2014
heute um einen Krug frischen Wassers und einen Winkel, wo sie ruhig leben und sterben koͤnnen, bitten, Abkoͤmmlinge jener Bewohner Nord⸗Amerika's sind, an deren Ursprung weder Geschichte noch Tradition ,,, — Ein Journal hatte geäußert, daß die Cherokese Phönix von Weißen redigirt wuͤrden. Der India—⸗ nische Herausgeber des Phoͤnix versichert, daß er der einzige Redacteur sey und nie weder Weiße noch Farbige an der Redaction Theil genommen haben. — Einem Georgischen Blatte zufolge wird der Theil des Cherokesen⸗Gebietes, auf dem die Goldminen sich befinden, von neuem von Habsuͤchtigen durchzogen. Man behauptet, daß an 2000 Personen aus Tennessee sich auf diese Jagd begeben haben, und leider sind auch Buͤrger von Georgien ihrem Beispiele gefolgt. Es stehen sonach unguͤůnstige Vor— älle zu erwarten, sosern jene Leute nicht von ihren Forschun— gen abstehen.
J nlg n d.
Berlin, 24. Sept. Aus der hiesigen Medaillen⸗Muͤnze von G. Loos sind so eben zwei neue schoͤne Denkmuͤnzen, und zwar die vierte und fuͤnfte in der Reihefolge beruͤhmter Naturforscher und Aerzte, hervorgegangen. Die erstere zeigt auf der Hauptseite das Bildniß des beruͤhmten Berzelius, mit der fuͤr die Mit—
welt wie fuͤr die Nachwelt voͤllig ausreichenden bloßen Be⸗
zeichnung seines Namens: „Jo. Iac. Berzelius“ und der An— gabe seines Geburts-Orts und Tages: „Ostrogoth. Die XX Aug. MDPCGCL-XXIX.”“ Auf der Kehrseite erblickt man eine chemische Waage mit der Umschrift: „Pondera et Numeros investigavit“, als Hinweisung auf das HauptVerdienst des Gefeierten, welches sich derselbe, neben vielen anderen wichti— gen Entdeckungen und Berichtigungen in der Chemie, durch die feste Begruͤndung der Wissenschaft und Kunst erworben hat: das Verhaͤltniß der Grundstoffe, aus welchen die verschie⸗ denen Korper zusammengesetzt sind, nach Gewicht und Zahl— Verhältniß zu bestimmen. Im Abschnitt ist das Jahr ange— geben, wo die Denkmuͤnze erschienen ist, namlich U GCCGXNX. Die andere Denkmuͤnze stellt, mit Hinsicht auf die dermalige Versammlung der Naturforscher in Hamburg, auf der Haupt— seite die Hamburgia auf einem Schiffsschnabel sitzend dar. Sie ist mit der Mauerkrone geschmuͤckt. Das Steuerruder befindet sich 28 ihrer Seite und der Stab der Macht in ih— rem Arm. ie halt, viel bezeichnend, auf der Rechten das Bild der Ephesischen Diana, und ein Denkstein ihr zur Seite, mit dem Wappen Hamburgs, macht sie besonders kenntlich. Die Umschrift sagt mit den Worten des Manitius: Spiritus Unus ber Cunctas Habitat Partes. Die Kehrseite enthaͤlt die Worte: Physicorum Medicorumque Germanorum Con- ventu Nono, HNospitalihus Tectis A Civitate Hamburgen- sium Excepto MbOCCXXX Mense Septembris. — Ein Exemplar dieser, so wie auch der anderen Denkmuͤnze, in Silber kostet 3 Rthlr.; ein Exemplar in Bronze 1 Rthlr. — Im Posener Regierungsbezirk sind neuerdings meh⸗ rere Elementar⸗Schul⸗Einrichtungen theils völlig zu Stande ekommen, theils der Vollendung nahe. In Kowalek, Ple— chener Kreises, ist eine solche Schule eingerichtet, und das neuerbaute Schulhaus ist beinahe fertig. Im Buker Kreise steht in Chmielinko ein massives Schulhaus ganz fertig und in Woynowice, Zegowo, Granowo und Porazyn sind die da—⸗ selbst errichteten Schulgebaͤude bis auf die Bedachung und die Beschaffung der inneren Einrichtung vollendet.
