war fuͤr Niemanden ein Geheimniß mehr. Alle Interessen wur⸗ den auf einmal bedroht. — Mittlerweile bildete sich aber in die⸗ ser Kammer, wo das Ministerium sich so zahlreiche Anhaͤnger verschafft hatte, eine Opposition, die, von der offentlichen Mei⸗ nung lebhaft unterstuͤtzt, furchtbar zu werden anfing. — Die Regierung, die sich bedroht sah, die Majoritaͤt in den Kammern zu verlieren, faßte den kuͤhnen Entschluß, die Wahl⸗-Kellegien zu⸗ jammenzuberufen, hoffend, daß es ihr durch Drohungen, Umtriebe und Bestechungen gelingen werde, guͤnstige Wahlen herbeizufüh⸗ ren; hierdurch vollends erbitterte sie aber Alles, was im Lande noch ein gerades Gemuͤth und gute Gesinnungen hatte. Gleich—= zeitig, und um sich der Pairs⸗Kammer zu versichern, fuͤllte das Ministerium sie mit ihm unbedingt ergebenen Männern und sfuchte die Majoritaͤt in derselben durch die zahlreichste und un— populairste von allen Promotionen zu veraͤndern. Gluͤcklicher⸗ weise entsprachen die Wahlen den Erwartungen der Regierung nicht, und, der neuen Kammer gegenuͤber, sah man ein, daß man die beabsichtigten Plaͤne aussetzen muͤsse. — Keine Nation ist zu⸗ traulicher, als die unsrige; als sie hei Eroͤffnung der Session von 1828 aus dem Munde ihres Koͤnigs das Versprechen einer bes⸗ sern Zukunft erhielt, glaubte sie daran, vergaß das Geschehene, und, oft betrogen, gab sie sich noch einmal der Hoffnung hin. —
Es hieße undankbar seyn, wenn man die Dienste nicht anerkennen un ö. sich zur Vertheidigung ihrer Rechte an. In der Erwartung von
wollte, die das neue Ministerium dem Lande im Laufe der er— sten Session leistete. Das Gesetz zur Steuerung der Wahl-Um— triebe und das Preßgesetz sind, wenn gleich man bei letzterm die Jury vermißt, Denkmaͤler, die von dem Wunsche zeugen, Frank— reich einige der Garantieen zu geben, auf die es so lange war— tete. — Aber selbst ee gh war ein Gegenstand des Arg⸗ wohns fuͤr einen mißtrauischen und wenig aufrichtigen Hof. Das Ministerium erhielt sich nur mit Muͤhe und ließ die zweite Ses⸗ sion ohne ein nuͤtzliches Resultat fuͤr die Entwickelung unserer Institutionen voruͤbergehen. — Die Kammern trennten sich;
traurige Vorgefuͤhle bemeisterten sich des Publikums: sie waren
leider nur allzu gegruͤndet. — Die Bildung des Ministeriums des 8. August versetzte Frankreich in Bestuͤrzung. Nach so vir— lem Ruhme, und nachdem alle Volker von Europa unserm Mu⸗ the in den Schlachten, unserer Ergebung im Ungluͤcke, un serer Gewissenhaftigkeit in der Erfuͤllung von Verpflichtungen und der Abtragung von Lasten, welche das regierende Haus uns aufju⸗ legen beigetragen hatte, gehuldigt, — sollte es also unserer hel⸗ denmuͤthigen Nation vorbehalten seyn, von ihrem Könige an einem Tage einen groͤßern Schimpf zu erfahren, als das Aus⸗ land ihr jemals zugefuͤgt hatte. — So besorgte man, daß unser
tapfres Heer die Gesinnungen des Landes theilen moͤchte; und
man erniedrigte es, indem man ihm zum Oberhaupte einen Mann
gab, dessen Rame ihm so herbe Erinnerungen ins Gedaͤchtniß
