1974
iemlich starken Erdstoß gespuͤrt, der beinahe drei Sekunden * und seine Richtung von Nordost nach Suͤdwest nahm. Polen.
War schau, 13. Sept. Den 11ten d. wurde hier das Namensfest Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfuͤrsten Thron⸗
solgers, feierlichst begangen. In den Morgenstunden fand in
der Pfarrkirche im Beiseyn der Senatoren und der hoͤchsten Staats-⸗Beamten ein solenner Gottesdienst statt, worauf das Tedeum angestimmt wurde. Der Praͤsident des Administra⸗
tions⸗Rathes, Graf Sobolewski, gab an diesem Tage im
Pallaste der Koͤnigl. Statthalter ein großes Diner. Des Abends wurde im National⸗Theater eine Frei⸗Vorstellung ge⸗ eben, und eine Erleuchtung der Stadt beschloß die Feier des ages. ; Mehrere Grundbesitzer der Wojewodschaft Podlachien be— absichtigen, eine Versicherungs⸗Gesellschaft fuͤr das platte Land gegen Schaden, welcher durch zufaͤlliges oder in boͤslicher Ab⸗ sicht angelegtes Feuer angerichtet worden, zu bilden.
In der Gegend von Sandomir ist die diesjährige Ernte so schlecht ausgefallen, daß fuͤr die Aussaat in fremden Ge— genden Einkaͤufe gemacht werden muͤssen.
Die Mittelpreise des Roggens sind jetzt hier 14 Fl., des Weizens 26 Fl., der Gerste 1603 Fl., des Hafers 75.
Der Cours unserer Pfandbriefe ist 95.
Frankreich.
Deputirten⸗ Kammer. In der Sitzung vom 8. Sept. entwickelte Hr. Thouvenel seine Proposition in Betreff der Abschaffung des Sakrilegiums⸗Gesetzes. „Schon vor 3 Wochen“, aͤußerte er im Eingange seiner Rede, „war ich bereit, die gegenwartige Proposition zu machen; es sind jetzt 14 Tage her, daß ich sie gemacht habe. Zwischen mei— nem Antrage und dem in der Pairs⸗Kammer gemachten be— steht ein wesentlicher Unterschied: ich wuͤnsche namlich, daß der 11e Artikel des Sakrilegiums-Gesetzes, der hinsichtlich des Diebstahls die Kirchen und Gotteshaäͤuser den bewohnten Privathaͤusern gleichstellt, beibehalten werde, wogegen die Pairs⸗- Kammer die gänzliche Abschaffung des gedachten Ge— setzes verlangt. Wegen dieses Unterschiedes bitte ich um die Erlaubniß, meinen Vorschlag naͤher zu entwickeln.“ Der Redner machte hierauf fuͤr die Aufhebung des Sakrilegiums⸗ Gesetzes im Wesentlichen dieselben Gruͤnde geltend, auf die der Graf v. St. Priest sich bei der Entwickelung seiner Pro— position uͤber denselben Gegenstand in der Sitzung der Pairs—⸗ Kammer vom 3. September gestuͤtzt hatte; nur verlangte er, daß man den 11ten Artikel, welcher also lautet: „Jedes Individuum, das sich eines Diebstahls schuldig macht, soll, wenn dieser Diebstahl bei Nacht und von
ei oder mehreren Personen in einem der Staats- Heer n geweihten Gebäude veruͤbt worden ist, mit Einsperruüng bestraft werden“ beibehalte und statt der
esperrten Worte sage: „in den den verschiedenen ge— setzlich anerkannten Religionen geweihten Gebaäu—
