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schwierigen Umstaͤnden, in denen das Vaterland sich jetzt be— findet, setze ich alle kleinlichen Bedenken bei Seite; daher rede ich Sie jetzt in Franzoͤsischer Sprache an, denn ich wuͤn— sche vor Allem von denen verstanden zu werden, die gewohnt sind, in dieser Sprache sich auszudruͤcken, und werden mich hoffentlich meine Kollegen aus dem Norden wegen dieser Ruͤcksichtsnahme entschuldigen. Meine Rede, edelmoͤgende Herren, soll kurz gefaßt seyn, bloße wohlklingende Phrasen waͤ— ren hier nicht am rechten Orte, auch haben unter den gegen— waͤrtigen Umstaͤnden Schmerz, Trauer, Verachtung und Un— willen einen so hohen Grad erreicht, daß der Ausdruck noth— wendigerweise hinter dem Gefuͤhl zuruͤckbleiben muß. Der Koͤnig hat durch seine Botschaft vom 13ten d. Ihren Be—
rathungen zwei Fragen anheimgestellt, die wir jedoch nicht der Prinz Friedrich nach Antwerpen zuruͤckgekommen; der
Prinz von Oranien war ebenfalls auf einer Reise nach
ohne unsere Bemerkungen den Sectionen uͤbersenden duͤrfen. Der Koͤnig verlangt Ihre Meinung uͤber Punkte von der
hoͤchsten Wichtigkeit, uͤber Veraͤnderungen, die im Grundge⸗ nimmt, von da wieder nach dem Haag zuruͤck.
setze vorzunehmen sind; wir sollen entscheiden, ob Grund dazu vorhanden ist, ein Gesetz in Gemaͤßheit des Art. 229 des Grundgesetzes vorzuschlagen. Die Regierung verlangt, wie aus der Thronrede deutlich hervorgeht, unsere Wuͤnsche in dieser Hinsicht zu kennen, um sonach den schrecklichen Zu— stand der Anarchie und der Empoͤrung, der in einigen Pro— vinzen vorherrschend ist, zu einem Ende zu bringen und die Ruhe wieder herzustellen; sie verlangt unsere Mitwirkung.
Wuͤrde also eine bloße Uebersendung der Botschaft an die
Sectionen Alles seyn, was zu thun ist? Ich glaube nicht! Es handelt sich darum, zu wissen, ob wir auch fuͤr die Zu— kunft an das gegenwartige Grundgesetz gebunden seyn sollen. Wollen wir nicht als Meineidige erscheinen, so muͤssen wir jetzt noch dieses Gesetz und die Untersuchungs-Formen, die es vorschreibt, genau beobachten. (Der Redner geht hier alle diese Formen durch. — Man fordert jetzt Veränderun— gen im Grundgesetze, wie man fruͤher Abstellung von Be— schwerden gefordert hat. Ueber die Gerechtigkeie dieser Be—
schwerden waren die Meinungen nicht mit einander einig,
als plotzlich im Schooße einer bluͤhenden, vorzuͤglich beguͤn— stigten Stadt, und zwar ohne daß irgend eine Handlung der Ty— rannei das Volk aufgebracht hatte, eine Empoͤrung ausbrach. Ich will hier nicht untersuchen, was diesen Aufstand ange— facht, geleitet und unterstuͤtzt hat; wie man ihn sodann auf— gehalten, und welches eigentlich sein erster und wahrer Zweck gewesen — nur das ist zu bemerken, das sich mit einem Male ein Geschrei erhebt, und zwar nicht mehr um Abstellung von Beschwerden, sondern ein Geschrei, daß den Umsturz unserer politischen Existenz verlangt. sen, in welcher verfassungswidrigen Weise sich diese Forde— rung hat vernehmen lassen, auch nicht einmal darauf, daß es unverantwortlich leichtsinnig seyn wuͤrde, einen solchen Ge— genstand eilfertig zu behandeln, nur das will ich bemerklich machen, daß die Verwickelung der uns vorgelegten Fragen so groß ist und die Schwierigkeiten derselben so schwer zu loͤ— sen sind, daß ihre bloße Untersuchung keine geringe Zeit er— fordert. Wir haben vor Allem auf die Zukunft zu blik— ken. Nicht mit einem Zauberschlage lassen sich solche Ver— änderungen hervorbringen, und doch ist bis dahin ein Theil des Königreiches der Anarchie, der Piuͤnderung, der Raub— sucht und der Mordbrennerei preisgegeben, so daß, waͤhrend
