1952
den Punkten zuruͤckzuziehen und den Pallast von Tervueren einzig und allein von den Buͤrgern bewachen zu lassen. Als nun gestern fruͤh um 7 Uhr ein nach Tervueren gesandtes Buͤrger⸗Detaschement dahin kam, fand es den Ort noch von Kavallerie besetzt; dies wurde hierher durch Estaffette ange— zeigt, und nach dem Empfange eines darauf neuerdings an den Prinzen Friedrich gesandten Expressen gab Se. Königl. oheit dem Herrn Pletinckx den bestimmten Befehl, den allast von Tervueren raͤumen zu lassen. Ehe dies jedoch hier bekannt wurde, hatte sich in der Stadt das Geruͤcht verbrei⸗ tet, daß die nach Tervueren gesandte Buͤrgergarde umzingelt worden sey, daß die Luͤtticher, die sich nach Bruͤssel begeben wollten, daran verhindert worden, wobei ihnen zwei Kano⸗ nen abgenommen seyn sollten u. s. w. Man rief: „Zu den Waffen!“ und ungefahr 309 Mann Buͤrgergarden, Lutticher and Arbeiter mit Stöcken stroͤmten zum Thore von Namuͤr hinaus. Da man den wahren Zustand der Sache noch nicht kannte, so stellten sich, um Unordnungen zu verhuͤten, der Baron v. Hooghvorst und Hr. Van de Weyer an die Spitze der Bewegung. In Auderghem hielt der Letztere eine An⸗ rede an die Leute? worin er sie beschwor, die Antwort des Prinzen erst abzuwarten. Und wirklich am auch in demsel⸗ ben Augenblicke Hr. Pletinckx mit dem Befehle an, wonach die Truppen aus Tervueren sich zuruͤckziehen sollten. Dies beruhigte sogleich die Gemuͤther, und die Leute gingen saͤmmt⸗ lich nach der Stadt zuruck. Heute fruͤh haben sich die in Vilvorden versammelt gewesenen Truppen in Bewegung ge— setzt und den Weg nach Antwerpen eingeschlagen.“ Hiesige Blätter erzaͤhlen, daß der Baron von Stas⸗ sart, als er sich mit der , . aus Namur nach dem Haag begeben wollte, bei seiner. Ankunft mit dem Dampf⸗ bootè in Rotterdam von dem auf dem Quai versammelten Volke mit dem Geschrei: „Nieder mit Stassart! Wo ist er, wo ist er!“ empfangen worden sey. Um seine Kollegen keiner Gefahr auszusetzen, habe Hr. von Stassart sogleich gerufen: „Hier bin ich!“ wodurch die Menge fuͤr einen Augenblick be⸗ troͤffen worden sey. Indessen habe ihn ein aufgeregter Haufe bis nach dem Haag verfolgt, wo er neue Unannehmlichkeiten erfahren und sich daher rasch zur Abreise entschlosen habe. Vorher habe er jedoch dem Minister Baron de Mey van Streefkerk folgendes Schreiben uͤbersandt:
„Mein Herr Baron! Ich kam mit demjenigen Ver— trauen, das mir mein Betragen, meine loyalen Absichten und meine Hingebung fuͤr das Vaterland einfloͤßten, um bei Sr. Masjestaͤt eine ehrenvolle Mission zu erfuͤllen; dunkle Ge—⸗ ruͤchte jedoch, die mir uͤber die Stimmung der Gemuͤther hier von mehreren Seiten zugekommen sind, und ein ziemlich leb⸗
after Auftritt bei meiner Reise durch Rotterdam lassen mich fuͤrchten, daß ich hier zu boͤswilligen Unordnungen, denen leicht neue Unruhen in Belgien folgen durften, ein Vorwand seyn könnte. Ich glaube daher, mehr im oͤffentlichen Inter⸗ esse als zu meiner eigenen Sicherheit, meinen Kollegen allein — und zwar auf ihren Rath — den Auftrag uͤberlassen zu muͤssen, dem Könige respektvoll die Adresse von Namuͤr zu uͤberreichen. Ich habe die Ehre ꝛcc. Im Haag, den 3. Sept. 1839. Der Baron v. Stassart.“
Drei Mitglieder der ersten Kammer der Gener al⸗Staa⸗
ten, Marquis von Trazegnies, Graf v. Aerschot und Hr, v. Brouckere haben an ihre den suͤdlichen Provinzen angehoͤrigen Kollegen die Aufforderung erlassen, sich in Bruͤssel einzufin— den, um hier die Antwort des Königs auf die vom Prinzen von Oranien uͤberbrachten Propositionen abzuwarten.
