1980
alle Empfangsfeierlichkeiten abgelehnt hatten, so hatte man es sich doch nicht versagen moͤgen, Hoͤchstdenselben, wenigstens in dem Augenblicke der Ankunft, ein Zeichen der treuen Liebe, Ehrfurcht und Huldigung durch zweckmaͤßige Einrichtung und Verzierung des Landungsplatzes darzubringen. Von diesem
latze bis zu den zur Weiterreise Ihrer Königl. Hoheiten ereit gehaltenen Wagen war deshalb ein breiter gedielter Weg mit einer beweglichen, bis zum Bord des Dampfschif— fes reichenden, bequemen Treppe angelegt und mit Tep— pichen bedeckt worden. Auf der ganzen Fronte des e fin . und zu beiden Seiten jenes mit grünem Laubwerk besaͤumten Weges erhoben sich uͤber 30 mit Flaggen gezierte und durch Festons von Laub und Blumen verbun— dene Mastbaäͤume. Das Ganze war bei der vorauszusehen den spaͤten Ankunft des Dampfschifies mit Laternen erleuch— tet. Eben so waren die auf der Oder liegenden Schiffe bis in die hoͤchsten Spitzen der Mastbaͤume mit Laternen behan⸗ gen. Die Landhaͤuser und Gebäude in Grabow und in der Unterwiek an der Oder, und besonders das schoͤne Gebäude in dem der Loge gehörenden Garten, waren theils durch Lam— pen, theils durch Feuerbecken und Laternen erhellt, und eben so war eine zweckmaͤßige Erleuchtung des ganzen Weges bis zur Stadt und in derselben und uͤberhaupt Alles so angeord—⸗ net, wie es die Bequemlichkeit und Sicherung der Fahrt am spaͤten Abend erforderte. Tausende der Bewohner Stettins und der Umgegend waren herbeigeeilt, um das gefeierte Fuͤrstenpaar zu begruͤßen. Etwa um 7 Uhr Abends verkuͤndigte ein Kanonenschuß und das Auf— steigen der innerhalb einer Entfernung von mehreren Meilen in angemessenen Zwischenraͤumen postirten Raketen die Annaͤherung des Dampfschiffes und erregte die freudigste Bewegung bei Alt und Jung. Und als nun das Schiff an— legte, die Landungstreppe sich auf den Bord senkte und der hochverehrte Kronprinz an der Hand seiner Gemahlin ans Land stieg, wo die hoͤchsten Koͤnigl. Militair-, Civil, und Kommunal⸗Beamten zum Empfang Ihrer Koͤnigl. Hoheiten versammelt waren, da erscholl ein tausendstimmiges Hurrah, begleitet von dem Kanonenbonner der Schiffe. Se. Koͤnigl, Hoheit traten mit Höchstihrer Gemahlin im Landhause ab und hielten dort Abendtafel, waͤhrend welcher Sie sich uͤber die zu Ihrem Empfange getroffenen Anordnungen sehr gnaͤ— dig äußerten. — Heute Vormittag nach 10 Uhr traten Ihre Koͤniglichen Hoheiten, begleitet von den Segenswuͤnschen aller Einwohner der Stabt, Ihre Ruͤckreise nach der Residenz an.“
— Nachrichten aus Achen zufolge, nahmen an dem (gestern erwaͤhnten) Dejeuner dinatoire, welchem Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Maj.) am 109ten d. dort beizuwohnen geruheten, mehr als zwei Hundert Personen, Offiziere, Beamten, Kaufleute und Buͤrger, in freudigem Vereine Theil. Nachdem von dem dasigen Ober-Buͤrger— meister der Toast auf das Wohl Sr. Maj. des Koͤnigs aus— gebracht worden, erscholl das erhebende Lied: „Heil Dir im Siegerkranz“; demnaächst aber sprach der Regierungs— 1 von Reimann, die allgemeinen Gefuͤhle der
iebe und Verehrung gegen das Koͤnigl. Haus in einer an den Prinzen gehaltenen genre! aus. Auf. die wiederholten Bitten des Ober- Buͤrgermeisters, daß Seine Koͤnigliche Hoheit Ihren Aufenthalt in Achen verlaͤngern moͤchten, bewilligte Hoͤchstderselbe solches zu allgemeiner Freude und wohnte hierauf noch der Vorstellung des Oberon bei. Mit Jubel ward Se. Köoͤnigl. Hoheit im Theater von dem zahlreich versammelten Publikum empfangen, welches alsbald wieder das „Heil dir im Siegerkranz“ anstimmte. Am Schlusse der Darstellung ward dem Prinzen noch ein rau— schendes Lebehoch zugerufen. Um 10 Ühr verließen Se. Koͤ— nigl. Hoheit die Stadt, um nach Koͤln zuruͤckzukehren.