zuruͤckrief. Die im Jahre 1815 veruͤbten Excesse hatten die Nation empoͤrt; und man vertraute das Ministerium des Innern demjenigen
Endlich, so verlangte Frankreich laut die Vollziehung der Charte,
und man stellte an der Spitze un serer Diplomatie denselben Mann,, der sich so lange geweigert hatte, diese Charte anzuerkennen. —
Wer waren denn diejenigen, die mitten im tiefsten Frieden den Konig zu solchen Magßregeln trieben? Wer waren die geheimen Rathgeber, die ihn bewegten, sich solchergestalt cinem ganzen Volke feindselig gegenuͤber zu stellen? Leider entgehen ihre Na⸗ men unsern Nachforschungen. Im Uebrigen, so trifft die An⸗ klage schon genug Schuldige, als daß es noch noͤthig waͤre, die Zahl derselben z vermehren — Jedoch muͤssen wir bemerken, daß der Füͤrst von Polignae der innigste Vertraute Karls X. gewesen zu seyn scheint, daß er fuͤr sich allein in der offentlichen Meinung die ganze eontre-revolutionnaire Partei darstellt, und daß jedesmal, wo diese Partei sich des Staatsruders zu bemaͤch—⸗ tigen drohte, immer er es war, den sie den Hoffnungen der Feinde der Ordnung und der Gesetze vorhielt. — Die Zusam⸗ menstellung eines ö Kabinets war bedeutungsvoll; Frank⸗ reich konnte sich uͤ ; isselbe 6 es sich getaͤuscht, so wuͤrden die Zeitungen, die die Organe es Hofes waren, ihm selbigen hinlaͤnglich verrathen haben; noch nie war eine Contre⸗Revolution so keck und unvorsichtig ange⸗
kuͤndigt worden. — Bald erhob sich zwischen dem Guͤnstling des . nen, die eine so friedfertige, eine so treue Nation verkennen, und uns, die wir mit der innigsten Ueberzeugung die Schmerzen eines
gen en Volks in Ihren Busen auszuschütten kommen!““ Aber
Koͤnigs und dem stuͤrmischsten seiner Kollegen ein Streit uͤber den Vorrang im Minister-Rath; um Letztern zu ersetzen, ließ man aus den Provinzen einen Mann kommen, der sich weder
durch eine parlamentarische noch durch politische Beruͤhmtheit zu empfehlen schien; Frankreich wunderte sich deshalb, es fragte, wodurch eine solche Wahl sich rechtfertigen lasse, und ef el
ers. Das Praͤsidium in einem Wahl⸗Kollegium, worauf ein masche⸗
voller Besorgniß nach dem frühern Leben des neuen Mini
und ungebraͤuchliches Avancement im Justizfache folgte, eine neuere Rede bei Gelegenheit seiner Einsetzung bei einem großen Gerichtshoͤfe waren Alles, was man von ihm wußte; aber es ließ sich annehmen, daß er insgeheim ein Pfand seiner Gesin⸗ nungen und seiner Mitwirkung gegeben habe. — Gleichwohl ge⸗ stattet die Unparteilichkeit Ihrer Kommission nicht, eine Denk⸗ schrift mit Stillschweigen zu uͤbergehen, die Herr von Guernon— non⸗Ranville dem Instructions Protokoll hat beifuͤgen lassen, die er am 15. Dez i829, d. h. kaum einen Monat vor seinem Eintritte in das Ministerium, dem Fuͤrsten v. Polignae uͤberfandte, und die, seiner Meinung nach, die Gesinnungen ausdruͤckt, mit
denen er in dasselbe eintrat. „„Die Pairs⸗-Kammer““, sagte er
darin, „„kann zu unz weder Vertrauen noch Zuneigung haben; gleichwohl wird sie nicht feindselig gegen uns feyn. . n .