Der Buͤrgermeister und die Schoͤppen von Bruͤssel ha— ben neuerdings bekannt gemacht, daß, außer der fuͤr immer aufgehobenen Mahlsteuer und der fuͤr jetzt nachgelassenen Schlachtsteuer, alle staͤdtischen Abgaben nach wie vor, und . unter dem Schutze der Buͤrger-Garde, erhoben werden wuͤrden.
Deputationen von Soignies, Alost, Genappes und Char— leroy sind hier angekommen, um der Stadt Bruͤssel ihren Beistand anzubieten. .
Die Stadt Tournay hat eine aͤhnliche Adresse, wie mehrere andere Staͤdte, an Se. Majestaͤt erlassen. Am Zten d. sind Truppen in die Citadelle einquartiert worden. Dies geschah, wie man versichert, um die bestaͤndigen Streitigkei—
ten zu verhuͤten, die in den Kasernen dort zwischen den Hollaͤn⸗
dern und Belgiern vorfielen.
. „Man fragt sich“, sagt das Journal de la Bel— gigue, „wie es mit der Staatsschuld gehalten werden soll, wenn in der Verwaltung, in der Gesetzgebung und in den Finanzen der heiden Theile des Königreichs eine Trennung statt sindet. Wir sehen in dieser Hinsicht keine Schwierig— keit; wir glauben namlich, die Schuldenlast wird unter die
nördlichen und suͤdlichen Provinzen auf eine verhaͤltnißmaͤßige Weise getheilt werden, wogegen die Kolonieen beiden ge⸗ meinschaftlich verbleiben wuͤrden.“ 68 ö Rotterdam, 8. Sept. Hier ist folgende Proclamation erschienen: „Buͤrgermeister und Schöffen von Rot⸗ terdam an die Buͤrgerschaft dieser Stadt. Werthe Mitbuͤrger! Ihr habt stets und auch jetzt unseren Erwartun⸗ gen in Allem und voͤllig entsprochen. Euer ruhiges, muster⸗ haftes und nachahmungswuͤrdiges Betragen in der letzten Zeit hat auf die unverkennbarste Weise dargethan, daß Ihr die heilsamen und weisen Absichten unseres geliebten Koͤnigs zu erkennen wißt, und durch Euer wackeres, ordentliches Be— nehmen zeigt Ihr, was eine Buͤrgerschaft vermag, die sich mit ruhigem Vertrauen, naͤchst Gott, auf die vaͤterliche Fuͤr⸗ sorge des Koͤnigs ihrer Wahl verlaͤßt. Ihr habt aber auch das hoͤchste Recht, Eure Ehrerbietung, Eure Liebe und Eure Anhaͤnglichkeit dem Fuͤrstlichen Hause von Oranien auf diese so edle Weise an den Tag zu legen. Ueberfluͤssig Acheint uns die Aufforderung an Euch, auf diese Weise auch ferner noch Eure Gesinnungen kund zu thun. Eine Buͤrgerschaft, die, wie die unserer Stadt, dies stets gethan hat, bedarf einer solchen Aufforderung nicht. Sie verdient und hat Auspruͤche auf die Hochachtung des Koͤnigs, so wie auf unser Vertrauen; sie wird diefe ferner verdienen, indem sie bestaͤndig ein Vor⸗ bild fuͤr alle wackern Buͤrger bleiben wird. So gegeben im
Rathhause der Stadt Rotterdam den 6. Sept. 1830. (Gez. M. C. Bichon van Ysselmonde.
L. van Oyen.
Das Amsterdamsche Handelsblad spricht von einer
richten wollen, um ihn zu bitten, daß er der Trennung von Holland und Belgien seine Einwilligung geben möge.
Antwerpen, 6. Sept. Im hiesigen Jour nale liest man: „Es ist wahrscheinlich, daß diese Stadt zu einer wich⸗ tigen Bestimmung berufen ist. Wir haben schon gesagt, daß das Interesse der Monarchie den Koͤnig in unsere Mauern rufe, und wir glauben, daß Se. Majestaͤt hier erwartet wird. Von einer andern Seite scheint die Versammlung der Ge— neralstaaten im Haag unmoͤglich, indem der groͤßte Theil der Repraͤsentanten des Südens sich nicht dahin begeben wuͤr de. Wir sagen das Naͤmliche von Bruͤssel, wo jene des Nordens nicht erscheinen durften. Hierzu bedarf es einer ruhigen Zwischenstadt, die alle Elemente der Sicherheit und Freiheit darbietet, und wo jeder Repraͤsentant seine Meinung, welche fie auch sey, in voller Sicherheit entwickeln kann. Diese Stadt ist Antwerpon, die einen unvergaͤnglichen Ruhm da⸗ durch erlangen wird, daß sie in Mitte allgemeiner Angst ein sicherer und unverletzlicher Ort fuͤr die Personen, fuͤr das Eigenthum und fuͤr alle Meinungen bleiben wird.“
— Ein Adjutant des Prinzen von Oranien ist heute Morgen nach Bruͤssel hier durchpassirt. 2
Deutschland.