den.“ Da die Proposition des Hrn. Thouvenel Unterstuͤtzung fand, so wurde sie zum Drucke verwiesen. — Hierauf begann eine vollig unerhebliche Diskussion uͤber den Antrag des Ge— nerals De margay, kuͤnftig bei der Pruͤfung des Budgets eben so viele Kommissionen zu ernennen, als es einzelne Mi⸗ nisterien giebt. Der General Brenier trat gegen diese Pro⸗ position auf und stimmte fuͤr das von der Kommission in Vorschlag gebrachte Verfahren (s. Nr. 256 der Staats⸗;ei⸗ tung). 6 so Herr von Vauguyon. Die Herren Pelet und v. Riberolles dagegen erklärten sich sowohl gegen den Antrag des Hrn. Demar gay, als gegen den der Römmission, da sie in beiden zahlreiche Nachtheile fanden. Der Oberst Pagixhans und der Graf v. Rambuteau un— terstuͤtzten die Antraͤge der Kommission, wogegen Herr von Tracy und Hr. Mereier sich der Proposition des Hrn. De⸗ margay anschlossen. Nachdem noch Hr. Demar gay selbst . Vertheidigung seines Antrages und Herr von Ber—
is zu Gunsten des Antrages der Kommission aufge—
treten war, faßte der Berichterstatter Herr Kératry
die Diskussion zusammen, worauf uͤber die Vorschläge der Kommission abgestimmt wurde. Der 1ste Artikel: „Jedes Buͤreau der Kammer ernennt drei seiner Mitglieder zur Pruͤfung des „Einnahme und Ausgabe⸗Budgets“ wurde ohne Weiteres angenommen. Zu dem zweiten Artikel folgen⸗ den Inhalts: „Diese Kommisston, die sonach aus 27 Mit— gliedern besteht, kann sich in so viele Sectionen theilen, als sie fuͤr gut findet, und eine jede derselben kann sich mit der Prufung des Budgets eines oder mehrerer Ministerien be⸗ schaͤftigen /, machten die Herren Paixhans und Larochefou⸗ eauld verschiedene Verbesserungs⸗Vorschlaͤge; sie wurden aber
saͤmmtlich verworfen und der 2te Artikel sowohl als der Zte in ihrer urspruͤnglichen Abfassung angenommen. Dieser gte Art. lautet also: „Nachdem die Berichte jeder Section in einer General-Versammlung der Kommission angenommen worden, konnen sie hintereinander der Kammer vorgelegt wer den, die uͤber die verschiedenen Budgets in der Reihefolge ihrer amtlichen Präͤsentation berathschlagt, wenn anders nicht die Regierung in eine Umkehrung dieser Reihefolge willigt.“ Der 4te Artikel: „Ueber das gesammte Ausgabe⸗Budget wird durch eine einzige geheime Abstimmung votirt“, wurde, auf die Bemerkung des Herrn Duvergier de Hauranne, daß das Ministerium sich danach gezwungen sehen wuͤrde, das Aus⸗ gabe⸗Budget immer in einem einzigen Gesetze vorzulegen, ver⸗ worfen. Ein Gleiches geschah hinsichtlich des 5ten Artikels, an dessen Stelle, auf den Antrag des Herrn von Berbis, folgender Artikel, der jetzt der te wird, angenommen wurde: „Ueber die Einnahme stattet die Budgets-Kommission nur einen einzigen Bericht ab.“ — Am Schlusse der Sitzung verlas noch der Praͤsident ein Schreiben des Hrn. Guilhem, worin dieser, unter dem Bemerken, daß er sich Kraͤnklichkeits halber außer Stand sehe, an den Berathungen der Kammer Theil zu nehmen, seinen Eid schriftlich einsendet. Die Siz— zung wurde um 47 Uhr aufgehoben. ꝛ;
Paris, g. Sept. Der General Baron Fagel und der Graf von Muͤllinen haben von ihren resp. Hoöͤfen die neuen
Kreditive erhalten, die den Ersteren zum außerordentlichen
Gesandten und bevollmächtigten Minister Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Niederlande, den Letzteren zum außerordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Minister Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Wuͤrtemberg bei Sr. Mejestaͤt dem Koͤnige der r, beglaubigen.