Die wohlthaͤtigen Folgen der Regulirung der gutsherr— lichen und haäͤuerlichen Verhaltnisse werden in dem genannten Regierungsbezirk immer mehr anerkannt.
— Die neueren Berichte aus dem Koblenzer Regie⸗ ,, bestaͤtigen die fruͤher deshalb ausgesprochenen Besorgnisse und Muthmaßungen. Die Ernte der Winter⸗ fruͤchte, besonders des Roggens, ist uͤberall arm ausgefallen,
Hauptartikel des
an mehreren Orten ganz fehlgeschlagen. Die Weizen -Ernte steht im Ganzen gut, jene des Spelzes noch besser. Dage⸗ gen ist die Ernte der Gerste uͤberall gut, jene des Hafers sehr reich ausgefallen; sowohl an Menge als an Gewicht. Sie hat oft den 16maligen Ertrag der Aussaat gegeben. Einen reichen Ertrag hat in diesem Jahr der Flachsbau ge⸗ geben. Die Futterkräͤuter und der Gemuͤsebau sind sehr ergie⸗ big. Vom Weinbau ist fast keine Rede, da keine Trauben vorhanden sind. Die wenigen, welche man findet, werden von Voͤgeln und Insekten gefressen.
Königliche Schau spiele.
Sonnabend, 25. September. Im Schauspielhause: Ga⸗ briele, Drama in 3 Abtheilungen. (Dlle. Fournter: Gabriele.) Hierauf, zum erstenmale wiederholt: Onkel Brand, Lustspiel in 3 Abtheilungen, nach dem Franzoͤsischen.
Sonntag, 26. September. Im Opernhause: Der Ka⸗ pellmeister aus Venedig, oder: Der Schein truͤgt, musikali⸗ sches Quodlibet in 1 Aufzug, von L. Breitenstein. Die Musik ist von mehreren Komponisten, nach Musikstuͤcken aus bekannten Opern. Hierauf: Die beiden Tanten, komisches Ballet in 2 Abtheilungen, von Titus.
In Charlottenburg: Der erste Eindruck, Lustspiel in 1 Aufzug, von L. W. Both. Hierauf: Das erste Debuͤt, ko⸗ misches Gemaͤlde in 3 Abtheilungen.
Montag, 27. September. Im Schauspielhause: Zum erstenmale: Die Taube von Cerdron, Drama in 4 Abtheilun⸗ gen, von Ch. Birch⸗-Pfeiffer.
Koͤnigstädtisches Theater. Sonnabend, 25. September. Die beiden Naͤchte, komi⸗ sche Oper in 3 Akten; Musik von Boyeldieu.
Sonntag, 26. September. Zum erstenmale: Der Lei⸗ chenraͤuber, großes Melodrama in 3 Akten, von Charlotte Birch-Pfeiffer-; Musik vom Kapellmeister Herrn Franz
Glaͤser. . Aschenbroͤdel, komische Oper
Montag, 27. September. in 2 Akten; Musik von Rossini.
Berliner Börse. Den 24. September 1830.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours-Vettel. (Preress. Cour.) XVI. Briss. Ge —
St. · Schuld- Sch.
Pr. Engl. Anl. 18 Er. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. bl 30 kurm. ph. m. j. G. Neum. Int Sch. d. Berl. Stadt - Gb. Königsbg. do. Elbinger do. Dan. do. in Th. Westpr. Pfdb. Grols hx. Pos. do.
Ostpr. Pfandhrłf. Pomm. Pfandbrs. Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K- n. N. z. Sch. d. K- u N.
Holl. voll. Duk. Nene dito Friedrichsd'or.
Disconto ..
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Auswärtige Börsen.
Hamburg. 22. September. Wigner Bank- Kectien is 3 1139. Engl. Russ. Anl. 96. Silber- Rub. 95. Dän. 63. Poln. pr. 30. Sept. 1093. Engl- VYeap. JI.
Neueste Börsen⸗Nachrichten.
Paris, 18. Sept.
proc. Rente per compt. 96 Fr. 65 C. fin Cour. O66 Fr. 75 C. proc. per compt. 67 Fr-
90 C. sin Cour. 683 Fr. 10 E. 5proc. Neap. Falc. per compt. 69 Fr. 15 C. fin Cour. 69 Fr. 40 C. proc. Span. Rente perp. 06.