— — Dresden, 10. Sept. Die bereits erwahnten tumultuarischen Auftritte in verwichener Nacht begannen da⸗ mit, daß gestern Abend in der 9gten Stunde zahlreiche Men— schenhaufen von zwei verschiedenen Seiten — vom großen Garten her und aus der Friedrichsstadt — laͤrmend nach der Stadt zogen, indem sie unterweges die Laternen entzwei schlu⸗ gen. Auf dem Markte angelangt, drang die Masse in das Rathhaus ein und warf aus den Zimmern des ersten Stock⸗ werks die Akten und Meubles auf die Straße hinab, wo dann solche in mehreren Haufen aufgethuͤrmt und in Brand gesteckt wurden, der bis an den Morgen dauerte. Eine andere Rotte war auf das Polizei-cʒGebaͤude losgestuͤrnt und trieb es dort noch aͤrger, wie die am Rathhause, indem sie gleich im Gebaͤude selbst die Akten in Brand steckte, wodurch ein Theil dieses Gebaͤudes mit in Flammen aufging. Von Militair befand sich gerade nur sehr wenig hier, und bei den seinerseits erfolgten Bemuͤhun⸗ gen, dem Tumult Einhalt zu thun, sind leider mehrere schwer verwundet worden und ein Capitain so wie zwei andere Offiziere sogar um's Leben gekommen. — Heute Vormittag ist in Folge dieser traurigen Vorgange Nachstehendes er— schienen: .
„Bekanntmachung. Die oͤffentliche Ruhe ist auf eine betruͤbende Art gestoͤrt
worden. Vertrauungsvoll blicken Se. Majestaͤt auf die be⸗
währte Treue und Liebe der hiesigen Burger und Einwohner und wollen ihnen die Herstellung der 3 bedrohten offentlichen und Privat- Eigenthums anvertrauen.
Beilage
Adresse, welche die Einwohner von Amsterdam an den Koͤnig
e, den Schutz des
19564 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Æ 255.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich wird sich von dle— sen Gesinnungen selbst uͤberzeugen. —
Deie Buͤrger und Einwohner Dresdens, welche diesem Aufruf folgen wollen, werden, insofern sie nicht mit eigenen Waffen versehen sind, solche auf Anweisung erhalten, und werden aufgefordert, sich mit einer weißen Binde um den linken Arm zu versehen.
Die Versammlungs-Orte und die Zeit sind in dem bei— gefuͤgten Anschlage bemerkt.
Die zur Auftechthaltung der offentlichen Ruhe Allerhöochst verordnete Kommission. Friedrich August, Herzog zu Sach sen.“ Bekanntmachung.
„In Gemaͤßheit des bereits geschehenen Aufrufs zur Bildung einer Sicherheits- Kommungl-Garde aus der Ge, sammtheit der hiesigen Buͤrger und Einwohner machen wir bekannt, daß heut um 2 Uhr Nachmittags sich die Einwoh⸗
ner der Stadt auf dem Altenmarkte, die der Vorstaͤdte auf
dem Neumarkte, die der Neustadt auf dem Japanschen Pa— lais-Platze, die der Friedrichsstadt auf der Ostra-Bruͤcke zu versammeln und zum Abzeichen ein weißes Tuch um den linken Arm zu tragen haben. Sie bilden sogleich quf diesen Plaͤtzen Compagnieen von 59 Mann und waͤhlen sich Offi— ziere und Unter-Offiziere selbst, sollen auch, soweit sie nicht bewaffnet sind, mit Waffen versehen werden. Sie werden dann vereint mit uns zur Herstellung der Ruhe wirken, wie es die Umstaͤnde erfordern.
Der gute Ruf der Dresdner Einwohner darf nicht laͤn⸗ ger durch Ereignisse, wie in dieser Nacht, angetastet werden. Darinnen sind wir einig. Darum lassen Sie uns handeln!
Uebrigens haben die Innungs⸗Meister ihre Gesellen und Lehrburschen zu Hause zu halten, Kinder und Frauenzimmer aber sich nicht auf den Straßen aufzuhalten.