Eine vom Finanz-Minister kontrasignirte Königl. Ver— ordnung vom 30sten v. M. ernennt den Baron Malouet zum Ober-Rechnungs-Beamten statt des Herrn von Chassenay. — Durch drei vom Großsiegelbewahrer gegenge— zeichnete Verordnungen vom Sten d. M. werden wieder meh⸗ rere General⸗Advokaten, Prokuratoren, Substitute, Gerichts⸗ Praͤsidenten und Instructions-Richter angestellt. — Der Minister des Innern hat 65 Präfektur⸗Raͤthe uud 11 Gene⸗ ral⸗Secretaire der Präfekturen bestellt. .
Statt des Herrn Chardel ist Herr Conte unter dem Ti— tel eines Praͤsidenten des Post⸗Raths an die Spitze der Post— Verwaltung getreten.
Der in Nismes kommandirende Oberst von Lascours ist, wegen der bei Gelegenheit der dortigen Unruhen von ihm bewiesenen Entschlossenheit und Festigkeit, zum General⸗Major befoͤrdert worden. Dieser Offizier, der 1803 in den Dienst trat, hat sich in den Feldzuͤgen von 1813 und 1814 aus— gezeichnet.
Herr Henry hat nicht, wie der Moniteur gestern irrthuͤm⸗ lich meldete, die Präfektur des Departements der Nievre, sondern die des Departements der Drome erhalten.
Im heutigen Moniteur liest man Nachstehendes: „Gestern ist durch die Sorgfalt des Polizei-Praͤfekten ein Anschlagzettel ohne Namen des Verfassers und Druckers in Beschlag genommen worden, worin die National⸗Garden, die Vorsteher von Werkstaͤtten und die Arbeiter aufgefordert wer⸗ den, zusammenzutreten, um die Deputirten⸗Kammer umzu⸗ stoßen. Der Koͤnigliche Prokurator hat eine Klage einge⸗
reicht, und es sind Vorladungen gegen die muthmaßlichen
Urheber dieser Aufforderung erlassen worden. Man versichert, daß die verschiedenen Kammern des Koͤniglichen Gerichtshofes sich heute mit dieser Angelegenheit beschäͤftigen werden.
Der Patriote hatte den Minister des Innern beschul—⸗ digt, er habe in seinem Ministerium Beamte, die bei den Herren v. Labourdonnaye und Boisbertrand in Gunst ge⸗— standen, beibehalten und ihnen sogar Orden und hoͤhere Stellen verliehen. Der Moniteur erwiedert hierauf: daß einer allgemeinen Verfuͤgung zufolge alle seit dem 8. August v. J. angestellten Beamten entlassen worden seyen. Eben so wenig habe der Minister einen Orden in seinen Buͤreaus ausgetheilt. Auch die Herren von Liege, Mutin und Trouvsé seyen bereits vor mehreren Wochen ihrer Aemter entlassen worden und außer aller Beziehung zum Minister des In⸗ nern. Durch diese Absetzung sey bei der Abtheilung der Wissenschaften und Kuͤnste, die jetzt zusammengeschmolzen sind, eine Ersparniß von 16,000 Fr. gegen fruͤher bewirkt worden. Wenn mehrere Abtheilungs-Chefs nur 12,000 Fr. Gehalt bezoͤgen, so sey dies kein Grund, auch das Gehalt des ersten Rechnungs⸗Beamten, der seit 1814: 15, 0090 Fr. beziehe,
herabzusetzen. Die bisher im Ministerium angestellt gewese⸗
nen drei Direktoren seyen entlassen, und der Minister arbeite jetzt unmittelbar mit den Chefs der Abtheilungen.