1
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er den Zweck desselben nicht taͤuschen, und
res ist es mit der Deputirten⸗ Kammer; hier wird sich tausend⸗
faͤltiger Haß und Ehrgeiz gegen uns verbinden; n Vorabe
eines so ungleichen Kampfes koͤnnen verschiedene Entschluͤsse * faßt werden; derjenige aber, den die Opposition dem Ministerium beimißt, und welchen Geruͤchte von Staatsstreichen ahnen lassen, derjenige mit einem Worte, zu welchem einige unvorsichtige Ro= palisten die Regierung treiben moͤchten, bestaͤnde in der Auftö⸗ sung der Kammer und in der Einberufung einer neuen, nach— dem man das Wahlgesetz durch eine Verordnung verandert und die Preßfreiheit durch die Wiederherstellung der Censur suspen— dirt haͤtte. Ich weiß nicht, ob ein solches Verfahren die Mo⸗ narchie retten wuͤrde, aber es waͤre der gewaltsamste Staats⸗ streich und die offenbarste Verletzung des 35sten Artikels der Charte, der Bruch des gegebenen Wortes. Ein solcher Plan kann daher weder dem Könige, noch gewissenhaften Ministern zusagen.““ So urtheilte Herr von Guernon-Ranville damals uͤber Maaßre— geln, zu denen er schwach genug war spaͤterhin mitzuwirken. Der Fuͤrst von Polignac wurde Praͤsident des Minister⸗Raths: er war es, der sich mit dem Koͤnige berieth, und sey es nun, daß er ein bloßes Werkzeug in den Handen dieses Fuͤrsten und seiner Ver— trauten, oder daß er wirklich die Seele der Faction war, so scheint es ausgemacht, daß er die ganze Arbeit des Kabinets vorbereitete und veranlaßte. — Von allen Seiten schickten aber die Burger
Staatsstreichen verband man sich, um Widerstand zu leisten; die Steuer- Verweigerungs⸗Vereine griffen um sich, die Erhaltungder Volks-Freiheiten war ein Beduͤrfniß, von dem alle Klassen der Gesell⸗ schaft sich durchdrungen hatten. Umsonst lud man diefe patriotischen Vereine vor die Gerichte. Diese erließen, wenn gleich sie die An⸗ geschuldigten verurtheilten, Erkenntnisse, welche die Gesetzlichkeit des Widerstandes aussprachen, und diese gerichtliche Bestaͤtigung war nicht der kleinste dem Lande geleistete Dienst. Die Regierung sah sich gendͤthigt, inne zu halten und sogar die ihr untergeleg= ten Absichten zu leugnen; der Ohnmacht kam die Heuchelei zu Hülfe; allein man sicherte sich alle Stellungen, besetzte die Staats
Aemter mit seinen Guͤnstlingen und vertrleb daraus Jeden, der
noch. ein Herz fuͤr das Vaierland und Sinn fuͤr die liberalen Institutionen hatte, womit wir in Folge eines muͤhseligen 40⸗ jaͤhrigen Kampfes ausgestattet worden waren. — Acht Monate gingen hieruͤber hin, man konnte nicht laͤnger saͤumen, die Kam⸗ mern einzuberufen. Die Krise naͤherte sich. Endlich erschien der große Tag, an weschem das Konigthum und sein klaͤgliches Ge⸗ folge sich der Nation gegenuͤber stellten. — Wie strafbar waren
nicht die Minister, die dem Fuͤrsten die unvorsichtigste von allen
Drohungen in den Mund legten! .. . Erinnern Sie sich, m. H. wie traurig die Gemuͤther näch der Koͤnigl. Sitzung walen . innern Sie sich, wie sehr es die der Regierung ergebensten Maͤn⸗ ner betruͤbte, das Köͤnigthum in solchem Maaße kompromitirt
zu sehen; und gleichsam als ob so harten Worten, einer so deut⸗
an, der sich durch seine Kategoricen so beruͤchtigt gemacht harte. lichen Absicht, die Gemuͤther zu erbittern, noch etwas gefehlt haͤtte,
enthielt das Blatt, das der gewöhnliche Vertraute des Kabinets und der Absicht der eontrerevölutionnairen Partei war, gleichzeitig eine Paraphrase, die beleidigendste fuͤr die Kammer, und das von ihr repraͤsentirte Land, die sich nur denken laͤt. Die Kammer war dem Könige die Wahrheit schuldig; sie schickte sich an, sie ihm zu sagen. In dem geheimen Ausschusse, wo sie sich uͤber ih⸗
re Adresse berieth, wunderte sie sich weiter nicht, daß sie die Rathgeber der Krone voͤllig unvorbereitet fand; da diese beim
Lande in so großer Ungunst standen, so verschmaͤhten sie es, einen Verhaltungs⸗Plan, ein Verwaltungs⸗System rr, ,. wahr⸗ scheinlich wagten sie es nicht, ihre Entwuͤrfe einzugestehen Eine voͤllige Verblendung und Unkenntniß von ihrer Lage war Alles,
was ihrerseits von dieser denkwuͤrdigen Sitzung uͤbrig blieb. —