Am 11ten Morgens halb 10 Uhr kanien Se. Königl. Hoh. Prinz Wilhelm, in Begleitung Sr. Koͤnigl. Hoh. des Prin— zen Friedrich, welcher Hh den faiben zu Koͤln abgeholt hatte, auf dem Dampfschiffe von dort bei Buͤsseldorf an, wo des Prinzen Friedrich Koͤnigl. Hoheit ans Land stieg, Prinz Wilhelm aber an Bord blieb und nach kurzem Verweilen weiter fuhr, um sich nach dem Haag zu begeben.
— In Nr. 166 des Hambuürger Korresponden⸗ ten findet sich ein Artikel, wonach Saarlouis in Belage— rungs- Zustand erklaͤrt seyn und der Kommandant von der Strenge der Kriegsgesetze Gebrauch gemacht haben soll, in— dem er drei Ueberläufer, welche von den Franzoͤsischen Graͤnz—
behoͤrden ausgeliefert worden, habe erschießen lassen. — Wir koͤnnen dagegen die Versicherung geben, daß eine Unruhe in Saarlouis nicht vorgefallen, der Platz auch nicht in Belage⸗— rungs-Zustand erklaͤrt worden ist und eben so wenig das Erschießen von Ueberlaͤufern statt gefunden hat. Jener Arti⸗ kel ist sonach nichts als eine leere Erfindung.
— Im verwichenen Monat August sind in Pillau 113 Schiffe eingelaufen und 166 von da ausgegangen. In Memel kamen 81 Schiffe ein und 126 gingen aus. Von Braunsberg sind 4 Last 59 Stein Flachs und 3175 Schock Garn verschifft worden. Auf die Koͤnigsberger Handlungs— speicher sind aufgemessen: 1) inlaͤndisches Getreide, uͤberhaupt 1047 Lasten 47 Scheffel; 2) auslaͤndisches Getreide, im Gan⸗ zen 788 Lasten 5 Scheffel. Abgemessen sind dagegen: 1) nach dem Inlande, uͤberhaupt 303 Lasten 33 Scheffel; 27) nach dem Auslande, im Ganzen 9141 Lasten 49 Scheffel.
Königliche Schauspiele. Freitag, 17. September. Im Schauspielhause: Der Freischuͤtz, Oper in 3 Aufzuͤgen, von Fr. Kind; Musik von C. M. v. Weber. ( Dlle. Heinefetter, erste Saͤngerin der Italiaäͤnischen Oper zu Paris: Agathe, als Gastrolle.)
Koöͤnigstädtisches Theater.
Freitag, 17. September. Zum erstenmale: Der Korb, Lustspiel in 2 Akten, von Dilg. Hierauf, zum erstenmale wiederholt: Launen des Zufalls, Lustspiel in 3 Akten, von Lebruͤn. (Herr Burrmeister, vom Königl. Hoftheater zu Dresden: im ersten Stuͤcke: den Steffen, im zweiten: den Konrad, als letzte Gastrollen.)
Berl iner Börse. Den 16. September 1830.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours-Zettel. (Prenss6. Cour.)
Dir, d,, 7 Vries, J. St. · Schuld- Sch. 4 8964 Ostpr. Etaudbrt. 100 r. Engl. Anl. 18 5 99] bomm. Pfandbrf. 4 1653 Pr. Eugl. Anl. 22 5 997 Kurt u. Neum. d. 4 1053 4
Pr. Engl. Obl 30, 4 92 Feahlesische do. 107 kKuriu. Db. m.. C. 4 961 Rlkst. C. i. C- u. N. 70 Neum. Int Sch. d. 4 961 L. Sch. d. R. u N. 71 Berl. Stadt- Ob. 4 981 Königshg. dy. 4 1 961 Elbinger do. 44 99 lloll. vollw. hub. 1385 Hanz. do. in Th. — 1 36 Nene dito — Woestpr. Pidh. 4 98 SFriedrichsd'or. 139 Gross ii. Pas. do. 4 9393 Disconto . ... 2 ;. ö
CH/ S. C Ot. Wechsel- Co ( 6 rie Ges:
1337
, . 250 FI. Kurz
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Hamburg. EKurꝝ 1501 1493 dito Mk. 2 Mt. 1483 148: London 2722 6 215 6 207 Paris . 2 Mit. 80 — Wien in 20 Ar Fk. 2 Mt. 1611 Augsburg... 2 Mt. 1011 Breslau 2 Mt. 987 Leipzig 3 nge. — Frankfurt a. M. WT ; 2 Mt. Petersburg BN. l 3 Woch. Warschau ⸗ Kurz
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 14. September. Niederl. wirkl. Schuld 523. Kanz- Bill. 241.