Frankfurt a. M., 21. Sept.
Oesterr, 5proc. Metall. 953. 953.
dproc. 88. S8 2zproc. 52. 1proc. 22. B-
Bank Aetlen 1411. 1408. Part. Obl. 1223. 1223. Loose zu 100 Fl. 171. B. Poln. Loose 553. 55. . — r —
Gedruckt bei A. WB. Hayn.
Redaeteur John. Mitredaeteur Cottel=
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Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
Berlin, Sonntag den 26sten September
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Bekanntmachung. .
Bei der diesjährigen Preisbewerbung der Zoͤglinge des Königlichen Gewerbe⸗Instituts wurden die Preise, wie folgt, zuerkannt; ;
I. Die silberne Denkmuͤnze, oder der erste Preis:
dem Zöglinge P. D. Grothe aus Herscheid, Regierungs—⸗ Bezirk Arnsberg, in der Statik, Hydrostatik, Maschinen— lehre, Aerodynamik;
dem Zöglinge H. Weise aus Wannsleben, Regierungs-Be— zirk Merseburg, in der beschreibenden Geometrie; . dem Zöglinge J. Ha sse aus Weißenfels, Regierungs-Bezirk Merseburg, in der Physik und in det Chemie;
dem Zöglinge M. A. Nolten aus Aachen, fuͤr den Ent—
wurf eines Fabrikgebaͤudes und der dazu gehoͤrigen Ma
schinen; m dem Zöglinge K. Beckers aus Achen, im freien Hand—
zeichnen; ; . dem Zoͤglinge K. Holzhau sen aus Gleiwitz, Regierungs—
Bezirk Oppeln, im Zeichnen von Maschinen.
II. Die eherne Denkmuͤnze, oder der zweite Preis, wurde zuerkannt:
dem Zöglinge A. C. Mathäi aus Muͤhlhausen, Regierungs— .
Bezirk Erfurt, in der Physik und Chemie;
dem Zöglinge R. Illing ans Oppeln, im freien Hand—
zeichnen; ̃ dem Zoͤglinge F. Luthmer aus Stralsund, im Linear—
zeichnen; ; 34 . dem Zoͤglinge K. W. Stauß aus Juͤterbog, Regierungs—
Bezirk Potsdam, im Modelliren.
Berlin, den 25. September 1830. Beuth.
Angekommen: Se. Excellenz der General-Feldmar— schall und Gouverneur von Berlin, Graf von Gneisenau,
aus Schlesien. . * Excellenz der Wirkliche Geheime Staats-Minister
des Innern und der Polizei, Freiherr von Brenn, von
Merseburg. . . Der Koͤnigl. Schwedische Kammerherr, außerordentliche
Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister am hiesigen Hofe,
von Brandel, von Dresden. .
Zeitungs-⸗Nachrichten. Ausland.
Frankreich.
Pairs-Kammer. In der Sitzung vom 17. Sept., bei welcher zum erstenmale ein geistlicher Pair (der Abbé v.
ontesquiou, der auch den Eid leistete) zugegen war, berich— tete der Graf Sim (on uͤber seinen in der Sitzung vom 13ten nochmals an die Kommission verwiesenen Gesetz-Ent⸗ wurf wegen Verweisung der Preß- und politischen Vergehen an die Geschwornen⸗Gerichte. Er erklaͤrte, daß, nachdem die Kommission die ihr gemachten Einwendungen gepruͤst, sie 2 der Meinung sey, den Entwurf in folgender Weise abzusassen:
„Art. 1. Die Erkennung uͤber alle Vergehen, die entweder auf dem Wege der Presse oder durch jedes andre im Art. 1 des Gesetzes vom 17. Mai 1819 erwahnte Pu—⸗ blikations-⸗Mittel veruͤbt werden, wird den Assisenhoͤfen heigelegt.
en, 1830.
Art. 2. Ausgenommen hiervon sind die im Art. 14 des Gesetzes vom 26. Mai 1819 festgesetzten Faͤlle.
Art. 3. Es sind gleichmaͤßig davon ausgenommen die Falle, wo die Kammern, Gerichtshoͤfe und Tribunale es fuͤr angemessen finden, sich der ihnen durch die Art. 15 und 1ß des Gesetzes vom 25. Marz 1822 beigelegten Rechte zu bedienen.