1975
Die Tribune des Departemens hatte behauptet, der Kriegs ⸗Minister wolle der Pariser National⸗Garde nur alte Kanonen geben. Der Moniteur entgegnet, er wisse nichts davon, daß die hiesige National⸗ Garde beim Kriegs- Minister um Kanonen nachgesucht habe. Der letztere habe nach Kräften den von verschiedenen Praͤfekten an ihn gerichteten Gesuchen um Waffen Genuͤge geleistet. Um Regelmaͤßigkeit in die Vertheilung zu bringen, habe der Minister des Innern seinen Kollegen um Angabe der Quan⸗ titäten von Waffen und Uniformen ersucht, uͤber welche die Vorraͤthe des Staates zu Gunsten der National-Garde dis— poniren koͤnnten. Andererseits habe man von den Praͤfekten eine Angabe der Huͤlfsquellen der Gemeinden verlangt. Nach Eingang dieser Nachweisungen werde die Vertheilung der Waffen, den Beduͤrfnissen jedes Ortes gemaͤß, stattfinden.
Die Quotidienne enthaͤlt Folgendes: „Gestern ging stark die Rede von einer bevorstehenden Prorogation der De— putirten⸗ Kammer. Als Vorwand zu einer solchen Maaßregel fuͤhrte man an, daß der Wahl⸗Kammer Zeit gelassen werden muͤsse, die in ihrem Schooße erledigten Stellen neu zu be— setzen. Es ist aber nicht schwer, noch einen andern Grund dazu zu entdecken, vorzüglich wenn es wahr waͤre, was man versichert, daß naͤmlich Hr. Guizot Hrn. Odillon-Barrot zum Nachfolger im Ministerium des Innern erhalten wuͤrde. Es leuchtet ein, daß in diesem Falle die Partei, die die letzte Revolution fortsetzen will, uͤber diejenige den Sieg davon tragen wuͤrde, die diese Revolution in die gegenwaͤrtige Kam⸗ mer einengen will. Eine solche Reaction waͤre uͤbrigens nicht
befremdend; uͤber kurz oder lang muß sie doch eintreten, und
wir unsrerseits sind schon voͤllig darauf gefaßt.“ — Der Mes⸗
sager des Chambres sagt dagegen uͤber denselben Gegen⸗
stand: „Wir wissen, daß es Volksblaͤtter und Gesellschaften von Muͤßiggaͤngern giebt, wo die unverjaͤhrbaren Rechte der Nation eroͤrtert und geheime Proclamationen entwor— fen werfen, in denen man erklaͤrt, daß das Volk noch immer auf die Wohlthaten der Revolution warte, daß es das Opfer der Reichen sey, daß die Kammer den Erwartun— gen desselben nicht entspreche, daß ihm zu Liebe die Kammer aufgeloͤst werden muͤsse, und dergleichen mehr. Wir legen allen solchen Redensarten keine besondere Wichtigkeit bei, weil dergleichen Grundsaͤtze nirgends einen Anklang finden, und weil 60 — S0, 000 National-Gardisten die Hauptstadt vor jeder Thorheit bewahren. Die Dapartements sind von derseiben Ordnungsliebe, demselben Geiste der Maͤßigung be⸗ seelt. Das flache Land ist den unruhigen Bewegungen stets fremd geblieben, und in den Staͤdten wacht die National—⸗ Garde fuͤr die Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ruhe. Ein großer Uebelstand unter den jetzigen Umstaͤnden ist allerdings die Presse, und namentlich die Opposition gewisser in Anse⸗ hen stehenden neueren Journale. Waͤhrend dieselben noch in der ersten Haͤlfte des August große Klugheit und eine ge— sunde Politik bewiesen, erklaͤren sie jetzt die Revolution fuͤr unvollendet und gehen sogar so weit, daß sie der Kammer ihre legislativen Rechte bestreiten. Wollte man schon mor— gen unter diesen Zeitungsschreibern und den Deputirten ihrer Farbe die Minister