wir deliberiren, das Land und die Zukunft selbst dort
vernichtet wird — deliberanme prineipe perit patria — wenn wir dem nicht ein kraͤftiges Hinderniß entgegenstellen. Wuͤrden wir wohl der Regierung die noͤthige moralische Kraft verleihen, wenn wir uns darauf beschränken, die Fragen, die sie uns vorlegt, zu untersuchen? Werden diejenigen wohl, die d 9 mitwirkten, daß jener Strom uͤberfloß, nun auch seine Eindaͤmmung so leicht wieder herstellen koͤnnen? Laͤßt man die Leiter und Demagogen zweiten Ranges ihre Um— triebe und Ausschweifungen fortsetzen, so stehr einigen Pro— vinzen eine fuͤrchterliche Zukunft bevor. Elend uͤber Elend haben dann namentlich im bevorstehenden Winter ihre un— gluͤckseligen Bewohner zu erwarten. Welches sind nun die Mittel, diesen Strom aufzuhalten? Das ist die dringendste
Frage, die wir 7 beantworten haben. Ich meinestheils sehe
kein anderes Huͤlfsmittel, als die Gewalt der Waffen anzu— wenden, doch keinen raschen Beschluß will ich auf eine solche Frage fassen⸗ Ich schlage vielmehr vor, daß die Kammer, indem sie die Königliche Botschaft den Sectionen uͤbersen⸗ det, zugleich auch eine Kmommission von zehn Mitgliedern, zur Haͤlfte aus den noͤrdlichen und zur ue aus den suͤdlichen Provinzen, ernenne, welche Kommission sodann die angemessenen Maaßregeln vorschlagen soll, um in diejenigen Orte, wo sie verletzt worden, die gesetzliche Ordnung wieder einzufuͤhren und die verfassungsmaͤßige Autorität herzustellen. Bei hal—
ben Maaßregeln durfen wir uns in diefem Augenblicke nicht
Ich will nicht darauf hinwei,
aufhalten, Niemand darf sich weigern, zur Wiederherstellung der Ruhe mitzuwirken, denn Niemand kann die Anarchie der gesetzlichen Ordnung vorziehen; vor Allem ist es daher noͤthig, daß wir die Regierung mit moralischer Macht umgeben. Demnaͤchst begehre ich nun, daß mein Vorschlag in den Sec— tionen untersucht werde.“ (Es ist bereits gemeldet worden, daß die Proposition des Herrn Donker Curtius, in Gemein— schaft mit der Koͤnigl. Botschaft, den Sectionen uͤberwiesen worden.)
In Groͤningen haben sich 400 Einwohner zur Aufrecht— haltung der oͤffentlichen Ruhe verbunden; an ihrer Spitze steht der Oberst Busch, der sie in vier Compagnieen abge— theilt hat. ö
Bruͤssel, 19. Sept. Vorgestern ist Se. Koͤnigl. Hoheit
Breda und Antwerpen begriffen und kehrt, wie man ver—
Die Sicherheits-Kommission hat eine Aufforderung an
alle diejenigen erlassen, die etwa nützliche und patriotische Ansichten uͤber die Trennung der noͤrdlichen Provinzen von den suͤdlichen haben mochten, ihr diese, so wie alle Bemer⸗
kungen in diesem Bezuge, die ein politisches, kommerzielles oder gewerbliches Interesse haben, mitzutheilen, um sie einer unparteiischen Untersuchung zu unterwerfen.