Dresden, am 10. Sept. 1830.
Der Rath zu Dresden.“
Dresden, 11. Sept. Der heutige Anzeiger meldet: „Se. Koͤnigl. Mafestaͤt haben geruhet, den Geheimen Rath Julius Traugott harm von Könneritz zum Wirklichen Ge— Heimen Rath mit Sitz und Stimme und Kanzler zu ernen⸗ nen und den Landes-Regierungs-Direktor und Ritter des Civil⸗Verdienst⸗Ordens, Pr. Christian Jakob Eisenstuck, zur Bezeigung Allerhoͤchstdero Zufriedenheit mit dem von ihm zeit⸗
her gefuͤhrten Vorsitz in der Landes⸗Regierung, das Komthur⸗
Kreuz gedachten Ordens zu verleihen.“ .
. einer in dem selben Blatte enthaltenen Be— kanntmachung des Stadtgerichts vom gestrigen Tage ist in Folge der vorgestern hier eingetretenen Stoͤrung der oͤffentli⸗ chen Ruhe der eben bevorstehende Jahrmarkt der Neustadt Dresden vor der Hand aufgeschoben worden.
Kasfel, 8. September. Die hiesige Zeitung ent— haͤlt heute Nachstehendes: Vorgestern Abend ist die Ruhe in hiesiger Stadt durch die Angriffe eines Haufens von Ta— geloͤhnern und Handwerksgesellen gegen mehrere Baͤckerlaͤden Ebei denen Thuͤren und Fenster eingeschlagen wurden) gestoͤrt, aber in Folge der Einschreitung des Militairs bald wieder hergestellt und mehrere der Unruhestifter sind verhaftet wor— den. Gestern ist folgende Bekanntmachung von Seiten der Kurfuͤrstl. Residenz⸗Polizei⸗Direction erschienen:
„„Auf eine beklagenswerthe Weise ist am gestrigen Abend, wegen vermeintlicher Beschwerden hinsichtlich des Brodverkaufs, durch einen Haufen unbesonnener, zum Theil
betrunkener Tageloͤhner und Handwerksgesellen die oͤffentliche Ruhe und Ordnung durch Exzesse gegen die Baͤckerlaͤden ge⸗ si
stört worden, wobei jedoch die Buͤrgerschaft — wie nicht an⸗ ders zu erwarten war — nicht den mindesten Antheil genom⸗ men, vielmehr uͤberall den hoͤchsten Unwillen thaͤtlich und wortlich bewiesen hat. Wiewohl nun die Ruhe durch Huͤlfe des Militairs alsbald wieder hergestellt und strenge Untersu— chung gegen die zum Theil bereits verhafteten Schuldigen sofort verfuͤgt worden, auch eine Wiederhelung nicht zu be—⸗ sorgen ist; jo werden doch hierdurch, mit hoͤherer Genehmi— gung, zur allenthalbigen Sicherung der Ruhe und Ordnung, folgende Bestimmungen getroffen: 1) Die Wirthshaͤuser in und vor der Stadt werden bis auf weitere Verfuͤgung ge— schlossen, und wird den Wirthen bei scharfer Strafe unter— sagt, Gaͤste zu setzen; 2 alles Zusammenrottiren und Durch— ziehen der Straßen wird streng untersagt, und werden alle, welche hiergegen anstoßen, als Ruhestoͤrer verhaftet; 3) jedem Hauseigenthuͤmer wird zur Pflicht gemacht, von 7 Uhr Abends
das zweckmaͤßigste gesichert.“
has Haus verschlossen zu halten; 4) eben so werden alle Hang vaͤter, Handwerksmeister u. s. w. aufgefordert, auf ihre Rin⸗ der, Gesellen und Lehrlinge strenge Aufsicht zu fuͤhren und sie zu Hause zu behalten; 5) sind bei einer etwa ausbrechenden Ua⸗ ruhe, bei eingetretener Nacht, die Fenster zu erleuchten. Sollte ganz unverhofften Falls abermals irgend eine Unruhe entstehen, so sind die Verfuͤgungen getroffen, daß augenblick⸗ lich die strengsten Maaßregeln eintreten.
Kassel, den 7. September 1830.
Kur fuͤrstl. Residenz-Polizei-Direction.““ . Gestern Abend und die ganze Nacht hindurch herrschtr⸗ die groͤßte Ruhe und Stille, welche auch nicht der mindeste Vorfall unterbrach; die Handhabung der Ordnung ist auf
T ehei.