Durch cine namhafte Stimmen⸗Mehrheit wurde die Adresse an den Koͤnig angenommen. „„Die Dazwischenkunft des Landes““, sagte die Kammer, „macht die fortwaͤhrende liebereinstimmung der politischen Absichten Ihrer Regierung mit den Wuͤnschen Ihres Volkes zur unerläßlichen Bedingung des regelmaͤßigen Ganges der offentlichen Angelegenheiten. Sire, unsre Loyalitaͤt,
unsre Ergebenheit legt uns die harte Nothwendigkeit auf, Ihnen
zu sagen, daß diese Uebereinstimmung nicht bestehtn .. . Ent⸗ scheiden Ew. Majestaͤt in Ihrer hohen Weisheit zwischen de⸗
iese edeln Worte fanden kein Gehoͤr, und die Kammer wart ben so erstaunt uͤber die ihr zu Theil werdende Antwort, als sie sich da⸗ durch verletzt fuͤhlte: „„Ich hatte ein Recht““, sagte der in g „„auf die Mitwirkung beider Kammern zu rechnen; es betruͤbt mein Herz, die Deputirten erklaͤren zu hoͤren, daß von ihrer Seite auf diese . nicht zu rechnen ist.““ Treulose Einfluͤsterung, der die Rathgeber der Krone sich nicht scheuten hinzuzufuͤgen, daß die in der Thronrede angekuͤndigten Beschlüsse
unwandelbar seyen! — Die Kammer wurde vertagt, und diese
Vertagung war das Vorspiel des Looses, das man ihr bereitete. Ihre Auflbsung wurde nicht sofort ausgesprochen; das Ministe⸗ rium wollte Zeit gewinnen, um die neuen Wahlen gehoͤrig vor⸗ zubereiten und, wie man alsbald sehen wird, den strafvarsten Einfluß auf dieselben auszuüben. — Man gedachte uͤber⸗
dies, bei einer fuͤr Ruhm empfänglichen Nation die Gemü⸗
ther durch den Glanz cines größen militgirischen Unter⸗ nehmens zu gewinnen; als Vor wand. dazu diente ein unserer Flagge zugefüͤgter Schimpf; nichts wurde versaͤumt, um den Er⸗ folg zu sichern; man verschwende ne die Staatsfonds; Kerntrup⸗
. ; . . ö , Q 7 7 7 7 777 7 7 7 777 7 7 7 7 7 7777777 7 7777777
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pen wurden nach unsern Kuͤsten geschickt, und eine ungeheure Schiffsausruͤstung sollte den Transport derselben bewirken. Diese obne das zuthun der Kammern gemachten Ausgaben wurden al⸗ lein hinreichen, um eine Anklage zu begruͤnden, wenn eine solche nicht vor derjenigen, die uns beschaͤftigt, vollig verschwaͤnde. — Der Erfolg, den man sich versprach, wuͤrde äber unvollstaͤndig oder werthlos gewesen seyn, wenn man ihn durch einen von je⸗ nen Kriegern, den Stolj Frankreichs, die unsre Soldaten so oft um Siege gefuͤhrt hatten, errungen haͤtte. — Das Kommando der Expedition wurde sonach demselben Gencral uͤbergeben, dessen Erscheinen im Ministerium das Franzbsische Ehrgefuͤhl so tief verletzt hatte; man rechnete auf seinen Triumph, um unsere Frei⸗ heiten zu vernichten. — Die Nation ließ sich dadurch nicht taͤu⸗
einige Provinzen der ehemaligen Normandie darboten. Die Flam⸗
men verzehrten daselbst ohne Unterschied die Huͤtte des Armen
und die Wohnung des Reichen. Furchtbare Feuersbruͤnste, de⸗ ren Anstifter den gerichtlichen Nachforschungen entgingen, zwan⸗ gen die Buͤrger, sich zur Bewachung ihres Eigenthums selbst zu
waffnen, und erregten die groͤßte Erbitterung in den Gemuͤthern. — Es war nicht natuͤrlich, diese Verbrechen der Bosheit von
in politischen Berechnungen, und der Verdacht stieg bis zu den Ministern hinauf. — Ihre Kommission hat sich Auszüͤge gus den zahlreichen Prozessen uͤber diese Verbrechen vorlegen lassen; sie
hat die volumindse Korrespondenz, wozu selbige Anlaß gegeben,
durchlaufen, und darin so viel Dunkles gefunden, daß es ihr schwer fallen wurde, in dieser Beziehung ein Urtheil von einigem
Gewichte zu faͤllen. — Es leidet indeß keinen Zweifel, daß die Wahl mehr, und es bleibt mir nur uͤbrig, den Befeh⸗
len, die ich erhalte, zu gehorchen. Ich ergebe mich in dieses
Brandstiftungen in der Normandie eben so wenig Verbrechen von rivat⸗Personen sind, als man sie einzelnen Personen, die keine Gemeinschaft unter einander haben, beimessen darf. Gewiß ist
der auf der That ertappten und demnaͤchst vor Gericht gezogenen Individuen, scheinen dies zu beweisen. Todes⸗Urtheile sind ge⸗ faͤllt worden; die Schuldigen haben aber ihr Urtheil kaltbluͤtig
fort; man muß von der Zeit die Aufdeckung dieser schrecklichen
r, rn. , , 9. ,,. 1. 563 cin a , z . palt im Kabinette. s haͤlt schwer, sieben Manner zu finden, sten von Polignae an Herrn von Chantelauze. Ich habe nicht die in gleichem Maße geneigt sind, dem oͤffentlichen Hasse Hohn , Sen, —
zu bieten, um die Gesetze und Staats-Einrichtungen umzustuͤrzen.