Der Baron v. Stassart ist aus dem Haag hier ange— kommen und hat seinen Kommittenten in Naäͤmuͤr angezeigt, daß er seine Anwesenheit bei den Sitzungen der General—
Staaten, so lange diesen nur allgemeine unbefriedigende Fra⸗=
gen vorgelegt werden, fuͤr uͤberfluͤssig halte und daher nach Bruͤssel zuruͤckgekehrt sey, um hier seine kranke Frau zu pfle—
gen. Sobald jedoch ein bestimmtes Gesetz in Bezug auf die Trennung der beiden Theile des Koͤnigreiches den General—
Staaten vorgelegt seyn wurde, wolle er sogleich auf seinen Posten zuruͤckkehren.
Luttich, 17. Sept. Der Rektor der Universitaͤt zeigt an, daß die Zeit des Wiederbeginnens der Lehrkurse baldigst bekannt gemacht werden soll.
Gestern hat der Gouverneur Herr von Sandberg ein Schreiben an den Bischof von Luͤttich erlassen, in welchem er denselben auffordert, unverzuͤglich dazu mitzuwirken, daß die
Pfarrer und Vikare, sey es von der Kanzel oder durch jedes
andere Mittei, zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung bei⸗ tragen. Gleich nach dem Empfang dieses Schreibens hat
Herr Tilquin im Namen des augenblicklich abwesenden Ge—
neral-Vikars an die Pfarrer u. s. w. ein Rundschreiben er— lassen, in welchem die dringende Aufforderung an sie ergeht, die Unruhen so viel moͤglich zu stillen.
Deutschland.
Hannover, 17. Sept. J. Koͤnigl. Hoh. die Herzo— gin von Cambridge wird, wie man vernimmt, in Begleitung der Prinzessin Auguste in naͤchster Woche von Rumpenheim wieder hier eintreffen und vor der Hand das Schloß in Montbrillant beziehen.
Hamburg, 21. Sept. Der Reporter berichtet uber die bisherigen Sitzungen der Versammlung der Deutschen Naturforscher Folgendes: „Am vorigen Sonnabend hielt die Ver sammlung ihre erste Sitzung. Lr Buͤrgermeister Bar⸗ tels, ais Praͤsident, eroͤffnete dieselbe, indem er eine schmeichel— hafte Anrede an die versammelten Naturforscher vorlas, in welcher er seiner Vaterstadt wegen der ihr erwiesenen Ehre Gluͤck wuͤnschte und um Entschuldigung bat, daß er gewagt habe, den Vorsitz bei ihren interessanten Arbeiten zu uͤber⸗ nehmen. Hierauf hielt Hr. Prof. Struwe aus Dorpat einen Vortrag uͤber die Verdienste lebender Deutscher Astronomen im Vergleich gegen die anderer Nationen. Rang theilte er Deutschland und Rußland zu, vorzuͤglich aber dem ersteren Lande; Frankreich und England dagegen schilderte er als die Lander Europa's, wo die Astronomie jetzt verhaͤlt—⸗ nißmaͤßig auf der niedrigsten Stufe stehe. Demnaͤchst sprach
Hr. Wendt aus Breslau uͤber den thierischen Magnetismus, dessen Principien er eifrig und gewiß auch geschickt verthei⸗
digte. Der 3 Theil des Auditoriums war zwar, wie es schien, der Ansicht nicht zugethan; doch nur Wenige, wir wa—
gen es zu behaupten, horten dem gelehrten Redner ohne In⸗
teresse zu. — Gestern war die Ite öffentliche Sitzung, in der die Herren Oersted, Willbrandt und Pfaff sprachen. ö. Oersted's Vortrag war zu streng wissenschaftlich, um fuͤr die nicht genau mit dem besprochenen Gegenstande Ver⸗