Nachstehendes ist der ausfuͤhrliche Inhalt des (gestern erwaͤhnten) in der Schlesischen Zeitung enthaltenen Schreibens aus Belgrad vom 27. Aug.: ) „Nachdem wir langere Zeit ohne alle sichern Nachrichten uͤber den Stand der Dinge in Albanien geblieben waren, sind uns so eben folgende interessante Mittheilungen zugekommen. — Groß-Wesir, welcher, wie schon bekannt, in Bitoglia einge⸗ troffen war, mußte zu der Ueberzeugung gelangt seyn, daß er mit Gewalt der Waffen seinen Endzweck nur schwer er— reichen oder auch ganz verfehlen koͤnnte, und nahm daher zur List seine Zuflucht. Zu diesem Ende sandte er an saͤmmtliche Haͤuptlinge der Albaneser Eilboten, mit der Erklarung, daß er auf Befehl der Pforte in Bitoglia eingetroffen sey unh von seinem Herrscher den Auftrag habe, die Beschwerden der Albaneser zu vernehmen und ihren rechtmäßigen Forde—⸗ rungen zu genügen, weshalb er saͤmmtliche Chefs einlade, persönlich bei ihm in Bitoglig zu erscheinen. In Folge die⸗ ser Einladung verabredeten die vornehmsten Albaneser eine
Zusammenkunft, auf welcher die Mehrheit entschied, daß
derselben Folge geleistet werden solle. Ein großer Theil der⸗ selben begab sich sofort — 46. Vorsicht mit einer militairi⸗ schen Bebeckung von 5000 Koͤpfen versehen — nach Bitoglia. Vor dieser Stadt angekommen, wurden sie von einer Dey n⸗ tation des Groß-Wesirs empfangen, welche die Fuͤhrer in die Stadt einlud und ihnen erlaubte, ihr Gefolge vor der Stadt lagern zu lassen. — In einem oͤffentlichen Gebaͤnde in Bitoglia erwartete der Groß-Wesir die Albaneser zur Audienz, worin derselbe Letzteren, nachdem er ihre Forderung — welche in 30, 000 Beuteln oder 15 Mill. Tuͤrkischer Piaster bestand — vernommen hatte, versicherte, daß, so schwer der Pforte, bei ihren durch den letzten Krieg aͤußerst ge— schwaͤchten Kraͤften, die Bezahlung einer so enormen Summe sey, dieselbe doch Alles aufzubieten Willens ware, um mit ihren Unterthanen in Frieden zu leben; er ersuche sie, fuhr er in feiner Rede fort, nur einige Tage in Bitoglia zu ver— weilen, bis die ihm von der Regierung zur Verfuͤgung ge— stellten Summen, welche bereits unterweges seyen, bei ihm eingetroffen seyn werden, und theilte unterdessen an mehrere der Haͤuptlinge, deren Argwohn er fuͤrchten zu muͤssen glaubte, ansehnliche Summen aus. So sicher gemacht, warteten die sorglosen Albaneser bereits 4 Tage, als ihnen der Groß Wesir eines Morgens sagen ließ, daß er an diesem Tage uͤber sein (15, 000 Mann starkes) regulaires Truppen ⸗Corps Musterung halten werde, welcher beizuwohnen er sie einlade.
SIhne im mindesten die List des Wesirs zu ahnen, wurde die Einladung angenommen, und saͤmmtliche Haͤuptlinge fanden ich mit einer nur geringen Begleitung, im Ganzen 406 Kopfe zaͤhlend, auf dem ihnen bezeichneten Felde ein, wo sle einige Zeit die kuͤnstlichen Evolutionen der Truppen mit Lust ansahen. Ploͤtzlich aber waren sie, ohne es bemerkt zu ha⸗ ben, von diesen eingeschlossen, welche nun auf einen Wink des Groß-Wesirs auf sie eindrangen und Alle . Aus⸗ nahme niedermetzelten. Nach diesem graͤßlichen Blutbade
wurde der Angriff auf ihre auf der entgegengesetzten Seite
der Stadt gelagerte militairische Begleitung a , welche
sogleich die Flucht ergriff. Da indessen der esir fuͤr die⸗
sen Fall die meisten Paͤsse nach Albanien im Voraus durch
seine Truppen hatte besetzen lassen, so koͤnnen auch von die⸗ sen nur wenige dem Tode entronnen seyn. Leider geben un⸗
Das neueste Blatt des Hamburger, ingleichen des Nuͤrnber⸗ ger Korrespondenten giebt dasselbe Schreiben, mit wen! en unbe⸗ beutenden Abänderungen, in der Fassung woͤrtlich glei lauten.