Hamburg, 14 September. Wiener Bank- Actien pr. ult. 1220). Kuss. Engl. Aul. 101. Russ. Anl. Hamh. Cert. 98. Poln. 1173. Din. 67.
London, 10 September. 3proc. Cons. 88 33proc. 983. Brasilian. 703. Dän. 69. Griech. 323. MNexie. 37. ber 59. Russ. 102. Span. 25.
St. Peters hurg, J. September. Hamburg 3 Mon. 9323. Silber-Rubel 3665.
Wien, 1. Schtember. 5proc. Metall. 953. 4proc. S93. Looge zu 100 FI. 1721. part rig 1247. Bank- Actien 11832.
Neueste Börsen⸗Nachrichten. Frankfurt a. M., 13. Sept. Oesterr. 5proc. Metall. 9ãö. 957. proc. Soe. 8973. 21proc. 534. 1proc. 26. B. Dank⸗Aetien 1159. 14657. Part ⸗Obl. 1233. 1234. Loose zu 100 Fl. 171. B. Poln. Loose 564. 56.
Gedruckt bel A. W. Hayn.
Redacteur John. Mitredaeteur Cottel.
Allgemeine
Preußische Staats⸗Zeitung.
M 259.
Berlin, Sonnabend den 18tin September
1830.
Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese Zei⸗
tung, nebst P
ränumeration, hier am Orte bei der Redaction (Mohrenstraße Nr. 34.), in den Provinzen
aber bei den Koͤnigl. Post⸗Aemtern zu machen sind, und daß der Preis fuͤr den ganzen Umfang der Monarchie auf Zwei Thaler Preuß Courant vierteljährlich festgesetzt ist, wofuͤr den hiesigen Abonnenten das Blatt am Vorabend seines Datums durch die Stadt-Post frei ins Haus gesandt wird.
Der seit Anfang vorigen Jahres mit der Staats-Zeitung verbundene Allgemeine Anzeiger fuͤr die Preußischen Staaten, welcher die nachstehend bezeichneten Gegenstaͤnde, als: Konkurse, Liquidations-Prozesse, Subhastationen, Aufgebote verlorener Staats-Papiere, Ediktal⸗Citationen u. s. w. im Auszuge zur Kenntniß des Publikums bringt, auch zur Aufnahme der von Seiten der oͤffentlichen Behoͤrden des In⸗ und Auslandes ergehenden Bekanntmachungen, so wie zu literarischen Anzeigen, bestimmt ist, wird auch kuͤnftig den Abonnenten
der Staats-Zeitung unentgeltlich
geliefert werden, fuͤr Diejenigen, welche diese Zeitung nicht halten, ist der
Preis des gedachten Anzeigers 14 Rthlr. Preuß. Courant jaͤhrlich, oder 10 Sgr. vierteljaͤhrlich. Um die erforderliche Staͤrke der Auflage fuͤr das kommende Vierteljahr abmessen zu koͤnnen, muͤssen wir bitten, die Bestellungen bis spaͤtestens den 30sten dieses Monats an uns gelangen zu lassen,
widrigenfalls es die Interessenten sich selbst
zuzuschreiben haben, wenn die Zusen—
dung des Blattes eine Unterbrechung erleidet und nicht saͤmmtliche Nummern vom An fang
des Quartals an nachgeliefert werden können.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestät der König haben den Geheimen Ober⸗ . Kuhlmeyer zum Wirklichen Geheimen Ober—
inanzrath und General-Direktor der Steuern zu ernennen
und das Patent Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruhet.
Se. Masjestaͤt der Konig haben dem Capitain Simon, Commandeur der fuͤnften Pionier⸗Abtheilung, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse und den Unteroffizieren Brett— schneider, Bartsch und Quadfasel derselben Abtheilung das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.
Se. Majestaäͤt der Koͤnig haben dem Weinhaͤndler, Kom⸗ merzienrath Friesener zu Breslau, das Praͤdikat eines
Hoflieferanten beizulegen geruhet.
Der Königliche Hof legt Morgen den 18ten dieses die Trauer auf 8 Tage an, fuͤr Se. Hoheit den Herzog Wil— helm Friedrich Philipp von Würtemberg.
Berlin, den 17ten September 18309. ,
. v. Buch, Ober⸗Ceremonien⸗Meister.