Zwei Minister wichen vor den Plaͤnen ihrer Kollegen zuruͤck und schienen die damit verknuͤpfte große Verantwortlichkeit zu fuͤrch⸗ ten. Man mußte darauf denken, ihnen Nachfolger zu geben, und da man solcher Maͤnner bedurfte, die zum Handeln geneigt waͤren, so suchte man unter unsern beruͤhmten Politikern diejenigen heraus, die der Contre-Revolution die meisten Pfaͤnder gegeben
hatten, und deren Charakter sonach dem Lande am widerwaͤrtig⸗
sten seyn mußte. — Der Graf von Peyronnet, dessen Name auf so traurige Weise das Andenken der von der vorigen Kammer
gebrandmarkten Verwaltung zuruͤckrief, und auf dem außer einer allgemeinen Anklage, von der er sich noch nicht gereinigt hatte,
noch eine anders in Betreff der gegen die farbigen Maͤnner von Martinique veruͤbten Grausamkeit und Rechts⸗Verweigerung mit ihrem ganzen Gewichte lastete, erhielt das Portefeuille des Mi⸗
nisteriums des Innern. Sein unternehmender Geist ließ ihn als g , . betrachten, die Regsamkeit, die diesem Zweige der Staats⸗ erwaltung bevorstand, zu beschleunigen. — Eine Abtheilung
dieses naͤmlichen Ministeriums wurde dem Baron Capelle zu
Theil; er hatte sich in der Kunst, die Wahlen zu leiten, geschickt
bewiesen; dies war sein Anspruch auf jene Gunstbezeigung. End⸗ ster erließ sein Cirkular, jeder General⸗ Direktor wieder⸗
lich, so hatte Herr Chantelauze die Aufmerksamkeit der Krone durch den in der vorhergehenden Session ausgesprochenen Wunsch nach einem monarchischen fuͤnften September auf sich gezo⸗ en. Man uͤbergab ihm die Siegel; doch muͤssen wir hinzu⸗ ügen, daß er zür Annahme derselben gezwungen wurde; seine Vernehmung enthaͤlt hieruͤber Aufschluͤs, die wir pflichtmaͤßig wiedergeben muͤssen. Zum Minister des öffentlichen Unterrichts ernannt, lehnte er diesen Posten ab. Als man ihm spaͤterhin has
Justiz⸗Ministerium anbot, weigerte er sich ebenfalls, dasselbe zu
übernehmen. Neue Umstaͤnde aber, sagt er, gestatteten ihm
nicht, bei dieser Weigerung zu beharren. In der That hat man! . ihm von der Regierung bewiesene Vertrauen sich weigern, seine
Anstrengungen mit den ihrigen zu verbinden, und als Opponent gegen sie auftreten, so wuͤrde er das Band selbst zerreißen, das
unter den in den Tuilerieen weggenommenen Aktenstuͤcken das Originalschreiben des Fuͤrsten Pollgnae an ihn gefunden; es ist vom 30. April datirt. Eben so hat man die Abschrift der Ant⸗ wert des Hrn v. Chantelguze darauf, datirt aus Grenoble vom 9. Mai, vorgefunden. Der Schreiber giebt darin ein großes Mißtrauen gegen sich selbst zu erkennen; er haͤlt es am Vor⸗ abende der Einberufung der Wahl⸗Kollegien nicht fuͤr angemessen, das Ministerium zu veraͤndern; jedenfalls betrachtet er es aber als