wählen, so wuͤrde alsbald eine neue Opposition auftreten. Die alten Journale, von den neueren uͤberfluͤgelt, besorgen, daß, wenn sie hinter ihnen zuruͤckbleiben, man sie fuͤr Anhaͤnger des Ministeriums hal⸗ ten werde; da sie sich nun einbilden, daß der Leser lieber den Tadel als das Lob der Regierung liest, so haben auch sie sich wieder auf die Seite der Hpposition geschlagen, wenn gleich in minder heftizen Formen. Wir selbst haben uns vielleicht zuwei⸗ len, um unsre Unabhaͤngigkeit zu beweisen, von der Sucht zu ta⸗ dein fortreißen lassen. Diejenigen Blaͤtter aber, die ihre An⸗
griffe auf die Regierung und die Kammer uͤbertreiben, muͤssen dereits die Ueberzeugung gewonnen haben, daß sie sich dadurch weder den Beifall der Pariser, noch den ihrer Leser in den
Provinzen erwerben. Mehrere Staͤdte haben sogar hierher geschrieben, daß, wenn jene Blaͤtter fortfuͤhren, das Feuer der Zwietracht anzuschuͤren, man sie nicht ferner halten werde. Aus diesem Allen laßt sich aber schließen: 1) daß die Depar— tements alle solche Lehren verwerfen, die die Graͤnzen des constitutionnellen Liberalismus uͤberschreiten; 2) daß sie die sofortige Aufloͤsung der Deputirten⸗Kammer nicht verlangen; 3) daß die Zeitungsleser nicht sowohl den Tadel, als die Wahrheit und ein gesundes Raisonnement, lieben; 4) daß eine systematische Opposition gegen die jetzige Regierung eben so wenig Gluͤck macht, als der Ministerialismus unter der vorigen; 5) daß die Verkuͤndigung gefaͤhrlicher Grundsaͤtze Jedermann von der Nothwendigkeit uͤberzeugt hat, den Ge⸗ . und der Regierung seinen persoͤnlichen Beistand zu eihe n.“
Auch die Gazette de France spricht von der Proro⸗
gation der Deputirten⸗ Kammer als von einem Boͤrsen⸗Ge⸗ ruͤchte. Die Regierung, sagt sie, habe beschlossen, die Kam⸗ mer auf 6 Wochen zu schließen, in welcher Zeit den zuruͤck⸗ gewiesenen und ausgeschiedenen Deputirten Nachfolger ge⸗ waͤhlt werden wuͤrben. — Eben dieses Blatt giebt ei⸗ nen Auszug aus dem (gestern mitgetheilten) Artikel des Cour⸗ rier frangais uͤber die Sitzung der Deputirten⸗Kammer vom 6. Sept., den sie als hoͤchst bemerkenswerth bezeichnet.
Das Journal de Paris erwahnt des Geruͤchtes von der Prorogation der Kammer ebenfalls und bemerkt dabei, es werde diese Zeit dazu benutzen, die 4 der jetzi⸗ gen Kammer zu rekapituliren und die Nothwendigkeit einer Aufloͤsung derselben darzuthun. — Der Courrier fran—
nat, und das Journal du Commerce, daß sie gar nur auf drei Wochen statt finden werde. In Folge von Annulli— rungen, Abdankungen oder Besöoͤrderungen zu oͤffentlichen Aemtern sind etwa 150 Deputirten-Stellen neu zu besetzen.
Man erwartet in der heutigen Sitzung der Deputirten— Kammer eine wichtige amtliche Mittheilung: es heißt naͤm— lich, daß der Minister des Innern einen ausfuͤhrlichen Be— richt uͤber die Lage Frankreichs abstatten werde.
nach London antreten.
Die Angabe, daß der Prinz von Condé seinem Vetter, den Prinzen von Rohan, 2 Millionen vermacht habe, ist, wie das Journal des Débats, das dieselbe zuerst gege— ben hatte, jetzt bemerkt, ungegruͤndet. 34
Der Maire, der Adjunkt und saͤmmtliche Mitglieder des Stadt⸗Rathes von Saint-Leu haben folgendes Schreiben an den Redacteur der Quotidienne erlassen:
. „Saint-⸗Leu, 5. Sept.