trauten interessant zu seyn. Herr Willbrandt griff die ge⸗
woͤhnlich angenommene Meinung uͤber die Ursache der Ebbe
und Fluth an. Er behauptete, daß sie nicht vom Moride herruͤhren koͤnne, und schlug eine Disputation uͤbet den Ge—
Den ersten,
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genstand waͤhrend der Exkursion nach Helgoland vor. Herrn Pfaff's Vortrag war unstreitig der populärste in den ersten beiden Sitzungen, und wir bedauern in der That, daß unsere Schranken uns keinen vollstaͤndigen Auszug erlauben. Er sprach uͤber den Kaffee, aus dem es ihm gelungen war durch Analyse ein rein bitteres und ein aromatisches Acidum zu be— reiten, deren Annahme in der Pharmacopoöe er der Beach— tung werth hielt. Phiolen mit Proben von beiden Praͤpara— ten wurden herumgereicht. — In der heutigen Sitzung las Dr. Simon aus Hamburg einen Aufsgtz uͤber die Wuͤrde der Heilkunde, ein Gegenstand, der nicht denselben Grad von Aufmerksamkeit zu erfordern schien, den man den Vortraͤgen der beiden vorhergehenden Sitzungen gezollt hatte. Graf Sternberg aus Prag schlug hierauf vor, die Versammlung Deutscher Naturforscher solle im naͤchsten Jahre in Wien ge—
halten werden, da der Kaiser den Wunsch geaͤußert habe, sie
in den Mauern seiner Hauptstadt versammelt zu sehen; der Vorschlag wurde durch Herrn Lichtenstein aus Berlin unter— terstuͤtzt und durch Acclamation angenommen. — Der Regie— rungs-Rath Jacquin in Wien wird das naͤchste Jahr Praͤ— sident seyn, und Herr Littrow, Direktor der Kaiserl. Stern— warte, hat das Amt eines Secretairs uͤbernommen. — An Hrn. Dr. Jahn in Muͤnchen wurde ein Danksagungsschrei— ben gerichtet, weil er zu der von der Gesellschaft vor 2 Jah— ren beschlossenen Ausgabe von Plinius Naturgeschichte meh— rere Handschriften in Florenz, Rom und Paris vergli—
chen hat. — Morgen wird die ganze Gesellschaft einen Aus“
flug nach Helgoland machen, wozu ein Dampfboot gemiethet ist. Freitag werden sie zuruck erwartet, und Sonnabend wird die vierte und letzte oͤffentliche Versammlung seyn.
— — Hamburg, 21. Sept. Der Umsatz in Fonds war heute nicht sehr belebt. Actien pr. ult. à 1143 Fl. und pr. Okt. à 1150 Fl. gemacht. Zproc. Daͤn. à 64 zu haben, 6323 gut zu lassen. Russ. Engl. pr. Cassa à 97 gemacht. Russ. Anl. Hamb. Cert. à 953 begehrt. Poln. Part. pr. Okt.
schafte. — Auf London blieben Briefe uͤbrig. Amsterdam zu lassen. Paris zu haben. Deutsche Plaͤtze angeboten. Dis— konto 6 pCt. Brief. Ld'or und Gold zu haben.