Zeitung s-Nachrichten. .
Frankreich. .
Pai rs⸗-Kammer. In der Sitzung vom 9. Sept. unter dem Vorsitz des Vice-Praͤsidenten, Baron Séguier, theilte dieser der Versammlung ein Schreiben des Herzogs von Lorges mit, worin derselbe anzeigte, daß er sich außer Stande saͤhe, den verlangten Eid zu leisten. Nachdem hier— auf der neue Pair, * von Segur, vereidigt worden, be— gannen die Berathungen uͤber die Proposition des Grafen v. St. Priest, wegen Abschaffung des Sakrilegiums-Gesetzes. Der Vicomte Dubouchage eroͤffnete die Diskussion mit ei⸗ ner improvisirten Rede, worin er sich der unbedingten Ab— schaffung des gedachten Gesetzes aus dem Grunde widersetzte, weil dadurch eine Luͤcke in der Gesetzgebung entstehen wurde; die Abschaffung, fuͤgte er hinzu, sey nicht so dringend noͤthig, daß man sich die erforderliche Zeit versagen muͤsse, das Ge—
setz durch andere angemessenere Bestimmungen zu ersetzen, um dem Kirchenraube und sonstigen in Gotteshäusern veruͤbten Vergehen vorzubeugen. „Fehlt es denn“, fragte der Red— ner, „der Pairs⸗ Kammer an tuͤchtigen Rechtsgelehrten, um
dis Attikel, die ich beibehalten zu sehen re, modisiei⸗
ren? Gewiß nicht; es sitzen jn dieser Kammer Maͤnner, die sich seit a0 Jahren mit der Gesetzgebung beschaͤftigen und denen die Beduͤrfnisse der Gesellschaft genau bekannt sind. Diese Beduͤrfnisse erheischen aber, daß wir nach den letzten großen Ereignissen keinem Vergehen irgend einer Art Thuͤr und Thor oͤffnen. Vorgestern wurde hier behauptet, daß diejenigen, die das Sakrilegiums⸗-Gesetz abgefaßt, schlechte Absichten gehabt haͤtten. Ich bin dieser He n m nicht, glaube vielmehr, daß jene Maͤnner sich blos geirrt haben. Heute wuͤrde man aber, wenn die Kammer jenes Gesetz un— bedingt zuruͤcknaͤhme, sie mit Recht beschuldigen konnen, daß sie zu rasch verfahren sey und den Unfug, dem sie so leicht aͤtte vorbeugen konnen, beguͤnstigt habe. Ich mache den orschlag, die Proposition des Grafen von St. Priest aufs neue an die Kommission zu verweisen, damit diese an die Stelle der in dem Sakrilegiums-Gesetze enthaltenen Straf— Bestimmungen deren andere in Antrag bringe. Geschieht solches nicht, so wuͤrde ich mich fuͤr verpflichtet halten, noch im Laufe der heutigen Sitzung ein besonderes Gesetz zur Be— strafung der in Kirchen und Gotteshaäusern veruͤbten Verge— hen in Vorschlag zu bringen.“ Der Graf von St. Prie st lobte diese letztere Absicht, glaubte aber, daß von dem Sakri— legiums⸗Gesetze selbst nicht eine ein ig Bestimmung fort⸗ bestehen dürfe. Der Graf von Argout sprach sich in derselben Weise aus. „Ein , , . aͤußerte er unter Anderm, „weshalb ich die gänzllche Abschaffun des Sakrilegiums⸗Gefetzes wuͤnsche, ist, daß gleichzeitig au in der andern Kammer eine Proposition uͤber denselben Ge— genstand gemacht worden ist, worin man die Beibehaltung des 11ten Artikels, der die Kirchen den Privathaͤusern gleich— stellt, wuͤnscht. Seitdem beiden Kammern i Inttigti in der Gesetzgebung beigelegt worden ist, hatte man vor allen
Dingen die bisher zwischen ihnen bestandene Scheidewand
niederreißen und ein Besprechungs-System, wie solches in England besteht, einfuͤhren sollen, um sie in den Stand zu setzen, sich uͤber die zu verhandelnden Gegenstaͤnde vorher zu verabreden. Da dies indessen nicht geschehen ist, so scheint es mir, daß in allen Faͤllen, wo beide Kammern sich gleich— zeitig mit einer und derselben Materie beschaͤftigen, man im—
mer besser thut, ein Gesetz ganz aufzuheben, als Aenderun⸗
gen darin vorzunehmen, indem man hiernach noch immer Herr bleibt, neue Combinationen in Vorschlag zu bringen,