Mein Herr! Durch Zufall ist Ihr Blatt vom 3ststen v. M., worin sich ein angebliches Schreiben eines Ihrer Abonnenten uͤber das beklagenswerthe Ende des ungluͤcklichen Prinzen von Tondé befindet, in unsere Haͤnde gerathen. Diesem Schreiben zufolge haͤtten sich die Bewohner unserer Gemeinde in Masse nach dem Schlosse des Prinzen begeben, denselben gaͤnzlich ausgepluͤndert, ihn dann gefangen genom— men u. s. w. Alle Umstände des Todes des Prinzen sind jetzt zu bekannt, als daß wir sie hier im Einzelnen zu wiederholen brauchten. Wir wuͤrden aber unsere Pflicht gegen unsere Gemeinde zu verletzen glauben, wenn wir, was ein einfacher Privatmann ohne Zweifel r wuͤrde, das Stillschweigen der Verachtung uͤber eine Ver— laͤumdung beobachten wollten, die fuͤr eine ganze Gemeinde, welche nicht aufgehoͤrt hat, den wohlthaͤtigen Prinzen, dessen Ermordung ihr zugeschrieben wird, mit den aufrichtigsten Beweisen ihrer Dankbarkeit zu aͤberschuͤtten, im hoͤchsten Grade beleidigend ist. Wir fordern Sie daher auf, uns den Namen des Abonnenten anzugeben, der Ihnen so viel Ver— trauen eingefloͤßt hat, daß Sie jenen gaͤnzlich ungegruͤndeten Brief aufnehmen konnten, da wir Willens sind, den Verfasser gerichtlich zu belangen, indem er sich der Verunglimpfung und Verlaäͤumdung unserer Gemeinde schuldig gemacht hat. In der Hoffnung, mein Herr, daß Sie den Titel eines ehr— losen Verlaͤumders, den wir dem Verfasser des in Rede ste⸗ henden Schreibens beilegen, durch ein bedeutungsvolles Still⸗ schweigen nicht auf sich selbst nehmen werden, ersuchen wir Sie, unseren Gruß zu genehmigen.
. (Folgen die Unterschriften.)“
Hiesige Blätter melben aus Algier vom 6. Au— gust: „General Clausel wird von den Truppen und den Kaufleuten mit der lebhaftesten Ungeduld erwartet. In der
hiesigen Berwaltung herrscht die groͤßte Verwirrung. Die
Raͤumung von Oran und Bona wird von Jedermann ge— mißbilligt und hat den Uebermuth der Beduinen vermehrt. Der Bey von Titeri hat sich den Titel eines Dey von Al—⸗ gier beigelegt. Unser mildes Ver r er, gegen die Be⸗ duinen hat uns bei ihnen veraͤchtlich gemacht und sie zie⸗ hen uns alle anderen Nationen, namentlich die Englaän⸗ der, vor. So scheiterten z. B. unlaͤngst zwei Malte⸗ sische Handelsschiffe beim Kap Matifoux; die Mannschaft wurde gefangen genommen und sollte niedergemetzelt wer⸗ den, nur auf die Erklaͤrung, daß jene Schiffe unter dem Schutz des Englischen Konsuls stuͤnden, wurde der Mann⸗— schaft das Leben gelassen. Die Beduinen umschwaͤrmen fort— wahrend die Stadt und toͤdten Alles, was sich einzeln be⸗ treffen laßt. So ist vorgestern Abend der Oberst des 2ten leichten Infanterie⸗Regiments, Herr v. Fraicheville, der vor dem Babazuner Thore am Meeres-Ufer entlang ritt, 600 Schritt von unseren Vorposten entfernt, ermordet worden;
sein Bedienter, der etwas zuruͤckgeblieben war, fand nur noch den Leib seines 22 ohne Kopf und Daumen. In ver⸗
gais will wissen, daß die Prorogation nur auf einen Mo⸗
Der Fuͤrst von Talleyrand wollte heute Abend seine Reise
. 2 * 2 . 3 ö = . ; 2 r . . — ö w * —=— 26 * A K K 2 F / /// / d
—