— — Frankfurt a4. M., 19. Sept. In den ersten Tagen der abgelaufenen Woche — nämlich vom 13 bis 15. Sept. — hatten wir noch leidliche Notirungen von Paris, und es hielten sich daher auch bei uns die Course der Staats⸗ Effekten ohne bedeutende Schwankung. Man verspuͤrte eher einige Tendenz zum Steigen, und erklaͤrte sich diese ganz na— tuͤrlich aus dem Umstand, daß mehrere angesehene Haͤuser beträchtliche Einkaͤufe in 5 und 4proctigen Metalliques mach— ten (wie man versichert zu Sendungen, wozu aus Paris die Auftraͤge gekommen sind), und zwar Alles gegen baar. Die effektiven Stuͤcke gedachter Papiere fingen schon an, et— was selten zu werden. Ueberdem erhielten wir in der ersten Halfte der Woche auch von Amsterdam sowohl etwas bessere Notirungen, als besonders auch beruhigende Zusicherungen, den Gang der Belgischen Unruhen betreffend. Der Einfluß dieser Notizen auf unsere Boͤrse war um so merklicher, als unsere Spekulanten momentan ihre Blicke vornehmlich auf den Amsterda mer Papiermarkt lenken. Am 16. und 17. Sept. regte sich jedoch große Bestuͤrzung und Unruhe, als man die Nachricht von dem ungemein starken Fall der Fran⸗ zoͤsischen Rente vernahm. Sofort wurden die meisten Effek—
tengattungen, vornehmlich aber 4proctige Metalliq., Bank⸗
Actien und Partial, von Seiten der mittlern und kleinen Geschaͤftsleute zum Verkauf ausgeboten. Ein Sinken der Course konnte nicht ausbleiben. Doch war es nicht im Ver— haͤltniß zu dem Sturz der Rente, und wir haben jetzt die noch nicht dagewesene Erscheinung, daß die 5proctigen Oester— reichischen Metalliques mit der 5proztigen Franzoͤsischen Rente gleich stehen, und die 4proctigen fast etwas besser, als die dproztige Rente. Der Hanptstoß traf an den beiden Boͤrse— tagen vom 16. und 17. Sept. die 4proc. Metalliq., Bank— Actien und Partial; erstere gingen von 893 auf 88 2 *, die zweiten von 1446 auf 1423, und die dritten von 123 auf 122 zuruͤck. Die 5proc. Metalliques hielten sich besser; meh⸗ rere große Haäuser hatten deren noch von fruͤheren Einkaͤufen her in starken Posten zu beziehen, und so kam es, daß solche weniger ausgeboten waren. Fonds ging wenig um; sie waren saͤmmtlich zu weichenden Coursen offerirt. Hollaͤndische Fonds waren flau: es zeigten sich viele Abgeber und durchaus keine Kauflust. Dasselbe gilt in noch weiterer Ausdehnung von Spanischen und Neapoli— tanischen Fonds. Man sucht diese Papiere los zu werden, findet aber fuͤr den Augenblick keine Nehmer. In Prolon—⸗ gations- und Deponirungsgeschaͤften war zu 6 bis 7 pCt. Zins fuͤrs Jahr willig Geld zu haben. — Der 18. Sept.
In den uͤbrigen Oesterreichischen
war ein Juͤdischer Festtag; es blieb daher an der Boͤrse ganz still; die Course waren nur nominal, indem so viel wie gar nichts gemacht wurde. Die Rente kam abermals schlechter, und man fuͤrchtet, daß sie Muͤhe haben wird, sich Xn erho⸗ ken, da, wie man hoͤrt, sehr viele Anhaͤnger Karl's X. große
Kapitaliea aus den Franzoͤsischen Fonds herausziehen und in
fremden Papieren anlegen. — Von Wechseln auf fremde Plaͤtze waren in letzter Woche Berlin, Bremen, Hamburg und Leipzig ziemlich begehrt; der Vorrath davon war gering am Platze; dagegen blieben Amsterdam, London, Paris und Wien fortwaͤhrend offerirt. Guter Diskontowechsel ist zu 4,
ja zu 4 pCt. gesucht und fast schwer zu haben.
w 91.