Art. 4. Die Verfolgung der im Art. 1 des gegen wärtigen Gesetzes aufgeführten Vergehen geschieht von Amtswegen und auf das Ansuchen des Koͤnigl. Prokura— tors, wobei nach den Bestimmungen der Gesetze vom 26. Mai und 9g. Juni 1819 verfahren werden soll.
Art. 5. Demgemaͤß werden die Artikel 17 und 18 des Gesetzes vom 25. Maͤrz 1822 aufgehoben.
Art. 6. Die Erkennung uͤber politische Vergehen wird gleichfalls den Assisenhoͤfen beigelegt.
Art. 7. Als solche sind zu betrachten: 1) Alle in den Kapiteln 1 und 2 Buch III. des Straf-Gesetzbuches und im Art. 9 des Gesetzes vom 25. Maͤrz 1822 aufgefuͤhrte Vergehen; 2) Alle Vergehen, die bei Gelegenheit politi⸗ scher Versammlungen oder durch dergleichen Reden, Schrif—⸗ ten und Handlungen begangen werden.
Art. 8. Die in dem gegenwartigen Gesetze erwaͤhn⸗ ten Vergehen, woruͤber noch kein Urtheil erfolgt ist, sollen in den darin vorgeschriebenen Formen gerichtet werden.“
Mit diesem Entwurfe wollte sich nunmehr die Kammer am folgenden Tage beschaftigen. Am Schlusse der Sitzung wurde noch der Graf von Sainte-Suzanne, der seinem Va— ter in der Pairswuͤrde folgt, aufgenommen.
Deputirten⸗ Kammer. In der Sitzung vom 17. Sept. theilte zuvörderst einer der Secretaire, Hr. Jars, der Versammlnng eine von der Stadt Belfast in Irland an die Deputirten⸗Kammer gerichtete Gluͤckwunsch-Adresse zu den letzten politischen Ereignissen mit. Zugleich kuͤndigte er an, daß die Adresse durch eine besondere Deputation der Einwoh⸗ ner von Belfast dem Praͤsidenten uͤbergeben worden sey. Mehrere Stimmen verlangten die Vorlesung derselben; Hr. Jars entschuldigte sich aber damit, daß sie in Englischer Sprache abgefaßt sey. Die Versammlung beschloß, durch ih⸗ ren Praͤsidenten der Deputation fuͤr die Adresse schriftlich danken zu lassen. — Der Praͤsident verlas hierauf ein Schrei— ben des Grafen v. Mirandol (Deputirten des Depts. der Dordogne), das zu einer äußerst lebhaften Debatte Anlaß gab. Dasselbe lautete also:
„M. H.!‘ Obgleich ich die Meinung und Gesinnungen
meiner ehrenwerthen Freunde, die ihre Entlassung neh⸗
men zu muͤssen geglaubt haben, vollkommen theile, so trete ich doch den von mehreren Andern und von einem edeln Herzoge in der Sitzung der Pais-Kammer vom 23sten v. M. ausgesprochenen Beweggruͤnden bei und schwoͤre dem Koͤnige Treue und der Charte, wie den
Gesetzen des Landes, Gehorsam. .
(gez.) Graf v. Miran dol.“
Einige wollten in dieser Eidesleistung einen stillschwei⸗ genden Vorbehalt erkennen, Andre hielten sie fuͤr vollig ge⸗ nuͤgend. Der Praͤsident war der Meinung, daß das Schrei— ben Betrachtungen, aber keinen Ruͤckhalt, enthalte. Er ver⸗ las dasselbe noch einmal. Hr Salverte glaubte darin einen unverkennbaren Vorbehalt zu finden; Hr. v. Mirandol er⸗ klare daß er die Ansichten seiner ausgeschiedenen Freunde un⸗ bedingt theile; diese waͤren aber blos ausgeschieden, weil sie der Kammer das Recht nicht zuerkannt hätten, dasjenige zu thun, was sie gethan habe. Hr. v. Berbis meinte, daß der Schreiber seinen Eid motivirt, aber keinen Vorbehalt daran geknuͤpft habe; man duͤrfe in dem vorliegenden Falle nicht allzustrenge verfahren, und um beiden Theilen zu genuͤgen, brauche man blos der erfolgten Eidesleistung, nicht aber des