nothwendig, Herrn von Peyronnet wieder an das Staatsruder zugch ꝛ noͤthig scheinenden Maaßregeln ergreifen werden.““ Und in der
zu berufen. „„Die Gegenwart dieses Mannes im Con⸗
seil !“, aͤußert er, „„wuͤrde einige Einwendungen, die ich aus Persöͤnlichen Ruͤcksichten zu machen habe, beseitigen, denn eine Verpflichtung, die ich nicht brechen darf, knuͤpft mich gleichsam
an seine politischen Schicksale. Doch muß ich gestehen, daß es selbst in diesem Falle noch sehr schwer fuͤr mich gen würde, das
Opfer zu bringen, das man von mir verlangt. Gleichwohl bin ich bereit, nach Paris abzureisen, sobald ich 6 . a er⸗ halte; dort erst kann ich beurtheilen, inwiefern mein Rath und meine, Mitwirkung dem Koͤniglichen Dienste nutzen können.““ Dieses Schreiben wurde, wie es scheint, sogleich dem Könige vor⸗ gelegt und die darin enthaltene Weigerung von dem Monarchen übel gedeutet, wie qus einem Briefe Karls X. an Hrn. v. Polig⸗ nage, der gleichfalls in den Tuilericen gefunden worden und aus St. Cloud vom 14. Mai datirt ist, hervorgeht. „„Ich schicke Ihnen hierbei, mein lieber Julius““, heißt es darin, „„das lange Schreiben des Hrn. v. Chantelauze zuruͤck; der Brief meines
Sohnes besagt dasselbe (dieser Fuͤrst kam aus Grenoble, wohin
er sich bei seiner Ruͤckkehr aus der Provence, wie es scheint, in
schen, und wenn sie die Flotte, die so viele Franzosen am Bord der Absicht, sich mit Hrn. v. Chantelauze x ö harte, mit ihren Wuͤnschen begleitete, so konnte man doch leicht be⸗ . ö. , merken, wie wenig populair die Expedition war. — Schon seit einigen
Monaten war Frankreich von dem Schauspiele erschreckt, das tauschen. Im uebrigen andere ich an meinen Plaͤnen nichts, und
ben hatte mit Ausnahme des eigentlichen Grundes der Weige— rung; er (Chantelauze) will naͤmlich cinen angenehmen und nnab— setzbaren Posten nicht gegen einen leider nur allzu absetzbaren ver⸗
wenn er (Chantelauze), wie ich glaube, uns noch ansteht, so kön⸗ nen wir ihn durch Peyronnet zu uͤberreden suchen.““ Hr. von Chantelauze erhielt sonach den Befehl, nach Paris zu kommen, und es gelang, seinen Widerwillen zu besigen. — Die Kommission muß noch eines Aktenstuͤckes erwaͤhnen, das sie dem Prozesse bei⸗ gefuͤgt hat; es ist dies ein vom 18ten Mai datirter Brief des
Privat Personen beizumessen; man suchte daher den Grund dazu Hrn. v. Chantelauze an seinen Bruder, Rath in Monthrison.
Es heißt darin: „„Wir haben lange gegen einander geschwiegen;
ich breche das Stillschweigen zuerst, denn ich will nicht, daß du
aus dem Moniteur und gleichzeitig mit dem Publikum das wich⸗ tigste und, wie ich glaube, ungluͤcklichste Ercigniß meines Lebens erfahrest, naͤmlich meine Ernennung zum Großsiegel⸗Bewahrer.
