterie daselbst eintreffen und die thaͤtige und wachsame Buͤrgerschaft darin einen festen Stuͤtzpunkt erhalten.“

„Zu Malmedy herrscht vollkommene Ruhe, eben so wie in dem dortigen ganzen Kreise; von den auf dem Marsche begriffenen Truppen wird aber auch dorthin in der Naͤhe der Belgischen Graͤnze ein Detaschement abgehen und morgen

oder uͤbermorgen in Malmedy anlangen.“

„An allen andern Orten des hiesigen Regierungsbezirks hat sich bisher nichts zugetragen, was außergewöhnliche Vor— kehrungen noͤthig gemacht hatte; die Herren Landraäͤthe wer⸗ den indessen uͤberall, wo es noch nicht geschehen, zur Errich— tung von Sicherheits-Corps aufmuntern und insbesondere fuͤr puͤnktliche Abhaltung von naͤchtlichen Patrouillen mit zu—⸗ reichender Mannschaft 6 8

„Aus dem nahen Auslande sind weiter keine beunruhi— genden Nachrichten eingetroffen.“

Aus Achen vom 4ten d. wird gemeldet: Der Vor— trab der heute hier erwarteten Truppen, ein Detaschement , und eine Abtheilung Schuͤtzen, ist bereits hier ein⸗ geruͤckt.

Die Koͤlnische Zeitung hebt die bemerkenswerthe Leistung des der Preußisch Rheinischen Gesellschaft zugehoͤ— rigen Dampfschiffs „Concordia“ heraus. Dasselbe fuhr am Dienstag den 31. August von Mainz nach Köln und transportirte 152 Personen. Angekommen in Koͤln, entlud es seine Pas⸗

sagiere und 350 Ctnur. Guͤter und fuhr waͤhrend der ö.

nach Koblenz, wo es wegen starken Nebels erst am Mittwoc

Morgens um gz Uhr, ankommen konnte. Hier uͤbernah

es den Transport von 1200 Mann Truppen, brachte diese am naͤmlichen Tage gegen 7 Uhr Abends nach Koͤln, nach deren ue schiffchgß es hier noch 5 Stunden verweilte und um 12 Uhr in der Nacht die Ruͤckreise nach Mainz antrat, wo es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um halb zwei Uhr anlangte; Freitag Morgens 6 Uhr fuhr es von da wie⸗ der ab, transportirte 143 Personen und 175 Ctnr. Waaren und langte am naͤmlichen Tage Abends 5 Uhr in Koͤln wie⸗ der an. In 83 Stunden Zeit, einbegriffen den bedeutenden Aufenthalt, legte das Schiff mithin eine Raumstrecke von

133 Meilen zuruͤck.