Die Allgemeine Zeitung enthalt Folgendes:
„Konstantinopel, 25. August. Ein Franzoͤsischer Kutter von der Division des Admirals Rigny lief am 20sten d. mit Depeschen fuͤr den Grafen Guilleminot hier ein. Er hatte am Hauptmaste die dreifarbige Flagge aufgezogen und legte sich neben einem andern Franzoͤsischen Fahrzeuge vor Anker, das sogleich die weiße Flagge einzog. Dieser Anblick verursachte im Hafen viele Bewegung. Jedermann sagte sich, es muͤsse in Frankreich ein außerordentliches Ereignitz statt gefunden haben. Mehrere Mitglieder des diplomati— schen Corps begaben sich eilig zur Franzoͤsischen Botschaft, um naͤhere Erkundigung einzuziehen und den Grund des Flaggenwechsels zu erfahren. Dem Grafen Guilleminot wa— ren aber um jene Zeit die Depeschen noch nicht zugekommen. Zwei Stunden spater stieg ein Franzoͤsischer Offizier, von einigen Seesoldaten begleitet, ans Land und fragte nach dem Franzoͤsischen Gesandtschaftshotel; er hatte die dreifar— bige Kokarde auf dem Hute, und die Soldaten waren mit dreifarbigen Bändern geschmuͤckt. Jetzt war an einem Wech— sel der Dinge in Frankreich nicht mehr zu zweifeln, und ob— gleich der Offizier jedes Gespraͤch mit den herbeigeeilten Ein—
à 111 zu haben, 1103 Geld. In Neap. Fonds keine Ge! wohnern von Pera vermied und seine Mannschaft strengen
Befehl, zu schweigen, hatte, so erfuhr man doch bald, daß die Familie der Bourbons entthront sey und der Herzog von Orleans die Functionen eines Lieutenant-General uͤber— nommen habe. Am Abende wurde die weiße Fahne und der Wappenschild von dem Hause des Franzoͤsischen Bot— schafters abgenommen. Bis jetzt ist noch kein anderes Ab— zeichen an deren Stelle getreten, doch traͤgt das ganze Per so— nal der Botschaft und die Dienerschaft die dreifarbige Ko— karde; ein hinreichender Beweis, daß der Botschafter die ihm zugekommenen Befehle respektirt und sie auch von seinen Un— tergeordneten befolgen laͤßt. Alle Franzoͤsischen Schiffe auf unsrer Rhede haben seit gestern die neue Flagge aufgezogen, und die hier sich aufhaltenden Franzosen jedes Standes tra— gen die dreifarbige Kokarde. Die meisten Franzoͤsischen Kauf— leute haben die Nachrichten von den letzten Ereignissen in ih— rem Vaterlande mit Freuden vernommen und wetteifern in deren Aeußerung bei täglich veranstalteten Gastgelagen. Die Tuͤrken wissen nicht recht, was vorgefallen ist, und haben keinen Begriff von der Wichtigkeit der Sache. Sie wundern sich, daß man so viel Werth auf den Wechsel einer Farbe le— gen koͤnne, lachen uͤber die Verlegenheit mancher ihrer christ— lichen Freunde und glauben, die Expedition gegen Algier habe die Umwaͤlzung in Frankreich herbeigefuͤhrt. Besto mehr Auf— merksamkeit widm:ꝛt man den Angelegenheiten der Pforte in Albanien, die seit einigen Wochen eine guͤnstige Wendung ge— nommen haben, da der Großwesir die Häupter der In sür⸗ genten (freilich auf eine sehr unredliche Art) zu vernichten gewußt hat. Er ruͤckte naͤmlich zu Anfange dieses Monats mit allen ihm zu Gebote stehenden Trrppen, ungefaͤhr 30,000 Mann, ihnen entgegen, knuͤpfte aber zugleich ,,, .
en
mit ihnen an, die ihn beinahe die . der sel er
hoffen ließen. Die Insurgenten zeigten sich bereit, der Pforte Gehorsam und Kriegs dienste zu versprechen, wenn einige von ihnen gemachte Vorschlaͤge dagegen angenommen wuͤr— den. Der Großwesir gab zu verstehen, daß er dies fuͤr billig halte und sich daruͤber mit den Bey's zu berathen wuͤnsche. Diese waren unvorsichtig genug, sich insgesamt, von einer geringen Eskorte begleitet, ins Hauptquartier Red—⸗ schid Pascha's zu begeben, wo sie freundlich empfangen und
zur Tafel geladen wurden; der Wesir zog sich aber waͤhrend
der Mahlzeit zuruͤck und gab Befehl, sie alle niederzuschießen. Die meisten wurden auf der Stelle umgebracht, andere schwer verwundet und nachher hingerichtet. Unter die letztern ge— hoͤren Vely Bey, Arslan Bey und Omer Vrione. Dieser verraͤtherischen That verdankt der Wesir seinen Sieg uͤber die noch bewaffneten Insurgenten, die er in ihrem Lager uͤberfiel und ein großes Blutbad unter ihnen anrichtete. Ganz Albanien, von Schrecken erfuͤllt, soll nun die Großmuth