Zwei Monate lang habe ich mich unablaͤssig meinem Eintritte
in den Minister⸗Rath widersetzt. Heute laßt man mir keine freie
Opfer. Wache uͤber das Wahlgeschaͤft, denn es waͤre jetzt schimpf⸗
es, daß eine Art von Fanatismus dabei eine Rolle gespielt hat; ich fuͤr mich, wenn ich durchflele. ““ Die Herren von Chabrol
mehrere That sachen, und namentlich das hartnaͤckige Schweigen
und Courvoisier schieden aus dem Minister⸗Rathe, und Herr von Montbel uͤbernahm, nachdem er hinter einander die Ministerien des dffentlichen Unterrichts und des Innern versehen hatte, die Finanzen. Al so wurde das Kabinet veraͤndert. Eine Sache faͤllt
vernommen und den unerklärlichsten Starrsinn gezeigt, gleichsam bei dieser Modification auf; es wurde daruͤber nicht im Conseil
als ob ein Eid ihre Zunge binde und ihnen den Muth einfloͤße,
dem Tode zu trotzen. Noch setzen die Gerichte die Untersuchung enen hat dies in seinem Verhoͤre erklaͤrt; der Beweis hiervon findet
selbst berathschlagt, und sie ging ohne die Mitwirkung der bei⸗ behaltenen Minister vor sich. Herr von Guernon-Ranville
sich uͤberdies in dem bereits oben erwaͤhnten Schreiben des Fuͤr⸗
noͤthig““, heißt es darin, „„Ihnen zu sagen, daß uͤber den In⸗
halt dieses Schreibens, der nur den beiden darin genannten hoöͤch⸗ sten Personen bekannt ist, das tiefste Geheimniß beobachtet wer⸗ den muß.“““ Der Gedanke war also nicht von dem Kabinette
ausgegangen; ein den Mitgliedern desselben fremder Einfluß hatte
vielmehr die neuen Wahlen diktirt, die, wie es scheint, den beibehaltenen Ministern erst durch den Monitenr bekannt wurden. Von diesem Gedanken, diesem fremden Ein⸗ flusse besaß Herr von Polignac allein das Geheimniß; er umgab Karl X. mit solchen Ministern, die er am bereit⸗ willigsten hielt, seine Plaͤne zu unterstuͤtzen. — Als Herr von Peyronnet befragt wurde, ob er glaube, daß sein Eintritt in den Minister⸗Rath durch die Absicht herbeigeführt worden sey, das System, auf dessen Grund das Ministerium vom Sten
August gebildet worden, zu modifieiren, beschraͤnkte er sich auf die Antwort, daß der Konig, wie ihm scheine, nur die Absicht
ehabt habe, das Ministerium geschickter fuͤr die Bergthungen in den Kammern zu machen. Sie, m. H., werden diese Ant⸗ wort nach Verdienst zu wuͤrdigen wissen. — Schon vor der Ver— aͤnderung des Ministeriums war dieses damit umgegangen, guͤn⸗ stige Wahlen zu eelangen; kaum war die Veraͤnderung erfolgt, als es sich dieser Sorge gaͤnzlich hingab. Jeder Mini⸗
holte es seinen Untergeordneten; jeder von diesen uͤber⸗ schickte es dem Subaltern-Beamten, und diese Reihefolge von Drohungen, Versprechungen und Eingebungen durchdrang die ganze Verwaltung, wo sie Verderbniß, Schrecken und Ver⸗ wirrung verbreitete und den Beamten keine andere Wahl ließ, als entweder ihre Posten, die ihren Familien den Unterhalt sicher⸗
ten, aufzugeben, oder durch die Unterstuͤtzung eines sie verrathen⸗
den Ministeriums ihre Pflichten gegen das Vaterland zu ver⸗ letzen. — Hr. v. Montbel sagte in seinem Cikrular⸗Schreiben an die Finanz- Beamten: „„Sollte ein Offiziant als Lohn fuͤr das
ihn an die Verwaltung knuͤpft, und nur noch auf strenges Recht ge⸗ faßt seyn muͤssen.“ Hr. v. Peyronnet fuͤgte diesen drohenden Worken ein organisirtes System der Angeberei hinzu: „„Sie werden mir““, sagte er den Praͤfekten, „„uͤber das Betragen der Beamten vertrau⸗
liche Mittheilungen machen; ich werde diese nur den resp. Ministern
zugehen lassen, die hinsichtlich der betreffenden Beamten die ihnen
That bemaͤchtigte Hr. v. Peyronnet sich der Leitung der Wahlen. Seine Korrespondenz gewann eine furchtbare Thaͤtigkeit er er⸗ munterte und spornte die uͤbrigen Minister an, denüzirte ihnen die zaghaften Beamten, damit sie ermuthigt, die Lauen, damit sie zurechtgewiesen und versetzt, und diejenigen endlich, die nicht
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